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Da ich dies schreibe, bin ich am Ende meines inneren Haderns angekommen. Ich war nie allzu gut im Schreiben, bin eher jemand, der Geschriebenes in sich aufsaugt. Es sollte eine Geschichte über die Schrecken Norwegens werden, versetzt mit den Erfahrungen und der Vision eines Lebens, wie ich es zu führen wünsche. Es hätte ein glanzvoller Neuanfang werden können: Ich, der Schreibende, statt ich, der ewig Lesende.

Das ist also meine Geschichte, und während ich zu den ersten Seiten zurückblättere, finde ich einen bemerkenswerten Eintrag: „Ich werde meine eigene Kreation sein, in einer Welt aus Legenden greifbarster Natur!“

Dies hier stellt mein Scheitern dar. Ich dachte, die Welt sei ein mythischer Ort, an dem die Sünden keineswegs das größte Grauen darstellen. Eine Welt, in die ich flüchten könnte, ohne Sorgen zu haben, den Blick des Anderen auf mich zu ziehen. Aber eigentlich ist sie ein Ort, an dem wir uns durch die Schwere unserer Taten definieren, eine Last, die ich anderen kaum aufbürden möchte.

Bringen wir das Ganze endlich zu einem Abschluss, ist der gewählte Anfang doch jetzt schon vollends misslungen. Dem gleich genügt auch jenes Ende zweifelsfrei nicht mehr den Anforderungen einer erbaulichen Schauergeschichte. Alles ist wirr und zerfasert; das Feuer echter Erzählungen schwelt weit vor meiner Zeit. Im Gegensatz dazu bin ich in diesem Moment:

Der Revolver in meinen Händen glüht noch förmlich von der Hitze des letzten Schusses. Die Zugfahrt endet, und das Ende ist ein Klumpen Blei im Kopf meines Kontrahenten.

Rick Fairwell, seines Zeichens Schriftsteller und um seine eigene Fehlbarkeit ewig Wissender, lebt. Paul Anderson hingegen, ein schwacher Mann von geringem Interesse, der nicht selten darauf bedacht war, Teil einer zum Verderben verdammten Menschheit zu sein, stirbt. Er war mein Ebenbild und war es dennoch nicht. Er wollte mir zeigen, wie verdorben ich war, wie sehr ich ihm über all die Jahre das Leben zur Hölle gemacht hatte, indem ich ihm einredete, ein Mörder zu sein.

Der Neuanfang, die Verwandlung, die Metamorphose, die in Howard Wildes Roman „The Day‘s End“ Ausdruck findet, ist noch vollzogen worden.

Aus Fiktion wird Realität und aus Realität Fiktion!

Paul Anderson wird Rick Fairwell bleiben!

Hasan bin Al-Saud wird real. Seine Geschichte wird zur Wahrheit, und er beginnt zu leben! Jedoch spüre ich …, nein, weiß ich, mein Freund ist in Gefahr. Er wollte echten Schnee sehen! Ich muss ihm helfen. Das fragile Konstrukt, das sich um mich herum aufgebaut hat, könnte von seinem Leben abhängen. Denn wenn sowohl Paul als auch Rick tot wären … was wäre ich anderes als das fleischgewordene Nichts?!

Meine Entscheidung ist gefallen; Taten definieren mich. Mein Name ist Rick Fairwell, und der soll niemals sterben. Paul Anderson ist tot. Die letzten Worte haben es verewigt und bestimmt.

Mein Name ist Rick Fairwell – der Mörder aller Mörder.

Diesen letzten Satz wiederhole ich wieder und wieder. Wahrheiten können schließlich nicht häufig genug ausgesprochen werden. Der Zug rattert weiter, aber nicht mehr lange. Dann hält er an und gibt uns unseren Alpträumen preis.

Alpträume in Norwegen

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