Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 87

Dreiundzwanzigster Gesang

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Inhalt

Achilleus mit den Seinen umfährt den Patroklos, wehklagt, und legt den Hektor aufs Antlitz am Totenlager. In der Nacht erscheint ihm Patroklos, und bittet um Bestattung. Am Morgen holen die Achaier Holz zum Scheiterhaufen. Patroklos wird ausgetragen, mit Haarlocken umhäuft und samt den Totenopfern verbrannt. Boreas und Zephyros erregen die Flammen. Den andern Morgen wird Patroklos’ Gebein in eine Urne gelegt, und, bis Achilleus’ Gebein hinzukomme, beigesetzt; vorläufiger Ehrenhügel auf der Brandstelle. Wettspiele zur Ehre des Toten: Wagenrennen, Faustkampf, Ringen, Lauf, Waffenkampf, Kugelwurf, Bogenschuß, Speerwurf.

So nun seufzeten jene durch Ilios. Doch die Achaier,Als sie nunmehr die Schiff’ und den Hellespontos erreichet,Schnell zerstreuten sich alle, zum eigenen Schiff ein jeder.Nur den Myrmidonen verbot der edle Achilleus
5 Sich zu zerstreun, und begann vor den kriegserfahrnen Genossen: Reisige Myrmidonen, ihr wertgeachteten Freunde, Auf, noch nicht den Geschirren entlöst die stampfenden Rosse;Sondern zugleich mit Rossen und rollenden Wagen uns nahend,Weinen wir erst Patroklos; denn das ist die Ehre der Toten.
10 Aber nachdem wir die Herzen des traurigen Grames erleichtert,Lösen wir unsre Gespann’, und schmausen allhier miteinander. Sprach’s, und begann Wehklag’; auch klageten alle Genossen. Dreimal lenkten sie rings schönmähnige Ross’ um den Leichnam,Traurend, und Thetys erregte des Grams wehmütige Sehnsucht.
15 Naß war der Sand von Tränen, und naß die Rüstung der Männer,Welche den Held vermißten, den mächtigen Schreckengebieter.Peleus’ Sohn vor ihnen begann die jammernde Klage,Hingelegt die mordenden Händ’ auf den Busen des Freundes: Freude dir, o Patroklos, auch noch in Aïdes Wohnung!
20 Alles ja wird dir jetzo vollbracht, was zuvor ich gelobet:Hektor dahergeschleift den zerfleischenden Hunden zu geben;Auch zwölf Jünglinge dir am Totenfeuer zu schlachten,Trojas edlere Söhn’, im Zorn ob deiner Ermordung! Sprach’s, und schändlichen Frevel ersann er dem göttlichen Hektor,
25 Vorwärts am Leichengewand des Menötiaden ihn streckend,Hin in den Staub. Sie aber enthüllten sich alle der Rüstung,Blank von Erz, und lösten die schallenden Rosse vom Wagen;Setzten sich dann am Schiffe des äakidischen Renners,Tausende; jener darauf gab köstlichen Schmaus der Begräbnis.
30 Viele der mutigen Stier’ umröchelten blutend das Eisen,Abgewürgt, auch viele der Schaf’ und meckernden Ziegen;Viel weißzahnige Schweine zugleich, in der Blüte des Fettes,Sengten sie ausgestreckt in der lodernden Glut des Hephästos;Und rings strömte das Blut, mit Schalen geschöpft, um den Leichnam.
35 Aber ihn selbst den Herrscher, den rüstigen Peleionen Führten zum Held Agamemnon die waltenden Fürsten Achaias,Kaum durch Worte bewegt; denn er zürnete wegen des Freundes.Als sie das schöne Gezelt Agamemnons jetzo erreichten;Schnell gebot Herolden von tönender Stimme der König,
40 Eilend auf Glut zu stellen ein großes Geschirr; ob gehorchtePeleus’ Sohn, zu entwaschen den blutigen Staub von den Gliedern.Aber er weigerte sich standhaft, und gelobte mit Eidschwur: Nein bei Zeus, der waltet, der Seligen Höchster und Bester! Nicht geziemt’s, daß eher ein Bad mir rühre die Scheitel,
45 Eh’ ich Patroklos auf Feuer gelegt, und das Mal ihm geschüttet,Und mir geschoren das Haar! denn nie wird fürder mir alsoGram durchdringen das Herz, so lang’ ich mit Lebenden wandle!Aber wohlan, jetzt fügen wir uns dem traurigen Gastmahl.Doch am Morgen gebeut, o Völkerfürst Agamemnon,
50 Daß man Holz aus dem Wald herführ’, und alles bereite,Was dem Toten gebührt, der ins nächtliche Dunkel hinabgeht:Daß uns jenen nunmehr verbrenn’ unermüdetes Feuer,Schnell aus den Augen hinweg, und das Volk zum Geschäfte sich wende. Jener sprach’s; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten.
55 Als nun emsig umher die Abendkost sie gerüstet,Schmausten sie; und nicht mangelt’ ihr Herz des gemeinsamen Mahles.Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,Gingen sie auszuruhn, zum eigenen Zelt ein jeder. Peleus’ Sohn am Gestade des weitaufrauschenden Meeres
60 Legte sich seufzend vor Gram, mit umringenden Myrmidonen,Dort wo rein der Strand von der steigenden Welle gespült war:Als ihn der Schlummer umfing, und der Seel’ Unruhen zerstreuend,Sanft umher sich ergoß; denn es starrten die reizenden GliederIhm, der Hektor verfolgt’ um Ilios’ luftige Höhen.
65 Jetzo kam die Seele des jammervollen Patroklos,Ähnlich an Größ’ und Gestalt und lieblichen Augen ihm selber,Auch an Stimm’, und wie jener den Leib mit Gewanden umhüllet;Ihm zum Haupt nun trat er, und sprach anredend die Worte: Schläfst du, meiner so ganz uneingedenk, o Achilleus?
70 Nicht des Lebenden zwar vergaßest du, aber des Toten!Auf, begrabe mich schnell, daß Aïdes’ Tor ich durchwandle!Fern mich scheuchen die Seelen hinweg, die Gebilde der Toten,Und nicht über den Strom vergönnen sie mich zu gesellen;Sondern ich irr’ unstet um Aïdes mächtige Tore.
75 Und nun gib mir die Hand; ich jammere! Nimmer hinfort jaKehr’ ich aus Aïdes Burg, nachdem ihr der Glut mich gewähret!Ach nie werden wir lebend, von unseren Freunden gesondert,Sitzen, und Rat aussinnen: denn mich verschlang das VerhängnisJetzt in den Schlund, das verhaßte, das schon dem Gebornen bestimmt ward;
80 Und dir selbst ist geordnet, o göttergleicher Achilleus,Unter der Mauer zu sterben der wohlentsprossenen Troer.Eines sag’ ich dir noch, und ermahne dich, wenn du gehorchest.Lege nicht mein Gebein von deinem getrennt, o Achilleus;Sondern zugleich, wie mit dir ich erwuchs in eurem Palaste,
85 Seit Menötios mich, den blühenden Knaben, aus OpusFührte zu euerer Burg, nach der schrecklichen Tat der Ermordung,Jenes Tags, nachdem ich Amphidamas’ Knaben getötet,Ohne Bedacht, nicht wollend, erzürnt beim Spiele der Knöchel;Freundlich empfing mich in seinem Palast der reisige Peleus,
90 Und erzog mich mit Fleiß, und ernannte mich deinen Genossen:So auch unser Gebein umschließ’ ein gleiches Behältnis,Jenes goldne Gefäß, das die göttliche Mutter dir schenkte. Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: Was, mein trautester Bruder, bewog dich herzukommen,
95 Und mir solches genau zu verkündigen? Gerne gelob’ ich,Alles dir zu vollziehn, und gehorche dir, wie du gebietest.Aber wohlan, tritt näher; damit wir beid’ uns umarmend,Auch nur kurz, die Herzen des traurigen Grames erleichtern. Als er dieses geredet, da streckt’ er verlangend die Händ’ aus;
100 Aber umsonst: denn die Seele, wie dampfender Rauch, in die ErdeSank sie hinab hellschwirrend. Bestürzt nun erhub sich Achilleus,Schlug die Hände zusammen, und sprach mit jammernder Stimme: Götter, so ist denn fürwahr auch noch in Aïdes Wohnung Seel’ und Schattengebild, allein ihr fehlt die Besinnung!
105 Diese Nacht ja stand des jammervollen PatroklosSeele mir selbst am Lager, die klagende, herzlich betrübte,Und gebot mir manches, und glich zum Erstaunen ihm selber! Sprach’s, und erregt’ in allen des Grams wehmütige Sehnsucht. Doch den Traurenden kam die rosenarmige Eos
110 Um den bejammerten Toten. Und siehe der Held AgamemnonTrieb Maultier’ und Männer daher aus den Zelten des Lagers,Holz vom Walde zu führen; zugleich, ein edler Gebieter,Eilte Meriones mit, des tapfern Idomeneus Kriegsfreund.Diese wandelten nun, holzhauende Äxt’ in den Händen,
115 Auch geflochtene Seil’; und voran die hurtigen Mäuler.Lange bergan und bergab, Richtweg’ und Krümmungen ging man.Aber nachdem sie erstiegen die Höhn des quelligen Ida,Schnell nunmehr mit geschliffenem Erz hochwipfliche BäumeHauten sie emsiger Eil’; und herab mit lautem Gepolter
120 Stürzten sie; aber das Holz zerspalteten rasch die Achaier,Bandens den Mäulern dann fest; und sie trabten den Grund mit den Hufen,Sehnsuchtsvoll nach der Ebne, das dichtverwachsne Gesträuch durch.Auch die Männer trugen zugleich schwerlastende Kloben,So wie Meriones hieß, des tapfern Idomeneus Kriegsfreund.
125 Jetzt an den Strand hinwarf man in Reihen es, dort wo AchilleusAuserkor dem Patroklos das ragende Grab, und sich selber. Aber nachdem ringsher sie gereiht die unendliche Waldung, Blieben sie dort miteinander, und setzten sich. Aber AchilleusRief alsbald den Scharen der myrmidonischen Streiter,
130 Umzugürten das Erz, und vorzuspannen den WagenJeder die Ross’; und sie sprangen empor, und hüllten Geschmeid’ um.Jetzt betraten die Sessel die Reisigen, Kämpfer und Lenker;Diese voran, und es zog des Fußvolks dickes Gewölk nach,Tausende; mitten trug der Freunde Schar den Patroklos.
135 Überstreut ward ganz mit geschorenen Locken der Leichnam;Und ihm hielt nachfolgend das Haupt der edle Achilleus,Traurend; denn seinen Freund, den untadligen, sandt’ er zum Aïs. Als sie den Ort nun erreicht, den ihnen genannt der Peleide; Setzten sie nieder die Bahr’, und häuften ihm mächtige Waldung.
140 Aber ein andres ersann der mutige Renner Achilleus:Abgewandt vom Gerüste beschor er sein bräunliches Haupthaar,Das er dem Strom Spercheios genährt, vollblühendes Wuchses.Unmutsvoll nun sprach er, und schaut’ in das dunkle Gewässer: O Spercheios, umsonst dir gelobete Peleus der Vater,
145 Dort einst, wiedergekehrt zum lieben Lande der Väter,Sollt’ ich dir scheren das Haar, und weihn die Dankhekatombe,Auch daselbst an den Quellen dir fünfzig üppige WidderHeiligen, wo dir pranget ein Hain und duftender Altar.Also gelobte der Greis; du hast sein Flehn nicht vollendet.
150 Nun da ich nicht heimkehre zum lieben Lande der Väter,Laß mich dem Held Patroklos das Haar mitgeben zu tragen! Jener sprach’s, in die Hände des trautesten Freundes das Haupthaar Legend; und allen erregt’ er des Grams wehmütige Sehnsucht.Siehe den Klagenden wäre das Licht der Sonne gesunken,
155 Wenn nicht schnell der Peleid’ Agamemnon nahend geredet: Atreus’ Sohn, denn deinen Ermahnungen horcht ja vor allen Argos’ Volk; des Grams sich ersättigen können sie immer.Jetzo gebeut, daß jene, vom Totenbrand sich zerstreuend,Rüsten ihr Mahl. Dies Werk vollenden wir, denen am meisten
160 Sorg’ um die Leich’ obliegt; auch laß die Könige weilen. Als er solches vernommen, der Völkerfürst Agamemnon; Schnell zerstreut’ er das Volk zu den gleichgezimmerten Schiffen.Nur die Bestattenden blieben daselbst, und häuften die Waldung,Bauend das Totengerüst, je hundert Fuß ins Gevierte,
165 Legten dann hoch aufs Gerüst den Leichnam, trauriges Herzens.Viele gemästete Schaf’, und viel schwerwandelndes Hornvieh,Zogen sie ab am Gerüst, und bestellten sie; aber von allenNahm er das Fett, und bedeckte den Freund, der edle Achilleus,Ganz vom Haupt zu den Füßen; die abgezogenen Leiber
170 Häuft’ er umher; auch Krüge voll Honiges stellt’ er und ÖlesNah um das Leichengewand; und vier hochhalsige RosseWarf er mit großer Gewalt auf das Totengerüst, lautstöhnend.Neun der häuslichen Hund’ ernährt’ am Tische der Herrscher;Deren auch warf aufs Totengerüst er zweene geschlachtet;
175 Auch zwölf tapfere Söhne der edelmütigen Troer,Die mit dem Erz er gewürgt; denn schreckliche Taten ersann er;Ließ dann der Flamme Gewalt mit eiserner Wut sich verbreiten.Und nun jammert’ er laut, den trautesten Freund anrufend: Freude dir, o Patroklos, auch noch in Aïdes Wohnung!
180 Alles ja wird dir jetzo vollbracht, was zuvor ich gelobet.Auch zwölf tapfere Söhne der edelmütigen Troer,Diese zugleich dir tilget die Flamme nun; Hektor indes nicht,Priamos’ Sohn, soll dem Feuer ein Raub sein, sondern den Hunden! Also drohte der Held; doch ihm nicht naheten Hunde;
185 Sondern die Hund’ entfernte die Tochter Zeus’ AphroditeTag und Nacht, und salbte den Leib mit ambrosischem Balsam,Rosiges Dufts, daß schleifend auch nicht er die Haut ihm verletzte.Aber ein dunkles Gewölk ihm breitete Phöbos ApollonHoch vom Himmel aufs Feld, und umhüllete ringsum die Gegend,
190 Wo der Ermordete lag; daß nicht der Sonne Gewalt ihmFrüh um die Sehnen das Fleisch ausdörrete, und an den Gliedern. Doch nicht lodert’ in Glut das Gerüst des toten Patroklos. Schnell ein andres ersann der mutige Renner Achilleus,Trat abwärts vom Gerüst, und laut zween Winde des Himmels,
195 Boreas rief er und Zephyros an, Dankopfer gelobend;Viel auch sprengt’ er des Weins aus goldenem Becher, und flehte,Rasch zu wehn, und den Toten in lodernder Glut zu verbrennen,Mächtig das Holz anfachend zum Brand. Doch die hurtige IrisHörete seine Gelübd’, und kam als Botin den Winden.
200 Sie nun saßen gesellt in des sausenden Zephyros’ Wohnung,Froh am restlichen Schmaus; und Iris, fliegendes Laufes,Trat auf die steinerne Schwell’. Als jene sie sahn mit den Augen,Sprangen sie alle vom Sitz, und neben sich lud sie ein jeder.Doch sie weigerte sich des gebotenen Sitzes, und sagte:
205 Nötiget nicht; denn ich eile zurück an Okeanos’ Fluten, Dort wo die Äthiopen den Ewigen jetzt HekatombenFestlich weihn, daß ich selber des Opfermahls mich erfreue.Aber, o Boreas, dir und dem sausenden Zephyros flehetPeleus’ Sohn zu kommen, und heilige Opfer gelobt er,
210 Daß ihr in Glut aufregt das Totengerüst des Patroklos,Wo er liegt, den seufzend das Volk der Achaier bejammert. Also sprach sie, und eilte hinweg. Da erhuben sich jene, Rauschend mit wildem Getös’, und tummelten rege Gewölk’ her.Bald nun erreichten sie stürmend das Meer; da erhub sich die Brandung
215 Unter dem brausenden Hauch: und sie kamen zur scholligen Troja,Stürzten sich dann ins Gerüst; und es knatterte mächtig umher Glut.Siehe die ganze Nacht durchwühlten sie zuckende Flammen,Sausend zugleich in das Totengerüst; und der schnelle AchilleusSchöpfte die ganze Nacht, in der Hand den doppelten Becher,
220 Wein aus goldenem Krug’, und feuchtete sprengend den Boden,Stets die Seel’ anrufend des jammervollen Patroklos.Wie wenn klagt ein Vater, des Sohns Gebeine verbrennend,Der ein Bräutigam starb, zum Weh der jammernden Eltern:Also klagte der Held, das Gebein des Freundes verbrennend,
225 Und umschlich das Totengerüst mit unendlichen Seufzern.
Die großen Klassiker der Antike

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