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CRASH AUF DER AUTOBAHN

Julia freute sich wahnsinnig auf ihren Besuch bei Tante Emma. Eine solche Einladung war bei Tante Emma immer schon eine Überraschung der besonderer Art und keinesfalls ein normaler Vorgang. Tante Emma war etwas älter und sehr gerne allein. Doch Julia war ihre Lieblingsnichte und sie hatten ein sehr inniges Verhältnis. Jedoch auch das hielt sich in Grenzen. Tante Emma schätzte Julia wegen ihrer Bildung, Intelligenz und ihrem Fleiß. Auch war Tante Emma der Überzeugung, Julia würde ihr sehr ähnlich sein, was keiner bestätigen konnte. Ob es jedoch einen besonderen Grund für diese Einladung gab, wusste Julia nicht. Nach dem Tod ihres Gatten lebte Tante Emma sehr zurückgezogen. Wenn ihr etwas auf dem Herzen lag, vertraute sie sich niemandem an, außer Julia. Ob Tante Emma dieses Mal Julia etwas Besonderes verraten wollte?

Überraschung!, dachte Julia.

Am Freitag, gleich nach Feierabend, wollte sie losfahren, denn Hamburg war nicht gerade um die Ecke!

Der Freitag war da und der Feierabend nahte. Julia schoss zur Tür, rief noch laut „Schönes Wochenende!“ Und weg war sie. Die Kollegen schauten ihr amüsiert nach. Einer der Kollegen fragte: „Eine neue Liebschaft, Julia?“ Doch Julia war bereits verschwunden.

Schnell noch das Geschenk für Tante Emma besorgen und los geht es! Ein Geschenk für Tante Emma auszusuchen, war immer eine besonders schwierige Sache! Erstens hatte sie alles, zweitens brauchte sie nichts. Schon ewig packte sie die Geschenke der Verwandtschaft nicht mehr aus und somit stapelten sich in ihrer Rumpelkammer meterweise die großen und kleinen Kartons in die Breite und Höhe bis zur Decke. Aus diesem Grund hatte Julia wie immer einen wunderschönen Rosenstrauß bestellt, den sie für die lange Fahrt und wegen der Hitze im Auto nun gut versorgen musste. Tante Emma liebte Rosen, natürlich rote Rosen! Nicht zu dunkel, aber auch nicht zu hell! Kräftig rot, das war Tante Emmas Lieblingsfarbe.

Julia hoffte, nicht länger als sechs Stunden fahren zu müssen. Doch die Autobahn nach Hamburg war immer schon ein Problem gewesen und die unendlichen Staus vorprogrammiert. Zudem war der Elbtunnel sehr oft gesperrt. Julia fuhr los, der Verkehr jedoch wurde immer dichter und immer langsamer und die Zeit lief und lief. Julia hatte den Eindruck, die ganze Welt war unterwegs! Unglücklicherweise war auch noch Ferienanfang! Auch das noch! Wenigstens das Wetter spielte mit! „Wieso fahren ausgerechnet heute alle in die gleiche Richtung? Wollen alle an die Nordsee? Wenn es so weitergeht, bin ich erst nach Mitternacht bei Tante Emma!“ Julia legte an einer Raststätte eine kurze Kaffeepause ein und rief Tante Emma an.

„Hi, Tante Emma, es wird wohl spät heute Abend! Hamburg ist leider nicht um die Ecke! Du weißt ja, der große Verkehr, die lange Strecke und immer wieder Stop-and-go!! Vielleicht mit etwas Glück stehe ich um 22 Uhr vor Deiner Tür!“

„Kein Problem, mein Schatz, Tante Emma wartet auf Dich! Du weißt ja, in meinem Alter geht man ohnehin nicht so früh ins Bett! Gute Fahrt, mein Engel! Ach ja! Kannst Du nicht auch noch den Montag ran hängen? Ich habe einiges mit Dir zu besprechen!“

„Oh,Tante Emma, das wird wohl kaum möglich sein, weißt Du, wir haben Montag eine wichtige Kundenbesprechung und mein Chef will mich unbedingt dabei haben! Vielleicht nächstes Mal!“

„Das ist aber schade! Ist gut, mein Schatz! Ich warte!“

„Nächstes Mal, versprochen, Tante Emma!“

„Gute Fahrt, mein Schatz!“

Julia freute sich auf die zwei Tage mit Tante Emma. Ganze zwei Tage, eine besondere Ehre, denn nicht jedes Familienmitglied kam in einen solchen Genuss. Tante Emma war gebildet, hoch intelligent und für ihr Alter topfit. Sie wusste einfach alles! Über den Blumenstrauß mit den wunderbaren roten Rosen, im Übrigen ihre Lieblingsblumen, wird sie sich wohl am meisten freuen. Die hatte Julia bei ihrem Blumenhändler ganz frisch bestellt und deshalb wird sie auch lange Freude daran haben. Julia kannte das Strahlen in ihren Augen, wenn es um rote Rosen ging.

Der erste Stau ließ nicht lange auf sich warten! Stop-and-go! Stop-and-go! “Mein Gott nochmal, das ist ja eine mittlere Katastrophe! In diesem Tempo komme ich heute überhaupt nicht mehr bei Tante Emma in Hamburg an!“

Julia geriet plötzlich in einen chaotischen Verkehr, der sogar ihr als gute Fahrerin fast Angst machte. Immer wieder sah sie sich riskanten Manövern ausgesetzt.

„Dieser Typ vor mir macht mich wahnsinnig! Mal links, mal rechts, der überholt wie ein Wilder! Wo hat der eigentlich seinen Führerschein bekommen? Auf dem Dom? Schon wieder! Jetzt hat der mich wieder rechts überholt, das gibt es doch nicht, schon wieder! Jetzt glotzt er mich auch noch grinsend an, anstatt auf den Verkehr zu achten. Plötzlich ist der Typ hinter mir, so dicht? Will der mich vorschieben? Schon wieder links! Warum der auch noch grinst? Es geht weiter mit dem Typen! Oh, mein Gott, ich dachte, er nimmt mir die ganze rechte Seite mit! Warum bremst der Typ immer wieder? Endlich hat sich der Typ mit seinem dicken Schlitten beruhigt. Ein neuer Fahrstil für Männer mit dicken Autos! Das muss ein ganz neuer Mercedes sein, diesen Mercedes kenne ich noch gar nicht! Ist auch egal! Schon wieder, das kann nicht wahr sein, schon wieder überholt er mich rechts und wieder links, ich kann dem Verkehr nicht mehr konzentriert folgen. Und schwuppdiwupp ist er wieder vor meiner Nase! Jetzt hat er mich gnadenlos geschnitten!“ Julia hupt kräftig und versucht dem Manöver des Typen noch zu entkommen, doch sie kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und fährt dem dicken Mercedes hinten voll drauf. Rums! Es kracht gewaltig! Julia legt den Kopf aufs Lenkrad und fängt an zu heulen! Bittere Tränen füllen ihr Gesicht und die Wimperntusche hinterlässt dicke, schwarze Streifen auf Julias Wangen. Jetzt ist alles im Eimer und Tante Emma wartet auf mich! Der gesamte Verkehr stoppt! Der Typ steigt aus, stellt die Warndreiecke auf, eilt zu Julias Auto und klopft an die Scheibe.

„Gnädiges Fräulein, ist Ihnen etwas passiert? Sind sie verletzt? Brauchen Sie einen Krankenwagen oder einen Arzt?“

„Scheren Sie sich zum Teufel!“, schreit Julia wütend.

„Entschuldigung, Sie haben gerade meinen funkelnagelneuen Mercedes ramponiert!“

Julia heult ununterbrochen weiter.

„Sie haben mich genötigt, Sie sind mir immer wieder fast drauf gefahren! Wo zum Teufel haben Sie Ihren Führerschein bekommen, auf dem Dom? Lassen Sie mich bitte in Frieden!“

„Hier bitte, ein Taschentuch!“, sagt der Typ sanft.

„Ich brauche Ihr Taschentuch nicht!“

„Ich kann doch nichts dafür, wenn Sie mir hinten drauf fahren!“

„Sie haben mich genötigt!“, schreit Julia.

„Entschuldigen Sie bitte, so geht das nicht! Wir müssen die Fahrzeuge von der Fahrbahn entfernen!“

„Dann machen Sie das bitte!“, schreit Julia.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Auto noch fahrbereit ist!“

„Kümmern Sie sich um ihren Schlitten! Mein kleiner Polo ist wertlos, Herr Kontrahent!“

„Soll ich einen Arzt rufen? Ich sehe schon, Sie brauchen Hilfe!“

„Ich brauche keinen Arzt, Herr Mercedes-Fahrer! Mir geht es blendend!“

Der Kontrahent fuhr seinen Mercedes auf den Seitenstreifen, doch der kleine Polo war nicht mehr fahrbereit und fleißig tröpfelte Sprit und Öl auf die Autobahn. Sie schoben den Polo so gut es ging zur Seite.

„So wie Sie, fährt man auch nicht auf der Autobahn, Sie haben mich richtig genötigt!“

„Sie hätten besser aufpassen müssen, Gnädigste! Ich habe die Polizei, den Arzt und den Abschleppdienst telefonisch benachrichtigt. Kommen Sie bitte, wir müssen weg von der Autobahn! Es ist zu gefährlich hier!“ Der Kontrahent nahm Julia am Arm und sie verließen die Fahrbahn.

„Sie hätten auch aufpassen müssen! Wo ist ihr schönes Taschentuch, meins ist total nass!“

„Bitte schön! Darf ich Ihnen die Tränen abtrocknen?“ Ohne weiter zu fragen, fing Julias Kontrahent an, ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.

Julia war überrascht, wie liebevoll ihr Kontrahent sie behandelte, obwohl ihr glasklar war, dass nach allen Verkehrsregeln der Welt, sie die Verursacherin dieses Unfalls war und ihm gerade seinen tollen Mercedes demoliert hatte.

„Danke schön! Herr Kontrahent, wann kommt endlich die Polizei?“

„Das wird noch etwas dauern! Sie sagten mir, es wären heute viele Unfälle passiert!“

„Ja, wenn alle so wie Sie fahren!“

„Entschuldigung bitte, schließlich sind Sie mir hinten drauf gefahren, Fräulein…!“

„Was wollen Sie damit sagen, Herr Kontrahent?“

„Ich wollte damit sagen, wenn Sie besser aufgepasst hätten, wäre es nicht passiert, Fräulein…!“

„Wie bitte?“

„Nach den gültigen Verkehrsregeln sind Sie auf jeden Fall die Verursacherin dieses Unfalles, Fräulein… !“

„Was sagen Sie da, Herr…?“

„Bitte hören Sie auf zu weinen, Fräulein…!“

„Warum soll ich aufhören, Herr Kontrahent, warum?“

„Weil ich es nicht ertragen kann, wenn Frauen weinen!“

„Dann schauen Sie doch einfach weg!“

„Ich verstehe Sie nicht, Fräulein… das ist doch nur ein Blechschaden! Ihnen ist doch Gott sei Dank nichts Ernstes passiert!“

„Mein schönes Auto ist im Eimer und ich werde in Hamburg erwartet! Wie komme ich jetzt nach Hamburg?“

„Oh, wer wartet denn auf Sie in Hamburg?“

„Das hat Sie doch nicht zu interessieren! Überhaupt nicht, Herr Kontrahent!“

„Ich würde vorschlagen, wir gehen noch ein paar Schritte weiter rüber, ehe der Krankenwagen kommt, hier ist es immer noch zu gefährlich für Sie, Fräulein…!“

„Der Krankenwagen braucht nicht zu kommen, mir geht es gut, sehr gut, blendend! Bitte bestellen Sie den Krankenwagen ab, bitte!“ Julia wurde plötzlich zahmer.

„Sind Sie sich sicher, Fräulein… ?“

„Julia, Julia ist mein Name!“

„Maximilian!“

„Ach, Maximilian!“

„Maximilian von Dobel!“

„Ach, auch das noch? Wo kauft man sich einen solchen edlen Namen?

„Bei den Eltern, Fräulein Julia!“

„Mein schöner Polo! Ich war immer so stolz auf mein schönes Auto und auch, dass ich noch nie einen Unfall gebaut habe!“ Nun fing Julia erst richtig an zu heulen.

„Bitte, Fräulein Julia, bitte weinen Sie nicht schon wieder, ich kann keine Frauen weinen sehen! Mir bricht es das Herz! Hier, bitte ein frisches Taschentuch!“ Maximilian näherte sich Julia, streichelte ihr die Haare und genoss ihren Duft.

„Danke, Herr Maximilian!“ Julia entdeckte das Monogramm auf dem Taschentuch. Tatsächlich ein Adliger „von sowieso“, dachte sie.

„Bitte nennen Sie mich Maximilian! Ihre Haare duften so schön, ich liebe Chanel!“ Maximilian streichelte zart ihre Haare.

„Sie kennen sich aber sehr gut mit Parfüms aus, Maximilian!“

„Ich liebe den Luxus und schöne Frauen wie Sie, Fräulein Julia!“

„Ach so! Und ich muss sehen, wie ich mit der Reparatur meines Schrottautos zurechtkomme!“

„Haben Sie denn keine Versicherung, Fräulein Julia?“

„Natürlich habe ich eine Versicherung! Doch in diesem Fall wird die Versicherung für meinen Schaden nicht aufkommen!“

„Ich bin Stammkunde bei einer renommierten Autowerkstatt, selbstverständlich können Sie ihr Auto ebenfalls dort reparieren lassen!“

„Erstens muss ich sehen, wie ich die Reparatur überhaupt finanzieren kann, Herr Maximilian!“

„Sind sie berufstätig, Fräulein Julia?“

„Selbstverständlich, leider noch nicht in einer führenden, hohen Position wie vermutlich Sie!“

„Das werden Sie auch noch hinbekommen, liebe Julia! Keine Sorge!“

Julia hatte nicht gemerkt, dass Maximilian sie bereits beim Namen nannte! Trotzdem überfiel sie ein Gefühl der Geborgenheit und des Vertrauens. Julia hatte das Gefühl, sie würde Maximilian schon ewig kennen oder sie waren sich bereits früher schon einmal begegnet, vielleicht in einer Disco? Das kann nicht sein, das konnte sie sich nie im Leben vorstellen, denn Typen wie Maximilian sind keine Disco-Typen. Maximilian scheint ein feiner und gut erzogener Mensch aus besonders edlem Hause zu sein! Ein Adeliger, ein feiner, vornehmer Mann, der vermutlich sogar in einem Schloss lebt!

„Wir sollten sicherheitshalber noch ein paar Schritte weiter weg von der Fahrbahn gehen, es wird immer gefährlicher hier! Du bist eine wunderbare Frau, Julia!“ Maximilian hatte Julia fest umarmt und fing an, sie leidenschaftlich zu küssen.

„Maximilian, die Autofahrer beobachten uns!“ Julia war wie gelähmt, sie hatte das Gefühl, sich nicht wehren zu können oder vielleicht wollte sie es auch überhaupt nicht?“

„Die Autofahrer haben andere Sorgen, Julia. Bleib in meinen Armen!“

„Warum kommt die Polizei eigentlich nicht, Maximilian?“, fragte Julia verlegen.

„Hoffentlich kommen sie nicht so bald, meine Liebe!“

„Maximilian…!“ Julia konnte ihre Gedanken nicht aussprechen.

„Deine Nähe, Dein Geruch, Deine Haare, Deine verweinten Augen, ich glaube ich bin bis über den Kopf verliebt, Julia!“

„Maximilian, wir kennen uns doch kaum!“

„Liebe auf den ersten Blick, hast Du schon mal davon etwas gehört? Wo liegt das Problem? Wir haben viel, viel Zeit für uns, viel Zeit zum Kennenlernen! Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Dich nicht aus den Augen zu verlieren! Ich habe mich Hals über Kopf verliebt, so ist es nun mal passiert. Ich möchte wissen, ob Du einen festen Freund hast, wohin Du fahren wolltest und wo dein Zuhause ist. Ich möchte Deine Familie kennenlernen und alles, alles über Dich wissen! Wen wolltest Du denn in Hamburg eigentlich besuchen?“

„Maximilian, Du hast mich total überrumpelt! Wann kommt die Polizei endlich?“

„Eigentlich brauchen wir keine Polizei! Ich rufe meine Werkstatt an, die sollen Dein Auto abholen. Dann fahren wir mit meinem Mercedes wohin Du willst, nach Hamburg oder sonst wohin auf dieser Welt!“

„Ich werde von meiner Tante Emma in Hamburg erwartet, dieser Besuch ist für mich sehr wichtig, Maximilian, glaub es mir!“

„Das beruhigt mich! Wo liegt das Problem? Wir werden alle Probleme lösen, wenn es überhaupt welche gibt, liebe Julia!“

„Tante Emma ist meine liebste Tante, ich liebe sie wie meine Mama! Und ich darf sie keinesfalls enttäuschen!“

„Also, es ist kein Mann im Spiel, das wollte ich eigentlich wissen, sonst würdest Du das Wochenende nicht bei Deiner Tante verbringen! Ich fahre Dich hin!“

„Aber, Maximilian! Ich bin doch bei Tante Emma angemeldet!“

„Du teilst ihr telefonisch mit, sie überraschen zu wollen!“

„Das geht nicht, Maximilian!“

„Warum nicht, meine Liebe! Oder Du erzählst Tante Emma von dem Unfall und ich würde lediglich Dein Fahrer sein, liebe Julia! Das klingt auf jeden Fall plausibel!“

Maximilian nahm Julia erneut in die Arme und küsste sie.

Durch den großen Lärm der Autobahn hatten sie den Polizeiwagen und den Pannendienst nicht bemerkt. Einer der Polizeibeamten stieg aus und ging auf die beiden zu. Er wartete eine Weile bis Maximilian ihn sah.

„Guten Tag! Ich gehe davon aus, dass Sie beide die Kontrahenten sind und sich gut kennen! Anscheinend haben Sie sich bereits geeinigt und damit sind wir überflüssig! Ich benötige lediglich Ihre Personalien, um den Einsatz zu dokumentieren!“

„Oh, das ist uns aber sehr peinlich, Herr Oberkommissar!“ Maximilian reichte dem Kommissar seine Papiere. „Ach, Herr Maximilian von Dobel! Wir sind uns doch schon mal vor zwei Jahren bei dem Ministertreffen in Berlin begegnet!“

„Das kann gut sein, Herr Oberkommissar!“

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Herr von Dobel?“

„Danke, Herr Oberkommissar! Mein Auto ist bis auf eine kleine Delle in Ordnung! Ich habe bereits meine Werkstatt angerufen, um den Polo von Fräulein Julia abschleppen zu lassen. Dumm gelaufen, so etwas kann schon mal passieren!“

Total verdutzt reichte Julia dem Kommissar ihre Papiere. Dieser nahm die Personalien auf, verabschiedete sich und weg war er.

„Mir läuft es kalt über den Rücken! Maximilian, wer bist Du eigentlich?“

„Ein Mensch, genau wie jeder andere, jedoch total verliebt in eine wunderbare Frau, die ich jetzt nach Hamburg fahre und die ich nicht mehr aus den Augen verlieren möchte! Einverstanden?“

„Maximilian, ich weiß nicht…ich kann…meine Tante! “ „Ja, wir werden Deiner geliebten Tante einen Blumenstrauß mitbringen, natürlich rote Rosen und ich werde ihr beichten, dass ich Dich liebe!“

„Rote Rosen hast Du gesagt? Woher weißt Du, dass Tante Emma rote Rosen liebt? In meinem Polo habe ich bereits rote Rosen für Tante Emma!“

„Also, dann bekommst Du meine roten Rosen! Ach, ich sehe, unser Abschleppdienst ist bereits angekommen! Du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin, Julia!“

„Gib mir etwas Zeit, Maximilian, bitte!“

„Selbstverständlich, meine liebe Julia! Ich schlage vor, wir fahren zuerst zu Deiner geliebten Tante Emma und wir erklären ihr, was uns passiert ist. In der Zwischenzeit reserviere ich ein Zimmer im Hotel „Vier Jahreszeiten“ und wir verbringen das Wochenende in Hamburg. Selbstverständlich ohne jegliche Verpflichtungen. Die Werkstatt wird uns ein Ersatzauto für Dich bringen oder Du kannst auch zurückfliegen, wie Du willst!“

„Maximilian, es wird immer schlimmer mit Dir, ich kann mir all das überhaupt nicht leisten!“

„Brauchst Du auch nicht, das macht meine Werkstatt! Ach, Herr Maier kommt. Hallo, Herr Maier, schön, dass sie so schnell kommen konnten! Wir benötigen noch einen Ersatzwagen für Fräulein Julia, meine Verlobte!“

„Ach so! Gratulation! Soll es ein Mercedes sein, Herr von Dobel?“

„Ein Polo wäre mir lieber!“, sagte Julia etwas verlegen. „Gern, kein Problem! Wir treffen uns dann in Schenefeld in der Werkstatt! So, jetzt nur schnell weg hier aus dem Verkehr! Das Gepäck können sie in der Werkstatt umladen! Noch eine Frage! Könnte es auch eine andere Marke sein, falls wir keinen verfügbaren Polo in der Werkstatt haben?“

„Natürlich! Danke, Herr Maier. Herzlichen Dank für Ihre Mühe! Komm Julia, steig schnell ein, wir fahren dem Abschleppwagen hinterher“

Julia war wie in Trance, sie verstand die Welt nicht mehr, ihr Polo, der Unfall, ihr geheimnisvoller Kontrahent Maximilian, ihre Gefühle, Tante Emma! Innerhalb von zwei Stunden hatte sich ihr Leben total verändert, alles stand auf dem Kopf. War es bloß ein Traum? War sie nicht auch ein klein wenig verliebt? Julia schaute Maximilian an. Wieder hatte sie das Gefühl diesen Mann zu kennen. Julia war sich sicher, irgendwo war sie Maximilian bereits begegnet! Diesen Mann kannte sie!

„Ist alles in Ordnung, liebe Julia?“ Maximilian wusste, dass Julia ihn beobachtet.

„Ja, Maximilian, ich bin wie in Trance, ich weiß nicht, ob alles was heute passiert, auch Realität ist. Es scheint, als ob ich in einer anderen Welt schwebe und als ob dies nicht mehr mein eigenes Leben ist!“

„Natürlich, ich verstehe Dich gut, sehr gut sogar, doch ich will Dich nicht verlieren. Heute Nacht, im Hotel, werde ich Dir alles über mich und meine Familie erzählen. Ich möchte gerne Dein Leben kennenlernen, natürlich nur das, was Du mir erzählen willst. Doch ich werde Dich nicht mehr aus den Augen lassen, egal was kommen wird. Was wir heute erlebt haben, passiert nicht alle Tage. Ich möchte mit Dir glücklich sein und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Dich glücklich zu machen! Das schwöre ich Dir!“

„Das wäre schön, Maximilian!“

„Brauchst Du nicht doch einen Arzt, liebe Julia, ist wirklich alles in Ordnung? Bitte sag es mir, bitte, ich kenne Gott und die Welt und Ärzte, die mir jederzeit helfen würden!“

„Nein, nein, es geht mir wirklich gut, Maximilian! Der Tag war einfach zu anstrengend für mich!“

„Es war ein wunderbarer Tag, liebe Julia, der Tag an dem ich meine große Liebe gefunden habe! So ein Tag kommt nie wieder! Seit langem der schönste Tag in meinem Leben!“

Sie fuhren in die Werkstatt und tatsächlich war kein Polo verfügbar. Julia entschied sich für den kleinsten Mercedes.

„Kannst Du fahren, Julia? Hast Du Dich etwas erholt von unserem Crash?“

„Ich glaube schon!“

„Also, Du fährst vor und ich versuche Dir zu folgen. Anschließend fahre ich ins Hotel und warte dort auf Deinen Anruf. Weißt Du, wo das Hotel „Vier Jahreszeiten“ ist oder soll ich Dich wieder abholen?“

„Wie kann ich Tante Emma all das erklären, Maximilian?“

„Gute Frage, meine Liebe! In Anbetracht ihres Alters denke ich, es wäre klug, Tante Emma nicht zu sagen, wir hätten uns gerade auf der Autobahn kennen und lieben gelernt. Eine Notlüge ist in dieser speziellen Situation auf jeden Fall gestattet. Wie wäre es, Du sagst Tante Emma, wir kennen uns schon länger und Du wolltest ihr anlässlich dieses Besuches alles beichten!“ „Ich bin überrascht, Herr von Dobel, wie gut sie mogeln können!“ Julia lachte.

„Ich kenne die Empfindlichkeiten der letzten Generationen, davon habe ich eine ganze Menge in meiner Familie! Manchmal ist es klüger, sie auszutricksen! Es ist doch bloß eine kleine Notlüge, meine Liebe!“ Maximilian nahm Julia in seine Arme, drückte sie kräftig und küsste sie leidenschaftlich.

„Ich hoffe es zu schaffen und falls Tante Emma etwas merken sollte, würde sie mir verzeihen! Dafür bin ich ihr auch zu wertvoll!“

Tante Emma war überhaupt nicht überrascht. Sie freute sich, Maximilian kennengelernt zu haben. Als Maximilian fort war, sagte sie zu Julia ganz vertraulich:

„Das ist ein sehr feiner Mann, dieser Maximilian! Du hast großes Glück gehabt, Julia. Ich glaube, Dein Onkel hatte ebenfalls eine gewisse Beziehung zu Maximilians Familie. Ich freue mich sehr für Dich und hoffe, Du vergisst Deine Tante Emma nicht!“

„Niemals, Tante Emma, Du bist ja meine zweite Mama! Oder?“

„Ja, mein Schatz, das bin ich! Übrigens, ich habe Dich als Generalerbin eingesetzt!“

„Oh, Tante Emma, habe ich das verdient?“

„Du hast damit auch Verpflichtungen, mein Schatz, das weißt Du!“

Julia sprang auf und umarmte ihre Tante Emma! Dann sagte sie:

„Tante Emma, glaubst Du, ich würde Dich jemals im Stich lassen? Mit oder ohne Erbschaft werde ich immer für Dich da sein, ich werde Dir immer helfen, genau so wie meiner Mama! Ich habe Dich sehr lieb, Tante Emma!“

„Das weiß ich, Julia! Übrigens, Du und Maximilian seid ein schmuckes Paar! Wann wollt ihr heiraten? Ich möchte gerne dabei sein!“

„Tante Emma, willst Du das wirklich? Natürlich, das wäre wunderbar! Ich werde Maximilian heute noch informieren!“

„War das der Grund, warum Du den Montag nicht anhängen kannst, mein Schatz? Natürlich habe ich volles Verständnis dafür!“

„Maximilian wartet im Hotel auf mich, sei bitte nicht böse!“

„In jungen Jahren, ich erinnere mich ganz genau, war ich auch verliebt, so wie Du jetzt, natürlich verstehe ich Dich! Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr morgen auf ein zweites Frühstück noch kurz vorbei kommt, um „Tschüss“ zu sagen!“

„Ja, Tante Emma, das machen wir!“

Julia verbrachte das Wochenende mit Maximilian. Es sollte das schönste ihres Lebens sein! Maximilian erzählte Julia sein ganzes Leben. Er war verwitwet und hatte die Hoffnung verloren, ein zweites Glück zu finden. Nun hatten beide ihr Glück gefunden. Tante Emma durfte bei der Hochzeit Trauzeugin sein. Sie spielte ihre Rolle perfekt.

Julia und Maximilian erinnerten sich immer wieder an den „Crash auf der Autobahn“, den Tag, an dem sie sich kennen und lieben lernten!

Humor aus dem Leben

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