Читать книгу Perry Rhodan 1633: Eine Falle für die MAGENTA - Arndt Ellmer - Страница 5

2.

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Der Gedanke an die Blockbewahrer auf Gatas ließ Yeni Zynok vor Ehrfurcht erschauern. Noch nie in seinem Leben hatte der Blue mit dem Block der Ersten Verantwortung, diesem obersten demokratischen Gremium seines Volkes zu tun gehabt. Doch mit jedem Tag, den er lebte und seine Arbeit tat, erschien ihm der Gedanke dringlicher, sich persönlich an einen der ministerienähnlichen Blöcke mit den jeweils sieben Blockbewahrern oder Ministern zu wenden.

Weise Kreatur der Wahrheit und Klarheit, gib mir Einsicht!, flehte er. Lass mich erkennen, was für unser Volk das einzig Wahre und Richtige ist. Zeige uns den Weg, der in die Zukunft führt!

Wie oft hatte er schon so gefleht, in seinen vier Wänden und anderswo. Auf die Gefahr hin, sich heillos zu verirren, hatte er sich heimlich und ohne Hilfe eines Vertigos in sonst nur von Angehörigen anderer Völker benutzte Räume und Sektoren des Humanidroms zurückgezogen, um auch die letzte, denkbare Möglichkeit zu nutzen, dass sein Flehen irgendwo gehört wurde.

Auch wenn er nicht wusste, wo das war und ob es funktionierte.

Yeni Zynok stellte mit seinen Gedanken und seinem Bewusstsein keinen Einzelfall unter den Blues dar. Viele dachten so wie er, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre Meinung durchgesetzt haben würde, und das über die Grenzen der Planeten und ihrer Volksvertreter hinweg.

Ein leises Signal unter den Lamellen seines linken Ohres wies ihn darauf hin, dass eine Botschaft seines Informanten angekommen war. Er verließ seinen Platz an der Konsole der persönlichen Aufmerksamkeit und suchte den Ruheraum auf, wo er zwischen den hohen Bergen aus Flaum und Daunen den kleinen Empfänger versteckt hatte. Er empfing die Signale über eine Anlage, deren Einzelteile er in wochenlanger und mühsamer Arbeit heimlich in verschiedenen Bereichen des Humanidroms versteckt hatte. Dank der verwendeten Mikrotechnik der Siganesen war es mit herkömmlichen Mitteln nur schwer möglich, die winzigen Empfänger und Sender zu entdecken, die ihre Botschaft von einem kleinen Satelliten erhielten, der draußen im interstellaren Raum stationiert war und der offiziellen diplomatischen Kommunikation der Blues mit ihren Heimatwelten diente. Auch dieser Satellit war von Yeni Zynok anlässlich einer persönlichen Inspektion präpariert worden, und außer der intelligenten und großartigen Gyi Ziü mit ihrem langen Hals und den Augen, denen nichts entging, ahnte niemand, dass einer ihrer fähigsten Diplomaten an ganz anderen Dingen arbeitete als an Reden für die Sitzungen. Der Satellit gehörte zu einer Relaiskette, die weit hinaus ins All führte und den Kontakt zu verschiedenen Einsatzgebieten in der Milchstraße herstellte.

Ein wenig war Yeni Zynok stolz auf seine Rolle als Spion im Hintergrund, aber der aufkommende Triumph wurde rasch von den Gedanken der Verantwortung für das ganze Volk der Blues und die gesamte Eastside überlagert, in der nicht nur die Gataser, Apasos und alle anderen Bluesvölker lebten, sondern zum Beispiel auch die Linguiden mit ihrer sprichwörtlichen Abneigung gegenüber dem höchsten Gremium der Milchstraße.

Yeni Zynok begann mit den langen, dürren Armen in den Flaumbergen zu wühlen, eine Sisyphusarbeit, denn er versteckte das winzige, kaum sandkorngroße Signalmodul jedes Mal an einer anderen Stelle. Als er es schließlich gefunden hatte, ließ er es hastig in einer der weiten Falten seiner Kombination verschwinden und suchte die Hygienezelle auf. Er entrollte die Bahnen mit der antistatischen, antimagnetischen Folie und verwandte die Zelle auf diese Weise im Handumdrehen in einen Sende- und Empfangszylinder von minimaler Leistung.

Für seine Zwecke genügte sie.

Der Blue rieb das winzige Korn an seiner Kombination und ließ durch die Reibungswärme die nötige Energie entstehen, die für die Aktivierung des versteckten Endgeräts notwendig war. Augenblicklich vernahm er das bekannte Rauschen in seinem Ohr, und eine ihm vertraute Stimme gab im Ultraschallbereich Informationen an ihn weiter.

»Tidüfdyli spricht. Es haben sich neue Gesichtspunkte ergeben. Die blaue Kreatur der Heimtücke möge alle verschlingen, die solche Pläne aushecken. Im Stouvan-Sektor existieren insgesamt vierzehn arkonidische Kolonialplaneten, ihnen gilt derzeit die Aufmerksamkeit der Akonen. Sie haben eine Flotte von Springern vorausgeschickt, die die Arbeit für sie tun sollen. Noch sind die Walzen nicht an ihrem Ziel angekommen, aber es kann sich nur noch um kurze Zeit handeln, bis sie eintreffen. Die MAGENTA lässt sich derzeit nicht lokalisieren, aber es sind Späher unterwegs. Irgendwann werden sie das Schiff entdecken.«

Der knappen und hastig vorgetragenen Botschaft folgten mehrere Koordinatensätze sowie ein Hinweis, dass sich der Informant bald wieder melden würde.

Yeni Zynok rollte die Folien wieder zusammen und hielt das winzige Korn unter das kalte Wasser. Es reagierte auf den Temperaturunterschied und kehrte in seinen passiven Zustand zurück. Er trug es zurück in den Ruheraum und ließ es zwischen den Bergen aus Flaum und Daunen verschwinden, wo es vielen anderen Staub- und Sandkörnern Gesellschaft leistete, die der Blue zur Reinigung seines dichten Körperflaums benutzte.

Sie wagten es also tatsächlich. Nach Bolan und Ceballar sowie dem Versuch, einige Planeten mit einer Mischbevölkerung aus zwei oder mehreren Rassen unter den direkten Einfluss der Akonen zu zwingen, folgte nun der Vorstoß in den Stouvan-Sektor.

Die Informationen bestärkten den Gataser in seinem Entschluss, und er suchte hastig den Aufenthaltsraum auf und nahm sein persönliches Aufzeichnungsgerät zur Hand. Er wollte die Information in seine nächste Rede einbauen.

»He, du! Was faulenzt du da herum?«, rief eine Stimme hinter seinem Rücken. Sie sprach Interkosmo, und der Blue ahnte augenblicklich, wer ihn da auf ungewöhnliche Weise besuchte. Es war also so weit, dass sie ihn auch in seinem privaten Bereich nicht mehr in Ruhe ließen.

»Du bist doch Zynok, der tolle Redner, der die meisten seiner Artgenossen und auch viele der anderen galaktischen Quasselstrippen glatt in den Schatten stellt«, fuhr der Ennox fort. »Das finde ich ungeheuer floppig.«

Yeni Zynok unterließ es, die Bedeutung des Wortes zu erfragen. Er stellte fest, dass sich die Wände des Raumes leicht kräuselten, ein Phänomen, das in den Wohnbereichen der einzelnen Delegationen höchst selten auftrat. Es musste an der durchdringenden Stimme des Ennox liegen.

Langsam drehte der Gataser sich um und maß den Aufdringlichen von oben bis unten. Der Ennox besaß eine Glatze und hatte sie bunt bemalt. Seine Gestalt übertraf an Dürre und Klapprigkeit die des Blues bei weitem, und er hob sie durch eine eng anliegende Kombination hervor. In der linken Hand hielt er einen kleinen Koffer, einen dieser Transportbehälter, wie auch andere Ennox sie manchmal mit sich führten und deren Inhalt aus einem Computer bestand.

»Du kannst mich Keskidi nennen. So haben mich ein paar verrückte Terraner auf einem Kolonialplaneten getauft«, fuhr der Ennox fort. »In einer Beziehung sind euch diese Leute um Klassen überlegen. Sie halten nichts von dem Quatsch, den das Galaktikum fabriziert. Sie sind froh, dass sie nicht direkt etwas damit zu tun haben, sondern von der Galaktischen Rätin Terras vertreten werden, dieser Koka, Koko oder wie auch immer. Eine Szari ist auch dabei, wenn ich mich recht erinnere.«

»Koka Szari Misonan«, sagte er Blue. Keskidi verzog das Gesicht und rückte Yeni Zynok zwei Schritte näher.

»Was hast du gesagt?«

»Koka Szari Misonan! Das ist der Name der terranischen Rätin.«

Die Augen des Ennox fixierten die Sprechöffnung des Blues am oberen Ende des langen Halses, dann nickte er hastig.

»Meine ich doch«, bestätigte er. »Und ich will ein Hanswurst sein, wenn es nicht zutrifft.«

»Du hast schon intensive Kontakte mit Terranern gehabt«, erkannte Yeni Zynok. »Dein Wortschatz lässt es vermuten.«

»Was meinst du? Ach so. Seit Monaten schon. Eigentlich bin ich ja aus dem Grund in diese komische Galaxis gekommen, weil mir der Witz so gut gefallen hat. Du kennst ihn sicher. Philip hat den ersten Teil damals auf Wanderer erfahren. Stehen zwei Pilze im Wald. Kommt ein Hase vorbei, und die ...«

»Ich habe davon gehört, Keskidi. Aber es waren nicht zwei Pilze, sondern zwei Terraner. Und es kam auch kein Hase drin vor, sondern ein Ennox. Ich will es dir erzählen: Stehen zwei Terraner im Wald und unterhalten sich. Kommt ein Ennox vorbei, der keinen Hut aufhat. Sagt einer der Terraner zum anderen: Pass auf, wir rufen jetzt den Ennox, und ich frage ihn, ob er einen Hut aufhat. Er sagt nein, und wumm, haust du ihm eine in die Schnauze ...«

»Was hast du gesagt?«

Der Blue hielt verwirrt inne. Die merkwürdige Frage brachte ihn völlig durcheinander. Der Ennox stand jetzt dicht vor ihm, und seine Augen hingen förmlich an dem Halsmund, als müssten sie die Worte dort ablesen.

»Du bist taub!«, rief Yeni Zynok verwundert. Seine Stimme verstieg sich dabei in eine schrille und hohe Tonlage. »Ein tauber, lippenlesender Ennox. Seit wann gibt es denn so etwas?«

Diesmal schien Keskidi ihn verstanden zu haben, denn er nickte in menschlicher Manier.

»Warum soll es das nicht geben? Wie ich hörte, gibt es Blues, die sich nicht mit Hilfe des Ultraschall-Organs verständigen können.«

»Du bist gut informiert«, staunte Yeni. »Aber das ist kein Wunder, wenn du dich schon längere Zeit in der Milchstraße aufhältst.«

»Was hast du gesagt?«, rief der Ennox mit leichtem Zorn in der Stimme. »Kannst du nicht laut und deutlich sprechen? Wozu hast du einen so langen Hals und diese wulstigen Lippen? Außerdem, wenn ich das richtig interpretiere, dass du von zwei Terranern und einem Ennox gesprochen hast: Das stimmt so nicht.«

»Doch, doch«, beeilte sich Yeni Zynok zu versichern. »Ich habe den Witz von einem der terranischen Köche hier im Humanidrom gehört. Als der Ennox eines Tages wieder auftauchte, fragten die beiden Terraner ihn nach einer Zigarette. Und weil der Ennox noch immer keinen Hut aufhatte, haute ihm der eine ...«

»Hör auf, hör auf!«, tobte Keskidi. »Kein Wort ist wahr, und ich verstehe sowieso nur die Hälfte davon. Bisher hielt ich dich für einen guten Redner, aber jetzt weiß ich, dass du zu dieser üblen Sorte von Demagogen gehörst, die den anderen das Wort im Mund herumdrehen. Mit dir vertrödle ich nur meine Zeit.«

Sagte es und verschwand.

Der Syntron der kleinen Wohnung meldete fast gleichzeitig, dass draußen einer der Vertigo-Roboter wartete, um ihn zu einem abgeschirmten Konferenzraum in unmittelbarer Nähe des Schwingungstempels zu bringen, in dem das Galaktikum tagte.

*

Wie ein Fels in der Brandung eines stürmischen Ozeans stand sie da, und ihre Körperhaltung drückte Selbstbewusstsein aus. Gleichzeitig übte sie sich in Gesten des Entgegenkommens und des Einverständnisses. Gyi Ziü gehörte zu den politischen Vertretern aus der Eastside, die ein einmal geschlossenes Abkommen so lange mit Leben zu erfüllen bereit waren, wie es einen Sinn machte. Dass ausgerechnet sie als Galaktischer Rat aller Bluesvölker agierte, konnte den Akonen alles andere als recht sein. Sie besaß eine Vision, und wenn sie im Kreis ihrer engsten Mitarbeiter ab und zu Feste feierte und ein wenig Methylalkohol zu viel zu sich nahm, dann trat diese Vision deutlich zu Tage. Sie bestand in der Vorstellung, dass es in der Zukunft der Galaxis eine echte und globale politische Vertretung aller Völker unter dem Namen Galaktikum und mit einer gemeinsamen Regierung geben würde. So gesehen stellte Gyi Ziü eine der glühendsten Verfechterinnen der galaktischen Idee dar, und sie hatte sich schon seit ihrer Amtsübernahme vor über sechs Jahren dafür stark gemacht. Stellte ihr jemand zu vorgerückter Stunde dann die Frage, wann die Einheit der Milchstraße denn kommen solle, wurde sie sehr schnell realistisch: ungefähr in zehntausend Jahren.

Evolution ließ sich nur in kleinen Schritten sinnvoll bewerkstelligen, und es galt, Rückschläge ebenso zu verkraften wie negative Entwicklungen. Der Gedanke, dass die Versuche der Akonen, ein entstandenes Machtvakuum zu füllen, nur eine vorübergehende Erscheinung darstellten, beruhigte sie und ließ sie so handeln, wie sie es tat.

Und Tephar Alropis wusste das. Der Akone ließ sich auf einer Antigravsänfte hereinschweben, die von oben bis unten mit kostbarem Samt ausgestattet war. Er selbst trug ein goldenes Brokatgewand, das sich in seinem samtbraunen Gesicht spiegelte. Die großen und dunklen Augen des Akonen nahmen alles auf einmal wahr und schienen alles zu verschlingen, was sich in ihrem Blickfeld befand. Die großen Ohren bedeckte er mit langen Haaren auf den Seiten des Kopfes. Für gewöhnlich waren seine Lippen kaum sichtbar, aber jetzt hielt er den Mund geschürzt. Auf der Brust seines Gewandes prangte das rautenförmige Schmuckstück, das in stilisierter Form den Planeten Sphinx und einen akonischen Trichterbau zeigte.

Alles in allem stellte der Akone selbst für einen Blue eine ausgesprochen unsympathische, um nicht zu sagen hässliche Erscheinung dar. Das Einzige, was als sicher galt, war die Tatsache, dass der Akone es den Blues nicht ansehen konnte, welche Meinung sie von ihm hatten.

»Willkommen, Tephar Alropis«, empfing Gyi Ziü ihn. Sie trat der Sänfte entgegen und streckte die Hand aus. Alropis beachtete sie nicht. Er ließ die Sänfte in die Mitte des Raumes gleiten und drehte sie einmal um sich selbst. Ein Energieschirm flammte auf und umfasste alle, die sich eingefunden hatten.

»Es gibt keine Zeit für Sentimentalitäten«, erklärte er, als er sich vergewissert hatte, dass niemand sie jetzt abhören konnte. »Die mir für den Handelstransport zugesicherten Schiffe sind nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Einen solchen Bruch der Vereinbarungen werde ich nicht hinnehmen!«

»Du hast dich verspätet, Kollege«, zirpte Gyi Ziü sanft. »Wie du sicher weißt, hat es in der Nähe meiner Heimatwelt Apas so etwas wie eine Hyperdimentladung gegeben, deren Herkunft bisher nicht in Erfahrung gebracht werden konnte. Nur so viel ist sicher, dass es keinen Zusammenhang mit der zweiten Toten Zone gibt. Wir brauchen Zeit, bis alle Syntroniken und Antriebssysteme wiederhergestellt sind.«

»Und wie lange wird das dauern?«

Sie kam nicht dazu, eine Antwort zu geben. Innerhalb des von Alropis erzeugten Schirms wurde es lebendig. Ennox tauchten auf, mehr als ein Dutzend. Sie drängten sich zwischen den Blues und dem Akonen und redeten wild auf ihn ein.

»Glaube ihr kein Wort. Sie spricht mit gespaltener Zunge!«, rief einer. Ein anderer rempelte ihn an und widersprach.

»Sie ist ein Engel im Humanidrom. Über ihre Wulstlippen ist noch nie eine Lüge gedrungen. Wir sind gleichberechtigte Teilnehmer jeder Besprechung und nehmen ab sofort an dieser Unterredung teil.«

Alropis hob eine Hand und wollte die Meute zum Schweigen bringen, aber die Ennox beachteten es nicht. Sie verstanden ihn auch nicht. Sie beachteten ihn und die Blues nicht mehr und stritten untereinander über die richtige Wahrheit.

In einer solchen Situation blieb erfahrungsgemäß nichts anderes übrig, als das Ganze auszusitzen, so zu tun, als seien die Ennox nicht vorhanden, und zu warten, bis es ihnen langweilig wurde und sie verschwanden.

»He, Alropis«, rief eine weibliche Ennox mit wallender Löwenmähne unvermittelt. »Was soll der faule Zauber? Wieso bleibst du nicht einfach daheim auf Akon? Du hättest Soldat werden sollen und nicht Politiker. Deine Fähigkeiten liegen nicht im pädagogischen Bereich, oder?«

Alropis schloss die Augen und missachtete die Gestalten, die seine Sänfte umtanzten und sich über ihn beugten. Einer tippte ihn an die Nase, und der Akone schlug ihm mit einer kurzen harten Bewegung seiner Handkante den Arm weg.

Die Ennox begannen zu schimpfen und überschütteten ihn mit einem Orkan an Hinweisen, Forderungen, Maßregeln, Beschwerden und guten Ratschlägen über eine bessere Gestaltung seiner Zukunft.

»Wie lange?«, wiederholte er die Frage an die Apaso.

»Etwa zwei Wochen Standardzeit. Vorausgesetzt, du möchtest die Schiffe im Verband überstellt haben und nicht einzeln. Einzeln kannst du über die ersten bereits in vier oder fünf Tagen verfügen.«

»Damit kann ich nichts anfangen. Ich benötige einen kompletten und funktionsfähigen Verband. Es wird dich nicht wundern, Galaktische Rätin, dass ich eine Protestnote an die Regierung auf Gatas gesandt habe. Sie wird entsprechend meinen Vorschlägen reagieren.«

Gyi Ziü ließ nicht erkennen, ob sie diese Vorschläge kannte oder nicht. Sie wackelte mit ihrem rosarot gepuderten Tellerkopf und ließ ein Zirpen erklingen, das für fremde Ohren durchaus als Zustimmung gelten konnte. Ein Blue jedoch hörte die Kritik heraus.

»Es ist genug«, fuhr der Akone fort. »Ich vergeude nur meine Zeit, und die ist mir zu kostbar. Ich werde dem Rat im Sphinx-System das Ergebnis dieser Unterhaltung mitteilen und um eine rasche Entscheidung bitten.«

Das Feld erlosch, die Tür öffnete sich, und Alropis beschleunigte und jagte die Sänfte wie einen Einsatzgleiter hinaus in den Korridor. Das Prallfeld schleuderte ein paar Ennox und draußen einen Teil der wartenden Vertigo-Roboter zur Seite und verursachte mehrere Schäden. Augenblicklich setzten sich in einem nahe gelegenen Depot Reparaturmaschinen in Bewegung und steuerten die Unfallstelle an. In einem der technischen Zentren ging ein Bericht ein, und der Syntron wertete ihn aus und stellte fest, dass es sich um eine absichtlich herbeigeführte Beschädigung der Einrichtungen des Humanidroms handelte. Automatisch ging eine Protestnote an die akonische Kolonie in dem riesigen Bauwerk, und ein Funkspruch verließ die Sender und traf über eine der vielen Relaisbrücken wenig später im Sphinx-System ein. Gleichzeitig legte der Syntron eine entsprechende Mitteilung im persönlichen Gerät des Vorsitzenden des Galaktikums ab und machte sie allen Anschlüssen innerhalb des Humanidroms zugänglich, so dass sich jeder über den Vorfall informieren konnte.

Das Protestgeschrei der Ennox hallte hinter ihm her, aber es berührte ihn ganz sicher nicht. Tephar Alropis war ein eisenharter Kerl und alles andere als ein Galaktiker. Dass die Akonen ausgerechnet ihn als Galaktischen Rat ins Humanidrom geschickt hatten, sagte eigentlich alles über ihre Einschätzung dieses Gremiums aus.

»Er ist größenwahnsinnig«, riefen die Ennox aus. »Verfolgt ihn. Macht ihn dingfest. Er will die Macht im Galaktikum an sich reißen!«

Sie redeten noch immer wild durcheinander, und als sie merkten, dass auch die Blues keine Lust hatten, sich mit ihnen auseinander zu setzen, da zogen die Ennox die Konsequenz und lösten sich in Luft auf.

»Ihr begeht einen großen Fehler«, warnte der Letzte von ihnen. »Ihr schlagt unsere Empfehlungen aus, wir reden gegen Wände. Aber es wird auf euch Galaktiker zurückfallen, wenn ihr politische und diplomatische Kleinkriege führt und sie mit militärischen Aktionen würzt. Diese Galaxis und ihre Völker sind ein Haufen aus unreifen Früchten. Und es schimmelt und fault gewaltig. Wie lange noch, bis ihr endlich merkt, dass es wichtiger ist, alle verfügbaren Kapazitäten auf die Erforschung der zweiten Toten Zone zu richten?«

Ehe einer der Blues auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, war er weg.

Für diesen Vorgang hatte Philip die Bezeichnung Kurzer Weg geprägt, ohne dass die Ennox jemals eine nähere Erklärung dafür abgegeben hätten.

»Alropis war nicht der Grund, warum ich euch zu dieser Besprechung gerufen habe«, sagte Gyi Ziü, als sie unter sich waren. »Ich durfte den Akonen nicht länger hinhalten und musste ihn empfangen. Er hat hier eine Niederlage erlitten und die Haltung verloren. Dies war nicht zu erwarten und wird Konsequenzen von seiner Seite aus nach sich ziehen. Er wird in Zukunft noch härter argumentieren und handeln. Lasst uns jetzt unser Verhalten für die nächsten Stunden und Tage festlegen. Von Gatas und Apas sind neue Anweisungen gekommen. Es ist bald so weit. Wir benötigen nur noch Beweise. Beweise sind die einzigen Mittel, die Zusammenarbeit mit den Akonen aufzukündigen und ihnen ab sofort jede Unterstützung zu versagen.«

Sie vergewisserte sich, dass die Störfelder für eventuelle Abhöranlagen arbeiteten, dann wechselte sie in den Ultraschallbereich und teilte den obersten Mitarbeitern ihres diplomatischen Korps mit, was der Kurier aus der Heimat ihr mitgeteilt hatte, bevor er sich auf den Rückflug in die Eastside gemacht hatte.

Der einzige Zweck seines Erscheinens im Humanidrom hoch über Lokvorth war die Überbringung der Informationen gewesen, deren Vertraulichkeit den Weg über die Relaisbrücken ausgeschlossen hatte.

Gyi Ziü beendete ihre Mitteilungen mit Anweisungen an die einzelnen Diplomaten. Danach verließen die Blues den Raum. Nur Yeni Zynok blieb bei der Galaktischen Rätin zurück. Er hatte den unauffälligen Wink bemerkt, den sie ihm gegeben hatte. Die beiden Blues kommunizierten eine Weile mit Gesten und Blicken, dann hatten sie alle offen gebliebenen Fragen geklärt, und der Diplomat kehrte in sein persönliches Quartier zurück, um die Antwort an Tidüfdyli zu formulieren und auf den Weg zu bringen.

Perry Rhodan 1633: Eine Falle für die MAGENTA

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