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Geschichten um die Großmeister des Usui-Systems der natürlichen Heilung

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Die Entstehungsgeschichte von Reiki hörte ich 1984 zum ersten Mal. Peter Didaskala, mein Lehrer für den I. Reikigrad, erzählte sie uns zu Beginn unserer Einweihung. Schon immer war es Tradition gewesen, dass Reikimeisterin und Reikimeister die Geschichte mündlich überlieferten, so wie sie selbst sie von ihren Reikimeisterinnen gehört hatten. Es gab bis dahin keine Bücher oder Texte dazu. Lediglich ein kleines Handbuch, das wir zum Schluss unseres Kurses erhielten.

Ich erzähle hier also die Legende von Doktor Usui, seinen Gefährtinnen und Nachfolgerinnen, so wie ich sie von meinem Reikimeister in Erinnerung habe – und mit dem heutigen Verständnis nach 25 Jahren mit Reiki.

Doktor Usui lebte um 1900 herum in Tokio, Japan. Er war ein vielseitiger, ungewöhnlicher Mann, was sich unter anderem darin zeigte, dass er in einem buddhistischen Land als konvertierter Christ lebte. Als Lehrer unterrichtete er an einer Jungenschule die Bibel. Usui war überzeugt davon, dass jedes Wort der Heiligen Schrift stimme und wörtlich zu nehmen sei. Und dies wollte er den Schülern des spirituellen Internats nahebringen.

Nun stelle ich mir vor, dass sich auch japanische Internatsschüler – wie wahrscheinlich Schüler überall auf der Welt – einen Spaß daraus machen, ihre Lehrerinnen und Lehrer zu ärgern.

Eines Nachts kamen die Schüler zusammen, um etwas ganz Spezielles auszuhecken. Am nächsten Morgen saßen sie etwas müde, aber feixend im Unterricht. „Usui, dürfen wir etwas fragen?“ Usui reagierte hocherfreut – wie jeder Lehrer, dessen Schüler bei der Sache sind – und ließ sie fragen.

Usui, du sagst doch, und du bist ganz sicher, dass alles, was in der Bibel steht, wörtlich zu nehmen ist. Stimmt das, haben wir das richtig verstanden?“ Usui stimmte zu. „Usui, in der Bibel steht, alle Menschen sind gleich.“ Usui stimmte zu. „Usui, in der Bibel steht, Jesus ist Gottes Sohn, jedoch ein Mensch wie du und ich. Also ein richtiger Mensch, zwar ein auserkorener, besonderer Mensch, doch ein Mensch. Haben wir das richtig verstanden?“ Usui stimmte interessiert zu. „Usui, in der Bibel steht auch, dass Jesus so etwas wie Wunderheilung bewirkt hat. Ein Lahmer konnte wieder gehen, nachdem er ihn berührt hatte. Ein Blinder konnte sehen. Sogar ein Mädchen aus dem nächsten Dorf wurde wieder gesund, als Jesus sich darauf konzentrierte. Er hat also mit seinen Händen und seinen Gedanken heilen können. Usui, haben wir das richtig gelesen?“ Usui stimmte, langsam nachdenklich werdend, zu. „Usui, wenn das so ist, wenn Jesus ein Mensch ist, heilen konnte und alle Menschen gleich sind, dann müssen wir auch heilen können, oder? Usui, wenn wir die Bibel ernst nehmen sollen, dann musst du uns zeigen, wie das geht.“

Usui wurde ganz ruhig. Er bedankte sich bei den Jungen für die interessanten Ausführungen und gab zu, dass er auf Anhieb keine Antwort parat habe. Er bat sich Zeit zum Nachdenken aus. In der kommenden Nacht war Usui derjenige, der wach blieb. Am nächsten Morgen trat er vor seine Schüler.

Ihr habt interessante Fragen gestellt, und ich kann euch die Entscheidende nicht beantworten. Das heißt jedoch nicht, dass es keine Antwort darauf gibt. Ihr bleibt hier, betreibt eure Studien und lernt weiter. Ich gehe in die Welt hinaus und begebe mich auf die Suche. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Antwort gibt. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch die Fähigkeit zur Heilung hat. Ich weiß nur noch nicht, wie es funktioniert.“

Usui packte seine Sachen und ging zunächst nach Amerika, wo er Fächer studierte wie Philosophie, Theologie, Sanskrit und alles, was thematisch im Umfeld seines Interesses lag. Er bekam Ehren- und Doktortitel, lernte viel und gerne. Nach einigen Jahren hielt er inne und ging mit sich in Klausur. Er war ja auf der Suche nach einer bestimmten Erkenntnis, und es schien so, als ob er der Antwort während des Studiums nicht nähergekommen war. Er musste einen neuen Weg einschlagen. Anfang des Jahres 1922 ging er nach Japan zurück, in ein Zen-Kloster auf dem Lande.

Zen ist eine unorthodoxe, spirituelle Strömung, die sich aus dem Buddhismus heraus entwickelt hat.

Ein Freund von ihm leitete dieses Kloster und nahm Usui auf. Er lebte dort auf einfache Weise, wusch seine Wäsche, kochte Essen, bestellte den Garten, schlief und meditierte nach Art des Hauses. Das Ziel war, sich zu leeren durch die alltäglichen Verrichtungen des Tages sowie durch die Meditation zu größtmöglicher Einsicht und Erleuchtung zu gelangen. Usui hoffte, auf diesem Wege zu Erkenntnis und der Antwort auf seine Frage zu gelangen. Da Usui ein studierter Mann war, bat ihn sein Freund, der Leiter des Klosters, um einen Gefallen. Er möge sich doch die Schriftrollen, die schon seit ewigen Zeiten in diesem Kloster lägen und die niemand lesen könne, einmal ansehen. Vielleicht sei er in der Lage, sie zu deuten. Usui begab sich mit ihnen in sein Zimmer. Nach einiger Zeit kam er freudestrahlend zu seinem Freund zurück, vor Aufregung zitternd: „Weißt du was? Das sind Symbole, mit denen Buddha geheilt hat.“

Siddhartha Gautama Buddha wurde rund 500 Jahre vor Jesus in Lumbini, im heutigen Nepal geboren. Seine Lehre hat den Buddhismus begründet. Ebenso wie Jesus hatte er Kraft seiner Gedanken und seiner Berührungen Veränderungen an Menschen bewirkt, die diese als Heilwunder bezeichneten.

Usui und sein Freund beschäftigten sich nochmals ausgiebig mit den Schriftrollen. Die Heilsymbole waren aufgezeichnet und sogar benannt. Allerdings blieben Fragen offen: Wie ließen sie sich anwenden? Und was konnte durch sie erreicht werden? Einerseits spürte Usui große Freude, denn endlich hatte er etwas Konkretes gefunden. Andererseits war er tief enttäuscht, weil er noch nicht am Ziel war. Also beschloss er, auf den heiligen Berg Kurama bei Kyoto zu steigen, um dort, nach Sitte des Landes, 21 Tage zu fasten und zu meditieren. Es heißt, er habe seinem Freund zum Abschied gesagt: „Wenn ich nach 3 Wochen nicht wiederkomme, dann kannst du meine Gebeine einsammeln.“ Mit anderen Worten: Er war absolut entschlossen, eine Antwort zu finden. Auf dem Weg zum Berg hinauf sammelte er 21 Kieselsteine ein. Oben angekommen, legte er sie vor sich hin und meditierte. Jeden Abend warf er einen Stein hinunter. So würde er wissen, wann die 21 Tage verstrichen waren.

Die Zeit verging. Die Steine fielen. Nichts passierte. Usui staubte ein, sein Bart wurde länger und er resignierte fast. Am Abend des 21. Tages zog zusätzlich zu aller Pein auch noch ein Gewitter am Horizont auf. Usui überlegte kurz, ob er abbrechen sollte; während eines Gewitters auf einem Berg zu sitzen, das erschien ihm als keine gute Idee. Aber er brach nicht ab. Das Gewitter näherte sich ihm, ein Kugelblitz löste sich aus dem Himmel, schoss auf ihn zu und schlug in ihn ein. Usui verlor das Bewusstsein. Am nächsten Morgen wachte er erfrischt und freudig erregt auf. In der Nacht hatte er eine Vision gehabt: Er hatte gesehen, wie er mit seinen Händen und den Symbolen Heilung schaffen konnte. Er war angekommen. Sein Ziel war erreicht. Aufgeregt lief er den Berg hinunter, kam jedoch nicht weit, weil er über eine herausragende Baumwurzel stolperte und sich den Fuß verstauchte.

Usui legte mit all seiner Leidenschaft und Energie die Hände auf die schmerzende Stelle und gab sich zum ersten Mal selbst Reiki. Nach kurzer Zeit war der Schmerz vergangen.

Zurück im Kloster, beriet sich Usui mit seinem Freund, wie er nun weiter vorgehen könne. Sie beschlossen, Usui solle in die Vorstädte Tokios gehen, um dort den Armen und Kranken zu helfen. Das tat er, und die Leute ließen sich die Behandlungen gefallen. Doch nach einiger Zeit funktionierte die Heilung nicht mehr so recht. Die Menschen fielen in ihre alten Lebensformen zurück und Usui musste erkennen, dass irgendetwas nicht stimmte. So ging er wieder in Klausur mit sich selbst und dachte nach. Er hatte die Menschen ohne Nachfrage behandelt und vorausgesetzt, dass sie das auch wünschten und sich weiterentwickeln wollten. Aber dem war nicht so. Er kam zu der Erkenntnis, dass er zu ungestüm, zu missionarisch gehandelt hatte. Er verließ die Vorstädte, ging in die Stadt, eröffnete eine Praxis und stellte sich zur Verfügung. Nun konnte ihn jeder, wenn er denn wollte, anrufen, anfragen, zu ihm kommen oder ihn bitten herauszukommen. Es zeigte sich, dass mehr Menschen seine Dienste in Anspruch nahmen, die sich bewusst dafür entschieden hatten, geheilt zu werden an Körper, Geist und Seele. Sie hatten das, was Hayashi später „Reikibewusstsein“ nannte.

Zu Usui kam in dieser Zeit ein Mann, der sich Chujiro Hayashi nannte und Marineoffizier und Arzt war. Er lernte von und mit Usui und entdeckte dabei seine Leidenschaft für Reiki. Gemeinsam mit Usui entwickelte Hayashi die Praxis von Reiki weiter.

Später leitete er eine Klinik in Tokio und eröffnete eine weitere Reikiklinik in Kioto. Von Usui heißt es, er sei wieder auf Wanderschaft gegangen. Von Dorf zu Dorf. Tagsüber habe er sich auf den Marktplatz eines Dorfes gestellt, eine brennende Fackel in der Hand. Die Leute hätten sich über ihn lustig gemacht: „Alter Mann, was machst du denn mit der Fackel in der Hand, es ist doch helllichter Tag?“ Usui habe ihnen zur Antwort gegeben: „Wenn ihr das wahre Licht sehen wollt, dann kommt heute Abend wieder, und ich zeige es euch!“

So soll er die Menschen neugierig gemacht haben auf Reiki, und ich stelle mir gerne vor, dass auf diese Weise die ersten Initiationen gegeben wurden.

Usui starb am 9. März 1926. Der Überlieferung nach an einem Schlaganfall, während er unterrichtete.

Von Usui wissen wir heute, dass er sein Leben nach seiner Erleuchtungserfahrung auf dem Berg Kurama im Jahr 1922 zu 100 Prozent seiner Reikipraxis gewidmet hat. Zum Schluss habe er sogar mit Händen und Füßen gleichzeitig Reiki gegeben, um effizienter zu arbeiten – so steht es auf seinem monumentalen Gedenkstein. Auf diesem wird Mikao Usui als Begründer jener Methode geehrt, die die Energie des Universums nutzt, um Körper und Geist zu heilen.

Er wird als führende Persönlichkeit der Geisteswissenschaften anerkannt und „Großer Meister“ geehrt.

Usuis Gedenkstein und Samadhi, seine Grabstätte, befinden sich auf einem kleinen, beschaulichen zen-buddhistischen Friedhof am Stadtrand Tokios.



Usuis Grab- und Gedenkstein

Vom Wesen her war Hayashi sesshafter als Usui. Er fand Erfüllung darin, die Kliniken zu führen, zu forschen und Reiki an Ort und Stelle weiterzuentwickeln. Er war einer der Lehrer, die von Usui angeleitet und ausgebildet wurden. Schon bald wurde er von ihm zum „Shihan“ ernannt und durfte somit selbst Lehrer ausbilden. Hayashi hatte, wie schon erwähnt, als Marineoffizier gearbeitet, bevor er Reiki kennenlernte. Seitdem war es ihm nicht mehr vorstellbar, in den Krieg zu ziehen. Er war durch und durch Pazifist geworden.

Als er Ende der 1930er Jahre erkannte, dass Japan in den Zweiten Weltkrieg verwickelt werden würde und es für ihn an der Zeit war, Dienst als Offizier zu leisten, plante er seinen Freitod. Er sah keinen anderen Weg, da es in Japan zu dieser Zeit undenkbar war, den Kriegsdienst zu verweigern. Nicht nur er, auch seine ganze Familie wäre in Ungnade gefallen und hätte starke Repressalien zu erwarten gehabt. Also bereitete er sein Ende gut vor. Er führte Hawayo Takata, eine begeisterte und lernbegierige Schülerin, in die Hintergründe des Usui-Systems der natürlichen Heilung ein und ließ sie an seinen 15 Jahren Erfahrung mit Reiki teilhaben. Nachdem er dies getan hatte, versammelte er seine Familie und Freunde um sich, verabschiedete sich bei allen und verließ seinen Körper.

Hawayo Takata wurde am 24.12.1900 als Tochter japanischer Auswanderer auf Hawaii geboren. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf und musste neben der Schule auf einer Plantage arbeiten, um ihren Anteil zum Lebensunterhalt beizutragen. Doch sie war klein und zierlich und die Arbeit zu hart für sie. So suchte sie nach einer Beschäftigung, die sie leisten konnte, und fand eine Anstellung bei einer reichen Plantagenbesitzerin. Bei ihr lernte sie einen jungen Mann kennen, der dort als Buchhalter lebte. Sie heirateten und bekamen zwei Kinder. Ihr Mann war ein fortschrittlich denkender Mann, und er sagte zu ihr, sie solle nicht betrübt sein, wenn er einmal sterben werde. Sie solle lächeln und sich darüber im Klaren sein, dass er bei ihr sei. Auch wolle er kein Grab. Sie solle frei sein, sich nicht um die Grabpflege kümmern zu müssen.

Das war im Oktober 1930 – und noch am selben Tag starb ihr Mann. Takata war also mit 29 Jahren bereits Witwe und trotz der guten Worte ihres verstorbenen Mannes todunglücklich. Außerdem war sie überfordert mit ihrer Arbeit und den zwei kleinen Kindern. Die nächsten 5 Jahre wurde sie immer müder und kränker, bis sie schließlich in einer Kirche beim Gebet zusammenbrach. Da hörte sie zum ersten Mal eine innere Stimme, die zu ihr sprach: „Du musst jetzt erst mal deinen Körper heilen.“ Takata war erschrocken und erstaunt, hörte diese Stimme aber dreimal sehr deutlich.

In dieser Zeit starb auch noch eine ihrer Schwestern, und es war Takatas Aufgabe, diese Nachricht den Eltern zu überbringen, die wieder nach Japan zurückgegangen waren. Also machte sie sich auf die Reise nach Tokio. Dort angekommen, besuchte sie auch eine Klinik, um sich heilen zu lassen. Man stellte völlige Erschöpfung bei ihr fest, eine Blinddarmentzündung, Gallensteine und einen Tumor. Als die erste Operation vorbereitet wurde und Takata bereits auf dem Behandlungstisch lag, hörte sie erneut die Stimme: „Die Operation ist nicht nötig.“ Takata war verwirrt, was sonst sollte sie denn tun?

Sie fragte ihren Arzt nach einer Alternative zur Operation. Ob sie Zeit habe, lautete die Gegenfrage. Da Takata ohnehin 2 Jahre in Japan bleiben wollte und ihr die geplanten Reisen weniger wichtig erschienen als ihre Heilung, bejahte sie das. Der Arzt gab ihr daraufhin 3 Wochen Zeit. Falls bis dahin keine wesentliche Besserung zu erkennen wäre, müsse er unbedingt operieren. Dann machte er sie mit Doktor Hayashi bekannt. Takata ging fortan in dessen Klinik. Dort wurde sie täglich von ihm und zweien seiner Schüler behandelt. Sie legten die Hände auf und sprachen miteinander: „Oh, ihre Galle reagiert stark, sie muss hier Schmerzen haben. Und hier scheint ein Tumor zu sein...“ Die Hände wurden an den kranken Stellen heiß und Takatas Körper ebenso. Sie fragte sich, woher die Männer die betroffenen Stellen kennen konnten. Weder hatte sie einen Bericht vom Krankenhaus mitgebracht noch etwas erzählt. Bei der zweiten Behandlung sprang sie nach 10 Minuten auf, um unter den Tisch und in Hayashis Kitteltasche zu schauen. Sie suchte eine Batterie oder eine Maschine, die diese starken Empfindungen hätte auslösen können. Es gab keine. Hayashi und seine Schüler lachten herzlich und erklärten ihr, dass sie tatsächlich einfach nur die Hände auflegten. Nach 3 Wochen intensiver Behandlung war Takata nicht nur frei von Tumor, Gallensteinen, Blinddarmentzündung und Schmerzen, sondern auch eine leidenschaftliche Reikianhängerin. Sie fragte Hayashi, ob sie an einem Training teilnehmen dürfe.

Hayashi lehnte mit der Begründung ab, dass das gegen die Regeln und Etikette der Gesellschaft verstoßen würde. Reiki würde traditionell nur in Japan praktiziert und nur von Japanern. Und vor allem würden Heilmethoden ausschließlich an Männer weitergegeben. Eine Frau zu unterrichten, erschien damals absurd. Doch Takata bewies Hartnäckigkeit. Sie bat den Arzt, der sie operieren sollte, um Unterstützung. Dieser schrieb eigenhändig, mit Pinsel und Tinte einen Brief an Doktor Hayashi, in dem er ihn darum bat, Takata doch Reiki beizubringen. Es habe bei ihr derart erfolgreich gewirkt, dass es sinnvoll für sie sei, sich selbst und auch ihre Familie in der Heimat weiter zu behandeln. Hayashi war sehr beeindruckt von dem Engagement des Arztes. Er berief eine Sitzung aller Mitglieder seiner Reikigesellschaft ein und zeigte ihnen die Bittschrift.

Takata wurde daraufhin als Ehrenmitglied akzeptiert und durfte am nächsten Training teilnehmen. Nachdem sie die Ausbildung bei Hayashi beendet hatte, ging Takata im Sommer 1937 nach Hawaii zurück. Kurze Zeit späte folgte ihr Hayashi für ein halbes Jahr dorthin, um seiner Schülerin zu helfen, ihre Arbeit mit Reiki vor Ort zu etablieren. Am Ende seines Aufenthalts kamen viele Freunde und Reiki-Anhänger zum Abschiedsfest und brachten Geschenke, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Bei dieser Gelegenheit verkündete Hayashi öffentlich, dass Takata nun anerkannte Reikimeisterin sei. Auf diesem Wege war Reiki über die Landesgrenzen Japans hinaus in die Welt gelangt.

Als Hayashi seinen Freitod vorbereitete, entschied er gemeinsam mit der Familie, dass Takata seine Arbeit fortführen und die „Große Meisterin“ des Usui-Systems sein solle. Für Takata bedeutete dies nicht nur einen Ehrentitel, die Nachfolge beinhaltete zugleich die Übernahme des Grundstücks und die Verantwortung für die Klinik in Tokio. Takata hatte ihre Kinder allerdings auf Hawaii gelassen und wollte sie auch dort aufwachsen sehen. Also beriet sie sich mit Frau Hayashi und beide beschlossen gemeinsam, dass diese die Klinik ihres Mannes bis zur Rückkehr Takatas kommissarisch fortführen würde. So kehrte Takata zurück nach Hilo, wo sie bereits eine Reikiklinik gegründet hatte, und betreute ihre Kinder, bis diese erwachsen waren.

Einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reiste Takata zurück nach Tokio, um die Reikiklinik zu übernehmen. Überraschenderweise stand das Gebäude noch, während die Umgebung durch den Krieg in Schutt und Asche gelegt worden war. Sie machte auch Frau Hayashi ausfindig, die Flüchtlinge aufgenommen und ihnen Unterkunft geboten hatte. Takata übergab Frau Hayashi formell das Haus zurück und kehrte Anfang der 1950er Jahre heim nach Hawaii.

Dort praktizierte und unterrichtete sie erfolgreich die nächsten 30 Jahre lang. Sie erkannte, dass Reiki für jeden hilfreich und praktisch ist, der sich auf den Weg macht. Sie hatte die Idee, Familienmitglieder in Reiki einzuweihen, damit sie fortan kranke Angehörige behandeln könnten. Sie hatte auch die Idee, Reiki in den Alltag zu integrieren, so wie Essen, Zähneputzen und Schlafen dazugehören.

In ihren 40 Jahren als Reikimeisterin weihte Takata viele Menschen in das Usui-System ein. Kurz vor ihrem Tod 1980 übertrug sie 22 Menschen, die aus aller Welt gekommen waren, die Reikimeisterschaft. Sie gab ihnen den Auftrag, Reiki in die Welt hinauszutragen. Unter diesen Botschafterinnen war auch Phyllis Furumoto. Nach Takatas Tod übernahm Phyllis die Aufgabe, das Usui-System der natürlichen Heilung in Form und Essenz zu halten, unter Anerkennung der „Reiki Alliance“, einer Vereinigung von Reikimeisterinnen und -meistern, die sich direkt nach Takatas Tod gebildet hatte.

Die Generationenfolge der „Grandmasters of Reiki“, auf Deutsch sagen wir heute „Reikigroßmeister“, lautet also:

Doktor Mikao Usui, Doktor Chujiro Hayashi, Hawayo Takata, Phyllis Lei Furumoto. Phyllis Furumoto ist die heute amtierende Großmeisterin in dieser traditionellen Reikilinie.

Reiki - eine Hand voll Licht

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