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Vorwort

(mit einer kleinen Verbeugung vor Lou Paget)

»Onanie ist Sex mit jemandem, den ich sehr liebe.«

Woody Allen

»Wir haben guten Grund anzunehmen, dass der erste Mensch aufrecht ging, um seine Hände für die Selbstbefriedigung frei zu haben.«

Lily Tomlin

Meine sehr verehrten Herren Leser,

liebe Wichser,

Ratgeber zur Selbstbefriedigung für Frauen gibt es im In- und Ausland gar nicht so wenige. Sie heißen »Mit zarter Hand«, »Immer wenn ich mich verführe«, »Sex for One«, »Tickle Your Fancy«, »The Clitoral Truth« oder »Danke, ich schaff’s alleine«. Was die Selbstbefriedigung von Männern angeht, besteht hier bis auf sehr wenige Ausnahmen Fehlanzeige. Natürlich liegt das vor allem daran, dass man Frauen auch die einfachsten und selbstverständlichsten Dinge immer erst noch lang und breit beibringen muss. Ein anderer Grund mag allerdings auch sein, dass mit dem Beginn des Zeitalters der sexuellen Revolution sich das Hauptaugenmerk in Sachen Lust und Liebe besonders auf Frauen richtete. Männer, so nahm man offenbar an, würden schon selber dafür sorgen, dass sie nicht zu kurz kämen. Nur hat bis jetzt noch niemand die Sache so richtig in die Hand genommen …

Während wir von einer Flut an Erotikratgebern zugeschüttet werden, taucht darin ausgerechnet jene sexuelle Beschäftigung nicht auf, der wir am häufigsten und liebevollsten nachgehen. Uns wird seit der Erfindung des Kamasutras eine ganze Latte vergnüglicher Stellungen und Techniken präsentiert, aber sobald man für einen Abend keine Partnerin auftreiben kann, schaut man in dieser Hinsicht ziemlich dumm aus der Wäsche. Zigtausend Jahre Kulturgeschichte der Sexualität – und die Solo-Nummern werden einfach ausgeklammert. Bis heute. Oder wann haben Sie das letzte Mal in der »Men’s Health« oder der FHM [For Him Magazine; der Verleger] einen Artikel gelesen wie: »22 Spitzen-Tipps, wie Sie sich ohne jede fremde Hilfe in Ekstase bringen?« Wundern Sie sich eigentlich darüber, dass Sie sich darüber noch nie gewundert haben?

Obwohl wir von Natur aus wissen, worum es im Prinzip beim Onanieren geht, macht uns das nicht unbedingt zu großartigen Wichsern. Das werden wir erst. Ich war jedoch schon immer der Meinung, dass man alles, was man tut, gut machen sollte. Finden Sie nicht auch, dass man Dinge, die man gut macht, viel mehr genießt? Beim Onanieren ist das nicht anders. Es sollte keine mechanische Handlung sein, sondern eine Erfahrung, die man von Anfang bis Ende genießt. Damit Ihnen das gelingt, müssen Sie wissen, was Sie tun.

Nirgendwo aber kann man erfahren, wie man es macht, geschweige denn, wie man es gut macht. Weder unsere Väter noch unsere Lehrer haben uns bei ihren Versuchen zur Sexualerziehung irgendwelche Anweisungen gegeben. Unseren Vätern können wir im Grunde keine Schuld geben: Wenn sie tatsächlich etwas über die Techniken wussten, war es ihnen viel zu peinlich, ihr Wissen an den Sohn weiterzugeben1. Und ein Lehrer, der im Unterricht Masturbationstechniken angesprochen hätte, wäre seinen Job sicher bald los gewesen.

Als Erwachsenen jedoch ist es vielen Männern peinlich, mehr über das Onanieren zu wissen oder ihre eigenen Fertigkeiten auf diesem Gebiet verbessern zu wollen, ja, manche schämen sich deshalb sogar. Denn welcher Mann möchte schon ein toller Wichser sein? Oder anders ausgedrückt: Wie kann er zugeben, dass er ein toller Wichser sein möchte, und dabei gleichzeitig ein echter Kerl bleiben?

Aus diesen Gründen habe ich beschlossen, ein Buch zu schreiben, das Männer die Kunst des Masturbierens lehrt, und ich hoffe, dass ich Ihnen anregende Ideen vermitteln kann, um sich ein Vergnügen zu bereiten, das Ihre wildesten Erwartungen übertrifft. Ich glaube, dass Onanieren Ausdruck und Feier unserer Gefühle sein sollte, und alles, was ich mir wünsche, ist brillante Selbstbefriedigung mit einer Phantasie meiner Wahl. Das scheint mir eigentlich keine zu große Erwartung zu sein. Wenn ich dazu beitragen kann, diesen Genuss auch bei meinen Lesern zu vergrößern, habe ich selbst in einsamen Stunden den besten Job der Welt. Bis ich nach Feierabend endlich meine Hände in den Schoß legen kann – um selbst dann nicht untätig zu bleiben …

1 Ausnahmen bestätigen die Regel: "[Toni war] etwa zehn Jahre alt und (…) ein widerlicher Balg. daß er meistens ungewaschen und immer ungekämmt einherkam, (…) daß er nicht grüßte und für einen Gruß nicht dankte - das alles hätte sich noch ertragen lassen, wären Herr und Frau Feldmann nicht gar so demonstrativ überzeugt gewesen, ein Prachtexemplar der Menschheit hergestellt zu haben, und hätten sie ihn nicht mit all der Affenliebe, zu der jüdische Menschen einem einzigen Sohn gegenüber fähig sind, verzogen und verwöhnt. Toni durfte sich einfach alles erlauben, und er ließ sich nur selten etwas entgehen. Noch heute denke ich mit Ingrimm an den Tag zurück, als ich seinem Vater eine dringende telephonische Nachricht übermitteln wollte und das Pech hatte, an Toni zu geraten: Er hob den Hörer ab, imitierte mit beharrlichem ›Tü-tütü-tütü‹ das Besetztzeichen und war durch nichts zu bewegen, die Verbindung aufzunehmen.

Auch wenn Gäste ins Haus kamen, litten sie unter Tonis Exzessen, die von seinen Eltern mit wohlwollendem Schmunzeln verfolgt und als Ausdruck seiner frühzeitig entwickelten Persönlichkeit interpretiert wurden. Nicht einmal vor der an jedem Donnerstag stattfindenden Tarockpartie machte er halt, und der Papa mochte sich auch dann nicht zum Eingreifen entschließen, wenn das geniale Kind unter den Tisch kroch, die Hosenaufschläge der Spieler mit Asche und Zigarettenresten füllte, ihre Schuhbänder durchschnitt oder ähnlich erfindungsreichen Unfug trieb.

Eines Nachmittags aber trieb er's zu bunt. Sei es, daß Papa Feldmann im Verlust und folglich mißgelaunt war, sei es, daß er (in Abwesenheit von Frau Feldmann) den Augenblick gekommen sah, endlich einmal den Herrn hervorzukehren - jedenfalls erhob er sich plötzlich mit energischem Ruck, packte seinen Sohn an der Hand und führte ihn aus dem Zimmer. Nach einigen Minuten kam er allein zurück, nahm seinen Platz wieder ein, (…) und die Partie nahm ihren erstmals ungestörten Fortgang (…).

Erst als die Partie beendet (…) war, erkundigte sich einer der Teilnehmer: ›Sagen Sie, Feldmann - was haben Sie eigentlich mit Ihrem Buben gemacht, daß er uns nicht mehr gestört hat?‹

Herrn Feldmanns Antwort erfolgte (…) mit einwandfreier Klarheit (und offenbarte ein Maß an väterlicher Selbstüberwindung, wie es eben nur ein Kartenspieler aufbringen kann):

›Ich hab ihm onanieren gelernt.‹" (Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlands in Anekdoten, 1975, dtv 1266, S. 67 f. - Anmerkung des Verlegers).

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