Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 92

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Also sprach und entflog die windschnell eilende Iris.Aber Priamos hieß die Söhn’ ihm den rollenden Wagen
190 Rüsten mit Mäulergespann, und den Korb auf den Wagen ihm binden.Selbst dann stieg er hinab in die lieblich duftende Kammer,Hoch, mit Cedern getäfelt, die viel Kleinode verwahrte;Rief dann Hekabe her, sein edeles Weib, und begann so: Armes Weib, mir nahte von Zeus olympische Botschaft,
195 Daß ich löse den Sohn, zu den Schiffen der Danaer wandelnd,Und mit gefälligen Gaben Achilleus’ Seele versöhne.Aber sage mir nun, wie deucht dir solches im Herzen?Denn mir selber entflammt ein gewaltigen Eifer die Seele,Hinzugehn zu den Schiffen, ins weite Heer der Achaier.
200 Also der Greis; doch schluchzend erwiderte jenem die Gattin: Wehe, wohin doch entfloh der Verstand dir, der so gepriesen Ehemals war bei Menschen der Fremd’, und deines Gebietes?Welch ein Mut, so allein zu der Danaer Schiffen zu wandeln,Jenem Mann vor die Augen, der dir so viel und so tapfre
205 Söhn’ erschlug? Du trägst ja ein eisernes Herz in dem Busen!Denn sobald er dich hält und dort erblickt mit den Augen,Jener Mann, blutgierig und falsch; nie heget er MitleidOder Erbarmen mit dir! Drum laß uns fern ihn beweinen,Sitzend in unserm Palast: so hat’s ihm das grause Verhängnis,
210 Als ich selbst ihn gebar, in den werdenden Faden gesponnen,Einst schnellfüßige Hunde zu sättigen, fern von den Eltern,Dort bei dem schrecklichen Mann, dem ich gern ans dem Busen die LeberRoh verschläng’ einbeißend! Das wär’ ihm gerechte VergeltungMeines Sohns! Denn nicht der Verworfenen einen erschlug er;
215 Sondern für Trojas Männer und tiefgegürtete WeiberStand der Held, nicht achtend der Flucht, noch des zagen Vermeidens! Ihr antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher: Halte mich nicht, der zu gehen beschloß, noch werde du selberZum wehdrohenden Vogel im Hause mir; nimmer gehorch’ ich!
220 Hätt’ es ein anderer mir der Erdbewohner geboten,Etwa ein Zeichendeuter, ein Opferprophet, und ein Priester;Lug wohl nennten wir solches, und wendeten uns mit Verachtung.Nun (denn ich hörte die Göttin ja selbst, und schaut’ ihr ins Antlitz,)Geh’ ich, und nicht umsonst sei die Rede mir! Droht denn das Schicksal
225 Mir den Tod bei den Schiffen der erzumschirmten Achaier;Wohl! er ermorde mich gleich, der Wüterich; halt’ ich nur meinenLieben Sohn in den Armen, das Herz mit Tränen gesättigt! Sprach’s, und öffnete schnell die zierlichen Deckel der Kisten. Dorther wählt er sich zwölf der köstlichen Feiergewande,
230 Zwölf der Teppiche dann, und einfache Hüllen des Schlafes,Auch Leibröcke so viel, und so viel der prächtigen Mäntel.Hierauf wog er des Goldes, und nahm zehn volle Talente;Auch vier schimmernde Becken, und zween dreifüßige Kessel;Auch den köstlichen Becher, den thrakische Männer ihm schenkten,
235 Als er gesandt hinkam, ein Kleinod! aber auch sein nichtSchonete jetzt im Palaste der Greis; denn er wollte so herzlichLösen den trauten Sohn. Doch jetzt die sämtlichen TroerScheucht’ aus der Hall’ er hinweg, mit schmählichen Worten bedrohend: Fort, ihr versuchtes Gezücht, Nichtswürdige! Habt ihr nicht selber
240 Trauer im Hause genug, daß ihr herkommt, mich zu bekümmern?Achtet ihr’s klein, daß Zeus mir den Jammer beschied, zu verlierenMeinen tapfersten Sohn? Wohlan, ihr erfahrt es schon selber!Denn viel leichter hinfort wird’s wohl den Söhnen Achaias,Euch, da jener geschieden, zu bändigen! Aber o möcht’ ich,
245 Eh’ ich die Trümmerhaufen der Stadt, und die grause Verwüstung,Selbst mit den Augen geschaut, eingeht in Aïdes Wohnung! Sprach’s, und hinaus mit dem Stabe zerscheucht’ er sie; und sie enteilten Weg vor dem eifernden Greis. Dann ruft’ er scheltend die Söhne,Helenos her, und Paris, und Agathon, göttlicher Bildung,
250 Pammon, Antiphonos auch, und Deïphobos, auch den Polites,Tapfer im Streit, Hippothoos auch, und den mutigen Dios;Diesen neun gebot mit scheltendem Rufe der Vater: Eilt, untüchtige Söhn’, ihr schändlichen! daß ihr zugleich doch Alle für Hektor lägt bei den hurtigen Schiffen getötet!
255 Ich unglücklicher Mann! die tapfersten Söhn’ erzeugt’ ichWeit in Troja umher, und nun ist keiner mir übrig!Mestor den göttlichen Held, und Troilos, froh des Gespannes,Hektor auch, der ein Gott bei Sterblichen war, und an TugendNicht wie des sterblichen Manns, wie ein Sohn der Götter einherging!
260 Diese mir raffte der Krieg; nur die Schandfleck’ alle sind übrig,Lügener all’ und Gaukler und treffliche Reigentänzer,Räuber des Volks, nur schwelgend im Fett der Lämmer und Zicklein!Wollt ihr nicht mir den Wagen sogleich ausrüsten, und allesDies in den Korb einlegen, daß unseren Weg wir vollenden?
265 Jener sprach’s; und geschreckt vom scheltenden Rufe des Vaters, Trugen sie schnell aus der Halle den rollenden Wagen der Mäuler,Schön und neugefügt, und banden den Korb auf den Wagen;Huben sodann vom Pflocke das Joch der Mäuler von Buchsbaum,Glatt, mit Buckeln erhöht, und wohl mit Ringen befestigt;
270 Brachten zugleich mit dem Joche sein Band, neun Ellen an Länge,Legeten dieses behend’ auf die wohlgeglättete Deichsel,Vorn am äußersten End’, und fügten den Ring auf den Nagel;Dreimal umschlangen sie jetzo des Jochs vorragende Buckeln,Banden dann grade sie fest, und knüpfeten unten die Schlinge.
275 Emsig darauf aus der Kammer, den zierlichen Wagen beladend,Trugen sie Hektors Lösegeschenk’, unendliches Wertes;Fügeten dann die Mäuler, die stampfenden, rüstig zur Arbeit,Welche dem Priamos einst die ehrenden Myser geschenket.Rosse für Priamos’ Joch nun führten sie, welche der Alte
280 Selbst mit Sorge gepflegt an schöngeglätteter Krippe;Beid’ itzt fügten die Ross’ im Hof des hohen Palastes,Priamos selbst und der Herold, des Rats allkundige Greise.Ihnen nahete Hekabe nun mit bekümmertem Herzen;Einen goldenen Becher des herzerfreuenden Weines
285 Trug sie daher in der Rechten, zum Opfertrank vor der Reise,Trat hinzu vor die Ross’, und redete, also beginnend: Nimm, und sprenge für Zeus, und fleh’ ihm, daß du zurückkehrst Heim aus der feindlichen Männer Gewalt, da das mutige Herz dichDoch hintreibt zu den Schiffen, wie sehr ungern ich es wollte.
290 Aber wohlan, nun bete zum schwarzumwölkten Kronion,Idas Gott, der umher auf Trojas Fluren herabschaut:Senden woll’ er zum Zeichen den raschgeflügelten Vogel,Welcher, ihm lieb vor allen, an mächtiger Stärke hervorragt,Rechts einher; damit du, ihn selbst mit den Augen erkennend,
295 Seiner getrost zu dem Schiffen der reisigen Danaer gehest.Doch wenn nicht dir gewährt der Donnerer seinen Gesandten;Nie dann möcht’ ich hinfort durch meinen Rat dich bewegen,Hin zu der Danaer Schiffen zu gehn, wie sehr du es wünschest. Ihr antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher:
300 Liebes Weib, gern will ich auf diesen Rat dir gehorchen;Wohl erhebt man die Hände zu Zeus, um Erbarmen ihn flehend. Also der Greis, und berief die Schaffnerin, daß sie die Hände Ihm mit lauterem Wasser besprengete; jene nun nahte,Haltend das Waschgefäß und die Kanne zugleich in den Händen.
305 Als sich der Greis nun gewaschen, empfing er den Becher der Gattin,Stand in der Mitte des Hofs, und betete, sprengte den Wein dann,Schauend zum Himmel empor, und rief mit erhobener Stimme: Vater Zeus, ruhmwürdig und hehr, du Herrscher vom Ida, Laß mich vor Peleus’ Sohn doch Mitleid finden und Gnade!
310 Sende mir auch zum Zeichen den raschgeflügelten Vogel,Welcher, dir lieb vor allen, an mächtiger Stärke hervorragt,Rechts einher; damit ich, ihn selbst mit den Augen erkennend,Seiner getrost zu den Schiffen der reisigen Danaer gehe. Also sprach er flehend; ihn hörete Zeus Kronion.
315 Schnell dem Adler entsandt’ er, die edelste Vorbedeutung,Wohnend in Tal und Gesümpf, den schwarzgeflügelten Jäger.Weit wie die Türe sich öffnet der hochgewölbeten Kammer,Eines begüterten Manns, mit festem Schlosse gefüget:Also breitete jener die Fittiche, als er am Himmel
320 Rechtsher über der Stadt anstürmete. Jen’ ihn erblickendFreueten sich, und allen durchglühete Wonne die Herzen. Eilend betrat nun der Greis den zierlichen Sessel des Wagens, Lenkte darauf aus dem Tor, und der dumpfumtönenden Halle.Vor ihm zogen die Mäuler der Last vierrädrigen Wagen,
325 Von Idäos gelenkt, dem feurigen; aber von hintenStampfte der Rosse Gespann, die der Greis antrieb mit der Geißel,Hurtig einher durch die Stadt; und alle die Seinigen folgtenLaut wehklagend ihm nach als ob er zum Tod hinginge.Als sie nunmehr von der Höhe der Stadt in die Ebene kamen,
330 Kehrten zurück die Eidam’ und Söhn’ in Ilios Feste.Doch nicht ihrer vergaß des Zeus’ allwaltende Vorsicht,Welche das Feld durchfuhren; er schaute den Greis mit Erbarmung;Schnell zu Hermeias darauf, dem lieben Sohne, begann er: Hermes, o Sohn, (denn dir ja das angenehmste Geschäft ist’s,
335 Männern gesellig zu nahn, auch hörest du, wen dir geliebet;)Eil’, und den Priamos dort zu den räumigen Schiffen AchaiasFühre mir, daß ihn keiner erseh’, und keiner bemerke,Rings in der Danaer Volk, bis Peleus’ Sohn er erreichet. Jener sprach’s; ihm gehorchte der tätige Argoswürger;
340 Eilte sofort, und unter die Füße sich band er die Sohlen,Schön, ambrosisch und golden, womit er über die WasserUnd das unendliche Land hinfährt, wie im Hauche des Windes.Hierauf nahm er den Stab, womit er der Sterblichen AugenZuschließt, welcher er will, und die Schlummernden wieder erwecket;
345 Diesen trug und entflog der tapfere Argoswürger.Schnell nun Trojas Gefild’ und den Hellespontos erreicht’ er;Ging dann einher, an Gestalt wie ein blühender Sohn des Beherrschers,Dem die Wange sich bräunt, im holdesten Reize der Jugend. Als nun jene vorbei an Ilos Male gelenket,
350 Hielten sie beid’ ein wenig, die Ross’ und die Mäuler zu tränkenUnten am Strom; schon lag in Dämmerung rings das Gefilde.Ihn nunmehr in der Näh’ ersah der bemerkende Herold,Hermes dort, und gewandt zu Priamos redet’ er also: Merke doch, Dardanion’; hier gilt’s aufmerksame Klugheit.
355 Schaue den Mann; ich sorge, der wird uns beide vertilgenLaß uns schnell mit den Rossen hinwegfliehn, oder auch nahendJenem die Knie’ umfassen, und flehn um Gnad’ und Erbarmung! Sprach’s; und die Seele des Greises durchschauerte banges Entsetzen. Aufrecht starrten die Haar’, und gelähmt an den biegsamen Gliedern,
360 Stand er erstaunt. Da nahte der freundliche Bringer des Heiles,Faßte die Hand des Greises, und fragt’ ihn, also beginnend: Vater, wohin gedenkst du die Ross’ und die Mäuler zu lenken, Durch die ambrosische Nacht, da andere Sterbliche schlafen?Gar nicht fürchtest du denn die mutbeseelten Achaier,
365 Welche ja nahe dir drohn, so feindlich gesinnt und erbittert?Sähe dich einer davon in der Nacht schnellfliehendem DunkelFühren so köstliche Habe, wie wär’ alsdann dir zu Mute?Selbst ja bist du nicht jung, und ein Greis ist jener Begleiter,Einem Mann zu wehren, wer etwa zuerst euch beleidigt.
370 Doch ich werde dir nichts zuleide tun, und auch andreMöcht’ ich von dir abwehren dem lieben Vater ja gleichst du. Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher: Also ist es fürwahr, mein lieber Sohn, wie du sagest.Aber auch mich noch decket ein Gott mit schirmender Rechte,
375 Daß mir solch ein Gefährt auf meinem Wege begegnet,Mir zum Heil, so wie du, an Gestalt und Bildung ein Wunder,Und so verständig an Geist; du entstammst glückseligen Eltern. Wieder begann dagegen der tätige Argoswürger: Wahrlich, o Greis, du hast wohlziemende Worte geredet.
380 Aber sage mir jetzt, und verkündige lautete Wahrheit.Sendest du etwa hinweg so viel und erlesene GüterFern in ein Fremdlingsvolk, daß dir dies wenigstens bleibe?Oder verlaßt ihr alle bereits die heilige TrojaAngstvoll? denn solch einen, den tapfersten Mann ja verlort ihr,
385 Deinen Sohn! Nichts wich er an mutigem Kampf den Achaiern! Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher: Aber wer bist du, o Bester, und welchen Eltern entstammst du,Der du so schön vom Tode des armen Sohns mir geredet? Wieder begann dagegen der tätige Argoswürger:
390 Siehe du prüfst mich, o Greis, und fragst nach dem göttlichen Hektor. Jenen hab’ ich so oft in männerehrender FeldschlachtSelbst mit den Augen gesehn, auch als er gedrängt zu den SchiffenArgos Männer erschlug, mit scharfem Erz sie zerfleischend.Wir dann standen von fern, und bewunderten; weil uns Achilleus
395 Wehrt’ in den Kampf zu gehn, dem Atreionen noch zürnend.Denn ich bin sein Genoß, in dem selbigen Schiffe gekommen,Myrmidonisches Stamms, und es heißt mein Vater Polyktor.Reich ist jener an Gut, doch ein Greis schon, so wie du selber.Sechs noch hat er der Söhn’, ich selbst bin der siebente Bruder.
400 Als mit diesen ich loste, da traf mich’s, hieher zu folgen.Jetzo ging ich ins Feld von dem Schiffsheer; denn mit dem MorgenZiehn in die Schlacht um die Stadt frohblickende Männer Achaias.Denn mit Verdruß schon harren die Sitzenden; und es bezähmenKaum den kampfbegierigen Mut die Fürsten Achaias.
Die großen Klassiker der Antike

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