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Die Falle

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Franz Xaver Brandl brutzelte gerade ein paar Eier in der Pfanne, als es an der Haustür klingelte. Kruzitürken, er konnte jetzt niemand brauchen. Sein Frühstück war ihm heilig, dabei ließ er sich nicht gerne stören. Er ignorierte das Klingeln und fuhr fort, den Tisch auf der Terrasse zu decken. Wann immer das Wetter es zuließ, frühstückte er hier draußen und genoss den Blick über den Starnberger See und die weißen Segel der Boote. Und dieser Sommer war besonders heiß.

Erneut klingelte es. Aufdringlicher diesmal. Der ungebetene Besucher – um wen auch immer es sich handelte – schien sich nicht abschütteln zu lassen. Mürrisch wischte er die Hände an der Schürze ab, schlurfte zur Tür und öffnete.

Draußen stand ein Herr seines Alters. Beigefarbener Trenchcoat, Jagerhütchen, Tränensäcke und ungesunde Hautfarbe ließen sofort auf einen Kriminalisten aus der Stadt schließen. Die erkannte er auf zehn Meter gegen den Wind.

„Hauptkommissar Josef Mayerhofer, Kripo München“, stellte sich der Mann vor und hielt dem anderen einen Ausweis hin. „Kann ich Sie einen Moment sprechen, Herr ...“ – er schaute auf das Klingelschild – „Herr Brandl?“

„Wenn’s nach’er unbedingt sei muass!“, brummte der abweisend, darauf bedacht, den Kriminalbeamten baldmöglichst loszuwerden. „I hab eigentlich gar koa Zeit net. Mei Frühstück ...“

„Dauert nicht lange“, beschwichtigte ihn Mayerhofer und machte einen Schritt auf ihn zu. „Hab nur ein paar Fragen. Vergangene Nacht wurde hier in eins der Wochenendhäuser eingebrochen. Bei einer Frau Gruber im Seeweg. Haben Sie vielleicht irgend etwas bemerkt?“

„I? Bemerkt? Naa, i hob an sehr tiefen Schlaf. Da könnt eine Lawine abgehen ...“

„Und am Tag, ist Ihnen da auch nichts Ungewöhnliches aufgefallen?“, fiel ihm Mayerhofer ins Wort. „Ein fremdes Auto, fremde Personen, Spaziergänger, irgend etwas Verdächtiges?“

„Hob i doch scho g’sagt. Naa! Nix!“ Brandl verzog genervt das Gesicht. „Was ham’s denn g’stohl’n? Ihren Schmuck?“, fragte er dann.

Mayerhofer horchte auf. „Oh, wie kommen Sie denn darauf?“, fragte er forschend. „Ich habe nichts von Schmuck gesagt!“

„Des weiß hier doch a jeder“, brummte Brandl, „dass die alte Gruber jedes Mal ihren g’samten Schmuck mit sich schleppt, wenn’s hier am See Ferien macht. Sogar, wenn’s nur zum Wochenende herkommt.“

„So, das weiß jeder hier“, sinnierte Mayerhofer und kratzte sich am Ohr. „Hm, der Dieb muss durch ein offenes Fenster eingestiegen sein“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, „war ja sehr warm vergangene Nacht. Und Frau Gruber sagt, sie habe tief geschlafen.“

„Und mir hat sie einmal g’sagt, aus Angst vor Einbrechern tät sie ihr’n Schmuck nie allein lassen, wenn’s ... oh Kruzitürken, meine Eier!“

Brandl ließ den verdutzten Mayerhofer stehen und rannte in die Küche. Beißender Qualm schlug ihm entgegen. Von den Spiegeleiern war nur noch ein verkohltes Häuflein übrig.

„Ja, Herrgottsakra!“, schimpfte er und sah Mayerhofer, der ihm ins Haus gefolgt war, vorwurfsvoll an. Der zuckte mit den Schultern und lächelte sein Gegenüber verlegen an.

„Übrigens“, sagte er dann und verfolgte, wie Brandl die verkohlten Eier im Küchenmülleimer entsorgte, „wenigstens hat Frau Gruber noch Glück im Unglück gehabt!“

Brandl drehte sich um. „So? Hat’s des?“

„Ja!“, grinste Mayerhofer breit. „Der gestohlene Schmuck war natürlich nicht echt!“

„A geh! Net echt?“ Brandl machte große Augen.

„Kopien, erstaunlich gute allerdings. Den echten Schmuck nahm sie nirgendwo mit hin, auch nicht in ihr Wochenendhaus, denn im Gegensatz zu ihrer Villa in Grünwald hat das Haus hier keinen Tresor. Der Schmuck schlummert also noch immer dort!“

Jetzt war es an Brandl, verdutzt zu gucken, und Mayerhofer verabschiedete sich mit dem Hinweis, noch die anderen Bewohner der Wochenendkolonie befragen zu wollen.

Am nächsten Morgen war Brandl gerade wieder dabei, sein Frühstück zuzubereiten, als es an der Haustür klingelte. „Ja Kruzitürken!“, schimpfte er vor sich hin, „wird denn das jetzt zur Regel?“

Und wieder war es Mayerhofer, der ihm den morgendlichen Genuss verdarb.

„Grüß Gott, Herr Brandl“, sagte er fröhlich und ging auf ihn zu, „ich muss Sie bitten, mich nach München aufs Präsidium zu begleiten.“

„Was muaß i? Und warum nach’er?“ Brandl schien ehrlich erstaunt. „Außerdem will i grad frühstücken!“, fügte er trotzig hinzu.

„Ach, das können Sie bei uns auch“, lachte Mayerhofer. „Und für die nächsten vier, fünf Jahre sogar kostenlos!“

„Ja, heißt das etwa ...?“

„Ja, Herr Brandl, das heißt’s!“

„Und wie ... wie san’s na auf mi kumma?“

„Nun, eigentlich war’s ganz einfach, nachdem mir klar war, dass der Täter nur von hier stammen konnte. Alle wussten Bescheid über die Marotte der Gruber, immer und überall ihren Schmuck mit sich herumzuschleppen. Stimmt’s?“

„Aber Sie ham doch g’sagt, der sei unecht.“

„Ja. Aber das konnte der Täter nicht wissen. Also musste ich ihm eine Falle stellen.“

„Eine Falle“, wiederholte Brandl und guckte ziemlich bedeppert.

„Genau, eine Falle! Jedem, der sich zurzeit hier in seinem Wochenendhaus aufhält erzählte ich, dass der gestohlene Schmuck unecht sei und Frau Gruber den echten woanders aufbewahre ...“

„Und, hat das etwa nicht gestimmt?“, unterbrach ihn Brandl und runzelte die Stirn.

„Doch“, fuhr Mayerhofer fort und sein Grinsen wurde breiter. „Aber jedem nannte ich einen anderen, dem sie den Schmuck in Obhut gegeben habe. Dem einen sagte ich: ihrem Anwalt; einem anderen: ihrem Hausarzt; einem dritten, vierten, fünften: einem ihrer Söhne. Und nur Ihnen, Herr Brandl, erzählte ich, dass sie ihn im Tresor ihres Hauses in Grünwald aufbewahre. Als dann vergangene Nacht auch in dieses eingebrochen wurde, da wusste ich Bescheid.“

Brandl biss sich auf die Lippe. „Und warum ham’s mi dann nicht auf frischer Tat ...“

„Ach wissen Sie“, lachte Mayerhofer, „im Gegensatz zu Ihnen arbeite ich nun mal nicht gerne nachts. – Und übrigens“, fügte er hinzu, „um die Sache abzurunden: Gestern stahlen Sie die Kopien. Den echten Schmuck, den hatten Sie bereits vorgestern in Händen. Dürfte ich Sie bitten, mir diesen auszuhändigen?“

Die Falle

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