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Die sanften Lösungsmittel für schwierige Menschen

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Einige unserer Mitmenschen finden wir auf Anhieb sympathisch, andere sind ganz okay. Aber manche sind uns von vornherein suspekt oder gar unsympathisch. Es wäre unrealistisch zu erwarten, dass wir überall nur sympathische Leute treffen, mit denen wir gut auskommen. Sie und ich – wir werden immer wieder auf Menschen treffen, mit denen wir es schwer haben. Daraus ergibt sich eine Frage: Schaffen Sie es, mit diesen schwierigen Leuten so umzugehen, dass Sie dabei gelassen bleiben?

Ja, es ist durchaus möglich, mit schwierigen Typen entspannt umzugehen – ohne dabei zu kämpfen und ohne ein Opfer dieser Leute zu werden. In diesem Buch finden Sie viele Beispiele, wie Sie das hinbekommen.

Aber Sie können das beeinflussen, was in Ihrer Macht steht: Ihr eigenes Verhalten und Ihre innere Einstellung zu diesen Menschen. Wenn Sie das beides in Richtung Gelassenheit drehen, werden Sie eine entspannte Beziehung zu diesen Menschen haben. Vielleicht sind die schwierigen Typen dann immer noch schwierig, aber Sie sind darin nicht mehr verwickelt. Es kratzt Sie nicht mehr.


Sie können diese reizenden Typen nicht umkrempeln.

Die folgenden Lösungsmittel sorgen dafür, dass Sie sich freier und entspannter fühlen. Aus dieser Haltung heraus können Sie Gespräche führen, die wirklich konstruktiv sind, mit denen Sie etwas bewirken. Sie merken mehr und mehr, dass der schwierige Mensch Sie nicht mehr dominiert. Dieser Typ kann so sein, wie er will, und Sie haben die Freiheit, sich davon nicht treffen zu lassen.

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Bitte mit Umsicht

Bei all dem ist eines ganz wichtig: Ich gebe Ihnen Anregungen, die Ihnen helfen sollen. Bitte gehen Sie damit eigenverantwortlich um. Tun Sie nichts, was Ihnen oder anderen Menschen schaden könnte.

Keiner hat Schuld

Nehmen Sie die Schuldfrage komplett raus aus Ihren Überlegungen. Der schwierige Typ ist nicht schuld an den Verhaltensmustern, die er im Laufe seines Lebens gelernt hat, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Er ist auch nicht schuld an den Klemmen, in denen er sitzt. Er ist auch nicht schuld daran, dass Sie so frustriert und genervt sind.

Das Gleiche gilt für Sie. Auch Sie sind nicht schuld an Ihren eigenen automatischen Verhaltensmustern, mit denen Sie reagieren. Keiner von Ihnen beiden – weder Sie noch Ihr schwieriger Typ – hat vorsätzlich geplant, schwierig zu sein.

Solange Sie an der Frage der Schuld festhalten, werden Sie auch insgeheim den Wunsch haben, der andere sollte bestraft oder verändert werden. Die Behauptung von Schuld führt schnell zu rachsüchtiger Vergeltung. Aber das ist eines der destruktivsten Manöver im Umgang mit anderen Menschen.

Das sanfte Lösungsmittel:

Wenn der Kontakt zu einem schwierigen Menschen für Sie zum Problem wird, hat niemand Schuld daran. Ihr Unwohlsein entsteht, weil Sie am Haken zappeln, weil Sie sich gestochen haben. Sie haben sich in das Verhaltensmuster des anderen verwickelt. Auch das ist nicht Ihre Schuld. Sich beim anderen zu verhaken, ist auch nur ein automatisches Verhaltensmuster. Aber das können Sie zum Glück ändern. Es beginnt damit, dass Sie sich Erleichterung verschaffen, indem Sie die Schuld-Nummer aus Ihren Überlegungen streichen. Das ist einer der wichtigsten Bausteine für Ihre Gelassenheit: Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass das Leben schmerzhaft sein kann und keiner daran schuld ist.


Ohne Schuldzuweisung erkennen Sie klarer, was wirklich passiert ist.

Für Ihr Glück und Ihre Zufriedenheit sind nur Sie zuständig

Andere Leute sind nicht dafür verantwortlich, dass es Ihnen gut geht. Es ist nicht der Job Ihrer Mitmenschen, Sie zufriedenzustellen. Solange Sie erwarten, dass Ihre Mitmenschen Ihnen gute Gefühle geben sollten, hängen Sie am Haken. Der Job Ihrer Mitmenschen ist es, sich selbst zufriedenzustellen und so zu leben, wie es ihnen gemäß ist – und nicht so, wie es Ihnen passt.

Achten Sie auf Ihre Überzeugungen. Immer, wenn Sie sich über Ihren schwierigen Typ beklagen oder auf ihn schimpfen, sind Sie der Überzeugung: Dieser Mensch sollte mich eigentlich zufriedenstellen oder mich glücklich machen. Das macht er nicht und deshalb rege ich mich auf.

Das sanfte Lösungsmittel:

Jedes Mal, wenn Sie sich über Ihren schwierigen Typ aufregen, können Sie Ihr Denken absichtlich umdrehen. Sagen Sie zu sich selbst: »Dieser Mensch ist nicht dazu da, um mich zufriedenzustellen oder um mich glücklich machen. Ich sorge selbst für meine Zufriedenheit und mein Glück.«

Mit dieser befreienden Einstellung kommen Sie vom Haken. Damit hören Sie auf, von Ihrem schwierigen Typen etwas zu verlangen, was der Ihnen nicht geben kann. Und jetzt atmen Sie tief durch. Freuen Sie sich darüber, dass Sie sich selbst zufrieden und glücklich machen können, obwohl Ihr schwieriger Typ so ist, wie er ist. Was für eine Erleichterung!

Eigene Ansprüche überprüfen

Oft werden schwierige Menschen nur durch unsere Ansprüche schwierig gemacht: Der Unordentliche soll unseren Vorstellungen gemäß Ordnung halten, aber das tut er nicht. Also ist er schwierig. Der Chef soll Sie motivieren und Sie anerkennen. Wenn er das nicht tut, ist er ein schlechter Chef. Ihre Kinder sollen Sie stolz machen. Ihre Eltern sollen erstklassige Eltern sein. Ihre Nachbarn sollen freundlich und zuvorkommend sein. Und Ihr Hamster soll herumfliegen. Wenn diese Geschöpfe nicht tun, was Sie von ihnen erwarten, dann sind Sie frustriert und traurig.

Das sanfte Lösungsmittel:

Machen Sie sich nicht unglücklich. Beenden Sie diese »Sollerei«. Verzichten Sie auf diesen Druck und die Überforderung. Schrauben Sie Ihre Ansprüche runter. Hören Sie auf, von Ihren schwierigen Mitmenschen das zu erwarten, was die nicht hinbekommen. Stattdessen erfreuen Sie sich an dem, was Ihre Mitmenschen tatsächlich können.

Sie können lernen, andere Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Damit ersparen Sie sich viel Stress und eine Menge Enttäuschungen. Probieren Sie es mit dieser Einstellung: Jeder tut sein Möglichstes. Mehr geht nicht.

Verurteilen Sie Ihre schwierigen Typen nicht

Unser Denken liebt es, alles, was wir erleben, zu beurteilen und zu etikettieren. Besonders schnell urteilt unser Denken über andere Leute. Aber unsere beurteilenden Gedanken sind nicht wirklich frei. Unser Denken ist zutiefst geprägt von unserer Vergangenheit, von unserer Erziehung, von unseren Ansprüchen und Überzeugungen. Deshalb sagt jedes Urteil, das wir über einen anderen Menschen fällen, mehr über uns aus als über den anderen. Jedes Urteil, das wir fällen, werden wir auch fühlen: Je negativer Sie jemanden beurteilen, umso schlechter fühlen Sie sich. Wahrscheinlich werden Sie diesen schlecht bewerteten Menschen auch entsprechend schlecht behandeln. Das merkt der andere – und wird wiederum Sie negativ beurteilen. Am Ende sind da zwei Menschen, die in ihren Urteilen feststecken und sich miteinander schlecht fühlen.

Das sanfte Lösungsmittel:

Wenn Sie sich in der Gegenwart eines schwierigen Menschen besser fühlen wollen, dann lassen Sie alle Geschichten los, die Sie sich über ihn erzählt haben. Nehmen Sie auch das Etikett schwierig weg. Dieser Mensch muss von Ihnen nicht beurteilt werden.

Erleben Sie einen Menschen, statt ihn zu beurteilen. Erleben Sie, wie sich Ihr Gegenüber verhält, und erleben Sie, wie Sie reagieren. Geben Sie zu, dass Sie nicht alle Fakten kennen. Sie wissen nicht, wie es im Seelenleben des Betreffenden aussieht. In welchen Klemmen er sitzt, von welchen Nöten er geplagt wird. Ihre Urteile können also gar nicht richtig oder treffend sein.

Wertschätzen Sie die angenehmen Seiten des schwierigen Typen

Kein Mensch ist immer nur schwierig. Auch unsere reizenden Zeitgenossen können sich anders verhalten – und sie tun es auch. Aber wenn wir jemanden erst einmal negativ beurteilt haben, übersehen wir schnell seine angenehmen Seiten. Unsere Aufmerksamkeit verbeißt sich in das Schwierigsein des anderen. Wir lauern darauf, dass der Betreffende wieder sein reizendes Verhalten an den Tag legt. Und wir lieben es, damit Recht zu haben.

Häufig achten wir nicht mehr darauf, dass dieser Mensch zwischendurch auch ganz normal ist. Es ist so, als würden wir mit einer Lupe das Minus eines Menschen ständig vergrößern und dabei sein Plus ignorieren. Wir sind fixiert auf das Schwierigsein. Je mehr wir darauf achten, umso größer erscheinen uns die Macken des reizenden Typen.


Was wir beachten, das wächst.


Auch mit schwierigen Menschen kann man gut auskommen.

Das sanfte Lösungsmittel:

Legen Sie sich einmal ganz anders auf die Lauer: Suchen Sie nach dem normalen, dem angenehmen, unauffälligen Verhalten. Achten Sie auf die Momente, in denen Ihr schwieriger Typ sich nicht schwierig verhält. Glauben Sie mir, jeder Mensch hat auch positive Seiten und gute Eigenschaften. Schauen Sie genau hin. Und dann wertschätzen Sie diesen Menschen! Zeigen Sie ihm Ihre Anerkennung. Pflegen Sie einen freundlichen, kooperativen Kontakt mit ihm.

Zelebrieren Sie die Normalität Ihres reizenden Typen, und – das ist ganz wichtig – ändern Sie das Bild, dass Sie sich von dem Menschen gemacht haben. Ja, dieser Mensch hat seine schwierigen Seiten, aber er hat auch jede Menge normale, angenehme Seiten. Dieser Typ ist, wie wir alle: durchwachsen und nicht einseitig.

Wie Sie anderen den Stachel ziehen, ohne sich selbst zu stechen

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