Читать книгу Worlds. Kapseln der Wiedergeburt I - B. L. Rámiz - Страница 5
ОглавлениеKapitel 3
DEILANI
Der »Generalkreis« des Planeten Deilani war stundenlang versammelt gewesen. In diesem Moment hatten sie eine Pause eingelegt, um sich auszuruhen. Eilon war als einer der Ersten hinausgegangen, er war nicht sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie diese Angelegenheit behandelt wurde. Sie hatten endlich Anzeichen für Leben auf einem Planeten entdeckt, aber die Angst vor dem Unbekannten hielt sie davon ab, den Schritt zu gehen und Erkundungen und Kontakte zuzulassen.
»Hast du dich beruhigt?« Mairlon war gerade in den Haupt-Ruheraum gekommen. Als er ihn ansah, konnte man seine riesigen grauen Augen sehen. »Ich sehe dich nicht gerne so, ich mag dich mehr, wenn du lächelst.«
»Umarme mich, Dummkopf!«, antwortete Eilon mit einem breiten Lächeln.
Die Deilanen waren Wesen von großer natürlicher Schönheit. Unvollkommenheiten der Haut gehörten der Vergangenheit an, ihre Medizin war so weit fortgeschritten, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bereits zweihundertfünfzig Jahre betrug. Sie waren groß, sportlich und intelligent... Kurz gesagt, sie waren beinahe perfekt.
Dank einer sehr vereinten Gesellschaft gab es kaum Vorurteile in ihrer Mentalität. Sie hatten eine Armee, die dazu diente, sie vor Angriffen von außen zu schützen, aber sich niemals gegenseitig anzugreifen. Vor Jahrhunderten hatten die Deilanen die Welt zu einer einzigen Nation vereinigt.
Der Generalkreis war die höchste Autorität auf dem gesamten Planeten und vertrat die Deilanen, die ihn nach allgemeinem Wahlrecht gewählt hatten, um jeden Bereich des Planeten zu repräsentieren. Es gab keine Geheimnisse, in Deilani war alles öffentlich und klar.
Sie hatten damit begonnen, sich technologisch zu entwickeln, als sie ein seltsames Signal empfingen, das sie vom Südpol ihres Planeten aus erreichte. Natürlich gab es zu dieser Zeit noch verschiedene Länder, Kriege, internationale Probleme usw., aber dieses Signal würde bald die Geschichte dieses riesigen Planeten verändern.
Nach mehr als zwei Jahren Expedition fanden die Deilanen genau den Ort, von dem das seltsame Signal kam und damit änderte sich alles in Deilani. Es war eine Art Doppelkapsel: Eine Hälfte war zerbrochen, die andere Hälfte schien intakt zu sein. Nachdem sie in ein Forschungszentrum in dem Land gebracht worden war, dass die Entdeckung gemacht hatte, blieb ihnen keine andere Wahl, als das Geheimnis mit dem gesamten Planeten zu teilen. Es war eine der Kapseln von Eurinum mit all seinen technologischen und kulturellen Geheimnissen. Und das Wichtigste: Mit der Realität ihrer Herkunft.
In diesem Moment endeten viele Kriege mit religiösem Hintergrund fast augenblicklich. Viele glaubten nicht, was die Kapsel ihnen sagte, viele konnten nicht akzeptieren, dass sie eine Schöpfung einer anderen Spezies waren und dass diese Schöpfung das Ergebnis von Verzweiflung war. Aber die Zeit verging, alle technologischen Informationen waren real, sie konnten sie ausführen, es funktionierte und sie konnten sich schneller weiterentwickeln. Nach einigen Jahrzehnten misstrauten nur noch wenige Deilanen Eurinum und seiner Kapsel. Und dann begann eine Angst aufzukommen: Wenn sie nun den Ilumni so ähnlich waren, könnten sie dann von demselben Feind angegriffen werden? Aber natürlich waren einige Milliarden Jahre vergangen und das war nun wieder zu viel. Es war nicht klar, ob eine Spezies überhaupt so weit gelangen könnte. Aber trotzdem gab es sie, die irgendwie die Fortsetzung der Ilumni und ihres Erbes waren.
Seitdem wurde diese Angelegenheit diskutiert. Sie hatten eine Armee geschaffen, um sich bei Bedarf zu schützen und untersuchten weiterhin andere Möglichkeiten, das Risiko zu minimieren. Aber wie bei allem tauchten auch hier neue Ideen unter Verteidigern und Kritikern auf und es stellte sich die Frage: »Was ist, wenn wir zuerst angreifen?«
Das klang zunächst nicht allzu gut und sie befürchteten, dass sie durch die Suche nach dem, was Eurinum zerstört hatte, sich offenbaren würden, ihre Position preisgeben würden und angegriffen werden könnten. Andere waren der Meinung, dass dort zu bleiben und nichts zu tun, sie nur noch schwächer machen könnte, da sie für diesen Fall weder Verbündete noch Strategien hatten. Also wurde nun im Generalkreis von Deilani darüber diskutiert, ob sie Verbündete suchen sollten.
Sie hatten längst Hinweise auf intelligentes Leben auf einem Planeten in einer nahen gelegenen Galaxie gefunden, aber die Zivilisation schien sie nicht entdeckt zu haben, oder zumindest taten sie so als ob. Eilon Murtin war einer der Hauptverteidiger davon, mit diesem Planeten Kontakt aufzunehmen, aber es war nicht einfach für ihn. Ein Großteil des Generalkreises war dagegen und diejenigen, die es nicht waren, wollten sich nicht festlegen. Alles schien darauf hinzudeuten, dass es vorerst keine Expedition geben würde. Seine Schwester Miti Murtin war für die Werbekampagne verantwortlich, die durchgeführt wurde, um die Bevölkerung zu überzeugen, da der Einfluss der öffentlichen Meinung für die Entscheidungen des Generalkreises ausschlaggebend war. In diesem Moment betrat Miti den Hauptruheraum.
»Wie geht es euch?« Miti lächelte immer und zeigte ihre perfekten Zähne. Sie war groß und schlank, hatte gewelltes rosa Haar, das ihr bis zur Mitte des Rückens reichte, riesige blaue Augen und lockige Wimpern. »Wie läuft die Debatte mit diesen Tattergreisen?«
»Miti, bitte! Rede nicht so!« Ihr Bruder schaute hin und her, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte. Miti war manchmal ein bisschen respektlos, aber sie spaßte immer.
»Ach komm schon! Niemand hört uns, kleiner Bruder!«, sagte sie spöttisch. »Außerdem sage ich nur die Wahrheit, es sind doch nur ein paar altmodische und konservative Scheinheilige.«
»Okay! Wir haben verstanden, was du davon hältst!« Eilon war am Ende seiner Geduld angelangt. Tatsächlich hatte er nicht viel davon, er war ein ziemlicher Perfektionist und wartete nicht gern. »Bitte nimm das nur eine Sekunde lang ernst, damit wir diese Pause ausnutzen können.«
»Mensch!«, sagte Mairlon und sah seinen Freund an, »wirst du nicht einmal aufhören, um in Ruhe eine ›Janene‹ zu trinken!«
»Ich weiß, dass ich ein bisschen übertreibe, aber ich sehe nicht, dass meine Schwester die Werbekampagne für ein ›JA‹ zur Expedition sehr ernst nimmt«, sagte Eilon etwas traurig.
»Für nichts und wieder nichts, so dumm!« Miti lächelte ihren Bruder an, während sie über seine Wange strich. »Du musst auch bedenken, dass wir in Ruhe keine Janene trinken seit.... Tausend Jahren?«
»Ach du meine Güte!«, sagte Mairlon amüsiert, »ich wusste ja, dass du mich mit dem Alter belogen hattest, Eilon, aber doch nicht so sehr!« Die drei brachen in Lachen aus.
Sie setzten sich, um ihre Janene zu trinken und sprachen über das wichtigste Thema, das sie zu dieser Zeit beschäftigte. Die Expedition zu diesem Planeten stellte für sie einen Fortschritt für ihre Entwicklung dar. Außerdem könnten sie Verbündete haben, falls sie jemals in wirklicher Gefahr sein sollten. Aber der konservativste Sektor des Generalkreises sah dies als Bedrohung an und sicherlich war es mit einem gewissen Risiko verbunden, denn wenn sie feindselig wären, könnten sie versuchen, anzugreifen. Wenn sie jedoch feindlich gesinnt wären, hätten die Angriffe bereits stattgefunden. Kurz gesagt, das Problem bestand darin, dass es keinen ausschlaggebenden Grund gab, der die Mehrheit des Generalkreises überzeugen konnte, so dass sie dort weiter debattierten und diskutierten.
Die Janene in den Gläsern war beinahe leer und sie beschlossen, sich zu beeilen, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben widmen müssten. Die Janene war ein sehr beliebtes Getränk in Deilani, mit einer fluoreszierenden grünen Farbe und einem fruchtigen und süßen Geschmack. Sie wurde hergestellt, indem verschiedene Blumen ausgepresst und Rinden verschiedener Bäume in der aus den Blumen extrahierten Flüssigkeit eingelegt wurden.
Sie verließen den Hauptruheraum und die Generalkreis-Sitzung wurde fortgesetzt. Der Raum war rund mit einem Stuhl in der Mitte, ohne Rednerpult. Die Zuhörer saßen im gesamten Umkreis, während der Sprecher sich in der Mitte befand und auf einem Stuhl saß, der sich langsam drehte. An der Decke des Raumes befand sich ein Hologramm des Sprechers und alle hörten aufmerksam zu. Wer reden wollte, musste nur einen Knopf drücken und der Mediator des Generalkreises vergab in der richtigen Reihenfolge das Wort.
»Sehr geehrte Damen und Herren des Kreises«, Eilon war nicht mehr nervös; sie hatten jetzt schon zwei Tage über dieses Thema gesprochen und es schien nicht so, als würde er sie jetzt überzeugen: »Die Wahrheit ist, dass ich aufgebe.« Der ganze Raum begann zu murmeln, aber der Mediator rief sofort zur Ordnung auf und es wurde wieder still im Raum. »Ja, wundern Sie sich nicht, Sie sollten froh sein, dass ich mich auf Ihre Seite begebe, auf die Seite derer, die aufgeben.« In diesem Moment ging eine Vielzahl von Lichtern an und das Gemurmel wurde etwas lauter.
»Ruhe im Saal!« Der Mediator sagte diese Worte und wartete einige Sekunden, bis das laute Murmeln verstummte. Je stiller es wurde, desto mehr Lichter gingen an. »Ich verstehe, dass alle Eilon antworten möchte, aber da er nichts Wichtiges gesagt hat, verstehe ich, dass die mehr als fünfzig kleinen roten Lichter, die reden möchten, nur seinen Kommentar kritisieren möchten. Ich werde alle Lichter ausschalten und für alle gemeinsam reden.« Dann sah er den Redner an. »Eilon, wären Sie so freundlich und könnten Sie bitte nicht zu sehr ironisch sein und klare und nützliche Argumente verwenden? Bitte, fahren Sie fort.«
»Okay, okay, tut mir leid«, sagte Eilon resigniert, aber nachdenklich. »Ich werde die Strategie ändern.«
Dann wandte er sich an den Mediator, was für solch eine Sitzung nicht als angemessen betrachtet wurde.
»Herr Mediator...« Das Murmeln wurde wieder lauter. »Um Himmels willen! Könnten Sie aufhören zu murmeln und hören, was ich zu sagen habe? So kann man ja nicht arbeiten!«
Der Raum versank in Stille. Dieses Verhalten überschritt die Grenzen alles Unangemessenen. Es war nicht erlaubt dem gesamten Generalkreis einen Befehl zu erteilen, es sei denn, der Mediator befahl Ruhe im Saal und um das Gespräch zu leiten. Das könnte ihn den Ausschluss aus der Sitzung für den ganzen Tag kosten.
»Ähm... ähm!« Nun sprach der Mediator, der Eilon sehr ähnlich sah. »Sie werden verstehen, wie widersprüchlich es ist, zu hören, dass Sie nicht mit dem extrem nervigen Geflüster« und damit wandte er sich an den ganzen Saal »arbeiten können, während Sie sich gleichzeitig in meine eigene Arbeit einmischen«, sagte er. »Ich bitte Sie, mir sehr genau zuzuhören.« In seinem Gesicht war Wut zu erkennen. »Wenn Sie noch einmal respektlos gegenüber dieser Versammlung, ironisch oder dreist sprechen, werde ich gezwungen sein, Sie für den Rest dieser Sitzung aus dem Saal zu verweisen. Und jetzt erzählen Sie uns von Ihrer Strategie.«
Der Saal war in absoluter Stille versunken, die Teilnehmer sahen den Redner und den Mediator abwechselnd an. Dann begann Eilon zu reden.
»Ich werde etwas beantragen, was hier noch nie gemacht wurde«, sagte er vorsichtig. »Bitte, fühlen Sie sich nicht angegriffen.«
»Seien Sie vorsichtig, Eilon«, warnte der Mediator. »Keine Sorge«, antwortete er. Dann wandte er sich wieder an das Publikum: »Ich möchte das System zur Wortmeldung statistisch nutzen.« Dann sah er den Mediator an.
»Nun«, sagte dieser etwas überrascht, »ich weiß nicht genau, was Sie meinen, aber ich wiederhole: Seien Sie vorsichtig.«
»Eigentlich ist es sehr einfach.« Eilon richtete seinen Blick auf alle Zuhörer. »Ich werde einige Fragen stellen und Sie werden nur durch Drücken des Knopfes, der normalerweise zur Wortmeldung genutzt wird, antworten.« Dann sah er den Mediator an.
»Ich wüsste nicht, was daran falsch sein könnte.« Der Mediator war von der Bitte etwas perplex, fand daran aber nichts Negatives. »Es ist nicht, als ob das sehr geläufig wäre, aber es gibt diesbezüglich kein Verbot.«
»Wie viele von Ihnen sind gegen eine Expedition, um zu sehen, wer und wie diese intelligenten Wesen auf diesem Planeten sind?« Es gingen nur sehr wenige Lichter an, was offensichtlich darauf zurückzuführen war, dass sie nicht sicher waren, ob sie das Meldesystem dafür verwenden durften.
»Sie können jetzt antworten«, sagte der Mediator und sofort leuchteten eine große Menge roter Lichter auf. Dann verkündete der Mediator den Prozentsatz: »Siebenundsiebzig Prozent. Das ist zu viel, Eilon.«
»Ja, das ist zu viel«, bestätigte Eilon, »aber lassen Sie die Lichter an.« Die Teilnehmer konnten das Licht ausschalten, wann immer sie wollten, was dazu führte, dass keine Zeit verschwendet wurde, wenn ihre Frage bereits beantwortet worden war. »Schalten Sie jetzt Ihr Licht aus, wenn Sie glauben, dass es positive Aspekte hat, wenn wir die Expedition durchführen.«
»Nun denn!«, sagte der Mediator. »Nur noch zweiundvierzig Prozent! Wirklich, jetzt haben Sie etwas.«
»Ja, ja, sehr gut, Mediator, danke«, erwiderte Eilon mit interessierter Miene. »Es ist jedoch immer noch mehr als ein Drittel. Ich weiß nicht, ob es noch etwas zu fragen gibt, aber lassen Sie die Lichter an.«
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Eilon.« Der Mediator war ebenso fasziniert wie alle Zuhörer. »Aber es ist offensichtlich, dass alle es wissen möchten. Ich kann nicht mehr tun, als darauf zu bestehen, dass Sie vorsichtig sein sollten. Das hier ist kein Tischspiel, wo Sie mit Würfeln spielen können.«
»Sie haben Recht, ich hatte nie vor zu spielen«, erwiderte Eilon. »Aber bitte lassen Sie mich das Protokoll noch einmal durchgehen«. Und dann stellte er dem Mediator eine Frage: »Darf ich die Teilnehmer direkt ansprechen und einige Fragen stellen?«
»Ähm... Na ja, ...« Der Mediator zögerte. »Die Wahrheit ist, dass mich noch nie jemand so etwas gefragt hat.« Der ganze Raum war fassungslos. Bei den Generalkreis-Treffen fragten die Zuhörer und die Redner antworteten, aber niemals umgekehrt. »Jedoch, um auf die Vorschriften zurückzukommen, finde ich darin nichts, was das verbietet, um das Sie gerade gebeten haben.«
»Gut«, sagte Eilon zufrieden, »dann hätte ich gerne, dass nun einige der Leute aufstehen, die den Knopf gedrückt haben, als ich die erste Frage gestellt habe und die ihn nach meiner zweiten Frage deaktiviert haben.«
Es wurde wieder gemurmelt, der Mediator beruhigte den Raum wieder, aber diesmal wurde Eilon nicht zurechtgewiesen. Zweifellos hatte er es geschafft, das Interesse des Mediators zu wecken. Einige Leute standen auf, so tat das auch Eilon und ging auf einen von ihnen zu.
»Wie heißen Sie?«, fragte er.
»Hiflint Hane, erster Vertreter des Nordostbezirks sieben seit zwei Legislaturperioden«, antwortete er überzeugt.
»Warum haben Sie das Licht ausgeschaltet?«, fragte Eilon. »Nun, weil ich erkenne, dass es auch positive Aspekte geben kann, wenn die Expedition ausgesandt wird«, sagte Hiflint. »Können Sie uns einen von diesen erläutern?« Eilon hatte bemerkt, dass die Teilnehmer ihn nach seiner Frage mit noch größerem Interesse ansahen.
»Äh...« Hiflint war ein wenig nervös, er sah den Mediator an und nickte, als Zeichen, dass er antworten konnte. Zweiundvierzig Prozent der Lichter waren noch an. »Ähm... nun, ich denke, dieser bestimmte Planet hat eine strategische Lage, von der wir profitieren könnten, wenn wir sie zu unseren Verbündeten machen können«, Eilon konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, » weil, wie Sie wissen, dieser Planet größtenteils von einem Asteroidengürtel und drei weiteren Planeten verborgen ist. Ein Asteroidengürtel, der einen Planeten mit Leben umgibt, würde uns aufgrund unseres Tarnsystems zwischen Weltraummüll einen taktischen Vorteil verschaffen.«
Dieses Tarnsystem war sehr einfach und gleichzeitig kompliziert. Im Wesentlichen wurde ein Schiff bei Aktivierung des Systems für Radarsysteme praktisch unsichtbar, wenn es in eine Ansammlung von Weltraummüll eindrang. Der Planet bot also ein sehr sicheres Versteck und befand sich ganz in der Nähe der Heimat.
»Perfekt, danke für Ihre Antwort«, sagte Eilon sehr zufrieden. »Nun, die, die stehen geblieben sind, bitte ich sich zu setzen, wenn der positive Aspekt der Expedition, an den Sie gedacht hatten, derselbe ist, wie der von Hiflint.« Niemand setzte sich und niemand verstand.
»Eilon«, sagte der Mediator, »entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber was zum Teufel suchen Sie?«
»Nun«, fuhr Eilon fort, »es ist klar, dass jede der übriggebliebenen Personen zumindest einen anderen Grund hat als der von Hiflint. Wahrscheinlich sogar alle einen unterschiedlichen.«
»Oder vielleicht auch nicht«, sagte der Mediator. »Was uns wohin bringt...?«
»Was uns dazu bringt, die dritte Frage denjenigen zu stellen, die immer noch das Licht an haben«, antwortete Eilon. »Wie viele von Ihnen glauben, dass es völlig unmöglich sein wird, Sie zu überzeugen?«
In diesem Moment gingen mehrere Lichter aus und das Gemurmel begann von neuem. Es war offensichtlich, dass nur noch weniger als ein Drittel der Lichter an waren.
»Vierundzwanzig Prozent«, sagte der Mediator erneut. »Das ist in Ordnung, Eilon, aber das bedeutet nicht, dass die Expedition genehmigt wird.«
»Erlauben Sie mir eine kleine Verbesserung, Herr Mediator«, wagte Eilon zu antworten. »Dies bedeutet nur, dass die Expedition im Moment nicht genehmigt wird. Wie wir jedoch nun gesehen haben, würde der Prozentsatz der Gegenstimmen allmählich sinken, bis diese vierundzwanzig Prozent erreicht sind.«
»Aber im Moment nicht und ich verstehe nicht, was uns das bringen könnte, Eilon.« Der Mediator schien nun wirklich wütend zu sein.
»Bei allem Respekt, meine Damen und Herren«, hob Eilon seine Stimme und wurde jetzt ironisch, »es bedeutet, dass wir Zeit verschwenden!«
Dieses Mal brach im Raum der Lärm aus, als die Zuhörer sich beschwerten. Der Mediator starrte Eilon wütend an, dieser erwiderte den Blick und zuckte mit einem halben Lächeln die Achseln. Es schien, als hätte er diese Reaktion erhofft. Dann kam eine Gruppe von Menschen in den Raum: Sie gehörten der »Deilanen-Wache« an. Der Raum wurde plötzlich stumm. Einer von ihnen trat an den Mediator heran und reichte ihm einen Umschlag und sie gingen wieder so wie sie gekommen waren.
Der Mediator öffnete den Umschlag unter den Augen des ganzen Raumes. Vierundzwanzig Prozent der roten Lichter waren noch an. Etwa zehn Minuten später sah der Mediator wieder auf, hatte den Brief gelesen und war völlig blass geworden.
»Meine Damen und Herren«, begann der Mediator, »ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir diese Versammlung abbrechen müssen. Im Folgenden werde ich Ihnen die Nachricht vorlesen, die wir gerade erhalten haben und die in allen Medien veröffentlicht werden wird, sobald ich bestätige, dass Sie alle informiert sind: ›Diese Nachricht ist an alle Einwohner von Deilani gerichtet. Heute Morgen haben wir starke Schwingungen von einem Ort im Sektor G2G96 vernommen, der nicht weit von unserer Galaxie entfernt ist. Wir können sicherstellen, dass diese Schwingungen nicht durch natürliche Ursachen verursacht wurden. Es ist also klar, dass es sich um eine intelligente Spezies handelt. Um die Energiemengen zu erzeugen, die unsere Messgeräte erfasst haben, muss es sich um eine hoch entwickelte Rasse handeln. Diese Vorkommnisse wurden heute Morgen empfangen, aber die Entfernung hat uns die Informationen vierzehn Tagen verzögert geschickt, so dass das vor zwei Wochen geschehen ist. Nur zwei Stunden später empfingen wir eine andere Art von Schwingungen in unmittelbarer Nähe des Planeten, auf dem wir intelligentes Leben entdeckt haben. Diese letzte Tatsache ist neu, aber die Schwingungen haben einen völlig anderen Charakter. Sie überstimmen mit Schwingungen, die wir registrieren, wenn unsere Schiffe die Ultra-Lichtgeschwindigkeit verlassen. Angesichts dieser Ereignisse können wir Ihnen nicht versichern, dass sie nicht in Gefahr sind, da wir in der Nähe unserer Nachbarn noch nie etwas so Fortgeschrittenes entdeckt haben. Trotz allem können wir derzeit keine Hypothese ausschließen. Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten. Die Deilanen-Wache‹.«
Alle Anwesenden im Raum schauten sich gegenseitig an. Die roten Lichter, die noch an waren, begannen langsam auszugehen. Am Ende war nur noch eines an, das Numilon Uana gehörte, der sich an den Mediator wandte.
»Herr Mediator, Sie alle wissen, wie sehr ich mich diesem Wahnsinn widersetze, aber aufgrund der neuesten Nachrichten bin auch ich gezwungen, mein rotes Licht auszuschalten.« Und er sah Eilon direkt an, machte dann sein Licht aus und setzte sich.
»Herr Eilon«, sagte der Mediator, »jetzt haben Sie Ihre Expedition. Ich hoffe, Sie gehen das mit dem gebührenden Ernst an, obwohl ich zugeben muss, dass Sie ein bisschen von dieser Unverschämtheit, die Sie haben, brauchen werden.« Eilon lächelte und versuchte, bescheiden zu wirken. Dann fügte der Mediator hinzu: »Ich hoffe nur, dass Sie sich der Unverschämtheit Ihrer Schwester Miti nicht anpassen.«
»Danke«, sagte Eilon, der sich immer noch als Sieger fühlte, »ich schätze... obwohl man zugeben muss, dass Miti, die beste in ihrem Beruf ist.«
»Es ist nicht der Moment, diese Angelegenheit zu würdigen«, sagte der Mediator. »Es ist an der Zeit, sofort an die Arbeit zu gehen. Wir sehen uns später, um einige Details der Expedition zu besprechen.«
»Sehr gut, bis dann«, sagte Eilon.
Damit wurde die Versammlung aufgelöst. Die Ereignisse, die außerhalb ihrer Kontrolle lagen, hatten damals den Weg in die Zukunft gewiesen. Jetzt waren alle der Meinung, dass sie diesen Planeten besuchen sollten. Einige hielten es für notwendig, mehr Informationen darüber zu erhalten, wie sie sich in Zukunft verteidigen könnten. Andere, die eher solidarisch dachten, hatten vorrangig vor sich zu vergewissern, dass ihre noch unbekannten Nachbarn nicht in Gefahr seien. Auf jeden Fall waren sich alle einig, dass die Expedition stattfinden musste.
Eilon begegnete Mairlon erneut im Hauptruheraum. Er sagte ihm, dass Miti in einem kleineren Zimmer, den sie reserviert hatte, auf sie wartete, um in Ruhe sprechen zu können.
»Gute Idee, Mairlon.« Eilon war froh, dass Miti ein Zimmer reserviert hatte. »Ich habe gute Neuigkeiten.«
»Unsere sind nur mäßig«, meinte Mairlon zu ihm. »Was ist passiert?« Eilon sah ihn interessiert an, aber Mairlon bedeutete ihm, seine Stimme zu senken.
»Warum glaubst du, hat deine Schwester ein Privatzimmer reserviert?«, flüsterte Mairlon. »Komm schon, jetzt bist du das Zentrum der Aufmerksamkeit. Lass dir nichts anmerken und komm mit mir.«
Die beiden verließen gemeinsam den Raum, als Eilon verstanden hatte, was Mairlon ihm mitteilen wollte. Sie gingen durch die Tür des Ruheraums mit Blick auf die Lobby des Generalkreises. Der Raum war enorm und es waren Hunderte von Menschen zu sehen, die in verschiedene Richtungen gingen. Die Wände waren silbern und die Decke hatte einen sehr hellen Grünton. Er leuchtete in der Tat. Der Stil war im Allgemeinen sehr nüchtern, mit wenigen Ornamenten und Dekorationen. Dieses Gebäude war das wichtigste des gesamten Planeten und die Deilanen waren in offiziellen Angelegenheiten sehr streng. Um respektiert zu werden, musste man respektvoll sein, daher war der Stil der offiziellen Gebäude der Deilanen immer sehr nüchtern. Die Beiden betraten den undurchsichtigen grünen Glasboden der Lobby. Auf der linken Seite befand sich die Rezeption, die aus vier Rednerpulten bestand, an denen die Mitarbeiter über die notwendige Ausstattung verfügten, um den Besuchern weiterzuhelfen. Direkt vor der Rezeption befanden sich die Ausgänge, obwohl auf den ersten Blick nur große Kreise auf dem Boden zu sehen waren. Um das Gebäude zu verlassen, musste man nur einen Kreis betreten und genaue Befehle erteilen.
»Südost Sektor drei, Kailon, Hauptplatz«, sagte Mairlon fest.
»Gehen wir?«, fragte Eilon.
»Miti hatte mir gesagt, dass du es nicht blicken würdest«, antwortete Mairlon. Eilon fing an, die Beherrschung zu verlieren.
Dann erschien auf der kreisrunden Plattform eine Glaskabine, die sich drehte, während sie sie umhüllte. In der Kabine erschien ein riesiges Licht und sie füllte sich mit einer Art Dampf. Daraufhin versank die Kabine wieder im Boden und drehte sich noch immer um sich. Als sie vollständig versunken war, waren Eilon und Mairlon verschwunden.
Kailon war die Heimatstadt von Eilon. Seit die Deilanen es geschafft hatten das Teleportationssystem aufzubauen, lebten die meisten von ihnen in kleinen Städten. Auf dem Hauptplatz von Kailon befand sich in der Mitte ein Denkmal, das einen alten und rudimentären Apparat darstellte, mit dem man früher Wasser aus dem Brunnen geholt hatte. Dieser Apparat war das Symbol von Kailon.
Der Platz war rund und wurde von vier Gebäuden umgeben, die sich von den anderen abhoben. Zwei von ihnen waren Privathäuser von Anwohnern aus Kailon mit einem typischen Stil der Stadt; ein anderes war das »Haus von Kailon«, ein Gebäude, in dem die meisten Verwaltungsangelegenheiten untergebracht waren und der letzte war ein alter religiöser Tempel, der gegenwärtig als Museum diente, da fast alle Deilanen längst damit aufgehört hatten, sich zu Religionen zu bekennen.
Auf dem Platz leuchtete Golena, der Stern, der das Planetensystem beleuchtete, zu dem Deilani gehörte und am Himmel befand sich keine einzige Wolke. Es war Nachmittag und mitten im Sommer war die Hitze in Kailon stickig, sodass der Platz völlig leer war. An diesem Nachmittag wurde Golena von den Satelliten Kon und Fiti begleitet.
Ein leises Pfeifen war zu hören, als würde Wind mit voller Geschwindigkeit durch einen Spalt gehen. Aus einem der beiden Kreise, die sich neben dem Tempel auf dem Boden befanden, tauchte eine Glaskabine auf. Als sich die Kabine in einer bestimmten Höhe befand, war wieder dieser »Dampf« zu sehen. Das Licht konnte man kaum wahrnehmen, weil Golena so hell strahlte. Dann sank die Glaskabine zurück in den Boden und als der Dampf verschwand, waren Eilon und Mairlon erschienen.
»Mairlon, du spannst mich auf die Folter«, sagte Eilon, zwischen der Wut über so viel Geheimnistuerei und dem Schwindel verursacht durch das Teleportationssystem. »Kannst du mir sagen, wozu die ganze Geheimnistuerei?«
»Genau deshalb sind wir hier«, sagte Mairlon. »Jetzt werden wir deine Schwester treffen, sie wartet in deinem Haus auf uns.« Also verließen sie den einsamen Platz und gingen am Haus Kailon entlang. Daraufhin gingen sie durch die Dr. Ginken Straße, die etwas anstieg und hielten auf halber Strecke an. Sie bogen nach rechts ab und betraten ein großes, sehr altmodisches Haus. Zum Betreten mussten sie nur den Türknopf betätigen, da es in den Häusern in Deilani keine Schlüssel gab.
Eilon wurde plötzlich von zwei Armen umarmt. Es war seine Großmutter, obwohl sie eher wie seine Mutter aussah und das in gewisser Weise auch war, weil Eilon und Mitis Eltern auf einer Expedition verschwunden waren, als sie noch sehr klein waren. Das Raumschiff, auf dem seine Eltern unterwegs gewesen waren, hatte den Kontakt zu Deilani verloren und sie hatten nicht wieder von ihnen gehört. Es wurde vermutet, dass sie einen Unfall oder einen großen Defekt gehabt hatten und nach drei Jahren musste der Generalkreis sie für tot erklären.
»Dein Großvater ist schon angekommen«, sagte seine Großmutter, als sie ihn mit einem strahlenden Lächeln, ihrem zurückgebundenen Haar und riesigen türkisfarbenen Augen ansah. »Ich weiß, er ist sehr stolz auf dich, aber du musst verstehen, was seine Rolle ist.«
»Mach dir keine Sorgen, Oma«, erwiderte Eilon und erwiderte ihren warmen Blick. »Ich weiß, er darf nur in die Mediation in der Generalkreis-Versammlung eingreifen.«
»Genau, so ist das. Übrigens«, fügte Faneli hinzu, wie Eilons und Mitis Großmutter hieß, »ein meckernder Herr meinte, dass du ein wenig frech warst.« Dann beugte sie sich vor und sprach Eilon etwas leiser ins Ohr: »Deine Großmutter hätte gerne die Gesichter gesehen, die du bei diesen Tattergreisen hinterlassen hast.« Mairlon musste lachen, Faneli war eine extrem lustige Frau.
»Oma!« Sogar Eilon war etwas rot geworden.
»Du wirst deiner Schwester immer ähnlicher!«, antwortete Faneli, fast tot vor Lachen. »Sie ist ein schlechtes Beispiel für dich!«
»Und du bist genauso wie sie!«, meinte Eilon spaßend.
»Und du, mein Lieber?« Jetzt sprach Faneli Mairlon an. »Wie geht es dir, mein Lieber?«
»Großartig, Faneli!«, antwortete er, ohne mit dem Lachen aufhören zu können. »Obwohl ich niemals dein Niveau erreichen könnte!«
»Ach! Halt den Mund, Schmeichler! Ich bin älter als Golena!« Faneli sprach immer auf lässige Art und Weise. »Und wie laufen die Vorbereitungen für eure Hochzeit?« Diesmal sprach sie beide an.
»Die Wahrheit ist, dass Mairlon und Miti sich um alles kümmern«, erwiderte Eilon etwas ungeschickt und sah Mairlon verstohlen an.
»Mach dir keine Sorgen, mein Lieber«, antwortete Mairlon, »du weißt, dass wir das gerne tun und so viel Zeit mit deiner Schwester zu verbringen, macht ziemlich viel Spaß.«
Mairlon und Eilon waren ein Paar. Sie wollten heiraten und bereiteten alles Notwendige für diesen besonderen Tag vor, aber Eilon hatte wegen dem ganzen Thema der Expedition kaum Zeit, also half Miti ihrem zukünftigen Schwager bei allen Vorbereitungen. Auf jeden Fall hatten sie noch kein bestimmtes Datum für ihre Hochzeit und sie mussten noch warten, um zu sehen, wie sich die jüngsten Ereignisse entwickeln würden.
»Jungs! Ihr seid schon da!« Miti trat durch den Eingang in das Haus ein, in dem sich das Paar und Faneli unterhielten. »Wie nervig ihr seid! Hört auf damit, Oma auf den Geist zu gehen!«
»Und da ist wieder die Vernünftige der Familie!«, sagte Eilon und lachte wieder.
»Ja! Das bin ich«, sagte Miti und nahm ihren Bruder und Mairlon an der Hand. »Lasst uns gehen! Genug geredet! Opa wartet im Wohnzimmer auf uns!«
Die vier gingen durch die Eingangshalle, bis sie das Ende erreichten. Das Haus hatte gepflasterten Boden und eine gewölbte Decke, die im Kontrast zu den technologischen Elementen stand, die eingebaut waren. Zum Beispiel gab es an beiden Seiten und zwischen den Türen, die den Zugang zu den Schlafzimmern ermöglichten, Fenster, durch die das Licht von Golena einfiel, was normal wäre, wenn der Gang nach außen gerichtet wäre, was nicht der Fall war. Die Fenster waren Bildschirme, die irgendeinen Ort im Freien zeigten. Wenn man durch diese »Fenster« blickte, gab es Tage, an denen man auf einem Berg zu sein schien und an anderen vor einem alten Tempel stand. Obwohl man sich am häufigsten auf einer grünen Wiese voller »Kolineren« befand. Man konnte aber nicht nur diese Orte durch diese falschen Fenster sehen, sondern man konnte sie auch riechen und fühlen. Wenn man seine Arme darauflegte, konnte man die Brise im Gesicht spüren. Das Gefühl war komplett real.
Als sie den Raum betraten, begrüßten sie Ralkonon, den Großvater von Miti und Eilon und Mediator der Versammlungen des Generalkreises.
Er saß am Tisch, der voller Essen war. »Bitte! Nehmt Platz!« sagte Ralkonon, als er aufstand, um sie zu empfangen.
»Oh, Opa!«, rief Miti. »Wie alt du bist! Vom Tisch aufzustehen ist altmodisch!«
»139 Jahre, um genau zu sein!« Er machte sich nichts daraus, schließlich kannte er seine Enkelin bereits. Trotzdem fügte er hinzu: »Aber Höflichkeit kommt nie aus der Mode!«
»Sicher, sicher, Opa!« Und während sie das sagte, strich sie ihm so über den Kopf bis er ganz zerzaust war.
»Dieses Mädchen ist ein hoffnungsloser Fall!« Diesmal sprach Ralkonon resigniert und man konnte sogar ein Lächeln auf seinen Lippen sehen. »Lass mich, Miti! Bitte!«
Faneli und Mairlon schauten der Szene in eine spaßige Dimension übertragen zu. Eilon machte eine ablehnende Geste, aber auch er lächelte. Solche Bilder zwischen seiner Schwester und seinem Großvater kamen immer wieder vor. Miti diskutierte nie, sie antwortete nur mit dreister Frechheit und obwohl sie das immer mit viel Humor tat, hatte diese Eigenschaft ihr schon mehr als einmal Probleme eingebrockt.
Für eine Weile genossen sie das Essen und ihre Gesellschaft. Sie sprachen über die Hochzeit von Eilon und Mairlon, über einige Aktivitäten, die anlässlich der Expedition in der Stadt stattfinden würden und über andere Themen, die nicht allzu wichtig waren. Als sie mit dem Essen fertig waren, sprach Eilon die Ereignisse vom Morgen an.
»Großvater, ähhh...«, begann der junge Mann, »ich muss mich für diesen Morgen entschuldigen, aber...«
»Mach dir keine Sorgen«, erwiderte Ralkonon, »ich kann dich nur im Generalkreis zurechtweisen, hier können wir uns gelassen unterhalten. Für einen Moment dachte ich, du würdest alles ruinieren, aber deine Strategie hat bis zum Schluss funktioniert. Dann hattest du einen Glücksfall, der dich zum Sieger machte.«
»Ja, wir haben alles in den Nachrichten gesehen«, begann Mairlon an dem Gespräch teilzunehmen. »Wir haben jedoch auch Neuigkeiten und die sind nicht gut.«
»Ja bitte! Schieß los! sagte Eilon. »Ich sitze auf heißen Kohlen!«
»Um ehrlich zu sein, kleiner Bruder«, sagte Miti, »muss ich dir das sagen.« In diesem Moment sah sie Mairlon an und dieser nickte zustimmend. »Weißt du, ich war etwas unterwegs und mir sind Neuigkeiten zugekommen, die dich überraschen werden.« Alle sahen sie sehr genau an, nur Mairlon wusste, was sie erzählen würde. »Da du, Großvater, der Mediator des Generalkreises bist, weiß ich nicht, ob du das anhören solltest.«
»Mach dir keine Sorgen, Miti«, antwortete er, »ich glaube, ich kann es ertragen.«
»Wie du meinst!«, sagte Miti mit einem Achselzucken und einem Gesicht als würde sie sagen, »wenn du einen Herzinfarkt bekommst, ist das dein Problem«. »Vor einer Woche erhielt ich Informationen über sehr starke Schwingungen im Weltraum. Bevor Alarm zu geben, beschloss ich, selbst nachzuforschen. Anfangs schien es nichts Wichtiges zu sein, aber aus dem Nordostbezirk 2 erfuhr ich, dass nicht nur ich diese Informationen hatte. Anscheinend waren diese Schwingungen fast unmittelbar festgestellt worden, aber die Nachricht wurde erst heute veröffentlicht.«
»Willst du damit andeuten, dass der Generalkreis irgendeine Art von Information geheimgehalten hat?« Ralkonon schien sehr wütend auf seine Enkelin zu sein.
»Sei vorsichtig, Miti!« Mairlon beschloss einzugreifen, um ein größeres Problem zu vermeiden. »Was du gerade erzählt hast, klingt wie ein Verrat und dein Großvater ist der Mediator. Wenn du damit weitermachst, muss er dich selbst strafrechtlich verfolgen.«
»Ich habe ihm bereits gesagt, dass es besser wäre, wenn er nicht an diesem Gespräch teilnehmen würde!« Miti schien beleidigt zu sein. Dann sah sie ihren Großvater an. Dabei fiel die Hälfte ihrer Haare auf die Seite, auf die sie ihren Kopf gedreht hatte. »Aber er ist ein Dickkopf!«
»Miti, Liebling.« Jetzt war es Faneli, die versuchte, ihre Enkelin dazu zu bringen, einen weniger aggressiven Ton zu verwenden. »Dieses Thema scheint sehr ernst zu sein, versuche es etwas weniger... Nun, du verstehst mich schon.«
»Schon gut! Was ihr wieder von mir verlangt!« Miti schien sich damit abzufinden, alles in einem für ihren Geschmack zu langweiligem Stil erzählen zu müssen.
»Aber Miti, was du sagst, scheint nicht viel Sinn zu ergeben.« Eilon versuchte, dieses Rätsel zu lösen. »Wir haben keine Technologie, die so schnell Schwingungen im Weltraum erkennen kann, wenn diese so weit entfernt sind.«
»Was ich denke ist, dass wir nicht wissen, dass wir sie haben«, erklärte Miti.
»Warte mal, liebe Enkelin...« Ralkonon versuchte, seine Geduld zu bewahren. »Du meinst, wir haben eine Technologie, die wir nicht offenbart haben? Glaubst du wieder, dass der Generalkreis von Deilani Informationen vor seiner Bevölkerung verborgen hält?«
»Ganz ruhig, Opa!«, sagte Miti. »Ich suche nur nach Antworten. Und ich vertraue dem Generalkreis, aber nicht allen seinen Mitgliedern. Wie auch immer, ich muss die Frage stellen: Verbirgt der Generalkreis von Deilani irgendeine Art von Information vor uns, die wir alle kennen sollten?«
»Um Arketons Himmels willen! Nein, natürlich nicht!« Ralkonon war kurz davor die Geduld zu verlieren.
»Dann wirst du uns doch sicherlich helfen, diejenigen zu finden, die diese Technologie besitzen und sie nicht mit allen Deilanen teilen«, urteilte Miti.
»Ich hoffe, du sprichst nicht schon wieder über die Legende, die die Ilumni in ihrer Geschichte erzählt haben?«, fragte Ralkonon. »Wie war das... Prenchen?«
»Prextel!«, sagte Miti. »Und du weißt ganz genau, dass Dinge geschehen sind, die dem Handeln dieser Gruppe der Legende ziemlich ähnlich sind!«
»Bitte, Miti!« Ihr Großvater versuchte, sie zur Vernunft zu bringen. »Selbst, wenn diese Gruppe in Eurinum existiert hätte, was nicht einmal die Ilumni glaubten, wie hätten sie unsere Zeit erreichen können?«
»Erlaube mir, dir das zu beantworten«, sagte Eilon.
»Dass wir nicht verstehen, wie etwas passieren kann, schließt nicht aus, dass es möglich ist. Wir sind die Fortsetzung der Ilumni Milliarden von Jahren später. Wie auch immer, Opa, ich glaube nicht, dass Miti denkt, dass es die Prextel gibt.«
»Eben! Danke, kleiner Bruder! Wie Eilon sagt, glaube ich nicht, dass es die Prextel gibt, aber ich glaube, dass sie in Eurinum existierten und ich glaube auch, dass es in Deilani radikale religiöse Gruppen gibt, die verborgen sind und wie die Prextel handeln.«
»Wie auch immer, Miti«, unterbrach Faneli, »wie bist du dir so sicher, dass diese Information keine Erfindung, kein Scherz war?«
»Nun, das war ich bis heute nicht«, sagte das Mädchen.
»Heute, als ich die Nachrichten hörte, wurde es mir bestätigt.«
»Ich muss Miti unterstützen.« Mairlon sprang für sie ein. »Ich wusste Bescheid, sie hat mich eingeweiht, um im Falle, dass so etwas geschehen würde, Unterstützung zu haben. Ich habe dir ein Memorandum geschickt, Ralkonon, und du kannst es nur mit einem Passwort öffnen.«
»Jeden Tag erhalte ich Dutzende von Memos!«, sagte Ralkonon. »Ich werde nachschauen.«
Oft sendeten die Deilanen Memos, um andere oder sich selbst an etwas zu erinnern. Alle persönlichen Informations- und Kommunikationssysteme waren in ein Gerät integriert, das die Deilanen immer am Handgelenk trugen.
»Mairlon, Mairlon...« Ralkonon hatte ein Hologramm des Geräts projiziert und jeder konnte die privaten Memos sehen. »Hier ist es!«
Dann öffnete er dieses Memorandum und alle waren fassungslos. Alle außer Miti und Mairlon.
»Das kann nicht wahr sein!« Ralkonon war überrascht und empört. »Alle Informationen stimmen überein! Das müssen wir melden!«
»Opa, ich bitte dich nur, meinen Namen nirgendwo zu erwähnen.« Miti hatte Angst, sie war Journalistin und Marketingagentin. Wenn herauskommen würde, dass sie ihre Zunge nicht im Zaum halten konnte, würde es für sie nicht einfach sein, weitere Informationen zu erhalten.
»Keine Sorge, Miti«, antwortete ihr Großvater, »wir werden die Informationen behandeln, ohne die Quelle preiszugeben. Es wird eine Menge Papierkram mit sich bringen, aber auch dein Name wird nicht auftauchen, Mairlon.«
»Mein Name?«, sagte Mairlon überrascht.
»Nun, dein Memo ist der einzige Beweis, den ich habe«, sagte er, »aber in diesem Fall können wir bestimmte Daten verbergen, wenn es um den Schutz der Anonymität von Informanten geht.«
»Ich vertraue dir, Ralkonon«, antwortete Mairlon, »was auch immer Deilani braucht.«
»Sehr gut, sehr gut, du bist ein großartiger Junge, mein Enkel hat Glück, dich zu heiraten.« Ralkonon zeigte nun seine zärtlichste und väterlichste Seite. Doch dann änderte er seinen Ton und wandte sich an seinen Enkel: »Eilon, trotz dieser neuesten Informationen ist der Entschluss, die Expedition zu unternehmen, bereits gefasst, man muss über die Besatzung nachdenken, die du für die Reise benötigst. Ihr reist in drei Tagen ab.«
»Großvater, du weißt, dass ich alles vorbereitet habe.« Eilon wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen musste. »Die persönlichen Einladungen sind schon bereit zum Versenden.«
»Nun, worauf wartest du noch!«, sagte Ralkonon. Also sendete Eilon direkt von seinem Gerät aus allen Einladungen, die potenziellen Besatzungsmitglieder würden die Einladung erhalten und sollten sofort darauf antworten. Plötzlich läuteten die Geräte von Miti und Mairlon gleichzeitig. »Vielen Dank, kleiner Bruder!«, sagte Miti. Ihr Bruder hatte ihr eine Einladung geschickt und eine weitere an Mairlon. »Aber ich muss hier bleiben, ich werde diese Angelegenheit untersuchen.«
»Ich könnte mich nicht von dir trennen, Eilon«, sagte Mairlon, »das weißt du.«
Am nächsten Tag hatte Eilon auf fast alle Einladungen eine Bestätigung erhalten. Mit allen, die geantwortet hatten, war es schon genug, Eilon hatte eine Besatzung. Es war jedoch noch eine Nachricht eingetroffen; sie war vom Generalkreis:
»Sehr geehrter Eilon:
Vom Generalkreis aus möchten wir Ihnen viel Erfolg wünschen. Von nun an haben Sie eine sehr wichtige Mission, eine große Verantwortung. Wir können jedoch nicht zulassen, dass Sie allein das Gewicht dieser Expedition tragen. Deshalb haben wir drei Deilanen des Kreises bestimmt, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen werden. Die drei werden unter Ihrem Befehl stehen, aber das Schiff mit Ihnen gemeinsam kommandieren und ein Stimmrecht bei wichtigen Entscheidungen haben.
Vom Generalkreis wünschen wir Ihnen einen schönen Tag«.
In diesem Moment verstand Eilon nicht, warum der Generalkreis ihm drei Personen sandte, die er nicht eingeladen hatte. Besatzungen für Expeditionen konnten nur vom Kommandanten eingeladen werden, deshalb war das äußerst ungewöhnlich. Also beschloss Eilon, seinen Großvater zu kontaktieren.
»Ja, tut mir leid, das habe ich vergessen dir zu sagen«, antwortete Ralkonon. »Aber keine Sorge, sie wollen nur, dass du nicht alleine das Gewicht der Expedition trägst.«
Eilon beruhigte das nicht wirklich und er beschloss, Miti zu fragen.
»Eilon«, Mitis Stimme klang verurteilend, »das heißt, sie wollen die Expedition direkt vom Kreis aus steuern. Ich wette, Numilon Uana steckt dahinter.«
»Numilon?« Eilon war überrascht. »Er ist zwar ein Idiot, aber die Expedition kontrollieren?«
»Warte nur darauf, die Namen der drei Spione zu erfahren und dann werde ich schon die Beziehung herausfinden, die sie zum Trottel Numilon haben«, antwortete Miti.
Eilon hatte also noch mehr Interesse daran herauszufinden, was es mit den drei Auserwählten vom Kreis auf sich hatte. Aber er konnte nichts anderes tun, als es hinzunehmen.
Alle Einzelheiten waren bereits für den Beginn der Expedition vorbereitet. Die gesamte Besatzung befand sich an Bord und nur die drei vom Generalkreis entsandten Besatzungsmitglieder, die noch unbekannt waren, fehlten. Mit geöffnetem Haupteingang des Raumschiffes wartete Eilon auf die restlichen drei. »Nun, das geht ja gut los, erst wissen wir nicht, wer sie sind und obendrein sind sie noch spät dran«, dachte er.
Ein paar Minuten später kam ein Gleitfahrzeug und näherte sich dem Schiff. Es hielt direkt vor Eilon an und eine Tür verschwand. Es befanden sich vier Personen im Fahrzeug, darunter Numilon Uana, der größte Gegner der Expedition. Eilon hoffte, dass Numilon nur dabei war, um die drei neuen Besatzungsmitglieder zu begleiten. Die vier gingen auf die Schiffstür zu bis sie direkt vor Eilon standen. Totenstille. Noch ein paar Sekunden, noch mehr Stille.
»Schönes Fahrzeug«. Eilon hatte es geschafft, das Eis zu brechen, »mit Türen, die verschwinden.«
»Nicht so schön wie die, die du in der Flamante hast«, sagte Numilon und deutete auf das Schiff. Die Stimmung war ziemlich angespannt.
»Du weißt, dass wir das Beste für diese Expedition brauchen.« Eilon war auf die Provokation eingegangen.
»Sicher und da dein Großvater der Mediator des Generalkreises ist, hat dich das auch nicht viel Aufwand gekostet.« Numilon hatte erreicht, was er wollte: Eilon eine angebliche Vorzugsstellung vorzuwerfen.
»Wie kannst du es wagen, anzudeuten, dass ich es ausnutze der Enkel des Mediators zu sein?« Es war ihm selbst nicht bewusst, aber während er sprach, war Eilon mit erhobenem Finger auf Numilon zugegangen. »Ich werde keine weiteren Beschuldigungen mehr zulassen! Wenn du so weitermachst, werde ich dich beim Kreis melden!« Jetzt war er nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und sein Zeigefinger berührte fast die Nase des lächelnden Numilon. »Wenn du das nächste Mal den Mund aufmachst, um so etwas zu sagen...«
»Wirst du ihn ignorieren müssen, wie wir alle es tun, wenn du nicht möchtest, dass wir ein größeres Problem haben.« Ein Mädchen mit erdbeerroten Haaren, extrem dicht, lockig und lang, unterbrach diese Diskussion, die kurz davor war zu eskalieren. »Numilon, ich bin hier als Verhaltensbeobachter und zur Kontrolle der Beziehungen zwischen den Besatzungsmitgliedern und dies ist kein guter Anfang. Ich hoffe, du wirst versuchen, auf der Expedition ein wenig weniger nervig zu sein.«
»Großartig!«, meinte Eilon ironisch, »letztendlich hast du es geschafft, deine Nase in mein Schiff zu stecken!«
»Dein Schiff?« Numilon würde eine Gelegenheit, Eilon zu provozieren, nie auslassen. »Denkst du, die Flamante, die alle Deilanen mit ihren Steuern bezahlt haben, gehört dir? Dass sie dein Eigentum ist?«
»Genug!« Das rothaarige Mädchen explodierte. »Numilon! Wir alle verstehen, was Eilon mit dem Ausdruck ›Mein Schiff‹ meint. Jetzt steige ein und ich will dich in den nächsten fünftausend Stunden nicht wiedersehen.«
Numilon ging an Bord des Schiffes und sah Eilon mit einem halben Lächeln auf den Lippen aus dem Augenwinkel an. Eilon schaute direkter und ernst zurück.
»Entschuldigung, aber wer bist du eigentlich?«, fragte Eilon das Mädchen, das Numilon auf das Schiff geschickt hatte. »Und warum erteilst du die Befehle?«
»Ich heiße Calania Tulima«, antwortete sie mit einem strahlenden Lächeln. »Und ich bin diejenige, die dir diese Nervensäge vorerst aus dem Weg geräumt hat. Und das ist Plonk, mein Assistent.«
Das Mädchen wurde von einem (auch für einen Deilanen sehr großen Mann begleitet, der völlig zerzaustes gelbes Haar, mehrere flache Geräte in der Hand hatte und sehr durcheinander aussah.
»Du hast meine zweite Frage nicht beantwortet«, beharrte Eilon. »Wieso hast du jemandem meiner Besatzung einen Befehl erteilt?«.
»Das ist eine lange Geschichte, einige Dinge sind nicht so transparent, wie sie scheinen«, antwortete Calania. »Jemand hat sich hier eingemischt, damit es einen Unterbefehlshaber auf dem Schiff gibt.«
»Wie ein Unterbefehlshaber?« Eilon konnte nicht glauben, was er hörte. »Du meinst, Numilon wird der zweite Kommandant sein?«
»Das erkläre ich dir auf dem Schiff, wir sind spät dran.« Calania schaute nach der Uhrzeit auf ihrem Gerät am Handgelenk. »Plonk, Eilon, steigen wir ein!«
Eilon wusste, dass sie keine Zeit mehr verlieren sollten, also folgte er ihr und sie stiegen gemeinsam ein. Er hatte immer noch zu viele Fragen und hoffte, dass Calania Antworten darauf hatte, aber er war sich bewusst, dass die Expedition sofort starten sollte.
Das Schiff begann sich diagonal zu erheben und als eine gewisse Höhe erreicht war, drehte es sich in die entgegengesetzte Richtung und verschwand vom Himmel. Die Expedition zu dem Planeten, auf dem sie intelligentes Leben entdeckt hatten, hatte begonnen. Aber Eilon hatte nicht damit gerechnet, dass sie so beginnen würde. Calania würde viele Dinge klären müssen. Zu dieser Zeit dachte er, dass Miti Recht hatte. Es musste eine Gruppe von Leuten geben, die ähnlich wie die Prextel der Legende der Ilumni handelten, weil die Vorkommnisse ziemlich seltsam waren.