Читать книгу Ilias - Auguste Lechner - Страница 4
ОглавлениеWas in diesem Buch erzählt wird, hat sich der Sage nach zugetragen in einer Zeit vor drei oder vier Jahrtausenden, als in den Ländern rings um das Mittelmeer und auf den Inseln, in Kleinasien, Griechenland und Italien, auf Sizilien und Kreta uralte Völkerschaften wohnten, die eine hohe Kultur und unvorstellbaren Reichtum besaßen.
Von ihrer Kultur zehren wir heute noch und von ihrem Reichtum geben die Funde Zeugnis, die unsere Archäologen aus tiefen Erdschichten, aus den Ruinen zerstörter Tempel und aus den verschütteten Räumen zertrümmerter Paläste ans Licht gebracht haben.
Wie immer seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte wurden auch in jener grauen Vorzeit Kriege um Macht und Reichtum geführt.
Eine der reichsten und mächtigsten Städte war damals Troja, das in Kleinasien nahe der Küste auf einem Hügel lag, der Hissarlik heißt. Es wurde im Lauf seiner Geschichte neunmal zerstört und wieder aufgebaut.
Was geschah, ehe die berühmte Stadt unterging, erzählt der griechische Dichter Homer (etwa um 800 v. Chr.) in der großen Dichtung, die wir »Ilias« nennen.
Sie ist eines der drei gewaltigen Heldenlieder der Antike: »Ilias«, »Odyssee« und »Aeneis«, deren gemeinsamer Ursprung der »Trojanische Krieg« ist.
Die drei Dichtungen enthalten nicht nur eine ungeheure Fülle von Abenteuern und Heldentaten, sondern sie geben, einander ergänzend, ein großartiges Kulturbild jener Zeit und der Völker im Mittelmeerraum.
In gewisser Weise sind sie fast untrennbar miteinander verbunden. Die »Ilias« schildert die stürmischen und sich überstürzenden Ereignisse vor dem Untergang der stolzen Stadt, die »Odyssee« und die »Aeneis« schließen unmittelbar an.
In der »Odyssee« werden die ungeheuerlichen Erlebnisse des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten erzählt, die nach der Eroberung und Zerstörung von Troja über das Meer heimfahren wollen.
Die »Aeneis« berichtet, wie durch List die besten Helden der Achaier im Bauch des berühmten »Trojanischen Pferdes« in die Stadt gelangen und ihren Untergang herbeiführen und wie dann Aeneas die überlebenden Troer fortführt, um eine neue Heimat zu suchen. Nach unendlichen Gefahren und Abenteuern gründen sie Rom.
Dieselben Helden kämpfen und handeln in »Ilias« und »Odyssee« und zum Teil selbst in der »Aeneis«, obgleich ihr Verfasser nicht Homer ist, sondern der römische Dichter Vergil.
Priamos, Hektor, Paris, Aeneas sind die berühmten troischen Namen. Agamemnon, Menelaos, dem Paris seine Gemahlin geraubt hat, Achilleus, Nestor, Odysseus, Patroklos, Diomedes, die beiden Ajax und viele andere begegnen uns im Heer der Achaier.
Auch die Welt der Götter ist in den drei Werken dieselbe. Sie wohnen auf dem Berge Olympos. Zwar sind sie unsterblich, aber im Übrigen haben sie manche recht menschliche Eigenschaften und greifen aktiv in die kriegerischen Auseinandersetzungen ein.
Sie besitzen viel Macht über die Sterblichen und nützen sie mit großer Willkür. Jedoch sind auch sie dem Schicksal unterworfen und können trotz ihrer Parteinahme für die eine oder andere Seite letztlich den Ausgang des Krieges nicht entscheidend beeinflussen.