Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 109

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Aber Leukothea sah ihn, die schöne Tochter des Kadmos,Ino, einst ein Mädchen mit heller melodischer Stimme,
335 Nun in den Fluten des Meers der göttlichen Ehre genießend.Und sie erbarmete sich des umhergeschleuderten Mannes,Kam wie ein Wasserhuhn empor aus der Tiefe geflogen,Setzte sich ihm auf den Floß, und sprach mit menschlicher Stimme: Armer, beleidigtest du den Erderschüttrer Poseidon,
340 Daß er so schrecklich zürnend dir Jammer auf Jammer bereitet?Doch verderben soll er dich nicht, wie sehr er auch eifre!Tu nur, was ich dir sage; du scheinst mir nicht unverständig.Ziehe die Kleider aus, und lasse den Floß in dem SturmeTreiben; spring in die Flut, und schwimme mit strebenden Händen
345 An der Phäaken Land, allwo dir Rettung bestimmt ist.Da, umhülle die Brust mit diesem heiligen Schleier,Und verachte getrost die drohenden Schrecken des Todes.Aber sobald du das Ufer mit deinen Händen berührest,Löse den Schleier ab, und wirf ihn ferne vom Ufer
350 In das finstere Meer, mit abgewendetem Antlitz. Also sprach die Göttin, und gab ihm den heiligen Schleier; Fuhr dann wieder hinab in die hochaufwallende Woge,Ähnlich dem Wasserhuhn, und die schwarze Woge verschlang sie.Und nun sann er umher, der herrliche Dulder Odysseus;
355 Tiefaufseufzend sprach er zu seiner erhabenen Seele: Weh mir! ich fürchte, mich will der Unsterblichen einer von neuem Hintergehn, der mir vom Floße zu steigen gebietet!Aber noch will ich ihm nicht gehorchen; denn eben erblickt’ ichFerne von hinnen das Land, wo jene mir Rettung gelobte.
360 Also will ich es machen, denn dieses scheint mir das Beste!Weil die Balken noch fest in ihren Banden sich halten,Bleib’ ich hier, und erwarte mit duldender Seele mein Schicksal.Aber wann mir den Floß die Gewalt des Meeres zertrümmert,Dann will ich schwimmen; ich weiß mir ja doch nicht besser zu raten!
365 Als er solche Gedanken im zweifelnden Herzen bewegte, Siehe da sandte Poseidon, der Erdumstürmer, ein hohesSteiles schreckliches Wassergebirg’; und es stürzt’ auf ihn nieder.Und wie der stürmende Wind in die trockene Spreu auf der TenneUngestüm fährt, und im Wirbel sie hiehin und dorthin zerstreuet;
370 Also zerstreute die Flut ihm die Balken. Aber OdysseusSchwung sich auf einen, und saß, wie auf dem Rosse der Reiter;Warf die Kleider hinweg, die ihm Kalypso geschenket,Und umhüllte die Brust mit Inos heiligem Schleier.Vorwärts sprang er hinab in das Meer, die Hände verbreitet,
375 Und schwamm eilend dahin. Da sah ihn der starke Poseidon,Schüttelte zürnend sein Haupt, und sprach in der Tiefe des Herzens: So, durchirre mir jetzo, mit Jammer behäuft, die Gewässer, Bis du die Menschen erreichst, die Zeus vor allen beseligt!Aber ich hoffe, du sollst mir dein Leiden nimmer vergessen!
380 Also sprach er, und trieb die Rosse mit fliegender Mähne, Bis er gern Ägä kam, zu seiner glänzenden Wohnung. Aber ein Neues ersann Athene, die Tochter Kronions. Eilend fesselte sie den Lauf der übrigen Winde,Daß sie alle verstummten, und hin zur Ruhe sich legten;
385 Und ließ stürmen den Nord, und brach vor ihm die Gewässer:Bis er zu den Phäaken, den ruderliebenden Männern,Käme, der edle Odysseus, entflohn dem Todesverhängnis. Schon zween Tage trieb er und zwo entsetzliche Nächte In dem Getümmel der Wogen, und ahnete stets sein Verderben.
390 Als nun die Morgenröte des dritten Tages emporstieg,Siehe da ruhte der Wind; von heiterer Bläue des HimmelsGlänzte die stille See. Und nahe sah er das Ufer,Als er mit forschendem Blick von der steigenden Welle dahinsah. So erfreulich den Kindern des lieben Vaters Genesung
395 Kommt, der lange schon an brennenden Schmerzen der KrankheitNiederlag und verging, vom feindlichen Dämon gemartert;Aber ihn heilen nun zu ihrer Freude die Götter:So erfreulich war ihm der Anblick des Landes und Waldes.Und er strebte mit Händen und Füßen, das Land zu erreichen.
400 Aber so weit entfernt, wie die Stimme des Rufenden schallet,Hört’ er ein dumpfes Getöse des Meers, das die Felsen bestürmte,Graunvoll donnerte dort an dem schroffen Gestade die hoheFürchterlich strudelnde Brandung, und weithin spritzte der Meerschaum.Keine Buchten empfingen, noch schirmende Reeden, die Schiffe;
405 Sondern trotzende Felsen und Klippen umstarrten das Ufer.Und dem edlen Odysseus erzitterten Herz und Kniee;Tiefaufseufzend sprach er zu seiner erhabenen Seele: Weh mir! nachdem mich Zeus dies Land ohn’ alles Vermuten Sehen ließ, und ich jetzo die stürmenden Wasser durchkämpfet;
410 Öffnet sich nirgends ein Weg aus dem dunkelwogenden Meere!Zackichte Klippen türmen sich hier, umtobt von der BrandungBrausenden Strudeln, und dort das glatte Felsengestade!Und das Meer darunter ist tief; man kann es unmöglichMit den Füßen ergründen, um watend ans Land sich zu retten!
415 Wagt’ ich durchhin zu gehn, unwiderstehliches SchwungesSchmetterte mich die rollende Flut an die zackichte Klippe!Schwimm’ ich aber noch weiter herum, abhängiges UferIrgendwo auszuspähn und sichere Busen des Meeres;Ach dann fürcht’ ich, ergreift der Orkan mich von neuem, und schleudert
420 Mich Schwerseufzenden weit in das fischdurchwimmelte Weltmeer!Oder ein Himmlischer reizt auch ein Ungeheuer des AbgrundsWider mich auf, aus den Scharen der furchtbaren Amphitrite!Denn ich weiß es, mir zürnt der gewaltige Küstenerschüttrer! Als er solche Gedanken im zweifelnden Herzen bewegte,
425 Warf ihn mit einmal die rollende Wog’ an das schroffe Gestade.Jetzo wär’ ihm geschunden die Haut, die Gebeine zermalmet,Hätte nicht Pallas Athene zu seiner Seele geredet.Eilend umfaßte der Held mit beiden Händen die Klippe,Schmiegte sich keuchend an, bis die rollende Woge vorbei war.
430 Also entging er ihr jetzt. Allein da die Woge zurückkam,Raffte sie ihn mit Gewalt, und schleudert’ ihn fern in das Weltmeer.Also wird der Polyp dem festen Lager entrissen;Kiesel hängen und Sand an seinen ästigen Gliedern:Also blieb an dem Fels von den angeklammerten Händen
435 Abgeschunden die Haut; und die rollende Woge verschlang ihn.Jetzo wäre der Dulder auch wider sein Schicksal gestorben,Hätt’ ihn nicht Pallas Athene mit schnellem Verstande gerüstet.Aber er schwung sich empor aus dem Schwalle der schäumenden Brandung,Schwamm herum, und sah nach dem Land’, abhängiges Ufer
440 Irgendwo auszuspähn und sichere Busen des Meeres.Jetzo hatt’ er nun endlich die Mündung des herrlichen StromesSchwimmend erreicht. Hier fand er bequem zum Landen das Ufer,Niedrig und felsenleer, und vor denn Winde gesichert.Und er erkannte den strömenden Gott, und betet’ im Herzen:
445 Höre mich, Herrscher, wer du auch seist, du Sehnlicherflehter! Rette mich aus dem Meer vor denn schrecklichen Grimme Poseidons!Heilig sind ja, ach selbst unsterblichen Göttern, die Menschen,Welche von Leiden gedrängt um Hilfe flehen! Ich windeMich vor deinem Strome, vor deinen Knieen, in Jammer!
450 Herrscher, erbarme dich mein, der deiner Gnade vertrauet! Also sprach er. Da hemmte der Gott die wallenden Fluten, Und verbreitete Stille vor ihm, und rettet’ ihn freundlichAn das seichte Gestade. Da ließ er die Kniee sinkenUnd die nervichten Arme; ihn hatten die Wogen entkräftet:
455 Alles war ihm geschwollen, ihm floß das salzige WasserHäufig aus Nas’ und Mund; der Stimme beraubt und des Atems,Sank er in Ohnmacht hin, erstarrt von der schrecklichen Arbeit.Als er zu atmen begann, und sein Geist dem Herzen zurückkam,Löst’ er ab von der Brust den heiligen Schleier der Göttin,
460 Warf ihn eilend zurück in die salzige Welle des Flusses;Und ihn führte die Welle den Strom hinunter, und InoNahm ihn mit ihren Händen. Nun stieg der Held aus dem Flusse,Legte sich nieder auf Binsen, und küßte die fruchtbare Erde;Tiefaufseufzend sprach er zu seiner erhabenen Seele:
465 Weh mir Armen, was leid’ ich, was werd’ ich noch endlich erleben! Wenn ich die greuliche Nacht an diesem Strome verweilte,Würde zugleich der starrende Frost und der tauende NebelMich Entkräfteten, noch Ohnmächtigen, gänzlich vertilgen;Denn kalt wehet der Wind aus dem Strome vor Sonnenaufgang!
470 Aber klimm’ ich hinan zum waldbeschatteten Hügel,Unter dem dichten Gesträuche zu schlafen, wenn Frost und ErmattungAnders gestatten, daß mich der süße Schlummer befalle:Ach dann werd’ ich vielleicht den reißenden Tieren zur Beute! Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste,
475 Hinzugehn in den Wald, der den weitumschauenden HügelNah am Wasser bewuchs. Hier grüneten, ihn zu umhüllen,Zwei verschlungne Gebüsche, ein wilder und fruchtbarer Ölbaum.Nimmer durchstürmte den Ort die Wut naßhauchender Winde,Ihn erleuchtete nimmer mit warmen Strahlen die Sonne,
480 Selbst der gießende Regen durchdrang ihn nimmer: so dicht warSein Gezweige verwebt. Hier kroch der edle OdysseusUnter, und bettete sich mit seinen Händen ein Lager,Hoch und breit; denn es deckten so viele Blätter den Boden,Daß zween Männer darunter und drei sich hätten geborgen
485 Gegen den Wintersturm, auch wann er am schrecklichsten tobte.Freudig sahe das Lager der herrliche Dulder Odysseus,Legte sich mitten hinein, und häufte die rasselnden Blätter. Also verbirgt den Brand in grauer Asche der Landmann; Auf entlegenem Felde, von keinem Nachbar umwohnet,
490 Hegt er den Samen des Feuers, um nicht in der Ferne zu zünden:Also verbarg sich der Held in den Blättern. Aber AtheneDeckt’ ihm die Augen mit Schlummer, damit sie der schrecklichen ArbeitQualen ihm schneller entnähme, die lieben Wimper verschließend.
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