Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 72

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560 Ihm antwortete drauf der Rufer im Streit Menelaos:Phönix, Vater und Greis, Ehrwürdiger, wenn doch AtheneKraft mir wollte verleihn, und wehren dem Sturm der Geschosse!Gern dann wär’ ich bereit, ihm beizustehn und zu helfen,Unserem Freund; denn es drang mir Patroklos’ Tod in die Seele!
565 Aber es tobt ja Hektor mit Feuergewalt, und ruht nichtNiederzuhaun mit dem Erz; weil ihm Zeus Ehre gewähret! Jener sprach’s; froh aber war Zeus’ blauäugige Tochter, Weil ihr selbst er zuerst vor den Himmlischen allen geflehet.Diese stärkt’ ihm die Schultern mit Kraft und die strebenden Kniee,
570 Und in das Herz ihm gab sie der Flieg’ unerschrockene Kühnheit:Welche, wie oft sie immer vom menschlichen Leibe gescheucht wird,Doch anhaltend ihn sticht, nach Menschenblute sich sehnend:So ausharrender Trotz erfüllt’ ihm das finstere Herz nun.Schnell zu Patroklos eilt’ er, und schwang die blinkende Lanze.
575 Unter den Troern war ein Sohn des Eëtion Podes,Reich an Hab’ und edel; auch ehrt’ am meisten im Volk ihnHektor; denn ihm war er ein lieber Gefährt’ und Tischfreund:Diesen am Gurt nun traf der bräunliche Held Menelaos,Als er zur Flucht sich gewendet; und ganz durchbohrte das Erz ihn;
580 Dumpf hinkracht’ er im Fall. Doch Atreus’ Sohn MenelaosZog die Leich’ aus den Troern hinweg in die Schar der Genossen.Hektorn nahte sofort und ermunterte Phöbos Apollon,Phänops, Asios’ Sohn, an Gestalt gleich, welcher vor allenGästen geliebt ihm war, ein Haus in Abydos bewohnend;
585 Diesem gleich ermahnt’ ihn der treffende Phöbos Apollon: Hektor, wer doch hinfort der Danaer möchte dich scheuen, Den nun so Menelaos zurückschreckt? er, der zuvor jaWeichlich war in der Schlacht, jetzt aber allein aus den TroernKühn den Toten entführt! Auch schlug er den treuen Genossen,
590 Tapfer im Vordergefecht, den Sohn des Eëtion Podes! Sprach’s; und jenen umhüllte der Schwermut finstere Wolke, Schnell durch die vordersten ging er, mit strahlendem Erze gewappnet.Siehe da nahm Kronion die quastumbordete Ägis,Hellumglänzt; und den Ida in dunkeln Wolken verhüllt’ er,
595 Blitzt’ und donnerte laut, und erschütterte mächtig die Ägis.Sieg nun den Troern gewährt’ er, und schreckte das Volk der Achaier. Erst Peneleos nun der Böotier kehrte zur Flucht um; Denn ihm traf in die Schulter, da vorwärts immer er andrang,Oben ein streifender Speer; doch ritzte das Fleisch bis zum Knochen
600 Ihm des Polydamas’ Erz; denn dieser warf, ihm genahet.Hektor sodann durchstach des Leïtos’ Hand an dem Knöchel,Ihm des erhabnen Alektryons Sohn, und hemmt’ ihn im Kampfe:Bang’ umschauend entbebt’ er; denn nie mehr hofft er im Geiste,Einen Speer in der Hand, mit Trojas Volke zu kämpfen.
605 Hektorn schoß Idomeneus jetzt, da er Leïtos nachlief,Seinen Speer auf den Harnisch, gerad’ an der Warze des Busens;Doch ihm brach an der Öse der Schaft; und es schrieen die Troer.Jener schwang auf Idomeneus nun, den Deukalionen,Welcher stand im Geschirr; und ihn zwar fehlt’ er ein wenig:
610 Aber Meriones’ Freund und mutigen WagenlenkerKöranos, der aus Lyktos bevölkerter Stadt ihm gefolget:(Denn zu Fuß erst kam er, die Ruderschiffe verlassend,Kretas Fürst, und den Troern gewähret’ er mächtigen Sieg nun,Wenn nicht Köranos schnell die hurtigen Rosse genähert;
615 Ihm zum Heil erschien er, den grausamen Tag ihm entfernend,Doch selbst sank er entseelt von der Hand des mordenden Hektor:)Den an Backen und Ohr durchschmettert’ er; siehe die Zähn’ ausStieß ihm der eherne Speer, und mitten die Zung’ ihm durchschnitt er.Und er entsank dem Geschirr, und goß die Zügel zur Erde.
620 Diese nahm Meriones schnell mit eigenen HändenNiedergebückt aus dem Staub’, und drauf zu Idomeneus sprach er: Geißele nun, daß hinab zu den hurtigen Schiffen du kommest! Denn du erkennst ja selbst, nicht mehr sei der Sieg der Achaier! Sprach’s; und Idomeneus trieb das Gespann schönmähniger Rosse
625 Zu den geräumigen Schiffen; denn Furcht nun füllt’ ihm die Seele. Nicht unbemerkt war Ajas dem herrlichen und Menelaos Zeus, daß nun den Troern den wechselnden Sieg er gewähret.Also begann das Gespräch der Telamonier Ajas: Jammer doch! jetzo fürwahr kann selbst, wer blöd’ an Verstand ist,
630 Schaun, daß Zeus der Vater den Troern Ehre verleihet!Denn von ihnen ja trifft auch jedes Geschoß, ob ein Feiger,Oder ein Tapferer schwingt, und Zeus selbst lenket sie alle:Aber uns so umsonst entfallen sie all’ auf die Erde!Auf denn, wir selbst nun wollen den heilsamsten Rat uns ersinnen:
635 Daß nicht nur wir den Toten hinwegziehn, sondern auch selberUnseren lieben Genossen zur Freud’ heimkehren vom Kampfe;Welche daher nun schauend sich ängstigen, keiner erwartend,Daß wir des mordenden Hektors Gewalt und unnahbare HändeNoch bestehn, und vielmehr an den dunkelen Schiffen erliegen.
640 Wäre doch irgend ein Freund, der schnell ansagte die BotschaftPeleus’ Sohn; denn nichts ja, vermut’ ich, hörete jenerNoch von dem Jammergeschick, wie der traute Genoß ihm dahinsank.Aber nirgend erscheint mir ein solcher im Heer der Achaier;Denn rings Dunkel umhüllt sie selber zugleich und die Rosse!
645 Vater Zeus, o errett’ aus der dunkelen Nacht die Achaier!Schaff’ uns Heitre des Tags, und gib mit den Augen zu schauen!Nur im Licht verderb’ uns, da dir’s nun also geliebet! Jener sprach’s; da jammerte Zeus des weinenden Königs. Bald zerstreut’ er die dunkele Nacht, und verdrängte den Nebel;
650 Hell nun strahlte die Sonn’, und die Schlacht ward ringsum erleuchtet.Jetzo begann Held Ajas zum Rufer im Streit Menelaos: Spähe nunmehr, Menelaos, du Göttlicher, ob du wo lebend Noch Antilochos schaust, den Sohn des erhabenen Nestor.Heiß ihn zu Peleus’ Sohne, dem Feurigen, schleunig hinabgehn,
655 Meldend das Wort, wie jetzo der trauteste Freund ihm dahinsank. Jener sprach’s; ihm gehorchte der Rufer im Streit Menelaos; Eilt’ und ging, wie ein Löwe voll Wut vorn ländlichen Hofe,Wann er zuletzt ermüdet, die Hund’ und die Männer zu reizen,Welche nicht ihm gestatten, das Fett der Rinder zu rauben,
660 Ganz durchmachend die Nacht; er dort, des Fleisches begierig,Rennt gradan; doch er wütet umsonst; denn häufige SpeereFliegen ihm weit entgegen, von mutigen Händen geschleudert,Auch hellodernde Bränd’; und er zuckt im stürmenden Angriff,Scheidet dann frühmorgens hinweg, mit bekümmertem Herzen:
665 Also ging von Patroklos der Rufer im Streit MenelaosSehr unwillig hinweg; denn er fürchtete, daß die AchaierIn der entsetzlichen Angst zum Raub’ ihn ließen den Feinden.Viel dem Meriones noch und den mutigen Ajas gebot er: Ajas beid’, und Meriones du, Heerführer von Argos,
670 Jetzo seid der Milde des jammervollen PatroklosEingedenk, der allen mit freundlicher Seele zuvorkam,Weil er lebt’; itzt aber ereilet’ ihn Tod und Verhängnis! Dieses gesagt, enteilte der bräunliche Held Menelaos, Mit umschauendem Blick, wie ein Adeler, welcher am schärfsten,
675 Sagen sie, fern ausspäht vor den luftdurchschweifenden Vögeln;Dem auch nicht in der Höhe der flüchtige Hase versteckt istUnter umlaubtem Gesträuch, wo er hinduckt; sondern auf jenenStürzt er herab, und erhascht ihn geschwind’, und raubt ihm das Leben:So auch dir hellstrahlend, o göttlicher Held Menelaos,
680 Rollten die Augen umher, durch die weite Schar der Genossen,Ob du Nestors Sohn noch irgendwo lebend erblicktest.Diesen erkannt’ er sofort linkshin im Gemenge der Feldschlacht,Wo er mit Mut beseelte die Freund’, und ermahnte zu kämpfen.Nahe trat und begann der bräunliche Held Menelaos:
685 Auf, Antilochos, komm, du Göttlicher, daß du vernehmest Unser Jammergeschick, das nie doch möchte geschehn sein!Zwar du selbst, vermut’ ich, mit eigenen Augen erkennend,Weißt es schon, daß ein Gott Unheil den Danaern zuwälzt,Aber den Troern Sieg! Denn es sank Patroklos, Achaias
690 Tapferster Held, den schmerzlich die Danaer alle vermissen!Auf denn, schnell dem Achilleus, hinab zu den Schiffen einteilend,Melde das Wort, ob er eilig zum Schiff errette den Leichnam,Nackt wie er ist; denn die Waffen entzog der gewaltige Hektor! Sprach’s; und Schauer durchfuhr den Antilochos, als er es hörte.
695 Lange blieb er verstummt und sprachlos; aber die AugenWaren mit Tränen erfüllt, und atmend stockt’ ihm die Stimme.Dennoch nicht versäumt’ er, was ihm Menelaos geboten;Sondern enteilt’, und dem edlen Laodokos gab er die Rüstung,Der, sein Genoß, ihm nahe die stampfenden Rosse dahertrieb.
700 Ihn den Weinenden trugen die Schenkel hinweg aus der Feldschlacht,Peleus’ Sohn dem Achilleus das schreckliche Wort zu verkünden. Doch nicht dir, Menelaos, o Göttlicher, wollte das Herz nun Dort die ermüdeten Freunde verteidigen, wo er hinwegging,Nestors Sohn, den schmerzlich die Pylier alle vermißten;
705 Sondern jenen erregt’ er den edelen Held Thrasymedes;Selber dann zu Patroklos dem Göttergleichen enteilt’ er.Jetzt zu den Ajas trat er hinan, und redete schleunig: Ihn zwar hab’ ich hinab zu den rüstigen Schiffen gesendet, Daß er dem schnellen Peleiden verkündige; schwerlich indes wohl
710 Kommt er anjetzt, wie sehr er auch zürnt dem göttlicher Hektor:Denn nicht könnt’ er ja doch wehrlos die Troer bekämpfen.Aber wir selbst nun wollen den heilsamsten Rat uns ersinnen:Daß nicht nur wir den Toten hinwegziehn, sondern auch selberFern aus der Troer Getöse den Tod und das Schicksal vermeiden.
715 Ihm antwortete drauf der Telamonier Ajas: Wahrheit hast du geredet, gepriesener Held Menelaos.Selbst denn eil’ und Meriones her, und nieder euch bückendTragt die erhobene Leich’ aus der Feldschlacht. Aber wir andererHalten im Kampf die Troer zurück und den göttlichen Hektor,
720 Wir, die gleich an Namen, und gleich an mutiger Seele,Stets vereint miteinander die Wut des Gefechtes erduldet. Jener sprach’s; da erhuben sie schnell von der Erde den Leichnam Hoch empor mit Gewalt; und es schrien die Troer von hintenGraunvoll, als sie die Leich’ auf den Armen ersahn der Achaier.
725 Gradan rannten sie nun, wie die Hunde der Jagd auf ein WaldschweinStürzen, das blutet vom Speer, voran den blühenden Jägern;Anfangs laufen sie zwar, es hinwegzutilgen verlangend;Aber sobald es zu ihnen sich kehrt, der Stärke vertrauend,Weichen sie alle zurück, und zerstreuen sich dorthin und dahin:
730 Also die Troer zuerst, in Schlachtreihn folgten sie immer,Zuckend daher die Schwerter und zwiefach schneidenden Lanzen;Aber sobald die Ajas herumgewendet zu ihnenStanden, da wandelte jenen die Farbe sich; keiner auch wagt’ es,Vorwärts angestürmt um den Leichnam Kampf zu erheben.
735 Also trugen gestrengt den Leichnam beid’ aus der Feldschlacht Zu den geräumigen Schiffen; und stets nachtobte des Kriegs Wut,Ungestüm, wie ein Feuer die Stadt der Männer durchstürmend,Plötzlich entbrannt, in Flammen verschlingt; es verschwinden die HäuserRings im mächtigen Glanz; und es saust in die Lohe der Sturmwind:
740 So dort scholl von den Rossen und speergewappneten MännernRastlos tobender Lärm, die Wandelnden immer verfolgend.Sie, wie der Mäuler Gespann, mit gewaltiger Stärke gerüstet,Schwer hinschleppt vom Gebirg’ auf steinigem Pfade den Balken,Oder den ragenden Mast des Meerschiffs; aber ihr Herz wird
745 Müde zugleich von Arbeit und Schweiß den Angestrengten:Also trugen gestrengt die Leiche sie. Aber von hintenWehrten die Ajas ab, wie die Flut abwehret ein Hügel,Waldbekränzt, in die Ebne sich ganz hinunter erstreckend;Welcher auch der gewaltigsten Ström’ antobende Fluten
750 Hemmt, und sogleich sie alle zum Lauf in andere TälerAbscheucht; denn nicht mag der Ströme Gewalt ihn durchbrechen:So dort drängten die Ajas zurück anstürmende StreiterTrojas; jene verfolgten, doch zween am meisten vor allen,Held Äneias der Anchisiad’, und der strahlende Hektor.
755 Dort wie der Stare Gewölk’ einherzieht, oder der Dohlen,Allzumal aufschreiend, sobald sie den kommenden HabichtSahn, der blutigen Mord herbringt dem kleinen Gevögel:Also dort vor Äneias und Hektor flohn die AchaierAllzumal aufschreiend dahin, und vergaßen der Kampflust.
760 Viel auch des Waffengeschmeides entsank ringsher um den GrabenArgos’ fliehenden Söhnen; und nicht war Ruhe der Feldschlacht.
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