Читать книгу Erotische Demütigungen | Erotischer Ratgeber - Arne Hoffmann - Страница 5

Оглавление

Warum lassen sich manche Menschen gern demütigen?

Nun kann es sein, dass du demütigende Szenen in Pornos anregend findest, dir aber nicht sicher bist, ob es dir wirklich etwas bringen würde, sie im erotischen Rollenspiel selbst zu erleben. Vielleicht machst du dir auch Sorgen, ob bei dir alles in Ordnung ist, wenn du davon träumst, von deinem Partner oder anderen Menschen wie Dreck behandelt zu werden. Oder dein Partner verrät dir, dass er von dir gern gedemütigt werden möchte, und du bist entsetzt oder verstört und fragst dich, ob er dringend therapeutische Hilfe braucht.

Nein, therapeutische Hilfe benötigt ihr keine. Überraschenden, aber inzwischen recht zahlreichen Studien zufolge sind Menschen, die sich im erotischen Spiel erniedrigen lassen, sogar oft stabiler und gesünder als ihre Mitmenschen. Es gibt eine ganze Bandbreite von Gründen, warum es Frauen und Männern gefällt, erniedrigt zu werden:

 Manche Menschen unterwerfen sich gern ihrem Partner. Eine solche Unterwerfung wird durch gelegentliche Erniedrigungen zementiert. Sie wird durch solche Aktionen stärker Teil des Denkens und Fühlens beider Partner. Demütigungen machen das Machtgefälle zwischen den beiden Partnern sehr deutlich.

 Demütigung und Demut sind nicht zufällig ähnliche Wörter und Demut zählt nicht umsonst als Tugend. Wer sich demütigen lässt, kann sich dadurch eher klarmachen, wie unwichtig es für ihn ist, einen hohen Status oder ein immenses Selbstbewusstsein zu besitzen. Stattdessen nimmt er die eigene Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit bewusst an.

 Ironischerweise können Demütigungen aber auch den eigenen Stolz und das eigene Selbstbewusstsein stärken. Wer sich bewusst macht, welche extrem schambesetzten Situationen er schon überstanden hat, ohne einen Schaden davongetragen zu haben, der steckt die gelegentlichen Peinlichkeiten, die ihm das Leben automatisch beschert, viel leichter weg. Wer festgestellt hat, dass er auch unter großen emotionalen Belastungen nicht zerbrochen ist, kann daraus eine ganz besondere Stärke schöpfen.

 Viele Menschen, die SM-Spiele mögen, schätzen an ihnen besonders den Kontrollverlust. Sie können einmal ganz loslassen und sind nicht mehr verantwortlich für das, was mit ihnen geschieht. Während Fesselspiele körperlichen Kontrollverlust bedeuten, stellen Demütigungen oft psychischen Kontrollverlust dar.

 Auch hier kann aber wieder ebenso das Gegenteil zutreffen: Gemeinsam mit dem Partner geplante Demütigungen können auch bedeuten, dass man die Kontrolle über solche Erlebnisse (zurück)gewinnt, statt ihnen machtlos ausgesetzt zu sein. Im erotischen Rollenspiel kann man anders als im Alltag viel besser darauf achten, dass man nicht wirklich emotional verletzt wird.

 Demütigungen bringen einen oft ins Schwitzen, der Puls beginnt zu rasen, die Atmung geht schneller und man ist wirklich aufgeregt. Das sind alles körperliche Reaktionen und Gefühle, die sich auch beim Sex abspielen. Schon deshalb können Demütigungen eine gute Grundlage für sexuelle Aktionen darstellen. Der Übergang von »aufgeregt sein« zu »erregt sein« ist oft fließend.

 Wer gedemütigt ist, kann Dinge tun, die er insgeheim vielleicht ohnehin gern tun würde (zum Beispiel sich vor mehreren anderen Menschen selbst befriedigen), die aber normalerweise einem Tabu unterliegen. Wird einem Menschen derart inakzeptables Verhalten im Rahmen eines Demütigungsspiels befohlen, kann er die Verantwortung für diese Aktionen seinem Partner zuschieben und hat das Gefühl, dass er für die Übertretung des Tabus ja ohnehin gerade »bestraft« wird. Demütigungsspiele sind insofern auch geeignet, um bestehende Hemmungen zu überwinden.

 Sich seinem Partner in einer demütigenden Situation zu zeigen und damit eigene Schwächen offenzulegen, kann eine ganz besondere Intimität herstellen. Diese Bereitschaft zeugt von tiefem Vertrauen in den Partner. Beglückend ist es auch, wenn man spürt, dass man von seinem Partner »trotzdem« akzeptiert und wertgeschätzt wird.

 Auch Masochismus als Antrieb sollte man nicht außen vor lassen. So wie manche Menschen körperliche Schmerzen genießen können, geht es anderen mit seelischen Beeinträchtigungen. Soziale Sanktionen wie z. B. Zurückweisungen werden in derselben Hirnregion wahrgenommen wie körperlicher Schmerz.

Wie ich im vorangegangenen Kapitel angerissen habe, spielt der Zusammenhang, in dem bestimmte Erfahrungen stattfinden, eine große Rolle dabei, wie wir mit ihnen klarkommen. Ein Masochist, der zum Höhepunkt gelangt, wenn er auf die richtige Weise ausgepeitscht wird, gerät nicht in Wallung, wenn er sich versehentlich den Zeh stößt. In ähnlicher Weise können viele Menschen zum Beispiel erotisierte Beschimpfungen genießen, die es andererseits hassen würden, von ihrem Vorgesetzten weniger gehässig zur Schnecke gemacht zu werden. Wer sich in einem erotischen Rollenspiel gern erniedrigen lässt, kann im Alltag darauf verzichten, von unfreundlichen Verkäufern oder unverschämten Angehörigen des anderen Geschlechts herablassend behandelt oder vor Dritten bloßgestellt zu werden.

Viele Psychologen vermuten, dass Menschen, denen demütigender Sex gefällt, mit realen Demütigungen aus dem Alltag fertig werden, indem sie diese mit ihren Fantasien so lange umformen, bis sie lustvoll werden. Der Fachausdruck dafür lautet »sublimieren«. Man findet dieses Verhalten zum Beispiel auch bei Schriftstellern, wenn diese als belastend empfundene Erlebnisse aus ihrem Leben in ihren Büchern literarisch verarbeiten. Im sexuellen Bereich könnte dieses Sublimieren zum Beispiel so aussehen, dass ein Mann, der wiederholt von attraktiven Frauen zurückgewiesen worden ist, eine erotische Fantasie entwickelt, bei der ihn seine Partnerin immer wieder sexuell aufreizt, ihn dann aber nicht zum Zuge kommen lässt, sondern sich nur über ihn lustig macht. Indem der Betreffende das Ganze erotisiert, kann er es schließlich als lustvoll empfinden und dabei bis zum Orgasmus gelangen. Das dürfte ein unbewusster Vorgang sein, der sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt.

Erotische Demütigungen | Erotischer Ratgeber

Подняться наверх