Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 129

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Also sprach er, und zählte die Becken und schönen GeschirreMit drei Füßen, das Gold und die prächtig gewebeten Kleider;Und ihm fehlte kein Stück. Nun weint’ er sein Vaterland wieder,
220 Wankt’ umher am Ufer des lautaufrauschenden Meeres,Und wehklagete laut. Da nahte sich Pallas Athene,Eingehüllt in Jünglingsgestalt, als Hüter der Herden,Zart und lieblich von Wuchs, wie Königskinder einhergehn.Diese trug um die Schultern ein wallendes feines Gewebe,
225 Einen Spieß in der Hand, und Sohlen an glänzenden Füßen.Als sie Odysseus erblickte; da freut’ er sich, ging ihr entgegen,Redete freundlich sie an, und sprach die geflügelten Worte: Lieber, weil du zuerst mir an diesem Orte begegnest, Sei mir gegrüßt, und nahe dich nicht mit feindlichem Herzen;
230 Sondern beschütze mich selbst und dieses. Wie einem der Götter,Fleh ich dir, und umfasse die werten Kniee voll Demut.Auch verkündige mir aufrichtig, damit ich es wisse:Wie benennt ihr das Land, die Stadt, und ihre Bewohner?Ist dies eine der Inseln voll sonnenreicher Gebirge;
235 Oder die meereinlaufende Spitze der fruchtbaren Feste? Ihm antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene: Fremdling du bist nicht klug, oder ferne von hinnen gebürtig;Da du nach diesem Lande mich fragst! Ich dächte, so gänzlichWär’ es nicht unberühmt; und sicherlich kennen es viele:
240 Alle die morgenwärts, und wo die Sonne sich umdreht,Wohnen, oder da hinten, gewandt zum nächtlichen Dunkel.Freilich ist es rauh, und taugt nicht Rosse zu tummeln;Doch ganz elend auch nicht, wiewohl es an Ebnen ihm mangelt.Reichlich gedeihet bei uns die Frucht des Feldes, und reichlich
245 Lohnet der Wein; denn Regen und Tau befruchten das Erdreich.Treffliche Ziegenweiden sind hier, auch Weiden der Rinder;Waldungen jeglicher Art, und immerfließende Bäche.Fremdling, Ithakas Ruf ist selbst nach Troja gekommen;Und das, sagen sie, liegt sehr fern vom achaiischen Lande!
250 Also sprach er; da freute der herrliche Dulder Odysseus Sich im innersten Herzen des Vaterlandes, das jetzoPallas Athene ihm nannte, des Wetterleuchtenden Tochter.Und er redte sie an, und sprach die geflügelten Worte;Doch vermied er die Wahrheit mit schlauabweichender Rede,
255 Und sein erfindungsreicher Verstand war in steter Bewegung: Ja, von Ithaka hört’ ich in Kretas weitem Gefilde, Ferne jenseit des Meers. Nun komme ich selber mit diesemGute hieher, und ließ den Kindern noch eben so vieles,Als ich entfloh. Ich nahm Idomeneus’ Sohne das Leben,
260 Jenem hurtigen Helden Orsilochos, welcher in KretaAlle geübtesten Läufer an Schnelle der Füße besiegte.Denn er wollte mich ganz der troischen Beute berauben,Derenthalb ich so viel unnennbare Leiden erduldet,Blutige Schlachten der Männer und tobende Fluten durchkämpfend,
265 Weil ich seinem Vater zu dienen nimmer gewillfahrt,In dem troischen Land’, und selbst ein Geschwader geführet.Aber mit ehernem Speer erschoß ich ihn, als er vom FeldeKam; ich laurte versteckt mit einem Gefährten am Wege.Eine düstere Nacht umhüllte den Himmel, und unser
270 Nahm kein Sterblicher wahr, und heimlich raubt’ ich sein Leben.Dennoch, sobald ich jenen mit ehernem Speere getötet,Eilt’ ich ans Ufer des Meers zum Schiffe der stolzen Phöniker,Flehte sie an, und gewann sie mit einem Teile der Beute;Daß sie an Pylos Gestade mich auszusetzen versprachen,
275 Oder der göttlichen Elis, die von den Epeiern beherrscht wird.Aber leider! sie trieb die Gewalt des Orkanes von dannen,Ihnen zum großen Verdruß; denn sie dachten mich nicht zu betrügen.Und wir irrten umher, und kamen hier in der Nacht an.Mühsam ruderten wir das Schiff in den Hafen, und niemand
280 Dachte der Abendkost, so sehr wir auch ihrer bedurften;Sondern wir stiegen nur so ans Ufer, und legten uns nieder.Und ich entschlummerte sanft, ermüdet von langer Arbeit.Jene huben indes mein Gut aus dem Raume des Schiffes,Legten es auf dem Sande, wo ich sanft schlummerte, nieder;
285 Stiegen dann ein, und steurten der wohlbevölkerten KüsteVon Sidonia zu; ich blieb mit traurigem Herzen. Also sprach er; da lächelte Zeus’ blauäugichte Tochter, Streichelt’ ihn mit der Hand; und schien nun plötzlich ein Mädchen,Schöngebildet und groß und klug in künstlicher Arbeit.
290 Und sie redet’ ihn an, und sprach die geflügelten Worte: Geist erfoderte das und Verschlagenheit, dich an Erfindung Jeglicher Art zu besiegen, und käm’ auch einer der Götter!Oberlistiger Schalk voll unergründlicher Ränke,Also gebrauchst du noch selbst im Vaterlande Verstellung
295 Und erdichtete Worte, die du als Knabe schon liebtest?Aber laß uns hievon nicht weiter reden; wir kennenBeide die Kunst: du bist von allen Menschen der ersteAn Verstand und Reden, und ich bin unter den GötternHochgepriesen an Rat und Weisheit. Aber du kanntest
300 Pallas Athene nicht, Zeus’ Tochter, welche beständigUnter allen Gefahren dir beistand, und dich beschirmte,Und dir auch die Liebe von allen Phäaken verschaffte.Jetzo komm’ ich hieher, um dir Anschläge zu geben,Und zu verbergen das Gut, so viel die edlen Phäaken
305 Dir Heimkehrenden schenkten, durch meine Klugheit geleitet:Auch zu verkünden, daß deiner im schöngebauten PalasteViele Drangsal noch harrt. Doch du ertrage sie standhaft,Und entdecke dich keinem der Männer oder der Weiber,Daß du von Leiden verfolgt hier ankamst; sondern erdulde
310 Schweigend dein trauriges Los, und schmiege dich unter die Stolzen. Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: Schwer, o Göttin, erkennt dich ein Sterblicher, dem du begegnest,Sei er auch noch so geübt; denn du nimmst jede Gestalt an.Dennoch weiß ich es wohl, daß du vor Zeiten mir hold warst,
315 Als wir Achaier noch die hohe Troja bekriegten.Aber seit wir die Stadt des Priamos niedergerissen,Und von dannen geschafft, und ein Gott die Achaier zerstreuet,Hab’ ich dich nimmer gesehn, Zeus’ Tochter, und nimmer vernommen,Daß du mein Schiff betratst, mich einer Gefahr zu entreißen;
320 Sondern immer, im Herzen von tausend Sorgen verwundet,Irrt’ ich umher, bis die Götter sich meines Jammers erbarmten:Außer daß du zuletzt in dem fetten phäakischen EilandMich durch Worte gestärkt, und zu der Stadt mich geführt hast.Jetzo fleh’ ich dich an bei deinem Vater: (ich fürchte
325 Immer, ich sei noch nicht in Ithaka, sondern durchirreWieder ein anderes Land, und spottend habest du, Göttin,Mir dies alles verkündet, um meine Seele zu täuschen:)Sage mir, bin ich denn wirklich im lieben Vaterlande? Drauf antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene:
330 Stets bewahrest du doch im Herzen jene Gesinnung:Darum kann ich dich auch im Unglück nimmer verlassen,Weil du behutsam bist, scharfsinnig und männliches Herzens.Jeder irrende Mann der spät heimkehrte, wie freudigWürd’ er zu Hause nun eilen, sein Weib und die Kinder zu sehen!
335 Aber dich kümmert das nicht, zu wissen oder zu fragen,Eh’ du selber dein Weib geprüft hast, welche beständigSo im Hause sitzt; denn immer schwinden in JammerIhre Tage dahin, und unter Tränen die Nächte.Zwar ich zweifelte nie an der Wahrheit, sondern mein Herz war
340 Überzeugt, du kehrtest ohn’ alle Gefährten zur Heimat;Aber ich scheuete mich, Poseidon entgegen zu kämpfen,Meines Vaters Bruder, der dich mit Rache verfolgte,Zürnend, weil du das Auge des lieben Sohnes geblendet.Aber damit du mir glaubest, so zeig’ ich dir Ithakas Lage.
345 Phorkys, dem Greise des Meers, ist dieser Hafen geheiligt;Hier am Gestade grünt der weitumschattende Ölbaum;Dieses ist die große gewölbete Grotte des Felsens,Wo du den Nymphen oft vollkommene Opfer gebracht hast;Jenes hohe Gebirg ist Neritons waldichter Gipfel.
350 Sprach’s, und zerstreute den Nebel; und hell lag vor ihm die Gegend. Siehe da freuete sich der edle Dulder OdysseusHerzlich des Vaterlandes, und küßte die fruchtbare Erde.Und nun fleht’ er den Nymphen mit aufgehobenen Händen: Zeus’ unsterbliche Töchter, ihr hohen Najaden, ich hoffte
355 Nimmer, euch wieder zu sehn; seid nun in frommem GebeteMir gegrüßt: bald bringen wir euch Geschenke, wie ehmals,Wenn mir anders die Gnade von Zeus’ siegprangender TochterJetzo das Leben erhält, und den lieben Sohn mir gesegnet! Drauf antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene:
360 Sei getrost, und laß dich diese Gedanken nicht kümmern!Aber wohlan, wir wollen im Winkel der heiligen GrotteGleich verbergen das Gut, damit es in Sicherheit liege,Und uns dann beraten, was jetzo das Beste zu tun sei. Also sprach die Göttin, und ging in die dämmernde Grotte,
365 Heimliche Winkel umher ausspähend. Aber OdysseusBrachte das Gut hinein, die schöngewebeten Kleider,Gold und daurendes Erz, das ihm die Phäaken geschenket,Und verbarg es behende; dann setzte Pallas AtheneEinen Stein vor die Türe, des Wetterleuchtenden Tochter.
370 Hierauf setzten sie sich am Stamme des heiligen Ölbaums, Und beschlossen den Tod der übermütigen Freier.Also redete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene: Edler Laertiad’, erfindungsreicher Odysseus, Denk itzt nach, wie dein Arm die schamlosen Freier bestrafe,
375 Welche nun schon drei Jahr’ obwalten in deinem Palaste,Und dein göttliches Weib mit Brautgeschenken umwerben.Aber mit herzlichen Tränen erwartet sie deine Zurückkunft.Allen verheißt sie Gunst, und sendet jedem besondersSchmeichelnde Botschaft; allein im Herzen denket sie anders.
380 Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: Weh mir! ich wäre gewiß, wie Atreus’ Sohn Agamemnon,Nun des schmählichsten Todes in meinem Hause gestorben,Hättest du, Göttin, mir nicht umständlich das alles verkündigt!Aber nun gib mir Rat, wie ich die Freier bestrafe.
385 Stehe du selber mir bei, und hauche mir Mut und Entschluß ein,Wie vordem, da wir Troja die prächtiggetürmte zerstörten!Stündest du nun so eifrig mir bei, blauäugichte Göttin,Siehe so ging ich getrost dreihundert Feinden entgegen,Heilige Göttin, mit dir, wenn du mir Hilfe gewährtest!
390 Drauf antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene: Gerne steh ich dir bei; du sollst mein nimmer entbehren,Wann wir die Arbeit einst beginnen. Auch hoff’ ich, es werdeMancher mit Blut und Gehirn den weiten Boden besudeln,Von der Rotte der Freier, die deine Habe verzehren.
395 Aber damit dich keiner der sterblichen Menschen erkenne;Muß einschrumpfen das schöne Fleisch der biegsamen Glieder,Und das bräunliche Haar vom Haupte verschwinden; ein KittelDich umhüllen, den jeglicher Mensch mit Ekel betrachte;Triefend und blöde sein die anmutstrahlenden Augen:
400 Daß du so ungestalt vor allen Freiern erscheinest,Deinem Weib’, und dem Sohne, den du im Hause verließest.Hierauf gehe zuerst dorthin, wo der treffliche SauhirtDeiner Schweine hütet, der stets mit Eifer dir anhängt,Und Telemachos liebt und die züchtige Penelopeia.
405 Sitzend findest du ihn bei der Schweine weidender Herde,Nahe bei Korax’ Felsen, im arethusischen Borne.Allda mästen sie sich mit lieblichen Eicheln, und trinkenSchattiges Wasser, wovon das Fett den Schweinen entblühet.Bleib bei jenem, und setze dich hin, und frage nach allem.
410 Ich will indes gen Sparta, dem Lande rosiger Mädchen,Gehn, und deinen Sohn Telemachos rufen, Odysseus:Welcher zu Menelaos in Lakedämons GefildeFuhr, um Kundschaft zu spähn, ob du noch irgendwo lebtest. Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
415 Warum sagtest du ihm nicht alles, da du es wußtest?Etwa damit auch er, in des Meeres wüsten GewässernTodesgefahren durchirrte, da Fremde sein Eigentum fressen? Drauf antwortete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene: Sorge für deinen Sohn nicht allzu ängstlich, Odysseus.
420 Ich geleitet’ ihn selbst, damit er dort in der FremdeRuhm sich erwürb’; auch sitzt er, ohn allen Kummer, geruhigIn des Atreiden Palast, und hat dort volle Genüge.Jünglinge lauern zwar auf ihn im schwärzlichen Schiffe,Daß sie ihn töten, bevor er in seine Heimat zurückkehrt.
425 Aber ich hoffe das nicht; erst deckt die Erde noch manchenVon der Rotte der Freier, die deine Habe verzehren. Also sprach die Göttin, und rührt’ ihn sanft mit der Rute. Siehe da schrumpfte das schöne Fleisch der biegsamen Glieder,Und die bräunlichen Haare des Hauptes verschwanden, und ringsum
430 Hing an den schlaffen Gliedern die Haut des alternden Greises;Triefend und blöde wurden die anmutstrahlenden Augen.Statt der Gewand’ umhüllt’ ihn ein häßlicher Kittel und Leibrock,Beide zerlumpt und schmutzig, vom häßlichen Rauche besudelt.Auch bedeckt’ ihn ein großes Fell des hurtigen Hirsches,
435 Kahl von Haaren. Er trug einen Stab und garstigen Ranzen,Allenthalben geflickt, mit einem geflochtenen Tragband. Also besprachen sie sich, und schieden. Pallas Athene Ging zu Odysseus’ Sohn in die göttliche Stadt Lakedämon.
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