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LIBELLEN AN DER NAAB – AUSZUG AUS DEM SOMMERGLÜCK
Оглавление»Gleich setzt sich die Libelle auf mein Knie!« Mit angehaltenem Atem sitze ich an der grünen Böschung des Flusses und hoffe, dass sich eine der vielen blauen Libellen mir nähert. Das tut sie aber nicht, ich bin ihr wohl fremd und ein wenig suspekt. Das ist verständlich – bin ich doch um ein Vielfaches größer als sie. Und dufte sicher anders als dieses für sie so vertraute Biotop.
Sie flattert an diesem milden Sommerabend mit den anderen Libellen am Flussufer entlang, und ich liebe es, ihnen dabei zuzuschauen und die Zeit zu vergessen. Wie gut, dass ich nicht fernsehe, sonst würde vielleicht der »Tatort« diese Idylle unterbrechen. Ich bin glücklich. Alles wirkt geradezu perfekt auf mich. Als säße ich inmitten eines Gemäldes.
Meine kurzen Haare sind trocken gerubbelt, und ich habe mich in das große Handtuch mit dem roten Fischmuster gewickelt, welches ich vor vielen Jahren in Dänemark kaufte.
In einem unbekannten Fluss zu schwimmen, ist für mich ein kleines Abenteuer, die Strömung, die Tiefe und die Beschaffenheit des Wassers sind unklar, und dann gibt es dieses Nicht-von-der-Stelle-Kommen«, wie bei einer Gegenstromanlage, die in manche kleine Swimmingpools eingebaut ist.
Ich beginne zu lachen, denn mir wird bewusst, dass ich eben wirklich gegen den Strom geschwommen bin.
Gleich picknicken wir. N. hat bereits die Tische auf die kleine Wiese gestellt.
Es ist ein Sommersonntag Ende Juni, irgendwo in der Nähe von Regensburg – nur ein kleiner, kaum erkennbarer Fleck auf der Landkarte – aber so etwas wie ein Paradies. Ich spüre mich und auch meine kindliche Freude am Da-Sein – da sein, wo ich bin.
Und wie so oft hat mich meine Intuition diesen Platz finden lassen, ein Platz für die kommenden drei Tage vor dem nächsten öffentlichen Termin.
Dies ist einer der Momente dieses Jahres, von denen ich bereits während des Erlebens weiß, dass ich sie nie vergessen werde. Sie sind einmalig.
Keine palmengesäumten weißen Strände in fernen Ländern, die nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind, stattdessen eine kleine grüne Miniwiese an einer kleinen Straße direkt an der Naab. Nicht wirklich ein offizieller Weg, sondern so eine Art Verbindungsweg, der nur den Einheimischen bekannt ist und der viel von Radfahrern genutzt wird. Das Wohnmobil fällt nur ein bisschen auf, vermutlich wird sich keiner daran stören. Freude und Glück auf einem einfachen Weg.
Vor uns liegt ein Abend mit Picknick, Frieden, langen Gesprächen über Gott und die Welt, der Möglichkeit, friedlich zu schweigen, und dem Sternenhimmel über uns.
Nichts Spektakuläres, ganz im Gegenteil. Doch für mich das Paradies.
Es braucht für mich nicht viel, um glücklich zu sein. Sorgfältig speichere ich auch an diesem Abend meine wertvollen Momente des Tages ab. Momente, für die ich dankbar bin, die mich berührt haben, in denen ich etwas gelernt habe, in denen ich jemand anderem etwas Gutes tun konnte, in denen ich ein klein wenig für die Welt tun konnte.