Читать книгу Worlds. Kapseln der Wiedergeburt I - B. L. Rámiz - Страница 4
ОглавлениеKapitel 2
WANN? WO?
Lori fühlte sich stark, sie verstand, dass ihre Aufgabe nicht einfach sein würde, dass sie sehr schwierige Entscheidungen treffen musste und dass dieses Problem nur ein kleiner Vorgeschmack von alldem war, was kommen würde. Aber sie fühlte sich in der Lage, diese Mission zu leiten und erfolgreich abzuschließen. Zu dieser Zeit konnte sie nicht ahnen, dass ihre Mission nicht nur fünf Jahre dauern würde, sie konnte nicht wissen, dass ihr das Schicksal etwas viel Größeres und Komplizierteres bereitet hatte, worauf sie nicht vorbereitet war. Aber da war sie nun, stolz, erwachsener als je zuvor obwohl sie noch ein Mädchen war und wurde von denen gefeiert, die in wenigen Minuten nur ihre Besatzung sein würden.
Das holografische Bild wurde immer noch an die Decke des Sitzungssaals projiziert und der Abgesandte war bereit zu sprechen.
»Danke für Ihre Worte, Direktorin. Zweifellos haben Sie geholfen, die schwierige Situation zu bewältigen, mit der der Ingenieur Eltok konfrontiert war.« In diesem Moment sah der Abgesandte Maslok Emprot Eltok an. »Seine Entscheidung zu seiner Familie zurückzukehren schafft jedoch ein weiteres Problem, mit dem wir nicht gerechnet hatten.«
»Worum geht es?« Lori war in diesem Moment nicht nervös, diese Nachricht war kein großer Stress, aber man konnte deutlich ihre Besorgnis und Konzentration erkennen, da sie die Stirn runzelte.
»Nun, Direktorin, Ingenieur Eltok ist einer der besten Energieingenieure, die wir auf dem Schiff haben«, sagte Emprot, »und sein Verlassen hinterlässt eine Lücke, die wir versuchen müssen zu schließen. Ich habe mich im Vorhinein schon nach einem Kandidaten mit einem hervorragenden akademischen Lebenslauf erkundigt, ich muss Sie aber darüber informieren, dass er keine Erfahrung mitbringt«, fuhr der Abgesandte fort.
Lori öffnete die Augen weit und ihre gelben Wangen fingen an, Farbe zu bekommen; es konnte nicht wahr sein, was sie gerade hörte.
»Hmmm...«, zögerte sie, »und an wen hatten Sie gedacht?« »Bei allem Respekt, Direktorin«, sagte Maslok Emprot und lächelte. »Ich glaube, Sie wissen bereits, wen ich meine: den Ingenieur Kiro, Kiro Uky.«
Loris Kopf explodierte in diesem Moment vor Freude, sie musste ihre Gelassenheit bewahren, aber sie wollte unbedingt schreien. Sie wollte zu ihrem Freund laufen und ihn umarmen. Es war ein Gefühl der Erleichterung, wie wenn man etwas sehr Schwieriges tun muss, dass einem weder gefällt noch man Lust darauf hat und plötzlich wird einem gesagt, dass es schon erledigt wurde. Sie sah Kiro an, der sich bei den anderen Arbeitern im Raum befand. Seine Wangen »glühten«, das Gelb war so intensiv, dass es wie zwei brennende Laternen aussah; tatsächlich leuchteten sie, wie das immer geschah, wenn die Emotionen der Ilumni extrem stark waren.
»Ähhhhh...«, Lori zögerte erneut. »Herr Kiro Uky, bitte.« Sie wandte sich an ihren Freund. »Sind Sie bereit, sich der Mission Iluminum anzuschließen?« Natürlich wusste sie bereits die Antwort, jeder wollte an dieser Mission teilnehmen, aber bei solchen Ereignissen mussten die Formalitäten eingehalten werden.
»Ich akzeptiere die Stelle, Direktorin«, sagte Kiro ohne zu zögern. »Ich verspreche, dass ich hart arbeiten werde, um die wichtigste Mission zu unterstützen, die unser Volk je hatte.«
»Nun«, sagte Lori, »wenn es nun keine weiteren Probleme gibt, werden wir, der Ingenieur Kiro und ich, uns dem Schiff anschließen, um die Mission zu beginnen. Bitten Sie den Kommunikationschef des Schiffes, die Abschiedsnachricht an Eurinum zu senden«, sagte sie zu Emprot.
Es gab also kein Zurück mehr; Lori und Kiro würden in der Mission zusammen sein. Sie mussten also nicht warten, um sich wiederzusehen, sondern würden auch Seite an Seite zusammenarbeiten, was bedeutete, dass sie sich jeden Tag sehen könnten.
Dann wurde vom Schiff aus einer allgemeinen Nachricht an Eurinum gesendet und daraufhin konnte sich jedes Besatzungsmitglied mithilfe von persönlichen Kommunikatoren von seinen Verwandten verabschieden, da diese bei Ultra-Lichtgeschwindigkeit nicht mehr funktionieren würden. Außerdem wären sie bei der ersten vollständigen Überprüfung des Raumschiffes, bei der sie auf eine normale Geschwindigkeit drosseln würden, schon zu weit weg, um sich mit ihrem Planeten in Verbindung zu setzen.
Die Alegria war bereits gestartet, die Besatzung hatte sich von ihren Familien verabschiedet und die Mission hatte begonnen. Jetzt hatten sie beinahe anderthalb Jahre vor sich, bis sie ihr Ziel erreichen würden. In der Zwischenzeit hatten sie verschiedene Aufgaben, wie zu beobachten, Sternenkarten zu erstellen, das Schiff zu warten und Lebensmittel herzustellen. Sie mussten Pflanzen anbauen, um frische Lebensmittel zu erhalten. Dafür war der obere Teil des Basiszentrums bestimmt, wo sich ein riesiger Garten voll essbarer und dekorativer Pflanzen befand. Neben einer Vielzahl von Andapflanzen, Abluenos, Vögeln verschiedener Rassen und anderen Tieren und Anipflanzen gab es auch einige Fische im Teich, der sich in der Mitte befand.
In diesem Garten wuchsen alle frischen Lebensmittel, die die Besatzung verzehrte, obwohl die Lagerräume, die sich in den Röhren befanden, voll von Lebensmitteln waren, die auf unterschiedliche Weise konserviert waren und anderer tausend Dinge. Alles, was sie für eine so lange Reise brauchen würden.
Das Leben in der Alegria verlief ruhig, jeder widmete sich seinen Aufgaben und das Schiff bewegte sich weiterhin mit Ultra-Lichtgeschwindigkeit vorwärts. Alle drei Monate wurde eine Pause eingelegt, um das Schiff vollständig durchzuchecken, da bei dieser Geschwindigkeit nicht alle Systeme überprüft werden konnten.
Die Mission verlief reibungslos. Sie waren jetzt schon seit einem Jahr unterwegs. Eines Tages erschien ein blendendes Licht, das verhinderte, dass man vom Schiff aus irgendetwas im Weltraum sehen konnte, aber es dauerte nur ein paar Minuten, dann verschwand es wieder und das Schiff wurde angehalten. Sie überprüften die Steuerung des Schiffes, befragten die Besatzung und alles schien korrekt zu sein. Sie überprüften das ganze Schiff, doch es war alles in Ordnung. Sie waren weniger als ein halbes Jahr vom gewählten Planeten entfernt.
* * *
Loris Zimmer, das sich in dem Heim befand, in dem sie aufgewachsen war, war immer noch so eingerichtet, wie in ihrer Kindheit. Zwei Teddybären, die ihr ihre Mutter an ihrem ersten Geburtstag geschenkt hatte, lagen auf dem Bett. Auf dem Nachttisch waren mehrere Fotos zu sehen, darunter eines ihrer Eltern. Das Zimmer war ruhig. Es war zu sehen, dass dort schon lange niemand mehr gewesen war, da Lori auf der Mission war. Nichts in dieser Ruhe ließ ahnen, was in diesem Moment auf ihrem Planeten vor sich ging.
Nur einen Monat nach Beginn der Mission begannen die Einwohner von Eurinum, einige Angriffe zu erleiden. Die Ilumni versuchten mit allen Mitteln, ihre Angreifer zu kontaktieren, erhielten jedoch keine Antwort. Zuerst dachten sie, es sei eine Rasse mit dem Ziel einer Invasion, aber die Angriffe hörten nicht auf. Alles schien komplett zerstört zu sein, deshalb gaben sie die Idee der Invasion auf, denn wer würde einen Planeten wollen, der durch die Angriffe total zerstört war. Dann dachten sie, es sei vielleicht eine kulturelle Meinungsverschiedenheit, möglicherweise hatten sie sich durch den Start des Raumschiffes die Alegria in der Mission Iluminum beleidigt oder bedroht gefühlt.
Ein Großteil der Bevölkerung war verschwunden, viele hatten sich in die vor Jahrhunderten gebauten unterirdischen Galerien zurückgezogen, um sich in Notfällen zu schützen. In diesen Galerien hatten sie Lebensmittelvorräte, technologisches Material und alle notwendigen Informationen, um sich über viele Jahre hinweg weiterentwickeln zu können, aber der Feind war sehr mächtig und seine Angriffe waren sehr gewalttätig. Wenn das so weiter gehen würde, würde von Eurinum nichts übrig bleiben.
Alle Versuche mit den Angreifern in Kontakt zu treten erwiesen sich als völlig nutzlos und es wurde beschlossen damit aufzuhören. Andererseits kamen sie zu dem Schluss, dass ihr Planet früher oder später zerstört werden würde. Daher beschlossen sie, dass es eine gute Lösung sei, einen Plan zu entwickeln, damit eine ihnen ähnliche Zivilisation in einer extrem fernen Zukunft ihr gesamtes erworbenes Wissen nutzen könnte, um ihr Vermächtnis fortzusetzen und damit ihre gesamte Existenz nicht umsonst gewesen wäre. Sie konnten nicht die ganze Verantwortung Lori überlassen, denn wenn die Mission fehlschlagen würde, wäre ihre gesamte Spezies gescheitert. Nachdem sie mehrere Tage über eine Lösung nachgedacht hatten, nach vielen Tagen ohne Schlaf und viel Arbeit aller Ingenieure, die noch nicht verschwunden waren, fanden sie eine mögliche Lösung, die ihnen wieder Hoffnung gab. Eine Lösung, bei der sie glaubten, ihr Vermächtnis auf einem anderen Planeten fortsetzen zu können.
Auf jedem der fünf Planeten der Eurinum-Observatorien befand sich eine Startrampe, mit der häufiger Satelliten und andere Objekte abgefeuert wurden, die für die Erforschung des nahegelegenen Universums erforderlich waren. Sie hatten beschlossen, mit diesen Wurfsystemen ein Objekt zu versenden, das sie nun herstellen wollten: Die »Kapseln der Wiedergeburt«.
Diese Kapseln sollten zu Planeten geschickt werden, die bewohnbar waren. Die Schwierigkeit bestand nicht darin, die Kapseln zu bauen, sondern darin die Zeit zu berechnen, die erforderlich sein würde, um ihr Ziel zu erreichen, da es sich um viele Millionen Jahre handeln könnte. Andererseits würde auch der Transport der Kapseln von Eurinum zu den Observatorien-Planeten nicht einfach sein, da sie riskierten, von ihren Angreifern entdeckt und zerstört zu werden. Deshalb hatten sie beschlossen, die Kapseln mit Pfeilschiffen zu versenden, sehr kleine Schiffe, in die nur ein Besatzungsmitglied passte, die aber sehr schnell und schwer aufzuspüren waren. Mit diesen Schiffen bestand die Möglichkeit, dass die Kapseln die Startrampen der Observatorien-Planeten erreichen konnten.
Die Kapseln bestanden aus zwei Modulen und waren kaum einen halben Meter lang. Das Eine enthielt alle Informationen über ihre Zivilisation: Wissenschaft, Sprachen, Kultur, Religion, Geschichte und alle Technologien, die sie bisher entwickelt hatten, alles Notwendige, damit jede Kultur, die in der Lage war diesen Speicher zu lesen, Nutzen aus dem von ihrer Spezies erworbenen Wissen ziehen zu können. Das Andere enthielt eine Auswahl primitiver Bakterien, die speziell hergestellt wurden, um den Ursprung aller Arten, die aus diesen Bakterien entstanden waren, wiederherzustellen. Ziel war es, dass die Kapseln, einmal auf ihrem Zielplaneten angekommen, das Modul, das die Bakterien enthielt, in einem salzreichen wässrigen Medium ablegen sollte und somit die Möglichkeit bestand, dass aus diesen Bakterien Arten entstehen könnten, bis hin zu einer intelligenten Spezies, die sich nicht sehr von ihrer unterscheiden würde. Wenn dann diese intelligente Spezies das notwendige technologische Niveau erreicht hätte, um alle im Speichermodul der Kapsel enthaltenen Informationen entschlüsseln zu können, könnte diese ihr Erbe fortsetzen.
Sie hatten bereits die Kapseln und nur ein paar Probleme bei der Herstellung der Ursprungs-Bakterien, denn als die ersten drei Kapseln auf den Weg gebracht werden sollten, stellten sie fest, dass einige Bakterien eine unbekannte Mutation aufwiesen, so dass sie den Bakteriencocktail neu vorbereiten und neue Kapseln herstellen mussten. Nachdem das Problem gelöst war, wurden die fünf Kapseln fertiggestellt und sie bereiteten sich auf die Durchführung des Plans vor: Den Transport zu den Observatorien-Planeten.
Die Besatzung der Pfeilschiffe war schon bereit, sie wussten, dass sie einen Angriff riskierten und möglicherweise ihre Aufgabe nicht beenden würden. Sie wussten, dass sie vor dem Tod standen, aber für sie war der einzige Tod, der sie interessierte, der ihrer Zivilisation und sie waren bereit, sich für alles zu opfern, was ihre Spezies im Laufe der Geschichte erreicht hatte.
Die Angriffe massakrierten weiterhin den Planeten, sie hatten nicht mehr viel Zeit und sie waren sich dessen bewusst. Wenn das so weitergehen würde, wäre es wahrscheinlich, dass ihr Planet bald völlig zerstört sei und die einzige Hoffnung, dass ihre Zivilisation ihren Kurs fortsetzen würde, selbst wenn das Millionen von Jahren dauern könnte, diese fünf Kapseln wären, die bereits auf dem Weg an ihren Bestimmungsort gegangen waren.
* * *
Das Schiff Alegria war weiterhin unterwegs. Nichts schien darauf hinzudeuten, was auf ihrem Planeten geschah. Völlig ahnungslos, erledigten sie ihre gemeinsamen Aufgaben und alles funktionierte großartig. Sie waren nur noch drei Monate von ihrem Ziel entfernt und die letzte Kontrolle des Schiffs und eine Untersuchung des Weltraums vor der Ankunft würden in vier Tagen erfolgen.
Das Schiff hielt an, um die Kontrolle zu beginnen und nur zwei Minuten später begannen alle Alarme des Schiffes zu läuten. Lori, die in ihrem Zimmer war, raste in den zentralen Operationssaal.
»Maslok, Bericht, bitte«, befahl sie.
»Direktorin, wir verstehen nicht, was passiert ist. Der Planet, auf den wir zusteuern, ist tot, regungslos.« Eine Mischung aus Angst und Verwirrung spiegelte sich in Masloks Gesicht wider.
»Wie kann das sein?«, sagte sie etwas aufgeregt. »Ich selbst habe an der Erforschung dieses Planeten mitgearbeitet und er dürfte nicht vor vier Milliarden Jahren sterben.«
»Ich, ähhh... Di... Di... Direktorin!«, Maslok war alarmiert und außer sich.
»Was ist geschehen? Bitte überprüfe die Situation, in der wir uns befinden!«, befahl Lori. »Vielleicht haben wir uns verirrt und sehen nicht, was wir sehen sollten. Maslok? Maslok?« Der Abgesandte antwortete nicht. »Maslok?«
Also sah Lori ihn einen Moment an und wusste, dass etwas nicht stimmte. Seinem Gesicht nach zu urteilen, musste etwas Schreckliches geschehen sein. Maslok war so blass geworden, dass er beinahe weiß war und das passierte den Ilumni, wenn sie sich erschreckten oder wenn sie von Angst überfallen waren.
»Lo... Lo... Lori«, sagte der Abgesandte, »die Planeten haben ihre Position geändert, andere haben ganz andere Eigenschaften.«
»Was? Das ist unmöglich.« In diesem Moment erblasste auch sie. »Nein. Unmöglich!«
»Lori, wie viele Jahre, sagtest du, fehlten unserem Zielplaneten bis er sterben würde?«, fragte Maslok, während er Bildschirme betrachtete und diese mit Höchstgeschwindigkeit berührte.
»Ungefähr vier Milliarden Jahren«, antwortete Lori und fügte dann verzweifelt hinzu: »Bitte, sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke! Es ist nicht möglich! Nicht wahr?«
»Im Universum ist alles möglich, Direktorin«, sagte Maslok.
»Also, bitte! Hör mit diesen Formalitäten auf, Maslok!« Lori war ziemlich aufgeregt. »Bitte sag alles, was du weißt oder vermutest!«
»Der Planet, den wir erforschen sollten, ist seit mehr als vierhundert Millionen Jahren tot; du weißt, was das bedeutet.« Maslok Emprots Gesicht war gefasst.
»Vierhundert Millionen Jahre tot? Bedeutet das also, dass wir viertausendvierhundert Millionen Jahre in die Zukunft gesprungen sind?« Lori sah aus, als würde sie verrückt werden, sie wurde immer blasser, aber Maslok fing bereits an, zu verstehen.
»Unseren Angaben nach«, verdeutlichte Maslok, »müssten die Anordnung und Merkmale der Sterne und Planeten in der von dir genannten Anzahl von Jahren in die Zukunft gehören. Deshalb sind wir ungefähr viertausendvierhundert Millionen Jahre in die Zukunft gereist.«
»Wieso haben wir das vorher nicht bemerkt?« Loris Haut hatte einen Teil ihrer violetten Farbe wiedererlangt und ihre Wangen fingen an zu leuchten. Jetzt war sie wütend.
»Das Licht!«, sagte Maslok.
»Das Licht?« und dann verstand Lori. »Das Licht... Dieses Licht hat uns in die Zukunft transportiert. Wir hätten den Raum um uns herum überprüfen sollen.«
»Was hätte das gebracht?«, Maslok beruhigte sie. »Wir wären trotzdem in der gleichen Situation. Außerdem hast du dich an das Protokoll gehalten. Jetzt müssen wir nach einer Lösung suchen.«
»Mal sehen, wir haben keine Ahnung von Zeitreisen, obwohl wir jetzt sicher sind, dass es möglich ist.« Loris Gehirn lief auf Hochtouren und sie versuchte den Gedanken daran zu verdrängen, ihren Planeten möglicherweise nicht mehr wiedersehen zu können. »Es hat auch keinen Sinn, zu dem Planeten zu gehen, den wir erforschen sollten, weil er tot ist. Es fällt mir also nur ein, nach einem anderen nicht weit entfernten Planeten zu suchen, auf dem Leben möglich sein könnte, um die Situation überdenken zu können.« Loris Stärke zeigte sich in ihren Worten, Angst in ihren Augen und Wut auf ihren Wangen, die wie Glühwürmchen glühten. »Gibt es einen lebendigen Planeten nicht weit von hier?«
»Den gibt es tatsächlich. Er befindet sich nur zwei Wochen entfernt, laut der beschleunigten Erkundung des nahen gelegenen Raums, die der Zentralcomputer durchgeführt hat«. Maslok war zufrieden eine gute Nachricht übermitteln zu können.
Im selben Moment beobachtete Lori die Daten des Zentralcomputers und tippte auf dem Touchscreen des Kontrollzentrums. Trotz des enormen Problems, in dem sie sich befanden, hatte Lori es geschafft, ihre Nerven zu beruhigen, ihren Kopf zu kühlen und sich an die Arbeit zu machen, um nach einer Lösung zu suchen.
»Eigenschaften des Planeten?«, fragte sie.
»Atmungsaktive Atmosphäre, Wasser, kontinentale Masse, üppige Flora und Fauna«, sagte Maslok. »Wir sind noch zu weit entfernt, um mit beschleunigter Erkundung mehr Daten zu erhalten, aber es gibt keine Anzeichen für eine Zivilisation«.
»Sehr gut, lass uns zu diesem Planeten gehen«, sagte sie, erhob dann ihre Stimme und sprach: »Besatzung: Behaltet einen kühlen Kopf, nehmt eure Plätze ein. Wir stellen die Weichen für unser neues Schicksal. Viel Glück«.
Es war nicht notwendig, die Situation der Besatzung zu erklären, da in Notfällen der Alarm losging und sich alle Kommunikationskanäle öffneten. In Notsituationen gab es in der Alegria keine Geheimnisse, jeder hatte gehört, was geschehen war.
Sie nahmen Kurs auf den neuen Planeten. Die Situation auf dem Schiff war angespannt, aber jeder erfüllte seine Pflicht, sie hatten sich lange vorbereitet und wussten, wie sie sich verhalten mussten. Lori verbrachte beinahe die ganzen zwei Wochen im zentralen Operationssaal, überlegte, analysierte Daten und sprach mit der gesamten Besatzung, um ihren psychologischen Zustand festzustellen. Allen schien es gut oder zumindest so gut zu gehen, wie das in dieser Situation möglich war, wenn man bedachte, dass sie nicht wussten, wie sie in die Vergangenheit zurückkehren sollten, um nach Hause zurückzukehren und dass sie die Mission auch nicht fortsetzen konnten. Aber die Ilumni gaben nie auf, sie mochten keine »Sackgassen«. Sie suchten immer einen Ausweg, einen Weg, eine Lösung. Sie konzentrierten sich auf kleine Aufgaben, um diese so perfekt wie möglich auszuführen und mit der nächsten Mission fortfahren zu können. Die Aufgabe, auf die sie sich jetzt konzentrieren mussten, bestand darin, diesen Planeten zu erreichen und dann einen Plan aufzustellen, um zu ihrem Planeten zurückzukehren oder letztendlich eine Stadt auf diesem Planeten zu gründen und ein neues Leben zu beginnen.
Kiro und Lori saßen auf einer der Bänke in der Mitte des Gartens und blickten auf den Teich. Lori warf ein Stück grünes »Tale«, eine Art Brot mit grünem Blattgemüse, hinein und der nächste »Palsnec« verschlang es. Die Andapflanzen rannten ganz aufgeregt her, um den Palsnec essen zu sehen. Dann, als das ganzem Tale gegessen war, rannten die Andapflanzen wieder los, diesmal aber zu Lori, bewegten sehr schnell ihre Köpfe und schauten abwechselnd zu ihr und zum Palsnec, wieder zu Lori und wieder zum Palsnec. Man vernahm weiter ihr eigentümliches »Gulu, Gulu«, bis Lori das nächstem grünem Tale warf. Es schien als würden sie eine schlecht koordinierte Choreografie tanzen. Als Lori das grünem Tale erneut dem Palsnec zuwarf, rannten sie an den Rand des Teiches, um ihm beim Essen zuzusehen.
Der Palsnec hatte eine sehr merkwürdige Art zu essen und deshalb war es ganz normal, dass die Ilumni ihnen Essen zuwarfen. Alle Tiere und Anipflanzen schauten den Palsnec beim Essen zu, insbesondere die Andapflanzen, die von den Vögeln fasziniert waren. Wenn ein Palsnec aß, führte er bei jedem Biss eine Art Ritual mit Kopf und Nacken durch. Er hob den Kopf bis der Hals gerade und gestreckt war, dann begann er seinen Kopf mit langsamen und vollkommen symmetrischen Bewegungen hin und her zu wiegen. Gleichzeitig änderte sein Schnabel langsam die Farben in sanften Grüntönen, Rosatönen, Gelbtönen, Blautönen und Lilatönen. Plötzlich, wenn keiner es erwartete, warf der Palsnec seinen Kopf in einer Zehntelsekunde auf das, was er essen wollte, was es ihm ermöglichte, kleine Fische schnell und effizient zu fangen, da sie mit den Kopfbewegungen und den Farben des Vogelschnabels hypnotisiert waren. Wenn man genau hinsah, konnte man dabei sehr schläfrig werden. Daher wurden sie in Therapien gegen Schlaflosigkeit angewendet und um Eltern dabei zu helfen, ihre Babys zum Schlafen zu bringen. Lori warf das letzte grüne Stück und sah ihren Freund an.
»Ich habe alles ruiniert und wir haben noch nicht einmal den Planeten erreicht«, klagte sie. »Jetzt sitzt meine ganze Besatzung hier fest ohne zu wissen, wann oder wo, und ob sie ihre Familien überhaupt wiedersehen werden«.
»Du hast daran genauso wenig Schuld, wie daran, dass die Sterne leuchten«. Kiro sprach in einem Ton, der irgendwo zwischen beruhigend und wütend lag. »Was hättest du tun können? Das Universum ist schuld, das Universum ist pervers, gefährlich. Ich habe in meinen Arbeiten immer davor gewarnt, aber niemand hat je auf mich gehört. Unsere Sünde war, leichtfertig gehandelt zu haben«.
»Du magst Recht haben, das Universum birgt viel mehr Geheimnisse als wir dachten, aber eine Zeitreise in die Zukunft? Wie lange ist es her, dass wir die Idee verworfen haben Wurmlöcher für Zeitreisen zu benutzen?« Lori sprach ungläubig und resigniert.
»Vielleicht ist niemand auf den Gedanken gekommen, dass das Verwerfen einer Theorie nicht bedeutet, dass alles, was darin erklärt wird, unmöglich ist. Es zeigt nur, dass es nicht so möglich ist, wie wir es geglaubt haben«, sagte er mit einer gewissen Wut in seiner Stimme. »Und schau, ich hatte mehrmals davor gewarnt, Sprünge zu machen, deren zurückgelegte Distanz nicht vorher vom Startpunkt aus analysiert werden kann«.
»Sprünge« wurden die Teile der Strecke genannt, die mit dem Schiff mit Ultra-Lichtgeschwindigkeit zurückgelegt wurden. Während dieser Reise konnten sie weder ihre Umgebung beobachten noch das Schiff kontrollieren. Trotz allem verfügte die Alegria über Abwehrmechanismen, die einen automatischen Geschwindigkeitsstopp ausführten, wenn das Schiff eine schwere Panne erleiden sollte. Das Schiff konnte mit keinem materiellen Gegenstand kollidieren, der seine Struktur beschädigen könnte, aber dieses Licht war keine Bedrohung gewesen.
»Ich denke, du hast Recht, wenn wir die Abstände der Sprünge verringert hätten, hätten wir ein Signal, Schwingungen oder etwas, das darauf hindeutet, dass wir einen Umweg machen sollten, gesehen oder entdeckt«. Jetzt sprach Lori mit noch größerer Schuld. »Wie auch immer«, fuhr sie fort, »wir haben einige Dinge des Protokolls nach einem Teil deiner Arbeit über Unendliche Energie gemacht, bei dem du erklärt hast, dass die Energie trotz der Entdeckung des Neutrinen-Ladegeräts erhalten bleiben muss, da Notfälle entstehen können und wir diese benötigen könnten und das An-und Ausschalten des Ultra-Lichtgeschwindigkeitssystem einen hohe Energieverbrauch hat. Also, soviel zu deiner Arbeit...«
»Moment, Moment«, unterbrach Kiro sie.
»Ich habe in Unendliche Energie kein einziges Mal von Ultra-Lichtgeschwindigkeit gesprochen. Hast du meine Arbeit wirklich gelesen?«
»Nun, ich habe sie nicht vollständig gelesen«, erwiderte Lori etwas verwirrt, »aber wir haben Fragmente deiner Arbeit verwendet, um den Energieplan für die Mission Iluminum zu entwickeln und ich erinnere mich perfekt an dieses Fragment. Darin hast du argumentiert, dass eine übermäßige Anzahl von Stopps und Starts des Ultra-Lichtgeschwindigkeitssystems...«
»Nein, nein, nein...« Ihr Freund unterbrach sie erneut, er wirkte nun ebenso aufgebracht wie wütend und seine Wangen begannen zu leuchten wie eine energiearme Glühbirne, die allmählich ihre Helligkeit steigerte. »Ich habe in dieser Arbeit nicht über dieses Thema gesprochen, glaube mir, ich erinnere mich an alles, was ich schreibe. Wer hat die Fragmente der Arbeiten der Ingenieure geliefert, mit denen du bei der Ausarbeitung des Reiseplans gearbeitet hast?«
»Ähhh... na ja, die Wahrheit ist, dass sie vom KOSR (Komitee für die Organisation superstellarer Reisen) kamen«, erklärte Lori, »niemand Spezifisches. Worauf möchtest du hinaus?«
»Nun, nenn mich misstrauisch.« Jetzt sah Kiro wütend, aber auch geheimnistuerisch aus, »aber glaubst du, dass es Zufall ist, dass dir ein falsches Fragment einer Arbeit gegeben wird, die von einem der Menschen gemacht wurde, denen du am meisten vertraust auf unserem Planeten und dass wir gerade wegen diesem Fragment hier sein könnten?«
»Wie misstrauisch du bist!« Beide brachen in Gelächter aus und die Andapflanzen kamen auf sie zu, um ihnen zuzuhören. »Aber du hast Recht«, fuhr sie fort und konzentrierte sich nun mehr auf das, was wirklich ernst zu sein schien, »hier riecht etwas seltsam. Was ich mir nicht vorstellen kann, ist, dass das KOSR, das seit Jahrhunderten an dieser Mission arbeitet, den Reiseplan boykottieren könnte.«
»Die Wahrheit ist, dass nicht das ganze KOSR involviert sein muss«, sagte Kiro, »dazu braucht es nur eine Person, die das Vertrauen des Komitees hat.«
»Du hast vielleicht Recht«, sagte Lori und führte ihre Hand an ihr Kinn, in einer Geste, als würde sie in ihrem Gehirn nach einer Idee suchen. »Aber ich kann keinen Grund finden. Warum sollte jemand das Wichtigste boykottieren wollen, das wir Ilumni bisher erreicht haben?«, fragte Lori. Dann sah sie ihm direkt in die Augen und sagte: »Und komm mir nicht wieder mit dem Prextel-Thema!«
»Nun, du glaubst es nicht.« Kiro sah mit einer Mischung aus Scham und Angst auf den Boden, »aber die Prextel existieren immer noch und handeln im Untergrund.«
»Wie kannst du das beweisen?« Lori sah ihn etwas beleidigt an, denn ihr Freund glaubte an etwas, was nichts anderes als eine Legende war. Als sie keine Antwort auf diese Frage bekam, sprach sie weiter: »Außerdem, Kiro, wenn es sie gäbe, welche Interessen könnten sie in diesem Teil des Universums und viertausendvierhundert Millionen Jahre später haben? Wie könnten sie so weit entfernt, sowohl zeitlich als auch entfernungstechnisch gesehen, wirken?«
»Lori, religiöse Extremisten sind sehr gefährlich.« Kiro versuchte zu erklären, was er über die Prextel zu wissen glaubte. »Sie denken nicht wie wir, sie sind von einer Idee geblendet und das ist das einzige, was sie bewegt.«
»Okay«, versuchte Lori sich zu beruhigen, aber ihre Wangen verrieten sie. »Lass uns einen Moment annehmen, dass die Legende der Prextel wahr ist, dass sie ihre Religion immer noch weiterführen und sich radikalisieren, bis sie Eurinums Organe infiltriert haben. Was sollte ich tun?«
»Befrage jedes einzelne Besatzungsmitglied«, beschloss Kiro.
»Meinst du im Ernst, ich soll meine Besatzung befragen?« Lori war fast weiß von dem Gedanken daran. »Und was sage ich ihnen? Dass ich sie befragen werde, um herauszufinden, ob sie einer radikalen Gruppe angehören, deren Religion es seit fast zweitausend Jahren nicht mehr gibt?«.
»Nun, es muss kein Verhör sein«, versuchte Kiro seine Freundin zu überzeugen. »Du bist Psychologin und wir befinden uns in einer Notsituation, ich glaube, das ist ein guter Vorwand für eine Befragung.«
»Es tut mir leid, aber ich kann meine Besatzung nicht belügen, nur wegen der Idee, dass jemand einer legendären und super geheimen Organisation angehören könnte«. Lori schaute Kiro fest in die Augen.
»Okay«, Kiro gab nicht so leicht auf, wenn er von etwas überzeugt war, »dann versuche herauszufinden, wie dir ein falscher Teil meiner Arbeit in die Hände kam.«
»Du..., du...« Lori sah ihn resigniert an, »du bist ein unermüdlicher Anführer, du wärst ein guter Prextel.«
»Obwohl ich zugeben muss, dass die Angelegenheit des falschen Fragments gründlich untersucht werden muss.«
»Gut! Das ist doch schon einmal etwas!« Kiro war froh, als seine Freundin ihm die Zunge herausstreckte. »Aber sei diskret und vorsichtig. Ach übrigens! Fast hätte ich es vergessen! Wenn der Planet bewohnbar ist, musst du den Modus »Aktive Stadt« aktivieren. Vielleicht wäre es also gut, das gesamte Protokoll zu überprüfen.«
»Daran hatte ich nicht gedacht!«, sagte Lori erschrocken. »Bitte gib Emprot Bescheid, wenn du in den Kontrollraum gehst.«
»Schon erledigt!« Kiro rannte beinahe aus dem Garten. Sie waren nun schon dreizehn Tage mit Ultra-Lichtgeschwindigkeit zu ihrem neuen Ziel unterwegs und in wenigen Stunden würde das Schiff anhalten. Dann würden sie alle Systeme der Alegria überprüfen und dann ihren Weg zum Planeten fortsetzen, dessen Merkmale ihnen versicherten, dass es möglich sei, auf ihm leben zu können. Einmal angekommen, würden sie eine Stadt bauen und versuchen, eine Lösung für ihre Situation zu finden.
Das Schiff hielt an und die Kontrolle begann. Alles schien in Ordnung zu sein, also machten sie sich wieder auf den restlichen Weg zu diesem Planeten.
»Guten Morgen, Direktorin Ulkrac.« Maslok betrat den Kontrollraum und schien gut gelaunt zu sein. »Das Schiff scheint in perfektem Zustand zu sein und das, was vor uns liegt ist ein Satellit, der den Planeten umkreist, auf den wir zusteuern.«
»Guten Morgen, Maslok.« Lori war trotz allem auch gut gelaunt; sie würden einen Planeten, auf dem Leben möglich war erreichen und würden die ersten aus Eurinum sein, die das geschafft hatten.
»Ich freue mich darauf, diesen Planeten zu sehen.«
»Mach dir keine Sorgen, Lori, alles wird gut.« Masloks Ton war sehr freundlich, fast brüderlich.
»Nun, das hoffe ich, denn es wäre das erste, was bisher funktioniert hätte«, sagte Lori mit einer gewissen Ironie in ihrem Tonfall und dachte, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte.
»Jetzt müssen wir uns auf die Landung konzentrieren und dann werden wir Zeit haben zu klagen.« Maslok tippte in die Luft und richtete seine Finger auf die Bildschirme; es schien, als würde er einige Daten überprüfen. »Das Raumschiff wird den Satelliten umfliegen und wir werden die Rotationskraft nutzen, um den Planeten mit mehr Antrieb zu erreichen.«
Lori sah ihn etwas überrascht an, schien nicht viel Sinn darin zu sehen, den Satelliten zu nutzen, um an Geschwindigkeit zu gewinnen. Dieses System war gewöhnlich verwendet worden, da die Raumschiffe durch die Rotationsbewegung mit größerer Kraft in Richtung der Seite, auf die sie abbogen, beschleunigten und so viel Energie einsparen konnten. Mit dem Neutrinen-Ladegerät schien dies jedoch nicht erforderlich zu sein, da sie mit der von diesem Ladegerät erzeugten Energie beschleunigen konnten und dessen einzige Grenze vom Zustand des Ladegeräts und der Batterien abhing. Auf jeden Fall schenkte sie all dem keine große Bedeutung, weil sie glaubte, Emprot habe automatisch gehandelt, da dieses Protokoll das Übliche gewesen war, seit sie herausgefunden hatten, wie man die Bewegungen der Himmelskörper nutzte, um Energie auf den Schiffen zu sparen.
Die Alegria hatte noch zwei Stunden Zeit, bis sie um den Satelliten fliegen würde und so beschloss Lori, sich zu entspannen und im Garten nachzudenken. Dort traf sie Kiro, der von den Andapflanzen gejagt durch den ganzen Garten lief. Es war ein ziemlich lustiges Bild. Kiro lief erschrocken davon, als die Andapflanzen auf ihn zukamen, ihn verfolgten und sich immer mehr anschlossen, während Kiro weiter davonlief. Als er bereits von einer großen Menge Andapflanzen verfolgt wurde, drehte er sich plötzlich mit erhobenen Händen zu ihnen um und schrie wie ein wütender Löwe. Die Andapflanzen flohen und versteckten sich hinter Bäumen und anderen Pflanzen, vergruben ihre Wurzeln im Boden und steckten ihre Köpfe aus, um zu sehen, ob sich der »Löwe« schon beruhigt hatte. Dieses ganze Spiel wurde begleitet von dem »Gulu, Gulu« der Andapflanzen, dem Brüllen von Kiro jedes Mal, wenn er sie wieder erschrecken wollte und seinem Lachen, wenn die Andapflanzen zwischen ängstlich und amüsiert davonliefen. Lori schenkte ihnen einen gewaltigen Applaus, sie hatte auch Spaß damit. Kiro näherte sich und wurde von allen Andapflanzen verfolgt. Als Kiro bereits neben seiner Freundin war, waren sie vollständig von diesen eigenartigen Anipflanzen umgeben.
»Wie geht es dir?« Kiro kannte schon die Antwort auf seine Frage. »Nun... äh... ich meine... nun, du verstehst mich.«
»Nun, ich fühle eine Menge Dinge, die schwer zu erklären sind.« Lori schaute nach unten und dachte über all ihre Gefühle nach. »Ich bin traurig, weil die Mission fehlgeschlagen ist. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht bemerkt habe, dass wir in der Zeit gereist sind. Ich bin besorgt, dass ich eine Gruppe von Menschen anführen muss, ohne zu wissen, wie unsere unmittelbare Zukunft auf einem Planeten sein wird, den wir noch nicht kennen und zusätzlich noch die Angelegenheit mit dem falschen Fragment einer deiner Arbeiten... soll ich fortfahren?«
»Nein, nein, ich kann es mir schon vorstellen.« Kiro war rot geworden und leuchtete nun wie eine Glühbirne. »Nun, warum bist du nicht im Basiszentrum, um die letzten Details der Ankunft auf diesem Planeten abzuklären? Ich kann dir helfen, wir könnten etwas vorarbeiten«, schlug er vor.
»Maslok hat die Verantwortung, ich habe ihm gesagt, dass ich mich für eine Weile entspannen würde, ich muss kurz abschalten, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist«, antwortete Lori. »Sobald das Raumschiff durch die Kraft des Satelliten beschleunigt wird, wird eine Warnung ausgegeben. Darüber hinaus können wir...«
»Wie? Wenn das Schiff durch die Kraft des Satelliten beschleunigt wird?« Er war überrascht und schaute sie an, als hätte er einen Geist gesehen »Wie antik du bist! Hast du vergessen, dass wir keine Energie mehr sparen müssen?«
»Du hast Recht, mir schien es auch unnötig zu sein, aber Emprot hat es so festgelegt und ich wollte nichts sagen«, antwortete Lori. »Wir haben schon genug Probleme, um uns wegen kleinen Fehlern schlecht zu fühlen, die keine neuen verursachen.«
»Ich verstehe...«, sagte er und sah Lori kopfschüttelnd an.
»Was? Sag was du zu sagen hast!« Lori war jetzt wütend, was man nicht nur an ihrem Tonfall, sondern auch daran, wie ihre Wangen leuchteten, erkennen konnte.
»Lori, bitte.« Er sprach vorsichtig, er wusste, dass ihr überhaupt nicht gefallen würde, was er zu sagen hatte. »Ich möchte nicht, dass du dich schlecht fühlst, aber glaubst du wirklich, dass Emprot, der einer der erfahrensten Ingenieure der Raumfahrt von Eurinum ist, solch einen absurden Fehler machen würde?«
»Nun, das ist einfach absurd, ich weiß nicht, woher so viel Misstrauen!« Lori war jetzt aufgebracht, sie wollte nichts mehr von Verrat, Prextel oder anderem Mist hören.
»Sei mir bitte nicht böse, schau dir nur mal die seltsame Situation an.« Ihr Freund sprach zärtlich und flüsternd mit ihr. »Wir sind in einer sehr komplizierten Situation. KOSR schickt dir ein Dokument, das ich angeblich geschrieben habe, was nicht stimmt und jetzt vergisst Emprot, dass es nicht länger notwendig ist, die Rotationskraft auszunutzen, um Energie zu sparen...« Kiro sah Lori zweifeln an. »Siehst du wirklich nicht, dass etwas Merkwürdiges passiert?«
»Du und dein Prextel schon wieder!« Lori sagte das, während sie die Augen verdrehte. »Bitte, Kiro, lass uns eine Weile entspannen, mit den Andapflanzen spielen oder unter einem Baum liegen.«
»Also gut«, sagte er resigniert, es war klar, dass seine Freundin zu diesem Zeitpunkt ihren Kopf freihalten wollte. »Ich wähle den Kili Baum!« Also legten sich beide unter den Baum, der sich direkt neben dem Teich befand.
Sie hatte noch etwas mehr als eine Stunde, bis das Raumschiff beschleunigt werden sollte und so beschlossen sie, sich unter den Kili zu legen, dessen Blätter einen Tanz aufführten, der eine fast therapeutische Entspannung bewirkte. Tatsächlich bestand eine der Methoden, wenn ein Ilumno unter Stress litt, darin, sich unter einen Kili zu legen und den Blättern beim Tanzen zuzusehen. Die grünen und weißen Blätter waren relativ groß, wenn auch ziemlich fein und leicht. Diese Blätter waren nicht immer fest an den Zweigen, sondern lösten sich ein paar Zentimeter ab und kamen dann wieder an ihre ursprüngliche Position zurück, um sich wieder zu befestigen. Beim Springen drehten sie sich so lange, bis sie wieder ihre Ausgangsposition erreichten. Das Schönste von alldem war, dass alle Blätter des Baumes diese Bewegung gleichzeitig ausführten. Bei Wind sprangen die Blätter mehrere Meter weit und lösten sich ganz von ihrem Baum, da sie fliegen mussten, bis sie einen anderen Kili fanden, um diesen zu bestäuben.
Bei diesem entspannenden Tänzchen der Kili-Blätter waren ihnen beinahe ihre Augen zugefallen, als das Signal ertönte, das darauf hinwies, dass das Schiff bereits vom Satelliten zum Planeten beschleunigt wurde. Kiro und Lori standen schnell auf, um den neuen Planeten durch das transparente Dach des Gartens zu beobachten. Es war ein blauer und grüner Planet wie ihrer. Dann wurde der Alarm ausgelöst und die beiden Freunde sahen sich gleichzeitig an, aber gerade als sie etwas sagten wollten, war das automatische Kommunikationssystem des Schiffes zu hören:
»Mitteilung an die Besatzung, ich wiederhole, Mitteilung an die Besatzung, das Schiff hat eine Nachricht mit einem unbekannten Verschlüsselungscode erhalten, daher hat unser System festgestellt, dass es sich um eine andere intelligente Rasse als die Ilumni handelt. Ich suche nach einer Möglichkeit, die Nachricht zu entschlüsseln. In wenigen Sekunden werdet ihr diese hören können. Drei, zwei, eins... Achtung, Achtung! Ich wiederhole! Achtung, Achtung!« Lori und Kiro sahen sich erstaunt an, ihre Wangen leuchteten abwechselnd auf. »Unsere Geräte haben ein außerirdisches Raumschiff entdeckt, das sich mit hoher Geschwindigkeit unserem Planeten nähert. Wir haben bereits mehrere Verteidigungssysteme eingerichtet, die auf Sie gerichtet sind. Wenn Sie nicht sofort anhalten, werden wir gezwungen sein, zu schießen. Stoppen Sie das Schiff sofort!«
Also stand Lori auf und blickte nach oben. Alle Kommunikatoren waren offen, so dass die gesamte Besatzung von ganzem Schiff aus hören konnte, was gesagt wurde.
»Besatzung, sofort mit dem Rücken auf den Boden!« Lori gab Befehle, ohne zu zögern, auch sie legte sich hin. »Automatisches System: Die Magnetgravitationsfunktion am Boden aktivieren in drei, zwei, eins, jetzt!« Die Funktion, deren Aktivierung Lori befohlen hatte, hatte zur Folge, dass die Besatzung, die einige Geräte in Armen und Beinen hatte, völlig am Boden fixiert blieb. Dieses System war für eine Notbremsung konzipiert. Wenn das Schiff nicht alle Geräte der Besatzung erkennen würde, gäbe es eine Warnung mit dem Namen des Besatzungsmitglieds, das noch nicht lag. Da es keine Warnung gab, fuhr Lori fort: »Automatisches System: Bremsen und Anhalten des Schiffes in drei, zwei, eins, jetzt!« Und das Schiff hielt an. Dann wurde die Magnetgravitationsfunktion deaktiviert. Lori stand wieder auf und sah zur Decke. »Besatzung: Bleibt still!« Die ganze Besatzung hatte begonnen zu reden und es gab ein ohrenbetäubendes Murmeln. »Absolute Stille! Automatisches System: Folgende Nachricht an den Planeten senden: Bitte nicht schießen! Wir haben das Schiff gestoppt! Wir wussten nicht, dass der Planet bewohnt ist, wir haben keine feindliche Absicht! Ich wiederhole: Wir haben keine feindliche Absicht! Sie sind die erste intelligente Rasse, die wir gefunden haben! Wir würden uns freuen, Beziehungen aufbauen zu können!« Als Lori befahl, die Nachricht zu senden, ließ die Antwort nicht lange auf sich warten und da das Schiff die Verschlüsselung bereits kannte, dauerte es diesmal nicht so lange.
»Folgend«, teilte das automatische System des Schiffes mit, »ist die vom Planeten eingegangene Antwort zu hören in drei, zwei, eins«:
»Wir haben beobachtet, dass Sie das Schiff gestoppt haben. Im Moment werden wir nicht schießen, halten Sie jedoch Ihre Position bei. Aus Sicherheitsgründen werden wir weiterhin auf Sie zielen. Es ist nicht meine Entscheidung, ob wir eine Beziehung zu Ihnen aufbauen oder nicht und im Moment kann ich Ihnen auch keine weiteren Informationen anbieten. Ich darf nur folgende Botschaft übermitteln: Ich informiere Sie als Präsident der Generalversammlung, dass wir an der Möglichkeit arbeiten, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Wir berücksichtigen, wie schnell Sie auf unseren Befehl, das Schiff anzuhalten, reagiert haben. Aufgrund der Art und Weise, wie wir uns organisieren, müssen wir Sie um Geduld bitten, da die Entscheidung, Beziehungen aufzubauen, nicht leichtfertig getroffen werden kann. Ein Team von Fernkommunikationstechnikern baut einen Kanal auf, über den wir schnell und unmittelbar kommunizieren können. Wenn Sie wirklich nicht feindlich sind, können wir möglicherweise Informationen und Wissen austauschen. Vom Hauptsitz der Organisation der Vereinten Nationen aus sendet Ihnen der Planet Erde einen herzlichen Gruß.«