Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 128

Dreizehnter Gesang

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Inhalt

Odysseus, von neuem beschenkt, geht am Abend zu Schiffe, wird schlafend nach Ithaka gebracht, und in Phorkis Bucht ausgesetzt. Das heimkehrende Schiff versteinert Poseidon. Odysseus in Götternebel verkennt sein Vaterland. Athene entnebelt ihm Ithaka, verbirgt sein Gut in der Höhle der Nymphen, entwirft der Freier Ermordung, und gibt ihm die Gestalt eines bettelnden Greises.

Also sprach er; und alle verstummten umher, und schwiegen;Horchten noch, wie entzückt, im großen schattigen Saale.Ihm antwortete drauf Alkinoos wieder, und sagte: Da du zu meiner hohen mit Erz gegründeten Wohnung
5 Kamst; so hoff’ ich, Odysseus, dich sollen doch jetzt von der HeimfahrtKeine Stürme verwehn, wie sehr du auch immer geduldet!Aber gehorchet nun, ihr alle, meiner Ermahnung,Die ihr beständig allhier, in meinem Palaste, des rotenEhrenweines genießt, und des Sängers Begeisterung anhört.
10 Kleider liegen bereits in der schöngeglätteten LadeFür den Fremdling, auch Gold von künstlicher Arbeit, und andreReiche Geschenke, so viel die phäakischen Fürsten ihm brachten.Laßt uns noch jeden ein groß dreifüßig Geschirr und ein BeckenIhm verehren. Wir fodern uns dann vom versammelten Volke
15 Wieder Ersatz; denn einen belästigten solche Geschenke. Also sprach er; und allen gefiel die Rede des Königs. Hierauf gingen sie heim, der süßen Ruhe zu pflegen.Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,Eilten sie alle zum Schiffe mit männerehrendem Erze.
20 Aber die heilige Macht Alkinoos legte das alles,Selber das Schiff durchgehend, mit Sorgfalt unter die Bänke;Daß es die Ruderer nicht an der Arbeit möchte verhindern. Hierauf gingen sie alle zur Burg, und besorgten das Gastmahl. Ihnen versöhnte der König mit einem geopferten Stiere
25 Zeus den donnerumwölkten Kroniden, der alles beherrschet.Und sie verbrannten die Lenden, und feirten das herrliche Gastmahl,Fröhliches Muts; auch sang vor ihnen der göttliche Sänger,Unter den Völkern geehrt, Demodokos. Aber OdysseusWandte zur strahlenden Sonn’ oft ungeduldig sein Haupt auf,
30 Daß sie doch unterginge; denn herzlich verlangt’ ihn zur Heimat.Also sehnt sich ein Pflüger zur Mahlzeit, welcher vom MorgenBis zum Abend die Brache mit rötlichen Stieren geackert;Freudig sieht er, wie sich die leuchtende Sonne hinabsenkt,Eilet zur Abendkost, und dem Gehenden wanken die Kniee:
35 Also freute sich jetzt Odysseus der sinkenden Sonne.Schnell begann er darauf zu den rudergeübten Phäaken,Aber vor allen wandt’ er sich gegen den König, und sagte: Weitgepriesener Held, Alkinoos, mächtigster König! Sendet mich jetzt, nach geopfertem Trank, in Frieden; und lebt wohl!
40 Denn ich habe nun alles, was meine Seele gewünscht hat:Eine sichere Fahrt und werte Geschenke. Die GötterLassen mir alles gedeihn! daß ich unsträflich die GattinWiederfinde daheim, und unbeschädigt die Freunde.Ihr, die ich jetzo verlasse, beglückt noch lange die Weiber
45 Eurer Jugend, und Kinder! Euch segnen die Götter mit TugendUnd mit Heil, und nie heimsuche die Insel ein Unglück! Also sprach er; es lobten ihn alle Fürsten, und rieten, Heimzusenden den Gast, weil seine Bitte gerecht war.Aber die heilige Macht Alkinoos sprach zu dem Herold:
50 Mische Wein in dem Kelche, Pontonoos; reiche dann allenMännern im Saal’ umher; daß wir dem Vater KronionFlehn, und unseren Gast zu seiner Heimat befördern. Sprach’s; und Pontonoos mischte des herzerfreuenden Weines, Ging umher, und verteilte die vollen Becher. Sie gossen
55 Flehend den Göttern des Tranks, die den weiten Himmel bewohnen,Jeder von seinem Sitz. Da erhub sich der edle Odysseus,Gab in Aretens Hand den schönen doppelten Becher,Redete freundlich sie an, und sprach die geflügelten Worte: Lebe beständig wohl, o Königin, bis dich das Alter
60 Sanft beschleicht und der Tod, die allen Menschen bevorstehn!Jetzo scheid’ ich von dir. Sei glücklich in diesem Palaste,Samt den Kindern, dem Volk, und Alkinoos, deinem Gemahle! Eilend ging nun der Held Odysseus über die Schwelle. Und die heilige Macht Alkinoos sandte den Herold,
65 Ihn zu dem rüstigen Schiff ans Meergestade zu führen.Auch die Königin ließ ihn von drei Jungfrauen begleiten:Eine trug ihm den schöngewaschenen Mantel und Leibrock;Diese sandte sie mit, die zierliche Lade zu bringen;Jene folgte dem Zuge mit Speis’ und rötlichem Weine.
70 Als sie jetzo das Schiff und des Meeres Ufer erreichten, Nahmen eilig von ihnen die edlen Geleiter Odysseus’Alles, auch Speis’ und Trank, und legten es nieder im Schiffe;Betteten jetzt für Odysseus ein Polster und leinenen TeppichAuf dem Hinterverdeck des hohlen Schiffes, damit er
75 Ruhig schliefe. Dann stieg er hinein, und legte sich schweigendAuf sein Lager. Nun setzten sich alle hin auf die Bänke,Nach der Ordnung, und lösten das Seil vom durchlöcherten Steine,Beugten sich vor und zurück, und schlugen das Meer mit dem Ruder.Und ein sanfter Schlaf bedeckte die Augen Odysseus’,
80 Unerwecklich und süß, und fast dem Tode zu gleichen. Wie wenn auf ebener Bahn vier gleichgespannete Hengste Alle zugleich hinstürzen, umschwirrt von der treibenden Geißel,Hoch sich erhebend, und hurtig zum Ziele des Laufes gelangen:Also erhob sich das Steuer des Schiffs, und es rollte von hinten
85 Dunkel und groß die Woge des lautaufrauschenden Meeres.Schnell und sicheres Laufes enteilten sie; selber kein HabichtHätte sie eingeholt, der geschwindeste unter den Vögeln.Also durcheilte der schneidende Kiel die Fluten des Meeres,Heimwärts tragend den Mann, an Weisheit ähnlich den Göttern.
90 Ach! er hatte so viel unnennbare Leiden erduldet,Da er die Schlachten der Männer und tobende Fluten durchkämpfte;Und nun schlief er so ruhig, und alle sein Leiden vergessend. Als nun östlich der Stern mit funkelndem Schimmer emporstieg, Welcher das kommende Licht der Morgenröte verkündet;
95 Schwebten sie nahe der Insel im meerdurchwallenden Schiffe.Phorkys, dem Greise des Meers, ist eine der Buchten geheiligt,Gegen der Ithaker Stadt, wo zwo vorragende schroffeFelsenspitzen der Reede sich an der Mündung begegnen.Diese zwingen die Flut, die der Sturm lautbrausend heranwälzt,
100 Draußen zurück; inwendig am stillen Ufer des HafensRuhn unangebunden die schöngebordeten Schiffe.Oben grünt am Gestad’ ein weitumschattender Ölbaum.Eine Grotte, nicht fern von dem Ölbaum, lieblich und dunkel,Ist den Nymphen geweiht, die man Najaden benennet.
105 Steinerne Krüge stehn und zweigehenkelte UrnenInnerhalb; und Bienen bereiten drinnen ihr Honig.Aber die Nymphen weben auf langen steinernen StühlenFeiergewande, mit Purpur gefärbt, ein Wunder zu schauen.Unversiegende Quellen durchströmen sie. Zwo sind der Pforten:
110 Eine gen Mitternacht, durch welche die Menschen hinabgehn;Mittagwärts die andre geheiligte: diese durchwandeltNie ein sterblicher Mensch; sie ist der Unsterblichen Eingang. Jene lenkten hinein, denn sie kannten den Hafen schon vormals. Siehe da eilte das Schiff bis an die Hälfte des Kieles
115 Stürmend ans Land: so stark war der Schwung von der Ruderer Händen.Und sie stiegen vom Schiffe mit zierlichen Bänken ans Ufer,Hoben zuerst Odysseus vom Hinterverdecke des Schiffes,Samt dem leinenen Teppich und schönen purpurnen Polster,Und dann legten sie ihn, wie er schlummerte, nieder im Sande.
120 Und sie enthoben das Gut, das die edlen Phäaken beim AbschiedIhm geschenkt, durch Fügung der mutigen Pallas Athene.Dieses legten sie alles zuhauf am Stamme des Ölbaums,Außer dem Wege, daß kein vorübergehender WandrerHeimlich zu rauben käme, bevor Odysseus erwachte.
125 Und nun fuhren sie heim. Doch Poseidaon vergaß nichtSeiner Drohung, die er dem göttergleichen OdysseusEhmals hatte gedroht; er forschte den Willen Kronions: Vater Zeus, auf immer ist bei den unsterblichen Göttern Meine Ehre dahin, da Sterbliche meiner nicht achten,
130 Jene Phäaken, die selbst von meinem Blute gezeugt sind!Sieh, ich vermutet’, es sollte nach vielen Leiden OdysseusKommen ins Vaterland; denn gänzlich hätt’ ich die HeimkehrNimmer gewehrt, da dein allmächtiger Wink sie verheißen:Und sie bringen im Schlaf ihn über die Wogen, und setzen
135 Ihn in Ithaka aus, und geben ihm teure Geschenke,Erzes und Goldes die Meng’, und schöngewebete Kleider,Mehr als Odysseus je aus Ilion hätte geführet,Wär’ er auch ohne Schaden mit seiner Beute gekommen! Ihm antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
140 Welche Red’ entfiel dir, du erderschütternder König?Nimmer verachten dich die Götter! vermessene KühnheitWär’ es, den ältesten mächtigsten Gott mit Verachtung zu reizen.Weigert sich aber ein Mensch, durch Kraft und Stärke verleitet,Dich, wie er soll, zu ehren; so bleibt dir ja immer die Rache.
145 Tue jetzt, wie du willst, und deinem Herzen gelüstet! Drauf erwiderte jenem der Erderschüttrer Poseidon: Gerne vollendet’ ich gleich, Schwarzwolkichter, was du gestattest;Aber ich fürchte mich stets vor deinem eifernden Zorne.Jetzo will ich das schöngezimmerte Schiff der Phäaken,
150 Das vom Geleiten kehrt, im dunkelwogenden MeerePlötzlich verderben; damit sie sich scheun, und die MännergeleitungLassen; und rings um die Stadt will ich ein hohes Gebirg ziehn. Ihm antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion: Teuerster, dieser Rat scheint meinem Sinne der beste.
155 Wann die Bürger der Stadt dem näher rudernden SchiffeAlle entgegen schaun, dann verwandel’ es nahe dem UferZum schiffähnlichen Fels; daß alle Menschen dem WunderStaunen; und rings um die Stadt magst du ein hohes Gebirg ziehn. Als er solches vernommen, der Erderschüttrer Poseidon,
160 Ging er gen Scheria hin, dem Lande der stolzen Phäaken.Allda harrt’ er; und bald kam nahe dem Ufer das schnelleMeerdurchgleitende Schiff. Da nahte sich Poseidaon,Schlug es mit flacher Hand, und siehe! plötzlich versteinert,Wurzelt’ es fest am Boden des Meers. Drauf ging er von dannen.
165 Aber am Ufer besprachen mit schnellgeflügelten Worten Sich die Phäaken, die Führer der langberuderten Schiffe.Einer wendete sich zu seinem Nachbar, und sagte: Wehe! wer hemmt im Meere den Lauf des rüstigen Schiffes, Welches zur Heimat eilte? Wir sahn es ja völlig mit Augen!
170 Also redeten sie, und wußten nicht, was geschehn war. Aber jetzo begann Alkinoos in der Versammlung: Weh mir! es trifft mich jetzo ein längst verkündetes Schicksal. Mir erzählte mein Vater vordem, uns zürne Poseidon,Weil wir ohne Gefahr jedweden zu Schiffe geleitet.
175 Dieser würde dereinst ein treffliches Schiff der Phäaken,Das vom Geleiten kehrte, im dunkelwogenden MeerePlötzlich verderben, und rings um die Stadt ein hohes Gebirg ziehn.So weissagte der Greis; das wird nun alles erfüllet.Aber wohlan! gehorcht nun alle meinem Befehle.
180 Laßt die Männergeleitung, woher auch ein Sterblicher komme,Unserem Volke zu flehn; und opfert jetzo PoseidonZwölf erlesene Stiere! Vielleicht erbarmt er sich unser,Daß er nicht rings um die Stadt ein hohes Felsengebirg zieht. Also sprach er, und bange bereiteten jene das Opfer.
185 Also beteten dort zum Meerbeherrscher Poseidon,Für der Phäaken Stadt, die erhabenen Fürsten und Pfleger,Stehend um den Altar. Da erwachte der edle Odysseus,Ruhend auf dem Boden der lange verlassenen Heimat.Und er kannte sie nicht; denn eine Göttin umhüllt’ ihn
190 Rings mit dunkler Nacht, Zeus’ Tochter, Pallas Athene,Ihn unkennbar zu machen, und alles mit ihm zu besprechen:Daß ihn weder sein Weib noch die Freund’ und Bürger erkennten,Bis die üppigen Freier für allen Frevel gebüßet.Alles erschien daher dem ringsumschauenden König
195 Unter fremder Gestalt: Heerstraßen, schiffbare Häfen,Wolkenberührende Felsen, und hochgewipfelte Bäume.Jetzo erhub er sich, stand; und da er sein Vaterland ansah,Hub er bitterlich an zu weinen, und schlug sich die HüftenBeide mit flacher Hand, und sprach mit klagender Stimme:
200 Weh mir! zu welchem Volke hin ich nun wieder gekommen? Sind’s unmenschliche Räuber, und sittenlose Barbaren;Oder Diener der Götter, und Freunde des heiligen Gastrechts?Wo verberg’ ich dies viele Gut? und wohin soll ich selberIrren? O wäre doch dies im phäakischen Lande geblieben!
205 Und mir hätte dagegen ein anderer mächtiger KönigHilfe gewährt, mich bewirtet und hingesendet zur Heimat!Jetzo weiß ich es weder wo hinzulegen, noch kann ich’sHier verlassen, damit es nicht andern werde zur Beute!Ach! so galt denn bei jenen Gerechtigkeit weder, noch Weisheit,
210 Bei des phäakischen Volks erhabenen Fürsten und Pflegern,Die in ein fremdes Land mich gebracht! Sie versprachen so heilig,Mich nach Ithakas Höhn zu führen; und täuschten mich dennoch!Zeus vergelt’ es ihnen, der Leidenden Rächer, der allerMenschen Beginnen schaut, und alle Sünde bestrafet!
215 Aber ich will doch jetzo die Güter zählen und nachsehn,Ob sie mir etwas geraubt, als sie im Schiffe davon flohn.
Die großen Klassiker der Antike

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