Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 97

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Drauf antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene:Nun so werden die Götter doch nicht den Namen des HausesTilgen, da solchen Sohn ihm Penelopeia geboren.Aber verkündige mir, und sage die lautere Wahrheit.
225 Was für ein Schmaus ist hier, und Gesellschaft? Gibst du ein Gastmahl,Oder ein Hochzeitfest? Denn keinem Gelag’ ist es ähnlich!Dafür scheinen die Gäste mit zu unbändiger FrechheitMir in dem Saale zu schwärmen. Ereifern müßte die SeeleJedes vernünftigen Manns, der solche Greuel mit ansäh!
230 Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: Fremdling, weil du mich fragst, und so genau dich erkundest;Ehmals konnte dies Haus vielleicht begütert und glänzendHeißen, da jener noch im Vaterlande verweilte:Aber nun haben es anders die grausamen Götter entschieden,
235 Welche den herrlichen Mann vor allen Menschen verdunkelt!Ach! ich trauerte selbst um den Tod des Vaters nicht so sehr,Wär’ er mit seinen Genossen im Lande der Troer gefallen,Oder den Freunden im Arme, nachdem er den Krieg vollendet.Denn ein Denkmal hätt’ ihm das Volk der Achaier errichtet,
240 Und so wäre zugleich sein Sohn bei den Enkeln verherrlicht.Aber er ward unrühmlich ein Raub der wilden Harpyen;Weder gesehn, noch gehört, verschwand er, und ließ mir zum ErbteilJammer und Weh! Doch jetzo bewein’ ich nicht jenen allein mehr;Ach! es bereiteten mir die Götter noch andere Leiden.
245 Alle Fürsten, so viel in diesen Inseln gebieten,In Dulichion, Same, der waldbewachsnen Zakynthos,Und so viele hier in der felsichten Ithaka herrschen:Alle werben um meine Mutter, und zehren das Gut auf.Aber die Mutter kann die aufgedrungne Vermählung
250 Nicht ausschlagen, und nicht vollziehn. Nun verprassen die SchwelgerAll mein Gut, und werden in kurzem mich selber zerreißen! Und mit zürnendem Schmerz antwortete Pallas Athene: Götter, wie sehr bedarfst du des langabwesenden Vaters,Daß sein furchtbarer Arm die schamlosen Freier bestrafe!
255 Wenn er doch jetzo käm’, und vorn in der Pforte des SaalesStünde, mit Helm und Schild und zween Lanzen bewaffnet;So an Gestalt, wie ich ihn zum erstenmale gesehen,Da er aus Ephyra kehrend von Ilos, Mermeros’ Sohne,Sich in unserer Burg beim gastlichen Becher erquickte!
260 Denn dorthin war Odysseus im schnellen Schiffe gesegelt,Menschentötende Säfte zu holen, damit er die SpitzeSeiner gefiederten Pfeile vergiftete. Aber sie gab ihmIlos nicht, denn er scheute den Zorn der unsterblichen Götter;Aber mein Vater gab ihm das Gift, weil er herzlich ihn liebte:
265 Wenn doch in jener Gestalt Odysseus den Freiern erschiene!Bald wär’ ihr Leben gekürzt, und ihnen die Heirat verbittert!Aber dieses ruhet im Schoße der seligen Götter,Ob er zur Heimat kehrt, und einst in diesem PalasteRache vergilt, oder nicht. Dir aber gebiet’ ich, zu trachten,
270 Daß du der Freier Schar aus deinem Hause vertreibest.Lieber, wohlan! merk’ auf, und nimm die Rede zu Herzen.Fodere morgen zu Rat die Edelsten aller Achaier,Rede vor der Versammlung, und rufe die Götter zu Zeugen.Allen Freiern gebeut, zu dem Ihrigen sich zu zerstreuen;
275 Und der Mutter: verlangt ihr Herz die zwote Vermählung,Kehre sie heim in das Haus des wohlbegüterten Vaters.Dort bereite man ihr die Hochzeit, und statte sie reichlichIhrem Bräutigam aus, wie lieben Töchtern gebühret.Für dich selbst ist dieses mein Rat, wofern du gehorchest.
280 Rüste das trefflichste Schiff mit zwanzig Gefährten, und eile,Kundschaft dir zu erforschen vom langabwesenden Vater;Ob dir’s einer verkünde der Sterblichen, oder du Ossa,Zeus’ Gesandte, vernehmest, die viele Gerüchte verbreitet.Erstlich fahre gen Pylos, und frage den göttlichen Nestor,
285 Dann gen Sparta, zur Burg Menelaos’ des Bräunlichgelockten,Welcher zuletzt heim kam von dein erzgepanzerten Griechen.Hörst du, er lebe noch, dein Vater, und kehre zur Heimat;Dann, wie bedrängt du auch seist, erduld’ es noch ein Jahr lang.Hörst du, er sei gestorben, und nicht mehr unter den Menschen;
290 Siehe dann kehre wieder zur lieben heimischen Insel,Häufe dem Vater ein Mal, und opfere TotengeschenkeReichlich, wie sich’s gebührt, und gib einem Manne die Mutter.Aber hast du dieses getan und alles vollendet,Siehe dann denk’ umher, und überlege mit Klugheit,
295 Wie du die üppige Schar der Freier in deinem PalasteTötest, mit heimlicher List, oder öffentlich! Fürder geziemenKinderwerke dir nicht, du bist dem Getändel entwachsen.Hast du nimmer gehört, welch ein Ruhm den edlen OrestesUnter den Sterblichen preist, seitdem er den Meuchler Ägisthos
300 Umgebracht, der ihm den herrlichen Vater ermordet?Auch du, Lieber, denn groß und stattlich bist du von Ansehn,Halte dich wohl, daß einst die spätesten Enkel dich loben!Ich will jetzo wieder zum schnellen Schiffe hinabgehn,Und den Gefährten, die mich, vielleicht unwillig, erwarten.
305 Sorge nun selber für dich, und nimm die Rede zu Herzen. Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: Freund, du redest gewiß mit voller herzlicher Liebe,Wie ein Vater zum Sohn, und nimmer werd’ ich’s vergessen.Aber verweile bei uns noch ein wenig, wie sehr du auch eilest;
310 Lieber, bade zuvor, und gib dem Herzen Erfrischung:Daß du mit froherem Mut heimkehrest, und zu dem SchiffeBringest ein Ehrengeschenk, ein schönes köstliches KleinodZum Andenken von mir, wie Freunde Freunden verehren. Drauf antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene:
315 Halte nicht länger mich auf; denn dringend sind meine Geschäfte.Dein Geschenk, das du mir im Herzen bestimmest, das gib mir,Wann ich wiederkomme, damit ich zur Heimat es bringe;Und empfange dagegen von mir ein würdiges Kleinod. Also redete Zeus’ blauäugichte Tochter, und eilend
320 Flog wie ein Vogel sie durch den Kamin. Dem Jünglinge goß sieKraft und Mut in die Brust, und fachte des Vaters GedächtnisHeller noch an, wie zuvor. Er empfand es im innersten Herzen,Und erstaunte darob; ihm ahnete, daß es ein Gott war. Jetzo ging er zurück zu den Freiern, der göttliche Jüngling.
325 Vor den Freiern sang der berühmte Sänger; und schweigendSaßen sie all’, und horchten. Er sang die traurige Heimfahrt,Welche Pallas Athene den Griechen von Troja beschieden. Und im oberen Stock vernahm die himmlischen Töne Auch Ikarios Tochter, die kluge Penelopeia.
330 Eilend stieg sie hinab die hohen Stufen der Wohnung,Nicht allein; sie wurde von zwo Jungfrauen begleitet.Als das göttliche Weib die Freier jetzo erreichte,Stand sie still an der Schwelle des schönen gewölbeten Saales;Ihre Wangen umwallte der feine Schleier des Hauptes,
335 Und an jeglichem Arm stand eine der stattlichen Jungfraun.Tränend wandte sie sich zum göttlichen Sänger, und sagte: Phemios, du weißt ja noch sonst viel reizende Lieder, Taten der Menschen und Götter, die unter den Sängern berühmt sind;Singe denn davon eins vor diesen Männern, und schweigend
340 Trinke jeder den Wein. Allein mit jenem GesangeQuäle mich nicht, der stets mein armes Herz mir durchbohret.Denn mich traf ja vor allen der unaussprechlichste Jammer!Ach den besten Gemahl bewein’ ich, und denke beständigJenes Mannes, der weit durch Hellas und Argos berühmt ist!
345 Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: Meine Mutter, warum verargst du dem lieblichen Sänger,Daß er mit Liedern uns reizt, wie sie dem Herzen entströmen?Nicht die Sänger sind des zu beschuldigen, sondern allein Zeus,Welcher die Meister der Kunst nach seinem Gefallen begeistert.
350 Zürne denn nicht, weil dieser die Leiden der Danaer singet;Denn der neuste Gesang erhält vor allen GesängenImmer das lauteste Lob der aufmerksamen Versammlung:Sondern stärke vielmehr auch deine Seele, zu hören.Nicht Odysseus allein verlor den Tag der Zurückkunft
355 Unter den Troern; es sanken mit ihm viel andere Männer.Aber gehe nun heim, besorge deine Geschäfte,Spindel und Webestuhl, und treib an beschiedener ArbeitDeine Mägde zum Fleiß! Die Rede gebühret den Männern,Und vor allen mir; denn mein ist die Herrschaft im Hause!
360 Staunend kehrte die Mutter zurück in ihre Gemächer, Und erwog im Herzen die kluge Rede des Sohnes.Als sie nun oben kam mit den Jungfraun, weinte sie wiederIhren trauten Gemahl Odysseus; bis ihr AtheneSanft mit süßem Schlummer die Augenlider betaute.
365 Aber nun lärmten die Freier umher in dem schattichten Saale, Denn sie wünschten sich alle, mit ihr das Bette zu teilen.Und der verständige Jüngling Telemachos sprach zur Versammlung: Freier meiner Mutter, voll übermütiges Trotzes, Freut euch jetzo des Mahls, und erhebt kein wüstes Getümmel!
370 Denn es füllt ja mit Wonne das Herz, dem Gesange zu horchen,Wann ein Sänger, wie dieser, die Töne der Himmlischen nachahmt!Morgen wollen wir uns zu den Sitzen des Marktes versammeln;Daß ich euch allen dort freimütig und öffentlich rate,Mir aus dem Hause zu gehn! Sucht künftig andere Mähler;
375 Zehret von euren Gütern, und laßt die Bewirtungen umgehn.Aber wenn ihr es so bequemer und lieblicher findet,Eines Mannes Hab’, ohn’ alle Vergeltung zu fressen;Schlingt sie hinab! Ich werde die ewigen Götter anflehn,Ob euch nicht endlich einmal Zeus eure Taten bezahle,
380 Daß ihr in unserm Haus’ auch ohne Vergeltung dahinstürzt! Also sprach er; da bissen sie ringsumher sich die Lippen, Über den Jüngling erstaunt, der so entschlossen geredet.Aber Eupeithes’ Sohn Antinoos gab ihm zur Antwort: Ei! dich lehren gewiß, Telemachos, selber die Götter,
385 Vor der Versammlung so hoch und so entschlossen zu reden!Daß Kronion dir ja die Herrschaft unseres EilandsNicht vertraue, die dir von deinem Vater gebühret! Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: O Antinoos, wirst du mir auch die Rede verargen?
390 Gerne nähm’ ich sie an, wenn Zeus sie schenkte, die Herrschaft!Oder meinst du, es sei das Schlechteste unter den Menschen?Wahrlich, es ist nichts Schlechtes, zu herrschen; des Königes Haus wirdSchnell mit Schätzen erfüllt, er selber höher geachtet!Aber es wohnen ja sonst genug achaiische Fürsten
395 In dem umfluteten Reiche von Ithaka, Jüngling’ und Greise;Nehm’ es einer von diesen, wofern Odysseus gestorben!Doch behalt’ ich für mich die Herrschaft unseres Hauses,Und der Knechte, die mir der edle Odysseus erbeutet! Aber Polybos’ Sohn Eurymachos sagte dagegen:
400 Dies, Telemachos, ruht im Schoße der seligen Götter,Wer das umflutete Reich von Ithaka künftig beherrschet;Aber die Herrschaft im Haus und dein Eigentum bleiben dir sicher!Komme nur keiner, und raube dir je mit gewaltsamen HändenDeine Habe, so lange noch Männer in Ithaka wohnen!
405 Aber ich möchte dich wohl um den Gast befragen, mein Bester.Sage, woher ist der Mann? und welches Landes BewohnerRühmt er sich? Wo ist sein Geschlecht und väterlich Erbe?Bracht’ er dir etwa Botschaft von deines Vaters Zurückkunft?Oder kam er hieher in seinen eignen Geschäften?
410 Warum eilt’ er so plötzlich hinweg, und scheute so sichtbarUnsre Bekanntschaft? Gewiß, unedel war seine Gestalt nicht! Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: Hin, Eurymachos, ist auf immer des Vaters Zurückkunft!Darum trau’ ich nicht mehr Botschaften, woher sie auch kommen,
415 Kümmre mich nie um Deutungen mehr, wen auch immer die MutterZu sich ins Haus berufe, um unser Verhängnis zu forschen!Dies war ein taphischer Mann, mein angeborener Gastfreund.Mentes, Anchialos’ Sohn, des kriegserfahrenen Helden,Rühmt er sich, und beherrscht die ruderliebende Taphos.
420 Also sprach er; im Herzen erkannt’ er die heilige Göttin. Und sie wandten sich wieder zum Tanz und frohen Gesange,Und belustigten sich, bis ihnen der Abend herabsank.Als den Lustigen nun der dunkle Abend herabsank;Gingen sie alle heim, der süßen Ruhe zu pflegen.
425 Aber Telemachos ging zu seinem hohen Gemache. Auf dem prächtigen Hof’, in weitumschauender Gegend;Dorthin ging er zur Ruh mit tiefbekümmerter Seele.Vor ihm ging mit brennenden Fackeln die tüchtige alteEurykleia, die Tochter Ops, des Sohnes Peisenors,
430 Welche vordem Laertes mit seinem Gute gekaufet,In jungfräulicher Blüte, für zwanzig Rinder: er ehrteSie im hohen Palast, gleich seiner edlen Gemahlin,Aber berührte sie nie, aus Furcht vor dem Zorne der Gattin.Diese begleitete ihn mit brennenden Fackeln; sie hatt’ ihn
435 Unter den Mägden am liebsten, und pflegt’ ihn, als er ein Kind war. Und er öffnete jetzt die Türe des schönen Gemaches, Setzte sich auf sein Lager, und zog das weiche Gewand aus,Warf es dann in die Hände der wohlbedächtigen Alten.Diese fügte den Rock geschickt in Falten, und hängt’ ihn
440 An den hölzernen Nagel zur Seite des zierlichen Bettes,Ging aus der Kammer, und zog mit dem silbernen Ringe die TüreHinter sich an, und schob den Riegel vor mit dem Riemen. Also lag er die Nacht, mit feiner Wolle bedecket, Und umdachte die Reise, die ihm Athene geraten.
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