Читать книгу C-Promi Girl - Ein TV-Sternchen wird erzogen! - Aslan Eden - Страница 4
ОглавлениеKapitel 2 – Zu weit gegangen
Als das Interview beendet war, grinste die Moderatorin und verabschiedete sich nicht, als sie zufrieden aus der Tür schritt.
Es war pures Trash-Gold, was die Kameras heute bei Jenny in dieser gemieteten Wohnung eingefangen hatten. Normalerweise benutzten die C-Promis dieses Format, um sich ein positiveres Image aufzubauen oder um auf ihre Nagelkollektion aufmerksam zu machen, aber diese junge Göre hatte über so ziemlich jeden in der Showwelt gelästert – und das vor laufender Kamera!
Leider war sie dabei auch die Produzenten, Investoren und Drehbuchautoren so hart angegangen, dass es Konsequenzen geben musste.
Entweder war sie unglaublich geschickt oder sehr dumm, dachte Brigitte, als sie die Wohnung verließ. Zurück blieben Jenny und ihre Managerin Tanja.
»Was hast du dir dabei gedacht?«, wollte Tanja wissen und ging sich durch die schwarzen Locken. Dieses Kind war einfach nicht zu kontrollieren! »Du solltest ein wenig zickig sein und nicht über alle Formate, jede Serie und alle Schauspieler herziehen.«
Tanja war schon lange genug im Business, um zu wissen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Sie wusste um ihre Attraktivität, auch wenn sie gerade das vierzigste Lebensjahr erreicht hatte, so waren ihre Bewegungen immer noch voller Elan und wenn sie sprach, hörten die Menschen im Raum meist zu.
Nur bei Jenny war es anders. Sie hasste sich dafür, dieses unbelehrbare Küken in ihre Agentur aufgenommen zu haben. Sie konnte nicht singen, nicht tanzen, nicht moderieren oder schauspielern – die Blondine war einfach nur hübsch und zickig, dass waren ihre Werte.
»Aber morgen stehe ich in der Zeitung«, sagte Jenny und lehnte sich auf der gemieteten Couch zurück. »Alle werden es sehen!«
»Alle werden aber auch sehen, dass du über mächtige Männer gelästert hast. So etwas kommt nie gut an!« Tanja zündete sich eine Zigarette an und ging zur Tür. »Du brauchst jemanden, der dich erzieht, nicht managt.« Noch einmal drehte sie sich um. »Wenn du willst, kannst du heute Nacht hier schlafen, die Wohnung ist noch bezahlt … und denk bitte dran, dass du morgen pünktlich zum Interview bei KTL 2 auftrittst.«
Jenny zog eine Schnute und drehte sich weg, dabei legte sich die Abendsonne auf ihr Gesicht. »Ich überlege es mir«, zischte sie und sah zu, wie die Sonne hinter den Berliner Dächern unterging.
Was glaubten eigentlich alle, wer sie waren?
Sie war ein Star, verdammt! Na ja … oder zumindest auf dem Weg dorthin.
Kopfschüttelnd griff sie sich eine Flasche Wein, öffnete diese schwungvoll und goss sich ein großes Glas ein. Irgendwann würde jeder ihren Namen kennen, sie alle würden sie bewundern und dann würde niemand mehr die Frechheit haben, so mit ihr zu reden. Besonders nicht diese bescheuerte Moderatorin oder gar ihre Managerin.
Jenny zog sich das Top und die Schuhe aus. Heute Nacht würde sie hier schlafen und bei Gott, sie würde es sich gut gehen lassen. Ihr war egal, dass die Wohnung morgen besenrein an den nächsten C-Promi abgegeben werden musste. Das sollten andere für sie erledigen.
Zufrieden mit sich und der Welt lehnte sie sich zurück und legte das Glas an ihre Lippen. Sie würde schon groß rauskommen, ganz bestimmt sogar …
***
Was Jenny nicht wusste, war dass 20 Kilometer in der Sendezentrale von KTL gerade der Chef Jennys Video sah.
Richard Brandon war ein fleißiger Mann, hatte den Sender vom Amerika nach Deutschland gebracht und zwanzig Jahre gebraucht, um ihn an die Spitze der Fernsehwelt zu hieven. Er trug einen feinen Anzug, gönnte sich ein Glas Cognac und knetete seine Hände, wie er es immer tat, wenn ihm etwas überhaupt nicht gefiel.
»Diese Jennifer Clark will also nicht mitspielen?« Die Muskeln unter seiner schwarzen Haut spannten.
»Nicht wirklich«, antwortete die Moderatorin Brigitte und ließ ihre Augen weiter über ihren Boss gleiten. »Sie ist zickig, das ist ihr Konzept, aber sie ist zu weit gegangen und meint, dass wir das alles ausstrahlen und ihr damit einen Gefallen tun.« Langsam fuhr sie sich über den modischen Kurzhaarschnitt. »Sie will berühmt werden, um jeden Preis.«
Richard lachte auf und ließ seine Fingerknochen knacken. »Ich werde nie verstehen, warum alle berühmt werden wollen. Die wahre Macht wird hinter der Kamera ausgehandelt und nicht davor.« Er fuhr sich mit der Hand über den Drei-Tage-Bart und leerte in einem Schluck sein Getränk.
»Die Kleine gehört ein wenig erzogen. Vielleicht ist das etwas für unsere neue Show?«
Brigitte lächelte. »Wenn du so eine Zicke dressieren möchtest?
Richard lachte und griff zum Telefonhörer. »Oh, ja – das will ich.«