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3.

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„Uff! Endlich mal wieder vernünftig gefuttert!“ Kriminalkommissar John schiebt seinen Teller zurück, lehnt sich behaglich in seinen Stuhl und läßt eine Flasche Bier ins Glas glucksen. Er liebt es, gut und lange zu essen, kommt aber selten dazu. Oft genug muß Frau Margarete John seufzend das Mittagessen in die Röhre stellen, weil ihr Mann mal wieder nicht los kann vom Präsidium. Und kommt er dann endlich, hat er kaum Zeit, ein paar Bissen herunterzuschlingen. Muß gleich wieder weg.

Frau John sieht, wie ihr Mann die Stiefel abstreift, und holt ihm schweigend die warmen Hausschuhe. Sie standen längst schon zum Anwärmen am Ofen, aber es ist besser, nicht darüber zu reden. John liebt es nicht, wenn man allzu besorgt um ihn ist.

Frau John seufzt innerlich ein bißchen. Sie hat es nicht immer leicht. So vieles ist anders gekommen. Als sie im Jahre 1912 Alfred John heiratete, dachte noch niemand an die Polizeilaufbahn. John hatte die Rechte studiert und besaß ein kleines, väterliches Vermögen, das ihm erlaubte, eine Anwaltspraxis aufzumachen. Aber dann war der Krieg gekommen, und nachher war das Geld entwertet. John war nicht zusammengebrochen in dem allgemeinen Elend. Kurz entschlossen war er damals zur Polizei übergetreten.

Die bitteren Jahre, da Alfred John sich als Anwärter mit seinen kleinen Tagesgeldern durchschlagen mußte, gehören der Vergangenheit an. Als es seiner Energie damals gelang, eine weit verzweigte Falschspielerbande zu entlarven, hatte man ihn fest angestellt. Heute ist Alfred John längst wohlbestallter Kriminalkommissar, bezieht ein auskömmliches Gehalt und kann sich die hübsche Vierzimmerwohnung in der Lessingstraße leisten. Aber Frau Margarete hat sich nie innerlich so recht mit dem aufreibenden Beruf ihres Mannes abfinden können.

„Hast doch noch ein paar Würstchen aufgehoben, Grete? Becker kommt wohl noch heut abend.“ John nickt seiner Frau zu und blickt dann zu seinem Liebling hinüber, der zwanzigjährigen Waltraut, die mit hochgezogenen Beinen in einem breiten Sessel hockt und in ein Buch vertieft ist. „Was liest du denn so eifrig, Mäuschen?“

„Magelhaens.“ Etwas ärgerlich kommt die Antwort. Waltraut denkt: Wenn Vater doch endlich mal das dumme „Mäuschen“ sich abgewöhnen würde. Ich bin doch kein Kind mehr!

John trinkt langsam und mit Genuß das schäumende Bier. Seefahrtgeschichten — denkt er —, das hat sie von mir. Man müßte wirklich mal raus aus dem Trott. Sich den frischen Wind um die Ohren wehen lassen. Zum Beispiel mal nach den Kanarischen Inseln. Oder die afrikanische Westküste entlang. Es gibt da billige Gelegenheiten. So mit einem Bananendampfer. Waltraut müßte natürlich mit. Vielleicht auch Grete. Der täte das ganz besonders gut. „Im nächsten Urlaub reisen wir“, sagt er laut und vergnügt. „Paß mal auf, Grete, das wird ’ne Sache. Nicht auf so ’nem schwimmenden Hotel, sondern ganz gemütlich als einzige Fahrgäste auf einem soliden deutschen Frachter. Was meinst du dazu?“

„Ja, das wäre fein, Alfred.“ Frau John nickt mütterlich, sofort bereit, den Gedanken, der ihrem Mann Freude macht, weiterzuspinnen. Ach ja, wenn er es doch nur wahrmachen wollte. Alfred sehnt sich ja schon jahrelang nach so einer Seereise. Aber er kommt nie dazu. Auch diesmal würde es nichts werden. Irgend etwas würde schon dazwischenkommen.

„Und du, Mäuschen? Machst du mit?“

Waltraut John schrickt ein bißchen zusammen und sieht herüber. „Was denn, Vater? Ich war so vertieft ins Lesen.“

„Kohl nicht, Mäuschen. Hast ja eben gar nicht gelesen, sondern in die Luft geplinkert. Du, das machst du in letzter Zeit häufig. Was träumst du denn so?“

Georg John, der fünfzehnjährige Sekundaner, schließt mit vernehmbarer Wucht seine Logarithmentafeln und grient die Schwester wissend an. „Die Lililili-Iiebe“ summt er vor sich hin.

„Orsch, ich verbitte mir deine Dämlichkeiten!“

„Was denn? Wollen wir wetten, daß du eben wieder an deinen Herrn Zaber gedacht hast, Waltraut?“

„Ich kann denken, woran ich will. Kümmer du dich um deine Schularbeiten.“

Frau John winkt heimlich und ängstlich den Kindern zu. Ihr Mann streckt sich behaglich im Sessel. „Zaber? Wer ist das?“

„Waltrauts Schwarm“, beeilt sich der Sekundaner aufzuklären. „Sie hat ihn in Potsdam beim Segelklub ...“

„Danke“, fährt die Schwester dazwischen. „Das kann ich selbst erzählen. Also, Vater, den Herrn, von dem Orsch da fabelt, hab ich im Segelklub kennengelernt. Du weißt doch ... Herr Zaber, von dem ich dir neulich erzählte. Wir lagen doch beim Ansegeln in einer unerhörten Flaute fast die ganze Nacht draußen vor Sakrow fest mit Herrn Teubners ‚Godenwind‘.“

John erinnert sich undeutlich. „So, so. Hoffentlich hat sich der Herr anständig betragen?“

„Aber Vater! Herr Zaber! Dieser Kavalier!“

„Er hat wie ein getreuer Rittersmann an Bord Wache gehalten, während Waltraut pennte“, grinst Georg. „Das hat sie mir schon zwölf- und einhalbmal erzählt. Traun, muß Liebe schön sein.“

Waltraut wirft ihr Buch wütend zur Seite. „Vater, sag dem dummen Bengel doch, daß er seinen Unsinn lassen soll! Aber das ist ja nur purer Neid. Weil er selber noch ein grüner Junge ist und Herr Zaber ein Mann, ein ...“

„Ein Heros! Ein Genie! Der letzte Ritter ohne Furcht und Tadel!“ ruft Georg in komischer Begeisterung. „Übrigens sieht er tatsächlich gut aus, Vater. Alles, was recht ist.“

John scheint die Sache nicht recht zu gefallen, aber er bemüht sich, es nicht zu zeigen. Er kennt doch sein Mädel. Waltraut ist vernünftig genug und weiß, was sie zu tun und zu lassen hat. Schließlich muß sie es auch wissen. Auf einen Sack Flöhe kann man aufpassen, auf ein junges Mädchen nicht. Anscheinend gleichgültig erkundigt er sich, was dieser Herr Zaber denn für ein Mann sei.

Waltraut ist sofort zur Auskunft bereit. Etwas überhastig berichtet sie, Herr Zaber sei Mitte der Dreißig, Großkaufmann, sehr gut aussehend und von tadellosen Formen. Ein gut Teil seines Lebens habe er auf Reisen zugebracht, sei lange in Amerika und Australien gewesen. Zaber sei ein Mann, der fabelhafte Dinge erlebt habe und wunderbar erzählen könne. Im Segelklub schätze man ihn allgemein als glänzenden, liebenswürdigen und interessanten Gesellschafter.

„Was Orsch sagte, ist einfach lächerlich“, schließt Waltraut ihren Hymnus. „Ich hab überhaupt nicht geschlafen an Bord. Herr Zaber hat erzählt und ich hab zugehört. Ihm selber war es furchtbar peinlich, daß wir so lange draußen liegen mußten. Ist ja Unsinn, denn Wind konnte er doch nicht herbeizaubern. Aber Herr Zaber ist ja so korrekt. Übrigens will er herkommen und sich bei Mutter und dir entschuldigen, wie er es nennt. Hast du etwas dagegen, Vater, den Herrn kennenzulernen?“

„Nee. Kennt Herr Teubner ihn auch?“

„Aber natürlich, Vater. Herr Teubner hat ihn mir doch erst vorgestellt im Klub.“

„Na, dann ist die Sache ja in Ordnung. Teubner weiß schon, mit wem er verkehrt.“

„Man kann sich auch keinen besseren Verkehr denken als Herrn Zaber“, erklärt Waltraut kategorisch.

John brennt sich eine Zigarre an. „Bist ja mächtig eingenommen von dem Herrn, Mäuschen. Na ja, mag ein ganz netter Mann sein. Aber ... weißt du, Mäuschen, Becker ist auch nicht ohne.“

„Ach, Becker!“

„Sag das nicht so wegwerfend, Kind.“ John wird unwillkürlich eifrig. „Becker ist erste Klasse. Als Mensch wie als Beamter. Ein grundsolider, treuer Kerl.“

„Ich mag ihn ja auch ganz gern“, lenkt Waltraut vorsichtig ein. „Aber Herr Becker und Herr Zaber — also, das läßt sich doch gar nicht vergleichen, Vater.“

„Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein!“ zitiert Georg spöttisch. Sein Vater wirft ihm einen lächelnden Blick zu.

„Na, mach’s halbwege, Junge. Neulich sah ich einen Jüngling, der mit seiner Schulmappe hinter Teubners Elly herstiefelte, so versonnen, daß er seinen eigenen Vater nicht gewahrte. Na na, du brauchst nicht so entsetzt dreinzublicken, Georg. Ich blase nicht die Asche von deinen Kohlen. Aber sei auch du — traun! — so nett und laß Waltraut in Ruhe.“

Beschämt, mit roten Ohren greift Georg wieder nach seinen Lehrbüchern. Während Frau John in der Küche hantiert, lehnt der Kommissar in seinem bequemen Stuhl zurück und sinnt.

Die Kinder! Georg? Nun, der macht vorläufig die wenigsten Sorgen. In der Schule kommt er gut mit, zeigt Begabung für Geometrie und Algebra. Die Betragensnote könnte manchmal besser sein, aber — ach was, kein richtiger Junge, der nicht mal Streiche macht. Ein paar Jahre hat er noch bis zum Abitur. Was dann später wird, muß man abwarten.

Weniger beruhigt denkt John an seinen Ältesten, den Herbert, der in München Kunstgeschichte studiert. Herbert hat das sanfte, weiche Wesen der Mutter. Schlecht ist er nicht, im Gegenteil, ein braver junger Mensch. Aber zu schlapp, viel zu schlapp. Kommissar John hat nun mal einen Widerwillen gegen junge Menschen, die weiche Knochen haben und sich in Bücherweisheit vergraben. Kunstgeschichte studiert der Herbert! Hat sogar schon ein paar kleine Schriften herausgegeben und wird von seinen Lehrern als vielversprechendes Talent gerühmt. John hat sich ehrlich bemüht, die Gedankenwelt seines Ältesten zu erfassen. In stillen Stunden hat er sich hingesetzt und aufmerksam gelesen, was Herbert über die alten italienischen Maler schrieb. Aber er findet sich nicht zurecht darin. Er, der nüchterne Verstandesmensch, kann dem Aufgehen in all diesem ästhetischen Zeug keinen Geschmack abgewinnen. Und Herbert fühlt, daß zwischen seiner Welt und der des Vaters ein Abgrund klafft. Er ist scheu und verlegen, wenn er in den Ferien daheim ist und der Vater mit gutmütigem Spott über seine Studien spricht. Vielleicht verachtet er innerlich den Vater als Banausen. Nicht zu ändern. John ist ehrlich genug, sich einzugestehen, daß er seinen Ältesten nie begreifen wird. Trotzdem hat er ihn gern, und es bedrückt ihn oft genug, daß er dem Jungen so fremd gegenübersteht. Ein Glück, daß Herbert seine Mutter hat. Die versteht ihn, die verhätschelt und bewundert ihn. Kommissar John weiß, daß sie dem Jungen heimlich Geld schickt, obwohl Herbert ein festes monatliches Taschengeld bezieht, und er läßt ihr das Vergnügen und stellt sich unwissend. Hoffentlich wird aus Herbert doch ein ganzer Kerl werden.

Dann ist da noch Waltraut, sein Liebling. Dunkelblond, etwas klein geraten in der Gestalt. Wie der Vater. Etwas zu breite, derbe Hände. Auch wie der Vater. Keine Schönheit, aber eine frische, sympathische Mädchenerscheinung, kräftig, gesund, sportgewohnt, mit lebhaften, wilden Kulleraugen.

Waltraut ist nun in den Jahren, da man damit rechnen muß, daß sie eines Tages einen Schwiegersohn angeschleppt bringen wird. Das ist nun mal der Lauf der Welt. Bisher hat sie allerdings nicht ihr Herz verloren, wie man so sagt. John weiß, daß sein Mädelchen einen Haufen Herrenbekanntschaften hat, junge Leute aus dem Sportklub, Jugendfreunde, mit denen sie Ausflüge macht und tanzen geht. Vielleicht war auch gelegentlich eine kleine, harmlose Jugendliebelei dabei gewesen. Aber etwas Ernsthaftes war es bisher nicht. Dabei wird Waltraut doch nächsten Monat schon zwanzig. Wenn sie ...

Ja, da ist also der Kriminalassistent Becker. Daß er in Waltraut verliebt ist bis über die Ohren, könnte ein Blinder sehen. John ist vielleicht der erste gewesen, der es gemerkt hat, und im Laufe der Zeit hat er sich an den Gedanken gewöhnt, sein Kind einmal als Frau dieses ehrenhaften, fleißigen Mannes zu sehen. Wenn nur der Becker nicht so schüchtern wäre. Das heißt: Im Dienst konnte man ihm so was beileibe nicht nachsagen. Da ist er stramm und energisch genug. Aber sobald er mit Waltraut zusammenkommt, ist er von einer Schüchternheit, die fast komisch wirkt. Junge Mädels schätzen das nicht sehr. Es ist verständlich, daß Waltraut sich für andere Männer begeistert, wie jetzt zum Beispiel für diesen Herrn Zaber. Na, vielleicht würde doch noch mal ... Nur nicht daran rühren. So ein Blümchen muß man still gedeihen lassen. Kommissar John ist kein Haustyrann, sonst hätte er niemals seinem Ältesten erlaubt, sich den von ihm gewünschten Beruf zu erwählen.

An der Tür klingelt es. Gleich darauf geleitet Frau John den Assistenten Becker herein und verschwindet wieder in der Küche. Noch ehe der Gast die Anwesenden richtig begrüßt hat, ist Frau John wieder da, mit Besteck und einem Tablett voll dampfender Schüsseln.

„Sie müssen nachexerzieren, Herr Becker. Mein Mann hat schon gegessen.“

„Herzlichen Dank. Aber ich müßte wohl erst ...“ Becker sieht seinen Vorgesetzten fragend an und platzt dann rasch heraus mit der Neuigkeit, die er bringt. „Herr Kommissar, wir wissen bereits, von wem der Fußabdruck bei der Jagdhütte herrührt!“

„Im Falle Dahlen? So?“

„Jawohl, Herr Kommissar. Kurz nachdem Sie fortgegangen waren, meldete sich ein Fräulein Janka Bolana in Präsidium bei mir und gab an, vorgestern abend bei Dahlen in der Jagdhütte gewesen zu sein.“

„Das müssen Sie mir mal erzählen, Becker.“

Frau John gibt ihrem Mann eine leichte Kopfnuß. „Schon wieder deinem eigenen Grundsatz untreu, Alfred? Du sagst doch immer: Zu Hause wird nicht gefachsimpelt.“

„Ja ja, Grete. Mag ich auch nicht, die paar Heimstunden hab ich gern für mich. Der Beruf frißt einen ja sowieso schon mit Haut und Haaren auf. Aber das hier ist wichtig. Es handelt sich um einen neuen Fall, der ... Na, Becker, schießen Sie los!“

Frau John nimmt ergeben eine Handarbeit vor. Sie weiß: nun wird Becker doch das gute Essen, sein Lieblingsgericht, erst halbkalt bekommen.

„Ich habe das Protokoll mitgebracht, Herr Kommissar.“ Becker zieht ein paar Bogen hervor und reicht sie über den Tisch. „Janka Bolana hat in der Abendzeitung von dem Tod Dahlens gelesen und ist gleich zum Präsidium gestürzt, um Näheres zu erfahren. Im Verlauf der Unterredung stellte ich dann fest, daß die Bolana mit Dahlen befreundet war und ihn vorgestern abend in seiner Jagdhütte besucht hat. Mir fiel auf, daß sie sehr kleine Füße hat, und ich nahm daher gleich einen Abdruck. Er stimmt mit dem bei der Hütte gefundenen vollkommen überein.“

John hat das Protokoll durchgelesen und legt es auf den Tisch. „Janka Bolawinsky, Künstlername Bolana, 36 Jahre alt, Leiterin einer choreographischen Schule“, wiederholt er sinnend das Gelesene. „Welchen Eindruck hatten Sie von ihr, Becker?“

„Ich glaube, daß sie die Wahrheit sagt. Wenigstens im wesentlichen. Die Bolana ist ein etwas verblühtes, aber sehr schickes und pikantes Persönchen. Sie war sehr aufgeregt, teils über die unerwartete Todesnachricht, teils wohl auch aus Angst, selber in die Sache verwickelt zu werden. Daß sie vorgestern bei Dahlen war, sagte sie mir aus freien Stücken. Er soll sie eingeladen haben, ihn da draußen zu besuchen. Angeblich interessierte sich Dahlen für ihre Tanzschule und wollte sich daran finanziell beteiligen. Na ja ...“

John wirft einen vorsichtigen Blick nach seiner Tochter. „Ich denke mir schon das meine, Becker. Hm, die Tänzerin sagt aus, daß sie gestern abend bis 23 Uhr Tanzunterricht gegeben hat?“

„Soweit ich in der Eile feststellen konnte, ist das richtig, Herr Kommissar. Zwei der von Fräulein Bolana angegebenen Zeugen hab ich telephonisch erreicht. Sie bestätigen die Einlassung der Bolana.“

„Da kann sie also gestern nicht draußen gewesen sein. Die angegebenen Personalien stimmen?“

„Jawohl. Nach Auskunft des Meldeamtes sind sie richtig.“

John schenkt sich ein neues Glas Bier ein. „Da hätten wir dann also die Dame, die zu dem Fußabdruck gehört. Ist mir offen gestanden sehr lieb, denn es vereinfacht die Sache. Man rennt oft so einer Spur nach und verliert kostbare Zeit mit Dingen, die sich schließlich als gänzlich harmlos erweisen. Kennt Fräulein Bolana den Bildhauer Brögli?“

„Nein. Ihrer Aussage nach hat sie den Mann nie gesehen.“

„Werden das alles ja noch nachprüfen. Für alle Fälle können wir die Bolana morgen noch mal vorladen. Aber vormittags, lieber Becker. Am Nachmittag möcht ich selber mal zur Jagdhütte rausfahren. Hm. Geuer hat heute Nachtdienst?“

„Zingsheim, Herr Kommissar.“

„Richtig, Zingsheim. Haben Sie ihm gesagt, daß er mich anrufen soll, wenn Nachricht von einer Grenzstelle über Brögli eingehen sollte?“

„Jawohl.“

„Na dann ... lassen Sie das Essen nicht kalt werden, lieber Becker. Meine Frau glubscht schon.“

Nach dem Essen wird bei Bier und einer Zigarre noch eine Stunde geplaudert. Nicht von dienstlichen Angelegenheiten, Kommissar John weiß seinen Assistenten zum Erzählen zu bringen. Von seiner Heimat an der schwarzen Wupper erzählt Becker, von Burger Bretzerln und der schwindelhohen Konstruktion der Müngstener Brücke, von seinen Vorfahren, die ehrsame, alteingesessene Schwertschmiede waren im Remscheider Land.

Georg, der Sekundaner, ist näher gerückt und hört interessiert zu. Auch Waltraut hat John an den Tisch gelotst, aber sie hat ihr Abenteuerbuch mitgenommen und guckt von Zeit zu Zeit verstohlen hinein, um darzutun, wie wenig sie die Erzählung Beckers fesselt.

Um halb zwölf — Georg ist schon zu Bett, und Assistent Becker ist eben im Begriff, sich von Frau John zu verabschieden — ruft der Beamte vom Innendienst an. Telephonische Meldung der Grenzkriminalpolizei. Der Bildhauer Hans Brögli, geboren am 20. 8. 1904, ist bei der Paßkontrolle im D-Zug Berlin—Basel angehalten und vorläufig in Gewahrsam genommen worden.

Auslandspass Nr. 188042

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