Читать книгу Schatten um Rußlands Thron - Axel Rudolph - Страница 5
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ОглавлениеHell strahlen die Kerzen der grossen Kronleuchter im Offizierskasino des Leibgrenadierregiments. Im grossen Ballsaal flutet die beste Petersburger Gesellschaft, vorwiegend Offiziere der kaiserlichen Garde mit ihren Damen, dazwischen Hofleute, hohe Beamte, Minister, der halbe Gouvernementsadel. Ganz im Hintergrunde, über der Empore der Musikkapelle, eine mächtige Samtdraperie, auf der das Wappen und der Namenszug des Zaren prangen.
„Du willst wirklich fort, Natalie?“
„Ich muss! Du hörst ja, Alexej . . .“ Ungeduldig wehrt die schöne junge Dame den Gardeleutnant ab, der sie am Eingang des Saales zurückhalten will, nimmt aus der Hand eines Lakaien Schal und Mantille.
„Gut. Dann begleite ich dich! — Lakai! Säbel und Mantel!“
„Das wirst du nicht, Alexej!“ Ärgerlich sieht Natalie Narischkin den jungen Mann an. „Ich sagte dir doch, dass ich eine Verabredung habe . . .“
,,Mit dem Zarewitsch!“ knirscht der Leutnant.
„Ich halte das nicht mehr aus, Natalie! Ich dulde nicht, dass du dich wegwirfst!“
„Keine Szene, bitte!“ Natalie Narischkin drückt verstohlen zärtlich die Hand des jungen Mannes. Einen Augenblick ruhen ihre mandelförmigen, dunklen Augen fast betrübt auf seinem vor leidenschaftlicher Eifersucht geröteten Gesicht. „Wann wirst du endlich begreifen, Alexej, dass ich nur für dich handle! Der Zarewitsch liebt mich, — vielleicht. Nun gut. Folgt daraus, dass ich ihn wieder lieben muss?“
„Er zeichnet dich aus! Er empfängt dich! Nie, wenn du nicht an meiner Seite bist, weiss ich, ob du nicht bei ihm weilst! Ganz Petersburg erzählt sich, dass der Zarewitsch dich mit seiner Gunst beehrt.“
„Und ich lasse es mir gefallen, nicht wahr? Weisst du denn noch immer nicht, Alexej, dass ich dich liebe? Ihr Männer seid nie zufriedenzustellen! Was man auch immer euch gibt, stets wollt ihr weitere, neue Beweise unserer Liebe. Soll ich den Zarewitsch vor den Kopf stossen? Begreif doch, Lieber! Für dich, für unsere Zukunft lächle ich Seiner Kaiserlichen Hoheit! So Gott will, wirst du noch zehn Jahre unter Zar Paul dienen, den Rest deines Lebens aber unter — Zar Alexander. Man muss vorsorgen, Lieber.“
„Gleichviel! Ich gehe mit dir! Ich will wissen, zu wem du jetzt gehst!“
„Still! Kein Wort mehr!“ Natalie Narischkin fasst heftig den Arm des Leutnants und blickt nach dem Saaleingang, wo eine Bewegung entstanden ist. Offiziere nehmen dienstlich Stellung, Damen und Herren verneigen sich vor einem schlanken, hochgewachsenen Herrn in der goldbestickten Ministeruniform, der an der Seite einer etwas kleineren, selbstbewusst einherschreitenden Dame eingetreten ist. Natalie Narischkin gibt ihrem Verlobten einen kleinen Stoss, um seine Aufmerksamkeit auf das Paar hinzulenken. „Graf Pahlen und die Krüdener!“
,,Einen Augenblick, lieber Pahlen.“ Die Augen der Baronin Krüdener, die aufmerksam über den Saal geschweift sind, während ihr Mund lächelnd die Komplimente der empfangenden Herren beantwortete, haben das junge Paar entdeckt. Mit ihrem liebenswürdigsten Lächeln kommt sie direkt auf die beiden zu.
„Sie wollen doch nicht fort, liebste Narischkin?“
„Ich muss — zu meinem Bedauern. Eine Verabredung dringender Art . . .“
„Ich verstehe“, lächelt die Baronin Krüdener etwas anzüglich. „Aber nicht, bevor Sie mich mit diesem charmanten jungen Kavalier da bekannt gemacht haben.“
„Alexander Orlow, Leutnant im Leibgrenadierregiment Seiner Majestät“, stellt der junge Offizier, stramm aufgerichtet, sich selber vor, als Natalie unwillkürlich zögert. Die Baronin Krüdener neigt lächelnd den Kopf.
„Alexander? Ein Name von guter Vorbedeutung, nicht wahr, beste Narischkin?“ Eine Sekunde lang tauchen ihre grauen, grossen Augen tief in die des jungen Offiziers. Dann macht sie eine leichte Schulterbewegung zu dem herantretenden Grafen Pahlen. „Sie entschuldigen mich einen Augenblick, Graf. Ich möchte mit Leutnant Orlow tanzen.“
„Du sagtest doch vorhin . . .“ Fast ängstlich greift Natalie nach dem Arm ihres Verlobten. „Willst du mich nicht begleiten, Alexej?“
„Ich denke, du wolltest allein gehen?“ Alexej Orlows Augen hängen wie gebannt an der Baronin Krüdener, die seinen Blick nicht loslässt. Es sind nur Sekunden, aber sie entscheiden ein Schicksal. Juliane Krüdener ist keine so glänzende Schönheit wie Natalie Narischkin. Sie ist fünf Jahre älter, und ihr Gesicht ist zwar regelmässig, aber von einer gewissen herben Strenge. Doch ihre Augen sind gefährlich, diese klugen, grossen Augen, die mit einem kurzen Blitz Männer fesseln können.
„Lassen Sie sich nicht aufhalten, Liebste“, wendet sie sich mit überlegenem Lächeln an Natalie, die noch immer den Arm Orlows umklammert hält. „Man darf nicht warten lassen, am allerwenigsten den — Zarewitsch. Was mich betrifft, ich ziehe diesen Alexander vor.“
„Und ich — Sie, gnädigste Baronin!“ bricht Orlow flammend aus. ,,Gestatten Sie, dass ich Sie zum Tanze führe!“
In ohnmächtigem Zorn starrt Natalie Narischkin dem Paare nach. Wie vertraulich die Krüdener sich an Alexej schmiegt! Wie sie lächelt, die Schlange! Und er? Keinen Blick hat er mehr für andere! Glühend, fasziniert hängen seine Augen an der Frau, die er führt. Natalie Narischkin zerknüllt ihr Spitzentuch in der Hand. Dann wirft sie rasch ihren Schal um und eilt aus dem Saal, Tränen ohnmächtigen Zornes in den Augen. —
„Das gibt zu denken“, sagt der Oberst Fürst Suboff, der neben den Ministerpräsidenten Graf Pahlen getreten ist. „Haben Sie gesehen, wie die Krüdener den Verlobten der Narischkin eskamotierte? Eine gefährliche Frau, die Krüdener.“
„Lassen wir ihr den kleinen Triumph.“ Pahlen lächelt leichthin. Im nächsten Augenblick aber verdrängt strenger Ernst seine Fröhlichkeit. „Ist Kutusow schon hier?“
„Er sitzt drinnen im Spielzimmer.“ Suboff zuckt die Achseln. „Raucht und trinkt — wie gewöhnlich.“
„Wir müssen ihn haben!“ Graf Pahlen fasst den Freund am Arm und zieht ihn mit sich quer durch den Ballsaal, mit lächelnder Maske nach allen Seiten grüssend.
Tabakschwaden und Alkoholdunst drinnen im Spielzimmer, wo ein Dutzend Offiziere beim Eintritt Pahlens emporschnellen und salutierend Stellung nehmen. Nur der General Kutusow bleibt in seinem Sessel am Kamin sitzen. Er hat die Knöpfe seines Uniformrocks geöffnet und eine ganze Batterie von dickleibigen Flaschen vor sich auf dem Tischchen stehen. Aus rotem Gesicht glänzen seine kleinen Äuglein gutmütig dem Eintretenden entgegen.
„Hast du schon gehört, Pahlen, dass Schuwalows Sohn heute auf die Festung gebracht worden ist?“
Pahlen neigt bestätigend den Kopf. „Ja, und morgen kommen Sie an die Reihe, General.“
Kutusow feixt verächtlich. „Mich kannst du nicht bange machen, Brüderchen.“
„Aber die Lage ist ernst.“ In tiefer, innerer Erregung tritt Pahlen dicht vor den General hin. „Sagen Sie doch selbst, was soll aus Russland werden! Ein wahnsinniger Herrscher auf dem Thron. Jeder Tag bringt neue Bedrückungen, Gewalttaten, Verhaftungen, Hinrichtungen. Die Politik des Zaren treibt uns den Franzosen in die Arme. Soll Russland nun auch, wie andere Reiche, ein Spielplatz jakobinischer Ideen werden? Vasallenstaat Napoleons?“
„Wir müssen handeln!“
„Wir zählen auf Sie, Exzellenz!“
Fürst Suboff, der Flügeladjutant Wolkonski, der Obrist Araktschejew, der General Bennigsen, — alle, die sich im Spielzimmer befinden, haben sich um die beiden geschart und blicken Kutusow erregt und gespannt an. Der trinkt mit Behagen sein Glas aus und erhebt sich ächzend und etwas schwerfällig.
„Ihr sagt Russland und meint euch selbst. Russland? Was wisst ihr von Russland?“ Kutusow schlägt sich mit der Faust vor die breite Brust. „Russland sitzt hier! Nicht in euern seidenen Rökken und auch nicht auf eurem verdammten Parkettboden und in euren französischen Parfüms. Russland ist zu gross für eure kleinen Verschwörungen und Intrigen!“
„Belieben Sie zu bedenken, General: Napoleon! Wenn das Volk erst im Gegensatz gebracht ist zu seinem Zaren, durchseucht mit den jakobinischen Ideen, wird der korsische Wolf sich nicht bedenken, in Russland einzumarschieren. Das Bündnis mit Frankreich ist letzten Endes — der Krieg!“
Kutusow hat ein neues Glas ergriffen, trinkt es mit einem Zuge aus und schmettert es auf den Boden. ,,Russland ist gross“, wiederholt er, mit weinseligen Augen um sich blickend. „Gross genug, um ein Grab zu werden, auch für den Napoleon und seine Franzosen. Gott schütze den Zaren!“
Eisiges Schweigen. Niemand stimmt in den Ruf ein wie sonst. Betreten, mit zusammengekniffenen Lippen, starren die Offiziere zu Boden. Kutusow sieht sich schweigend im Kreise um.
„So steht es also mit euch? Nun, Gott mit euch, Brüderchen. Ich will nichts damit zu tun haben. Ich gehe!“
Und General Kutusow knöpft schwerfällig seinen Uniformrock zu, tätschelt einem jüngeren Offizier, der ihm mechanisch Säbel und Mütze reicht, väterlich die Wangen und wandert mit leichtem Schwanken dem Ausgang zu. —
„Er wird uns verraten!!“
Graf Pahlen beruhigt mit einer lässigen Handbewegung den Fürsten Suboff, der den Ruf ausgestossen hat, als Kutusow hinter der Tür verschwunden ist.
„Der Zar vertraut mir! Es muss ohne Kutusow gehen. Diese Altrussen sind schwerfällig wie die Bären. Russlands Geschick haben von jeher wir gemacht.“
Stolz in den Blicken der Offiziere, gerechter Stolz und selbstbewusstes Zusammengehörigkeitsgefühl. Die meisten von ihnen entstammen dem baltischen Adel, andere, wie Suboff und Wolkonski sind Petersburger, seit Generationen in westländischer Kultur aufgewachsen.
„Sagen Sie, wie es steht, Pahlen“, drängt der General Bennigsen.
„Das Bündnis mit Frankreich ist beschlossen. Heute hat der Zarewitsch noch einmal versucht, Seine Majestät umzustimmen. Es war umsonst. Der Zar hat gleich darauf den Gesandten Frankreichs in Privataudienz empfangen.“ Pahlens Gestalt scheint zu wachsen. Seine Stimme, obwohl halblaut, nimmt plötzlich einen scharfen, schneidenden Ton an. „Das Leibregiment wird abgelöst. Heute abend beziehen die Grenadiere die Wachen im Winterpalais.“
„Unser treu ergebenes Regiment? Auf Ihren Befehl?“ Erregt umdrängen die Offiziere den Minister. „Pahlen, das ist Revolution!“
„Noch nicht.“ Lächelnd zieht Pahlen die kaiserliche Order aus der Tasche. „Es geschieht auf Befehl des Zaren. Aber die günstige Gelegenheit müssen wir benutzen. Meine Herren, ich erwarte Sie um elf Uhr in der Wachtstube des Winterpalais. Die Gardetruppen, mit wenigen Ausnahmen, stehen auf unserer Seite, das Volk . . .“
„Und — der Zarewitsch?“
„Der Zar Alexander wird sich dem Wohle Russlands nicht verschliessen“, sagt Pahlen kühl. „Auch die Stadtverwaltung geht mit uns.“
„Sie sind unheimlich entschlossen, Pahlen“, klingt in die von heissem Atem durchkeuchte Stille die Stimme des bedächtigen General Bennigsen. „Sind Sie sicher, dass alle mit Ihnen gehen, bis zur — Letzten Konsequenz?“
„Es wäre besser, wenn kein Blut vergossen werden muss“, fällt Wolkonski ein.
Pahlens Gesicht ist wie von Eisen. Kaum, dass sich seine Lippen bewegen. Und doch hört jeder im Raum deutlich seine Worte: „Il faut casser des oeufs pour faire une omelette! Zar Paul muss sterben, wenn Russland gedeihen soll!“
Tusch. Die Musik aus dem Saal, die bisher nur leise herüberklang, wird lauter, schwillt an zu feierlich getragenen Klängen: „Gott sei des Zaren Schutz!“
Ganz mechanisch, aus alter Gewohnheit heraus, haben die Offiziere Stellung genommen bei den Klängen der Zarenhymne. Auch Pahlen lässt schweigend die Töne vorüberbrausen. Erst als der letzte verklungen ist, richtet er sich auf und seine Augen suchen jeden einzelnen im Kreise, halten ihn eine Sekunde fest.
„Also, ich erwarte Sie im Winterpalais. Wer fernbleibt, ist ein Verräter an Russland. Um elf Uhr, meine Herren.“
Im Ballsaal richten sich die Damen aus tiefer Verneigung auf, als die Zarenhymne verklungen ist. Nur Juliane Krüdener sinkt noch einmal zurück in die zeremonielle Kniebeuge, denn die Kronprinzessin Elisabeth, die an der Seite ihres Gemahls soeben erschienen ist, macht huldvoll ein paar Schritte auf sie zu.
„Guten Abend, Baronin. Sie wünschten Gelegenheit, mir etwas mitzuteilen?“
Juliane Krüdener taucht aus ihrem Hofknix auf. „Kaiserliche Hoheit, hier ist wohl nicht recht der Ort, um . . .“
„Wenn Sie mir etwas Böses melden wollen, Baronin, so behalten Sie es lieber für sich“, lächelt die Kronprinzessin still. „Ist es aber Gutes, so ist jeder Ort gelegen.“
„Kaiserliche Hoheit sollten die Gräfin Narischkin nicht allzusehr in Dero Nähe ziehen.“
„Sie zielen auf meinen Mann.“ Stille Abwehr steht im Antlitz Elisabeths. „Natalie Narischkin ist schön. Der Kronprinz liebt es, Schönheit und Jugend um sich zu sehen. Sollte ich so geschmacklos sein, es ihm zu verdenken? Der Kronprinz tut nichts Niedriges.“
„Seine Kaiserliche Hoheit gewiss nicht. Aber die Narischkin . . .“
„Politische Geheimnisse mit unserer Krüdener, Elisabeth?“ scherzt Alexander, zu den beiden tretend.
„Durchaus nicht, Alexander. Unser Gespräch war gänzlich belanglos.“
Juliane Krüdener presst die Lippen zusammen bei den kalten, abweisenden Worten der Kronprinzessin, aber ein freundliches Lächeln Alexanders entschädigt sie sofort. Gnädig reicht er ihr die Hand. „Ich freue mich, Sie zu begrüssen, liebe Baronin. Aber — unsere schöne Natalie sehe ich nirgends?“
„Sie ist fortgegangen, Kaiserliche Hoheit“, sagt die Krüdener rasch. „Einer — Verabredung wegen liess sie diesen Herrn, ihren Verlobten, allein.“
„Das war hässlich von der schönen Natalie“, sagt der Zarewitsch lächelnd, den jungen Offizier ins Auge fassend, der bescheiden im Hintergrund steht, und auf den Juliane mit einer leichten Handbewegung deutet. „Wie heissen Sie, Leutnant?“
„Orlow, Kaiserliche Hoheit!“
Stramm aufgerichtet, die Brust vorgedrückt, steht Alexander Orlow da. Der Konprinz betrachtet ihn mit Wohlgefallen. „Ich gebe Ihnen Urlaub, Leutnant. Sie werden den Wunsch haben, Ihrer Braut nachzueilen.“
„Nein, Kaiserliche Hoheit!“ Flammend rot ist Alexander Orlows Gesicht geworden. Seine Augen leuchten selbstvergessen. „Die Baronin Krüdener hatte die Gnade, mich zu ihrem Kavalier zu ernennen. Wer die Freundschaft einer Juliane Krüdener geniessen darf, verzichtet gern auf eine — Natalie Narischkin!“
Juliane hält den Atem an. Einen Augenblick ist ein Stutzen im Gesicht des Kronprinzen. Fast nachdenklich klingt seine Stimme, als er sich an die Baronin wendet.
„Was sagen Sie dazu, liebe Krüdener?“
„Ich bin der gleichen Meinung wie Eure Kaiserliche Hoheit. Dass es hässlich ist, wenn man seinen Verlobten verlässt, um einer — anderen Verabredung nachzukommen.“
„Sie haben Recht“, nickte der Kronprinz. „Und — Sie auch, Leutnant. Unsere liebe Krüdener wiegt wohl die schöne Natalie auf.“
Heisser Triumph ist in den Augen Julianes, als das Kronprinzenpaar weitergeht und sich anderen zuwendet. Zwei herrliche Siege an einem Abend! Was ist ihr der Leutnant Orlow? Ein Nichts, ein hübscher Bengel von Leutnant, grade gut genug, um einmal zum Tanz befohlen zu werden. Aber sie hat ihr zeigen wollen, welche Macht sie besitzt, ihr, der unausstehlichen Rivalin, der Narischkin, die mit ihrer Jugend prahlt und glaubt, den Kronprinzen mit einem koketten Augenaufschlag fesseln zu können. Es ist geglückt! Einfach aus den Händen gerissen hat sie ihr den hübschen Leutnant. Sieh her! Ich brauch’ nur zu wollen, und dein Verlobter folgt mir wie ein Hund!
Und nun der zweite, noch grössere Sieg! Die Narischkin in Ungnade bei dem Zarewitsch, der nichts von ihrer Verlobung gewusst hat! Der Weg ist frei! Der Weg zum Zarewitsch Alexander, der eines Tages Herrscher dieses mächtigen Landes sein wird. Wenn nur die Kronprinzessin nicht wäre, die stille, klarblickende, die viel, viel mehr sieht, als sie sehen soll!
„Warum haben Sie ihn so angesehen, Baronin?“ sagt neben ihr, von Leidenschaft durchzittert, die Stimme Orlows. „Den Zarewitsch meine ich. So . . . so seltsam, gradeso wie . . .“ Wie mich — verschluckt er und ballt unwillkürlich eine Faust. „Wenn er mir auch Sie nimmt, Sie Wunderschöne . . .“
„Dummkopf“, lächelt Juliane Krüdener und gibt ihm mit ihrem Fächer einen leichten Schlag auf den Arm. „Freuen Sie sich lieber. In vier Wochen sind Sie Kapitän!“