Читать книгу Drei Monate in Dixie - Arthur James Lyon Fremantle - Страница 5

März und April 1863

Оглавление

02. März 1863: Ich verließ England an Bord des königlichen Postdampfers Atrato und erreichte St. Thomas am Siebzehnten des Monats.

22. März 1863: Gingen um 06.15 Uhr in Havanna vor Anker, wo ich meinen alten Freund Kapitän Hancock von Ihrer Majestät Fregatte Immortalité traf. Er besteht nicht nur darauf, mich als seinen persönlichen Gast nach Matamoros zu bringen, sondern ist auch einverstanden, einen texanischen Kaufmann sich uns anschließen zu lassen, dessen Bekanntschaft ich auf der Atrato gemacht habe. Der Name dieses Gentleman lautet McCarthy. Er ist gebürtiger Ire – ein prächtiger Bursche und ein glänzender Reisegefährte. Als er von meinem Wunsch erfuhr, den "wahren Süden" kennenzulernen, erklärte er sich freundlicherweise bereit, als mein Führer durch einen Teil der texanischen Wüsten zu fungieren. Ich bin Kapitän Hancock für seine Güte zu großem Dank verpflichtet.

23. März 1863: Um 11.00 Uhr verließen wir Havanna an Bord der H.M.S. Immortalité. Nach Verlassen des Hafens wurden die Dampfkessel gelöscht und wir fuhren unter Segeln.


01. April 1863: Wir ankerten gegen 20.30 Uhr inmitten von etwa 70 Handelsschiffen fünf Kilometer vor der Mündung des Rio Grande (oder Rio Bravo del Norte, was meines Wissens sein korrekter Name ist).

02. April 1863: Um 10.00 Uhr verließen der Texaner und ich die Immortalité in ihrem Kutter und überquerten die Sandbank ohne jeglichen Zwischenfall. Der Kutter wurde von Mr. Johnston, dem Segelmeister, gesteuert und da ein günstiger Wind wehte, näherten wir uns der Küste mit atemberaubender Geschwindigkeit und landeten nahe dem armseligen Dorf Bagdad am mexikanischen Ufer des Rio Grande.

Glücklicherweise stellte die Sandbank kein Hindernis dar – sie lag etwa einen Meter unter Wasser und wies keine tückischen Aufhäufungen auf. Sie ist oft für Zeitspannen von zehn bis zwölf Tagen unpassierbar, da die Wassertiefe zwischen sechzig Zentimetern und anderthalb Metern schwankt. Aufgrund der starken Brandung und der herrschenden Unterströmung ist es eine sehr gefährliche Stelle, zumal sich hier auch etliche Haie tummeln. Boote kentern regelmäßig auf dieser Sandbank und vor etwa einem Monat verlor die Orlando hier einen Mann.

Vor der Sandbank liegen ständig um die siebzig Schiffe vor Anker. Zwei kleine Dampfschiffe liefern ihnen von Bagdad aus mit beträchtlichen Verzögerungen ihre Baumwollladungen. Der Tiefgang dieser Dampfer beträgt lediglich einen knappen Meter und ihre Arbeit bringt ihnen einen enormen Profit ein.

Bagdad besteht aus einem Häuflein erbärmlicher Holzhütten, die seit Kriegsbeginn aus dem Boden geschossen sind. So weit das Auge reicht, lagern hier Berge von Baumwollballen.

Nach unserer Landung wurde McCarthy sogleich von seinen Kaufmannskollegen begrüßt. Er stellte mich einem gewissen Mr. Ituria vor, einem Mexikaner, der mir versprach, mich in seiner Kutsche nach Brownsville zu bringen, das am texanischen Ufer des Flusses gegenüber Matamoros liegt. McCarthy sollte mir am Abend nach Matamoros folgen.

Der Rio Grande ist sehr kurvenreich und seicht; auf dem Wasserwege beträgt die Strecke nach Matamoros 105 Kilometer und der Fluss wird von Dampfschiffen befahren, die diese Entfernung gelegentlich in zwölf Stunden bewältigen, meist jedoch 24 Stunden benötigen, da sie wiederholt auf Grund laufen. Auf dem Landwege beträgt die Strecke von Bagdad nach Matamoros 55 Kilometer, auf der texanischen Seite nach Brownsville 40 Kilometer.

Um 11.00 Uhr überquerte ich mit Mr. Ituria bei Bagdad den Fluss und da ich keinen Pass besaß, brachte man mich vor ein halbes Dutzend konföderierter Offiziere, die um ein Feuer herumsaßen und deren ganzes Interesse einer Pfanne mit Kartoffeln galt. Diese Offiziere waren Angehörige von Duffs Kavallerie (Duff war der Geschäftspartner meines texanischen Begleiters). Ihre Kleidung bestand lediglich aus Flanellhemden, sehr alten Hosen, Reitstiefeln mit enormen Sporen und schwarzen Filzhüten, an denen der Texasstern prangte. Ihr Aussehen war wild und schmutzig, aber sie behandelten mich sehr zuvorkommend.

Der Captain schien mir ein Angeber zu sein und bemerkte unablässig: "Wir haben sie auf dem Mississippi verdroschen, wir haben sie auf dem Sabine (ausgesprochen 'Sabien') verdroschen und wir haben sie an unzähligen anderen Orten verdroschen!" Er erklärte mir, dass er den Fluss nicht überqueren könne, um McCarthy zu besuchen, da er drei Wochen zuvor mit einigen seiner Männer die Grenze verletzt hatte, um einige Renegadoes einzufangen, von denen sie einen namens Montgomery auf der Straße nach Brownsville "zurückließen". Am Grinsen der übrigen Offiziere konnte ich unschwer ablesen, dass diesem Montgomery wohl etwas ausgesprochen Unangenehmes zugestoßen sein musste. Er stellte mich einem Kapitän vor, der gerade mit seinem baumwollbeladenen Schooner aus Galveston eingelaufen und ob des geglückten Unternehmens sehr erleichtert war. Die Baumwolle hatte in Galveston sechs Cents das Pfund gekostet und ist hier 36 Cents wert.

Mr. Ituria und ich brachen zur Mittagszeit nach Brownsville auf. Seine Kutsche ist ein leichter Gig auf vier großen Rädern. Die Straße ist ein natürlich ausgefahrener Weg. Die Landschaft ist recht eben und dicht mit Mesquitebäumen bewachsen, deren Aussehen sehr dem Pfefferbaum ähnelt. Jeder Mensch, den wir trafen, führte einen Sechsschüsser mit sich, obwohl dessen Gebrauch hier nur äußerst selten notwendig ist.

Nachdem wir knapp 15 Kilometer zurückgelegt hatten, trafen wir auf General Bee, der die Truppen bei Brownsville befehligt. Er befand sich auf dem Weg nach Boca del Rio und reiste zusammen mit seinem Generalquartiermeister Major Russell in einem Ambulanzwagen (ein Ambulanzwagen ist ein leichter Wagen und verfügt für gewöhnlich über zwei Federn an der Hinterachse und eine querliegende Feder an der Vorderachse. Die Sitze können dergestalt arrangiert werden, dass zwei oder gar drei Personen ausgestreckt im Wagen liegen können). Ich überreichte ihm mein an General Magruder gerichtetes Einführungsschreiben und stellte mich vor.

Hierauf stieg er von seinem Ambulanzwagen herab und verwöhnte mich mit einer Mahlzeit aus Rindfleisch und Bier unter freiem Himmel. Er ist der Bruder jenes General Bee, der bei Manassas getötet wurde. Wir unterhielten uns über Politik und tauschten über eine Stunde lang sehr freundschaftlich unsere Gedanken aus. Er gestand mir, dass er die Sache mit Montgomery nicht gutheißen könne und sie bedauere. Davis, ein anderer Renegado wäre ebenfalls getötet worden, hätte seine Gattin nicht Fürbitte für ihn eingelegt. General Bee hatte Davis schließlich den Mexikanern aushändigen lassen.

Wir verabschiedeten uns von General Bee und eine halbe Stunde später erreichten wir die Stelle, an der Montgomery "zurückgelassen" worden war. Tatsächlich fanden wir ihn etwa 200 Meter links der Straße. Man hatte ihn oberflächlich verscharrt, aber sein Kopf und seine Arme lagen frei. Die Arme waren gefesselt und um seinen Hals hing noch der Strick, dessen anderes Ende von einem kleinen Mesquitebaum baumelte. Wahrscheinlich hatten Hunde oder Wölfe die Erde vom Leichnam gescharrt und es befand sich kein Fleisch mehr an seinen Knochen. Somit machte ich binnen drei Stunden nach meiner Ankunft in Amerika meine erste Erfahrung mit der hiesigen Lynchjustiz. Soweit ich es beurteilen kann, war dieser Montgomery ein Mann von ausgesprochen schlechtem Charakter und hatte im Vertrauen auf die Sicherheit des neutralen mexikanischen Bodens wiederholt vom Ufer bei Bagdad aus über den Fluss hinweg allerlei Beleidigungen wider die Konföderierten ausgestoßen. Zudem hatte eine Gruppe seiner Renegadoes den Fluss überquert und einige unbewaffnete Wagenführer eines Baumwolltransportes getötet, was den Zorn der Konföderierten erregte.

Nach weiteren fünf Kilometern erreichten wir Colonel Duffs Lager. Er ist ein sympathisch wirkender, gutaussehender Schotte und begegnete mir mit großer Gastfreundschaft. Sein Regiment besteht aus unerfahrenen Freiwilligen, prächtigen jungen Burschen, die in Gruppen Drillübungen durchexerzierten. Sie waren nach verschiedensten Moden gekleidet und viele von ihnen trugen keine Jacken, aber jeder besaß den schwarzen Filzhut mit der hohen Krone. Trotz ihrer seltsamen Kleidung wirkte die Erscheinung dieser Männer weder lächerlich noch verächtlich und sie alle machten einen durch und durch entschlossenen Eindruck. Colonel Duff erzählte mir, dass viele der einfachen Soldaten riesige Ländereien mit mehr als einhundert Sklaven besäßen und äußerst wohlhabend seien. Sie waren alle ausgesprochen freundlich zu mir.

Ihre Pferde sind recht magere Tiere, aber genügsam und schnell. Die Sättel, die die benutzen, gleichen dem mexikanischen Modell.

Colonel Duff bekannte, dass die Angelegenheit mit Montgomery Unrecht gewesen sei, fügte jedoch hinzu, seine Jungs hätten "gute Absichten" gehabt.

Wir erreichten Brownsville um 17.30 Uhr und Mr. Ituria bestand gütigerweise darauf, dass ich in seinem Haus schlafen solle, anstatt mich in dem überfüllten Hotel einzuquartieren.

03. April 1863 (Karfreitag): Um 08.00 Uhr erhielt ich einen militärischen Passierschein, der mir die Überquerung des Rio Grande auf mexikanisches Staatsgebiet gestattete. Ich zeigte ihn dem Wachtposten, der mir daraufhin die Überfahrt auf einem Fährboot erlaubte.

Am Karfreitag ist in Mexiko Kutschen die Fahrt untersagt und so hatte ich einen heißen, staubigen Spaziergang von über anderthalb Kilometern nach Matamoros.

Mr. Zorn, der amtierende britische Konsul und Mr. Behnsen, sein privater Geschäftspartner, boten mir für die Zeit meines Aufenthaltes in Matamoros ein Obdach im Konsulat an, was ich dankend akzeptierte.

Ich wurde Mr. Colville, einem Herrn aus Manchester, vorgestellt, ebenso Mr. Maloney, einem der führenden Händler dieser Gegend und Mr. Bennet, einem Engländer und Miteigner der Peterhoff, der recht erfreut schien, als er von der Aufbringung seines Schiffes erfuhr, da er überzeugt war, dieser Fall sei ein dermaßen großes Unrecht, dass unsere Regierung nicht umhin könne, sich der Sache anzunehmen. [Anm. d. Übers.: Das britische Schiff Peterhoff wurde am 25. Februar 1863 in karibischen Gewässern von der USS Vanderbilt gekapert. Trotz ordnungsgemäßer Papiere wurde das Schiff aufgrund widersprüchlicher Aussagen eines Besatzungsmitglieds zum Blockadebrecher erklärt.] Ich machte auch die Bekanntschaft des Gobernador, eines recht grobschlächtigen Menschen.

Nachdem ich mit Mr. Zorn mein Abendessen eingenommen hatte, ging ich zurück zum Rio Grande, den ich überqueren durfte, als ich den mexikanischen Soldaten Mr. Colvilles Passierschein zeigte. Auch diese Nacht verbrachte ich im Hause von Mr. Ituria.

Brownsville ist ein ärmliches Städtchen von etwa 3.000 Einwohnern. Die Mehrzahl der Häuser ist aus Holz gebaut und die Straßen sind lang, breit und schnurgerade. In unmittelbarer Nähe lagern etwa 4.000 Soldaten unter General Bee. Der Wohlstand von Brownsville hat sehr gelitten seit Matamoros zum Freihafen erklärt wurde.

Nachdem man den Rio Grande überquert hat, führt eine breite, staubige Straße von etwa anderthalb Kilometern Länge nach Matamoros, einer mexikanischen Stadt von ungefähr 9.000 Einwohnern. Deren Behausungen sind nicht viel besser als jene in Brownsville und sie tragen Spuren der zahlreichen Revolutionen, die in dieser Gegend so häufig stattfinden. Sogar das britische Konsulat ist gezeichnet von den Einschusslöchern der Kugeln, die es in den Jahren 1861-62 getroffen haben.

Die Mexikaner sehen ihren indianischen Vorfahren sehr ähnlich; ihre Gesichter sind dunkelbraun und ihr Haar ist schwarz und glatt. Sie tragen Hüte mit enormen Krempen und lieben es, ihre Jacken und ledernen Hosen mit allerlei Zierrat zu schmücken. Einige der Frauen sind recht gutaussehend, aber sie schmieren sich Unmengen von Schmalz in die Haare und schminken ihre Gesichter zu stark. Ihre Trachten ähneln der andalusischen Kleidung. Als ich die örtliche Kirche betrat, fand ich sie mit knienden Frauen vollgestopft. Ein Abbild unseres Erlösers wurde vom Kreuze abgenommen und in einen güldenen Sarg gelegt, während der Priester mit höchstem Eifer von Seinen erduldeten Qualen predigte und all die Frauen heulten aufs Erbärmlichste, als würden sie geprügelt.

Matamoros ist von zahllosen Juden heimgesucht worden, deren Unternehmergeist den örtlichen Händlern das Geschäft verdirbt, was diese sehr erzürnt.

Die Stadt leidet enorm unter der Trockenheit und seit elf Monaten ist in dieser Gegend kein nennenswerter Regen niedergegangen.

Man sagt mir, es geschehe in Mexiko häufig, dass die Postkutschen beim Erreichen ihres Bestimmungsortes sämtliche Rouleaus herabgezogen haben. Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Passagiere, Männer wie Frauen, von Räubern gezwungen wurden, sich nahezu bis auf die nackte Haut zu entkleiden. Ihnen wird dann wie selbstverständlich ein Bündel Kleidung durch eines der Fenster zugeworfen, um ihnen das Aussteigen zu ermöglichen. Mr. Behnsen und Mr. Maloney beteuerten, sie hätten dieses Prozedere bereits mehrmals beobachtet und Mr. Oetling gestand, dass ihm und drei Damen in seiner Begleitung auf dem Wege nach Mexico City das gleiche Missgeschick widerfahren war.

04. April 1863 (Samstag): Ich überquerte den Fluss um 09.00 Uhr und nahm auf der mexikanischen Seite eine Kutsche, die mich mit meinem Gepäck zum Konsulat in Matamoros brachte. Der Kutscher misshandelte seine halbverhungerten Tiere auf schändlichste Weise. In dieser Hinsicht sind die Mexikaner noch schlimmer als die Spanier.

Ich wurde bei Mr. Oetling vorstellig, dem preußischen Konsul, der zugleich einer der wohlhabendsten und erfolgreichsten Kaufleute von Matamoros und ein sehr angenehmer Zeitgenosse ist. Nach dem Abendessen besuchten wir einen Fandango, eine Feier unter freiem Himmel. Etwa 1.500 Menschen gaben sich dem Glücksspiel hin und versuchten sich an schlechten Nachahmungen europäischer Tänze.

05. April 1863 (Sonntag): Mr. Zorn (oder Don Pablo, wie er hier genannt wird), der amtierende Vizekonsul Ihrer Majestät, ist ein reizender und ausgesprochen gutmütiger kleiner Herr – ein gebürtiger Preuße. Der plötzliche Statusgewinn, den er durch sein Amt erfahren hat, sowie die enorme Menge an (unbezahlter) Mehrarbeit, die damit einhergeht, haben ihn vollkommen überwältigt. Vor Ausbruch des Krieges war das Amt des britischen Konsuls eine relative Sinekure.

Mr. Behnsen ist der Leiter des Handelsunternehmens. Er tätigt den Großteil der Geschäfte in San Luis Potosi, einer Stadt im Landesinneren von beträchtlicher Größe. Die ausländischen Händler beklagen sich alle bitterlich über die Behinderungen und die regelrechten Schutzgelderpressungen, welche ihnen die hiesige Regierung zumutet. Diese Methoden sind zwar zweifellos in höchstem Maße fragwürdig, allerdings scheinen die Handelsunternehmen auf mexikanischem Boden trotzdem prächtig zu gedeihen.

Ich setzte nach Brownsville über, um bei General Bee vorstellig zu werden, dieser war jedoch noch nicht von Boca del Rio zurückgekehrt.

Ich speiste mit Mr. Oetling. Bei dem Dinner waren etwa 14 Personen anwesend, überwiegend Deutsche, und es war eine sehr fröhliche Gesellschaft. Angeblich hat Mr. Oetling für sein Unternehmen seit Ausbruch des Krieges mit riskanten Baumwollspekulationen eine Million Dollars an Profiten erwirtschaftet. Anschließend besuchten wir alle das Theater. Das Stück wandte sich ebenso gegen die Franzosen wie gegen die Lebensart der Südstaaten.

06. April 1863 (Montag): Mr. Behnsen und Mr. Colville brachen heute Morgen nach Bagdad auf in einem prächtig hergerichteten Ambulanzwagen, der von vier lebhaften Maultieren gezogen wurde.

Gegen Mittag setzte ich nach Brownsville über und besuchte Captain Lynch, einen Quartiermeister, der eine große Kiste erbrach und mir einen konföderierten Filzhut schenkte, den ich auf meiner Reise tragen solle. Anschließend begleitete er mich zu den Garnisonstruppen und stellte mich Colonel Buchel vom 3rd Texas Regiment vor, der ein gebürtiger Deutscher ist, aber in der französischen Armee gedient und die Zubereitung von Cocktails zu einer Wissenschaft erhoben hat. Um 14.30 Uhr kehrte ich nach Matamoros zurück.

Gegen 16.00 Uhr trafen Kapitän Hancock und Mr. Anderson (der Zahlmeister) in einer ausgesprochen jämmerlichen Kutsche aus Bagdad ein. Sie waren über und über mit Staub bedeckt, nachdem sie sechs Stunden lang auf der Straße unterwegs gewesen waren. Hiervor wären sie beinahe auf der Sandbank gekentert.

Am Nachmittag wurden hier zahlreiche Waffen abgefeuert und Knallfrösche gezündet, da Neuigkeiten von einer vernichtenden Niederlage der Franzosen bei Puebla eingetroffen waren. Dort wurden 8.000 Gefangene gemacht und 70 Kanonen erobert. [Anm. d. Übers.: Die Belagerung von Puebla durch Truppen der französischen Expeditionsarmee dauerte vom 16. März bis zum 17. Mai 1863 und endete mit der Einnahme der Stadt. Die verfrühte Falschmeldung über einen Sieg der mexikanischen Republikaner breitete sich rasch aus und erschien sogar in der New York Times, wo sie jedoch bald darauf wieder dementiert wurde.] Don Pablo, der zu Ehren von Kapitän Hancock vollkommen arglos die britische Flagge gehisst hatte, wurde von den übrigen Händlern beschuldigt, damit eine Schmähung der Franzosen beabsichtigt zu haben.

Nach dem Abendessen wurden wir bei Mr. Maloney vorstellig, dessen Haus wundervoll eingerichtet ist und der eine bezaubernde Gattin hat.

07. April 1863 (Dienstag): Mr. Maloney stellte uns seine Kutsche zur Verfügung, die Kapitän Hancock, Mr. Anderson und mich nach Brownsville brachte.

Zuerst wurden wir bei den Colonels Luckett und Buchel vorstellig. Ersterer ist ein gutaussehender Mann, Arzt von Beruf, umfassend über das Zeitgeschehen unterrichtet und von umgänglichem Wesen, jedoch von bitterem Hass gegen die Yankees erfüllt.

Wir saßen anderthalb Stunden mit diesen Offizieren beisammen, unterhielten uns und tranken dabei unzählige Cocktails, die recht wohlschmeckend waren und fünf oder sechs verschiedene Flüssigkeiten beinhalteten. Anschließend begaben wir uns zu General Bee, mit dem wir eine weitere lange Unterhaltung führten, wobei wir einigen weiteren Cocktails zusprachen.

Der General stellte uns einem gutgekleideten, stattlichen Engländer vor, dessen Name an dieser Stelle ungenannt bleiben soll. Der Herr verkündete uns, er habe seiner Staatsbürgerschaft abgeschworen, bis Großbritannien dem Süden zu seinem Recht verhelfe (anscheinend hat ihn die kürzliche Peterhoff-Affäre außerordentlich erzürnt). Vor zwei Jahren wurde sein Haus niedergebrannt und vor einigen Tagen erfuhr er zufällig, dass sich auf der mexikanischen Seite des Flusses einer der Brandstifter seiner Taten rühmte, also ruderte er über den Fluss, erschoss den Mann und ruderte zurück. Nach unserem Gespräch erfuhr ich, dass der Herr trotz aller gegenteiligen Beteuerungen noch immer ein treuer Brite sei, der nicht zögere, seinen Revolver zu ziehen, sobald jemand die Königin von England beleidige.

Später wurden wir einem weiteren Manne vorgestellt, dessen Namen ich ebenfalls verschweigen möchte. Er war ein recht finster aussehender Bursche, dem sein strohblondes Haar bis an die Schultern reichte. Dieser Mann soll Montgomery aufgehängt haben.

Alle Offiziere behandelten uns äußerst zuvorkommend und fungierten als prunkvolle Eskorte, die uns zum Landesteg geleitete. Colonel Luckett bat mich innig, Brownsville vor General Magruders Ankunft nicht zu verlassen. Er wird täglich erwartet.

Mr. Maloney erzählte uns später, dass diese Offiziere alles für ihr Heimatland aufgegeben haben und nun in großer Armut leben. Er bezweifelte, dass Montgomerys Henker auch nur ein zweites Paar Stiefel besäße und fügte hinzu, dass die Offiziere ganz Brownsville nach Zutaten für die Cocktails durchkämmt hatten, um den britischen Offizieren die Ehre zu erweisen.

Gegen 15.00 Uhr speisten wir bei Mr. Maloney, der einer der wichtigsten und geschäftstüchtigsten britischen Händler in Matamoros ist. Wir genossen seine Gastfreundschaft bis gegen 21.30 Uhr. Sein Wein war wohlschmeckend und er schenkte ihn sehr freigiebig aus. Mr. Oetling war ebenfalls zugegen und seine Geschichten über Straßenräuber und seine eigenen Reisen en chemise waren sehr unterhaltsam.

Um 22.00 Uhr geleitete Mr. Oetling uns zu dem großen Fandango, der aus Anlass des kürzlichen Sieges über die Franzosen veranstaltet wurde. Ein mexikanischer Fandango ähnelt einer französischen ducasse, bereichert um den Nervenkitzel des Glücksspieles. Das Fest beginnt um 21.30 Uhr und dauert bis zum Tagesanbruch. Das Treiben wird vom Schein zahlreicher Papierlaternen in verschiedensten Farben erhellt. Bänke werden in der Form eines großen Quadrates aufgestellt, in dessen Mitte die Tänze stattfinden. Während der Feierlichkeiten rauchen Männer wie Frauen Unmengen von Tabak. Um die Bänke herum ist ein Gehweg angelegt, der von den Spieltischen und Getränkeständen gesäumt wird. Bei diesem speziellen Fest habe ich wohl um die 30 bis 40 Spieltische gezählt; einige der kleineren wurden von alten Frauen betrieben, andere von kleinen Knaben.

Monté ist das beliebteste Spiel und die kleinste Silbermünze ist ein ebenso willkommener Einsatz wie eine Handvoll Dublonen. Die meisten dieser Tische waren von Menschen aller sozialen Schichten umringt, die die Lust am Glücksspiel teilten. Unter ihren enormen Hüten sah ich erstarrte, ernsthafte Mienen und sie verrieten keine Gefühlsregung, gleich ob sie gewannen oder verloren.

Obwohl die Anzahl der Teilnehmer an diesen Fandangos außerordentlich groß ist, verläuft die gesamte Feier doch mit einer Ordnung und Regelmäßigkeit, welche die Organisation der Festlichkeiten der oberen Klassen Europas bei weitem übertreffen. Bricht doch einmal eine Rauferei aus, so wird sie stets von Texanern aus Brownsville ausgelöst. Diese überhitzten Gemüter werden sofort in Gewahrsam genommen und erhalten im Calaboose Gelegenheit, ihr Mütchen zu kühlen.

08. April 1863 (Mittwoch): Dem armen Don Pablo war um die Frühstückszeit "unwohl" und er musste sich wieder zu Bette begeben. Sein Gesundheitszustand bereitete uns allen große Sorgen. Er rührte von Überbeanspruchung durch seine Amtspflichten und der dreisten Art, in der sich die englischen und die "blaunasigen" (wie wir die Einwohner Neuschottlands nennen) Kapitäne ihm gegenüber betragen.

Mr. Behnsen und Mr. Colville kehrten heute Nachmittag aus Bagdad zurück und verliehen ihrer Abscheu über die dortigen Etablissements Ausdruck.

General Bees Ordonnanz wurde gestern in Matamoros von einem Renegado mit einem Revolver attackiert. Dieser Umstand hinderte den General daran, seiner eigentlichen Absicht gemäß nach Matamoros zu kommen.

Um 17.00 Uhr setzten Kapitän Hancock und ich nach Brownsville über und wir wurden von einem prächtig hergerichteten Ambulanzwagen zu General Bees Hauptquartier gebracht. Dort wurden wir Zeugen einer Parade der 3rd Texas Infantry.

Lieutenant-Colonel Buchel ist das schlagende Herz des Corps, denn er ist ein erfahrener Berufssoldat. Die Männer waren ordentlich gekleidet, ihre Uniformen waren jedoch völlig uneinheitlich. Einige Kompanien trugen Blau, andere Grau; einige hatten französische Kepis, andere Schlapphüte oder mexikanische Hüte. Es war ein Haufen prächtiger Burschen und sie vollzogen ihre Drillübungen mit außerordentlicher Genauigkeit. Die zeremonielle Wachablösung, die sie vorführten, gereichte ihnen durchaus zur Ehre. Unter tausend von ihnen waren etwa einhundert Wehrpflichtige. (An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich während meines gesamten Aufenthaltes in den Südstaaten kein anderes Regiment traf, das so ordentlich gekleidet oder so gründlich gedrillt war wie dieses, welches noch niemals ein Gefecht erlebt oder die Mühsal eines Feldzuges erduldet hatte.)


Nach der Parade fanden wir uns bei Colonel Luckett ein, mit dem wir auf das Wohl des Regiments tranken. Hiernach nahmen wir ein sehr schmackhaftes Abendmahl mit General Bee ein; die Colonels Luckett und Buchel waren ebenfalls zugegen. Letzterer ist ein waschechter Glücksritter. Er hat in den französischen und türkischen Heeren gedient, ebenso in den Carlistenkriegen und den mexikanischen Revolutionen und mir wurde gesagt, er habe sich schon in so manchem Ehrenhandel seinem Kontrahenten gestellt. Trotzdem ist er ein stiller und bescheidener kleiner Mann und obgleich er ein überzeugter Südstaatler ist, begegnet er den Yankees mit weitaus weniger Hass als Luckett.

Gegen 22.00 Uhr begaben Kapitän Hancock und ich uns zu einem Ball, den die Würdenträger der "heroica y invicta ciudad de Matamoros" (wie sie ihre Stadt zu nennen pflegen) zu Ehren der französischen Niederlage veranstalteten. General Bee und Colonel Luckett wohnten der Festivität ebenfalls bei und ihre Einladungen stellten die erste höfliche Geste dar, die ihnen seit der Grenzverletzung in der Davis-Montgomery-Affäre erwiesen wurde. Sie trugen unauffällige Kleidung und führten verborgene Pistolen mit sich, um auf mögliche Unannehmlichkeiten vorbereitet zu sein.

Wir alle nahmen eine Kutsche von Brownsville zum Konsulat und betraten den Ballsaal als Gruppe. Die Fassade der Stadthalle war prächtig geschmückt und ein riesiges Plakat prangte an ihr, auf dem die liebenswerte Parole "Muera Napoleon – viva Mejico!" geschrieben stand. In Abständen wurden Feuerwerkskörper und Knallfrösche gezündet, die jedoch nicht immer planmäßig explodierten. Auf dem Vorplatz hatte man einen Triumphbogen errichtet, der eine Inschrift des ungefähren Wortlautes "Die schwächlichen Nationen Europas mögen erzittern" trug. Ich freundete mich mit dem Gobernador und dem Administrador an, welche beide bestrebt waren, mich zum Tanzen zu verleiten. Ich lehnte allerdings taktvoll ab mit der Begründung, dass wir Europäer nicht in der eleganten Art der Mexikaner zu tanzen verstünden. Kapitän Hancock war entsetzt, als der verschwitzte Gobernador (der nebenbei noch einen kleinen Laden führt) seine Absicht kundtat, mit sechsen seiner Freunde die Immortalité zu besichtigen und einige Nächte an Bord zu verbringen.

Die Tänze ähnelten einer Art langsamem Walzer und zwischen den einzelnen Tänzen reihten sich die Mädchen entlang einer Wand auf und es war niemandem gestattet, sie anzusprechen. Die meisten von ihnen waren unscheinbare, übermäßig geschminkte Dinger, die in lächerlichen Kleidern steckten.

09. April 1863 (Donnerstag): Kapitän Hancock und Mr. Anderson brachen zur Mittagszeit in Mr. Behnsens Kutsche nach Bagdad auf.

Um 11.30 Uhr setzte ich nach Brownsville über und dinierte gegen 13.00 Uhr mit den Colonels Luckett, Buchel und Duff. Da wir alle Colonels waren und uns gegenseitig tout court mit "Colonel" ansprachen, war es recht mühsam, den jeweiligen Gesprächspartner zu identifizieren. Man gestand freimütig ein, dass Brownsville wohl als das turbulenteste Städtchen in Texas gelten könne, welches wiederum der gesetzloseste Staat der Konföderation sei, jedoch beteuerte man mir auch, dass noch niemals ein Mann beleidigt oder belästigt worden sei, der nicht selbst ein Schurke war. Trotzdem erfreut sich hier die Rechtsprechung durch Niederschießen und Aufhängen großer Beliebtheit und scheint in einem dermaßen spärlich bevölkerten Staate auch tatsächlich eine Notwendigkeit zu sein, da sich hier all jene Desperadoes sammeln, die aus den zivilisierteren Landstrichen vertrieben wurden.

Colonel Luckett überreichte mir ein Schreiben an General Van Dorn, den man hier als das hehre Idealbild eines Kavalleristen betrachtet. Ich erfuhr, dass die Südstaatler die Yankees seit jeher als eine an Mut und Ehrgefühl unterlegene Rasse verachten.

Um 15.00 Uhr ritten Colonel Buchel und ich zu Colonel Duffs Lager, welches etwa 20 Kilometer entfernt liegt. Man gab mir einen mexikanischen Sattel, dessen Form einen zwingt, nahezu aufrecht stehend zu reiten. Die Steigbügel hängen sehr tief und direkt unter dem Reiter, was die Position der Füße nach hinten verlagert.

Duffs Regiment nennt sich die "Partisan Rangers". Obgleich es aus prächtigen Burschen besteht, bietet es bei einer Parade einen enttäuschenden Anblick, da die Männer nur unzureichend gedrillt und gänzlich uneinheitlich gekleidet sind. Ihre Bewaffnung besteht aus Karabinern und Sechsschüssern.

Ich sah einige Männer, die von einem 500 Kilometer langen Erkundungsritt gegen die Indianer zurückkehrten. Sie sagten mir, dass sie für gewöhnlich jeden Indianer skalpierten, der ihnen in die Hände falle und dass sie noch keinen verschont hätten, da die Indianer eine vollkommen unzivilisierbare und grausame Rasse seien. Von den Indianern haben sie die Gewohnheit übernommen, sich auf eine höchst sonderbare Art auf ihre Fersen niederzusetzen. Sie bieten einen kuriosen Anblick, wenn mehrere von ihnen dergestalt in einer Reihe oder einem Kreis beisammen sitzen.

Zuvor war das Regiment dazu eingesetzt worden, einen Aufstand der Unionisten in Texas niederzuschlagen. Ihr tiefer Hass trat deutlich zutage, wenn sie von den "Renegadoes" (wie sie die Aufständischen nennen) sprachen, welche hauptsächlich aus Deutschen bestanden. Als ich anmerkte, man hätte wohl daran getan, den Leichnam von Montgomery ein wenig sorgsamer zu vergraben, widersprachen sie mir mit Nachdruck und sagten, man hätte ihn überhaupt nicht begraben, sondern als Abschreckung für andere Tunichtgute baumeln lassen sollen.

Hinsichtlich der Zufriedenheit ihrer Sklaven zeigte mir Colonel Duff etliche von ihnen, die ihren Herren in den Krieg gefolgt waren und die lediglich den Fluss überqueren müssten, wenn sie die Freiheit wünschten.

Colonel Buchel und ich schliefen in Colonel Duffs Zelt und während der Nacht brachte man uns ein Ständchen dar. Die Offiziere und Männer sangen wirklich ausgesprochen harmonisch und sie beschlossen ihre Darbietung mit "God save the Queen"!

Colonel Duff stammt aus Perth. Er war einer der Hauptakteure bei der Sezession des Staates Texas und erzählte mir, sein Bruder sei Bankier in Dunkeld.

10. April 1863 (Freitag): Bei Tagesanbruch erhoben wir uns von unserem Nachtlager und bald darauf ließ Colonel Duff einige seiner besten Männer ein Spektakel aufführen, in dem sie jene texanische Reitkunst zur Schau stellen sollten, auf die sie so stolz sind. Ich sah, wie sie Rinder mit dem Lasso einfingen, sie in vollem Galopp am Schwanz packten und sie dann niederwarfen, indem sie sie auf die Seite wirbelten. Diesen Kniff nennen sie "tailing". Sie können aus dem vollen Galopp heraus kleine Gegenstände von der Erde aufheben und sind auf ihre eigene, seltsame Art zweifellos hervorragende Reiter, aber sie gestanden mir, nicht auf englischen Sätteln reiten zu können und Colonel Duff erzählte mir, dass sie es nicht fertigbrächten, einen Zaun zu überspringen. Sie waren alle begierig, mein Urteil über ihre Kunststückchen zu hören und die Selbstverständlichkeit, mit der die ihr unerschütterliches Selbstvertrauen zur Schau stellen, ist ausgesprochen amüsant.

Um 09.00 Uhr ritten Colonel Buchel und ich zurück nach Brownsville. Wir kamen zweimal vom rechten Wege ab und waren von einer Staubwolke umhüllt, weswegen es kein sonderlich angenehmer Ritt war. Der arme Kapitän Hancock ist gezwungen, die Annehmlichkeiten Bagdads noch etwas länger zu genießen, denn unter den gegenwärtigen Windverhältnissen ist die Sandbank selbst für den kühnsten Seemann unpassierbar.

Am Abend offenbarte uns im Konsulat ein an dieser Stelle ungenannter Herr (ein texanischer Unionist oder Renegado) seine Ansichten, während er sich ungehemmt aus der Brandyflasche bediente. Er schloss jedoch mit dem Trinkspruch: "Wer auch immer kämpfen will, möge dies tun – ich gehöre nicht dazu."

11. April 1863 (Samstag): Heute Morgen suchte uns der namenlose Unionist auf und bekannte reuevoll: "Colonel, ich hoffe, dass mir letzte Nacht der Brandy keine beleidigenden Äußerungen entlockte." Ich versicherte ihm, dies sei nicht der Fall gewesen. Inzwischen habe ich mich einigermaßen mit der Notwendigkeit abgefunden, mit jeder neuen Bekanntschaft die Hände zu schütteln und Brandy zu trinken. (Dieser Brauch beschränkt sich auf den Staat Texas.)

Heute kehrte der Ambulanzwagen aus Bagdad zurück. Kapitän Hancock war es gelungen, die Sandbank mit Mr. Oetlings dampfbetriebenen Kahn zu überqueren, aber er wäre dabei um ein Haar gekentert.

Ich war Gast eines prunkvollen Dinners, das Mr. Oetling aus Anlass von Mr. Hills Abreise nach Mexico City veranstaltete. Es scheint dies ein Brauch in dieser Gegend zu sein.

12. April 1863 (Sonntag): Ich nahm herzlichen Abschied von Don Pablo, Behnsen, Oetling und den Anderen, die alle noch unter den Nachwirkungen des gestrigen Dinners litten.

Der über alle Maßen gütige Maloney bestand darauf, mich für meine Reise durch Texas mit haltbarem Fleisch und Brandy zu versorgen. Ich bin all diesen Herren in höchstem Maße zu Dank verpflichtet, deren Freundlichkeit mir meinen Aufenthalt in Matamoros dermaßen angenehm gestaltete. Das örtliche Hotel wäre mir unerträglich gewesen.

Um 15.00 Uhr setzte ich nach Matamoros über, wo mich mein Freund Ituria freundlich empfing. Er gestand mir, in letzter Zeit ein beträchtliches Vermögen mit Baumwollspekulationen gemacht zu haben. Ich wohnte der abendlichen Truppenparade bei und sah General Bee, die Colonels Luckett, Buchel und Duff sowie den Herrn, dessen Name ungenannt bleiben soll. Letzterer (der Montgomery aufhängte) erscheint bei näherer Bekanntschaft zunehmend sympathisch. Ich begleitete General Bee auf einer Spazierfahrt in seinem Ambulanzwagen und er stellte mich Major Leon Smith vor, der die Harriet Lane aufgebracht hat. Letzterer legte mir auf das eindringlichste nahe, General Magruders Ankunft abzuwarten und er versprach mir, in diesem Falle könnte ich die Strecke nach San Antonio in einem erstklassigen Ambulanzwagen zurücklegen. Major Leon Smith ist Seemann von Beruf und General Magruder hat ihm das Kommando über einen der kleinen Dampfer übertragen, welche bei Galveston die Harriet Lane kaperten. Die Mannschaften der Dampfer bestehen aus texanischen Kavalleristen. Er erzählte mir, die Gegenwehr sei nach dem Entern des Schiffes rasch zusammengebrochen und er war überzeugt, dass der Rest der Yankee-Schiffe ebenfalls aufgebracht worden wäre, hätten sie nicht schändlicherweise die Flucht ergriffen, nachdem sie bereits die weiße Flagge gehisst hatten.

Nachdem die Harriet Lane gekapert worden war, wurde sie von den anderen Schiffen beschossen. Major Smith sagte mir, da sein Blut in Wallung geraten sei, habe er den vorigen Kapitän der Harriet Lane mit folgender Nachricht zu Commodore Renshaw geschickt: Wenn das Feuer nicht unverzüglich eingestellt würde, würde er die gesamte gefangene Mannschaft massakrieren. Als Commodore Renshaw dies hörte, gab er den ihm unterstehenden Schiffen die Order sauve qui peut, bevor er sein eigenes mit sich selbst an Bord in die Luft sprengte.

13. April 1863 (Montag): Ich nahm mein Frühstück in Begleitung von General Bee ein und verabschiedete mich von all meinen Freunden in Brownsville.

McCarthy will mir den vierfachen Wert meines Goldes in konföderierten Banknoten geben. (Der Wert des konföderierten Papiergeldes hat sich seitdem verringert. In Charleston wurde mir später ein Wechselkurs von sechs zu eins für mein Gold angeboten und in Richmond ein Kurs von acht zu eins.)

Um 11.00 Uhr verließen wir Brownsville in Richtung San Antonio. Unser Gefährt ist eine geräumige, aber recht überladene vierräderige Kutsche mit einem Leinwanddach, die von vier Maultieren gezogen wird. Neben McCarthy befindet sich in ihr noch ein dritter Passagier, ein junger Kaufmann von hebräischer Abstammung. Zwei zusätzliche Pferde sollen zu uns stoßen, um uns durch den tiefen Sand zu helfen.

Die Gegend um Brownsville ist recht eben, die Straße ist ein natürlicher Pfad, sandig und sehr staubig, und es wachsen hier zahlreiche kleine Bäume, vorwiegend Mesquitebäume. Als wir etwas über zehn Kilometer zurückgelegt hatten, rasteten wir, um die Maultiere zu tränken.

Gegen 14.00 Uhr betrat eine weitere Figur die Bühne in Gestalt eines älteren, schmutzigen Kerls mit einem grobschlächtigen Gesicht, der auf einer armseligen Schindmähre herangeritten kam. Zu meiner Überraschung sprach McCarthy ihn mit dem Titel "Richter" an und fragte ihn, was er mit unserem anderen Pferd angestellt hätte. Der Richter antwortete, es sei bereits zusammengebrochen und er hätte es zurücklassen müssen. McCarthy unterrichtete mich, dass dieser ehrenwerte Herr in der Tat ein Magistrat oder eine Art von Richter in seinem Heimatdistrikt sei, nun jedoch als unser Maultiertreiber fungieren und sich darüber hinaus allgemein nützlich machen würde. Ich vermochte mein immenses Amüsement ob dieses Exemplars eines texanischen Richters kaum zu verbergen.

Gegen 15.00 Uhr brachen wir wieder auf und gelangten bald aus dem Mesquitegestrüpp heraus und auf eine offene, über zehn Kilometer weite Prärie, die recht trostlos wirkte und von nichts als einer Art Binsen bewachsen war. Hiernach betraten wir ein Chaparral, ein dichtes Gestrüpp aus Mesquitebäumen und hochgewachsenen Feigenkakteen. Diese säumen den Trampelpfad und hängen voller Baumwollfetzen, die aus den Ladungen der endlosen Wagenkolonnen herausgerissen wurden. Wir sind mehreren dieser Wagen begegnet. Meist ziehen zehn Ochsen oder sechs Maultiere einen Wagen, der mit zehn Ballen beladen ist, aber wo der Sand tief ist, sind mehr Zugtiere notwendig. Die Kolonnen, die sehr langsam auf Brownsville zukriechen, kommen von Orten im Landesinneren von Texas, die mehr als 800 Kilometer entfernt liegen. Wassermangel und andere Beschwernisse verlangen den Fuhrleuten und Zugtieren große Opfer ab.

Der Richter reitet auf seiner "Rosinante" vor uns her, um die Maultiere anzuspornen. Seine Rückenansicht erinnert auf eine lächerliche Art und Weise an die Illustrationen zu "Dr. Syntax". [Anm. d. Übers.: Die Spottgedichte über die Reisen des Doktor Syntax erschienen zwischen 1809 und 1821 in Großbritannien. Enorme Popularität erlangten besonders die die Verse begleitenden Karikaturen, die den vergeistigten Doktor als eine dürre Witzfigur mit langer Nase, schmalem Kinn und gepuderter Perücke darstellten.]

Unser beleibter Wagenführer Mr. Sargent motiviert seine Tiere durch die unablässige Wiederholung des Ausrufes: "Kommt schon, auf geht's, ihr langohrigen, gottverdammten Hurensöhne!"

Gegen 17.00 Uhr erreichten wir einen Brunnen, in dessen Nähe eine Farm oder Ranch lag. Hier schlugen wir unser Nachtlager auf. Die Wagen einer Baumwollkolonne lagerten in unserer Nähe und ein untröstlicher, halbnackter Fuhrmann informierte uns, dass in der vergangenen Nacht drei seiner Ochsen gestohlen worden waren.

Um Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln, waren wir gezwungen, in das Chaparral einzudringen. Dabei stachen uns etliche Stacheln in die Beine, was uns später arge Unannehmlichkeiten bereitete, da die Wunden rasch vereitern, wenn man die Stacheln nicht unverzüglich herauszieht.

Das Wasser dieses Brunnens war sehr salzig und ergab einen äußerst bescheidenen Kaffee. McCarthy nannte diesen Ort den "miesesten Lagerplatz, den wir auf unserer Strecke zu erdulden haben werden".

Um 20.00 Uhr breitete McCarthy auf dem Sand neben unserem Wagen ein Rinderfell aus, auf dem wir wohl sehr komfortabel geschlafen hätten, hätten wir nicht so unsäglich unter den Stacheln, den zahlreichen Flöhen und den Überfällen durch verwilderte Schweine gelitten. Mr. Sargent und der Richter hatten genug Geistesgegenwart besessen, um sich in 60 Metern Entfernung niederzulegen und so blieb es uns überlassen, die Schweine zu vertreiben. Zweimal wurde ich geweckt, weil mir eines dieser unreinlichen Tiere ins Gesicht schnaubte.

Wir haben heute etwa 35 Kilometer zurückgelegt.

14. April 1863 (Dienstag): Als wir uns gegen 04.00 Uhr erhoben, fanden wir unsere Kleidung von Tau durchnässt; außerdem hatten die Schweine, unseren Bemühungen zum Trotze, den größten Teil unseres Ziegenkitzes verschlungen, unseres einzigen Frischfleisches.

Nachdem wir unsere Maultiere mit mitgeführtem Mais gefüttert und noch etwas mehr Salzwasserkaffee getrunken hatten, spannte der Richter an und wir brachen um 05.30 Uhr auf. Die Landschaft ist die gleiche wie gestern – eine ausgestorbene, sandige Ebene mit Mesquitebäumen und Feigenkakteen.

Gegen 07.30 Uhr erreichten wir Leatham's Ranch, wo wir unsere Maultiere tränkten. Da das Wasser hier passabel war, füllten wir unsere Wasserfässer auf. Ich wusch mir das Gesicht und diese Tätigkeit veranlasste Mr. Sargent, lautstark seiner Verblüffung Ausdruck zu verleihen, wobei auch eine gewisse Verachtung mitschwang. Bei Leatham's Ranch trafen wir einen wohlhabenden Spekulanten und Lieferanten, der sich Major oder Richter Hart nennen ließ.

Ich habe erfahren, dass unser Richter auch Parlamentarier ist und dass er in seiner Eigenschaft als Angehöriger der Legislative des Staates Texas ein Anrecht auf die Anrede "ehrenwerter Herr" hat.

Gegen 09.00 Uhr rasteten wir inmitten einer Prärie, auf der ein wenig Gras für unsere Maultiere wuchs und bereiteten uns eine Mahlzeit zu. Während das Essen auf dem Feuer stand, näherten sich uns zwei Hirsche dermaßen, dass wir sie mit Gewehren leicht hätten erlegen können.

Wir haben eine Menge sogenannter "Ratten-Ranches" gesehen, Gebilde aus Kuhmist und Holzstöckchen, die großen Maulwurfhügeln ähneln und von den hiesigen Ratten gebaut werden.

Unser Führer Mr. Sargent ist ein ausgesprochen rauer Bursche – ein fettleibiger Mann mittleren Alters, der niemals seinen Mund öffnet, ohne einen Fluch auszustoßen und dessen Charakter durch und durch amerikanisch ist. Er und der Richter kommunizieren ausschließlich mittels Beleidigungen und beide sind Sklaven des Alkohols.

Wir leben hauptsächlich von Speck und Kaffee. Da sowohl das Wasser als auch der Speck sehr salzig sind, leiden wir beträchtlich, der Rotwein und die Unmengen an Brandy, die wir mitführen, verschaffen uns jedoch Linderung.

Sooft wir in der Mittagshitze rasten, kühlt sich Mr. Sargent auf seine eigene Weise ab, indem er sich seiner Beinkleider entledigt, sich den Wanst vollschlägt und anschließend auf der Erde liegend dem Richter Anweisungen zur Versorgung der Maultiere erteilt.

Um 14.30 Uhr spannte unser Parlamentarier wieder an und gegen 14.45 Uhr erreichten wir einen Salzwasserarm des Sees Aroyo del Colorado. Der Arm war etwa 70 Meter breit und wir überquerten ihn auf einem Fährboot. Eine halbe Stunde später stießen wir erneut auf Wasser, welches jedoch trinkbar und zudem besser als das Wasser von Leatham's Ranch war, weswegen wir unsere Fässer damit füllten.

Wir passieren ständig Wagenkolonnen, die Baumwolle nach Brownsville transportieren und Kutschen der Regierung, die Versorgungsgüter ins Landesinnere bringen. Nahezu jeder Brunnen gehört zu einer Ranch oder Farm, erbärmlichen, kleinen Holzhäuschen, die von etwas beackertem Boden umgeben sind. Die Bewohner sprechen alle Spanisch und tragen mexikanische Kleidung.

McCarthy ist sehr stolz auf seine Kenntnis der hiesigen Gegend, obgleich er uns häufig auf den falschen Weg führt. Allerdings ähneln die verschiedenen Pfade einander dermaßen, dass man leicht in die Irre geht.

Um 16.45 Uhr rasteten wir an einem ungleich besseren Platz als gestern. Wir müssen anhalten, wo immer wir ein wenig Gras für unsere Maultiere finden können.

Kurz nachdem wir unser Nachtlager vorbereitet hatten, kamen sechs Texas Rangers von Woods Regiment herangeritten. Die Burschen boten einen sehr malerischen Anblick – großgewachsen, spindeldürr und wettergegerbt, aber sie betrugen sich recht zivilisiert.

Bis wir San Antonio erreichen, werden wir jede Nacht unter freiem Himmel verbringen müssen und in der Dunkelheit ziehe ich immensen Nutzen aus meiner Türkischen Laterne. (Es ist dies eine Laterne aus weißem Leinwandstoff und Draht, in die man eine Kerze stellt und die sich nach der Benutzung zusammenfalten lässt. In den Straßen Konstantinopels ist sie ein alltäglicher Anblick, aber die Texaner begegneten dieser Konstruktion mit großer Bewunderung.)

15. April 1863 (Mittwoch): Trotz der Zecken und Flöhe schlief ich gut und wir brachen um 05.30 Uhr auf. Wir passierten eine tote Klapperschlange von zweieinhalb Metern Länge und erreichten gegen 07.00 Uhr eine Wasserstelle.

Um 09.00 Uhr erspähten wir die Kavalkade von General Magruder, die uns auf einem parallelen Pfad in etwa 800 Metern Entfernung entgegenkam. McCarthy und ich sprangen aus dem Wagen und ich rannte über die Prärie, um den General zu erreichen. Es gelang mir, indem ich mir das Ersatzpferd des letzten Mannes des Reiterzuges borgte. Ich galoppierte an die Spitze des Zuges und fand den General in Begleitung einer Dame, die mir vorgestellt wurde, deren Namen ich jedoch nicht preisgeben möchte. Sie ist unbestreitbar eine ausgesprochen hübsche Frau und die Gattin eines Offiziers aus Magruders Stab. Selbstverständlich schenken all die gutaussehenden Offiziere, die den General durch diese Wüste begleiten, dieser Dame die größte Aufmerksamkeit.

General Magruder, der Oberbefehlshaber im Staate Texas, ist eine ansehnliche, soldatische Erscheinung; ein Mann von etwa 55 Jahren mit breiten Schultern, einem rosigen Teint und strahlenden Augen. Er trägt seinen Backenbart und Schnurrbart nach der englischen Mode und als ich ihn traf, trug er die graue Uniform der Konföderation. Er war so höflich, mich zu bitten, ihn auf seiner Reise durch Texas zu begleiten. Er hatte bereits Kunde von meiner Ankunft erhalten und war entschieden der Ansicht, ich solle mich ihm anschließen. Er erkundigte sich nach mehreren Offizieren meines Regiments, deren Bekanntschaft er während seiner Zeit an der kanadischen Grenze gemacht hatte. Er ist Virginier, ein eloquenter Redner und er betrachtet sich als guten Freund zahlreicher englischer Offiziere.


Er bestand darauf, dass McCarthy und ich mit ihm speisen sollten und versprach, uns Pferde zu überlassen, mit denen wir Mr. Sargent wieder einholen könnten.

Nachdem wir uns einverstanden erklärt hatten, führte ich ein langes und angenehmes Gespräch mit dem General, der von den Puritanern mit großer Abscheu sprach und ihre ersten Vertreter auf dem amerikanischen Kontinent "diese pestverseuchte Mannschaft der Mayflower" nannte. Er verspürt jedoch keinerlei Verbitterung gegen einzelne Yankees. Auch äußerte er sich sehr positiv über McClellan, den er einen Gentleman von wachem Geiste und persönlicher Tapferkeit nannte, dem allerdings die moralische Courage fehle, sich großer Verantwortung zu stellen. Magruder hatte die konföderierten Truppen bei Yorktown befehligt, die sich McClellans Vormarsch entgegengestellt hatten. Er erklärte mir die diversen Kniffe, auf die er zurückgegriffen hatte, um seine Stärke vor McClellan zu verbergen und sprach von der immensen Erleichterung und der Belustigung, die er empfunden hatte, als er sah, wie McClellan mit seiner riesigen Armee vor den erbärmlichen Feldbefestigungen und deren gerade einmal 8.000 Verteidigern zurückzuweichen begann. [Anm. d. Übers.: Als Magruder im Frühjahr 1862 McClellan auf der Virginia-Halbinsel den Marschweg nach Richmond versperrte, täuschte er den bekanntermaßen vorsichtigen Unionsgeneral über die Anzahl seiner weit unterlegenen Verteidigungstruppen, indem er mittels bemalter Baumstämme starke Artilleriestellungen vorgaukelte und Infanterieregimenter wiederholt an verschiedenen Stellen in Sichtweite des Feindes umhermarschieren ließ. Tatsächlich wagte McClellan den direkten Angriff auf das vermeintliche konföderierte Bollwerk nicht und bereitete seine 120.000 Mann starke Armee auf eine ausgedehnte Belagerung vor, welche dem Süden wertvolle Wochen zum Aufbau einer organisierten Verteidigung der Hauptstadt verschaffte. Bei seinem Gespräch mit Fremantle erliegt Magruder offenbar der Versuchung, seine Leistungen bei Yorktown zusätzlich auszuschmücken: Obgleich seine Truppen zahlenmäßig in der Tat weit unterlegen waren, verfügte er anfangs über 11.000 Männer, die relativ rasch auf 35.000 verstärkt wurden. Auch konnte er McClellan nicht zum Rückzug zwingen, sondern musste seine Verteidigungsstellungen selbst aufgeben, als nach mehrwöchiger Belagerung ein massiver Sturmangriff der Unionsarmee offenbar unmittelbar bevorstand.] Magruder hatte einst mit Hooker im gleichen Regiment gedient und er nannte ihn "im Grunde einen Schurken und Lügner". Von Lee und Longstreet sprach er nur mit der größten Hochachtung.

Magruder ist ein alter Artillerist und hat viel Zeit in Europa verbracht. Da er zudem lange an der kanadischen Grenze stationiert war, hat er die Bekanntschaft zahlreicher britischer Offiziere gemacht, besonders jener der 7th Hussars und der Guards.

Seine kürzlichen Siege bei Galveston und Sabine Pass haben ihm großen Ruhm beschert. Er hat außerordentliche Kühnheit bewiesen, indem er schwerbewaffnete Kriegsschiffe mit armseligen, von texanischen Kavalleristen bemannten Flussdampfern angriff.

Der Hauptgrund seines Besuches in Brownsville war die Regelung des Baumwollhandels. Er hatte die Order erlassen, dass die Hälfte des Wertes der exportierten Baumwolle in Importgüter investiert werden müsse, die dem konföderierten Staate zugutekämen. Der Präsident hatte diese Order als gesetzeswidrig und tyrannisch verurteilt.

Die Offiziere von Magruders Stab sind ausgesprochen gutaussehende Männer von ausgezeichnetem Charakter. Ihre Namen lauten: Major Pendleton, Major Wray, Captain De Ponté, Captain Alston, Captain Turner, Lieutenant-Colonel McNeil, Captain Dwyer, Dr. Benien, Lieutenant Stanard, Lieutenant Yancey und Major Magruder. Letzterer ist ein Neffe des Generals und ein besonders ansehnlicher junger Bursche. Sie alle verstehen sich ausgezeichnet mit ihrem Vorgesetzten und bilden eine sehr ungezwungene Gesellschaft. Mir wurde der Ehrenplatz an der Tafel angeboten, der stets heftig umkämpft ist, nämlich der Sitz zur Rechten der Dame. Nach der Mahlzeit stimmten wir etliche Lieder an. Sowohl der General als auch sein Neffe sangen und ebenso Captain Alston, dessen korpulente Statur sich jedoch als übermächtig für seinen kleinen Hocker erwies, weswegen er inmitten eines Liedes mit lautem Krachen unter dem Tisch verschwand. Captain Dwyer ließ uns an seinem ausgezeichneten Geigenspiel teilhaben und ein betagter und bereits leicht berauschter General der Miliz kümmerte sich um den Punsch und hielt einige "geschliffene" Reden. Es war dieser ein grobschlächtiger alter Kämpe und er rühmte mehrfach den Namen McGuffin. General Magruder trägt zu derlei festlichen Anlässen stets eine rote Wollmütze und er führte den Vorsitz unserer Feiergesellschaft mit großem Können.

Es war bereits 23.30 Uhr, als ich mich endlich von dieser sympathischen Gruppe losreißen konnte und als ich mich verabschiedete, wurde ich mit Freundschaftsbekundungen und Empfehlungsschreiben überschüttet.

16. April 1863 (Donnerstag): Heute begannen unsere Unannehmlichkeiten. Gegen Mitternacht verließen McCarthy und ich die Gastlichkeit des Offizierszeltes und bestiegen die mexikanischen Sättel, unter denen sich knochige Mustangs befanden, deren Ausdauer bereits arg unter dem vergangenen Monat voller Anstrengungen bei miserablem Futter gelitten hatte. Auf diesen Kreaturen machten wir uns auf die Suche nach Mr. Sargent und seinem Wagen. Zwei Texas Rangers fungierten als unsere Führer.

Bei Tagesanbruch erreichten wir Los Animos, ein heruntergekommenes Farmhaus, in dessen Nähe Mr. Sargent sein Nachtlager hätte aufschlagen sollen; wir konnten allerdings nirgends eine Spur von ihm finden.

Wir befanden uns nun am Rande eines trostlosen Gebietes von knapp 100 Kilometern Durchmesser namens "The Sands". Im Vergleich zu dieser Ödnis waren die Prärie und das Chaparral ein regelrechter Garten Eden.

Da der Sand tief war und ein starker Wind blies, waren keine Wagenspuren auszumachen, denen wir hätten folgen können, aber wir erlangten bald Gewissheit, dass unser treuloser Jehu sein Lager abgebrochen und uns zurückgelassen hatte. [Anm. d. Übers.: Die Erwähnung des mit einer "Blutschuld" beladenen israelitischen Königs Jehu ist wohl als spöttische Anspielung auf Sargents jüdischen Glauben und die potentielle Lebensgefahr, die in jener unwirtlichen Gegend von seiner Unzuverlässigkeit ausging, zu verstehen.]

Wir mühten uns durch den Sand vorwärts und verfluchten unser Pech, Mr. Sargent und schließlich sogar den guten Magruder als indirekten Verursacher unseres Elends. In der Tat war unsere Lage äußerst beklagenswert. Wir befanden uns ohne Nahrung oder Wasser inmitten einer Wüste; unsere Pferde litten sichtlich und waren ihrem Ende nahe. Unsere Knochen schmerzten von den mexikanischen Sätteln und um unsere Notlage vollkommen zu machen, wurden die beiden Rangers unruhig und begannen mit dem Gedanken zu spielen, die Pferde zu nehmen und umzukehren. Als unser Unglück hiermit seinen Höhepunkt erreicht hatte, erspähte ich glücklicherweise einen Mexikaner, der uns Auskunft über den Verbleib unseres Wagens erteilen konnte. Mit frischem Mut und vollkommen erschöpften Pferden nahmen wir die Verfolgung auf.

Niemals zuvor waren Mr. Sargents Maultiere dermaßen schnell vorwärtsgeprescht und es war bereits 09.00 Uhr, als wir sie schließlich einholten. Mein Tier war zweimal gestrauchelt und McCarthy war grün im Gesicht vor Erschöpfung und Wut. Mr. Sargent empfing uns ausgesprochen fröhlich und wir waren vernünftig genug, nicht mit ihm zu streiten, obgleich McCarthy zuvor wiederholt angemerkt hatte, dass er es für angebracht hielte, den Kerl niederzuschießen.

Wir hatten neuneinhalb Stunden im Sattel gesessen und waren vollkommen erschöpft. Unsere mürrischen texanischen Führer besänftigten wir mit Speck, Kaffee und fünf Dollars in Goldmünzen.

Wir rasteten bis um 14.00 Uhr und mühten uns anschließend weiter durch die sandige Ödnis vorwärts. Obwohl wir das Pferd des Richters zur Unterstützung einspannten, kamen wir nicht schneller als mit drei Kilometern pro Stunde voran.

Das Antreiben von Maultieren ist eine eigene Wissenschaft und Mr. Sargent gilt auf diesem Gebiete zu Recht als wahrer Gelehrter. Er brüllt unablässig – zumeist Flüche von derb-komischem Charakter. Seine Maultiere schlägt er nur selten, wenn eines von ihnen jedoch durch außergewöhnliche Faulheit seinen Zorn erregt, so schreit er: "Richter, komm' mit einem großen Knüppel und mach' ihm die Hölle heiß!" Während das Tier jene Züchtigung empfängt, die der Richter aus den Tiefen der Hölle heraufbeschwört, bemerkt Mr. Sargent: "Ich wünschte, du wärst Onkel Abe; ich würde dir Beine machen, du gottverdammter Hurensohn!" Seine Vorstellung von vollkommener Glückseligkeit scheint es zu sein, die Herren Lincoln und Seward vor seinen Wagen zu spannen. Maultiere laufen zuverlässiger, wenn man ihnen andere Esel voranstellt. Ein weiterer Kniff, auf den Mr. Sargent regelmäßig zurückgreift, besteht darin, mit der Faust an das Wagendach zu hämmern und mit dem Stiefel auf das Trittbrett zu stampfen. Der resultierende Lärm ermuntert die Maultiere ebenso effektiv wie es die Prügel tut. Mr. Sargent ließ seine mitfühlende Seele durchblicken, als er mir erklärte: "Es ist die schlechteste Idee der Welt, Nigger und Maultiere zu prügeln, denn je öfter man es tut, desto mehr gewöhnen sie sich daran."

Gegen 17.30 Uhr erreichten wir eine Wasserstelle, aber obgleich sie als gute Quelle gilt, war das Wasser dermaßen salzig, dass es nahezu untrinkbar war. Mehrere Baumwollwagen und drei Fuhrwerke, die einem gewissen Mr. Ward gehören, lagern gemeinsam mit uns.

Heute haben wir lediglich 25 Kilometer geschafft.

17. April 1863 (Freitag): Nachdem ich die vergangene Nacht in einem mexikanischen Sattel verbracht hatte, erschien mir unser Rinderfell im Sand als geradezu luxuriöse Bettstatt.

Um 05.00 Uhr spannten wir an und gegen 09.00 Uhr erreichten wir eine Quelle, deren Wasser schlammgetrübt, aber dennoch trinkbar war.

Ich ging mit dem Richter voraus, der, so er denn einmal nüchtern ist, ein durchaus wohlinformierter und vernünftiger Mann ist. Mr. Sargent und ich sind gute Freunde und wenn er auch ein ungeschlachter Geselle ist, so verstehen wir uns doch großartig.

Mr. Ward, ein Konkurrent von Mr. Sargent, hat sich mit drei Wagen unserer Reisegruppe angeschlossen. Er hat seinen Einspänner gegen einen Baum gefahren und sich dabei das Wagendach abgerissen, was Mr. Sargent immens erheiterte.

Wir nahmen unser Frühstück unter beträchtlichen Schwierigkeiten ein. Es blies ein starker Wind, der Sandwolken aufwirbelte und damit unser Essen verdarb.

Einer unserer Reisegefährten ist ein armer, kleiner, schwächlicher Israelit, der mir jedoch sehr umgänglich erscheint, obgleich er mit einem fürchterlichen Yankee-Zungenschlag spricht. Diese sprachliche Eigenheit fehlt Mr. Sargent und dem Richter völlig.

Um 14.00 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg. Ich hatte ein langes Gespräch mit der stämmigen Mulattensklavin, die einen von Wards Wagen lenkt. Sie erzählte mir, sie sei in Tennessee aufgewachsen und vor drei Jahren habe man sie zur Begleichung einer unbezahlten Schuld ihrer Herrin entrissen, zur beiderseitigen Betrübnis. "Wir weinten beide bitterlich, als ich sie verließ" sagte sie. San Antonio gefalle ihr überhaupt nicht: "Zu viele Erhängungen und Morde für meinen Geschmack." Sie wurde Zeugin, wie am helllichten Tage direkt vor ihrer Türe ein Mann aufgehängt wurde.

Mr. Sargent kaufte zwei Hühner und einige Eier von einer Ranch, aber eines der Hühner verirrte sich auf einen Baum und wurde von Wards Leuten eingefangen und verspeist. Unser Lager sieht heute Nacht im Scheine der Feuer ausgesprochen hübsch aus.

18. April 1863 (Samstag): Bei Tagesanbruch entdeckten wir zu unserem Entsetzen, dass drei unserer Maultiere verschwunden waren, aber nach einstündiger Suche brachte sie der Richter triumphierend zurück. Hierdurch wurde unser Aufbruch bis 06.30 Uhr verzögert.

Ich ging erneut mit dem Richter zusammen voraus und er erklärte mir, dass er ein "Senator", also ein Angehöriger des texanischen Oberhauses, sei. "Ganz genau wie euer House of Lords" wie er sagte. Er erhält fünf Dollars pro Tag, solange das Parlament tagt und er ist für vier Jahre gewählt. (Später erfuhr ich, dass die Amtszeit des Richters bereits abgelaufen war. Er hatte den Distrikt El Paso vertreten.)

Gegen 08.30 Uhr erreichten wir eine Wasserstelle und kauften ein Lamm. Auch erstanden wir etwas Rindfleisch, das hierzulande streifenweise in der Sonne getrocknet wird, nachdem man es frisch aus dem Rind herausgeschnitten hat. In dieser Form ist es praktisch endlos lange haltbar. Es wird zubereitet, indem man es für einige Minuten auf glühende Kohlen legt.

Eines unserer Maultiere erlitt letzte Nacht einen Huftritt. Mr. Sargent rieb die Wunde mit Brandy ein, was dem Tier sichtliche Linderung verschaffte.

Bald nachdem wir von dem Brunnen aufgebrochen waren, bemerkte Mr. Sargent, dass wir, den Spuren von Mr. Wards Wagen folgend, vom rechten Wege abgekommen waren. Er fluchte ganz fürchterlich und musste sich mit dermaßen viel Gin trösten, dass sowohl er als auch der Richter gemäß ihrem eigenen Eingeständnis "beträchtliche Schlagseite hatten", als wir um 12.30 Uhr den Sulphur Creek erreichten. Hier rasteten wir, aßen etwas Pökelfleisch und badeten im Bach, der etwa 35 Meter breit und einen knappen Meter tief ist.

Mr. Sargents starke "Schlagseite" ließ ihn kurz nach unserem erneuten Aufbruch auf dem Kutschbock einschlafen, aber der trinkfestere Richter trieb die Maultiere weiter an.

Nun begannen sich die Anzeichen zu häufen, dass wir The Sands beinahe hinter uns gelassen hatten. Gegen 17.00 Uhr konnten wir an einem leidlich gemütlichen, grasbewachsenen Platz rasten, der allerdings über keine Wasserquelle verfügt. Der Mangel an Wasser setzt uns arg zu, da unser Vorrat praktisch gänzlich aufgebraucht ist.

Um 17.30 Uhr schlachtete der zwischenzeitlich einigermaßen ausgenüchterte Mr. Sargent auf ausgesprochen fachmännische Weise das Schaf und gegen 18.30 Uhr verschlangen wir es und fanden es ausgezeichnet. Mr. Sargent bereitete das Fleisch auf sehr einfache Art zu, indem er Stücke davon in einer Pfanne schmorte, wozu unser Wasser gerade noch ausreichte.

19. April 1863 (Sonntag): Gegen 01.00 Uhr heute Morgen wurde unser Schlummer auf dem Rinderfell jäh unterbrochen, als ein plötzliches und überaus starkes Gewitter losbrach. McCarthy und ich schafften es gerade noch, uns in das Wageninnere zu flüchten und unsere Habseligkeiten unter den Wagen zu werfen, bevor der Regen in wahren Sturzbächen vom Himmel fiel.

Wir teilten uns das Innere mit dem kleinen Juden (den der Donner arg ängstigte), während Mr. Sargent und der Richter unter den Wagen krochen.

Der Regen dauerte zwei Stunden an. Bei Tagesanbruch erfrischten wir uns, indem wir Wasser aus den Pfützen tranken und machten uns wieder auf den Weg. Das Schicksal scheint sich jedoch gegen uns verschworen zu haben: Wir hatten gerade den Sand hinter uns gelassen, als wir auch schon in den Schlamm gerieten, der noch wesentlich schlimmer ist.

Wir quälten uns vorwärts, bis wir gegen 11.30 Uhr King's Ranch erreichten. Bereits seit Tagen sprachen meine Begleiter von diesem Ort als eine Art Elysium, da er das Ende von The Sands und den Beginn eines zivilisierten Gebietes markiert.

Wir hielten vor dem Haus und nachdem wir unser Essen gekocht und verspeist hatten, lief ich zur Ranch hinüber, die aus einem gemütlich eingerichteten Holzgebäude besteht. Mr. und Mrs. King waren nach Brownsville abgereist, aber wir wurden von Mrs. Bee empfangen, der Gattin des Generals in Brownsville. Man hatte sie von meiner Reise unterrichtet. Sie ist eine freundliche und lebhafte kleine Dame, eine glühende Südstaatlerin, die sich der Tatsache rühmt, im Norden weder Verwandte noch Freunde zu haben und der Anglikanischen Kirche anzugehören.

Als Mr. King erstmals den Staat Texas besuchte, war er Kapitän eines Dampfschiffes. Jetzt besitzt er riesige Ländereien und 16.000 Rinder, jedoch zugegebenermaßen in einer ungezähmten und nahezu unbewohnten Gegend. King's Ranch liegt nur 200 Kilometer von Brownsville entfernt und wir haben sechs Tage benötigt, um sie zu erreichen.

Als unsere Kleidung und unser Proviant nach dem nächtlichen Regen wieder trocken waren, zogen wir um 14.30 Uhr weiter.

Wir haben jetzt die endlos weite, fruchtbare Prärie erreicht, auf der Rinder weiden, soweit das Auge reicht. Stiere und Kühe, Hengste und Stuten kommen näher, um uns anzustarren, während wir an ihnen vorüberrollen. Sie alle machen einen gepflegten und kerngesunden Eindruck, obwohl sie ausschließlich von dem leben, was sie auf der Prärie finden.

Ich sah einen Mann, der vom Sattel aus einen Hasen mit seinem Revolver erschoss. Außerdem sah ich meinen ersten Skorpion.

Wir rasteten um 17.30 Uhr und mussten unser Lagerfeuer größtenteils mit Kuhmist befeuern, da Holz in der Prärie eine Seltenheit ist.

Wir haben das Pferd des Richters in King's Ranch zurückgelassen. Unser Rechtsprecher sitzt jetzt neben Mr. Sargent auf dem Kutschbock.

20. April 1863 (Montag): Ich habe letzte Nacht ausgezeichnet geschlafen, obwohl wir von zahlreichen Präriewölfen umzingelt waren, die ein fürchterliches Geheul anstimmten.

Dem Juden war wieder unwohl, aber sowohl Mr. Sargent als auch der Richter behandelten ihn ausgesprochen fürsorglich. Gleiches galt für McCarthy, der mir erklärte, dass sich eine Person, die sich nicht selbst zu schützen vermag und so kränklich ist wie dieser kleine Jude, stets der freundlichen Hilfe und des Mitleids selbst des wildesten Texaners sicher sein kann.

Um 05.00 Uhr brachen wir auf und mussten uns durch unsäglichen Schlamm kämpfen. Mr. Sargent war furchtbarer Laune und befleißigte sich einer ebensolchen Sprache.

Der bedauerliche Regenguss hat uns beträchtlich aufgehalten, da er eine ansonsten gute Straße in einen regelrechten Sumpf verwandelt hat. Heute Morgen sahen wir eine Klapperschlange umherkriechen, aber in dieser Gegend gibt es längst nicht mehr so viele von ihnen wie früher.

Um 09.00 Uhr rasteten wir und da wir ein Feuer zum Kochen benötigten, zündeten wir eine Ratten-Ranch an, die auch sogleich ausgezeichnet brannte. Eine fette Ratte war mit unserem Vorgehen jedoch ganz und gar nicht einverstanden und floh eilig aus ihrer Behausung, wobei sie beinahe in unsere Bratpfanne gehüpft wäre.

Während wir aßen, kamen zwei Texas Rangers aus Taylors Regiment herangeritten. Alle Rangers hier tragen die mit Abstand größten Sporen, die ich jemals gesehen habe.

Wir setzten unsere Reise um 12.30 Uhr fort und erreichten gegen 14.00 Uhr einen Bach namens Agua Dulce Creek (Die Leute hier nennen alle Wasserläufe und Flüsse "Creek", das sie "Crick" aussprechen). Bevor wir übersetzten, stiegen McCarthy und ich aus dem Wagen, um bei einigen nahegelegenen Hütten etwas Nahrung aufzutreiben. Wir erstanden zwei Dutzend Eier und etwas Schmalz, aber bei unserer Rückkehr zur Straße stellten wir fest, dass Mr. Sargent erneut seiner alten Gewohnheit gefolgt war, uns in der Patsche sitzen zu lassen.

Glücklicherweise traf ich einen mexikanischen Knaben und gelangte über den Bach, indem ich hinter ihm aufsaß. McCarthy nahm sich das Pferd eines Negers und setzte darauf über.

Um 17.00 Uhr rasteten wir.

Nach Einbruch der Dunkelheit lief McCarthy über die Prärie, um einige Freunde zu besuchen, die in einem knappen Kilometer Entfernung lagerten. Auf dem Rückweg verlor er die Orientierung und irrte für mehrere Stunden umher. Der Richter besaß die Geistesgegenwart, das Feuer am Lodern zu halten und so fand er uns schließlich.

Zwischen 09.00 Uhr und 14.00 Uhr herrscht eine drückende Hitze, aber in Texas weht in der Regel eine frische Seeluft vom Golf her, die das Wetter erträglich macht.

21. April 1863 (Dienstag): Wir brachen um 05.00 Uhr auf und gegen 06.00 Uhr erreichten wir ein Örtchen namens Casa Blanca. Im Dorf konnten wir ein Ziegenkitz, etwas Mais und zwei Hühner auftreiben.

Wir haben das Flachland hinter uns gelassen und bewegen uns durch eine sanft hügelige oder "gewellte" Landschaft, die mit Virginia-Eichen von respektabler Größe bewachsen ist. Den Schlamm haben wir ebenfalls überwunden.

Bis 08.00 Uhr hatten sich Mr. Sargent und der Richter wieder betrunken, was sich jedoch vorteilhaft auf unsere Reisegeschwindigkeit auswirkte. Wir rasten mit atemberaubender Geschwindigkeit die Hügel hinab oder, wie Mr. Sargent sich ausdrückte, "als hätte uns jemand das Höllenfeuer unterm Hintern angezündet".

Unsere "Mittagspause" verbrachten wir an einem kleinen Bach und nachdem wir die Maultiere ausgespannt hatten, brach ein Streit zwischen Mr. Sargent und dem Richter aus. Hiernach schlachtete und kochte Mr. Sargent die Ziege, wofür er mein Messer benutzte. Bei all seinen Fehlern ist der Mann doch zweifellos ein begnadeter Schlachter, Koch und Maultiertreiber. Er kümmert sich gewissenhaft um seine Tiere und es ist ihm wichtig uns zu versichern, dass unsere erhöhte Reisegeschwindigkeit keinesfalls dem Gin zuzuschreiben ist. Ferner bedachte er mich mit einigen sehr freundlichen Worten, da ich ihm beim Schlachten und Kochen assistiert hatte.

Mr. Wards Gruppe passierte uns gegen 13.00 Uhr. Da die Vorderräder seines Einspänners zerschmettert sind, hat er ihn hinter einen seiner Wagen gespannt.

Am Nachmittag kamen wir durch einen Pfahleichenwald gut voran. Dort sahen wir eine weitere Klapperschlange, die wir sogleich zu erschießen versuchten.

Um 18.30 Uhr rasteten wir am Spring Creek. Das Wasser hier ist recht brackig und es wächst kein Gras für die Maultiere.

Der Richter ließ uns an einigen Erfahrungen aus seiner Zeit als Glücksritter teilhaben. Er beteuerte, dass ein wohlzubereiteter Iltis ebenso schmackhaft sei wie ein Schwein und dass geschmorte Klapperschlange nicht so schlecht schmecke wie man vermuten mag. Die Texaner nennen die Mexikaner "Greasers", eine Entgegnung auf ihren eigenen Spitznamen "Gringos".

Wir leben jetzt wie die Könige von Eiern und Ziegenfleisch. Ich schätze, wir haben heute etwa 50 Kilometer geschafft.

22. April 1863 (Mittwoch): Wir brachen um 05.00 Uhr auf. Die Maultiere leiden sehr unter dem Mangel an Gras.

Gegen 08.00 Uhr erreichten wir den Nueces River, dessen Ufer sehr steil abfällt und der umgeben ist von einem wunderhübschen Saum aus Virginia-Eichen, an denen Wildreben wuchern. Am anderen Ufer des Nueces liegt Oakville, eine erbärmliche kleine Siedlung von etwa zwanzig Holzhütten. Dort kauften wir etwas Butter, außerdem holten wir Wards Wagen wieder ein. Die Damen von Oakville waren geradezu versessen auf unseren Schnupftabak. Es hat mir den Anschein, als sei es unter den texanischen Frauen üblich, den Schnupftabak "einzureiben" – das heißt, sie stecken ihn in den Mund anstatt in die Nase und reiben ihn mit glatten Stöckchen auf ihre Zähne.

Gegen 10.00 Uhr stießen wir endlich auf Gras und rasteten für den Mittag. Das Wetter ist sehr unangenehm – drückende Hitze, ohne strahlenden Sonnenschein oder kühlenden Wind.

Um 13.15 Uhr spannten wir wieder ein, Wards Wagen vor uns und das Vierpferdegespann eines Franzosen hinter uns. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir den "Weedy", einen Bachlauf, der zu unserem großen Unmute ausgetrocknet war. Wir fuhren weiter, bis wir um 19.00 Uhr an einer Stelle mit üppigem Gras rasteten. Angeblich sollte in der Nähe eine Wasserstelle zu finden sein und so begaben sich Mr. Sargent, der Richter und der Franzose auf die Suche. Als sie schließlich eine erbärmliche, kleine Schlammpfütze fanden, scheint wohl eine verzweifelte Auseinandersetzung um das Wasser entbrannt zu sein, denn als der Richter zurückkehrte, war er über und über mit Schlamm bedeckt und bot einen vollkommenen niedergeschlagenen Anblick. Kurz darauf tauchte Mr. Sargent auf und er befand sich in dermaßen schlechter Laune, dass er sich weigerte zu kochen, zu essen, zu trinken oder überhaupt irgendetwas anderes zu tun als unablässig und mit großem Nachdruck zu fluchen. Dieser unglückliche Zwischenfall beraubte uns des Genusses unseres Ziegenfleisches und so mussten wir mit einem alten Schinken und steinhartem Brot Vorlieb nehmen.

Wir sind heute zahlreichen Baumwolltransporten und Wagen der Regierung begegnet und ich denke, wir haben wohl etwa 55 Kilometer zurückgelegt.

23. April 1863 (Donnerstag): Der gerissene Mr. Sargent trieb mitten in der Nacht unsere Tiere an die Schlammpfühle, wodurch er Ward zuvorkam.

Unser Ziegenfleisch war verdorben und so mussten wir es heute Morgen entsorgen. Wir brachen um 05.30 Uhr auf und erreichten Rocky um 07.30 Uhr. Hiervor waren bereits zwei von Wards Pferden zusammengebrochen, was die gute Laune unseres Wagenführers völlig wiederherstellte. Rocky besteht aus zwei Hütten inmitten einer steinigen Landschaft und etwa anderthalb Kilometer weiter trafen wir auf einen Teich, an dem wir unsere Maultiere tränkten und unsere Wasserfässer auffüllten. Das Wasser war von Schlamm getrübt, aber durchaus trinkbar.

Die Maultiere sind heute sehr träge. Mr. Sargent sah sich gezwungen, einen Eimer mit Steinen zu füllen, welche er gelegentlich nach den Zugtieren schleudert.

Um 08.00 Uhr erreichten wir eine offene, gewellte Prärielandschaft, wo wir schließlich um 10.30 Uhr rasteten. Hier schlachteten und kochten Mr. Sargent und ich die beiden Hühner. Er ehrte mich, indem er mich einen "brauchbaren Reisekumpanen" nannte. Auch erzählte er mir, dass er früher ein Hotel nahe El Paso führte, eine Art Gasthaus direkt am Überlandweg nach Kalifornien. Er war gerade im Begriff, rasch ein beträchtliches Vermögen anzuhäufen, als ihn der Ausbruch des Krieges völlig ruinierte. Dies erklärt seine ausgeprägte Feindseligkeit gegenüber "Onkel Abe". (General Longstreet erinnerte sich später noch sehr lebhaft sowohl an Sargent als auch den Richter und meine Erlebnisse mit diesen beiden Charakteren belustigten ihn ungemein. Während seines Dienstes in der Vorkriegsarmee war General Longstreet lange an der texanischen Grenze stationiert.)

Um 15.00 Uhr spannten wir wieder ein und nach einer beschwerlichen Etappe durch recht tiefen Sand schlugen wir, nur noch knapp 40 Kilometer von San Antonio entfernt, unser Nachtlager auf. Wir haben weder Mais noch Wasser für die Tiere, doch hier wächst jede Menge Gras. Auch unsere Nahrung ist inzwischen völlig aufgebraucht. Mr. Ward erreichte uns mit Mühe und Not um 20.15 Uhr, nachdem er unablässig versucht hatte, mit uns Schritt zu halten. Diese Rivalität zwischen Sargent und ihm hat unsere Reise sehr beschleunigt.

Es ist dies unsere letzte Übernachtung unter freiem Himmel und ich bedauere es beinahe, denn allen Schwernissen zum Trotze habe ich diese Reise genossen. Der Landstrich, den ich durchquert habe, wäre äußerst fruchtbar und ergiebig (zumindest die letzten 250 Kilometer), wären nur die Jahreszeiten nicht so vollkommen unberechenbar. Manchmal regnet es hier zwei oder drei Jahre lang beinahe überhaupt nicht.

24. April 1863 (Freitag): Wir brachen um 04.15 Uhr auf und mit der tatkräftigen Hilfe von McCarthy schafften wir es, uns noch einmal zu verirren. Um 06.15 Uhr ertönte vom Kutschbock jedoch der Jubelruf: "Ein Hoch auf die Hölle! Wer fürchtet schon das bisschen Feuer?" mit dem Mr. Sargent anzeigte, dass er am Horizont Grey's Ranch erspäht hatte. Nachdem wir dort einige Eier und etwas Mais gekauft hatten, durchquerten wir das tiefe Bett des San Antonio River. Seine Ufer fallen sehr steil ab, bieten aber einen malerischen Anblick. Wir rasteten unmittelbar auf der anderen Flussseite, um die Maultiere für eine Stunde grasen zu lassen. Vor einiger Zeit wurde auf einer nahegelegenen Ranch eine Frau ermordet und in San Antonio wurden daraufhin durch eine Bürgerwehr fünf fragwürdige Gesellen hingerichtet, gegen die außer einigen Verdachtsmomenten nichts vorlag.

Um 11.00 Uhr überquerten wir den Selado River, in dessen Nähe wir auch über die Mittagsstunden lagerten. Mr. Sargent und der Richter nahmen sich unseres verbliebenen Gin-Vorrates an und als ersterer hinreichend berauscht war, unterhielt er uns mit der detaillierten Schilderung einer Bestrafung, der er einst ein aufsässiges Negermädchen unterzogen hatte. Gemäß seinen eigenen Worten muss die Strafe ausgesprochen brutal gewesen sein und McCarthy zeigte sich von der Geschichte in höchstem Maße angewidert. (So zufrieden und umsorgt die Sklaven im Allgemeinen auch sein mögen, so muss es doch auch viele Vorkommnisse von Misshandlung und Grausamkeit – wie im Falle von Mr. Sargent – geben. Mr. Sargent ist ein gebürtiger Nordstaatler und ihm ist nicht die geringste Spur jenes Mitgefühls zu eigen, welches der typische Südstaatler für den Neger empfindet.)

Nachdem wir im Selado River gebadet hatten, drängte Mr. Sargent in seinem wilden Entschluss, Ward zuvorzukommen, weiter nach San Antonio. Um 15.00 Uhr hielten wir vor Menger's Hotel und unsere Maultiere waren zu Tode erschöpft, denn unser Wagenführer hatte sein Versprechen erfüllt, "seine langbeinigen Klepper aufheulen zu lassen".

Später am Tage lief ich mit McCarthy durch die Straßen zu seinem Geschäft, einem sehr großen Gebäude, das jetzt jedoch verlassen dasteht, da sämtliche Waren ausverkauft wurden. Selbstverständlich wurde er von seinen zahlreichen Freunden begrüßt und unter anderem sah ich einen Neger, der an ihn herantrat, ihm die Hand schüttelte und ihn willkommen hieß.

Ich wurde Colonel Duffs Bruder vorgestellt, der ein sehr gutaussehender Mann ist, jedoch nicht seine britische Nationalität aufgegeben hat, um ein "freier Bürger" zu werden.

Die Entfernung von Brownsville nach San Antonio beträgt etwa 530 Kilometer und wir waren elf Tage und vier Stunden unterwegs.

25. April 1863 (Samstag): San Antonio liegt ausgesprochen malerisch zu beiden Ufern des gleichnamigen Flusses. Es dürfte wohl etwa 10.000 Einwohner beherbergen und abgesehen von Galveston ist es die größte Siedlung im Staate Texas.

Die Häuser sind solide aus Stein erbaut und zumeist ein oder zwei Stockwerke hoch. Alle verfügen über Veranden an der Vorderseite.

Vor dem Kriege war San Antonio ausgesprochen wohlhabend und rapide expandierend, aber inzwischen ist jeglicher Warenverkehr praktisch völlig eingeschlafen. Die gesamte männliche Bevölkerung unter dem Alter von 40 Jahren leistet Armeedienst und viele Bedarfsgüter sind in unglaublichem Maße überteuert. Kaffee kostet sieben Dollars das Pfund.

Menger's Hotel ist ein großes und imposantes Bauwerk, aber sein Besitzer (ein umgänglicher Deutscher) scheint entschlossen, es für die nächste Zeit zu schließen.

Am Morgen wurde ich bei Colonel Bankhead vorstellig, einem großgewachsenen, höflichen Virginier, der der kommandierende Offizier der örtlichen Truppen ist. Er belehrte mich ausführlich über die Geschichte von Texas, die Missionen des Jesuiten und den Louisiana-Kauf usw. Er beunruhigte mich beträchtlich, als er seinem Zweifel Ausdruck verlieh, ob ich den Mississippi noch überqueren könne, falls Banks bereits Alexandria eingenommen habe. [Anm. d. Übers.: Als Teil der nordstaatlichen Bemühungen, die Kontrolle über den gesamten Mississippi River zu erlangen, versuchte General Nathaniel Banks mit seinen Truppen vom südlichen Louisiana aus, die Stadt Alexandria am Red River einzunehmen, um eine Umgehungsroute nordwärts unter Vermeidung des stark befestigten Port Hudson zu öffnen.]

Auch machte ich die Bekanntschaft von Major Minter, einem weiteren Virginier, der mir erzählte, er habe in der Vorkriegsarmee bei der 2nd Cavalry gedient. Die folgenden Offiziere des Konföderierten Heeres gehörten ebenfalls diesem Regiment an: General A. S. Johnston (gefallen bei Shiloh), General Lee, General Van Dorn, General Hardee, General Kirby Smith und General Hood (ebenso die Unionsgeneräle Thomas und Stoneman).

Auf den Ratschlag von McCarthy hin ließ ich meinen Reisekoffer und einige meiner schwereren Besitztümer in einer Auktion versteigern, da es mir unmöglich wäre, sie weiter mit mir zu führen.

Ich buchte einen Platz in der Postkutsche nach Alleyton (Houston) und er kostete mich 40 Dollars. Vor einigen Jahren betrug der Preis noch 13 Dollars.

Um 15.00 Uhr speiste ich gemeinsam mit McCarthy und dem jungen Duff. Letzterer wollte keinesfalls gestatten, dass ich meinen Anteil an den Kosten der Reise von Brownsville bezahle. Mrs. McCarthy geriet in höchste Aufregung und vollkommene Verzückung, als sie einen Brief von ihrer Mutter erhielt, die im Lande der Yankees lebt. Texas ist vom Norden dermaßen gründlich abgeschnitten, dass sie nur alle paar Monate einmal etwas von ihr hört.

Der Colonel und Mrs. Bankhead suchten mich um 17.00 Uhr in ihrem Ambulanzwagen auf und nahmen mich mit zur Quelle des San Antonio, der wunderbarsten, klarsten Quelle, die ich jemals gesehen habe. Wir besichtigten auch die weitläufigen Fundamente einer Gerberei, die hier von der konföderierten Regierung gebaut wird.

Die Landschaft ist sehr hübsch und wird auf findige Weise durch Gräben bewässert, welche vom Fluss aus in sämtliche Richtungen verlaufen. Somit ist diese Gegend weitgehend vom Regen unabhängig.

An der Quelle des San Antonio wurden wir von einem gewissen Major Young unterhalten, einem seltsamen, kleinen Marineoffizier. Wie er es zum Major gebracht hat, vermochte ich nicht zu ergründen.

Mrs. Bankhead ist eine fanatische Südstaatlerin. Sie wurde aufgrund der Überzeugungen ihres Gatten zweimal von den Unionsbehörden aus der Stadt Memphis ausgewiesen. Sie sagte jedoch, dass der Unionsgeneral Sherman sie sehr freundlich und zuvorkommend behandelt und die Befehle seiner Regierung mit Bedauern befolgt habe.

Kein einziger der Südstaatler, mit denen ich gesprochen habe, gibt sich Hoffnungen bezüglich eines baldigen Kriegsendes hin. Alle sagen, der Krieg wird andauern, solange Lincoln Präsident ist und möglicherweise noch ein gutes Stück länger.

Ein Drittel der Bevölkerung dieser Gegend besteht aus Deutschen und viele von ihnen waren der konföderierten Sache anfangs keineswegs freundlich gesonnen. Sie begegneten der Wehrpflicht mit entschiedener Ablehnung und einige widersetzten sich gar, indem sie zu den Waffen griffen. Duffs Regiment beruhigte die Lage jedoch rasch und angeblich haben sich die Aufständischen inzwischen mit den neuen Verhältnissen angefreundet.

Mein Reisekoffer und sein Inhalt (ich trennte mich auch von einem Teil meiner Habseligkeiten) brachten 323 Dollars ein. In England hätte ich niemals mehr als acht oder neun Pfund dafür erhalten. Der Koffer selbst, bereits ein altes Stück, wurde für 51 Dollars versteigert, ein sehr altes Paar Rohrstiefel für 32 Dollars, fünf Hemden für 42 Dollars und ein alter Mantel für 25 Dollars.

26. April 1863 (Sonntag): Um 11.30 Uhr fuhr mich McCarthy in seinem Einspänner zur San Pedro Quelle, die nicht an die malerische Schönheit der San Antonio Quelle heranreicht. Hier lagert ein Trupp texanischer Kavallerie.

Danach fuhren wir zu den Missionsstationen San José und San Juan, die zehn beziehungsweise fünfzehn Kilometer von der Stadt entfernt liegen. Es waren dies einst befestigte Klöster zum Zwecke der Bekehrung der Indianer, erbaut vor etwa 170 Jahren durch die Jesuiten. Jetzt sind es nur noch Ruinen, aber die Überreste sind im massigen kastilischen Stil errichtet und mit reichlich Ornamenten versehen. Diese Missionsstationen sind sehr interessante Orte und es gibt hier noch zwei weitere von ihnen, die ich nicht besucht habe.


Am Nachmittag sah ich zahlreiche Neger und Negerinnen in ihrer Sonntagskleidung umherspazieren: Seidenstoffe und Reifröcke. Sie waren wesentlich eleganter gekleidet als ihre Herrinnen.

Um 17.00 Uhr speiste ich bei Colonel Bankhead, der ein Bankett auftischte, das ihn in diesen schweren Zeiten ein wahres Vermögen gekostet haben musste. Etwa vierzehn der führenden Offiziere waren eingeladen, darunter Captain Mason (Cousin des Botschafters in London), der unter "Stonewall" Jackson in Virginia gedient hat. Er erzählte mir, Jackson sei anfangs keineswegs beliebt gewesen. Ich verbrachte einen sehr angenehmen Abend und hörte etliche Anekdoten aus dem Kriege. Einer der Offiziere sang das Abolitionistenlied "John Brown", gefolgt von der Parodie "I'm bound to be a soldier in the army of the South", einem konföderierten Marsch und einer weiteren Parodie, diese ein Yankee-Marsch: "We'll hang Jeff Davis on a sour apple tree".

Wenn ich bisher in Gegenwart konföderierter Offiziere diniert habe, so haben diese es praktisch nie versäumt, einen Toast auf die Gesundheit der Königin auszubringen und sie sprachen stets in den höchsten Tönen von Ihrer Majestät.

27. April 1863 (Montag): Colonel Bankhead hat mir Empfehlungsschreiben für General Bragg, General Leonidas Polk und etliche andere ausgestellt. Um 14.00 Uhr wurde ich bei Mrs. Bankhead vorstellig, um mich zu verabschieden. Sie erzählte mir, dass zwei Brüder ihres Gatten auf Seiten des Nordens kämpften – einer im Heer und der andere in der Marine. Die beiden zu Lande dienenden Brüder standen einander in den Schlachten von Shiloh und Perryville feindlich gegenüber. Der seefahrende Bankhead kommandierte die Monitor, als sie sank. [Anm. d. Übers.: Die USS Monitor, berühmt durch ihr Seegefecht mit der CSS Virginia, sank am 31. Dezember 1862 in schwerer See nahe Cape Hatteras vor der Küste North Carolinas. 16 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, Kapitän John P. Bankhead verließ als einer der letzten Überlebenden das sinkende Schiff.]

Heute Nachmittag wurde ich in einer Bierhalle einem deutschen General der Miliz vorgestellt. Er geriet in einen erhitzten Disput mit meinem Begleiter und verurteilte dabei die Praxis des "heimlichen, nächtlichen Lynchens" scharf.

Die kürzliche Schandtat von Captain Peñaloso scheint in San Antonio auf herbe Kritik gestoßen zu sein. Diese Person (ein gelernter Schlachter) ließ vor kurzem auf eigene Verantwortung einen seiner Soldaten wegen Fahnenflucht und Diebstahls einer Muskete aufhängen. Er tat dies um 12.00 Uhr mittags auf dem zentralen Platze der Stadt. Die Einwohner haben den entsprechenden Baum gefällt, um ihrer Abscheu Ausdruck zu verleihen.

Es steht außer Zweifel, dass die Durchsetzung der Wehrpflicht den Behörden im gesamten Staatsgebiet der Konföderation ausgesprochen leichtfällt (außer beim deutschen Teil der Bevölkerung), jedoch höre ich auch von vielen Personen, die sich der Wehrpflicht entziehen, indem sie in irgendeiner Form in den Staatsdienst eintreten, sei es als Heereslieferanten, Beamte oder Fuhrleute im Gebiet des Rio Grande.

Zu meinem größten Bedauern musste ich heute Abend von meinem Freund McCarthy Abschied nehmen. Ich werde seine Gastfreundschaft und Fürsorge niemals vergessen.

Um 21.00 Uhr verließ ich San Antonio in der Postkutsche in Richtung Alleyton. Die Kutsche ist ein altes Gefährt, in dessen Inneres man neun Personen zwängen kann, die auf drei schräg verlaufenden Bänken sitzen. Ferner können zahlreiche weitere Passagiere auf dem Dach Platz finden. Ich sitze auf der mittleren Bank, die sehr schmal ist und meinen Rücken kann ich nur an einen Riemen lehnen. Ein enorm fettleibiger Deutscher sitzt mir Angesicht zu Angesicht gegenüber, während ein langbeiniger konföderierter Offizier hinter mir sitzt.

Unser erstes Gespann bestand aus vier Maultieren; später erhielten wir Pferde.

Meine Mitreisenden sind alle entweder Militärs oder bekleiden Posten in der Regierung.

Lediglich fünf der neun Passagiere kauten die Nacht hindurch Tabak und sie zielten zudem sehr genau auf die Fenster und bespritzten mich nicht. Dennoch fiel mein Schlaf begreiflicherweise sehr spärlich aus.

28. April 1863 (Dienstag): Um 05.00 Uhr überquerten wir den Guadalupe River und erhielten frische Pferde.

Gegen 07.00 Uhr nahmen wir in Seguin ein durchaus schmackhaftes Frühstück ein. Es war dies einst ein prosperierender, kleiner Ort, bevor der Krieg seine Entwicklung abwürgte. Hier begann es zu regnen, was die Straße aufweichte und unsere Mitreisenden auf dem Kutschendach arg erzürnte.

Die Konversation im Inneren der Kutsche kreist zumeist um militärische Belange und alle stimmen darin überein, dass sich die Praxis, die Offiziere durch ihre Soldaten wählen zu lassen, als ein großer Fehler erwiesen hat. Nach allem, was mir berichtet wurde, muss die Disziplin anfangs äußerst lax gewesen sein, hat sich seitdem jedoch wohl stetig verbessert. Meine Begleiter waren begierig, zu erfahren, was man in Europa über die Sache des Südens denkt und keiner von ihnen schien um die Sympathien zu wissen, welche ihre Tapferkeit und Entschlossenheit uns Engländern, der Sklaverei zum Trotze, abgerungen haben.

Wir nahmen unser Mittagessen in einer kleinen Holzhüttensiedlung namens Belmont zu uns und wechselten erneut unsere Pferde.

Die Gegend, durch die wir bisher gefahren sind, ist weitgehend erschlossen und mit zahlreichen Farmhäusern bebaut. Ich habe zum ersten Mal Baumwollfelder gesehen.

Wir amüsieren uns, indem wir mit unseren Revolvern auf die riesigen Eselhasen feuern, die überall auftauchen, um sich die Kutsche zu besehen.

Am Nachmittag wandten sich alle dem Kautabak zu und das Spucken nahm gelegentlich ein wenig überhand.

Bei den auf der Kutsche Reisenden ist es üblich, entlang dem Rande des Daches zu sitzen und die Beine an der Seite herunterbaumeln zu lassen (gleich den Gehilfen des Totengräbers auf ihrem Leichenwagen bei der Rückkehr von einer Beerdigung). Dieser Umstand macht es zu einem gefährlichen Unterfangen, den Kopf aus dem Fenster zu strecken, da man stets befürchten muss, einen Tritt von einem schwingenden Stiefelabsatz zu erhalten oder mit Tabaksaft aus den Mündern der über einem thronenden Kavaliere des Südens besprenkelt zu werden. Trotz all ihrer eigentümlichen Gebräuche bezüglich Aufhängens, Niederschießens und dergleichen (welche jedoch bei Menschen, die in einem ungezähmten und spärlich besiedelten Land leben, wohl nicht unbegreiflich sind), sind meine Reisegefährten von einer überwältigenden Liebenswürdigkeit. Sie alle besitzen eine Art kumpelhafter Aufrichtigkeit und Direktheit, eine ungekünstelte Höflichkeit und eine ausgeprägte Gutmütigkeit, die sehr einnehmend ist. Obgleich sie äußerst begierig sind, mit einem Europäer zu sprechen (ich bin für sie in diesen Zeiten der strikten Seeblockade in der Tat eine seltene Spezies), nimmt ihr Wissensdurst niemals rüde oder lästige Formen an.


Sämtliche Sorgen hinsichtlich meiner persönlichen Sicherheit, die meine bisherigen Einblicke in die praktizierte Lynchjustiz mir eingepflanzt haben mochten, waren bald völlig zerstreut. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass, sollte mich irgendein Fahrgast belästigen, es meine übrigen Reisegefährten als eine Sache der Ehre ansähen, mir zur Seite zu stehen.

Unser Abendessen nahmen wir um 18.30 Uhr in einem kleinen Städtchen namens Gonzales ein. Wir verließen es wieder um 20.00 Uhr, in einer neuen Kutsche mit einem Gespann von sechs Pferden – großen, kräftigen Tieren.

Da die Straßen hier sämtlich natürliche Pfade sind, bereitet uns der Regen arge Schwierigkeiten.

In Gonzales hörten wir besorgniserregende Neuigkeiten von Banks' andauerndem Vormarsch und seiner voraussehbaren Eroberung von Alexandria. Diese Nachrichten verärgerten uns sehr.

Das Gedränge in der Kutsche ist kaum zu ertragen, aber ich leide weitaus weniger darunter als meine fettleibigen und langbeinigen Begleiter. Sie alle ertragen diese Prüfung mit Humor.

Mein beleibtes Gegenüber tauschte in seiner Verzweiflung den Sitzplatz mit mir, da meine beiden Banknachbarn beträchtlich dünner waren als seine. Der Wechsel auf einen Platz mit einer Rückenlehne behagte mir sehr.

29. April 1863 (Mittwoch): Ich war dermaßen erschöpft, dass ich heute Nacht wunderbar schlief. Um 07.00 Uhr frühstückten wir in einem Ort namens Hallettsville und wechselten erneut unser Gefährt. Dort zwängten sich auch vier weitere konföderierte Soldaten auf das Kutschendach und so sind wir jetzt insgesamt 18 Passagiere. Dergleichen wäre in anderen Ländern niemals erlaubt.

Durch die zahlreichen Reisenden auf dem Dach liegt unser Schwerpunkt dermaßen hoch, dass die Kutsche wie ein Schiff auf schwerer See umherschwankt. Es gleicht einem Wunder, dass wir noch nicht auf die Seite gestürzt sind. Angeblich lautet die regelmäßig am Ende einer Reise durch Texas gestellte Frage nicht "seid ihr umgekippt?", sondern "wie oft seid ihr umgekippt?"

Meine Reisegefährten schätzen unablässig den Wert der Neger, die sie draußen auf den Feldern arbeiten sehen. Es hat den Anschein, als sei ein körperlich gesunder Mann 2.500 Dollars wert, während eine geschickte Näherin 3.500 Dollars einbringt.

Zwei der Passagiere haben im letzten hartumkämpften Feldzuge in New Mexico gedient, aber sie halten 48 Stunden in einer vollgestopften Kutsche für größere Mühsal als jede militärische Unternehmung.

Wir haben etliche Baumwollfelder und wunderschöne Maisfelder passiert, aber letztere weisen zumeist schwere Hagelschäden auf.

Man erzählt mir, dass noch ein Drittel der Felder, auf denen früher Baumwolle angepflanzt wurde, zum gleichen Zwecke genutzt wird. Auf dem Rest wächst heute Getreide und dergleichen (Nur in Texas wird derzeit noch ein dermaßen hoher Anteil an Baumwolle angebaut).

Wir fuhren auch durch einige ausgesprochen hübsche Landschaften voller großartiger Pfahleichen und Lindenblättrigem Eibisch und trafen auf zahlreiche mexikanische Baumwolltransportkolonnen. Einige der Wagen wurden von 14 Ochsen oder 12 Maultieren gezogen und die Tiere wurden von den Fuhrleuten fürchterlich misshandelt.

Wir durchquerten einige Flüsse mit steilen und ungangbaren Ufern und um 14.30 Uhr nahmen wir unser Mittagessen in einem Farmhaus ein.

Ich habe inzwischen herausgefunden, dass man, sobald die Essensglocke läutet, unverzüglich zu seinem Teller eilen und seine Mahlzeit in Windeseile ohne Rücksichtnahme oder Tischmanieren herunterschlingen muss, da man ansonsten stets leer ausgeht. Die Essgewohnheiten texanischer Reisegruppen gleichen denen wilder Tiere. Unter diesen Bedingungen dauert eine Mahlzeit niemals länger als sieben Minuten.

Um 18.00 Uhr erreichten wir Columbus, wo uns die Hälfte unserer Reisegefährten verließ. Diese texanischen Städtchen bestehen in der Regel aus einem großen, offenen Platz mit einem solide erbauten Gerichtsgebäude auf der einen Seite, einem Hotel auf der anderen Seite und Unmengen hölzerner Häuser am Rande. Der gesamte aufkeimende Wohlstand ist vom Kriege zertreten worden, aber jeder hier erwartet eine riesige Einwanderungswelle nach dem Friedensschluss.

Gegen 19.00 Uhr überquerten wir den Colorado River und erreichten Alleyton, unseren Bestimmungsort. Dieses kleine Holzhüttendörfchen ist in den letzten drei Jahren förmlich aus dem Boden geschossen, da es die gegenwärtige Endstation der örtlichen Bahnstrecke markiert. Es birst aus allen Nähten mit Reisenden und Baumwollspekulanten und so wurde mir die spezielle Ehre zuteil, mir ein Bett mit dem dicken Deutschen teilen zu müssen. Ich warf mich vollständig bekleidet (selbstverständlich) auf das Bett und war nach fünf Minuten tief eingeschlafen. In der gleichen Stube standen noch drei weitere Betten, ein jedes von zwei Schläfern belegt.

Die Entfernung zwischen San Antonio und Alleyton beträgt 225 Kilometer. Hierfür haben wir 46 Stunden benötigt.

30. April 1863 (Donnerstag): Ich habe heute meine ersten Erfahrungen mit der texanischen Eisenbahn gesammelt. In diesem Lande, wo jeder weiße Mann seinem Nachbarn gleichgestellt ist (zumindest theoretisch) und jede weiße Frau aus Höflichkeit als Dame gilt, verfügen die Bahnwaggons über lediglich eine Klasse. Der Zug ab Alleyton besteht aus zwei langen Waggons, die jeweils 50 Personen fassen können. Ihr Inneres erinnert mich an einen Kirchengang: zwölf Bänke auf jeder Seite für jeweils zwei Personen. Die Sitzflächen sind komfortabel gepolstert und erscheinen mir nach der Kutschfahrt regelrecht luxuriös.

Vor unserem Aufbruch schnaubte die Dampfmaschine zweimal auf, was, zusammen mit dem Ausruf "Alles an Bord!" des Vorstehers, den Passagieren als Warnung galt, sich festzuhalten. Schon folgte ein scharfer Ruck und die Waggons setzten sich in Bewegung.

Es ist das gute Recht eines jeden Passagiers, sich den Arm, das Bein oder den Hals zu brechen, wie es ihm beliebt, ohne dass ein Angestellter der Eisenbahn in irgendeiner Weise einschreiten würde. Auch nachdem der Zug bereits Fahrt aufgenommen hat, springen Leute auf die Waggons auf und von den Waggons ab und hangeln sich von Abteil zu Abteil. Es existieren keinerlei Zäune oder sonstige Hindernisse, welche Menschen oder Rinder davon abhalten würden, auf die Gleise zu laufen.

Wir verließen Alleyton um 08.00 Uhr und um 12.30 Uhr servierte man uns in Richmond eine miserable Mahlzeit. In diesem kleinen Städtchen machte ich die Bekanntschaft eines schäbig aussehenden Herrn in einem fleckig-schwarzen Anzug und einem eingedrückten Zylinder. Es handelte sich um Richter Stockdale, der wahrscheinlich der nächste Gouverneur von Texas sein wird. Er ist ein sympathischer Mann und ein weitaus besserer Konversationspartner als seine Garderobe vermuten ließe. Sein Rivale im Wahlkampf ist General Chambers (so glaube ich zumindest), dem folgende Aussage aus seinem Wahlprogramm zu beträchtlicher Popularität verholfen hat: "Ich bin der Ansicht, dass verheiratete Soldaten mindestens einmal im Jahr die Möglichkeit haben sollten, ihre Familien zu umarmen, während unverheiratete Männer ihre Plätze an der Front einnehmen. Man muss der Bevölkerung vermeidbares Leid ersparen." [Anm. d. Übers.: Thomas Jefferson Chambers, der sich bereits mehr als ein Jahr lang erfolglos um einen Generalsposten bemüht hatte, unterlag im Gouverneurswahlkampf, ebenso wie Fletcher Stockdale, seinem Konkurrenten Pendleton Murrah.]

Richmond liegt am Brazos River, den man an dieser Stelle auf eine eigentümliche Weise überquert. Eine steil abfallende Ebene führt zu einer niedrigen, wackeligen Bockbrücke und am anderen Ufer ist eine ebenso steil ansteigende Ebene in die Landschaft geschnitten. Wenn nun die Lok unter Volldampf dahinschnaubt, nimmt sie auf der abfallenden Ebene hinreichend Schwung auf, um über die Brücke zu schnellen und den Anstieg am anderen Ufer zu überwinden. Selbst in Texas gilt diese Art der Flussüberquerung als einigermaßen riskant.

Nachdem wir den Fluss auf diese Weise überquert hatten, folgten wir der Bahnstrecke durch eine ausgesprochen fruchtbare Gegend, die teilweise zum Landbesitz des kürzlich verstorbenen Colonel Terry gehört. Auf der Plantage arbeiten mehr als 200 Neger. Einige der Felder sind gemischt mit Baumwolle und Mais bepflanzt – drei Reihen Baumwolle zwischen zwei Reihen Mais. Ich sah auch Felder, auf denen sowohl Baumwolle als auch Zuckerrohr wachsen.

In Harrisburg wechselten wir das Gefährt und ich legte den Rest der Strecke nach Houston auf einem Baumwollwagen zurück.

Die Umgebung von Houston ist sehr malerisch und mit hölzernen, weißgetünchten Villen übersät, die auf Pflöcken über dem Boden ruhen, gleich Heuschobern. Ich erreichte Houston um 16.30 Uhr und begab mich zum Fannin House Hotel.

Houston ist ein weitaus eindrucksvollerer Ort als ich erwartet habe. Die Hauptstraße hat zahlreiche solide aus Backstein und Eisen erbaute Gebäude aufzuweisen. Die Stadt ist gegenwärtig überfüllt, da sie all den Flüchtlingen Zuflucht bietet, die das Städtchen Galveston verlassen haben.

Nach einem äußerst faden Abendessen wurde ich Lieutenant Lee vorgestellt, einem kriegsversehrten Helden, der sein Bein bei Shiloh verloren hat. Ferner traf ich Colonel Pyron, einen angesehenen Offizier, der ein nach ihm benanntes Regiment befehligt. Später besuchten der fettleibige Deutsche, Mr. Lee und ich das Theater.

Man erwies mir eine große Gefälligkeit, indem man meine britischen Sensibilitäten respektierte und mir ein eigenes Bett bereitstellte, während die vier anderen Betten in der Stube doppelt belegt waren. Im Bett neben mir schlief ein Captain, dessen Bekanntschaft ich bereits in der Eisenbahn gemacht hatte. Wir hatten uns gerade erst niedergelegt, als bereits ein Neger die Stube betrat, zwischen unseren Betten niederkniete und begann, unsere Stiefel zu polieren. Der Südstaatler deutete auf den Sklaven und legte in seinem Zungenschlag los: "Nun, Colonel, schätze mal, Sie ham Diener in ihrem Land, aber wohl keine von der Farbe da. Also, Sir, das hier ist ein oh-ri-gie-naler Afrikaner. Er is so froh wie der Tag lang is und wenn er auf 'ner Zuckerplantage arbeiten würde, würde er die halbe Nacht durch tanzen. Wenn man aber tausend von der Sorte aufm selben Fleck versammeln und 'ne Granate reinschießen würde, würden sie alle rennen, als ob der Deibel hinter ihnen her wäre." Der Neger grinste und schien sich recht geschmeichelt zu fühlen.


Drei Monate in Dixie

Подняться наверх