Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 135

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350 Ihm antwortete drauf der männerbeherrschende Sauhirt:Dieses will ich dir, Fremdling, und nach der Wahrheit erzählen.Immer noch lebt Laertes; doch täglich flehet er Zeus an,Daß in seinem Hause sein Geist den Gliedern entschwinde.Denn untröstlich beweint er des fernen Sohnes Gedächtnis,
355 Und den Tod des edlen geliebten Weibes der Jugend,Der ihn so innig gekränkt, und sein herbes Alter beschleunigt.Diese starb vor Gram um ihren berühmten Odysseus,Ach! den traurigsten Tod! So sterbe keiner der Freunde,Welcher in diesem Lande mir Liebes und Gutes getan hat.
360 Als noch jene lebte, wiewohl in steter Betrübnis,Hatt’ ich noch etwas Lust zu fragen und mich zu erkunden.Denn sie erzog mich selbst mit Ktimene, ihrer geschmücktenTugendreichen Tochter, der jüngsten ihres Geschlechtes;Diese erzog sie mit mir, und ehrte mich wenig geringer.
365 Und da wir beide das Ziel der lieblichen Jugend erreichten,Gaben sie jene nach Samä, und nahmen große Geschenke.Und mich kleidete sie, die Mutter, mit prächtigen Kleidern,Einem Mantel und Rock, und gab mir Schuh’ an die Füße,Sandte mich her aufs Land, und tat mir Gutes auf Gutes.
370 Dieses muß ich nun alles entbehren: aber die GötterSegnen mit reichem Gedeihn die Arbeit, welche mir obliegt;Hievon ess’ ich und trinke, und geb’ auch ehrlichen Leuten.Von der Königin selbst ist keine Freude zu hoffen,Weder Wort noch Tat, seitdem die Plage das Haus traf,
375 Jener verwüstende Schwarm! Und Knechte wünschen doch herzlich,Vor der Frau des Hauses zu reden, und alles zu hören,Und zu essen und trinken, und dann auch etwas zu FeldeMitzunehmen: wodurch das Herz der Bedienten erfreut wird. Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
380 Ei so bist du als Kind, Eumäos, Hüter der Schweine,Fern von dem Vaterland und deinen Eltern verirret!Aber verkündige mir, und sage die lautere Wahrheit:Ward die prächtige Stadt von Kriegesscharen verwüstet,Welche dein Vater einst und die treffliche Mutter bewohnten?
385 Oder fanden dich einsam bei Schafen oder bei RindernRäuber, und schleppten dich fort zu den Schiffen, und boten im HauseDieses Mannes dich feil, der dich nach Würden bezahlte? Ihm antwortete drauf der männerbeherrschende Sauhirt: Fremdling, weil du mich fragst und so genau dich erkundest,
390 Nun so sitze still, erfreue dich horchend, und trinkeWein. Die Nächte sind lang; man kann ausruhen, und kann auchAngenehme Gespräch’ anhören. Es zwinget dich niemand,Frühe schlafen zu gehn; auch vieles Schlafen ist schädlich.Sehnt sich der übrigen einer in seinem Herzen zur Ruhe,
395 Dieser gehe zu Bett; und sobald der Morgen sich rötet,Frühstück’ er, und treibe des Königes Schweine zu Felde.Aber wir wollen hier in der Hütte noch essen und trinken,Um einander das Herz durch Erinnerung trauriger LeidenAufzuheitern; denn auch der Trübsal denket man gerne,
400 Wenn man so vieles erduldet, so viele Länder durchirrt ist.Jetzo will ich dir das verkündigen, was du mich fragtest: Eine der Inseln im Meer heißt Syria, wenn du sie kennest, Über Ortygia hin, wo die Sonnenwende zu sehn ist.Groß ist diese nicht sehr von Umfang, aber doch fruchtbar,
405 Reich an Schafen und Rindern, an Wein und schönem Getreide.Nimmer besucht der Hunger, und nimmer eine der andernSchrecklichen Seuchen das Volk, die die armen Sterblichen hinrafft.Sondern wann in der Stadt die Menschen das Alter erreichen,Kömmt die Freundin der Pfeil’ und der Gott des silbernen Bogens,
410 Welche sie unversehens mit sanften Geschossen erlegen.Allda sind zwo Städte, die zwiefach alles geteilet;Und von diesen beiden war einst mein Vater Beherrscher,Ktesios, Ormenos’ Sohn, ein Bild der unsterblichen Götter. Einst besuchten uns dort Phöniker, berühmt in der Seefahrt
415 Und Erzschinder, und führten im Schiff unzähliges Spielzeug.Aber im Hause des Vaters war eine phönikische Sklavin,Schöngebildet und groß und klug in künstlicher Arbeit.Diese verführten mit List die ränkegeübten Phöniker.Einer von ihnen pflog, da sie wusch, beim schwärzlichen Schiffe,
420 Heimlicher Liebe mit ihr; die das Herz der biegsamen WeiberGanz in die Irre führt, wenn eine die Tugend auch ehret.Dieser fragte darauf, wer sie wär’, und von wannen sie käme;Und sie zeigte sogleich zu des Vaters hohem Palaste: Meine Geburtstadt ist die erzdurchschimmerte Sidon,
425 Und ich rühme mich dort des reichen Arybas’ Tochter.Aber mich raubeten einst, da ich vom Felde zurückkam,Taphische Räuber, und brachten mich hier, und boten im HauseDieses Mannes mich feil, der mich nach Würden bezahlte. Ihr antwortete drauf der Mann, der sie heimlich beschlagen
430 Möchtest du jetzo denn nicht mit uns nach Hause zurückgehn,Deiner Eltern hohen Palast, und Vater und MutterWiedersehn? Denn sie leben noch beid’, und man nennt sie begütert. Und das phönikische Weib antwortete jenem, und sagte: Ja auch dieses geschehe, wofern ihr Schiffer mir eidlich
435 Angelobt, mich sicher und wohl nach Hause zu bringen. Also sprach sie; und alle beschworen, was sie verlangte. Als sie es jetzo gelobt, und vollendet den heiligen Eidschwur,Hub die Phönikerin an, und sprach zu der Männer Versammlung: Seid nun still, und keiner von eures Schiffes Genossen
440 Rede mit Worten mich an, er begegne mir auf der Straße,Oder beim Wasserschöpfen: daß niemand zu unserem HauseGehend dem Alten es sag’, und dieser vielleicht mir aus ArgwohnSchwere Band’ anlege, und euch das Verderben bereitetSondern haltet die Sache geheim, und beschleunigt den Einkauf
445 Aber sobald ihr das Schiff mit Lebensgütern beladen;Dann geh’ einer geschwind’ in die Burg, und bringe mir Botschaft,Nehmen will ich, was mir an goldnem Geschirr’ in die Hand fällt;Und ich möcht’ euch gerne die Fahrt noch höher bezahlen.Denn ich erziehe den Sohn des alten Herrn im Palaste,
450 Welcher schon witzig ist, und aus dem Hause so mitläuft.Diesen brächt’ ich gerne zum Schiff; ihr würdet nicht wenigFür ihn lösen, wohin ihr ihn auch in die Fremde verkauftet. Also sprach das Weib, und kehrte zum schönen Palaste. Und die Phöniker weilten ein ganzes Jahr auf der Insel,
455 Kauften und schleppten ins Schiff unzählige Güter zusammen.Als sie das hohle Schiff zur Heimfahrt hatten befrachtet,Sandten sie einen Genossen, dem Weibe die Botschaft zu bringen.Dieser listige Mann, der in des Vaters Palast kam,Bracht’ ein goldnes Geschmeide, besetzt mit köstlichem Bernstein,
460 Welches die Mägde des Hauses und meine treffliche MutterMit den Händen befühlten und sehr aufmerksam besahen.Als sie über den Preis nun handelten, winkt’ er der SklavinHeimlich, und eilte zurück zu dem hohlen Schiffe. Die SklavinNahm mich drauf bei der Hand, und führte mich aus dem Palaste.
465 Und sie fand in dem vorderen Saal Weinbecher und TischeFür die Gäste gestellt, die meinen Vater besuchten;Diese waren anitzt auf dem Markt’ in des Volkes Versammlung.Hurtig raubte sie drei der Gefäße, verbarg sie im Busen,Eilte dann weg, von mir einfältigen Kinde begleitet.
470 Und die Sonne sank, und Dunkel umhüllte die Pfade.Jetzo hatten wir schnell den berühmten Hafen erreichet,Wo der Phöniker Schiff das Meer zu durcheilen bereit lag.Diese bestiegen mit uns das Verdeck des Schiffes, und steurtenÜber die Woge des Meers, von Gottes Winde getrieben.
475 Also durchsegelten wir sechs Tag’ und Nächte die Wasser.Als der siebente Tag von Zeus Kronion gesandt ward,Tötete Artemis plötzlich das Weib mit ihrem Geschosse.Rauschend fiel sie hinab in das Wasser des Raums, wie ein Seehuhn.Und man warf sie, den Fischen und Ungeheuern zur Beute,
480 Über den Bord; allein ich blieb mit traurigem Herzen.Wind und Woge trieben sie jetzt an Ithakas Ufer,Wo Laertes mich mit seinem Vermögen erkaufte.Also hab’ ich dies Land zuerst mit Augen gesehen. Und der göttliche Held Odysseus gab ihm zur Antwort:
485 Wahrlich, Eumäos, ich fühl’ es im Innersten meines Herzens,Alles, was du mir jetzo von deinen Leiden erzählt hast!Aber dir hat doch Zeus bei dem Bösen auch Gutes verliehen,Da du, nach großen Leiden, in dieses gütigen MannesWohnung kamst, der dir sorgfältig zu essen und trinken
490 Reicht; denn du lebst hier ganz gemächlich. Aber ich ArmerIrre, von Stadt zu Stadt vertrieben, Hilfe zu suchen! Also besprachen diese sich jetzo untereinander, Legten sich dann zur Ruh, nicht lange, sondern ein wenig;Denn bald rötete sich der Morgen. Aber am Ufer
495 Lösten Telemachos Freunde die Segel, senkten den MastbaumEilend herab, vollendeten dann mit Rudern die Landung,Warfen die Anker aus, und banden mit Seilen das Schiff an.Und nun stiegen sie selbst ans krumme Gestade des Meeres,Eilten das Mahl zu bereiten, und mischten des funkelnden Weines.
500 Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,Sprach der verständige Jüngling Telemachos zu der Versammlung: Rudert, ihr andern, jetzt nach der Stadt mit dem schwärzlichen Schiffe; Ich will erst ein wenig zu meinen Hirten aufs Land gehn.Abends komm’ ich zur Stadt, sobald ich das Meine besehen.
505 Morgen dächt’ ich euch wohl ein gutes Mahl nach der ReiseVorzusetzen, von Fleisch und herzerfreuendem Weine. Und der göttliche Mann Theoklymenos gab ihm zur Antwort: Aber wohin geh ich denn, mein Sohn? zu wessen PalasteUnter den Männern, die hier in der felsichten Ithaka herrschen?
510 Geh ich gerade zu deinem und deiner Mutter Palaste? Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: Sonst geböt’ ich dir wohl, gerade zu unserem HauseHinzugehn; auch sollt’ es an nichts gebrechen: doch jetzoWürd’ es dich selbst beschweren. Denn ich bin fern, und die Mutter
515 Siehet dich nicht; sie erscheint nicht oft vor den Freiern im Saale;Abgesondert wirkt sie im obern Stock’ ihr Gewebe.Aber ich will indes dir einen anderen nennen:Geh zu Eurymachos hin, des Polybos trefflichem Sohne,Welcher jetzt, wie ein Gott, in der Ithaker Volke geehrt wird.
520 Und er ist auch bei weitem der Edelste, wünscht auch am meistenMeine Mutter zum Weib , und Odysseus’ Würde zu erben.Aber das weiß Kronion, der Gott des hohen Olympos,Ob vor der Hochzeit noch der böse Tag sie ereile! Sprach’s; und rechtsher flog ein heilweissagender Vogel,
525 Phöbos schneller Gesandte, der Habicht: zwischen den KlauenHielt er und rupfte die Taub’, und goß die Federn zur ErdeZwischen Telemachos nieder und seinem schwärzlichen Schiffe.Eilend rief Theoklymenos ihn von den Freunden besonders,Faßte des Jünglings Hand, und erhub die Stimme der Weisheit:
530 Jüngling, nicht ohne Gott flog dir zur Rechten der Vogel; Denn ich erkenn’ an ihm die heilweissagenden Zeichen!Außer eurem Geschlecht erhebt sich nimmer ein KönigIn der Ithaker Volk; auf euch ruht ewig die Herrschaft! Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
535 Fremdling, erfülleten doch die Götter, was du geweissagt!Dann erkenntest du bald an vielen und großen GeschenkenDeinen Freund, und jeder Begegnende priese dich selig! Also sprach er, und rief dem treuen Gefährten Peiräos: Klytios’ Sohn, Peiräos, du bist von allen Gefährten,
540 Die mich nach Pylos gebracht, mir immer am meisten gewillfahrt.Führe mir denn auch nun zu deinem Hause den Fremdling;Ehr’ und bewirt’ ihn dort, bis ich heimkehre, mit Sorgfalt! Und der lanzenberühmte Peiräos sagte dagegen: Wenn du auch noch so lange, Telemachos, draußen verweilest,
545 Gerne bewirt’ ich den Gast; auch soll es an nichts ihm gebrechen! Also sprach er, und trat in das Schiff, und befahl den Gefährten, Einzusteigen, und schnell die Seile vom Ufer zu lösenUnd sie traten ins Schiff, und setzten sich hin auf die Bänke. Aber Telemachos band um die Füße die prächtigen Sohlen,
550 Nahm dann die mächtige Lanze, mit scharfer eherner Spitze,Von des Schiffes Verdeck. Die andern lösten die Seile,Stießen ab, und fuhren zur Stadt mit dem schwärzlichen Schiffe,Wie es Telemachos hieß, der geliebte Sohn von Odysseus.Dieser eilte von dannen mit hurtigen Füßen zum Hofe,
555 Wo die Herden der Schwein’ itzt ruheten, welche der SauhirtSchützte, der gute Mann, der seinen Herren so treu war.
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