Читать книгу Natürliche Rache. Schuldig. Julia. - B. L. Rámiz - Страница 5

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TOT

»Und hier haben wir ihn! Er hat keine Kosten gescheut!« Ein Reporter mit einem außergewöhnlich weißen Lächeln berichtete Schritt für Schritt über die Ankunft des wichtigsten Informatik-Magnaten im Weißen Haus. »Nun steigt er aus seinem exklusiven ›Marybach‹ mit eingelassenen Gold- und Diamantelementen aus! Wie immer umgeben von einer Vielzahl von Sicherheitsleuten. Bis zu fünfzig Leibwächter begleiten ihn, wo auch immer er hingeht. Dieses Mal wurde ein Sicherheitsumkreis von zwei Kilometern begrenzt und die effektivsten Geschossdetektoren installiert, damit kein Schuss sein Ziel innerhalb des Umkreises erreichen konnte.« Um den Reporter konnte man eine Vielzahl von Journalisten und Kameras sehen, die direkt in die verschiedenen Medien auf der ganzen Welt übertrugen. »Wir warten nun darauf, dass er aussteigt ... und da ist er, meine Damen und Herren! In einem Anzug, der von seinem persönlichen Designer entworfen wurde! Er hat uns nicht enttäuscht und erfreut uns mit einem weiteren seiner Anzüge aus goldenem Stoff! Wenn Sie seine silbernen Schuhe sehen könnten ...! Wir können Ihnen berichten, dass es sich um ein exklusives Design des Designers Fabián Arizmendi handelt, das von der Sportmarke »Tanidas« hergestellt wurde. Seine Krawatte ...«

»DU HURENSOHN!«, schrie Alex empört, nachdem er sein Glas Saft leergetrunken hatte.

»ALEX! BITTE HÜTE DEINE ZUNGE!« Emma sah ihren Sohn mit einem wenig erfreuten Gesicht an.

»Ich werde mich bei diesem Scheißkerl nicht zusammenreißen! Er ist der Feind Nummer eins des Planeten!« Alex schien nicht gewillt zu sein, sich zu beruhigen. Tatsächlich war er so wütend, dass er die Reste des hausgemachten Brots ausspuckte, in das er gerade gebissen hatte.

»Ich verstehe, wie du dich dieser unmöglichen Person gegenüber fühlst, aber ich denke nicht, dass es notwendig ist, auf Wut oder diese Art von Vokabular zurückzugreifen.« Emma übergoss ihre Tomate mit etwas Olivenöl. Dann sah sie ihren Mann an. »Andererseits hätte ich auch gehofft, dass dein Vater dich wegen deinem Verhalten zurechtweist.«

»Es kann sein, dass sein Vater dies nicht getan hat, weil er mit seinem Sprössling einer Meinung ist. Izan Moore ist ein Hurensohn.« Daniel, der Vater der Familie Smith, fügte seinem Kaffee ein paar Tropfen Stevia hinzu, während er sein Haarband zurechtrückte, das sein langes blondes Haar voller Dreadlocks zusammenhielt. »Ich wette, er ist der größte Hurensohn der Welt.«

»Yeah!« Alex und sein Vater klatschten sich gegenseitig ab, als Zeichen ihres Einverständnisses. Emma sah sie sehr wütend, aber auch etwas resigniert an.

»Wie könnte unser Sohn normal sein, mit solch einem Vater?« Emma begann den Tisch abzuräumen, fast alle waren mit dem Frühstück fertig.

»Und wer ist normal in dieser Familie?«, fragte Daniel. »Wir sind Amerikaner, kommen aus Kalifornien und leben auf dem Land, bei einer kleinen Stadt im tiefsten Inneren Spaniens, autark mit Obst und Gemüse und verkaufen, was wir übrighaben. Wir sind eine vom Aussterben bedrohte Art im 21. Jahrhundert!«

»So gesehen ...« Emma hatte keine Lust zu streiten und tief in ihrem Inneren hielt sie genau dasselbe von Herr Moore wie ihr Mann und ihr Sohn.

»Ich bin fertig!« Julia kam die Treppe herunter, die direkt zum Wohnzimmer im Erdgeschoss führte, wo der Rest der Familie das Frühstück beendete. »Warum schaut ihr diesen Hurensohn an?«, fragte Julia und zeigte mit dem Finger auf den Fernseher.

»Noch eine!« Emma wollte sich nicht an solche Ausbrüche gewöhnen. »Spike!«

Der Familienhund war gerade durch die Katzenklappe an der Haustür hereingekommen und war direkt zum Fernsehen gegangen, wo der Informatik-Magnat über einen langen roten Teppich lief und von schwarz gekleideten Leibwächtern umgeben war. Er schien sehr wütend zu sein. Er bellte ein paar Mal und knurrte ausgiebig und fletschte die Zähne.

»Sogar Spike hasst diesen Scheißkerl! Ihm ist es nicht genug die globale Erderwärmung und Verschmutzung des Planeten zu verleugnen. Jetzt wird er den Präsidenten der Vereinigten Staaten davon überzeugen, von allen zum Schutz der Umwelt festgelegten Protokollen abzuweichen!« Alex hasste diesen Kerl mit all seiner Kraft.

»Nicht nur das, es wird gemunkelt, dass er möchte, dass der Präsident den Vereinten Nationen mit der Abschaffung von Handelsabkommen droht, wenn die Protokolle die Wirtschaft der Vereinigten Staaten beeinflussen könnten«, fügte Daniel hinzu.

»VERDAMMTES SCHWEIN!«, schrie Alex und sprang von seinem Stuhl. »HOFFENTLICH RÄCHT SICH DIE NATUR AN DIESEM VERDAMMTEN SCHEISSHAUFEN!« Alex Stimme war so laut, dass Spike ein wenig Angst bekam. Er sah ihn an und verließ dann das Haus wieder durch die Katzenklappe an der Haustür.

»Jetzt ist es aber gut!« Emma wollte diese üble Redensweise nicht weiter hören. »Auf geht´s! Räumen wir den Tisch ab, wir müssen Julia zur Haltestelle begleiten!«

Die Familie Smith trennte sich regelmäßig voneinander, um Kurse zum Thema Umweltschutz zu belegen. Alle Familienmitglieder lebten vollständig vegetarisch und bauten fast alles an, was sie konsumierten. Julia würde an diesem Morgen nach Málaga zu einer Umweltkonferenz fahren. Am nächsten Tag würde Alex nach Asturien gehen, um an der ›Messe der natürlichen Ideen‹ teilzunehmen und Daniel würde ihn auf der Reise bis nach Madrid begleiten, wo er einen Kurs besuchen würde zur Herstellung von Dingen, die auf nicht kontaminierende Weise abkühlten. Emma musste sich diesmal um die Saat kümmern, aber sie würde an einem Wettbewerb über ökologische Hüte teilnehmen, sobald ihre Tochter wieder zurück sei.

»Dieser Rosenstrauch wächst sehr schnell!« Julia war fast einen Meter vom neuen Rosenstrauch ihrer Mutter entfernt. Sie streckte die Hand aus, um die Oberfläche der Blätter zu berühren. »SCHEISSE!«

»Was ist los?«, fragte Alex und beeilte sich seinen Kopf umzudrehen, um seine Schwester anzusehen, die ihren Zeigefinger in ihren Mund steckte. »Wie übertrieben! So ein Schrei wegen einem verdammten kleinen Dorn!«

»Aber er war noch weit weg, ich könnte schwören ... MIST! Schaut auf die Uhr wie spät es ist!« Julia deutete auf die Holzuhr, die am Kaminabzug hing. »Wir müssen sofort los!«

»Auf, ja!« Julia beeilte sich, die Haustür zu öffnen. »Zum Glück habe ich die Fahrräder schon vorbereitet!«

Die Familie eilte aus dem Haus und ließ den Fernseher an, wo weiterhin die Live-Übertragung des Informatik-Medienmagnaten Izan Moore lief, der bereits im ovalen Büro neben dem Präsidenten saß und sie schon auf gute Freunde machten.

»Es werden ihnen im Moment die Mikrofone angebracht, damit wir bald Herrn Moore und den Präsidenten Crumb hören können«, sagte die Stimme des Reporters, dessen ultraweißes Lächeln niemanden mehr quälen konnte, da es nicht auf dem Bildschirm erschien. »Oh! Schauen Sie sich Pree an! Es sieht so aus, als hätte sie eine brandneue Kette mit in Weißgold eingelassenen Diamanten! Die Mikrofone sind bereits angebracht, es scheint, als würden sie beginnen zu reden.«

»Liebe amerikanische Bürger, Bürger der Welt, wir sind hier, um Licht in all den Unsinn zu bringen, der mit bösen Absichten über meine Unternehmen verbreitet wird.« Herr Moore streichelte Pree, seinen kleinen weißen Chihuahua, der ruhig auf seinem Schoß lag. »Ich danke Präsident Crumb für die Einladung, ihn zu besuchen.«

»Sie haben mich doch darum gebeten! Wer kann da widerstehen?« Im Hintergrund waren mehrere Leute zu hören, die über die Worte des Präsidenten lachten, der direkt in die Kamera schaute. »Aber kommen wir direkt zu dem, was uns interessiert: Wer gibt hier die Befehle? Sie oder Ihr Hund?« Wieder war im Hintergrund etwas Gelächter zu hören.

»Gute Frage! Was denken Sie? Ich trage keine Diamantkette!« Diesmal dauerte das Lachen länger als zuvor. »Jetzt im Ernst. Über mich wird gesagt, dass ich Tiere hasse. Kümmert sich jemand, der seinen Hund hasst, mehr um ihn als um sich selbst? Ich bin hier, um etwas zu sagen, was ich schon so oft gesagt habe. Ich bin hier, um zu bestätigen, dass es keine solche Umweltverschmutzung gibt, dass es keine globale Erderwärmung gibt. Das alles sind Täuschungen einiger Länder, um die Industrien anderer zu zerstören.«

»Wir haben bereits darüber gesprochen und Sie wissen, dass wir ziemlich ähnlicher Meinung sind, aber ich kann die Unfähigen nicht dazu bringen, angemessen zu denken.« Der Präsident der Vereinigten Staaten strotzte nur vor Arroganz mit seinen Worten und Gesten.

»Aber Sie können etwas tun, um was ich Sie noch nicht gebeten habe. Ich möchte der Welt zeigen, dass das ganze Verschmutzungsthema ein Lügenmärchen ist. Sie liefern uns Tausende von gefälschten Fotos und Videos, die uns glauben lassen sollen, dass sie echt sind, aber alle sind nur Fake.« Herr Moore fuhr mit den Fingern über Prees Brust, die auf seine Schulter geklettert war.

»Ja, die Presse und die sozialen Medien sind in letzter Zeit voller Fakes«, bestätigte Präsident Crumb. »Aber ich muss Sie fragen: Wie wollen Sie beweisen, dass es keine globale Erderwärmung und keine Umweltverschmutzung gibt?«

»Darauf wollte ich hinaus! Wie ich bereits sagte, fördern einige Länder diese Täuschungen, sie fördern sie seit Jahrzehnten mit nur einer Absicht: Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten zu zerstören.« Der Chihuahua stieg von der Schulter seines Besitzers und sprang zu Boden. »Es gibt nur einen Weg, um zu beweisen, dass das alles falsch ist.« Pree näherte sich der Tür, die zum Rosengarten führte. Auf der anderen Seite war eine weiße Taube gelandet und der Chihuahua kratzte an der Tür. »Es gibt nur einen Weg den Menschen die Augen zu öffnen, damit sie erkennen, dass sie uns daran gehindert haben, das volle industrielle Potenzial zu entfalten, das wir haben.« Pree kratzte eindringlicher an der Tür.

»Um Himmels Willen! Öffnet ihr die Tür!«, befahl der Präsident. Pree ging nach draußen und ging auf die Taube zu. Niemand schien darauf zu achten. »Bitte fahren Sie fort. Wie können wir die Menschen dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen?«

»Es ist ziemlich einfach, es liegt ganz bei Ihnen.« Pree kam wieder rein und schien einen Freund mitzubringen. Alle waren überrascht zu sehen, wie der Chihuahua wieder auf Herr Moores rechte Schulter kletterte und die Taube auf die andere Schulter flog. »Beeindruckend! Es scheint, als ob die Natur mir helfen möchte, die Augen der Menschen zu öffnen! Ich, der Feind der Tiere! Wie sehr mag mich diese Taube wohl hassen? Ich versichere Ihnen, das war nicht vorbereitet.« Im Hintergrund waren mehrere erstaunte Ausrufe zu hören. »Herr Präsident, nur Sie können die Menschen über die Realität unterrichten. Nur Sie können beweisen, dass es keine Verschmutzung gibt! Holen Sie die Vereinigten Staaten aus allen Protokollen, die die industrielle Produktion einschränken! LASST UNS UNBEGRENZT PRODUZIEREN!«

Es waren nur ein paar Zehntelsekunden. Niemand konnte reagieren. Niemand konnte es glauben. Nur ein paar Zehntelsekunden. Ein Desaster. Eine Tragödie.

Die Taube flog ein paar Zentimeter direkt vor das Gesicht des Klimawandel-Leugners. Sie warf ihren Schnabel so schnell hin und her bis seine Augen aus den Augenhöhlen sprangen und Hunderte von Bluttropfen alles um ihn herum bespritzten und die Taube gesprenkelt war. Genau in diesem Moment, genau zum zehnten Mal, als die Taube das rechte Auge aus der Augenhöhle des Magnaten riss, schlug Pree mit aller Kraft ihre Zähne ihres Kiefers in die rechte Halsschlagader und genau in dem Moment, in dem das linke Auge aus der Augenhöhle von Herr Moore direkt auf den Präsidenten zuschoss, riss der Chihuahua die Halsschlagader derselben Seite ihres Besitzers aus. Das Blutbad nahm zu, je mehr Moore atmete und zwei Blutstrahlen schossen auf beide Seiten, die alles rot färbten.

In nur wenigen Zehntelsekunden war Pree mit dem Blut ihres Besitzers befleckt und nur wenige Zehntelsekunden später war sie auf die Brust des Präsidenten gesprungen, dessen Augen bereits von der Taube gepickt wurden.

Alle waren geschockt, alles war gelähmt. Die beiden Männer, die noch kurz zuvor darüber gesprochen hatten wie man die Welt steuern könnte, waren nun dort ohne Augen und es sprudelte Blut aus beiden Seiten ihres Halses.

Natürliche Rache. Schuldig. Julia.

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