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KULTURGUT OLDTIMER

Hurra! Unser Oldtimer, unser geliebter Ford ist nach einem Jahr Restaurierung endlich fertig! Der Oldtimer ist tipptopp in Ordnung. Endlich können wir fahren und die Fahrt genießen! Das Wetter passt, die Landschaft ist wunderschön, wir können die Fahrt antreten. Alles ist ideal! Wir setzen uns in den Ford und fahren los.

„Fahr nicht so schnell! Pass auf!“

„Wieso, Karin? Hast Du Angst? Der Ford schnurrt doch wie ein zufriedener Kater und wie eine Nähmaschine! Mach Dir keine Sorgen!“

„Trotzdem, Fritz, sei vorsichtig! Bitte!“

„Mach ich, liebe Karin, ich bin vorsichtig!“

Was für ein schönes, elegantes Auto, dieser alte Ford! Wie haben es unsere Vorfahren überhaupt geschafft, solche wunderbaren Schmuckstücke zu bauen. Mister Ford war auch so ein Genie. Und die Oldtimer-Fans haben heute die einmalige Gelegenheit, sich mit diesen besonderen Karossen zu schmücken. Ein außergewöhnliches Privileg, aber auch eine große Verpflichtung. Karin und Fritz pflegen und hegen ihren Ford. Sie freuten sich über die bevorstehende, wunderschöne Fahrt und die besondere Veranstaltung, einfach über alles! Sie düsen durch das schöne Ludwigsburg in Richtung Schloss. Nachdem sie in den letzten Wochen über eintausend Kilometer gefahren sind, konnte jetzt eigentlich nichts mehr passieren. Sie waren einfach happy!

„Schatz, was soll ich anziehen, rosa oder weiß?“-

„Rosa wäre schön, passt zum Ford am besten!“

„Also, dann rosa!“ Karin war begeistert.

„So, jetzt müssen wir links abbiegen, hier ist das Hotel! Wir sind da, liebe Karin!“

„Was, sind wir schon da, Fritz?“

Fritz parkt den Ford direkt vor dem Hoteleingang, um auszuladen. Anschließend, so war es geplant, wollten sie in den Schlosspark, um für die Veranstaltung einzuchecken. Endlich waren sie das Gepäck los, doch als sie starten wollten, fing der Ford an zu streiken. Er knallte aus allen Löchern und sprang nicht mehr an.

„Was ist jetzt plötzlich los? Ich kapier es nicht! Das ist doch nicht unser Ford, vor zehn Minuten fuhr er doch noch wie ein Düsenjet!“

„Ich verstehe es auch nicht, Fritz! Der knallt, als ob er gleich explodieren wollte!“

„So arg war es noch nie, Karin!“

„Eine glatte Katastrophe, Fritz! Und die Gaffer sind bereits auf dem Vormarsch!“

Mit großer Mühe springt der Ford dann endlich doch noch an und im Knalltempo erreichen sie das Tor zum Schlosspark.

„Bleiben Sie stehen! Sie müssen stehen… !“

„Lassen Sie uns bitte durchfahren, sehen Sie nicht, der Bock bockt!“

„Nein, nein, Sie müssen hier stehen bleiben!“

„Wir können nicht, verdammt nochmal! Der springt doch nie wieder an!“

„Das geht nicht! Sie müssen stehen bleiben!

Der Ford knallt noch zwei, drei Mal und bleibt dann tatsächlich im Hang stehen! Nichts geht mehr! Basta! Schluss! Aus! Unglücklicherweise stehen sie auch noch direkt in der Einfahrt derart unglücklich, dass kein Auto mehr vorbeikommt!

Karin ist zum Heulen zumute und sie fragt entsetzt:

„Wo müssen wir hin?“

„Sie müssen dort rechts zum Einchecken!“

„Nun mobilisieren Sie doch endlich ein paar Leute, die uns helfen, unseren Bock zum Check-in zu schieben!“, sagt Fritz total erschöpft.

„Das ist nicht unsere Aufgabe!“, sagt einer von der Organisation.

„Hallo, kommen Sie, bitte! Bitte helfen Sie uns doch, den Bock hier wegschieben!“ Fritz ist fast am Heulen.

Von der Organisation hat keiner Zeit, doch drei nette Besucher helfen uns und der Ford wird den Berg hochgeschoben. Nun stehen wir vor dem Check-in.

Fritz steigt aus und holt die Unterlagen. Entsetzt muss er in den Unterlagen feststellen, dass sie in eine Seitenallee verbannt sind, weit weg vom Geschehen und auch noch auf einem Schotterweg.

„Was sollen wir dort in der abgelegenen Ecke am Ende des Schlossparks?“, fragt Fritz entsetzt.

„Sie müssen endlich Ihren Ford hier weg bringen, Sie blockieren die gesamte Einfahrt!“, motzt erneut einer von der Organisation.

Mit Hilfe Fremder wird der Ford schließlich zu dem Stellplatz geschoben, wo er eigentlich gar nicht hin sollte. Karin und Fritz setzen sich in den Ford, um den Schock zu verdauen. Karin ist fast am Heulen.

„Es ist noch kaum ein Mensch da! Wenn erst die anderen Oldtimer kommen, wird der ganze Staub aufgewirbelt! Abgesehen davon, frage ich mich, was wir eigentlich hier, weit weg vom Geschehen, sollen? Unser Ford hat weiß Gott einen besseren Stellplatz verdient!“

„Das glaube ich auch, Karin! Ich werde versuchen, einen anderen Stellplatz zu bekommen!“ Fritz will Karin trösten, obwohl er selber nicht viel Hoffnung hat.

„Ob die Jury überhaupt hier vorbei kommt, um unseren Ford zu bewerten?“

„Ich bin ebenfalls skeptisch, liebe Karin!“

Fritz versucht einen passenden, ehrwürdigen Platz für den Ford zu bekommen, doch all seine Bemühungen bleiben erfolglos. Mittlerweile ist er sich sicher, dass die Juroren nie so weit kommen werden! Warum sind wir eigentlich hier?, murmelt Fritz.

Ein Besucher fragt erstaunt:

„Was suchen Sie mit diesem wunderschönen Auto in dieser verlassenen Ecke? Ihr Ford ist der schönste Oldtimer auf der gesamten Veranstaltung! Einfach ein absolutes Schmuckstück! Dort vorne vor dem Schloss ist eigentlich der geeignete Platz für Ihren Ford!“

„Wir verstehen es auch nicht!“, antwortet Karin total deprimiert.

„Was ist das eigentlich für eine Organisation? Sehr merkwürdig, muss ich schon sagen!“ Der Typ verschwindet.

Am Ende des Tages stehen sie immer noch auf dem gleichen Platz und der Ford ist total verstaubt. Karin und Fritz sind entsetzt sowie enttäuscht und ständig mit dem Säubern des Fords beschäftigt, in der Hoffnung, die Jury kommt auch bei ihnen vorbei, um den Oldtimer zu bewerten. Fritz erlaubt sich bei der Organisation nochmals nachzufragen. Eine richtige Antwort bekommt er jedoch nicht und Kritik ist ebenfalls unerwünscht. „Sie sollten sich gefälligst an die Spielregeln halten!“, heißt es in barschem Ton.

„Haben wir etwas falsch gemacht?“, fragt Fritz.

„Sie wissen schon, wovon wir reden? Mit Ihnen gibt es doch immer nur Probleme!“, sagt einer der Organisatoren.

„Außer, dass unser Ford unglücklicherweise in der Einfahrt stecken geblieben ist, kann ich mich wirklich an nichts dergleichen erinnern!“ Fritz ist entsetzt.

Sie versuchen verzweifelt, den Techniker zu erreichen. Schließlich hat er den Ford über Monate in Reparatur gehabt und damit auch Verpflichtungen und Verantwortung, denn der Spaß war nicht billig. Was kann denn passiert sein? Verteiler, Zündung, Benzinpumpe, Kolben, Stößel? Es gibt ja viele Ursachen! Tatsächlich, trotz Wochenende erreichen sie den Techniker. Kulanterweise schickt die Werkstatt einen Techniker, der natürlich, da Wochenende, seine finanziellen Ansprüche stellt. Er müsse in seiner Abwesenheit schließlich seine beiden Bulldoggen einem „Babysitter“ in Pflege geben, was nicht ganz billig sei. Des Weiteren ist sein ganzes Wochenende im Eimer und all das kostet natürlich eine Stange Geld. Schließlich kassiert er ordentlich ab. Doch auch der Techniker ist nicht in der Lage, den genauen Defekt zu finden, verspricht jedoch, am nächsten Tag nochmals mit geeignetem Werkzeug vorbei zu kommen. Es könnte die Zündung sein oder auch etwas ganz anderes. Ein kleiner Trost! Sollten alle Stricke reißen, müssen sie den Ford eben abschleppen lassen! Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Am nächsten Morgen soll die Prämierung sein und sie stehen machtlos da. Es kommen viele, sehr viele Leute und jeder hat irgendwelche Ideen, Vorschläge und Ratschläge. Nur helfen kann leider keiner! Unter dem Druck der vielen Berater versucht der Techniker die Zündung zu flicken und siehe da, der Ford springt an. Zumindest, falls der Oldtimer prämiert werden sollte, könnten sie mit dem Ford über die Rampe fahren. Doch das ist eben „zunächst“ nur ein Traum.

Karin und Fritz sind total erschöpft und vor allem deprimiert. Nun hoffen beide auf einen schönen Abend und freuen sich auf das bereits angekündigte, besondere Gourmet-Buffet.

„Komm, Fritz! Ich bin total erschöpft, lass uns zum Buffet gehen und schauen, was geboten wird! Das soll da drüben im Partyzelt sein!“

„Gute Idee, Karin, also!“

Ein riesiges Partyzelt und davor eine Schlange von mindestens fünfzig Gästen, alle mit Tellern und Besteck bewaffnet. Wartezeit schätzungsweise mindestens zwanzig Minuten! Karin sieht sich das Buffet an und muss feststellen, dass sich der Inhalt in den riesigen Platten wiederholt. Immer und immer wieder die gleichen Fettmacher. Die Qualität ist unten angesiedelt. Karin schaut Fritz entsetzt an.

„Du, Fritz, hatten wir nicht schon letztes Jahr denselben Fraß abgelehnt?“

„Richtig, dasselbe hatten wir schon mal! Komm lass uns in die Brauerei gehen, die haben wenigstens ein gutes Bier!“

„Danke, Fritz, das haben wir verdient. Nach dem Ärger des heutigen Tages steht uns ein ordentliches Essen zu!“

Plötzlich kommt einer auf sie zugeschossen!

„Gehört der Ford Ihnen?“

„Ja, warum?“

„Sie müssen über die Rampe!“

„Wo, was?“

„Können Sie fahren? Sie müssen über die Rampe!“

„Wieso, ist unser Ford prämiert worden?“

„Ja, natürlich, haben Sie keine Benachrichtigung bekommen?“

„Nein! Von wem?“

„Klebt nichts an Ihrer Scheibe?“

„Nein, nichts! Welcher Preis?“

„Moment! Hier! Sie haben den ersten Preis für das außergewöhnlichste Vorkriegsfahrzeug gewonnen!“

„Fritz, Fritz! Hast Du das gehört? Wir haben den ersten Preis gewonnen!“

„Was? Wir sind prämiert worden? Das ist ja phänomenal!“

„Ich bin überglücklich! Wir haben es wahrhaftig verdient, Fritz!“

„Jetzt müssen wir nur noch schauen, wie wir bei der Prämierung über die Rampe kommen!“

„Ich werde beten, lieber Fritz! Ich fange schon mal an!“

Plötzlich kommt noch ein Juror angeschossen. Er will wissen, ob der Ford auch über die Rampe fahren kann.

„Schaffen Sie es über die Rampe zu fahren, Herr Fritz?“

„Selbstverständlich, Herr Juror!“, sagt Fritz entschieden, obwohl das noch lange nicht sicher war.

Dann ist es so weit! Tatsächlich springt der Ford an, sie reihen sich ein und stellen den Motor ab. Doch der Bock will nicht wieder anspringen, er streikt erneut!

„Das hättest Du uns nicht antun dürfen!“ Fritz schimpft mit dem Ford.

Nach einer Weile springt der Ford jedoch wieder an und Fritz lässt den Motor einfach laufen. Endlich sind sie, Gott sei gepriesen, auf der Rampe, nehmen den ersten Preis in Empfang und sind so glücklich wie noch nie.

„Erster Preis für das schönste, außergewöhnlichste

Luxusautomobil“.

Karin und Fritz strahlen mit dem Pokal auf der Rampe und sie vergessen für einige Minuten den ganzen Ärger. Jetzt will Fritz aber schnell ins Hotel, das Gepäck holen und sofort weiter fahren, bevor es dunkel wird. Doch bereits am Tor knallt der Ford wieder, bockt und bleibt schließlich wieder stehen. Alle Bemühungen, wie Anschieben im ersten Gang, bergab fahren usw. scheitern, nichts ist möglich! Und dann landet der Wagen beim Schieben plötzlich in einer kleinen Seitenstraße, in der Wendemanöver unmöglich sind. Letzte Hoffnung, „der gelbe Engel“! Nach einer geschlagenen Stunde kommt der Abschleppwagen tatsächlich und zieht den Ford aus der Sackgasse. In der Zwischenzeit ist auch das Gepäck aus dem Hotel da und wird auf dem Abschleppwagen verstaut. Ein ganz neues Fahrgefühl, immer auf der rechten Spur, die mittlerweile total rumpelig ist. Es rüttelt und schüttelt gewaltig. Fritz und Karin werden daheim abgesetzt und der Ford wird weiter in die Werkstatt gebracht. Mit ihren Luchsaugen bemerkt Karin noch rechtzeitig beim Aussteigen, dass sich der Ford aus der Befestigung auf dem Abschleppwagen etwas gelöst hatte und auf der Plattform verrutscht war. Noch ein paar Kilometer und der Ford wäre ihnen abhanden gekommen. Durch ihre besondere Aufmerksamkeit hatte Karin in letzter Minute einen riesigen Schaden vermeiden können!

Am nächsten Morgen hören wir von der Werkstatt, dass die Batterie den Geist aufgegeben hatte. Ein Kriechstrom war die Ursache.

„Und der Techniker, der sich am Wochenende gut bezahlen ließ, soll davon nichts bemerkt haben?“, fragte Karin entsetzt.

Eine Kleinigkeit mit einem riesigen, teuren Rattenschwanz. Für eine Weile hatten sie den großen Ärger vergessen, jedoch nur für eine Weile, denn ein Oldtimer hat neben der Freude auch seinen besonderen Preis.

Ein letztes Mal gibt es nicht!

Humor aus dem Leben

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