Читать книгу Sklaventochter - Arik Steen - Страница 4

Kapitel 1

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20 Jahre später …

Wenn man fragt, welcher der nächstgelegene Stern von uns aus ist, dann haben die meisten Menschen darauf keine Antwort. Dabei ist diese eigentlich recht einfach: Es ist unsere Sonne.

Vermutlich wissen es die Meisten auch, aber die Antwort ist so klar, dass sie uns nicht gleich in den Sinn kommt. Oder sie ist uns eben nicht klar, weil es für uns immer noch ein kindliches Schema des nächtlichen Himmels gibt: Sonne, Mond und Sterne.

Die Sonne ist im äußeren Drittel der Milchstraße ein relativ durchschnittlich großer und recht bedeutungsloser Stern. Für unser Planetensystem ist sie jedoch von enormer Bedeutung. Sie ist der Mittelpunkt dieses Systems. Für uns Menschen und alle Lebewesen oder Pflanzen ist sie lebenswichtig.

Hätte man diese Erkenntnis genau zu diesem Zeitpunkt der achtzehnjährigen Julia erklärt, sie wäre vermutlich ausgeflippt.

Sie hätte ausschlafen können, aber genau dieser Stern ließ das nicht zu. Es war gerade mal 8 Uhr morgens und die Sonne schien erbarmungslos durch das Fenster. Die Strahlen trafen auf den großen Spiegel an der Wand und wurden dann von dort direkt in Julias Gesicht gelenkt.

Sie blinzelte. Genervt drehte sie sich um. Sie konnte natürlich jetzt aufstehen und die Jalousie herunterziehen. Aber dafür war sie zu faul.

Sie zog sich die Bettdecke über den Kopf, obwohl es dafür viel zu warm war.

Gerade als sie wieder halb am Einschlafen war, hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Sie stand vor der Türe, hatte zwei Mal bereits geklopft: „Guten Morgen, mein Engel! Kann ich reinkommen?“

„Jaaa …“, kam als Antwort. Julia war leicht genervt.

Tessa öffnete die Türe und schaute ihre Tochter an: „Hast du gut geschlafen?“

„Wir sind im Urlaub. Müssen wir so früh aufstehen?“

„Ach Schätzchen, du willst unsere Tage hier doch nicht verpennen, oder?“

„Der Tag kann warten, ganz ehrlich!“

„Lass uns frühstücken gehen!“

„Okay!“, meinte Julia leicht angesäuert. Sie stand auf und setzte sich auf die Bettkante. Müde rieb sie sich die Augen.

Für einen Moment lang musste sie an die Worte ihrer Oma, der Mutter ihres Vaters, denken. Immer wenn sie bei ihr geschlafen hatte und sie sich am nächsten Morgen die Augen rieb, hatte sie gesagt: „Ja, mein Kind. Reib dir nur den Schlafsand aus den Augen. Das ist ein gutes Zeichen. Dann hat der Sandmann gute Arbeit geleistet!“

Und dann war immer ihr Opa gekommen, hatte den Kopf geschüttelt und gemeint: „Marie, egal wie du es nennst. Ob Sandmann oder Nachtkrabb oder Bummelux. Du erzählst dem Kind einen gewaltigen Schmarrn!“

Julia glaubte ihrem Opa. Es gab kein Sandmann. Er hatte vor allem deshalb recht gehabt, weil er ihr auch die Illusion des Weihnachtsmanns genommen hatte. Sie war damals sieben Jahre alt gewesen. Er hatte ihr in die Ohren geflüstert: „Schau, der Weihnachtsmann hat die gleichen Stiefel wie dein Papa oder aber er hat sie ihm geklaut!“ Sie war erst enttäuscht gewesen. Aber ihr Opa ein Held. Er hatte so manche Lüge aufgedeckt.

Seit zwei Jahren war sie nicht mehr mit ihrer Mutter in den Urlaub gefahren, sondern mit Freundinnen. Aber ihre Mutter hatte sich so sehr gefreut, doch noch einmal mit ihrer in der Zwischenzeit erwachsenen Tochter in die Berge zu fahren. Und zwar genau dort hin, wo sie selbst aufgewachsen war. Nämlich in Weissach.

„So wie wir es früher gemacht haben!“, hatte sie gesagt.

Nun ja, so wie früher war es wohl eher nicht. Julias Vater war schon seit vier Jahren nicht mehr mit dabei. Also konnte es gar nicht so wie früher werden.

Doch Julia hatte zugestimmt. Zum einen, weil sie wusste, dass ihre Mutter sehr viel alleine war. Und zum anderen, weil sie sich eigentlich mit ihr super verstand. Sie war ihre beste Freundin, daran bestand kein Zweifel. Und auch ihre gleichaltrigen Freundinnen fanden ihre Mutter immer ganz toll.

Barfuß ging sie ins Bad, putzte sich die Zähne und schaute in den Spiegel. „Du siehst aus wie ein frisch geficktes Eichhörnchen!“, sagte ihr Papa immer, wenn sie bei ihm übernachtete und morgens vor ihm stand. Er meinte das sei lustig. War es aber nicht. Seit er und Mama geschieden waren, versuchte er den coolen Typen rauszuhängen. Der Spruch war einfach nur doof. Er stand dann da mit seiner Zeitung und seinem Kaffee und schaute sie dabei nicht einmal richtig an. Grinste nur, weil er seinen eigenen Witz so lustig fand. Hätte sie in dem Augenblick gesagt: „Ja, ich wurde ordentlich durchgefickt!“, dann hätte er das wahrscheinlich überhaupt nicht mitbekommen. So sehr war er mit sich selbst beschäftigt. Wie gesagt, sie fand es überhaupt nicht lustig. Und wenn sie es sich so überlegte, hatte er den Spruch bereits gebracht, als sie zwölf gewesen war. Und da war es noch viel weniger lustig gewesen.

Sie schaute sich die Seife an, die neben dem Waschbecken stand. Sie fragte sich, ob sie diese Seife nicht irgendwann daheim im Bad finden würde. Ihre Mutter nahm gerne solche Sachen aus Hotelzimmern mit. Sozusagen als Souvenir.

„Es riecht dann genau so wie in dem Hotel damals!“, meinte sie dann immer.

Julia konnte das nicht nachvollziehen. Vor allem deshalb nicht, weil ihre Mutter auch im Hotel ihre eigene Seife benutzte. Wie kann man in einem Hotel eigene Seife von zuhause benutzen und dann zuhause an der Seife des Hotels riechen?

Was aber noch viel schlimmer war: Ihre Mutter brachte allerlei Steine, Sand und Hölzer aus dem Urlaub mit. Und das landete dann irgendwo in Gläsern oder als Dekoration auf irgendwelchen Ablagen im ganzen Haus.

Die Frage „Weißt du, wo meine Hausschlüssel sind?“ wurde dann oftmals mit „schau doch mal neben dem schönen weißen Stein, den ich an der Côte d´Azur gefunden habe. Du weißt schon, da wo der eine lustige Vogel immer um uns herum gekreist ist!“, beantwortet. Wehe man antwortete dann: „Es gab da viele Vögel!“ Ja, hatte es dort gegeben, aber nur der eine war in schönen, leicht ovalen Kreisen um sie herumgeflogen.

Julia kämmte sich ihre schönen brünetten Haare, auf die sie besonders stolz war, und schaute noch einmal in den Spiegel. Sie war eine Naturschönheit. Eigentlich wusste sie das ganz genau. Sie hatte manchmal etwas an sich selbst auszusetzen, aber das war normal. Man war nie mit sich selbst vollkommen zufrieden und im Endeffekt sah man sich auch nie so, wie andere einen sahen. Aber, ihr war durchaus bewusst, dass sie wunderschön war. Dies zu wissen, war manchmal nicht ganz so leicht.

„Es ist gefährlich sich seiner Schönheit bewusst zu sein!“, sagte ihre Mutter immer: „Weil genau das sich in der Seele widerspiegelt. Die einen werden dann in deinem tiefsten Inneren Selbstbewusstsein entdecken und die Anderen nur Eitelkeit. Je nachdem wie sie dich sehen wollen!“

Julia war da ein wenig anderer Meinung. Sie fand, dass die innere Schönheit grundsätzlich nichts mit dem Äußerlichen zu tun hatte. Sie hatte eine Freundin die strahlte förmlich von innen. Jeder mochte sie. Aber vielleicht verstand sie einfach auch nicht, was ihre Mutter meinte. Das kam häufiger vor. So gut sie sich verstanden, so groß war manchmal auch der Zwiespalt und so heftig wurde mancher Streit.

Das Frühstücksbüffet war reichhaltig. Ob es lecker war, würde sich noch herausstellen. Julia nahm sich reichlich und machte sich ihren großen Teller voll.

„Kannst du dir nicht einfach immer nachholen? Musst du immer alles auf einmal an den Tisch bringen?“, fragte ihre Mutter: „Und überhaupt. Du weißt, dass diese großen Teller für das Mittagessen sind. Am Frühstück nimmt man sich die kleinen Teller.“

„Ich habe kein Bock so oft zu laufen!“, sagte Julia: „Und von dem einen Apfel, den du da auf dem Teller hast, wird man doch nicht satt!“

„Ich esse ja nicht nur diesen Apfel. Ich fange mit ihm an!“

„Damit das Frühstück ewig dauert? Oh Mann!“, sagte Julia: „Und überhaupt. Warum stellen sie denn die großen Teller hin, wenn man sie nicht nehmen darf?“

„Wir sind im Urlaub, mein Fräulein. Da muss man sich Zeit lassen!“

Julia nickte: „Ja! Voll und ganz deiner Meinung! Vor allem beim Aufstehen.“

„Es ist so ein schöner Tag, da liegt man doch nicht im Bett rum!“, sagte ihre Mutter.

Ihre Tochter nickte nur und blätterte in ihrem Buch, dass sie sich zum Frühstück mit hinuntergebracht hatte. Auch so etwas, dass ihre Mutter regelrecht hasste.

„Was liest du zurzeit?“, fragte Tessa.

„Ein Buch über eine Frau, die einem Mann dienen möchte!“, meinte Julia. Sie schmierte sich ein Honigbrot und biss dann davon ab: „Du wolltest mir noch erzählen, wie das so war, als du zum ersten Mal zur Sklavin ausgebildet wurdest!“

„So habe ich das nicht gesagt. Ich habe dir schon mal erklärt, dass ich dir von meinem ersten Mal dann erzähle, wenn du deine eigenen Erfahrungen gemacht hast in diesem Bereich! Ich möchte nicht, dass du eine Erwartungshaltung aufbaust. Deshalb wollte ich auch nicht, dass du meine Bücher liest …“

Julia trank einen Schluck Kaffee und meinte dann ohne ihre Mutter anzuschauen: „Aber du hast mir doch versprochen, dass ich hier im Urlaub mehr erfahre über diese Welt!“

Julia wusste, dass ihre Mutter sich gerne in der Rolle einer sogenannten Lustsklavin sah. Sie hatte verschiedene Männer schon gehabt, die sie als ihre Herren angesehen hatte. Ihnen gedient hatte. Julia wusste, wie sehr sich ihre Mutter in dieser Welt der Dominanz und der Unterwerfung verlieren konnte.

Tessa nickte: „Ja. Das habe ich. Und in gewisser Weise habe ich da auch so eine Idee, mit der ich dich überraschen wollte!“

„Hä??“, fragte ihre Tochter. Sie verstand nicht ganz, auf was ihre Mutter hinauswollte.

Tessa druckste ein wenig herum. Sie hatte eine Vorstellung im Kopf, die sie nicht mehr losließ. Aber sie wusste nicht, ob es richtig war. Dennoch meinte sie: „Ich hätte dir vielleicht ein Angebot zu machen!“

„Das wäre?“, fragte Julia. Sie biss erneut in ihr Honigbrot.

„Nun ja! Ich könnte es dir vielleicht ermöglichen, hier in der Gegend deine eigenen Erfahrungen zu machen.“

„Wirklich? Meinst du das ernst?“

„Ja schon!“

„Du weißt, dass ich sofort dabei bin? Ich mach das auf jeden Fall.“

„Du hattest am Anfang Zweifel!“, meinte Tessa warnend: „Und es werden wieder Zweifel kommen!“

„Ja und? Du durftest es erleben, Oma durfte es erleben. Warum also nicht ich?“

„Du hast schon recht. Du bist eine Sklaventochter und solltest auch eine Sklavin werden dürfen. Wenn du es willst!“

„Natürlich will ich!“, meinte Julia. Sie war von dieser Idee fast schon besessen.

„Ich denke, dass du es dir ein wenig zu einfach vorstellst. Aber gut. Du wirst deine Erfahrungen machen!“, sagte Tessa. Sie wusste, wie es war, wenn man sich in dieser Idee verrannte. Keine Ahnung, ob es tatsächlich in den Genen lag.

Tessa war sich unschlüssig. Sie wusste, dass diese erotische Welt eine ganz besondere Welt war. Aber es war dann doch ein Unterschied, ob man es ab und zu als eine Art Rollenspiel sah oder von Anfang an damit konfrontiert wurde und es das ganze Leben beeinflusste. So wie es bei ihr gewesen war. Immerhin war ihre Tochter noch Jungfrau. Ihr fehlte es an Erfahrungen.

Allerdings war bei ihr das auch so gewesen. Und es hatte ihr Leben verändert. Sie hatte auch anderen Sex gehabt. Ein kleiner Quickie hier, zärtlicher Sex im Stehen unter der Dusche oder einfach nur Kuschelsex im Bett. Es war auch immer schön gewesen. Aber nichts war vergleichbar mit der sinnlichen Welt einer Lustsklavin. Schon alleine bei dem Gedanken wurde es ihr warm.

„Wie läuft das heute sonst so ab?“, fragte Julia: „Ich meine, was machen wir heute?“

„Vielleicht hättest du Lust an den See zu gehen?“

„Ja, wäre prima!“, meinte ihre Tochter.

„Ich würde mich gerne so gegen Mittag ohnehin mit einer Freundin treffen!“, sagte Tessa: „Also lass uns an den See fahren!“

„In Ordnung! Und was ist mit deiner Idee?“

Ihre Mutter seufzte: „Da habe ich dir wohl einen Floh ins Ohr gesetzt. Da musst du Geduld haben. Jetzt verbringen wir erst einmal einen schönen Tag! In Ordnung?“

Sie frühstückten gemütlich zu Ende, wobei Julia deutlich früher fertig war: „Stört es dich, wenn ich schon mal nach oben gehe?“

„Nein, natürlich nicht!“, sagte Tessa. Sie war es gewohnt, die letzten fünfzehn Minuten alleine am Tisch zu sitzen. Eigentlich war es ihr sogar ganz recht.

Als Julia weg war, wählte sie eine Nummer …

Sie hatte Karl seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Es war schön seine Stimme wieder zu hören.

„Du bist wirklich in der Gegend?“, fragte Karl: „Nun, du bist bei mir herzlich willkommen, das weißt du!“

„Danke!“, sagte Tessa.

„Wie wäre es heute zum Abendessen?“, fragte Karl.

„Klar, kein Ding!“, sagte Tessa: „Ich komme gerne vorbei.“

„Sollen wir uns in einem Restaurant treffen?“

„Okay. Mach einen Vorschlag!“

„Es gibt da einen ganz tollen Italiener in Weissach. Ich hol dich ab. Sagen wir um fünf?“

„Wir treffen uns besser dort!“

„Gut, wie du willst!“, meinte er.

Tessa hatte aufgelegt. Sie starrte auf ihren Apfelbutzen, der irgendwie traurig aussah so ohne das ganze Fruchtfleisch drum herum. Aber er hatte seine Schuldigkeit getan. Sie hatte danach noch eine Semmel mit Marmelade gegessen und einen Orangensaft getrunken. Der Rest des Apfels lag noch da …

Ihr Blick fiel auf das Handy, das vibrierte. Sie las eine Nachricht mit der Adresse des Italieners. Karl nahm es immer sehr genau.

Karl. Am Telefon hatte er sich wie ein Gentleman der alten Schule angehört. Zweifelsohne passte das zu seiner Erziehung. Er war ein sogenannter Freiherr und er war der Bruder des Barons von Sylvenstahl. Er war adelig aufgewachsen. Und so sprach er auch. Aber es gab auch so eine ganz andere Seite bei ihm. Das wusste sie.

Die Regionalbahn von Weissach hielt an zwei kleinen Ortschaften, bevor sie an der ersten Station in Sylvenstahl ankam. Es gab die Station „Sylvenstahl Skipiste“, die direkt an der Gondel hinauf zum sogenannten Hausberg führten und die Station „Sylvenstahl Siedlung“.

„Bei welcher müssen wir aussteigen?“, fragte Julia.

„Es ist egal!“, meinte Tessa: „Kommt auf das gleiche raus. Da wir aber eher ans nordöstliche Ufer wollen, steigen wir lieber in der Siedlung aus!“

„Okay geht in Ordnung!“

Die Regionalbahn fuhr relativ langsam. Während sie direkt nach Weissach kurz auf fast 100 km/h beschleunigte, drosselte die Bahn sehr schnell auch wieder die Geschwindigkeit. Den größten Teil der Strecke durch das beliebte touristische Tal Richtung Sylvenstahl fuhr sie nur noch 50 km/h und war damit langsamer als die Autos auf der Landstraße.

Der Ebersee wurde von mehreren kleinen Bergbächen gespeist. Der größte Zufluss kam direkt vom Hausberg. Dort entsprang der sogenannte Eisbach unterhalb der Bergstation in einer Quelle, floss im Anschluss durch den auf dem Berg liegenden Eissee und von dort an der Skipiste entlang hinunter ins Tal. Im Frühjahr, wenn der Eisbach vor allem auch das gesamte Schmelzwasser hinunter ins Tal transportierte, war der Ebersee mit gerade mal 2 Grad relativ kalt und brauchte bis September, um seine maximale Temperatur von ungefähr 20 Grad zu bekommen. Es ist schon ein Phänomen, wie sich eine derart große Menge an Wasser sich im Laufe des Sommers so erwärmen kann. Im Juli konnte man gerade mal mit 17 Grad rechnen. Es war August und die Temperatur lag ungefähr dazwischen. Dennoch war der Ebersee ein äußerst beliebter Badesee. Gerade bei diesen heißen Temperaturen waren 17 Grad ganz ordentlich.

Eine Stunde später lagen Tessa und ihre Tochter schon eine Weile auf einer Wiese am Ebersee und genossen die Sonne. Viele Einheimischen bevorzugten das Süd-West-Ufer, da es dort deutlich ruhiger war. Die Nord-Ostseite war eher touristisch angehaucht. Es gab auch eine kleine Bar, die zum Hotel am Ebersee gehörte.

„Es kommt gleich eine Freundin von früher vorbei!“, meinte Tessa.

„Okay!“, sagte Julia kurz und knapp. Sie las in einem Buch.

„Kannst du nicht einmal das Buch weglegen, wenn ich mit dir rede?“

„Ich habe dich doch verstanden. Wo ist das Problem?“

„Ich geh mit meiner Freundin vorne an der Bar was trinken.“

„Ja okay!“, meinte Julia leicht genervt.

Tessa verdrehte die Augen. Ihre Tochter war dermaßen hübsch und dazu noch intelligent. Aber sie hatte immer nur ihre Bücher im Sinn. Leider waren nicht alle Bücher wirklich hochwertig.

Die Bar des Hotels am Ebersee gab es seit nunmehr fünf Jahren. Sie machte mit den Touristen einen guten Umsatz, war sie doch die einzige schnelle Einkehrmöglichkeit für die Badegäste. Das Hauptgeschäft wurde vermutlich allerdings mit dem Kioskbetrieb gemacht. Hier konnte man sich Eis kaufen, eine rote Wurst, Grillfleisch, belegte Semmeln oder Getränke holen. Dennoch war auch die Bar immer gut besucht.

„Sie ist süß!“, meinte Tamara und trank von ihrem Prosecco. Sie hatten sich vor fünf Jahren das letzte Mal bei einem Klassentreffen gesehen.

„Tja, sie ist meine Tochter!“, grinste Tessa.

„Und du willst ihr wirklich ermöglichen, in unsere Welt hinein zu kommen?“

„Sie will es und ja, ich möchte ihr das ermöglichen!“

„Aber warum Karl? Warum nicht jemand anderes?“

„Weil ich denke, dass er weiß, was er tut. Bei ihm habe ich ein sicheres Gefühl!“

„Okay. Aber er ist nicht mehr so jung wie vor zwanzig Jahren!“

„Das weiß ich doch!“

„Dein Vater hat dir damals auch einen jüngeren Mann gesucht …“

„… und das war Karl!“, sagte Tessa.

„Nun gut, wie kann ich dir helfen?“

„Du kennst doch den sogenannten Sklavenmarkt?“

„Du meinst das Event von diesem Swinger-Klub?“

„Ja, genau!“

„Das war doch eine Promotion Aktion?“

„Ja, aber die wird jedes Quartal einmal durchgeführt.“

„Stimmt, davon habe ich gehört.“

„Und morgen ist wieder so eine Veranstaltung!“, sagte Tessa und nippte an ihrem Prosecco.

„Und?“

„Ich möchte, dass wir dorthin gehen! Zusammen mit Karl!“

„Okay … und dann?“

„Das besprechen wir noch!“, sagte Tessa: „Mir wäre es erst einmal wichtig, dass du Karl davon überzeugst mitzukommen!“

„Das dürfte ja wohl nicht allzu schwer sein!“, lachte Tamara.

„Ich bin heute Abend von ihm zum Essen eingeladen. Bei irgend so einem Italiener in Weissach …“

„Bei Da Nino!“, sagte Tamara. Es war relativ leicht das zu erraten. In Weissach gab es nur dieses eine italienische Restaurant.

„Ja genau. Und ich möchte, dass du vorbeikommst!“

„Okay!“, meinte Tamara: „Es ist mir immer eine Freude ihn zu treffen. Ich habe ihn jetzt gut ein halbes Jahr nicht mehr gesehen.“

„Komm mit, ich stell dir meine Tochter vor!“

„Gut!“

Wer einen Hund besitzt, der kennt das, wenn der kleine Liebling etwas Leckeres entdeckt und zum Speichelmonster wird. Da liegen auf dem Tisch die Wurst, die Butter und herrlich duftendes Backwerk. Und er darf nicht ran. Er weiß es ganz genau, und wenn man ihn gut erzogen hat, dann geht er auch nicht an die Sachen heran. Viele Hunde starren dennoch in diese Richtung. Der Speichelfluss vermehrt sich, die Aufmerksamkeit ist erhöht.

Wäre Julia nicht so vertieft in ihr Buch gewesen, sie hätte ein ähnliches Verhalten beobachten können. Allerdings ging es nicht um leckere Wurst oder eine Semmel. Nein, es ging um sie. Und es war auch kein Hund, der da sabbernd auf sie starrte, sondern vier Jungs. Vermutlich erhöhte sich die Speichelproduktion auch nicht so wie bei einem Hund, der die Hoffnung auf einen Leckerbissen hatte. Vielmehr schoss das Blut in die unteren Regionen des Körpers. Angestachelt vom männlichsten aller Hormone, dem Testosteron.

Es gibt eine einfache Möglichkeit diesen Blutfluss in der untersten Region zu unterbinden, den sogenannten Fight-or-flight-Modus, der bei Männern besonders ausgeprägt ist. Kommt eine Gefahr auf den jeweiligen unter Testosteron stehenden zu, dann gibt es zwei Möglichkeiten: kämpfen oder fliehen. Und automatisch beginnt der Körper genau der Region, die er in diesem Modus am wenigsten benötigt, Blut zu entziehen. Deshalb ist lustigerweise kein männlicher Schwanz kleiner, als wenn der Besitzer kämpft oder eben flieht. Wenn man in einer pubertären Phase ist, und mit der Frauenwelt noch nicht so ganz umgehen kann, dann reicht bereits eine reifere Frau, um diesen Modus zu aktivieren.

„Was gafft ihr denn so?“, fragte Tessa, als sie die Jungs erblickte, die keine fünf Meter von ihrer Tochter entfernt lagen und ihr auf den Arsch schauten.

Sie zogen die Köpfe ein, der Flucht-Modus hatte eingesetzt. Das heißt nicht unbedingt, dass sie tatsächlich fliehen müssen. Der Körper aller vier Jungs zeigte jedoch genau die gleichen Symptome wie bei einer Flucht. Sie versteckten sich hinter ihren Bierflaschen und den Rucksäcken wie kleine Kinder und trauten sich nicht einmal annähernd noch einen Blick Richtung Julia zu riskieren. Jeder Mann weiß, wie schnell eine Erektion verschwinden kann. Und der Mann kann nichts dafür. Es ist genau das Prinzip von „Flucht oder Kampf“.

Julia drehte sich auf den Rücken. Ihr war heiß. Die Sonne leistete an diesem schönen Sommertag ganze Arbeit: „Was machst du den für einen Stress?“

Ihre Mutter ging gar nicht auf sie ein, sondern stellte ihre Freundin vor: „Ich möchte dir meine Freundin Tamara vorstellen. Ich bin mit ihr hier in Weissach zur Schule gegangen.“

„Okay!“, sagte Julia.

Tamara gab Julia die Hand: „Wir wollten dich fragen, ob du mit uns Mittagessen gehst.“

„Ja klar. Hunger habe ich!“, meinte Julia.

„Prima. Wir können ja in den Biergarten des Hotels, oder was sagt ihr?“, fragte Tamara.

Die beiden Anderen waren einverstanden.

Sie hatten sich etwas angezogen und waren dann in den Biergarten gegangen. Julia hatte sich einen Minirock über die Bikinihöschen gezogen und trug nun ein T-Shirt.

„Auf was hast du Lust?“, fragte Tessa.

„Ich denke, ich esse Garnelen!“, sagte Julia, ohne von der Karte hochzuschauen.

„Du bist übrigens eingeladen!“, meinte Tessa zu ihrer Freundin Tamara.

Diese lächelte: „Danke!“

„Ist sie eigentlich auch so eine Sex-Freundin von dir?“, fragte Julia.

„Ich bitte dich!!“, meinte ihre Mutter empört.

Tamara grinste: „Du meinst, ob ich auch gerne Sklavin bin?“

„Ja!“

„Bin ich. Und wir haben früher unsere Leidenschaft gemeinsam geteilt!“

Julia nickte und lächelte dann: „Cool! Habt ihr es auch zusammen mal gemacht, du und Mama?“

Tessa spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie sprach offen mit ihrer Tochter über alles. Aber das war ihr ein wenig zu intim.

Tamara nickte: „Ja, wir haben gemeinsam schon als Sklavin gedient. Wir lagen nebeneinander, haben …“

„Bitte keine Details!“, unterbrach sie Tessa.

„Schade!“, grinste Julia: „Was gibt es den Neues mit deinem Plan?“

„Ich treffe mich heute Abend mit jemandem!“

„Wegen mir?“

„Wir werden sehen!“

„Gut. Kommst du heute Abend wieder heim?“

„Das weiß ich noch nicht. Aber rechne nicht mit mir.“

„Das heißt also es wird heute eh nichts … du weißt schon. Mit meinem Erlebnis!“

„Ganz sicher nicht!“, sagte Tessa: „Das wird noch eine Weile dauern!“

„Na gut!“

Tamara grinste: „Du musst deiner Mutter vertrauen. Wenn sie etwas organisiert dann richtig!“

„Geduld ist nicht so ihres, weißt du?“, sagte Tessa.

„Ich merke schon!“, lachte Tamara: „Sie ist ganz wie ihre Mutter!“

Nach der Rückkehr vom Ebersee zum Hotel in Weissach waren Tessa und ihre Tochter noch gemeinsam eine Runde joggen gegangen. Sie hatte sich dann geduscht, sich hübsch angezogen und von Julia verabschiedet: „Du kommst heute zurecht?“

„Ja!“ sagte Julia: „Ich geh unten alleine im Hotel essen, dann gehe ich alleine in mein Zimmer und schaue alleine fern!“

„Das ist doch prima!“, meinte Tessa, ohne auf den Sarkasmus ihrer Tochter einzugehen.

„Dir viel Spaß!“, meinte Julia ehrlich: „Und ich komme wirklich zurecht!“

Da Nino war der einzige Italiener in Weissach. Zumindest das einzige italienische Restaurant. Italiener an sich gab es vermutlich genügend.

„Ich hätte es mir denken können!“, meinte Karl, als er Tessa in Begleitung von Tamara sah: „Die alten Busenfreundinnen!“

Tessa umarmte ihn.

„Zwanzig Jahre ist es nun her!“, meinte Karl zu ihr: „Und du siehst immer noch so gut aus wie früher!“

Dann begrüßte er Tamara: „Und du bist ohnehin eine Schönheit wie eh und je!“

„Du bist und bleibst ein alter Schmeichler!“, grinste Tessa.

„Ihr macht hier Urlaub?“, fragte er: „Du und dein Mann?“

Sie schüttelte den Kopf: „Nein. Ich mit meiner Tochter. Ich wollte ihr zeigen, wo ich aufgewachsen bin. Einen Mann gibt es nicht mehr. Meiner Tochter ihr Vater hat sich von mir getrennt!“

„Das tut mir leid!“, sagte Karl.

Sie lachte: „Das muss es nicht!“

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen! Lasst uns bestellen …“

„Wir haben einen Anschlag auf dich vor!“, sagte Tamara.

„Oh, jetzt wird es interessant!“, grinste Karl: „Dann erzählt mal.“

„Du kennst doch den Swinger-Klub in Weissach?“

„Ja, natürlich. Was ist mit ihm?“

„Es gibt dort jedes Quartal eine Veranstaltung, die sich Sklavenmarkt nennt …“

„Habe ich davon gehört, ja. Gab eine Menge Ärger deshalb. Das Geld was bei der Versteigerung heraus kommt wird immer gespendet. Ich erinnere mich, dass es damals Organisationen gab, die diese Spendengelder nicht wollten …“

„Weiß ich gar nichts davon!“, meinte Tamara: „Aber wir wollten dich fragen, ob du uns dorthin begleitest.“

Er lachte: „Ich bin eigentlich nicht so der Typ für solche Veranstaltungen.“

„Es soll lustig sein!“

„Nun, die Idee dieses Events ist ja grundsätzlich nicht schlecht. Bei einem Swinger-Klub geht es ja auch um Partnertausch. Dass man das als sogenannten Sklavenmarkt durchführt macht das Ganze interessant.“

„Also bist du dabei?“, fragte Tessa.

„Mit euch beiden?“

Sie nickte: „Ja. Und ich hatte vor mich zum Verkauf anzubieten!“

„Ich kaufe dich sofort!“, grinste er.

Sie wehrte ab: „Nein. Nein. Da ist ja dann der Reiz nicht mehr da!“

„Schade eigentlich!“, erwiderte er.

„Also kommst du mit?“, fragte Tessa.

Er überlegte: „Unter einer Bedingung!“

„Na toll!“, meinte Tamara: „Das war so klar …“

„Wenn ich dich bei diesem Event schon nicht kaufen darf, dann müsstet ihr etwas tun!“

„Das heißt?“, fragte Tessa.

„Ihr beide dient mir heute Abend!“

Julia hatte zu Abend gegessen und dann entschieden in die Hotelbar zu gehen. Sie würde früh genug in ihrem Zimmer sitzen und lesen können. Ihre Mutter hatte ohnehin recht, sie war zu sehr in ihre Bücher vertieft. Dabei war selten ein hochqualitatives Buch dabei. Auch in diesem Punkt hatte sie recht.

„Na Süße, alleine hier?“, fragte plötzlich jemand.

„Ja!“, meinte Julia und schaute den Mann an. Er war vielleicht Mitte fünfzig, hatte schon ein wenig viel getrunken.

„Ich bin Walter!“, meinte der Mann.

Julia erblickte den Ehering an seiner Hand: „Ich bin Julia.“

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Knie: „Bist du alleine hier?“

„Nein … nein mit meiner Mama!“, erwiderte Julia. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Die Situation war ihr unglaublich unangenehm.

„Oha …“ grinste er: „Mit deiner Mama!“

Sie spürte, wie seine Hand langsam den Oberschenkel hinauf strich und dann ganz vorsichtig unter ihren Minirock glitt.

„Hey, da bist du ja, mein Schatz!“, meinte eine junge Frau, die plötzlich neben ihnen stand.

Julia schaute sie verdutzt an, als die junge Frau sie auch schon auf die Lippen küsste und sie an sich presste.

„Ihr seid Lesben?“, meinte der Mann entsetzt.

„Ja!“, sagte die Frau: „Problem damit?“

Julia war völlig überrascht und wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Der Kuss hatte sie völlig überrumpelt.

„Oh Mann, scheiß Lesben!“, sagte der Mann, grinste aber dann sofort: „Es sei denn, ihr lasst mich zusehen?“

„Schwirr ab!“, meinte die Frau.

Er stand auf und ging mürrisch davon.

„Danke!“, sagte Julia und setzte dann vorsichtig hinzu: „Du bist aber nicht wirklich eine Lesbe, oder?“

Die junge Frau lachte: „Nein! Keine Angst. Wobei, du bist süß ... aber wirklich keine Angst.“

„Nein, hab keine Angst!“, meinte Julia. Doch man spürte ihr die Unsicherheit an.

„Ist der Platz neben dir noch frei?“

„Ja!“, sagte Julia und lachte: „Jetzt schon!“

„Ich bin Sophia!“, meinte die junge Frau.

„Ich bin Julia!“

„Der Typ sitzt hier fast jeden Abend an der Bar und versucht es bei jeder!“

„Tja, Männer halt!“

Sophia nickte: „So sind sie und wir werden sie nicht ändern können. Was machst du hier so?“

„Ich mach mit meiner Mutter Urlaub!“

„Cool!“, sagte Sophia: „Hast du Bock auf ein bisschen Party im Park?“

Julia überlegte: „Warum eigentlich nicht?“

„Dann komm mit!“

Tessa und Tamara lagen nackt auf dem großen Bett.

„Ich möchte, dass ihr euch gegenseitig leckt!“, meinte er.

Die beiden Freundinnen schauten sich an und grinsten.

„Pussy an Pussy!“, meinte er: „Ihr wisst schon!“

„In Ordnung!“, sagte Tessa und legte sich über Tamara. Die Pussy drückte sie ihr ins Gesicht und sie selbst ging mit ihrer Zunge an deren Pussy.

„Ja, so ist es schön …“, sagte Karl erregt.

Die „Party“ im Park bestand aus ein paar jungen Menschen, die sich um ein kleines Lagerfeuer auf der Grillwiese versammelt hatten, Musik aus der Box hörten und dabei eine Menge billigen Alkohol tranken.

Sebastian hatte sich seit gut einer Stunde mit Julia gut unterhalten, als er ihr plötzlich ins Ohr flüsterte: „Hast du Lust irgendwo anders hinzugehen?“

„Wohin denn?“, fragte sie.

„Irgendwo halt wo wir ungestört sind!“

„Okay …“, meinte sie relativ unsicher.

Einige Minuten später waren sie alleine. Im Hintergrund hörte man den Bass wummern.

„Du bist verdammt heiß!“, meinte Sebastian und drängte Julia an die Mauer des Stadtparkes.

Er küsste sie leidenschaftlich. Ihre Zungen spielten miteinander. Es war nicht Julias erster Zungenkuss, aber keiner war bisher so intensiv gewesen.

„Du wohnst doch hier in einem Hotel, oder?“, fragte er.

„Ja!“, flüsterte sie.

„Zu mir können wir nicht!“, meinte er: „Meine Freundin ist daheim. Aber wir könnten zu dir ins Hotel …“

„Moment!“, sagte sie: „Wow, wow, wow. Sagtest du Freundin?“

„Ja, und?“, fragte er.

„Und du machst mit mir hier rum?“

„Was ist dabei?“, sagte er.

„Ganz ehrlich. Das möchte ich nicht!“, sagte sie: „Das läuft bei mir nicht!“

„Ach komm schon. Dann blas mir wenigstens einen!“ seufzte er und versuchte an ihrem Ohr zu knappern.

Sie riss sich von ihm los und gab ihm eine Ohrfeige: „Was soll der Scheiß? Echt jetzt!“

Wütend ging sie zurück zum Lagerfeuer.

„Julia? Was ist los?“, fragte Sophia.

„Ich muss gehen!“, meinte sie wütend.

Sophia schaute zu Sebastian, der in einigem Abstand hinterherkam: „Na toll, ich kann es mir denken!“

Sie ging zu Julia: „Alles Okay?“

„Ich möchte ins Hotel!“, meinte diese seufzend.

„Ist verständlich!“, sagte Sophia: „Komm ich begleite dich.“

„Es tut mir leid!“, meinte Sophia: „Dass du ausgerechnet an ihn geraten musst.“

„Ich wusste nicht, dass er eine Freundin hat. Sonst hätte ich mich gar nicht darauf eingelassen!“

„Er ist ein Spinner. Aber im Endeffekt hat er keine Eier in der Hose. Und vermutlich einen kleinen Schwanz!“

Julia lachte ein wenig.

„Er denkt, er kann mit Frauen machen, was er will. Deshalb prahlt er auch damit rum, dass er morgen auf diesen Sklavenmarkt geht …“

„Auf den Sklavenmarkt?“

„Ja, das ist so ein Event von einem Swinger-Klub hier in Weissach!“, meinte Sophia: „Da werden Männer und Frauen zum Spaß versteigert. Das ist eine Art Spiel in der dortigen Szene. Na ja und die ersteigerten Frauen und Männer, die sollen dann dem Käufer dienen. Ist so ein Partnertauschding.“

„Okay!“, sagte Julia verwirrt: „Und er geht dort hin?“

„Ja genau. Seine Freundin weiß nichts davon!“, meinte Sophia: „Aber er bekommt eh keine ab. Weil er nicht das Geld dazu hat!“

„Die zahlen dann wirklich Geld, oder wie muss man das verstehen?“

„Nun, das Geld wird gespendet. Aber ja, man zahlt wirklich Geld. Und er möchte sich da eine Frau ersteigern, die er dann als, na ja, Sklavin haben kann.“

Julia schüttelte den Kopf: „Sachen gibt es!“

„Ich wünsche dir eine gute Nacht!“, meinte Sophia: „Meine Nummer hast du ja, falls noch was ist.

„Danke!“, sagte Julia: „Ich habe sie eingespeichert!“

Julia ging ins Hotel. Sie wartete auf den Fahrstuhl. Als er kam, ging sie hinein und drückte auf die Taste „Zweiter Stock“.

„Hey, warte!“, rief jemand. Es war Sebastian. Er drückte sich durch die sich gerade schließende Fahrstuhltüre.

„Was machst du?“, rief Julia laut: „Verschwinde!“

„Können wir nicht reden?“

„Nein!“

„Komm schon!“

„Du hast eine Freundin, schon vergessen?“

„Was wenn ich mit ihr rede?“, meinte er: „Vielleicht könnten wir einen Dreier haben? Sie meinte, sie wäre offen für Neues …“

„Du spinnst wohl!“

Er fasste sie an der Schulter: „Komm schon!“

„Nein!“, schrie sie.

Die Fahrstuhltüre ging auf und sie rannte hinaus.

Schnell öffnete sie die Türe zu ihrem Hotelzimmer. Unsicher schaute sie zurück. Aber er kam ihr nicht hinterher.

Einige Zeit später lag Julia in ihrem Bett. Sie weinte. Was für ein Arschloch war das gewesen. Sie war am Anfang so überzeugt gewesen. Der Kuss hatte ihr gutgetan. Sie hatte ein richtiges Kribbeln im Bauch verspürt. Und dann kam raus, dass er eine Freundin hatte.

Sie erinnerte sich an ihre Mutter: „Du kannst sexuell noch so abgefahren sein. Du musst zu denen, die du liebst ehrlich sein. Sonst funktioniert das nicht. Sonst gehst du daran kaputt.“

War das auch der Grund, warum ihre Mutter sich von ihrem Vater getrennt hatte? Sie hatte ihre Verhältnisse gehabt, er die seinen. Sie hatten eine offene Beziehung geführt. Und sie hatten es sich jedes Mal erzählt. Hatten darüber gescherzt, gelacht. Oder sie hatten danach stundenlang gevögelt miteinander. Das hatte ihre Mutter ihr zumindest einige Jahre später erzählt, als Julia erwachsen war.

Und dann war da diese eine Frau, die ihr Vater jedes Mal heimlich getroffen hatte. Mit einem Schlag war das Vertrauen verschwunden gewesen …

Dieser Sebastian war definitiv nicht ehrlich. Nicht zu seiner Freundin. Und das war überhaupt nicht fair.

Julia hatte aufgehört zu weinen.

Sie schlug ihr aktuellsten Roman auf. Während sie anfing zu lesen, wurde ihre Mutter durchgevögelt. In allen Positionen …

Sklaventochter

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