Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 73
Achtzehnter Gesang
ОглавлениеAchilleus jammert um Patroklos’ Tod. Thetys hört seinen Entschluß Hektor zu töten, obgleich ihm bald nach jenem zu sterben bestimmt sei, und verheißt ihm andere Waffen von Hephästos. Den Achaiern entreißt Hektor beinahe den Leichnam; aber Achilleus, der sich waffenlos an den Graben stellt, schreckt durch sein Geschrei die Troer. Nacht. Den Troern rät Polydamas, in die Feste zu ziehn, ehe Achilleus hervorbreche: welches Hektor verwirft. Die Achaier wehklagen um Patroklos und legen ihn auf Leichengewande. Der Thetys schmiedet Hephästos die erbetenen Waffen.
Also kämpften sie dort, wie lodernde Flammen des Feuers.Doch zu Achilleus bracht’ Antilochos eilend die Botschaft.Ihn nun fand er vorn in des Meers hochhauptigen Schiffen,Dem nachsinnend im Geist, was schon zur Vollendung genahet. | |
5 | Tief aufseufzt’ er und sprach zu seiner erhabenen Seele: Wehe mir doch! was fliehen die hauptumlockten Achaier Wieder mit Angst zu den Schiffen, dahergescheucht im Gefilde?Wenn nur nicht die Götter das Jammergeschick mir vollendet,So wie vordem mir die Mutter verkündiget, und mir gesaget, |
10 | Daß noch, weil ich lebte, der tapferste MyrmidoneUnter der Troer Hand das Licht der Sonne verließe!Wahrlich gewiß schon starb Menötios’ tapferer Sprößling!Böser! traun ich befahl, wann die feindliche Glut er gewendet,Heim zu den Schiffen zu gehn, nicht Hektor mit Macht zu bekämpfen! |
15 | Als er solches erwog in des Herzens Geist und Empfindung; Siehe da kam ihm nahe der Sohn des erhabenen Nestor,Heiße Tränen vergießend, und sprach die schreckliche Botschaft: Wehe mir, Peleus’ Sohn, des Feurigen, ach ein entsetzlich Jammergeschick vernimmst du, was nie doch möchte geschehn sein! |
20 | Unser Patroklos sank; sie kämpfen bereits um den Leichnam,Nackt wie er ist; denn die Waffen entzog der gewaltige Hektor! Sprach’s; und jenen umhüllte der Schwermut finstere Wolke. Siehe mit beiden Händen des schwärzlichen Staubes ergreifend,Überstreut’ er sein Haupt, und entstellte sein liebliches Antlitz; |
25 | Auch das ambrosische Kleid umhaftete dunkele Asche.Aber er selber groß weithingestreckt in dem StaubeLag, und entstellete raufend mit eigenen Händen das Haupthaar.Mägde zugleich, die Achilleus erbeutete, und Patroklos,Laut mit bekümmerter Seel’ aufschrieen sie; all’ aus der Türe |
30 | Liefen sie her um Achilleus den Feurigen, und mit den HändenSchlugen sie alle die Brust, und jeglicher wankten die Kniee.Drüben Antilochos auch wehklagete, Tränen vergießend,Haltend Achilleus’ Händ’, als beklemmt sein mutiges Herz rang:Daß er nicht die Kehle sich selbst mit dein Eisen durchschnitte. |
35 | Fürchterlich weint’ er empor. Da hört’ ihn die treffliche Mutter,Sitzend dort in den Tiefen des Meers beim grauen Erzeuger.Laut aufschluchzte sie nun; und die Göttinnen kamen versammelt,Alle, so viel Nereiden des Meers Abgründe bewohnten.Dort war Glauke nunmehr, Kymodoke auch, und Thaleia, |
40 | Speio, Nesäa, und Thoe, und Halia, herrschendes Blickes,Auch Aktäa, Kymothoe auch, und Limnoreia,Melite dann, und Jära, Amphithoe auch, und Agaue,Doto zugleich, und Protho, Dynamene, Kallianeira,Auch Dexamene dort, Aphionome auch, und Pherusa, |
45 | Doris, und Panope auch, und edles Ruhms Galateia,Dann Nemertes, Apseudes zugleich, und Kallinassa;Dort war auch Ianeira, und Klymene, auch Ianassa,Mära, und Oreithya, und schönumlockt Amatheia;Und wo sonst Nereïden des Meers Abgründe bewohnten. |
50 | Jene, die silberne Grotte der Herrscherin weit erfüllend,Schlugen sich alle die Brust; und zuerst wehklagete Thetys: Hört mich all’, ihr Schwestern, unsterbliche Töchter des Nereus, Daß ihr vernehmt den Jammer, wieviel mir die Seele belastet!Weh mir Armen, o mir unglücklichen Heldenmutter, |
55 | Die ich den Sohn mir gebar, so edeles Sinns, und so tapfer,Hoch vor den Helden geschmückt Er schwang sich empor, wie ein Sprößling;Und ich erzog ihn mit Fleiß, wie die Pflanz’ im fruchtbaren Acker;Drauf in geschnäbelten Schiffen gen Ilios sandt’ ich daher ihn,Trojas Volk zu bekämpfen; doch nie empfang’ ich ihn wieder, |
60 | Wann er zur Heimat kehrt, in Peleus’ ragende Wohnung!Aber so lang’ er mir lebt, und das Licht der Sonne noch schauet,Duldet er Qual; und nichts vermag ich ihm nahend zu helfen!Dennoch geh ich, zu schaun mein trautes Kind, und zu hören,Welch ein Jammer ihn traf, der entfernt vom Kriege beharret! |
65 | Dieses gesagt, verließ sie die Wölbungen; jene zugleich ihr Gingen mit Tränen benetzt, und umher die Woge des MeeresTrennte sich. Als sie nunmehr zur scholligen Troja gelangten,Stiegen sie auf zum Gestade der Reihe nach, wo das GeschwaderMyrmidonischer Schiff’ herstand um den schnellen Achilleus. |
70 | Nahe jetzt dem Schluchzenden trat die göttliche Mutter,Und lautweinend umschlang sie das Haupt des teuersten Sohnes;Und sie begann wehklagend, und sprach die geflügelten Worte: Liebes Kind, was weinst du? und was betrübt dir die Seele? Sprich, verhehle mir nichts! Dir ward doch alles vollendet |
75 | Jenes von Zeus, wie vordem mit erhobenen Händen du flehtest:Daß um die Steuer zusammengedrängt die Männer Achaias,Schmachtend nach deiner Hilf’, unwürdige Taten erlitten! Doch schwerseufzend begann der mutige Renner Achilleus: Mutter, es hat mir zwar der Olympier jenes vollendet. |
80 | Aber was frommt mir solches, nachdem mein teurer PatroklosMir hinsank, den ich wert vor allen Freunden geachtet,Wert wie mein eigenes Haupt! Er sank; und die Waffen entzog ihmHektor, der ihn erschlug, so gewaltige, Wunder dem Anblick,Köstliche: welche dem Peleus die ehrenden Götter geschenket, |
85 | Jenes Tags, da sie dich dem Sterblichen führten zum Lager.Daß du vielmehr doch dort zu Meergöttinnen geselletWohntest, und Peleus hätt’ ein sterbliches Weib sich erkoren!Nun muß dir auch die Seel’ unendlicher Jammer belasten,Um den gestorbenen Sohn; denn nie empfängst du ihn wieder, |
90 | Wann er zur Heimat kehrt! Ja selbst gebeut mir das Herz nicht,Lebend umherzugehn mit Sterblichen, wo mir nicht HektorErst von meiner Lanze durchbohrt das Leben verlieret,Und für Patroklos’ Raub, des Menötiaden, mir büßet! Aber Thetys darauf antwortete, Tränen vergießend: |
95 | Bald, mein Sohn, verblühet das Leben dir, sowie du redest!Denn alsbald nach Hektor ist dir dein Ende geordnet! Unmutsvoll antwortete drauf der schnelle Achilleus: Möcht’ ich sogleich hinsterben, da nicht mir gönnte das Schicksal,Meinen erschlagenen Freund zu verteidigen! Fern von der Heimat |
100 | Sank er, und mangelte meiner, des Fluchs Abwehrer zu werden!Nun da ich nicht heimkehre zum lieben Lande der Väter,Hab’ ich weder Patroklos mit Heil erfreut, noch die andernFreund’ im Volk, die so viele dem göttlichen Hektor erlagen;Sondern ich sitz’ an den Schiffen, umsonst die Erde belastend, |
105 | Solch ein Mann, wie keiner der erzumschirmten Achaier,In der Schlacht; denn im Rate besiegen mich andere Männer!Möchte der Zank aus Göttern und sterblichen Menschen vertilgt sein,Und der Zorn, der selbst auch den Weiseren pflegt zu erbittern:Der, weit süßer zuerst denn sanfteingleitender Honig, |
110 | Bald in der Männer Brust aufwächst, wie dampfendes Feuer!So nun erzürnete mich der Herrscher des Volks Agamemnon.Aber vergangen sei das Vergangene, wie es auch kränkte;Dennoch das Herz im Busen bezähmen wir auch mit Gewalt uns!Hin nun geh ich, den Mörder des wertesten Haupts zu erreichen, |
115 | Hektor! Doch mein Los, das empfang’ ich, wann es auch immerZeus zu vollendet beschleußt, und die andern unsterblichen Götter!Nicht ja Herakles einmal, der Gewaltige, mied das Verhängnis,Welcher der Liebste doch war dem herrschenden Zeus Kronion;Sondern ihn zwang das Geschick und der heftige Zorn der Here. |
120 | Also auch ich, wofern ein gleiches Geschick mir bevorsteht,Lieg’ ich, vom Tode gestreckt: jetzt tracht’ ich noch Ruhm zu gewinnen!Manche Troerin noch und Dardanerin, schwellendes Busens,Soll mir mit beiden Händen von jugendlich blühenden WangenTränen des Grams abtrocknen, mit schwer aufzitternden Seufzern! |
125 | Fühlen sie’s nun, daß ich lange genug von dem Kriege gerastet!Nicht mir wehre den Kampf, du Liebende; nimmer gehorch’ ich! Ihm antwortete drauf die silberfüßige Thetys: Wahrheit hast du geredet, mein Kind; nicht übel ist solches,Seine geängsteten Freunde, vor Tod und Verderben zu schützen. |
130 | Doch in der Troer Gewalt ist dir die stattliche Rüstung.Strahlend von Erz, mit welcher der helmumflatterte HektorSelbst die Schultern geschmückt einherprangt. Zwar wird er schwerlichLange darin frohlocken, denn nah’ ihm schwebet der Tod schon.Aber du sollst mir noch nicht eingehn ins Getümmel des Ares, |
135 | Bis du zurück mich kehrend mit deinen Augen erblickest.Denn ich komm’ in der Frühe, sobald die Sonne hervorgeht,Stattliche Wehr dir bringend vom mächtigen Herrscher Hephästos. Also sprach die Göttin, und kehrte hinweg von dem Sohne; Drauf gewandt zu den Schwestern, den Meergöttinnen, begann sie: |
140 | Taucht ihr jetzo hinab in den Schoß des unendlichen Meeres, Daß ihr den alternden Meergott schaut, und die Wohnung des Vaters;Ihm dann verkündiget alles. Indes auf den hohen OlymposGeh’ ich zum kunstberühmten Hephästos, ob er mir willfahrt,Rüstungen, schön und strahlend, für meinen Sohn zu bereiten. |
145 | Jene sprach’s; da tauchten die Göttinnen unter die Meerflut. Selbst dann ging zum Olympos die silberfüßige ThetysSchnell, dem geliebten Sohne gepriesene Waffen zu bringen.So zum Olympos enttrugen die Schenkel sie. Doch die AchaierMit graunvollem Geschrei vor dem männermordenden Hektor |
150 | Flohn sie gescheucht, die Schiff’ und den Hellespontos erreichend.Nicht Patroklos auch hätten die hellumschienten AchaierAus den Geschossen entführt, den erschlagenen Freund des Achilleus;Denn es ereilt’ ihn wieder der Männer Getös’ und der Rosse,Hektor zumal, des Priamos’ Sohn, gleich stürmendem Feuer. |
155 | Dreimal faßt’ ihn von hinten am Fuß der strahlende Hektor,Strebend ihn wegzuziehn, und laut die Troer ermahnt’ er;Dreimal stießen die Ajas, mit stürmender Stärke gewappnet,Ihn von dem Toten hinweg. Er fest; der Stärke vertrauend,Wütete jetzo hinan das Gewühl durch, jetzo von neuem |
160 | Stand er mit lautem Geschrei; doch rückwärts wandt’ er sich niemals.Wie vom ermordeten Tiere durchaus den funkelnden Leun nichtNächtliche Hirten der Flur, den hungrigen Würger, verscheuchen:So vermochten auch nicht die beiden gerüsteten AjasHektor, Priamos’ Sohn, von dem Leichnam abzuschrecken. |
165 | Und er hätt’ ihn geraubt, und unendlichen Ruhm sich erworben;Wenn nicht Peleus’ Sohne die windschnell eilende IrisKam als Botin genaht vom Olympos, mitzustreiten,Zeus und den anderen Göttern geheim; denn es sandte sie Here.Nahe trat sie hinan, und sprach die geflügelten Worte: |
170 | Hebe dich, Peleus’ Sohn, du schrecklichster unter den Männern! Eile Patroklos zu Hilf’, um den die entsetzliche FeldschlachtDraußen tobt vor den Schiffen. Sie morden sich untereinander:Diese mit Macht beschirmend den hingesunkenen Leichnam;Dort hinweg ihn zu reißen nach Ilios luftiger Höhe, |
175 | Wüten die Troer daher; vor allen der strahlende HektorIst ihn zu rauben entbrannt: denn das Haupt ihm wünschet er herzlich,Hauend vom zarten Hals’, auf spitzige Pfähle zu heften.Auf, nicht länger gesäumt; und Graun durchschaudre das Herz dir,Daß Patroklos liege den troischen Hunden ein Labsal! |
180 | Dein ist Schmach, wenn irgend entstellt die Leiche daherkommt! Ihr antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: Welcher Gott hat, o Iris, dich mir als Botin gesendet? Wieder begann dagegen die windschnell eilende Iris: Here sandte mich her, Zeus’ rühmliche Lagergenossin. |
185 | Auch nicht Zeus erfuhr’s, der Erhabene, oder ein Gott sonst,Aller, die rings des Olympos beschneiete Höhen umwohnen. Ihr antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: Wie doch geh’ ich zur Schlacht, da jene die Rüstungen haben?Auch die liebende Mutter verwehrte mir mitzustreiten, |
190 | Bis ich zurück sie kehrend mit meinen Augen erblickte;Denn sie verhieß, von Hephästos mir herrliche Waffen zu bringen.Niemand weiß ich ja sonst, des prangende Wehr mir gerecht sei;Wo nicht Ajas Schild, des gewaltigen Telamoniden.Aber er selbst ist, hoff’ ich, im Vorderkampfe beschäftigt, |
195 | Mordend mit schrecklichem Speer um den hingesunknen Patroklos. Wieder begann dagegen die windschnell eilende Iris: Wohl ja wissen auch wir’s, wie die herrlichen Waffen geraubt sind.Doch nur so an den Graben genaht, erscheine den Troern;Ob vor dir erschrocken vielleicht vom Kampfe die Troer |
200 | Abstehn, und sich erholen die kriegrischen Männer AchaiasIhrer Angst, wie klein sie auch sei, die Erholung des Krieges. |