410 | Sprach’s, und erhub sich vom Amboß, das rußige Ungeheuer,Hinkend, und mühsam strebten daher die schwächlichen Beine.Abwärts legt’ er vom Feuer die Bälg’, und nahm die Gerätschaft,Alle Vollender der Kunst, und verschloß sie im silbernen Kasten;Wusch sich dann mit dem Schwamme die Hände beid’, und das Antlitz, |
415 | Auch den nervichten Hals, und den haarumwachsenen Busen;Hüllte den Leibrock um, und nahm den stemmigen Scepter,Hinkte sodann aus der Tür’; und Jungfraun stützten den Herrscher,Goldene, Lebenden gleich, mit jugendlich reizender Bildung:Diese haben Verstand in der Brust, und redende Stimme, |
420 | Haben Kraft, und lernten auch Kunstarbeit von den Göttern.Schräge vor ihrem Herrn hineilten sie; er nachwankend,Nahte, wo Thetys saß, und ruht’ auf schimmerndem Sessel;Ihr nun faßt’ er die Hand, und redete, also beginnend: Thetys in langem Gewande, wie nahtest du unserer Wohnung, |
425 | Ehrenwert und geliebt? Denn sonst besuchst du mich wenig.Rede, wie du verlangst; mein Herz gebeut mir Gewährung,Kann ich es nur gewähren, und ist es selber gewährbar. Aber Thetys darauf antwortete, Tränen vergießend: Ach Hephästos, war eine der Göttinnen auf dem Olympos |
430 | Je so viel im Herzen des traurigen Wehes erduldend,Als auf mich vor allen Kronion Jammer gehäuft hat?Mich aus den Meergöttinnen dem sterblichen Manne gesellt’ er,Peleus Äakos’ Sohn’, und ich trug des Mannes Umarmung,Sehr unwillig aus Zwang; doch jetzt vor traurigem Alter |
435 | Lieget er dort im Palast, ein Entkräfteter. Aber noch mehr nun!Einen Sohn zu gebären verlieh er mir, und zu erziehen,Hoch vor Helden geschmückt! Er schwang sich empor, wie ein Sprößling;Und ich erzog ihn mit Fleiß, wie die Pflanz’ im fruchtbaren Acker;Drauf in geschnäbelten Schiffen gen Ilios sandt’ ich daher ihn, |
440 | Trojas Volk zu bekämpfen. Doch nie empfang’ ich ihn wieder,Wann er zur Heimat kehrt, in Peleus’ ragende Wohnung!Aber so lang’ er mir lebt, und das Licht der Sonne noch schauet,Duldet er Qual; und nichts vermag ich ihm nahend zu helfen!Die zum Ehrengeschenk ihm die Danaer wählten, die Jungfrau |
445 | Nahm aus der Hand ihm wieder der Völkerfürst Agamemnon.Traurend das Herz um diese zerquält’ er sich. Aber die TroerSchlossen die Danaer ein um die ragenden Steuer, und ließenNicht aus dem Lager sie gehn. Ihm fleheten drauf die AchaierÄlteste, welche viel und herrliche Gaben ihm boten. |
450 | Selbst nunmehr verweigert’ er zwar dem Verderben zu wehren;Aber den Freund Patroklos, mit eigenen Waffen ihn rüstend,Sandt’ er daher in die Schlacht, und viel des Volks ihm gesellt’ er.Ganz den Tag durchkämpften sie nun am skäischen Tore;Ja und verheert des Tages wär’ Ilios, wenn nicht Apollon |
455 | Jenen Vertilger des Volks, Menötios’ tapferen Sprößling,Schlug in dem Vordergefecht, und Hektorn Ehre gewährte.Drum nun flehend die Knie’ umfass’ ich dir, ob du geneigt seist,Schild und Helm zu verleihen dem bald hinwelkenden Sohne,Prangende Schienen zugleich mit schließender Knöchelbedeckung, |
460 | Harnisch auch: was er hatte, verlor sein Genoß, den ermordetTrojas Söhn’; und er liegt auf der Erd’, unmutiges Herzens. Ihr antwortete drauf der hinkende Feuerbeherrscher: Sei getrost, und laß nicht dieses dein Herz dir bekümmern.Daß ich doch dem greulichen Tod’ ihn also vermöchte |
465 | Weit hinweg zu entziehn, wann einst sein Jammergeschick naht:Als nun prangende Wehr ihn erfreun wird, solche wie mancherWohl anstaunt im Geschlechte der Sterblichen, wer sie erblicket! Dieses gesagt, verließ er sie dort, und ging in die Esse, Wandt’ in das Feuer die Bälg’ und hieß sie mit Macht arbeiten. |
470 | Zwanzig bliesen zugleich der Blasebälg’ in die Ösen,Allerlei Hauch aussendend des glutanfachenden Windes,Bald des Eilenden Werk zu beschleunigen, bald sich erholend,Je nachdem es Hephästos befahl zur Vollendung der Arbeit.Jener stellt’ auf die Glut unbändiges Erz in den Tiegeln, |
475 | Auch gepriesenes Gold, und Zinn, und leuchtendes Silber;Richtete dann auf dem Block den Amboß, nahm mit der RechtenDrauf den gewaltigen Hammer, und nahm mit der Linken die Zange. Erst nun formt’ er den Schild, den ungeheuren und starken, Ganz ausschmückend mit Kunst. Ihn umzog er mit schimmerndem Rande, |
480 | Dreifach und blank, und fügte das silberne schöne Gehenk an.Aus fünf Schichten gedrängt war der Schild selbst; oben darauf nunBildet’ er mancherlei Kunst mit erfindungsreichem Verstande. Drauf nun schuf er die Erd’, und das wogende Meer, und den Himmel, Auch den vollen Mond, und die rastlos laufende Sonne; |
485 | Drauf auch alle Gestirne, die rings den Himmel umleuchten,Drauf Plejad’ und Hyad’, und die große Kraft des Orion,Auch die Bärin, die sonst der Himmelwagen genannt wird,Welche sich dort umdreht, und stets den Orion bemerket,Und allein niemals in Okeanos’ Bad sich hinabtaucht. |
490 | Drauf zwo Städt’ auch schuf er der vielfach redenden Menschen, Blühende: voll war die ein’ hochzeitlicher Fest’ und Gelage.Junge Bräut’ aus den Kammern, geführt beim Scheine der Fackeln,Gingen einher durch die Stadt; und hell erhub sich das Brautlied:Tanzende Jünglinge drehten behende sich unter dem Klange, |
495 | Der von Flöten und Harfen ertönete; aber die WeiberStauden bewunderungsvoll, vor den Wohnungen jede betrachtend.Auch war dort auf dem Markte gedrängt des Volkes Versammlung:Denn zween Männer zankten, und haderten wegen der SühnungUm den erschlagenen Mann. Es beteuerte dieser dem Volke, |
500 | Alles hab’ er bezahlt; ihm leugnete jener die Zahlung.Jeder drang, den Streit durch des Kundigen Zeugnis zu enden.Diesem schrien und jenem begünstigend eifrige Helfer;Doch Herolde bezähmten die Schreienden. Aber die GreiseSaßen umher im heiligen Kreis’ auf gehauenen Steinen; |
505 | Und in die Hände den Stab dumpfrufender Herolde nehmend,Stauden sie auf nacheinander, und redeten wechselnd ihr Urteil.Mitten lagen im Kreis’ auch zwei Talente des Goldes,Dem bestimmt, der vor ihnen das Recht am gradesten spräche. Jene Stadt umsaßen mit Krieg zwei Heere der Völker, |
510 | Leuchtend im Waffenglanz. Die Belagerer droheten zwiefach:Auszutilgen die Stadt der Verteidiger, oder zu teilenAlles Gut, das die liebliche Stadt in den Mauern verschlösse.Jene verwarfen es stolz, zum Hinterhalte sich rüstend.Ihre Mauer indes bewahreten liebende Weiber, |
515 | Und unmündige Kinder, gesellt zu wankenden Greisen.Jen’ enteilten, von Ares geführt und Pallas Athene:Beide sie waren von Gold, und in goldene Kleider gehüllet,Beide schön in den Waffen und groß, wie unsterbliche Götter,Weit umher vorstrahlend; denn kleiner an Wuchs war die Heerschar. |
520 | Als sie den Ort nun erreicht, den zum Hinterhalt sie gewählet,Nahe dem Bach, wo zur Tränke das Vieh von der Weide geführt ward;Dort nun setzten sich jene, geschirmt mit blendendem Erze.Abwärts saßen indes zween spähende Wächter des Volkes,Harrend, wann sie erblickten die Schaf’ und gehörneten Rinder. |
525 | Bald erschienen die Herden, von zween Feldhirten begleitet,Welche, den Trug nicht ahndend, mit Flötenklang sich ergötzten.Schnell auf die Kommenden stürzt’ aus dem Hinterhalte die Heerschar,Raubt’ und trieb die Herden hinweg, der gehörneten RinderUnd weißwolligen Schaf’, und erschlug die begleitenden Hirten. |
530 | Jene, sobald sie vernahmen das laute Getös’ um die Rinder,Welche die heiligen Tore belagerten; schnell auf die WagenSprangen sie, stürmten in fliegendem Lauf, und erreichten sie plötzlich.Alle gestellt nun schlugen sie Schlacht um die Ufer des Baches,Und hin flogen und her die ehernen Kriegeslanzen. |
535 | Zwietracht tobt’ und Tumult ringsum, und des Jammergeschicks Ker,Die dort lebend erhielt den Verwundeten, jenen vor WundenSicherte, jenen entseelt durch die Schlacht hinzog an den Füßen;Und ihr Gewand um die Schulter war rot vom Blute der Männer.Gleich wie lebende Menschen durchschalteten diese die Feldschlacht, |
540 | Und entzogen einander die Leichname toter Helden. Weiter schuf er darauf ein Brachfeld, locker und fruchtbar, Breit, zum Dritten gepflügt; und viel der ackernden MännerTrieben die Joch’ umher, und lenketen hiehin und dorthin.Aber so oft sie kehrend des Ackers Ende gewannen, |
545 | Reicht’ ein Mann den Becher des herzerfreuenden WeinesJeglichem dar nach der Ordnung; sie wandten sich dann zu den Furchen,Freudiges Muts, das Ende der tiefen Flur zu erreichen.Aber es dunkelte hinten das Land, und geackertem ähnlichSchien es, obgleich von Gold: so wunderbar hatt’ er’s bereitet. |
550 | Drauf auch schuf er ein Feld tiefwallender Saat, wo die Schnitter Mäheten, jeder die Hand mit schneidender Sichel bewaffnet.Längs dem Schwad’ hinsanken die häufigen Griffe zur Erde;Andere banden die Binder mit strohernen Seilen in Garben;Denn drei Garbenbinder verfolgeten. Hinter den Mähern |
555 | Sammelten Knaben die Griff’; und trugen sie unter den ArmenRastlos jener daher. Der Herr stillschweigend bei ihnenStand, den Stab in den Händen, am Schwad’, und freute sich herzlich.Abwärts unter der Eiche bereiteten Diener die Mahlzeit,Rasch um den großen Stier, den sie schlachteten; Weiber indessen |
560 | Streueten weißes Mehl zum labenden Mus für die Ernter. Drauf auch ein Rebengefilde, von schwellendem Weine belastet, Bildet’ er schön aus Gold; doch schwärzlich glänzten die Trauben;Und es standen die Pfähle gereiht ans lauterem Silber.Rings dann zog er den Graben von dunkeler Bläue des Stahles, |
565 | Samt dem Gehege von Zinn. Ein Pfand nur führte zum Rebhain,Für die Träger zu gehn, in der Zeit der fröhlichen Lese.Jünglinge nun, aufjauchzend vor Lust, und rosige JungfrauenTrugen die süße Frucht in schöngeflochtenen Körben.Mitten auch ging ein Knab’ in der Schar; aus klingender Leier |
570 | Lockt’ er gefällige Tön’, und sang den Reigen von LinosMit hellgellender Stimm’; und ringsum tanzten die andern,Froh mit Gesang und Jauchzen und hüpfendem Sprung ihn begleitend. Eine Herd’ auch schuf er darauf hochhauptiger Rinder; Einige waren aus Golde geformt, ans Zinne die andern. |
575 | Laut mit Gebrüll vom Hof’ enteilten sie dort auf die Weide,Längs dem rauschenden Fluß, der hinabschoß, wankend von Schilfrohr.Aber goldene Hirten begleiteten emsig die Rinder,Vier an der Zahl, auch folgeten neun schnellfüßige Hunde.Zween entsetzliche Löwen, gestürzt in die vordersten Rinder, |
580 | Faßten den dumpf aufbrummenden Stier; und mit lautem Gebrüll nunWard er geschleift; doch Hund’ und Jünglinge folgten ihm schleunig.Jene, nachdem sie zerrissen die Haut des gewaltigen Stieres,Schlürften die Eingeweid’ und das schwarze Blut; und vergebensScheuchten die Hirten daher, die hurtigen Hund’ anhetzend. |
585 | Sie dort zuckten zurück, mit Gebiß zu fassen die Löwen,Standen genaht, und bellten sie an, doch immer vermeidend. Eine Trift auch erschuf der hinkende Feuerbeherrscher, Im anmutigen Tal, durchschwärmt von silbernen Schafen,Hirtengeheg’ und Hütten zugleich, und schirmende Ställe. |
590 | Einen Reigen auch schlang der hinkende Feuerbeherrscher, Jenem gleich, wie vordem in der weitbewohnten KnossosDädalos künstlich ersann der lockigen Ariadne.Blühende Jünglinge dort und vielgefeierte JungfraunTanzten den Ringeltanz, an der Hand einander sich haltend. |
595 | Schöne Gewand’ umschlossen die Jünglinge, hell wie des ÖlesSanfter Glanz, und die Mädchen verhüllete zarte Leinwand.Jegliche Tänzerin schmückt’ ein lieblicher Kranz, und den TänzernHingen goldene Dolche zur Seit’ an silbernen Riemen.Kreisend hüpften sie bald mit schöngemessenen Tritten |
600 | Leicht herum, so wie oft die befestigte Scheibe der TöpferSitzend mit prüfenden Händen herumdreht, ob sie auch laufe;Bald dann hüpften sie wieder in Ordnungen gegeneinander.Zahlreich stand das Gedräng’ um den lieblichen Reigen versammelt,Innig erfreut; und zween nachahmende Tänzer im Kreise |
605 | Stimmten an den Gesang, und dreheten sich in der Mitte. Auch die Gewalt des Stromes Okeanos bildet’ er ringsum Strömend am äußersten Rand des schönvollendeten Schildes. Als er den Schild nun bereitet, den ungeheuren und starken; Schuf er anjetzt ihm den Harnisch, den strahlenden, heller denn Feuer; |
610 | Schuf ihm sodann den gewaltigen Helm, der den Schläfen sich anschloß,Schön und prangend an Kunst; und zog aus Golde den Haarbusch;Schuf ihm zuletzt auch Schienen; aus feinem Zinne gegossen. Als nun jedes Gerät vollbracht der hinkende Künstler; Nahm er, und legt’ es gehäuft vor Achilleus göttliche Mutter. |
615 | Schnell wie ein Habicht herab vom schneebedeckten OlymposSprang sie, und trug von Hephästos das schimmernde Waffengeschmeide. |