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II

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Sonne. Das Fenster ist offen. Der Nachmittag ist warm. Ein paar Schlucke Mineralwasser aus der Flasche und ein paar Seiten in einem Buch. Nein, doch nicht, nicht lesen. Die Sonnenstrahlen spielen mit dem Staub im Zimmer. Aufwinde. Ein paar Fliegen schwirren hektisch unter der Deckenlampe durcheinander. Mein Kopf. Mein Kopf im Spiegel. Frühstück. Nicht ganz da. Aber gut geht es mir, sehr gut sogar. Nahrungsaufnahme. Ein Kind schreit, nur kurz. Irgendwo lauter Heavy Metal - eine unvergängliche, ewig langweilige Musik. Heißgeliebt von irgendjemandem. Kohlenhändler schleppen Briketts über den Hof. Jetzt schon.

Heute morgen hatte ich einen Platten auf dem Nachhauseweg, natürlich am Hinterrad. Wenigstens passierte es vor dem Haus, in dem wir den Band-Übungsraum haben, so daß ich das Saxophon dort abstellen konnte. Es wog irgendwie schwer mit meinem betrunkenen Kopf. Ich muß es holen, es will gespielt werden. Mir sind Katja, die Spree und tausend Melodien im Kopf. Neue Melodien sind für Nachbarn schwer zu ertragen.

Rechts der Kanal, links ein Spielplatz mit Kindern. Der Kanal ist fast tot, die Kinder etwas zu lebendig. Es stinkt. Von links nach Hundepisse und von rechts nach Fisch, Krebsen und Entenkot. Ein Kahn pumpt Sauerstoff in das modrige Wasser. Schleimige Blasen quirlen durch die Algen. Den Entenkot frißt keiner, die Fische sind tot und die Krebse haben auch keine Lust mehr, sie würden sicher abwandern, wenn da nicht die steilen Betonmauern wären. Und es stinkt jämmerlich nach Jauche. Ich atme tief durch, stelle mir vor, Sauerstoff zu atmen. Fühle mich ausgezeichnet.

Die letzten zwei Straßen sind immer zu weit. Da steht mein Fahrrad. Natürlich, ich habe das Flickzeug vergessen. Na gut. Dann eben morgen. Oh Lord, won't ya buy me a Mercedes Benz.

Im Haus ist es kühler. Automatische Handgriffe. Der Geruch von Rattengift und Rattendreck. Das elektrische Licht verdunkelt für eine Sekunde meinen Blick. Die Kellertreppe runter. Wieso steht die Tür offen? Sie steht offen! Sie ist verbeult. Aufgebrochen! Mit Gewalt, Brachialgewalt!

Ich weiß schon alles.

Absoluter Stillstand - minus 270 Grad. Nebel. Fetzen. Bilder. Das Regal - leer. Das Saxophon - weg.

Nichts. Die Dämmwände schlucken jedes Geräusch. Die Stelle im Regal bleibt leer. Nur das Saxophon ist weg. Sonst ist alles da. Scheinbar. Vielleicht. Stand hier noch ein Verstärker? Nein, den hat letzte Woche jemand abgeholt. Und sonst? Alles da. Nur mich hat es getroffen. Warum? Kalter Schweiß überall. Irgendetwas fräst sich in meinen Brustkorb. Stumpf und spitz zugleich. Alles ist wie sonst. Nichts ist mehr wie sonst.

Die Polizei kommt. Erst die in Uniform und im Streifenwagen, dann die Kripo im Opel. Ein Mann, eine Frau, beide in Jeansjacke, beide mit Westen drüber, die irgendwie kugelsicher aussehen. Spurensicherung. Es dauert ewig. Fast eine Stunde staksen sie durch den Raum, messen was an der Tür, blasen Graphitstaub in die Gegend, schütteln den Kopf, finden mal was zu rauh oder zu glatt. Das Ergebnis: Kein einziger Fingerabdruck. Diagnose: schwerer Einbruch, verübt mittels Wagenheber und Brecheisen. Ein paar Fragen nach dem Preis, der Seriennummer, der Versicherung, einem Verdacht, einem Motiv, der Nachbarschaft. Der Stift kratzt, kritzelt irgendetwas, nicht sehr lange. Ergebnis: Keine Versicherung, also keine Kohle, und wahrscheinlich keine Chance, das Instrument je wiederzusehen. "Das ist sicher schon in einer anderen Stadt, auf dem Flohmarkt in München vielleicht", resümiert die Frau. "Suchen sie die Büsche in der Umgebung ab", rät der Kerl.

Der Nachbar aus dem ersten Stock borgt mir einen Hammer. Ich schlage auf die Stahltür ein, bis sie wieder ins Schloß paßt. Das dauert lange und macht einen Höllenkrach. Das Ding in meinem Brustkorb bohrt sich tiefer und tiefer. Lebst du noch, lebst du noch, oder bist du schon fertig wie die anderen an der Wand. Eine Katastrophe. Ich schlage auch noch, als es nicht mehr nötig ist, schlage auf den Schädel der Diebe ein, des Diebes, oder was auch immer.

Wut. Wut im Bauch, in den Händen und Zehen.

Killerhitze

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