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Kapitel 3

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Am nächsten Morgen machte ich mich sofort nach dem Frühstück mit den Artikelentwürfen in der Tasche auf den Weg zu Jördis. Ich traf sie aufgrund der frühen Uhrzeit noch in ihrem Kräutergarten an. Zu meiner Überraschung zeigte sie sich von allen drei Varianten ziemlich begeistert, sodass auch ihr eine Entscheidung äußerst schwer fiel. Schließlich wählte sie Nummer zwei.

Ohne mehr Zeit als nötig dafür zu verschwenden, bedankte ich mich bei ihr, um schnell meinen Weg fortsetzen zu können. Ich wollte die Pressemitteilung persönlich nach Zinnowitz bringen, zum Redaktionsbüro des Inselkuriers. Der Himmel war etwas bedeckt, als ich mich frohen Mutes auf den Weg machte. Leider sah es trotzdem nicht nach Regen aus, sodass Scharen von Urlaubern sich zu einem Spaziergang auf dem Damm entschlossen hatten, wodurch ich Schlangenlinien um Omis mit Rollatoren und kleine Kinder mit Puppenwagen fahren musste. Nur so gelang es mir, ein halbwegs akzeptables Tempo anzuschlagen.

Ich erreichte das Büro am späten Vormittag. Der einzige anwesende Redakteur zeigte sich von meiner Geschichte begeistert und versprach, den mitgebrachten Artikel definitiv in Kürze der Öffentlichkeit zu präsentieren. Außerdem sollte ich ihn unbedingt jederzeit über weitere interessante Ereignisse in Bezug auf das Buch informieren! Nachdem ich dies versprochen hatte, schwang ich mich bester Laune wieder auf mein Fahrrad. Als ich Zempin hinter mir gelassen hatte, drosselte ich mein Tempo merklich und legte an der Biegung, die wieder auf den Damm führte, eine Pause ein. Ich ließ mein Rad einfach stehen und kletterte auf die Düne, obwohl dies natürlich verboten war. Eine Weile blickte ich einfach nur auf das offene Meer hinaus, sah den Wellen beim Brechen zu, genoss, wie der Wind unter meine Kleidung fuhr. Normalerweise ließ ich es damit gut sein, kehrte nach ein paar Minuten zum Radweg zurück. Doch etwas hielt mich heute davon ab, vielleicht ahnte ich ja in der hintersten Ecke meines Gehirns, dass etwas Außergewöhnliches bevorstand. Also wandte ich mich nach rechts und lief schräg auf die See zu. Irgendwann schwenkte ich um, um parallel zum Wasser zu gehen. Im Nachhinein war es mir nicht mehr möglich, die Gründe für mein Tun zu rekonstruieren – was auch daran liegen konnte, dass es bei einem mehr als halbherzigen Versuch blieb – derart weit war ich jedenfalls noch nie über die Düne gegangen. Ich konnte bereits den nächsten Strandzugang erkennen, da stoppte ich endlich.

Wie um mich zu beruhigen, schaute ich mich gründlich um. Strandidylle pur. Nein, Moment! Was war das? Eine Wurzel, ja. Auf den ersten Blick kaum ungewöhnlich, aber es fehlte der passende Baum. Verwirrt hielt ich inne. Bestimmt bildete ich mir das nur ein, oder? Gewiss war dort rein gar nichts Besorgniserregendes, richtig? Doch ich konnte einfach nicht widerstehen, die Wurzel etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Langsam ging ich auf das seltsam gebogene Holz zu. Aus der Nähe fiel das Fehlen des Baumes kaum auf. Kurzerhand ergriff ich die Wurzel und riss daran. Schon dass sie nur ein kleines bisschen wackelte, kostete mich einige Anstrengung. Bevor es mir gelang, größere Veränderungen zu bewirken, musste ich eine erste Verschnaufpause einlegen. Gehörte die Wurzel vielleicht doch hierher? Beinahe fing ich an, das zu glauben, aber dann besann ich mich. Sie sah einfach zu bizarr aus, wie sie da baumlos aus der Öffnung ragte. Ich umfasste das Holz an einer anderen Stelle. Meine Knöchel traten weiß hervor, so stark umklammerte ich den Wurzelast. Mit aller Kraft stemmte ich meine Füße in den Boden und zog. Sand rieselte in meinen Turnschuh und schob sich unter meinen Strumpf, wo er unangenehm in meine Fußsohle stach. Urplötzlich flog ich nach hinten. Hatte ich es geschafft? War die Wurzel gelöst? Nein. Meine Augen weiteten sich, als ich aufblickte. Alles noch an Ort und Stelle, nur der Sand … ich konnte nicht sagen, was damit passiert war, doch ich war überzeugt, dass er mich zurückgeschleudert hatte.


Fest entschlossen erhob ich mich und klopfte mir den Sand aus der Kleidung. Vielleicht war ja Gewalt gerade nicht die beste Lösung. Vielleicht sollte ich mir die Wurzel erst einmal aus der Nähe betrachten. Vielleicht würde sich dann eine ganz simple Lösung offenbaren. Vielleicht. Ich ging dicht vor dem mysteriösen Loch in die Hocke. Mit zusammengekniffenen Augen ließ ich meinen Blick über die Äste wandern. Nichts. Ich streckte die rechte Hand nach vorn und ließ meine Finger über jedes Zweigchen einzeln gleiten. Stopp! Ich fuhr den Zeigefinger wenige Millimeter zurück. Da war doch etwas, oder? Es fühlte sich an, wie … nun, Hebel war nicht ganz das richtige Wort, traf es aber noch am ehesten. Automatisch schob sich mein Finger in die Einbuchtung unter dem Hebel. Dann drückte er nach oben. Augenblicklich setzte ein lautes Rattern ein. Unwillkürlich sprang ich zurück, der Schreck stand mir wohl ins Gesicht geschrieben. Während die Lautstärke stetig anschwoll, begann die Wurzel sich zu drehen. Wie in Zeitlupe glitten die einzelnen Äste auseinander. Nach einigen Minuten schließlich gaben sie eine Öffnung frei, die groß genug war, dass ein Mensch hindurchpasste. Ich zögerte nur kurz, bevor ich mit dem Kopf vorneweg in das Loch kroch. Sofort umfing mich völlige Dunkelheit. Einen Moment lang bezweifelte ich, dass es eine gute Idee war, sich einfach ins Ungewisse zu zwängen. Was, wenn ich stecken blieb? Niemand war hier, der mir helfen konnte. Nur Sekunden später hatte meine Neugier gesiegt. Denn dass mich hier etwas Aufregendes erwartete, war mir spätestens seit der eigenmächtigen Bewegung der Wurzel klar. Anfangs war der Tunnel ziemlich eng, sodass es mich einige Mühe kostete, mich robbend nach vorne zu schieben. Aber schon bald weitete sich der Gang etwas und ich konnte vorwärts krabbeln. Wenig später hatte sich die Decke weit genug nach oben verlagert, sodass ein geducktes Gehen möglich war. Mit der Zeit gewöhnten sich meine Augen auch etwas besser an die Dunkelheit, die mich umgab. Dennoch konnte ich nicht viel erkennen, was wohl daran lag, dass es schlichtweg nichts zu sehen gab. Abgesehen von Stein natürlich. Ich war vielleicht zehn Minuten gelaufen, als ich mich zu fragen begann, ob es überhaupt Sinn hatte weiterzugehen. Was würde mich erwarten? Offensichtlich etwas, von dem kaum jemand Kenntnis hatte, da es so gut versteckt war. Ich für meinen Teil lebte nun immerhin seit 15 Jahren auf Usedom und hatte noch nie etwas von diesem Gang in der Düne gehört. Möglicherweise war es ja auch gefährlich, zu tief nach innen zu dringen? Nun, Angst sollte mich nicht abhalten. Falls wirklich etwas Spannendes geschehen sollte, könnte ich bestimmt eine gute Story daraus machen. Ja, vielleicht ließe sie sich sogar im Genre Fantasy verkaufen, das liebten schließlich Jugendliche heutzutage!

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukam, aber schmiedete Pläne für eine neue Geschichte! Genauso musste man wohl denken, wenn man als Autor brillieren wollte. Und das wollte ich!


Während ich so dachte, nahm ich kaum wahr, wie der Gang allmählich in die Breite wuchs. Doch auf einmal erblickte ich im wahrsten Sinne des Wortes das Licht am Ende des Tunnels. Oder bildete ich mir das nur ein, weil ich es gern sehen wollte? Wie dem auch war, jedenfalls beschleunigte ich sofort meine Schritte. Vielleicht würde ich nun endlich etwas Interessantes entdecken. Ich lachte innerlich. Während ich meine letzten Gedanken noch einmal Revue passieren ließ, fühlte ich mich wirklich, als sei ich bereits mittendrin in meinem Fantasyroman. Gewiss würde sich das Ganze als völlig harmlos und unspektakulär erweisen, versuchte ich mir einzureden. Plötzlich machte der Gang eine Biegung. Mit einem Mal war ich von Licht umhüllt. Überrascht blinzelte ich ein paar Mal, bevor ich zumindest einige schemenhafte Umrisse erkennen konnte. Aber kaum dass meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, begann ich erneut zu blinzeln, diesmal aus Ungläubigkeit. Vor mir tat sich eine Höhle mit schier gigantischen Ausmaßen auf. Nicht nur, dass sie unmöglich unter unsere Insel passen konnte – schon gar nicht mit ihrer schmalen Breite hier am Achterwasser –, nein, sie war auch unglaublich hoch, ich musste wahrhaftig die ganze Zeit bergab gegangen sein. Ich spürte, wie sich ein angenehmes Kribbeln in meinem ganzen Körper ausbreitete. Meine Arme waren über und über mit Gänsehaut bedeckt. Der Grund dafür war relativ simpel: Vom Höhlenboden bis zur Höhlendecke zogen sich über das gesamte Areal riesige Reihen von gefüllten Bücherregalen. Ich traute meinen Augen noch immer kaum, als ich langsam anfing zu begreifen. Es brauchte ein paar Minuten, bis ich es wagte, die Höhle richtig zu betreten. Vorsichtig schritt ich auf das nächstliegende Regal zu. Mit jeder Sekunde wuchs meine Neugier um mehrere Meter. Mein Atem ging stoßweise, als ich endlich vor den ersten Bücherreihen stand. Staub lag auf den Regalbrettern und den Buchrücken. Die Werke waren wohl nach Autoren sortiert, diese jedoch ohne erkennbares System angeordnet. Nun gut, vielleicht nach einer groben Zeiteinteilung. Wobei die Betonung auf „grob“ lag – meines Erachtens existierten genau zwei Kategorien. „Alt“ und „Neu“. Denn ich fand neben den „Leiden des jungen Werther“ von Goethe Dante Alighieris „Commedia“ – auf Italienisch, wohlgemerkt. Liebend gern hätte ich eins dieser Bücher in die Hand genommen, einfach nur darin geblättert, aber ich überwand dieses Verlangen. Zu groß erschien mir die Gefahr, dass ich eine Seite beschädigen könnte; schließlich befanden sich hier eindeutig keine druckfrischen Exemplare. Eine Weile starrte ich unschlüssig auf die Regale, bevor ich ein wenig Staub von einem Brett wischte und dann weiterging. Etwa alle 20 Meter setzte ich erneut eine solche Markierung, damit ich später den Weg zum Ausgang wiederfinden würde. Nach einiger Zeit gelangte ich zu neueren Titeln und Autoren. Zuerst entdeckte ich Gottfried Keller, kurz darauf Thomas Mann und Familie. Ihnen gegenüber fand sich Erich Kästner wieder. Wenig später tauchten auch moderne Schriftsteller auf – Ken Follett, Stephen King, Joanne K. Rowling und Henning Mankell …

Stets waren die Buchtitel in der Muttersprache des jeweiligen Autors geschrieben, so beispielsweise „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“. Ein paar Meter weiter stieß ich auf eine Leiter. Sie war hölzern und mit einer dicken Staubschicht überzogen. Dennoch wirkte sie stabil. Ich versuchte sie an eine andere Stelle zu rücken, scheiterte jedoch kläglich. Sie bewegte sich um keinen Zentimeter. Seufzend umklammerte ich eine Sprosse. Dann würde ich mich eben genau hier an den Aufstieg machen. Ich blickte nach oben. Der Drang hinaufzuklettern verstärkte sich. Zugleich aber gesellte sich eine gewisse Unsicherheit dazu: Was, wenn die Leiter umkippte? Sie stand fast senkrecht und aus irgendeinem Grund war ich fest davon überzeugt, dass sie nicht gesichert war und jederzeit fallen könnte. Was hatte es schon zu sagen, dass ich nicht fähig war sie zu verschieben? Nichts, oder? Bestimmt war das alles nur simple Physik. Und deshalb konnte es mich mal. Es gelang mir, die in meinem Kopf auftauchenden Bilder zahlreicher von Leitern stürzenden Menschen auszublenden, während ich mich Sprosse um Sprosse nach oben arbeitete. Je weiter ich mich vom Boden entfernte, desto besser wurde die Luft. Nun ja, möglicherweise bildete ich mir das auch nur ein, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich mich von Sekunde zu Sekunde wohler fühlte. Vollständig zufrieden war ich allerdings erst, als ich das oberste Regalbrett erreicht hatte. Hier schien sogar noch mehr Staub zu liegen, auch wenn das schwer vorstellbar war. Zwischen dem Deckbrett des Regals und der Höhlendecke lag ein Spielraum von vielleicht 35, maximal 40 Zentimetern. Dort hindurch konnte ich also zumindest auf den benachbarten Gang schauen. Von oben sah er ähnlich aus wie der, den ich gerade durchschritten hatte. Auf andere Regale hatte ich nur schlechte Sicht, was daran lag, dass die Höhe der Höhlendecke stark variierte, weswegen das Gestein die Holzbretter teilweise zu berühren schien. Trotzdem genoss ich es, auf dem Gipfel zu stehen.

Im Nachhinein konnte ich nicht mehr sagen, wie ich auf eine derart absurde Idee gekommen war, doch auf einmal erschien es mir unglaublich verlockend, in das oberste Regalfach zu kriechen. Vor der Bücherreihe waren zwei Handbreit Platz, das sollte mir genügen. Mit den Händen umklammerte ich das Deckbrett des Regals, während ich vorsichtig meinen linken Fuß in das Regal setzte. Kaum dass er festen Stand hatte, zog ich den rechten nach.

Ein wohliges Gefühl der Aufregung legte sich über meinen Bauch, kein Adrenalinkick oder dergleichen. Nicht, dass ich es so geplant hätte, doch wo ich nun einmal im Regal angekommen war, wollte ich darin ein Stück weiterklettern. Wozu brauchte ich denn bitte eine Leiter? Blödsinn war das. Ich würde ganz einfach über die Regalbretter den Abstieg versuchen.

Was ich nicht bedacht hatte: Schon nach wenigen Schritten verebbte der Nervenkitzel. Ich fühlte mich sicher, sämtliche Spannung war verflogen. Aus diesem Grund zog ich mein kleines Abenteuer auch nicht unnötig in die Länge, sondern machte mich umgehend auf den Weg nach unten.

Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, stellte ich mit einem Blick an mir hinunter fest, dass ich über und über von Staub bedeckt war. Obwohl ich mich redlich bemühte, mich von diesem unangenehmen Ballast zu befreien, gelang es mir nur notdürftig. Achselzuckend beschloss ich, dass den Rest eben der Wind auf der Rückfahrt erledigen würde. Gewiss wäre er glücklich, mir diese kleine Gefälligkeit zu erweisen. Ohne mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, machte ich mich auf die Suche nach einer meiner genialen Staubmarkierungen, denn mein Gefühl sagte mir, dass ich langsam aber sicher wieder aufbrechen sollte. Und das musste ich schon ohne die Hilfe des Windes schaffen. Ich lächelte still in mich hinein, während ich die erste Markierung entdeckte, der ich folgen konnte. Der Rückweg durch die Bücherregale dauerte nur unerheblich kürzer als der Hinweg, da ich wieder Titel um Titel aufsog. Eines jedenfalls konnte ich schon jetzt mit Gewissheit sagen: Diesen Ort besuchte ich nicht zum letzten Mal. Ich brannte darauf zu ergründen, was genau diese geheimnisvolle Höhle zu bedeuten hatte. Denn dass sie nicht nur zum Spaß existierte, dessen war ich mir sicher. Ein Gefühl von Leere stieg in mir empor, als ich den dunklen Gang, der mich zurück zum Strand führen sollte, betrat. Etwas in mir sträubte sich dagegen, diesen wundervollen Ort einfach zu verlassen. Doch was blieb mir anderes übrig? Ich unterdrückte den Impuls zu bleiben und tauchte wieder in die Dunkelheit.

Schon nach wenigen Schritten hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Allerdings besserte sich meine Laune stetig; das Erlebnis kam mir bereits so unwirklich vor, es taugte tatsächlich hervorragend für eine gute Story. Nun, hier ist sie, wobei ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht ahnen konnte, dass der beste Teil erst noch bevorstand. Aus unerklärlichen Gründen tauchte plötzlich die Melodie eines Liedes aus meiner Kindheit in meinem Kopf auf. Ich versuchte, sie einzuordnen, bis mir endlich einfiel, dass sie von einer Petterson-und-Findus-CD stammte, die Janis einmal zum Geburtstag bekommen hatte. Mit einem Schlag erinnerte ich mich auch an den Anfang des Textes. Beschwingt begann ich – vermutlich ohne auch nur einen einzigen Ton richtig zu treffen, aber es hörte ja niemand zu – zu singen: „Man nehme Eier aus dem Stall, Mehl auf jeden Fall, Zucker, Milch und Salz und Butter ebenfalls und für die Füllung Sahneschnee … “ Weiter kam ich nicht. Verflucht, was folgte denn nur? Einige Sekunden lang war ich aufrichtig verärgert darüber, nicht mehr den gesamten Text im Kopf zu haben (die Melodie summte ich natürlich weiter), bevor mir bewusst wurde, wie albern das Ganze doch war. Ich lief allein durch einen mysteriösen dunklen Gang und sang von Kater Findus‘ Geburtstagstorte! Zwar schüttelte ich darüber den Kopf, verstummte jedoch nicht. Zu wohltuend war es, mit Hilfe dieser Ohrwurmmelodie die gute Laune zu nähren. Ohne es zu merken, fing ich an, im Takt auf und ab zu wippen, ja beinahe schon zu hüpfen. Dies fiel mir erst auf, als die Decke des Tunnels wieder tiefer wurde und ich gerade voller Elan im Aufschwung war. Meinen Fahrradhelm hatte ich leider beim Rad gelassen.

Das Rad!, schoss es mir durch den Kopf. Hatte ich es angeschlossen? Wahrscheinlich nicht. Oh je, hoffentlich war es noch da! Ich hatte wenig Lust, den Weg nach Hause zu Fuß zurückzulegen. Zudem war ich auch nicht sehr scharf darauf, Dad zu erklären, warum ich ein neues Fahrrad benötigte … genug der Schwarzmalerei! An dieser Biegung wurden üblicherweise keine Räder gestohlen … oder? Ich unterbrach diese Gedanken, sie führten ja doch zu nichts.

Als der Tunnel auf Kriechhöhe schrumpfte, sang ich glücklicherweise gerade nicht, sodass ich rechtzeitig auf die Knie ging. Der Rest des Weges erschien mir deutlich kürzer als beim ersten Mal, andererseits war ich nun auch weniger erwartungsvoll. Einmal abgesehen von der Sache mit dem Fahrrad. Vielleicht war ich deshalb so überrascht, als ich ins Freie und damit mitten hinein in die Dämmerung kroch. Erschrocken sah ich auf die Uhr. Tatsächlich, kurz vor halb zehn.

Xaverna

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