Читать книгу Serva IV - Arik Steen - Страница 3
Prolog
ОглавлениеLand der Nehataner,
Straße nach Xipe Totec
Vier Jahrzehnte zuvor ...
Als Regnator die Welt erschaffen hatte und seine Untergötter die Völker erschaffen ließ, da gab es nichts Böses. Ja, der Wolf riss das Lamm, aber nur um seinen Hunger zu stillen. Und der Fuchs jagte das Kaninchen und tötete es um selbst zu überleben. Aber nicht, weil es ihm Spaß bereitete. Kein Jäger war Böse. Es gehörte zum Leben dazu. Regnator hatte das so gewollt und so war es auch. Man fraß oder wurde gefressen. Wurde man gefressen dann nur um anderes Leben zu erhalten. Und dafür hatte man einen Platz in der Ewigen Sonne verdient. An der Seite von Regnator. Aber wo war das Böse entstanden? Sieben Götter gab es und es gab Regnator den Göttervater. Keiner von ihnen war Böse. Niemand von ihnen war im Zwist mit dem Anderen. Es gab keine Macht, die auch nur annähernd Böse war. So glaubten zumindest die Mani, die Shiva, die Nehataner und Pravin, die Ragni und Lucrezen und auch die Noaten. Und doch war es da, das Böse. Wenn ein Nehataner aus Wut jemand tötete oder ein Mani einen anderen bestahl. Wenn ein Noate einen Ragni übers Ohr haute oder irgendein König einen Krieg anfing. Es gab das Böse und seit eh und je fragten sich die Priester, woher es kam. Die Lybri Deux, das Glaubensbuch aller Völker, gab darauf keine Antwort.
Der manische Händler, der den weiten Weg von Mani über das Mittlere Meer, vorbei an der Küste der Shiva, weiter an den Western Inseln vorbei bis zum Land der Nehataner genommen hatte und schließlich beim dunkelsten Volk gelandet war, starrte verzweifelt auf die vier Männer. Sie bedienten sich nicht an seiner Ware, sondern an etwas viel Kostbarerem. An seiner Frau. Er hörte ihre Schreie, aber er konnte ihr nicht helfen.
«Bitte!», flehte er: «Ich muss zur Hauptstadt. Der König erwartet mich dort! Lasst mich und meine Frau weiterziehen ...»
«Der König?», lachte einer der nehatanischen Männer: «Was redest du da?» Er war genervt von dem Händler. Rasch nahm er seinen Säbel und schnitt damit geschickt dem Mani den Hals auf. Das Blut färbte den Boden rot.
Der Nehataner war ein Söldner. Wie viele dieser käuflichen Krieger nahm er sich, was er wollte. Und einen manischen Händler würde keiner vermissen. So glaubte er zumindest.
Sie vergewaltigten die manische Frau. Und als sie mit der schreienden und kreischenden Frau fertig waren, wurde auch sie getötet. Damit sie ihrem Mann in die Ewigkeit folgen konnte. Nein, dies hier war kein Töten um ein anderes Leben zu erhalten. Es war ein böses Töten. Aus Lust und aus Gier.
«Was ist mit dem Baby?», fragte einer der Söldner. Er hatte ein Glasauge und ein ziemlich vernarbtes Gesicht.
Der Anführer zuckte mit den Achseln und wischte sich das Messer an der zerrissenen Kleidung der Mani ab: «Was soll mit ihm schon sein?»
«Lassen wir es liegen?»
«Willst du es etwa mitnehmen?»
«Keine Ahnung. Wir könnten es verkaufen!», Glasauge schaut sich den schreienden Zwerg an: «Es gibt in der Stadt so einen Perversen. Der steht auf sowas!»
Der Anführer verzog das Gesicht: «Nicht dein ernst, oder?»
«Es gibt einen ganzen Markt dafür. Man findet dort alles. Kleine Jungs, Mädchen. Und auch Babys. Das hier ist ein weißes Baby und bringt sicherlich einen guten Preis!»
Ein anderer Söldner durchforstete die Ware auf dem Fuhrwagen: «Allerlei Zeugs. Vermutlich wertlos!»
«Wir nehmen es dennoch mit. Mitsamt dem Karren und den Ochsen!», sagte der Anführer: «Auch der bringt uns ein wenig Silber ein. Wenn auch nicht viel. Schmeiß den Säugling hinten auf den Wagen und los geht´s!»
Das Baby, seiner Mutter entrissen, schrie aus voller Kehle. Es hatte Hunger. Die nächsten Stunden würde es allerdings nichts geben. Einsam und verlassen lag es hinten auf dem Fuhrwerk.