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Kapitel 2 – Das Spiel beginnt

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An Schlaf war gar nicht zu denken. Charlotte wälzte sich hin und her und bekam den unbekannten Anrufer nicht mehr aus ihrem Kopf.

Wo hatte er ihre Nummer her?

Sie konnte es sich nicht erklären. Wusste er auch wo sie wohnte? Vielleicht war er wirklich ein Psychopath und beim nächsten Mal würde er nicht nur anrufen, sondern vielleicht vor ihrer Tür stehen. Das wollte sie auf keinen Fall.

Da sie keine Nummer von ihm hatte, auf der sie ihn erreichen konnte, nahm sie sich fest vor, ihn am nächsten Morgen im Chat anzuschreiben, dass sie keinen weiteren Kontakt wollte.

Gegen halb drei war Charlotte dann endlich eingeschlafen. Es war eine sehr unruhige Nacht, denn ständig wachte sie auf, weil sie sich einbildete, ihr Handy würde klingeln.

Völlig übernächtigt quälte sie sich Sonntagmorgen gegen 9 Uhr aus den Federn. Sie wollte sich gleich an den Laptop setzen und dem Fremden schreiben, dass es kein zweites Mal geben würde.

Vorher machte sie sich allerdings einen Kaffee, um nicht gleich wieder einzuschlafen.

Nervös loggte sie sich in den Chatroom ein. Sie suchte auf der Namensliste nach Anonymus und tatsächlich, der Name war weiß unterstrichen, das hieß er war online. Zitternd bewegte sie den Mauszeiger auf seinen Namen und klickte ihn an, um ihm eine Nachricht zu schreiben.

Charlotte-1311: Hallo, ich möchte Sie bitten mich nicht mehr zu kontaktieren. Danke.

Anonymus: Hallo Charlotte, das ist leider nicht deine Entscheidung. Warte einfach auf die nächste Anweisung. Gestern stöhnst du mir noch ins Ohr und heute willst du keinen Kontakt mehr? So läuft das nicht!

Das Dialogfenster schloss sich und die weiße Linie unter seinem Namen verschwand. Offline. Charlotte war wütend über so viel Dreistigkeit. Sie loggte sich aus, löschte den Chat aus ihrem Browserverlauf und klappte den Laptop zu. Sie würde ihn einfach ignorieren, falls er nochmal anrief und wenn das nichts helfen sollte, legte sie sich eben eine neue Nummer zu!

Sie überlegte sich, ob sie jemandem von der Geschichte erzählen sollte, vielleicht einem Nachbarn, der ihr im Notfall helfen konnte, wenn er tatsächlich vor ihrer Tür stehen sollte.

Aber was sollte sie denn sagen?

Ich habe einen Fremden im Erotik-Chat angeschrieben, der Mädels suchte, die Neuem gegenüber offen sind?! Das klang ja super. Sie verwarf den Gedanken und wollte erst einmal abwarten, ob der Kerl sich wirklich nochmal meldete.

Charlotte ging in die Küche, um sich Frühstück zu machen. Sie öffnete den Kühlschrank, doch dieser war wie leer gefegt. Genervt lief sie ins Bad und zog sich an. Sie wollte schnell zur Tankstelle um die Ecke und sich dort etwas Essbares besorgen.

Bevor sie die Tür hinter sich zu zog, sah sie sich kurz im Treppenhaus um, um sich zu vergewissern, dass dort niemand auf sie wartete. Niemand da. Sichtlich entspannt mit den Händen in den Jackentaschen schlenderte sie los.

Es war ein Fußweg von fünf Minuten bis zur Tankstelle. Dort angekommen, bestellte sie ein belegtes Brötchen mit Käse zum Mitnehmen. Sie nahm noch eine Flasche Cola aus dem Regal, bezahlte und machte sich wieder auf den Rückweg.

Hungrig sperrte Charlotte die Haustür auf und sah sich wieder kurz im Treppenhaus um. Wieder war sie alleine. Sie stieg die Treppen bis in den dritten Stock nach oben und schloss die Wohnungstür auf.

Dabei fiel ihr auf, dass sie ganz vergessen hatte die Tür abzuschließen. Normalerweise zog sie die Tür nicht nur ins Schloss, sondern sperrte zusätzlich ein bis zweimal ab. Naja, sie war ja nur 10 Minuten weg gewesen, was sollte in dieser kurzen Zeit schon passiert sein.

Charlotte hängte ihre Jacke an die Garderobe, schnappte sich Brötchentüte und Cola und wollte in Ruhe im Wohnzimmer vor dem Fernseher frühstücken.

Als sie das Wohnzimmer betrat, traute sie ihren Augen nicht! Augenblicklich glitten ihr Tüte und Flasche aus den Händen und fielen zu Boden.

Auf ihrem Couchtisch stand ein dunkelrotes Paket. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Wie war das Paket in ihre Wohnung gekommen?

War der, der es gebracht hatte, vielleicht noch hier? Was sollte sie tun? Langsam ging sie zum Tisch hinüber, aber nicht ohne sich dabei bei jedem Schritt umzudrehen. Auf dem Paket lag eine weißer Umschlag. Sie vermutete eine Karte darin und griff danach.

»Charlotte... das wirst du bei unserem nächsten Kontakt brauchen...«, las sie zitternd.

Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Ängstlich sah sie sich um. Sollte er noch in ihrer Wohnung sein, konnte er sich nur im Bad oder im Schlafzimmer aufhalten. Sie schlich auf Zehenspitzen, immer noch zitternd, zum Schlafzimmer.

Die Tür stand offen. Es war ein kleiner Raum, in dem ihr Bett und ein großer Kleiderschrank standen. Verstecken konnte man sich dort nicht. Sie lugte hinein, niemand da. Blieb nur noch das Badezimmer.

Ihr Herz klopft bis zum Hals, als sie die Klinke in der Hand hielt. Kurz überlegt Charlotte, ob sie die Polizei rufen sollte, aber die Geschichte war ihr zu peinlich. Vor allem weil sie mit dem fremden Mann Telefonsex hatte. Sie atmete tief durch und öffnete die Tür. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als auch dort niemand zu sehen war.

Der Appetit war ihr vergangen. Charlotte kauerte auf dem Sofa und starrte das Paket an. Sollte sie es öffnen oder gleich wegwerfen? Einige Minuten später siegte die Neugier und sie zog das Paket zu sich auf die Couch.

Sie hielt noch einige Sekunden inne, öffnete es aber schließlich doch. Nervös klappte sie den Deckel auf. Sie griff hinein und zog zwei Schwarze Seile und eine schwarze Maske, die sie an Zorro erinnerte, heraus.

Was sollte sie denn damit anfangen? Weder mit Fessel-, noch mit Rollenspielen hatte Charlotte Erfahrung. Sie legte die Sachen zurück in den Karton und schob ihn unter den Couchtisch.

Am liebsten hätte sie die letzten Stunden einfach vergessen, aber das war leider nicht möglich…

Kidnapped: Vom Stalker erzogen!

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