Читать книгу Drecksgeschäft - Axel Ulrich - Страница 6
Zwölf Monate später
ОглавлениеBald müsste der Lago di Montespluga vor ihm auftauchen, ein See beim Splügenpass. Das Fliegen in seiner Cessna 172 Skyhawk, dem meistgebauten Flugzeugtyp der Welt, bereitete ihm immer wieder Spaß. Fliegen eben. Wer es noch nie probiert hat, kann es nicht verstehen. Das ist so wie mit Kindern. Erst wenn man selbst Kinder hat, versteht man es richtig. Er kam aus Mailand, hatte dort einen Geschäftstermin gehabt, einen recht erfreulichen. Es könnte sein, dass sie einen Distributor für Italien und Spanien gefunden haben. Könnte. Da er eine andere langjährige Geschäftsbeziehung gekündigt hatte, blieb ihm gar nichts anderes übrig. Umsatz musste her, sonst müsste er demnächst seine geliebte Skyhawk verkaufen und noch viele andere Dinge tun, die er nicht tun wollte.
In zehn Jahren hatten sie ihre Firma für exklusiven Modeschmuck aufgebaut, mühsam war es gewesen. Dann war es für eine gewisse Zeit sehr gut gelaufen. Etwas später hatten sie eine schwere Zeit gehabt, der Umsatz war abgerutscht. Ein Retter aus der Not war aufgetaucht, aber nach kurzer Zeit hatte er dessen Geschäftsmodell durchschaut und die Zusammenarbeit beendet. Manchmal musste man eben aufräumen.
So, da war er, der Lago di Montespluga. Jetzt noch über den Splügenpass, dann nach Chur und über den Bodensee heim nach Stuttgart.
Der Motor brummte friedlich vor sich hin, schönstes Wetter. Ein lauter Knall zerriss den Frieden, ihn traf etwas hart am Hinterkopf und er verlor auf der Stelle das Bewusstsein. Von hinten pfiff wie wild der Wind herein, die Nase des Flugzeuges neigte sich nach unten und es klapperte ohrenbetäubend, aber das hörte er schon nicht mehr. Da, wo das Leitwerk sein sollte, war nichts mehr, das Heck war weg, halb abgerissene Blechteile flatterten im Fahrtwind, das Flugzeug wurde schneller. Es trudelte nach unten und raste auf graue Felsen zu, die immer größer wurden.