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Viertes Kapitel

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Im Umgange mit solchen Menschen beschäftigte ich mich, der damals noch Unmündige, mit den Schriften der Beredsamkeit, in der ich mich auszuzeichnen strebte, in verwerflicher und eitler Absicht zur Frönung menschlicher Eitelkeit; in der herkömmlichen Folge geriet ich auf die Schrift eines gewissen Cicero, dessen Sprache, nicht dessen Geist wohl alle bewundern. Dieses Buch enthielt eine Ermahnung zur Philosophie und war »Hortensius« betitelt. Dieses Buch wandelte meinen Sinn, kehrte, o Herr, mein Gebet zu dir und gab meinen Wünschen und meinem Sehnen eine andere Wendung. Plötzlich sank zusammen all meine eitle Hoffnung, und mit unglaublichem Herzensdrang ersehnte ich unsterbliche Weisheit, und ich machte mich auf, zu dir zurückzukehren. Denn nicht um die Sprache zu verfeinern nahm ich dies Buch vor, wie es das Geld, welches die Mutter dafür ausgab – der Vater war nämlich zwei Jahre vorher gestorben –, für den nun neunzehnjährigen Jüngling bezweckte, nein, nicht deshalb benutzte ich jenes Buch, nicht der Stil, sondern der Inhalt war es, welcher mich gewann.

Von welch glühender Sehnsucht ward ich nun erfasst, o mein Gott, wie entbrannte ich, mich über den Staub der Erde zu erheben und aufzuschweben zu dir, und ich wusste nichts von deinem Ratschluss! Bei dir ist die Weisheit. Die Liebe zur Weisheit heißt nun in griechischer Sprache Philosophie, und jene Schrift feuerte mich dazu an. Menschen aber gibt es, die uns durch die Philosophie verführen, indem sie ihre Irrlehren mit einem großen, lockenden und ehrenvollen Namen färben und schmücken, und fast alle früheren und zeitgenössischen Philosophen werden in dem Buche aufgeführt und charakterisiert. Dies bestätigt deines Geistes heilsame Mahnung, die du aussprachst durch deinen frommen und getreuen Knecht: »Sehet zu, dass euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung, nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo; denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.« Damals, du weißt es, Licht meines Herzens, freute ich mich besonders, da die apostolischen Worte mir noch nicht bekannt waren, über jene Mahnung, weil ich nicht diese oder jene philosophische Richtung, sondern die Weisheit selbst, in welcher Form sie mir auch entgegentrat, liebte, sie aufsuchte, verfolgte und fest und innig umschloss. Mächtig ergriffen ward ich durch jene Schrift, entzündet und entflammt war ich, nur dies stieß mich trotz solcher hohen Begeisterung zurück, dass der Name Christi nicht darin enthalten war. Denn nach deiner Barmherzigkeit, o Herr, hatte mein Herz in zarter Kindheit mit der Muttermilch den Namen meines Erlösers eingesogen und unvergesslich festgehalten, und was diesen Namen nicht enthielt, so gelehrt, so fein und wahr es auch immer sein mochte, es konnte mich nicht mit ganzer Seele erfassen.

Bekenntnisse-Confessiones

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