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Was ist Petplay?

Die Frage, was genau man eigentlich unter »Petplay« versteht, lässt sich eigentlich ganz einfach beantworten: Es handelt sich um eine Form des erotischen Rollenspiels, bei dem (mindestens) einer der Beteiligten die Rolle eines Tieres annimmt – oft nur für ein kurzes Spiel, manchmal auch für längere Zeit. Manche Petplayer kostümieren sich entsprechend und finden sich mit Gleichgesinnten zu Gruppen (»Rudeln«, »Herden« etc.) zusammen. Obwohl es so einfach sein könnte, gibt es eine Reihe von Missverständnissen rund um den Begriff »Petplay«. Aber auch wenn man diese Missverständnisse auflöst, zeigt sich, dass eine saubere Definition nicht so einfach ist.

Das Missverständnis, das sich am schnellsten aus dem Weg räumen lässt, entsteht allein durch den Namen: »Petplay« hat in aller Regel überhaupt nichts mit echten Tieren zu tun. Petplayer distanzieren sich entschieden davon, und in etlichen von mir gesichteten Beiträgen zu diesem Thema ließ sich nichts dergleichen finden. Es mag Einzelfälle geben, die auch von echten Tieren erregt werden, aber das dürften nicht mehr Menschen sein als in der Allgemeinbevölkerung insgesamt. Nein, Petplayer fühlen sich von echten Tieren in der Regel überhaupt nicht erotisch angezogen.

Ebenso häufig weisen Petplayer darauf hin, dass sie nicht mit den sogenannten »Furrys« verwechselt werden möchten: Furrys interessieren sich für menschenähnliche Tiere wie Bugs Bunny oder Micky Maus und manche von ihnen verkleiden sich gern entsprechend. Aber bei den Furrys steht nicht das erotische Interesse im Vordergrund, sie erfahren durch ihr Faible keine sexuelle Befriedigung. Da es allerdings auch beim Petplay Menschen gibt, die sich zum Beispiel gern als Hund verkleiden, ohne dass dies zwangsläufig zu sexuellen Aktivitäten führen muss, sind hier die Grenzen schon nicht mehr ganz so streng gezogen.

Schließlich wird Petplay, beispielsweise auch von Wikipedia, ganz selbstverständlich den Varianten von BDSM-Spielen zugeordnet, also als eine Form von Sadomasochismus gesehen. Wie es zu dieser Einordnung kommt, ist nachvollziehbar: Auch bei SM-Spielen gibt es einen »Herrn«, auch dort wird der unterwürfige Partner oft als Tier behandelt, wird angeleint, in einen Käfig gesteckt und etwa mit der Reitgerte bestraft, bekommt ein Halsband umgelegt, muss aus einem Napf essen und so weiter. Die Verknüpfung von Petplay und SM ergibt also durchaus Sinn – aber nicht immer: Es gibt nämlich zahlreiche Petplayer, die in ihrer Tierrolle nicht die geringste Lust darauf haben, unterworfen, gedemütigt oder bestraft zu werden, sondern stattdessen zum Beispiel nur verwöhnt werden oder sich austoben möchten – manchmal gemeinsam mit anderen Petplayern. Es gefällt ihnen einfach, auf allen vieren herumzukriechen, gestreichelt und liebevoll gefüttert zu werden. Die Vorstellung, ihren Herrn als echten Gebieter wahrzunehmen, wäre ihnen ebenso fremd, wie sie es für den Comic-Kater Garfield wäre. Und schließlich gibt es Petplayer, die in die Tierrolle gehen, dabei aber dominant statt unterwürfig auftreten.

Trotzdem gibt es fließende Übergänge zwischen Petplay und SM. Das wird auch anhand anderer Praktiken deutlich, die zum Petplay gehören können:

 Das »Tier« wird von seinem Herrn ähnlich erzogen und ausgebildet wie ein Sklave von seinem Herrn.

 So wie einem Sklaven durch einen Knebel die Kommunikation erschwert werden kann, darf sich ein Petplayer nur mit Geräuschen wie »Wuff!« oder »Miau!« äußern. Auch verschiedene Formen von Knebel-Ersatz, beispielsweise ein Maulkorb oder eine Trense, sind beim Petplay üblich.

 Viele Petplayer erleben ihre Reduzierung auf die Stufe eines Tieres als lustvolle Demütigung – insbesondere wenn sie so vor Dritten zur Schau gestellt werden. Erniedrigend sind häufig auch Verbote, Möbel zu benutzen, die Notwendigkeit, vielleicht sogar vor anderen Menschen pinkeln zu müssen wie ein Tier, oder dazu abgerichtet zu werden, »Stöckchen zu holen«. Diese Lust an der Demütigung teilen viele SM-Liebhaber.

 Im Zusammenhang mit »Tierzucht«-Spielen kommt es zu Praktiken wie Keuschhaltung und Orgasmuskontrolle, wie man sie auch von SM-Aktionen kennt.

 Ein Element des Petplay, das sich im SM-Bereich nicht findet: Viele Petplayer spielen gern mit demselben Spielzeug wie echte Tiere. Hier wird die Lust daran, die Rolle des verantwortungsvollen Menschen zu verlassen, nicht mit Leiden als Bestrafung verknüpft.

Nicht zuletzt gibt es auch Petplayer, die beispielsweise mangels Partner nicht die Gelegenheit haben, ihre erotische Vorliebe vollständig auszuleben. Sie beschränken sich dann notwendigerweise auf anregende Chats mit anderen Petplayern, die Teilnahme an Online-Spielen oder Selbstbefriedigung. Inzwischen gibt es einen eigenen Ausdruck für das Onanieren, während man sich Folgen der Zeichentrickserie »My Little Pony« anschaut – das »Clopping«. Gerade hier zeigt sich besonders gut, wie unterschiedlich Menschen empfinden: Was für den einen erotisch vollkommen reizlos ist, macht andere megascharf.

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