Читать книгу Der Mann aus der Tiefe - Axel Rudolph - Страница 4
1. Kapitel.
ОглавлениеEine Frau irrte unter Tage umher.
Sie tappte mit unsicheren Händen nach den Steinwänden, die naß und glitschig waren, ihre Füße knirschten auf zerbröckelter Steinkohle. Laut und schwer klangen die Schritte in der Stille. Die in großen Abständen angebrachten elektrischen Birnen brannten nur trübe und beleuchteten kaum einen halben Meter im Geviert die Balken der Verschalung.
Der Berg schwieg. Nur, wenn sie stille stand, hörte die Frau wie aus weiter Ferne das dumpfe Klopfen, das durch die Steinwände drang.
Irgendwoher, neben, unter und über diesem einsamen Stollen arbeiteten Menschen, Hunderte von Bergleuten. Aber Stein und Kohle trennen sie von ihr. Nur das dumpfe Klopfen war zu hören.
Frau Irene Sellenthin begann unruhig zu werden. Sie hatte es zuerst nicht weiter tragisch genommen, daß sie hinter ihren Bekannten zurückgeblieben war und den Anschluß verloren hatte. War so etwas wie ein prickelndes kleines Abenteuer, daß man plötzlich ganz allein stand in dieser fremden, unterirdischen Welt, ohne die Freunde und ohne den überhöflichen Bergassessor, den die Grubenverwaltung einem als Führer bei der Besichtigung des Bergwerks mitgegeben hatte.
Frau Sellenthin war stehengeblieben, um ein winziges, glitzerndes Stück Kohle als Andenken aus der Wand herauszuklauben. Es kostete ein paar Minuten Zeit, das festsitzende Stück mit den Fingern aus dem Gestein zu lösen. Niemand von den andern hatte es bemerkt, daß Frau Sellenthin stehengeblieben war. Und als sie ihnen nach wollte, waren sie auf einmal verschwunden, verschluckt vom Berg.
Sie mußte wohl an irgendeiner Stelle in einen falschen Gang eingebogen sein, denn wie weit sie auch lief, die Freunde blieben verschwunden, und auch andere Menschen kamen ihr nicht zu Gesicht.
Eine Stunde war sie nun schon umhergeirrt, in der Hoffnung, die Sohle III, durch die sie vom Förderschacht her gekommen war, wiederzufinden. Sie war in andere Gänge und Stollen gebogen, sie hatte versucht, zum Ausgangspunkt ihres Irrwanderns zurückzugehen, aber sie hatte sich nur immer tiefer in den Berg hinein verirrt.
Allmählich war die Umgebung immer unheimlicher geworden. Die Gänge und Stollen wurden schmäler, die Beleuchtung matter und vereinzelt, schiefgedrückte, zum Teil lose Stützbalken warfen im schwachen Licht der hier und da noch brennenden elektrischen Birnen riesenhaft verzerrte Schatten. Ein paarmal patschten ihre Füße in schwarze Wasserpfützen.
Das Unheimlichste aber war, daß weit und breit kein Mensch zu sehen war. Sie hörte das Klopfen und Scharren neben sich, unter sich, über sich, aber kein Mensch tauchte auf. Ihre Rufe verschlang der Berg. Niemand hörte sie.
Begann das Abenteuer wirklich ernst zu werden? Einen Augenblick kroch Frau Irene ein kalter Schauer den Rücken hinauf. Sie mußte an die Geschichte denken, die ihr vorigen Sommer jemand beim Besuch der Katakomben von San Callisto erzählt hatte, von den beiden Engländerinnen, die sich da unten verirrt hatten und erst nach Wochen als verhungerte Skelette aufgefunden worden waren.
Gewaltsam schob sie den Gedanken von sich. Das war ja Unsinn. So ein Bergwerk war doch kein Labyrinth von Grabgewölben. Hier arbeiteten doch Hunderte von Menschen. Man mußte doch irgendwo auf einen von ihnen stoßen!
Also weitergehen! Frau Irene stolperte über etwas. Eine Eisenschiene! Na also! Man brauchte nur diesen Schienen nachzugehen. Aber nach einer Viertelstunde stand sie zu ihrem Schrecken vor einer massiven Wand von Kohle und Gestein. Die Schienen brachen jäh ab, als habe die Natur einen Riegel vorgeschoben.
Wieder zurück. Die Schritte der Frau wurden hastiger und nervöser. Die ungewohnte dumpfe Luft drückte gegen ihre Schläfen. Einmal rannte sie mit dem Kopf hart gegen einen hervorstehenden Balken.
Immer sparsamer wurde die Beleuchtung. Kaum noch, daß alle hundert Meter ein Flämmchen glomm. Immer düsterer und verwahrloster die Gänge. Bald führten sie schräg aufwärts und wurden so niedrig, daß sie gebückt gehen mußte, bald wieder ging es abwärts, so daß sie ins Rutschen geriet. Kohle und Stein rieselte dann dumpf mit ihr hinunter.
Sie dachte an die Bergleute, die sie vor der Einfahrt oben im Zechendorf gesehen hatte, verwitterte, krummgearbeitete Gestalten mit blassen, abgearbeiteten Gesichtern, die zur Schicht gingen, mit der blechernen Kaffeflasche in der Rocktasche. Sie waren ihr nicht sympathisch vorgekommen, aber jetzt hätte sie allerlei darum gegeben, wenn nur eine dieser groben Gestalten aufgetaucht wäre.
Da war wieder eine Wand, die den Weg abschnitt! Mit fliegenden Pulsen stand die Frau still und horchte. War sie etwa im Kreis gegangen? Oder aber — gab es nicht so etwas? — hatte ein Bergrutsch die Ausgänge verschüttet? War sie am Ende gefangen in diesen dunklen Gängen, 800 Meter unter der Erdoberfläche?
Sie rief in die Stille hinein und horchte dann angespannt. Keine Antwort. Kein Laut. Und ihre eigenen Rufe klangen dumpf und erstickt. Nur das Pochen und Klopfen jenseits der massiven Wände ging fort, monoton, nervenzerreibend.
Weiter! Frau Irene machte wieder kehrt und begann zurückzugehen. Eine Orientierung war längst unmöglich. Sie wußte nicht mehr, ob sie durch Gänge kam, die sie vorher schon durchwandert hatte, oder in neue Stollen. Die Angst saß ihr plötzlich im Genick. Sie begann zu laufen. Die Ärmel des schicken „Overalls“, den sie vor der Einfahrt angezogen hatte, waren schwarz und schmutzig geworden von den Wänden, an denen sie vorbeistrich. Kohlenstaub lag ihr im Haar. Sie stolperte über Steinbrocken, stieß sich an Balken und Felsblöcken und blieb taub für den Schmerz. Nur weiter, weiter!
Einmal, als sie atemlos stillstand, kam es ihr vor, als sei das Klopfen und Pochen lauter geworden, aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Einmal kam von fernher ein dumpfer Knall. Eine Sprengung, oder war es gar eine — Katastrophe?
Sie achtete nicht mehr auf den Weg. Sie bog instinktiv in die Stollen ein, die am größten und hellsten schienen. Waren die Lampen nicht näher beieinander jetzt? Oder schien ihr das nur so, weil sie lief?
Wieder bog sie in einen anderen Stollen ein. Er war ganz grade und verlor sich in der Ferne in gähnender Finsternis. Aber aus dieser Finsternis drangen jetzt deutlicher und stärker die Arbeitsgeräusche und da — ganz weit vorne hob und senkte sich ein winziges glitzerndes Pünktchen. Jetzt stand es still. Jetzt bewegte es sich wieder, zweimal, dreimal, stand wieder still. Das konnte keine der fest angebrachten Lampen sein! Die Grubenlampe eines Bergmannes! Ein Mensch mußte da vorne sein.
Frau Irene stieß einen erstickten Schrei aus und taumelte den Stollen entlang, dem Lichtpünktchen entgegen. Ihre Knie zitterten.
*
Der Vollhauer Karl Kühne, der vor Ort arbeitete, ließ einen Augenblick das Gezähe sinken und sah sich verwundert um. Da hatte doch eben jemand gerufen?
Das Licht der Grubenlampe lag auf seinem nackten, schweißglänzenden Oberkörper. Es war heiß hier unten im Stollen, und die Arbeit war schwer. Fast alle Kumpels schufteten hier entblößt bis zu dem ledernen Riemen, der die Beinkleider zusammenhielt.
Karl Kühne spuckte den Kohlenstaub aus dem Mund und sah schärfer den Stollen entlang. Wahrhaftig, da hinten kam jemand! Sein Kumpel, der Schlepper Dombrowski, konnte es nicht sein. Auch der Steiger nicht.
„Nu schlag einer lang hin und steh kurz wieder auf,“ brummte der Hauer, „dat ist doch ’n Frauenzimmer!“ Eine Sekunde starrte er verblüfft auf die schlanke Gestalt, die da herankam. Der Lichtkegel der Lampe an der Wettertür fiel gerade auf den tizianblonden Haarschopf. Dann kam ihm eine Erinnerung. Richtig, ja, der Steiger hatte bei der Einfahrt so etwas gesagt von einer Gesellschaft, die den Pütt besichtigen sollte, Freunde vom Betriebsdirektor oder so was ähnliches. Karl Kühne schnitt eine Grimasse.
„Blödsinniges Volk! Hier unten rumzuspazieren, als ob der Pütt ’ne Ausstellung wär! Und dazu noch ein Frauenzimmer!“
Plötzlich aber wurden seine Augen ganz schmal. Was war denn nun das? Die Frau taumelte ja! Die konnte sich ja kaum noch auf den Beinen halten. Da mußte man wohl mal entgegengehen und ihr helfen. Er wollte sich schon aufmachen, als ein Gedanke ihn stutzen ließ. „Schäm dich wat, Karl! So wie du bist, jeht man nicht zu ’ner Frau!“ Sein Arm langte fast instinktiv in den Querschlag neben seiner Arbeitsstätte. Da hing der pikfeine Staubmantel, den der eitle Jeck, der Steiger Kaminski sich zugelegt hatte und sogar bei der Einfahrt anbehielt, bis er vor Ort kam. Karl Kühne fuhr schnell in die Rockärmel und knöpfte den Mantel über der bloßen Brust zu. Dann war er mit ein paar Sprüngen bei der Frau.
Irene Sellenthins Augen sahen in das Nichts. Sie taumelte vornüber, fühlte sich von zwei kräftigen Armen umschlungen und hatte im ersten Augenblick nur den Gedanken: Ein Mensch! Endlich ein Mensch!
„Nehmen Sie mal ’n Schluck Kaffee,“ sagte der Hauer, als sie die Augen aufschlug, und hielt ihr eine Blechtlasche an den Mund. Hastig trank sie einen Schluck. Er schmeckte schal und ekelhaft, aber er brachte doch die Lebensgeister zurück. Mit einem dankbaren Nicken sah sie zu dem Manne auf, der, fast einen Kopf größer als sie, vor ihr stand.
„Danke. Das tat gut.“
Der Blick des Hauers ging über den allzu „schnieken“ Grubenanzug der Dame hinab zu den breiten, amerikanischen Sportschuhen, die unter den Overalls hervorlugten. „Sie sind wohl von der Gesellschaft, die ...“
„Ganz recht.“ Frau Irene nickte hastig. „Die Herren in der Direktion waren so freundlich, uns eine Besichtigung zu gestatten. Aber ich hab’ in diesem Labyrinth von Gängen hier meine Begleiter verloren. Und wenn ich Sie nicht gefunden hätte ...“ Sie zog wie fröstelnd die Schultern hoch.
Der Hauer grinste. „Na, so schlimm ist es nun nicht. Sie hätten schon einen Kumpel getroffen.“
„Sagen Sie das nicht! Ich bin seit zwei Stunden umhergeirrt, ohne auch nur eine Menschenseele zu entdecken. Gerufen habe ich auch umsonst. Nur unheimlich leere, dunkle Gänge waren da.“
Karl Kühne pfiff halblaut durch die Zähne. „Ah so! Da sind Sie wohl in Sohle V geraten. Da ist schon vor zwei Monaten der Abbau aufgegeben worden. Ja, dann ... Da können Sie allerdings von Glück sagen. In dem Teil des Bergwerks hätten Sie tagelang herumlaufen können, ohne jemand zu finden.“
Frau Sellenthin war nicht verweichlicht. Jetzt, wo die Gefahr vorüber war, fand sie auch rasch ihre Nerven wieder. „Jedenfalls habe ich genug von der Besichtigung. Sagen Sie mir bloß, wie ich wieder hier herauskomme.“
„Das ist einfach. Sie gehen den Stollen zurück bis zum zweiten Hauptstollen. Durch den immer die Schienen lang, bis Sie zur Sohle II kommen. Die führt direkt zum Schacht.“
„Allein?“ Frau Irene schüttelt sich. „Nee, danke. Allein geh ich keinen Schritt mehr hier in diesem Irrgarten. Ich bleib lieber bei Ihnen, oder Sie müssen mich schon selber zum Lift bringen.“
Lift? Karl Kühne lächelte in sich hinein über den komischen Ausdruck, den die Dame für den Förderkorb brauchte. Na ja, was wußte die davon! Er überlegte kurz. Der Steiger würde zwar erst das Maul aufreißen, wenn die Förderung knapper wurde, aber wenn er ihm sagte, daß es sich um einen Besuch der Verwaltung handelte, noch dazu ’ne Frau ...
„Also gut,“ sagt er entschlossen. „Ich bring’ Sie hin.“
Sie schritten zusammen durch die Stollen. Frau Irene hatte sich völlig wiedergefunden. Das Abenteuer erschien ihr jetzt schon ganz interessant. Sie warf von der Seite einen abschätzenden Blick auf ihren Begleiter. Der Mann sah gut aus. Breite, massive Schultern, groß, ein scharf gemeißeltes Gesicht, wenn auch von Schweiß und Kohlenstaub etwas entstellt. Ein für die Verhältnisse hier direkt eleganter dunkelgrauer Staubmantel, geschmackvoll sogar: guter Schnitt, Metalleinfassungen um die Knopflöcher, Halsschnallen. — Jedenfalls ein höherer Beamter, der nur zufällig hier unten war.
Eine Begegnung im Hauptstollen, in den sie nun eingebogen waren, bestärkte sie in der Vermutung. Da kam der kleine Schlepper Dombrowski eben mit den leeren Hunden zurück. Karl Kühne rief ihn an.
„Hau man weiter vor Ort, bis ich zurückkomme, Dombrowski. Und sieh zu, daß du was förderst.“
Der kleine Pole riß Mund und Nase auf, als er seinen Kumpel im Mantel des Steigers mit einer Dame daherkommen sah.
„Aber — Steiger hat gesagt, wir müssen ...“
„Der Steiger soll mir den Buckel lang rutschen,“ gab Karl Kühne zur Antwort. „Tu du, was ich dir gesagt hab’.“
„Is gut.“ Dombrowski duckte sich wie ein schweifwedelnder Hund und sandte dem Hauer schräg von unten einen ehrfurchtsvollen Blick. Dann trollte er sich ohne weitere Widerrede mit seinen „Hunden“. Er liebte und bewunderte seinen Hauer. War schon ein Satanskerl, der Kühne! Da lief er einfach von der Arbeit weg und spazierte mit einer Dame im Pütt herum. Noch dazu im Mantel vom Steiger! Der kleine Dombrowski fand das großartig.
„Was ist denn das für eine Tür?“ Frau Irene wies im Weitergehen auf eine verschlossene Tür im Gestein.
„Die Wetterführung,“ erklärte Karl sachlich. „Lüftungsanlage. Dahinter staut sich der Luftstrom und der Druck ist so stark, daß zehn Männer die Tür nicht gegen ihn aufdrücken können.“
Die Einsamkeit war vorbei. In Sohle III stießen sie auf Arbeiter, die aus handlichen Spritzen rötlichen Ziegelstaub streuten.
„Vorsichtsmaßnahme,“ erklärte Karl Kühne auf den fragenden Blick seiner Begleiterin. „Der Ziegelstaub dient zum Austrocknen der Luft und zum Auffangen von schlagenden Wettern. Nach dem Reglement soll jeden dritten Tag in den Stollen gestreut werden. Geschieht aber nicht immer.“
„Die Verwaltung vernachlässigt die Sicherungsmaßnahmen? Bei den vielen Grubenunglücken? Das ist doch unverantwortlich!“
Der Hauer zuckte die Achseln. „Die Herren im Büro wissen wenig davon. Oft drücken sich die Kumpels selber vom Streuen. Denken, es geht auch ohne das. Die meisten kriegen nach Gewicht und Förderung bezahlt, und das Streuen kostet Zeit. Ist mit dem Abstützen der Stollen ebenso. Oft wird schlecht versetzt, weil die Kumpels Zeit sparen und möglichst viel fördern wollen.“
„Glück auf!“ grüßt er kurz die arbeitenden Männer.
„Glück auf!“ klang es müde und verdrossen zurück.
Sie schauten den beiden Weiterschreitenden verwundert nach. „Kiek ens,“ höhnt einer, „jetzt laufen se schon mit Weibern hier spazieren!“
Frau Irene verstand nicht alles, was ihr Begleiter ihr erklärte, aber sie empfand doch, daß er ein Mann war, der den Betrieb hier genau kannte und sich zu Hause fühlte in diesen Stollen und Gängen. Unwillkürlich dachte sie an den etwas geschniegelten Bergassessor, der sie vorhin geführt hatte, und seine unbestimmten, manchmal etwas verlegenen Erklärungen. Der hier sprach ganz anders: kurz, sachlich, bestimmt. Konnte also wohl kaum einer von den Herren des Büros sein, die nur bei besonderen Gelegenheiten mal in die Tiefe stiegen. Sie wollte ihn schon danach fragen, aber da waren sie am Schacht.
Ein paar Männer kamen ihr schnell entgegen.
„Berendt, Reviersteiger,“ stellte der eine sich hastig vor. „Gott sei Dank, daß Sie da sind, gnädige Frau. Wir suchen Sie schon seit zwei Stunden.“
„Ja, ich hatte mich verirrt. Und die andern?“
„Assessor Reiz hat die Herren hinaufgebracht, gleich nachdem Ihr Fehlen entdeckt war. Er selber ist sofort wieder eingefahren und sucht Sie mit einer Kameradschaft in allen Sohlen.“
Noch mehr Leute kamen hinzu und drängen sich um die Wiedergefundene: der Fahrtsteiger, ein Schießmeister, ein paar Kumpels, die eben von erfolgloser Suche im gegenüberliegenden Stollen zurückgekommen waren.
„Wir bringen Sie gleich hinauf, gnädige Frau.“ Der Reviersteiger rief über die Köpfe der Frau Irene Umdrängenden dem Mann am Förderkorb zu: „Lassen Sie die Kohlenförderung einstellen, Pinz! Seilfahrt!“
„Na, ich hab’ mich da schön verlaufen!“ Frau Irene hielt die geschwärzten Hände in komischem Entsetzen von sich ab und schaute an ihrem beschmutzten Overall hinunter. „Wenn der Herr sich meiner nicht angenommen hätte ...“ Sie hob den Kopf und sah sich erstaunt um. „Ja, wo ist er denn geblieben?“
Karl Kühne war nicht mehr da. Er hatte sich, als die Steiger Frau Irene umdrängten, sachte gedrückt und war schon wieder im Stollen, auf dem Rückweg zu seiner Arbeitsstätte.