| Dieses gesagt, ermahnt’ er mit lautem Rufe die Troer:Troer, und Lykier ihr, und Dardaner, Kämpfer der Nähe, |
185 | Seid nun Männer, o Freund’, und gedenkt des stürmenden Mutes;Bis ich selbst in Achilleus’ des Göttlichen Waffen mich hülle,Köstliche, die von Patroklos’ vertilgeter Kraft ich erbeutet. Also rief und enteilte der helmumflatterte Hektor Aus der erbitterten Schlacht, und erreicht’ im Lauf die Genossen |
190 | Bald, nicht ferne davon, mit hurtigen Füßen verfolgend,Welche zur Stadt hintrugen Achilleus’ prangende Rüstung.Jetzo gewandt vom Jammer der Feldschlacht, tauscht’ er die Waffen;Gab dann seine zu tragen in Ilios’ heilige FesteTrojas kriegrischen Söhnen, und zog die unsterbliche Wehr an, |
195 | Sein des Peleiden Achilleus, die göttliche UranionenPeleus dem Vater geschenkt; der reichte sie wieder dem Sohne,Altend; doch nicht der Sohn ward alt in den Waffen des Vaters. Als so entfernt ihn sahe der Herrscher im Donnergewölk Zeus, Wie er Achilleus’ Waffen, des Göttergleichen, sich anzog; |
200 | Ernst bewegt’ er das Haupt, und sprach in der Tiefe des Herzens: Armer, ach! kein Todesgedank’ umschwebt dir die Seele; Und schon nahet er dir! Du zeuchst die unsterbliche Wehr an,Sein des erhabenen Mannes, vor dem auch andere zittern!Ihm den Genossen erschlugst du, so sanftgesinnt, und so tapfer; |
205 | Auch die Wehr, nicht der Ordnung gemäß, vom Haupt ihm und SchulternRaubtest du! Dennoch will ich dir jetzt Siegsehre verleihen,Des zum Vergelt, weil nicht dir Kehrenden aus dem GefechteGrüßend Andromache löst die gepriesene Wehr des Achilleus! Also sprach, und winkte mit schwärzlichen Brauen Kronion. |
210 | Hektors Leib umschlossen die Rüstungen; stürmend durchdrang ihnAres’ kriegrischer Geist, und innerlich strotzten die GliederIhm voll Kraft und Gewalt. Zu den rühmlichen BundesgenossenGing er mit lautem Geschrei; und allen nun schien er vergleichbar,Leuchtend im Waffenschmuck, dem erhabenen Peleionen. |
215 | Rings das Gedräng’ umwandelnd, ermuntert’ er jeden mit Worten:Mesthles dort, und Glaukos, Thersilochos auch, und Medon,Auch Deisenor, Hippothoos auch, und Asteropäos,Chromios auch, und Phorkys, und Eunomos, kundig der Vögel;Alle sie trieb er zum Kampf, und sprach die geflügelten Worte: |
220 | Hört, unzählbare Stämm’ umwohnender Bundesgenossen!Nicht weil Menge des Volks ich verlangete, oder entbehrte,Hab’ ich rings euch daher aus eueren Städten versammelt;Nein, daß Trojas Weiber und noch unmündige KinderFreudiges Muts ihr schirmtet vor Argos’ kriegrischen Völkern. |
225 | Also gesinnt, erschöpf’ ich durch Kriegessteuer und SpeiseUnser Volk, und streb’ euch allen das Herz zu ermuntern.Drum nun grade hinein euch gewandt, und entweder gestorben,Oder Heil euch erkämpft! denn das ist der Wandel des Krieges!Doch wer mir Patroklos, auch nur den Erschlagenen, jetzo |
230 | Her zu Trojas Reisigen zieht, und Ajas zurückdrängt;Dem erteil’ ich die Hälfte der Beut’, und die Hälfte behalt’ ichSelbst mir: dann ist der Ruhm ihm verherrlichet, gleichwie der meine. Jener sprach’s; und gerad’ in die Danaer drangen sie machtvoll, Alle die Lanzen erhöht, und getrost im Herzen von Hoffnung, |
235 | Herzuziehn den Toten vom Telamonier Ajas:Törichte! Vielen umher auf dem Leichnam raubt’ er das Leben.Jetzo wandte sich Ajas zum Rufer im Streit Menelaos: Trautester, o Menelaos, du Göttlicher! nimmer, erwart’ ich, Freuen wir noch uns selber der Heimkehr aus dem Gefechte! |
240 | Nicht so sehr noch sorg’ ich um unseren toten Patroklos,Der bald sättigen muß der Troer Hund’ und Gevögel;Als um mein eigenes Haupt ich besorgt bin, was es betreffe,Und um deins! da des Krieges Gewölk rings alles umdunkelt,Hektor; und uns mit Schrecken erscheint das nahe Verderben! |
245 | Auf denn, und rufe den Helden der Danaer, ob man es höre. Sprach’s; und willig gehorchte der Rufer im Streit Menelaos; Laut erscholl sein durchdringender Ruf in das Heer der Achaier: Freunde, des Volks von Argos erhabene Fürsten und Pfleger, Die ihr um Atreus’ Söhn’ Agamemnon und Menelaos |
250 | Trinkt vom Weine des Volks, und Gebot austeilet, ein jederSeiner Schar; da Zeus ihn mit Ruhm und Ehre verherrlicht!Doch mir ist’s unmöglich herauszuspähen die FührerJeden im Volk; zu heftig entbrannt ist die Flamme des Krieges!Komme denn jeder von selbst, und fühle die Schmach in der Seele, |
255 | Daß Patroklos liege, den troischen Hunden ein Labsal! Jener sprach’s; wohl hört’ ihn der schnelle Sohn des Oileus. Dieser zuerst nun nahte, die Schlacht in Eile durchrennend;Dann Idomeneus selbst, und Idomeneus’ Kriegsgenoß auch,Held Meriones, gleich dem männermordenden Ares. |
260 | Doch der anderen Namen wer könnt’ im Geiste sie nennen,Alle die jetzt nachfolgend die Schlacht der Achaier erweckten. Vor nun drangen die Troer mit Heerskraft, folgend dem Hektor. Wie wenn laut an der Mündung des himmelentsprossenen StromesBraust die gewaltige Flut, die heranwogt; rings dann die äußern |
265 | Felsengestad’ auftosen, mit weithin spritzendem Salzschaum:Solch ein Getön der Troer erscholl nun. Doch die AchaierStanden fest um Menötios’ Sohn, einmütiges Herzens;Und erzstarrende Schild’ umzäunten sie. Ihnen umher nunÜber die leuchtenden Helme verbreitete nächtliches Dunkel |
270 | Zeus: nie hatt’ er zuvor Menötios’ Sohn ja gehasset,Weil er lebt’, ein Genoß des äakidischen Renners;Auch ein Greuel ihm war’s, daß troischen Hunden zum RaubeLäge der Held; drum ihm zur Verteidigung sandt’ er die Freunde. Trojas’ Söhn’ itzt drängten die freudigen Krieger Achaias, |
275 | Daß von der Leiche hinweg sie entzitterten; aber auch keinenMordet’ ein Speer der Troer, wie heftiges Muts sie auch strebten.Doch sie zogen den Toten, allein nur wenig entfernt ihmSollten die Danaer sein; denn sogleich hatt’ alle gewendetAjas, der hoch an Gestalt, und hoch an Taten hervorschien |
280 | Rings im Danaervolk, nach dem tadellosen Achilleus.Grad’ andrang er durchs Vordergefecht, wie ein trotzender EberEinbricht, der im Gebirge die Hund’ und die rüstigen JägerLeicht auseinander zerstreut, durch die waldigen Tale sich wendend:So des herrlichen Telamons Sohn, der strahlende Ajas, |
285 | Leicht, hinein sich stürzend, zerstreut’ er der Troer Geschwader,Welche rings Patroklos umwandelten, gieriges Herzens,Ihn zur eigenen Feste zu ziehn, und Ruhm zu gewinnen. Siehe Hippothoos nun, der Sohn des pelasgischen Lethos, Zog am Fuß ihn hinweg durch schreckliches Waffengetümmel; |
290 | Denn er umband mit dem Riemen die Sehnen ihm unten am Knöchel,Hektorn und den Troern gefällig zu sein; doch sofort ihmNahte das Weh, dem ihn keiner entriß der strebenden Freunde.Denn der Telamonide, dahergestürmt durch den Aufruhr,Schlug ihm nahe den Speer durch des Helms erzwangige Kuppel; |
295 | Und es zerbarst der umflatterte Helm um die Schärfe des Speeres,Durchgehaun von der mächtigen Lanz’ und der nervichten Rechte;Und das Gehirn entspritzt’ an der Röhre des Speers aus der WundeBlutig hervor: schnell lösten die Kräfte sich; und aus den HändenLieß er Patroklos’ Fuß des Hochgesinnten zur Erd’ hin |
300 | Sinken; und nah ihm sank er auch selbst vorwärts auf den Leichnam,Weit entfernt von Larissa, der scholligen; aber den ElternLohnet’ er nicht die Pflege; denn kurz nur blühte das LebenIhm, da vor Ajas Speer, des mutigen Helden, er hinsank.Hektor zielt’ auf Ajas, und warf die blinkende Lanze. |
305 | Zwar er selbst vorschauend vermied den ehernen Wurfspieß,Kaum; doch Schedios traf er, den Iphitos’ Stärke gezeuget,Ihn des phokäischen Volkes Gewaltigsten, der in der edlenPanopeus’ Häuser bewohnt’, und viel der Männer beherrschte:Mitten am Schlüsselbein erzielt’ er ihn, daß ihn durchbohrend |
310 | Scharf die eherne Spitz’ an der oberen Schulter hervordrang;Dumpf hinkracht’ er im Fall, und es rasselten um ihn die Waffen.Ajas genaht dem Phorkys, dem feurigen Sohne des Phänops,Der um Hippothoos kämpfte, durchstieß ihm den wölbenden Panzer,Mitten am Bauch, daß schmetternd ins Eingeweid’ ihm die Spitze |
315 | Taucht’; und er sank in den Staub, mit der Hand den Boden ergreifend.Rückwärts wichen die ersten des Kampfs, und der strahlende Hektor.Doch laut schrien die Danaer auf, und entzogen die Toten,Phorkys zugleich und den edlen Hippothoos, raubten die Wehr dann. Bald nun wären die Troer vor Argos’ kriegrischen Söhnen |
320 | Ilios zugeflohn, durch Ohnmacht alle gebändigt;Und Ruhm hätten gewonnen die Danaer, gegen das SchicksalZeus, durch eigene Kraft und Gewalt. Doch selber ApollonTrieb Äneias zum Kampf, dem Periphas ähnlich erscheinend,Epytos’ Sohn, dem Herold, der ihm bei dem grauenden Vater |
325 | Dienend dem Alter genaht, getreu und redliches Herzens:Dessen Gestalt nachahmend, begann der Herrscher Apollon: O wie rettetet ihr, Äneias, gegen die Götter Ilios hohe Burg? wie ich andere Männer gesehen,Ihrer Kraft und Gewalt und männlichem Mute vertrauend, |
330 | Und zahllosem Gefolge der furchtverachtenden Völker!Uns gewähret ja Zeus weit günstiger, als den Achaiern,Siegesruhm; doch ihr selber entbebt scheu, ohne zu kämpfen! Sprach’s; und Äneias erkannte den treffenden Phöbos Apollon, Schauend sein Angesicht, und sprach lautrufend zu Hektor: |
335 | Hektor, und ihr der Troer Gewaltige, und der Genossen, Schande doch wäre das nun, vor Argos’ kriegrischen SöhnenIlios zuzufliehn, durch Ohnmacht alle gebändigt!Aber mir sagt auch zugleich ein Unsterblicher, neben mir stehend,Zeus der Herrscher der Welt sei unser Schirm in der Feldschlacht! |
340 | Drum gradan in der Danaer Heer! nicht müssen sie ruhigDort den Schiffen sich nahn mit dem Leichnam ihres Patroklos! Sprach’s; und weit vorspringend den vordersten, stand er zum Kampfe. Jene nun wandten die Stirn’, und begegneten kühn den Achaiern.Doch Äneias durchstach den Leiokritos dort mit der Lanze, |
345 | Ihn des Arisbas’ Sohn, Lykomedes’ edlen Genossen.Seinen Fall betraurte der streitbare Held Lykomedes;Nah ihm trat er hinan, und schoß die blinkende Lanze;Sieh und Hippasos’ Sohne, dem Hirten des Volks Apisaon,Fuhr in die Leber das Erz, und löst’ ihm die strebenden Kniee: |
350 | Der aus Päonia kam, dem Land’ hochscholliger Äcker,Und nach Asteropäos der Tapferste kämpft’ in der Heerschar.Seinen Fall betraurte der kriegrische Asteropäos;Gradan drang nun auch dieser zum Kampf mit den Söhnen Achaias;Aber umsonst: denn rings mit geschlossenen Schilden umzäunet, |
355 | Standen sie all’ um Patroklos, gestreckt die ragenden Lanzen.Ajas stets geschäftig umeilte sie, vieles ermahnend:Weder zurück von dem Toten verstattet’ er einem zu weichen,Weder hervorzudringen zum Kampf vor den andern Achaiern;Sondern dicht zu umwandeln die Leich’, und nahe zu kämpfen. |
360 | Also gebot dort Ajas, der Mächtige; ringsum gerötetFloß die Erde von Blut, und es taumelten übereinanderTote zugleich der Troer und mutigen Bundesgenossen,Danaer auch; nicht gingen sie ohne Blut aus dem Kampfe;Doch viel weniger sanken sie hin: denn sie dachten beständig, |
365 | Sich im Gedräng’ einander den schrecklichen Mord zu entfernen. |