Читать книгу Die großen Klassiker der Antike - Aristoteles - Страница 127

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Also sprach ich, und schnell gehorchten sie meinem Befehle.Aber von Skylla schwieg ich, dem unvermeidlichen Unglück!Daß nicht meine Gefährten, aus Furcht des Todes, die Ruder
225 Sinken ließen, und all’ im Schiffe zusammen sich drängten.Jetzo dacht’ ich nicht mehr des schreckenvollen Gebotes,Welches mir Kirke geboten, mich nicht zum Kampfe zu rüsten;Sondern ich gürtete mich mit stattlichen Waffen, und faßteZween weitschattende Speer’ in der Hand, und stieg auf des Schiffes
230 Vorderverdeck; denn ich hoffte, die Felsenbewohnerin SkyllaDorther kommen zu sehn, um mir die Freunde zu rauben.Aber ich schaute sie nirgends, obgleich die Augen mir schmerzten,Da ich nach jeder Kluft des braunen Felsen emporsah.Seufzend ruderten wir hinein in die schreckliche Enge:
235 Denn hier drohete Skylla, und dort die wilde Charybdis,Welche die salzige Flut des Meeres fürchterlich einschlang;Wenn sie die Flut ausbrach; wie ein Kessel auf flammendem Feuer,Brauste mit Ungestüm ihr siedender Strudel, und hochaufSpritzte der Schaum, und bedeckte die beiden Gipfel der Felsen.
240 Wenn sie die salzige Flut des Meeres wieder hineinschlang,Senkte sich mitten der Schlund des reißenden Strudels, und ringsumDonnerte furchtbar der Fels, und unten blickten des GrundesSchwarze Kiesel hervor. Und bleiches Entsetzen ergriff uns.Während wir nun, in der Angst des Todes, alle dahinsahn,
245 Neigte sich Skylla herab, und nahm aus dem Raume des SchiffesMir sechs Männer, die stärksten an Mut und nervichten Armen.Als ich jetzt auf das eilende Schiff und die Freunde zurücksah;Da erblickt’ ich schon oben die Händ’ und Füße der Lieben,Die hoch über mir schwebten; sie schrien und jammerten alle
250 Laut, und riefen mir, ach! zum letztenmale! beim Namen.Wie am Vorgebirge mit langer Rute der FischerLaurend den kleinen Fischen die ködertragende Angel,An dem Horne des Stiers, hinab in die Fluten des MeeresWirft, und die zappelnde Beute geschwind’ ans Ufer hinaufschwenkt:
255 Also wurden sie zappelnd empor an dem Felsen gehoben.Dort an der Höhle fraß sie das Ungeheuer, und schreiendStreckten jene nach mir, in der grausamsten Marter, die Händ’ aus.Nichts Erbärmlichers hab’ ich mit meinen Augen gesehen,So viel Jammer mich auch im stürmenden Meere verfolgte!
260 Als wir jetzo die Felsen der Skylla und wilden Charybdis Flohn, da erreichten wir bald des Gottes herrliche Insel,Wo die Herden des hochhinwandelnden Helios weiden,Viele treffliche Schaf’ und viel breitstirniges Hornvieh.Als ich noch auf dem Meer’ im schwarzen Schiffe heranfuhr:
265 Hört’ ich schon das Gebrüll der eingeschlossenen Rinder,Und der Schafe Geblök. Da erwacht’ in meinen GedankenJenes thebäischen Sehers, des blinden Teiresias’ Warnung,Und der ääischen Kirke, die mir aufs Strengste befohlen,Ja die Insel zu meiden der menschenerfreuenden Sonne.
270 Und mit trauriger Seele begann ich zu meinen Gefährten: Höret meine Worte, ihr teuren Genossen im Unglück, Daß ich euch sage, was mir Teiresias’ Seele geweissagt,Und die ääische Kirke, die mir aufs Strengste befohlen,Ja die Insel zu meiden der menschenerfreuenden Sonne;
275 Denn dort würden wir uns den schrecklichsten Jammer bereiten.Auf denn, Geliebteste, lenkt das Schiff bei der Insel vorüber! Also sprach ich; und jenen brach das Herz vor Betrübnis. Aber Eurylochos gab mir diese zürnende Antwort:Grausamer Mann, du strotzest von Kraft, und nimmer ermüden
280 Deine Glieder, sie sind aus hartem Stahle gebildet!Daß du den müden Freunden, von Arbeit und Schlummer entkräftet,Nicht ans Land zu steigen erlaubst, damit wir uns wiederAuf der umflossenen Insel mit lieblichen Speisen erquicken;Sondern befiehlst, daß wir die Insel meiden, und blindlings
285 Durch die dickeste Nacht im düstern Meere verirren!Und die Stürme der Nacht sind fürchterlich; Schiffe zertrümmertIhre Gewalt! Wo entflöhn wir dem schrecklichen Todesverhängnis,Wenn nun mit einmal im wilden Orkan der gewaltige SüdwindOder der sausende West herwirbelte, welche die Schiffe
290 Oft auch gegen den Willen der herrschenden Götter zerschmettern?Laßt uns denn jetzo der Nacht aufsteigenden Schatten gehorchen,Und am Ufer ein Mahl bei dem schnellen Schiffe bereiten.Morgen steigen wir ein, und steuren ins offene Weltmeer. Also sprach er; und laut rief jeder Eurylochos Beifall,
295 Und ich erkannte jetzt, daß ein Himmlischer Böses verhängte;Drauf antwortet’ ich ihm, und sprach die geflügelten Worte: Freilich, Eurylochos, zwingt ihr mich einzelnen leicht zum Gehorsam. Aber wohlan! jetzt schwöret mir alle den heiligen Eidschwur:Wenn wir irgendwo Herden von Rindern oder von Schafen
300 Finden, daß keiner mir dann, durch schreckliche Bosheit verblendet,Weder ein Rind noch ein Schaf abschlachte, sondern geruhigEsse der Speise, die uns die unsterbliche Kirke gereicht hat! Also sprach ich; und schnell beschwuren sie, was ich verlangte. Als sie es jetzo gelobt, und vollendet den heiligen Eidschwur;
305 Landeten wir in der Bucht mit dem starkgezimmerten Schiffe,Nahe bei süßem Wasser; und meine Gefährten entstiegenAlle dem Schiff’, und bereiteten schnell am Ufer die Mahlzeit.Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,Da beweineten sie der lieben Freunde Gedächtnis,
310 Welche Skylla geraubt, und vor der Höhle verschlungen;Auf die Weinenden sank allmählich der süße Schlummer. Schon war die dritte Wache der Nacht, und es sanken die Sterne; Siehe da sendete Zeus, der Wolkenversammler, der WindsbrautFürchterlich zuckenden Sturm, verhüllt’ in dicke Gewölke
315 Meer und Erde zugleich; und dem düstern Himmel entsank Nacht.Als nun die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,Zogen wir unser Schiff in die felsenbeschattete Grotte,Welche die schönen Reigen und Sitze der Nymphen verbirget.Jetzo rief ich die Freunde zur Ratsversammlung, und sagte:
320 Freunde, wir haben ja noch im Schiffe zu essen und trinken; Darum schonet der Rinder, daß uns kein Böses begegne!Diese Rinder und Schafe sind jenes furchtbaren GottesHelios’ Eigentum, der alles sicher und höret. Also sprach ich, und zwang ihr edles Herz zum Gehorsam.
325 Aber der Süd durchstürmte den ganzen Monat, und niemalsHub sich ein anderer Wind, als der Ost und der herrschende Südwind.Doch so lang’ es an Speis’ und rotem Weine nicht fehlte,Schoneten jene der Rinder, ihr süßes Leben zu retten.Und da endlich im Schiffe der ganze Vorrat verzehrt war,
330 Streiften sie alle aus Not, vom nagenden Hunger gefoltert,Durch die Insel umher, mit krummer Angel sich FischeOder Vögel zu fangen, was ihren Händen nur vorkam.Jetzo ging ich allein durch die Insel, um einsam die GötterAnzuflehn, ob einer den Weg mir zeigte zur Heimkehr.
335 Als ich, die Insel durchgehend, mich weit von den Freunden entfernet,Am windfreien Gestade; da wusch ich die Händ’, und flehteAlle Götter an, die Bewohner des hohen Olympos,Und sie deckten mir sanft die Augen mit süßem Schlummer. Aber Eurylochos reizte die andern Freunde zum Bösen:
340 Höret meine Worte, ihr teuren Genossen im Unglück.Zwar ist jeglicher Tod den armen Sterblichen furchtbar;Aber so jammervoll ist keiner, als Hungers sterben.Auf denn, und treibt die besten der Sonnenrinder zum OpferFür die Unsterblichen her, die den weiten Himmel bewohnen.
345 Kommen wir einst zurück in Ithakas heimische Fluren,Seht dann weihen wir schnell dem hohen SonnenbeherrscherEinen prächtigen Tempel, mit köstlichem Schmucke gezieret.Aber beschließt der Gott, um gehörnete Rinder entrüstet,Unser Schiff zu verderben, und ihm willfahren die Götter;
350 Lieber will ich mit einmal den Geist in den Fluten verhauchen,Als noch lang’ hinschmachten auf dieser einsamen Insel! Also sprach er, und laut rief jeder Eurylochos Beifall. Und sie trieben die besten der Sonnenrinder zum OpferEilend daher; denn nahe dem blaugeschnäbelten Schiffe
355 Weideten jetzt, breitstirnig und schön, die heiligen Rinder.Diese umstanden die Freunde, den Göttern flehend, und streutenZarte Blätter, gepflückt von der hochgewipfelten Eiche;Denn an Gerste gebrach es im schöngebordeten Schiffe.Also fleheten sie, und schlachteten, zogen die Haut ab,
360 Schnitten die Lenden aus, umwickelten diese mit Fette,Und bedeckten sie drauf mit blutigen Stücken der Glieder.Auch an Weine gebrach es, das brennende Opfer zu sprengen;Aber sie weihten mit Wasser die röstenden Eingeweide.Als sie die Lenden verbrannt, und die Eingeweide gekostet,
365 Schnitten sie auch das übrige klein, und steckten’s an Spieße. Meinen Augen entfloh nunmehr der liebliche Schlummer, Und ich ging zu dem rüstigen Schiff am Ufer des Meeres.Aber sobald ich mich nahte dem gleichgeruderten Schiffe,Kam mir der süße Duft des Opferrauches entgegen.
370 Da erschrak ich, und rief wehklagend den ewigen Göttern: Vater Zeus, und ihr andern, unsterbliche selige Götter! Ach! ihr habt mir zum Fluche den grausamen Schlummer gesendet,Daß die Gefährten indes den entsetzlichen Frevel verübten! Und Lampetia stieg zu Helios’ leuchtendem Sitze
375 Schnell mit der Botschaft empor, daß jene die Rinder getötet;Dieser entbrannte vor Zorn, und sprach zu den ewigen Göttern: Vater Zeus, und ihr andern, unsterbliche selige Götter, Rächt mich an den Gefährten Odysseus’, des Sohnes Laertes,Welche mir übermütig die Rinder getötet, die Freude
380 Meiner Tage, so oft ich den sternichten Himmel hinanstieg,Oder wieder hinab vom Himmel zur Erde mich wandte!Büßen die Frevler mir nicht vollgültige Buße des Raubes;Steig’ ich hinab in Aïdes Reich, und leuchte den Toten! Ihm antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
385 Helios, leuchte forthin den unsterblichen Göttern des Himmels,Und den sterblichen Menschen auf lebenschenkender Erde.Bald will ich jenen das rüstige Schiff mit dem flammenden DonnerMitten im dunkeln Meer, in kleine Trümmer zerschmettern! Dieses erfuhr ich hernach von der schöngelockten Kalypso,
390 Die es selbst von Hermeias, dem Göttergesandten, erfahren. Als ich jetzo das Schiff und des Meeres Ufer erreichte, Schalt ich die Missetäter vom ersten zum letzten; doch nirgendsFand ich Rettung für uns, die Rinder lagen schon tot da.Bald erschienen darauf die schrecklichen Zeichen der Götter;
395 Ringsum krochen die Häute, es brüllte das Fleisch an den Spießen,Rohes zugleich und gebratnes, und laut wie Rindergebrüll scholl’s.Und sechs Tage schwelgten die unglückseligen FreundeVon den besten Rindern des hohen Sonnenbeherrschers.Als nun der siebente Tag von Zeus Kronion gesandt ward,
400 Siehe da legten sich schnell die reißenden Wirbel der Windsbraut;Und wir stiegen ins Schiff, und steurten ins offene Weltmeer,Aufgerichtet den Mast, und gespannt die schimmernden Segel. Als wir das grüne Gestade Thrinakias jetzo verlassen, Und ringsum kein Land, nur Meer und Himmel zu sehn war;
405 Breitete Zeus Kronion ein dunkelblaues Gewölk ausÜber das laufende Schiff, und Nacht lag über der Tiefe.Und nicht lange mehr eilte das laufende Schiff; denn mit einmalKam lautbrausend der West mit fürchterlich zuckenden Wirbeln.Plötzlich zerbrach der Orkan die beiden Taue des Mastbaums;
410 Aber der Mast fiel krachend zurück, und Segel und StangeSanken hinab in den Raum; die Last des Fallenden stürzteHinten im Schiff dem Piloten aufs Haupt, und zerknirschte mit einmalAlle Gebeine des Haupts; da schoß er, ähnlich dem Taucher,Köpflings herab vom Verdeck, und der Geist entwich den Gebeinen.
415 Und nun donnerte Zeus; der hochgeschleuderte Strahl schlugSchmetternd ins Schiff: und es schwankte, vom Donner des Gottes erschüttert;Alles war Schwefeldampf, und die Freund’ entstürzten dem Boden.Ähnlich den Wasserkrähn, bekämpften sie, rings um das Schiff her,Steigend und sinkend die Flut; doch Gott nahm ihnen die Heimkehr.
420 Einsam durchwandelt’ ich jetzo das Schiff; da trennte der WogenSturz von den Seiten den Kiel, und trug die eroberten Trümmer;Schmetterte dann auf den Kiel den Mastbaum nieder; an diesemHing noch das Segeltau, von Ochsenleder geflochten.Eilend ergriff ich das Tau, und verband den Kiel und den Mastbaum;
425 Setzte mich drauf, und trieb durch den Sturm und die tobenden Fluten. Jetzo legten sich schnell die reißenden Wirbel des Westes; Doch es erhub sich der Süd, der, mit neuen Schrecken gerüstet,Wieder zurück mich stürmte zum Schlunde der wilden Charybdis.Und ich trieb durch die ganze Nacht; da die Sonne nun aufging,
430 Kam ich an Skyllas Fels und die schreckenvolle Charybdis.Diese verschlang an jetzo des Meeres salzige Fluten;Aber ich hob mich empor, an des Feigenbaumes GezweigeAngeklammert, und hing, wie die Fledermaus, und vermochteNirgendwo mit den Füßen zu ruhn, noch höher zu klimmen.
435 Denn fern waren die Wurzeln, und nieder schwankten die Äste,Welche, lang und groß, Charybdis mit Schatten bedeckten.Also hielt ich mich fest an den Zweig, bis der Kiel und der MastbaumWieder dem Strudel entflögen; und endlich nach langem HarrenKamen sie. Wann zum Mahle der Richter aus der Versammlung
440 Kehrt, der viele Zwiste der hadernden Jüngling’ entschieden;Zu der Stund’ entstürzten Charybdis’ Schlunde die Balken.Aber ich schwung mich von oben mit Händen und Füßen hinunter,Und sprang rauschend hinab in den Strudel neben die Balken,Setzte mich eilend darauf, und ruderte fort mit den Händen.
445 Aber Skylla ließ mich der Vater der Menschen und GötterNicht mehr schaun; ich wäre sonst nie dem Verderben entronnen! Und neun Tage trieb ich umher; in der zehnten der Nächte Führten die Himmlischen mich gen Ogygia, wo KalypsoWohnet, die schöngelockte, die hehre melodische Göttin;
450 Huldreich nahm sie mich auf… Doch warum erzähl’ ich dir dieses?Hab’ ich es doch schon dir und deiner edlen GemahlinGestern in diesem Gemach erzählt; und es ist mir zuwiderEinmal erzählete Dinge von neuem zu wiederholen.
Die großen Klassiker der Antike

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