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1 In der Mainmetropole Würzburg
ОглавлениеStadtrundgang in Würzburg und Radausflug nach Veitshöchheim (ca. 24 km)
Auftakt ist ein Rundgang in Würzburg mit der Residenz und der Festung Marienberg als absolute Höhepunkte. Dann schwingen wir uns in den Sattel. Durch die Stein‘schen Weinberge und das Dürrbachtal geht es nach Veitshöchheim, wo man Schloss und Schlossgarten besuchen kann. Zurück nach Würzburg ist es dann nur noch ein Katzensprung (Zeitplan Seite 13).
Anfahrt: Mit dem Auto ab München/Nürnberg A 9/A 3 und B 8/B 13, ab Augsburg A 7 sowie B 2/B 25 und B 19. Mit der Bahn zahlreiche im Fern- und Nahverkehr; Radtransport nur im »Bayerntakt«, dann u. U. längere Fahrzeiten
Karten: Reisekarte Franken: ADAC-Autokarte Bayern Nord, 1:200 000; Radtour Würzburg: Topografische Karte UK 50-7 Fränkisches Weinland, 1:50 000; oder ADFC-Regionalkarte Würzburg Mainfranken, 1:75 000
Information: Touristinfo Würzburg im Falkenhaus: Tel. 0931/37 23 35; www.wuerzburg.de
Historische EckpunkteWürzburgs Geschichte beginnt 704 mit der ersten urkundlichen Erwähnung. Einige Jahrzehnte später wird das Bistum Würzburg gegründet. Im 11. und 12. Jh. folgt eine Blütezeit unter den Staufenkaisern. In diese Zeit fallen die Weihe des Doms (1187) und die Gründung der Festung Marienberg (1201). Ab 1483 prägt Tilman Riemenschneider das Kunstgeschehen in Würzburg mit und steigt auf zu einem bedeutenden Bildhauer. Seine Werke können heute im Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg bewundert werden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erlebt die Stadt unter der Regentschaft der Fürstbischöfe von Schönborn eine zweite Glanzperiode. Höhepunkt dieser Ära war der Bau der Residenz (1723–1744) unter Leitung von Balthasar Neumann, einem führenden Architekten des Barockzeitalters. Ab 1814 gehört die Mainmetropole endgültig zu Bayern. Ihre dunkelste Stunde erlebt sie am 16. März 1945: In nur 17 Minuten legen alliierte Bomberverbände die Stadt in Schutt und Asche, der Wiederaufbau dauert über 25 Jahre.
Würzburgs Altstadt in der Abendsonne. Blick von der Festung Marienberg u. a. auf die Alte Mainbrücke, das Rathaus und den Dom. Hinten rechts die Residenz
Traditionsreiches Symbol für Weinliebhaber: das Schild über den Weinstuben des Juliusspitals in Würzburg
Stadtrundgang(siehe Karte). Beginnen wir mit der Residenz (ganzjährige Führungen, Dauer je 45 Minuten, Einzelheiten unter Tel. 0931/35517-0). Sie gilt als eines der bedeutendsten Barockschlösser Europas und zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Außerhalb besticht der terrassenartige Hofgarten mit reichem Puttenschmuck, im Schloss gehören vor allem das Treppenhaus von Balthasar Neumann und darüber das größte Deckenfresko in der Welt von Giovanni Battista Tiepolo zu den Höhepunkten. Sehenswert sind neben der Hofkirche aber auch die Prunkräume, aus denen der prächtige Kaisersaal und das auf der Welt einmalige Spiegelkabinett herausragen. Auf dem Gang durch Theaterstraße und Juliuspromenade zum Mainkai passiert man das Bürgerspital (gestiftet 1319) mit reizvollem Innenhof und die schlossartige Anlage des Juliusspitals (gestiftet von Julius Echter 1576), beide waren Spitäler für Arme und Kranke. Letzteres ist heute noch Krankenhaus und Altenheim. Die beiden Anlagen sind übrigens auch Domizil zwei der bekanntesten fränkischen Weinstuben.
Blick aus einer Laube des Hofgartens auf die von der Morgensonne angestrahlte Ostfront der Würzburger Residenz
Eines der bekanntesten Würzburger Fotomotive: die Alte Mainbrücke mit ihren steinernen Heiligenfiguren, darüber die Festung Marienberg und im Hintergrund links das von Balthasar Neumann erbaute Käppele – drei Wahrzeichen Würzburgs, vereint auf einem Bild
Am Mainufer stehen der wuchtige Alte Kranen, errichtet 1773 und nebenan das Alte Zollhaus, heute Haus des Frankenweins, wo man einen Bocksbeutel erstehen kann. Mit prächtigen Blicken auf Festung Marienberg und Käppele erreicht man am Mainkai entlang die Alte Mainbrücke. Sie stammt von 1543 und wurde knapp 200 Jahre später mit dekorativen Heiligenfiguren bestückt.
Hier machen wir nun einen Abstecher (ca. 1 km) zur Festung Marienberg. Wir überqueren die Brücke und steigen über Zeller Straße und Tellsteige (Schilder Fußweg) hinauf zur Burg.
Auf der Festung MarienbergMan schrieb das Jahr 1201, als mit dem Bau der Festung Marienberg begonnen wurde. In späteren Jahrhunderten folgten Änderungen und Erweiterungen, zuletzt im 17. Jh. durch den Umbau zum Renaissanceschloss und die Errichtung eines Rings wehrhafter Bastionen. Von 1253 bis 1719 war die Burg Residenz der Fürstbischöfe von Würzburg. Empfohlen wird ein Spaziergang durch die Anlage, beginnend im Zeughaushof mit dem Museum für Franken in Zeughaus und Echterbastei (Apr. bis Okt. Di–So 10–17, Nov.–März 10–16 Uhr, Mo geschlossen), einem der angesehensten Museen Bayerns. Zu bestaunen sind reiche Bestände fränkischer Kunst, so u.a. zahlreiche berühmte Plastiken von Tilman Riemenschneider, aber auch Porzellan, Möbel, Gemälde sowie Objekte aus Kunstgewerbe, Volkskunst und Weinkunde.
Eines der Meisterwerke Tilman Riemenschneiders im Museum für Franken, Würzburg: die trauernde Maria von Acholshausen (um 1505)
Durch das Echtertor geht es in den Mittleren Burghof mit Pferdeschwemme. Von dort führt durch das malerische, von zwei Rundtürmen eingefasste und mit Steinfiguren geschmückte Scherenbergtor von 1482 der einzige Zugang zum Inneren Burghof, der Kernburg. Hier sind u.a. der romanische Bergfried um 1200 mit Treppenturm von Interesse, auch die Marienkirche, die mit ihren frühromanischen Bauteilen als ältestes Baudenkmal des Marienbergs gilt, sowie der achteckige Renaissancebrunnen um 1600 und die verschiedenen Flügel der Kernburg. Im Fürstenbau auf der Ostseite der Kernburg ist das Fürstenbaumuseum untergebracht, das fürstbischöfliche Wohnräume sowie die Schatz- und Paramentenkammer mit reichen Schätzen zeigt. Öffnungszeiten und Burgführungen erfährt man unter Tel. 0931/ 35517-50.
Grober Zeitplan für den Ausflug
9–10Besuch Residenz
10–11Stadtrundgang bis Alte Mainbrücke
11–15Abstecher Festung und zweiter Teil Stadtrundgang
15–18Radtour bis Veitshöchheim ggf. einschl. Schlossbesuch
18–19Rückfahrt Würzburg
Zurück an der Alten Mainbrücke setzen wir den Altstadtrundgang fort und wenden uns zunächst dem nahe gelegenen Rathaus (seit 1316) zu. Der Komplex besteht aus mehreren Bauten, entstanden im Laufe der Jahrhunderte. Attraktivster Teil ist der Grafeneckart an der Domstraße, ein Geschlechterturm (um 1200) mit angefügtem Trakt. Er ist der älteste romanische Profanbau der Stadt. Im ersten Stock der Anlage befindet sich der sehenswerte Wenzelsaal aus dem 13. Jh., gegenüber steht der barocke Vierröhrenbrunnen von 1765. Neben dem Grafeneckart nach hinten gesetzt der sogenannte »Rote Bau« von 1660.
Romantisches Bauensemble auf der Festung Marienberg: das Scherenbergtor als Zugang zur Kernburg, links dahinter der Kiliansturm
Am Ende der Domstraße erhebt sich der mächtige Dom St. Kilian. Er gilt als ein Hauptwerk der deutschen Romanik und wurde 1187 geweiht. In den Jahrhunderten danach erfuhr er zahlreiche bauliche Veränderungen, bis er beim Luftangriff im März 1945 vollkommen ausbrannte. Der Wiederaufbau außen erfolgte in alter Form, im Innern wurden Altar, Sakramentshaus und Chor neu gestaltet. Vom alten Bestand sehenswert sind viele Grabdenkmäler, darunter das des Fürstbischofs von Scherenberg, ein Werk Tilman Riemenschneiders, die Schönbornkapelle, eine von Balthasar Neumann geschaffene Grablege der gleichnamigen Fürstbischöfe sowie barocker Stuck in Querhaus und Chor und der Kreuzgang an der Südseite. Neben dem Dom steht das Neumünster aus dem 11. Jh., errichtet über der Grabstätte des Hl. Kilian. Die Kuppel und die barocke Fassade wurden erst 1716 hinzugefügt. Sehenswert ist u.a. eine Steinmadonna von Riemenschneider und ein Cruzifixus, aber auch das stimmungsvolle Lusamgärtchen an der Nordseite der Kirche mit dem Grabdenkmal für Walther von der Vogelweide.
Blick von der Alten Mainbrücke in die Würzburger Domstraße: links das Rathaus mit dem Grafeneckart, hinten die beherrschenden Türme des Doms St. Kilian
Endpunkt des Rundgangs ist der Marktplatz, wo zwei Bauten das Bild bestimmen: das Haus zum Falken, einst Gasthaus, dann 1751 mit elegantem Rokokostuck verziert. Gleich dahinter erhebt sich beherrschend die Marienkapelle aus dem 14. Jh. Sie gilt als eine der bedeutendsten Hallenkirchen Frankens. Interessant sind vor allem die Torbogenfelder der drei Portale, im Innern aber auch Grabmäler fränkischer Ritter, Bürger und Künstler, so u.a. von Balthasar Neumann, sowie eine »Schöne Madonna« um 1420. Vom Marktplatz aus geht es schließlich über Eichhorn-, Martin- und Hofstraße hinter dem Dom wieder zurück zum Residenzplatz.
Markantes Bauensemble am Marktplatz von Würzburg: links die Marienkapelle, ein Glanzpunkt spätgotischer Baukunst, und rechts das stuckverzierte Falkenhaus
Natürlich besitzt Würzburg noch weitere hochrangige Sehenswürdigkeiten, so Kirchen und Klöster wie St. Burkard, Stift Haug oder das Käppele, aber auch die Anlage der Alten Universität, Letztere im Jahr 1582 begründet von Fürstbischof Julius Echter. Sie alle kann man besuchen, wenn man noch einen Tag in Würzburg bleibt oder ein zweites Mal in die Stadt kommt.
Radtour nach VeitshöchheimJetzt besteigen wir unsere Fahrräder und starten zur Radtour, die ca. 24 km lang und bis auf den Anstieg in den Stein’schen Weinbergen steigungsarm ist. Über Kapuzinerstraße, Rennweger Ring und Berliner Platz erreicht man die Grombühlbrücke. Drüben geht es im Zickzackkurs links in die Grombühl-, dann rechts in die Ernst-Reuter- und am Ende wieder links in die Lindleinstraße. Von dieser rechts auf den Rimparer Steig. Nach 200 m biegen wir links in den Schalksbergweg ein und nehmen Kurs auf das Schlosshotel Steinburg, das spektakulär an der oberen Hangkante liegt. Highlights des 1 km langen Aufstiegs durch die berühmten Stein‘schen Weinberge (siehe Kasten) sind prächtige Tiefblicke auf Würzburg, die Festung Marienberg und das Maintal. Am Ende mündet der Schalksbergweg in den Reußenweg, auf dem wir links zum Schlosshotel mit seiner Aussichtsterrasse kommen. Ein idealer Platz für eine kurze Rast.
Würzburger Stein
Etwa 85 ha ist er groß, der Steilhang mit der weltbekannten Weinlage am Nordrand Würzburgs. Im Zentrum des lang gestreckten Hangs mit Muschelkalkböden die Anbaufläche »Steinharfe«, Toplage dieses Weinbergs. Erste Anpflanzung von Weinreben 1665.
Besitzer der Weinberge sind zu je rund einem Drittel die Würzburger Weingüter Juliusspital, Staatlicher Hofkeller und Bürgerspital, Letzteres ist Alleininhaber der Lage Steinharfe. Von den zwölf angebauten Sorten dominieren Silvaner und Riesling.
Aussichtsterrasse des Schlosshotels Steinburg: Wo könnte man sich besser von den Strapazen des Aufstiegs erholen!
Ob Pause oder nicht, fortgesetzt wird die Tour auf der Steinburgstraße, wo man wenig später in den Genuss einer langen Abfahrt nach Unterdürrbach kommt, um unten rechts in das Dürrbachtal einzuschwenken. Seine Markenzeichen: alter Baumbestand und gepflegte Wohnanlagen an den Hängen. Die Straße selbst verfügt in den Orten über Radwege, im Übrigen halten sich Verkehr und Steigungen in Grenzen. Wir radeln also nach Norden weiter, passieren erst Unter- und Oberdürrbach, dann ein Waldstück und stoßen nach 4 km auf eine Querstraße, wo es rechts nach Gadheim geht. Direkt am Ortsrand folgen wir dem links abgehenden Sträßchen Richtung Veitshöchheim. Nach lang gezogener Abfahrt passiert man schließlich die Unterführung B 27/Bahnlinie und gelangt zur Thüngersheimer Straße im Zentrum. Zum Besuch des Schlosses geht es auf Thüngersheimer- und Kirchstraße nach Süden zum Schlosseingang. Wer gleich nach Würzburg zurück möchte, erreicht über Eremitenmühlstraße und Mainlände den Steg über den Main.
Schloss Veitshöchheim(April–Okt. Di–So 9–18 Uhr, Führungen zur vollen Stunde) wurde 1682 fertiggestellt, diente zuerst als Jagdhaus und später als Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe. Umbauten zum Wohnschloss erfolgten um 1750 unter der Regie von Balthasar Neumann. Größere Berühmtheit besitzt freilich der ebenfalls von Würzburger Fürstbischöfen angelegte Schlossgarten (tgl. 8–20 Uhr) im Stil des Rokoko, einer der schönsten seiner Art in Deutschland. Er ist unterteilt in Schloss-, Wald-, Lauben- und Seenregion. Ein großer See mit Figurengruppe wird umrahmt von Heckensälen, Rondells, Pavillons und Lauben, verbunden mit einem Netz von Wegen und angefüllt mit nicht weniger als 300 Skulpturen Würzburger Hofbildhauer. Rückfahrt: Vom Schloss aus steuern wir über Obere Maingasse und Mainlände den Steg über den Main an und wechseln das Ufer. Ein Uferradweg Richtung Würzburg verläuft zuerst neben einer Straße und bietet nur wenig reizvolle Ausblicke auf das Gegenufer. Dann aber wird das Gelände zusehends parkartiger und die Aussicht attraktiver. Ca. 9 km nach dem Uferwechsel erreicht man wieder die Alte Mainbrücke in Würzburg. Damit geht ein erlebnisreicher Ausflug zu Ende. Letzter Anlaufpunkt ist nun noch der Autoparkplatz oder der Hauptbahnhof.
Glanzstück im Rokokogarten von Veitshöchheim: Ein See mit dem Figurenensemble Parnass, neun Musen umringen Apoll und darüber schwebt ein geflügeltes Dichterross.
Blick vom Main-Radweg auf die weltbekannten Weinlagen des Stein und auf das Schlosshotel Steinburg
Einkehr
Würzburg: Alte Mainmühle, Mainkai 1, mit Aussichtsterrasse; Juliusspital, Juliuspromenade 19, Freisitz; »Zum Stachel«, Gressengasse 1, Innenhof, (Mo Ruhetag); Backöfele, Ursulinengasse 2, überdachter Innenhof
Restaurant Steinburg, Auf dem Steinberg, Aussichtsterrasse
Veitshöchheim: Restaurant Weißes Lamm, Kirchstraße 24; Spundloch, Kirchstraße 19, kleine Terrasse