Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 131

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165 Ihm antwortetest du, Eumäos, Hüter der Schweine:Alter, ich werde wohl nie den Lohn der Botschaft bezahlen,Noch wird Odysseus je heimkehren! Trinke geruhigDeinen Wein, und laß uns von etwas anderem reden.Hieran erinnre mich nicht; denn meine Seele durchdringet
170 Schmerz, wann einer mich nur an den besten König erinnert!Was du geschworen hast, laß gut sein; aber OdysseusKomme, wie ich es wünsche, und seine Penelopeia,Und Laertes der Greis, und Telemachos göttlich an Bildung!Jetzo bewein’ ich von Herzen den Sohn des edlen Odysseus!
175 Ach! Telemachos nährten, wie eine Pflanze, die Götter;Und ich hofft’ ihn dereinst nicht schlechter unter den Männern,Als den Vater, zu finden, an Geist und Bildung ein Wunder:Doch der Unsterblichen einer verrückt’ ihm die richtigen Sinne,Oder ein sterblicher Mensch! Er ging, den Vater zu suchen,
180 Nach der göttlichen Pylos; nun stellen die mutigen FreierIhm, wann er heimkehrt, nach: damit Arkeisios’ NameUnd sein Heldengeschlecht aus Ithaka werde vertilget!Aber laß uns davon nicht weiter reden; er mögeFallen, oder entfliehn, und Gottes Hand ihn bedecken.
185 Auf! erzähle mir jetzo von deinen Leiden, o Alter!Auch verkündige mir aufrichtig, damit ich es wisse:Wer, wes Volkes bist du, und wo ist deine Geburtstadt?Und in welcherlei Schiff kamst du? wie brachten die SchifferDich nach Ithaka her? was rühmen sich jene für Leute?
190 Denn unmöglich bist du doch hier zu Fuße gekommen! Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: Dieses will ich dir gern und nach der Wahrheit erzählen.Wären wir beide mit Speis’ auf lange Zeiten versorget,Und erfreuendem Wein, und blieben hier stets in der Hütte
195 Ruhig sitzen am Mahl, und andre bestellten die Arbeit;Siehe dann könnte leicht ein Jahr verfliegen, und dennochHätt’ ich nicht die Erzählung von allen Leiden vollendet,Welche der Götter Rat auf meine Seele gehäuft hat.Aus dem weiten Gefilde von Kreta stamm’ ich; mein Vater
200 War ein begüterter Mann, und noch viel andere SöhneWurden in seinem Hause geboren und auferzogen,Echte Kinder der Frau. Doch mich gebar ein erkauftesKebsweib; aber es ehrte mich, gleich den ehlichen KindernKastor, Hylakos’ Sohn, aus dessen Blut ich gezeugt hin.
205 Dieser ward, wie ein Gott, im kretischen Volke geehret,Wegen seiner Gewalt, Reichtümer und rühmlichen Söhne.Aber ihn führeten bald des Todes Schrecken in AïsSchattenbehausung hinab; die übermütigen SöhneWarfen darauf das Los, und teilten das Erbe des Vaters.
210 Mir beschieden sie nur ein Haus und wenige Güter.Aber ich nahm mir ein Weib aus einem der reichsten Geschlechter,Das ich durch Tugend gewann; denn ich war kein entarteter Jüngling,Noch ein Feiger im Kriege! Doch nun ist alles vergangen!Dennoch glaub’ ich, du wirst noch aus der Stoppel die Ähre
215 Kennen; denn ach! es drückte mich sehr viel Drangsal zu Boden!Wahrlich, Entschlossenheit hatte mir Ares verliehn und AtheneUnd vertilgende Kraft! Wann ich, dem Feinde zu schaden,Mit erlesenen Helden im Hinterhalte versteckt lag;Schwebte mir nimmer des Todes Bild vor der mutigen Seele:
220 Sondern ich sprang zuerst von allen hervor, und streckteJeglichen Feind in den Staub, den meine Schenkel ereilten.Als focht ich im Krieg’, und liebte weder den Feldbau,Noch die Sorge des Hauses, und blühender Kinder Erziehung;Aber das Ruderschiff war meine Freude beständig.
225 Schlachtengetös’ und blinkende Speer’ und gefiederte Pfeile:Lauter schreckliche Dinge, die andre mit Grauen erfüllen!Aber ich liebte, was Gott in meine Seele geleget;Denn dem einen gefällt dies Werk, dem anderen jenes.Eh’ der Achaier Söhne gen Troja waren gesegelt,
230 Führt’ ich neunmal Männer in schnellgeruderten SchiffenGegen entlegene Völker, und kehrte mit Beute zur Heimat.Hievon nahm ich zuerst das schönste Kleinod, und vielesTeilte das Los mir zu. So mehrte sich schnell mein Vermögen,Und ich ward geehrt und hochgeachtet in Kreta.
235 Aber da Zeus’ Vorsehung die jammerbringende KriegsfahrtOrdnete, welche das Leben so vieler Männer geraubt hat;Da befahlen sie mir, mit Idomeneus, unserm Beherrscher,Führer der Schiffe zu sein gen Ilios; alle VersucheMich zu befrein mißlangen; mich schreckte der Tadel des Volkes.
240 Und neun blutige Jahre durchkämpften wir Söhne der Griechen;Und im zehnten verheerten wir Priamos’ türmende Feste,Steurten dann heim mit den Schiffen; und Gott zerstreute die Griechen.Über mich Armen verhängte der Rat Kronions ein Unglück.Denn nur einen Monat verweilt’ ich daheim, mit dem Weibe
245 Meiner Jugend, den Kindern und meinem Gesinde mich freuend.Und mich reizte mein Herz, mit göttergleichen GefährtenEinige Schiffe zu rüsten, und nach dem Ägyptos zu segeln.Und ich rüstete neun, und schnell war die Menge versammelt.Hierauf schmausten bei mir sechs Tage die lieben Gefährten,
250 Und ich schlachtete viele gemästete Tiere zum OpferFür die seligen Götter, und zum erfreuenden Schmause.Aber am siebenten Tage verließen wir Kreta, und fuhren,Unter dem lieblichen Wehn des reinen beständigen Nordwinds,Sanft, wie mit dem Strome, dahin; und keines der Schiffe
255 Wurde verletzt; wir saßen, gesund und fröhliches Mutes,Auf dem Verdeck, und ließen vom Wind’ und Steuer uns lenken.Aber am fünften Tag’ erreichten wir des Ägyptos’Herrlichen Strom, und ich legte die gleichen Schiffe vor Anker.Dringend ermahnt’ ich jetzo die lieben Reisegefährten,
260 An dem Gestade zu bleiben, und unsere Schiffe zu hüten,Und versendete Wachen umher auf die Höhen des Landes.Aber sie wurden von Trotz und Übermute verleitet,Daß sie ohne Vorzug der Ägypter schöne GefildePlünderten, ihre Weiber gefangen führten, die Männer
265 Und unmündigen Kinder ermordeten. Und ihr Geschrei kamSchnell in die Stadt. Sobald der Morgen sich rötete, zogenStreiter zu Roß und Fuße daher, und vom blitzenden ErzeStrahlte das ganze Gefild. Der Donnerer Zeus KronionSendete meinen Gefährten die schändliche Flucht, und es wagte
270 Keiner dem Feinde zu stehn; denn ringsum drohte Verderben.Viele töteten sie mit eisernen Lanzen, und vieleSchleppten sie lebend hinweg zu harter sklavischer Arbeit.Aber Kronion Zeus gab selber diesen GedankenMir ins Herz: (o hätte mich lieber des Todes Verhängnis
275 Dort in Ägyptos ereilt, denn meiner harrte nur Unglück!)Eilend nahm ich den schöngebildeten Helm von dem Haupte,Und von der Schulter den Schild, und warf den Speer aus der Rechten,Ging dem Wagen des Königs entgegen, küßt’ und umarmteSeine Knie’, und er schenkte mir voll Erbarmen das Leben,
280 Hieß in den Wagen mich steigen, und führte mich Weinenden heimwärts.Zwar es stürzten noch oft mit eschenen Lanzen die FeindeMich zu ermorden heran, denn sie waren noch heftig erbittert;Aber er wehrte sie ab, aus Furcht vor der Rache Kronions,Welcher die Fremdlinge schützt, und ihre Beleidiger strafet.
285 Sieben Jahre blieb ich bei ihm, und sammelte ReichtumVon dem ägyptischen Volke genung; denn sie gaben mir alle.Doch wie das achte Jahr im Laufe der Zeiten herankam;Siehe da kam ein phönikischer Mann, ein arger BetrügerUnd Erzschinder, der viele Menschen ins Elend gestürzt hat.
290 Dieser beredete mich, mit ihm nach Phönike zu fahren,Wo der Bube sein Haus und sein Erworbenes hatte.Und ein volles Jahr verweilt’ ich bei ihm in Phönike.Aber da jetzt die Monden und Tage waren vollendet,Und ein anderes Jahr mit den kreisenden Horen herankam;
295 Führt’ er gen Libya mich im meerdurchwallenden Schiffe,Unter dem listigen Schein, als braucht’ er mich bei der Ladung:Um mich dort zu verkaufen, und großen Gewinn zu erwerben.Ihn begleitet’ ich zwar argwöhnend, aber ich mußte.Und sie steurten, im Wehn des reinen beständigen Nordwinds,
300 Über Kreta dahin; doch Zeus beschloß ihr Verderben.Als wir das grüne Gestade von Kreta jetzo verlassen,Und ringsum kein Land, nur Meer und Himmel zu sehn war;Breitete Zeus Kronion ein dunkelblaues Gewölk ausÜber das laufende Schiff, und Nacht lag über der Tiefe.
305 Und nun donnerte Zeus, der hochgeschleuderte Strahl schlugSchmetternd ins Schiff, und es schwankte vom Donner des Gottes erschüttert,Alles war Schwefeldampf, und die Männer entstürzten dem Boden.Ähnlich den Wasserkrähn, bekämpften sie, rings um das Schiff her,Steigend und sinkend die Flut; doch Gott nahm ihnen die Heimkehr.
310 Aber Kronion gab, in der schrecklichen Angst und Betäubung,Selber den hohen Mast des blaugeschnäbelten SchiffesMir in die Hände, damit ich noch dem Verderben entflöhe.Diesen umschlang ich, und trieb durch den Sturm und die tobenden Fluten.Und neun Tage trieb ich umher; in der zehnten der Nächte
315 Warf mich ans Land der Thesproten die hochherrollende Woge.Allda nahm mich Pheidon, der edle thesprotische König,Freundlich und gastfrei auf; denn es fand sein Sohn am GestadeMich von Frost und Arbeit Entkräfteten liegen, und führteMich mit stützender Hand zu seines Vaters Palaste,
320 Und bekleidete mich mit prächtigem Mantel und Leibrock.Jener erzählte mir dort von Odysseus, welcher, zur HeimatKehrend, ihn hätte besucht, und viele Freundschaftgenossen.Und er zeigte mir auch die gesammelten Güter Odysseus’,Erzes und Goldes die Meng’ und künstlichgeschmiedetes Eisens;
325 Daß bis ins zehnte Glied sein Geschlecht noch könnte versorgt sein.Solch ein unendlicher Schatz lag dort im Hause des Königs.Jener war, wie es hieß, nach Dodona gegangen, aus GottesHochgewipfelter Eiche Kronions Willen zu hören,Wie er in Ithaka ihm, nach seiner langen Entfernung,
330 Heimzukehren beföhle, ob öffentlich, oder verborgen.Pheidon beschwur es mir selbst, und beim Trankopfer im Hause,Segelfertig wäre das Schiff, und bereit die Gefährten,Um ihn heimzusenden in seiner Väter Gefilde.Aber mich sandt’ er zuvor: denn ein Schiff thesprotischer Männer
335 Ging zu dem weizenreichen Dulichion. Diesen befahl er,Mich sorgfältig dahin zum König Akastos zu bringenAber ihrem Herzen gefiel der grausamste RatschlußÜber mir, daß ich ganz in des Elends Tiefe versänke.Als das segelnde Schiff nun weit von dem Ufer entfernt war,
340 Droheten jene mir gleich mit dem schrecklichen Tage der Knechtschaft.Meinen Mantel und Rock entrissen mir jetzo die Räuber,Und umhüllten mir drauf den häßlichen Kittel und Leibrock,Beide zerlumpt, wie du selber mit deinen Augen hier siehest.Und am Abend erreichten wir Ithakas sonnige Hügel.
345 Jetzo banden sie mich im schöngezimmerten SchiffeFest mit dem starkgeflochtenen Seil, und stiegen dann selberAn das Gestad’, und nahmen die schnellbereitete Mahlzeit.Aber die Götter lösten mir leicht die Knoten der Fessel.Und ich band um das Haupt die zusammengewickelten Lumpen,
350 Ließ am geglätteten Steuer mich nieder, legte mich vorwärtsAuf das Wasser, und schwamm, mit beiden Händen mich rudernd,Hurtig von dannen, und bald war ich ferne von ihnen gekommen.Jetzo stieg ich ans Land, kroch unter ein dickes Gebüsche,Schmiegte mich hin, und lag. Die andern suchten indessen
355 Mich lautkeuchend umher; allein sie fanden nicht ratsam,Tiefer ins Land zu gehn. Sie kehrten zurück, und bestiegenWieder das hohle Schiff; und mich entrissen die GötterLeicht der Gefahr, und führten zu eines verständigen MannesHütte mich hin. Denn noch verlängt das Schicksal mein Leben.
Die großen Klassiker der Antike

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