Читать книгу Hypnosetherapie für Kinder und Jugendliche - Barbara Scholl Hansruedi Wipf - Страница 8
ОглавлениеWarum ein Buch zur Kinderhypnose?
Hypnose für das Beste im Kind und für den Erwachsenen, der es eines Tages sein wird.
Hypnose? Ja, Hypnose!
Es ist gut möglich, dass dieses Buch das Leben Ihrer Kinder nachhaltig positiv verändert. Je besser Sie wissen und verstehen, wie Hypnose funktioniert, um Ihrem Kind zu helfen, desto intelligenter Ihre Entscheidungen, und desto überzeugter können Sie diesen Prozess mit Ihren Kindern angehen. Es ist gut möglich, dass diese Entscheidung für die Hypnose und somit für Ihre Kinder eine der nachträglich besten Entscheidungen im Leben Ihrer Kinder sein wird. Dasselbe gilt natürlich auch für Sie.
Die geistige und körperliche Gesundheit sowie das Glück Ihrer Kinder ist unser Ziel und an diesem Erfolg wollen wir gemessen werden!
Sie wollen nur das Beste für Ihr Kind? Sie wollen Ihrem Kind die Möglichkeiten bieten, die Sie auch hatten oder eben nicht hatten? Sie wollen, dass Ihr Kind gesund aufwächst, Charakterstärke entwickeln darf, widerstandsfähig wird, positiv mit Veränderungen in seiner Umwelt umgehen, sich durchsetzen, sich vertragen kann, diplomatisches Geschick entwickelt, eine »alles ist möglich«-Haltung an den Tag legt, Stärke sucht und findet, einfühlsam und empathisch wird und trotzdem für seine Rechte einsteht? Sich zu einem guten Menschen entwickelt und, egal auf welcher Ebene, Mehrwert für diese Gesellschaft schafft?
Und das alles unter dem Aspekt des höchstmöglichen Respekts für das Wesen Ihres Kindes? Dann sind Sie mit diesem Buch und den damit beschriebenen Methoden und Techniken der Hypnose richtig. Nichts ist so effizient und nachhaltig wie eine Veränderung im Unterbewusstsein eines Menschen. Nichts ist so natürlich und normal wie die Hilfe zur Selbsthilfe durch Hypnose.
Meine eigene erste Begegnung mit Hypnose war, als ich so um die 9 oder 10 Jahre alt war und mich meine Mutter wegen Bettnässens zu einem Hypnotiseur brachte. Es war ein etwas spezielles Erlebnis, als dieser graumelierte, ältere Herr mit Hochdruck auf mich einschwatzte (reine Direktsuggestionen) – aber es half! Ich war verständlicherweise sehr froh und erleichtert darüber – meine Mutter übrigens ebenso – und das Gute ist, es hält bis heute an … Ich bin auch heute noch sehr froh, aber vor allem auch meiner Mutter sehr dankbar, dass sie diesen Weg mit mir gegangen ist. Ich habe also schon sehr früh die Hypnosetherapie kennengelernt und sie hat mein Leben verändert, denn nun waren auswärts übernachten, Klassenlager, Skilager plötzlich kein Problem mehr und ich konnte entspannt diese bereichernden Momente genießen, frei von der Angst, mich irgendwie verschämt zu erklären oder zu verstecken.
Es gibt in vielen Bereichen des Lebens »Bandbreiten«. Von A–Z, von 0–100, von positiv bis negativ, von links bis rechts, oben bis unten, vorne bis hinten, stark bis schwach, intelligent bis weniger intelligent, geistreich bis armselig. Irgendwo auf diesen Bandbreiten-Skalen befinden wir uns alle. Nachdem in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms die Wissenschaft der Meinung war, dass man nun alle Antworten auf die großen und kleinen Fragen des Menschen finden würde, ist die Realität heute eine andere. Man ist sich bewusst geworden, dass die DNA, sprich, die Vererbung oder Weitergabe von Genen viel weniger eine Rolle spielen als die eigentliche Beeinflussung ab dem Zeitpunkt der Zeugung. »Nature versus Nurture« oder auf Deutsch: »angeboren versus angelernt«. Während bei »angeboren« die Weitergabe von Genen gemeint ist, so ist bei »angelernt« das Umfeld gemeint durch Pflegen, Nähren, Erleben, Fühlen und Wahrnehmen, durch Vermittlung von außen. Das ist in etwa so 80/20 einzuschätzen, wobei 80% das Erlebte, Wahrgenommene sind und nur gerade mal 20% das »Vererbte«.
Das Wahrgenommene geht sogar noch viel weiter zurück als nur gerade bis zur Zeugung/zum Mutterleib, hinzukommen via den Effekt der Epigenetik die Empfindungen der Großeltern und wie diese die Welt wahrgenommen und erlebt haben, wie sie diese Emotionen weitergegeben haben an die nächste Generation (Kinder) und diese wiederum an ihre Nachkommen (Enkelkinder) weitergeben. Was die Großeltern erlebt haben, hat demnach einen großen Einfluss bis hin zur übernächsten Generation. Aussagen wie »deine Großmutter war schon schwermütig – du hast es von ihr geerbt«, kann man jedoch nur begrenzt zustimmen, denn was von Großmutter/Großvater auf Sohn/Tochter und von dort auf die Enkel weitergegeben wurde neben den Genen, ist, wie die Welt wahrgenommen wird, wie man auf externe Impulse reagiert und wie man diese verarbeitet.
Dass diese Aussage dann Auswirkungen auf den Gemütszustand eines Menschen haben kann, ist klar und kann tatsächlich zu ähnlichen Wahrnehmungen und somit Problemen führen. Dass dies aber nicht via dieselben Gene geschieht, wie diejenigen, die für die blauen Augen oder die braunen Haare verantwortlich sind, sondern via den Effekt der Epigenetik, ist die viel neuere Erkenntnis der Wissenschaft.
»Die Umwelt kann das Epigenom und die Genregulation beeinflussen
Die Spezialisierung der Körperzellen geschieht nach einem zellinternen Programm, der Ablauf ist also genetisch und epigenetisch festgelegt. Umwelteinflüsse können aber auch Spuren im Erbgut eines Lebewesens in Form von epigenetischen Veränderungen hinterlassen. Ein gutes Beispiel dafür sind eineiige Zwillinge. Sie haben die gleiche DNA-Sequenz, da sie aus der gleichen befruchteten Eizelle stammen. Dennoch entwickeln sie sich zu unterschiedlichen Individuen, da sie in ihrem Leben unterschiedlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind.
Epigenetische Merkmale können vererbt werden
Epigenetische Merkmale können sogar an die Nachkommen vererbt werden. Holländische Frauen, die im Hungerwinter 1944/1945 schwanger waren, brachten untergewichtige Kinder auf die Welt. Als diese Kinder später selbst Mütter wurden, waren ihre Kinder auch eher klein, obwohl sie in Zeiten mit Nahrungsüberfluss gezeugt wurden. Die Lebensbedingungen der Großeltern haben also das Erbgut der Enkel beeinflusst und das, obwohl die DNA-Sequenz nicht verändert wurde.
Die Erkenntnis, dass von der Umwelt induzierte Veränderungen vererbt werden können, war in der Wissenschaft eine Sensation, da bis vor Kurzem die Ansicht herrschte, dass nur in der DNA-Sequenz ›geschriebene‹ Merkmale vererbt werden können. Das Forschungsgebiet der Epigenetik ist noch ganz jung und man darf auf weitere faszinierende Entdeckungen gespannt sein.« (Redaktion Simply Sciences)
Wir wollen Ihnen hier zeigen, dass Ihre Kinder (und übrigens auch Sie) nicht einfach Sklaven ihrer DNA sind, sondern sehr wohl ihr Leben positiv beeinflussen und verändern können. Ihr Einfluss über ihr Schicksal ist viel größer, als Sie das vielleicht je vermutet haben. Und der Start, dieses Schicksal positiv zu beeinflussen, kann dieses Buch sein.
Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit sogar das Leben der Kinder Ihrer Kinder mit Ihrer Investition in die Hypnosetherapie positiv beeinflussen!
Seien Sie die positive Kraft der Veränderung für Ihr Kind. Die Veränderung auf der unterbewussten Ebene ist eine Investition, in die es sich immer zu investieren lohnt – generationenübergreifend!
Der gefüllte Koffer für die Reise des Lebens
Wenn wir geboren werden, sind wir bereits mit sehr vielen nützlichen und lebenswichtigen Funktionen ausgerüstet. Ab dem Moment der Geburt jedoch werden wir noch viel mehr von außen beeinflusst, als während der Zeit im Mutterleib. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als würde der Koffer für die Reise des Lebens reichlich bestückt. Was genau alles in den Koffer kommt, hängt hauptsächlich von dem ab, was wir in den nächsten 10–12 Jahren lernen. Positives wollen wir unbedingt in den Koffer packen, bei Negativem könnte man davon sprechen, dass dies der Rucksack ist, den wir dann später einmal zu tragen haben. Das Interessante ist ja, dass je mehr positive Dinge wir in den Koffer packen, desto leichter wird die Reise des Lebens, desto vorbereiteter sind wir auf alle möglichen Eventualitäten. Je mehr Negatives wir in den Rucksack packen, desto schwerer wird er und desto mehr müssen wir uns konstant abmühen und abkämpfen, um über Wasser oder in der Luft zu bleiben.
Die ersten sechs Jahre im Leben eines Menschen sind extrem prägend und von 7–12 wird weiter am Erwachsenen gearbeitet, der dieses Kind eines Tages sein wird.
Jetzt ist es so, dass all das, was wir in den Rucksack gepackt bekommen, ja nicht in Stein gemeißelt ist. Dieser Rucksack kann auch wieder geleert werden. Ebenfalls interessant, je mehr wir den Rucksack später einmal leeren, desto eher passen dann auch wieder positive und wünschens- und erstrebenswerte Reisebegleiter in den Koffer, der uns für den Rest des Lebens begleitet … und dieser wird dadurch ja bekanntlich leichter, mit dem Effekt, dass auch der Rucksack insgesamt leichter geworden ist.
Die Hypnose, speziell die HypnoKids® und OMNI Methoden und Techniken greifen bei beiden, dem Koffer wie aber auch dem Rucksack. Mit der Hypnose können wir sehr viele positive Eigenschaften hinzufügen oder zumindest es einfacher machen, dass der Koffer so richtig offen ist für die guten, wichtigen Dinge im Leben. Wir können aber auch den Rucksack wieder um einiges erleichtern, störende Dinge wie schwere Emotionen, belastende Gewohnheiten oder generellen Ballast entfernen, obwohl sie zu unserem Leben gehört haben, so müssen sie uns mit ihrem Gewicht nicht die Reise erschweren. Nein, im Gegenteil – mit der Hypnose können wir diesen Rucksack so richtig gut leeren, damit er nicht so schwer auf unseren Schultern lastet.
Hat jeder einen Koffer? Ja. Hat jeder auch einen Rucksack? Ja, klar, die Frage ist nur, wer hat den Koffer intelligenter geoder bepackt und wer hat mehr totes und somit limitierendes und belastendes Gewicht im Rucksack geladen?
Sie kennen doch sicher auch Menschen, denen scheinen gewisse Dinge viel einfacher zu gelingen als anderen. Was immer die anpacken, packen sie mit Freude, Zuversicht und Elan an und arbeiten befreit und unbelastet an ihren Lebensprojekten. Wieder andere, die sehen in allem irgendein Problem, Risiken, Hürden und erklimmen auch viel seltener einen Berg mit ihrem schweren Rucksack.
Wir alle haben Dinge erlebt, die unangenehm, traurig, fies, hässlich, widerwärtig oder gar brutal waren. Wie wir unseren Koffer gepackt haben, beeinflusst sehr stark, wie wir nun mit diesen unschönen Erlebnissen und den damit einhergehenden Emotionen umgehen, und ob wir sie zusätzlich in den Rucksack packen, sie ignorieren oder intelligent verarbeiten können. Das Schicksal ist nicht immer gut gesinnt mit uns, auch wenn man alles richtig gemacht hat, liebevoll, zuvorkommend, moralisch ethisch korrekt lebt – das Schicksal ist neutral. Es kann alle treffen, die Besten und die Schlimmsten. Das Schicksal ist demokratisch und ihm ist es egal. Der Umgang mit dem Schicksal ist jedoch das, was einen Menschen ausmacht. Wie viel Resilienz, Flexibilität und Interpretationsfähigkeit hat er? Wie verarbeitet er es? Beißt er in die saure Zitrone oder macht er Limettensaft? Lernt er etwas daraus oder zerbricht er daran?
Deshalb kann hinter einem vermeintlich negativen Erlebnis wertvolle Lebenserfahrung stecken, die uns stärkt und abhärtet oder bei einer negativen Interpretation in die Knie zwingt. Kommt eben auch wieder darauf an, wie unser Koffer gepackt ist. Es gibt nicht nur schöne Dinge im Leben, das Schlechte, Böse und Unerfreuliche ist genauso Teil unseres Lebens, aber wie wir mit dem Negativen umgehen, trägt dazu bei, ob unser Rucksack schwerer wird oder wir den Koffer füllen mit Erkenntnissen, die uns stärken.
Wie Sie den Koffer Ihres Kindes packen und den Rucksack leichter machen können, erfahren Sie in diesem Buch. Auch Ihr eigener Rucksack kann signifikant leichter werden – überlegen Sie einmal – könnten denn nicht auch die Gewichte in Ihrem eigenen Rucksack eine Belastung für Ihr Kind sein? Wenn beide dadurch leichter durchs Leben gehen können, wäre viel gewonnen. Und plötzlich wird dem Vorbild Mama/Papa abgeschaut, wie man den Koffer packt und den Rucksack verschlossen hält, damit da nichts Unerwünschtes hineinrutscht. Halten Sie sich vor Augen – Sie sind die ersten Hypnotiseure, die Ihr Kind kennenlernt …
Eltern sind Hypnotiseure – achten Sie auf Ihre Worte und Taten!
Eltern sind in den prägenden Jahren, und oft auch danach, die Hauptbezugspersonen für ihre Kinder und entsprechend beeinflussen und programmieren sie ihre Kinder auch. Mal positiv, mal negativ, mal schon fast fahrlässig negativ.
Aufgepasst also, wie Sie als Eltern über Ihre Kinder sprechen, vor allem wenn das Kind dabei ist und mithört. »Unser Sohn kann einfach nicht rechnen«, »Unsere Tochter kann nicht lesen«, »Unser Sohn ist wirklich schlecht in XYZ.« Schlimmer geht immer: »Aus dir wird nie etwas werden.« »Du bist ein Versager.« »Du bist hässlich / du bist dick / du bist ängstlich / doof …«, und die Liste könnte endlos weitergeführt werden.
Wer hört sonst noch mit zu Hause, wenn Sie über eines Ihrer Kinder sprechen? Das kann ungefiltert über Geschwister wieder zurückgefüttert werden und große Auswirkung haben. »Mami/Papi hat gesagt, dass du die/der Dümmste der Kinder wärst.« So oder so ähnlich kommen diese Worte auch an – leider. Eine Aussage, die eine Momentaufnahme beschreibt, kann zu einer Langzeitprogrammierung bei einem Kind führen! Die Worte können jahrelang nachschwingen – speziell, wenn diese von so wichtigen Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrern stammen.
Am Schluss passiert dann meist das, was die Eltern dem Kind an Programmierung mit auf den Weg gegeben haben: »Unser Sohn/unsere Tochter kann einfach nicht rechnen/still sitzen/sich konzentrieren.« Wenn Ihr Kind nun diese Meinung via das Gehörte über sich selber bildet, dann wird sein Unterbewusstsein daran arbeiten, genau diese Programmierung auch zu erfüllen – schlechte Noten im Rechnen, Probleme beim Lernen von Mathematik oder sich nicht konzentrieren können, etc. Eigentlich klar, aber es muss doch immer wieder Erwachsenen erklärt werden. Kinder saugen alles auf, was Bezugspersonen ihnen vermitteln – im Guten, wie aber eben auch im Schlechten. Kein Kind macht das absichtlich – Eltern übrigens auch nicht – und ein Kind möchte seine Eltern unter keinen Umständen enttäuschen, führt jedoch einfach die Programmierung aus, die es erhalten und abgespeichert hat.
Sich bewusst werden ist der erste und wichtigste Schritt
Wenn Sie nun verstehen, wie solche Prägungen zustande kommen, dann ist es sehr wichtig, dass Sie sich dessen auch bewusst sind, denn erst, wenn Sie sich klar darüber sind, wie groß Ihr Einfluss ist, können Sie viel mehr auf Ihre Worte achten.
Wir alle sagen oder tun doch Dinge, die vielleicht nicht so gemeint waren, wie sie beim Gegenüber angekommen sind, aber wenn wir das weiter ignorieren, speziell, wenn wir uns dessen bewusst geworden sind, so sind wir tatsächlich verantwortlich. Klären Sie auch andere Eltern auf, wenn Sie solche Beobachtungen plötzlich selbst machen. Wer weiß, wie sehr Sie dadurch das Leben anderer Kinder ebenfalls positiv verändern können?
Seien Sie großzügig mit sich – auch Sie haben Prägungen mit auf den Weg bekommen und auch Sie können nichts dafür. Ist einfach so geschehen. Es nützt absolut nichts, wenn Sie sich jetzt Vorwürfe machen – im Gegenteil.
Kann eine Hypnosesitzung für Eltern dem Kind helfen?
Eltern sind sehr wohl potenzielle Kandidaten für eine Hypnosesitzung, weil ihre ureigensten Programmierungen einen Einfluss auf ihre Kinder haben. Beide sind Teil desselben Systems sozusagen und haben eine gegenseitige Wechselwirkung.
Als Hypnosetherapeut, der tagtäglich mit Menschen zu tun hat, und aus neutraler Sichtweise die Klienten kennenlernt, wird man ab und zu den Verdacht nicht los, dass es dem Kind automatisch besser gehen würde, wenn ein Elternteil oder beide Eltern zuerst einmal oder parallel eine Hypnosesitzung machen würden, um ihren eigenen Ballast loszuwerden. Ob wir es wollen oder nicht, aber die Eltern sind Teil des Gesamtsystems der Kinder und so gehört auch eine solche Option in Betracht gezogen. Nun, wie sage ich es dem »Kinde« (den Eltern in diesem Fall), dass es ihnen guttun würde, mal die eine oder andere Sitzung zu durchlaufen und den eigenen Rucksack zu erleichtern? Da braucht es Fingerspitzengefühl, diplomatisches Geschick und einfach auch den Mut, das Thema offen anzusprechen. Die Eltern wollen ja, dass ihrem Kind geholfen wird, und wenn sie verstehen, dass sie selbst dabei eine aktive Rolle einnehmen können, indem sie durch die Selbsthilfe wiederum den Kindern helfen, dann ist es eigentlich nur natürlich, dass sie dafür ein offenes Ohr haben und sich bereit erklären, aufzuräumen. Falscher Stolz wäre da fehl am Platz, wir alle haben einen Rucksack, den wir mit uns herumtragen – was wir mit dieser Erkenntnis machen, ist das, was uns dann unterscheidet.
Die innere Einstellung zählt
Eine Harvard Studie bestätigt, dass positive, optimistische Menschen weniger oft oder weniger schlimm krank werden. (Rimer, Drexler, 2011)
Wir werden nicht als Pessimist oder Optimist geboren – wir werden zu dem gemacht, als was wir später wahrgenommen werden und wie wir die Welt und unser Umfeld wahrnehmen.
»Ich habe doch gesagt, dass ich das nicht kann.« oder »Ich habe gewusst, dass das schiefgeht.« oder »Es wird mich bestimmt wieder treffen.« »Das ist schwierig.« – wer so durch die Welt geht, wurde so gemacht, und ja, es sind in erster Linie die Eltern, die einen so geprägt haben.
»Geld ist schlecht«, »die da oben«, »wir haben das nicht verdient«, »uns geht es schlecht«, »wir sind nicht dafür gemacht«, »aus dir wird nie etwas«, oder wie auch immer, solche Aussagen prägen sich tief ins Unterbewusstsein eines Heranwachsenden. Erinnern wir uns nicht selbst auch an solche Aussagen, die uns persönlich betroffen haben? Einige werden es sicher bejahen können und wissen, dass so eine Aussage uns bis ins Erwachsenenalter im wahrsten Sinne des Wortes »verfolgen« kann.
Wir werden wohl als Links- oder Rechtshänder oder als introvertiert oder extrovertiert geboren, auch die Augen-, Haut- und Haarfarbe ist vorprogrammiert – alles andere ist angelernt.
Angeboren versus angelernt – als Eltern kann man vieles richtig machen (wollen), ist aber nicht davor gefeit, Fehler zu machen, weil man selbst gerade nicht gut drauf, unter Zeitdruck, krank, übermüdet, gestresst, überfordert ist. Zudem ist das Kind ab einem gewissen Alter nicht mehr zu 100% unter der Obhut der Eltern und externen Einflüssen ausgesetzt. Es ist unmöglich, sein Kind konstant zu schützen oder im Blick zu haben. Was sagen oder tun Klassenkameraden, Lehrer, Großeltern, Geschwister, andere Verwandte, Nachbarn oder Trainer, was wir alles nur teils oder gar nicht mitbekommen? Was wird auf den allgegenwärtigen Medienkanälen vermittelt? Was, wenn etwas falsch verstanden wurde, das gar nicht negativ gewertet war, sondern einfach missverständlich kommuniziert wurde? Kommunikation ist nicht so einfach, wie man meint, denn sie geschieht auf ganz verschiedenen Wahrnehmungsebenen.
Kommunikation auf allen Ebenen
»Ich habe dir doch gesagt, dass …« bedeutet nicht etwa, dass die Botschaft angekommen oder auch verstanden wurde. Missverständnisse und sich widersprechende Körpersignale, Mimik, Intonation sowie Stimmlage können das Gesagte völlig anders ankommen lassen.
Gehört heißt nicht gleichzeitig auch verstanden … oder einverstanden, das sehen wir doch auch bei uns tagtäglich. Oft werden wir komplett falsch verstanden, obwohl wir der Meinung waren, es richtig vermittelt zu haben – jedoch basiert Verstehen halt auch darauf, wie das Gegenüber die Welt wahrnimmt und auf welchen Eigenerfahrungen es Informationen verarbeitet.
So führt das eine zum anderen, denn auch ein Missverständnis kann prägend sein. Ein negatives Erlebnis kann einen Menschen sein Leben lang prägen, nur um vielleicht Jahrzehnte später herauszufinden, dass es nicht so gemeint war. »Wenn ich das doch nur schon viel früher gewusst hätte …«
Sie sehen, wir sind von klein auf allen möglichen Kommunikationskanälen ausgesetzt und es ist unmöglich, sich dem zu entziehen. Wollen wir mit der Hypnose auch nicht. Wir wollen Ihrem Kind helfen, Missverständnisse und limitierende Prägungen aufzulösen, die zu negativen Glaubenssätzen, Ängsten, Gewohnheiten oder Verhaltensweisen geführt haben. Auch korrekt verstandene negative Informationen oder Wertungen sollen keine lebenslange Belastung sein, vielleicht war es sogar gut gemeint, aber es wurde zur Belastung. Dass man »enttäuscht« war, heißt ja nicht, dass Papa oder Mama immer enttäuscht sind, sondern es war eine Momentaufnahme.
Was wir nicht wollen, ist, dass Sie sich jetzt Sorgen machen. Auch das wäre der falsche Ansatz, nein, im Gegenteil, Sie sollen wissen, dass sich die allermeisten solcher Missverständnisse und Erlebnisse ganz normal klären oder auf gesunde Art und Weise verarbeitet werden. Auch Kinder, die sexuellen oder körperlichen Missbrauch erlebt haben, können zu gesunden Erwachsenen heranreifen, denn kein Kind ist gleich, kein Schicksal zwingend.
Die unerwünschten Gewichte, die in den Rucksack gepackt wurden oder gefallen sind, sind dort nicht zwingend auf Gedeih und Verderb, sondern können durch die HypnoKids® Techniken auch wieder reduziert oder gar komplett entfernt werden.
Das perfekte Kind … für die perfekten Eltern
Sie sind für die Erziehung Ihrer Kinder verantwortlich, und wenn Sie ein perfektes Kind wollen, dann ist dieses Buch nicht das richtige, denn kein Buch, kein Kurs, kein Lehrer, keine Aus-oder Weiterbildung kann Ihr Kind zum perfekten Kind machen.
Warum auch sollte ein Kind »perfekt« sein? Damit die Eltern Lob erhalten, wie toll ihr Kind ist? Reichen gut oder sehr gut nicht aus? Ein guter oder ein sehr guter Mensch zu sein, ist erstrebenswert (aus welcher Sicht- oder Betrachtungsweise auch immer) – aber perfekt? Wie will man perfekte Kinder formen, wenn man selbst nicht perfekt ist (perfekt sein und glauben, perfekt zu sein, sind zwei verschiedene Dinge)? Glauben Sie mir, Sie können noch so »perfekt« sein – es wird immer Dinge geben, die Ihnen Ihre Kinder eines Tages an den Kopf werfen, was Sie denn alles falsch gemacht hätten, wovon Sie aber komplett überzeugt waren, dass es richtig war. Dazumal vielleicht ja, aber die Zeiten ändern sich und so auch das, was man für richtig oder falsch erachtet. Denken Sie doch einfach zurück an Ihre Kindheit und die Konflikte und Meinungsverschiedenheiten mit Ihren eigenen Eltern. Warum soll es bei Ihnen anders sein? Weil Sie diese Fehler selbst nie begehen werden? Zudem ist es mehr als fragwürdig, die eigenen verpassten Träume durch die Kinder zu erfüllen, denn es waren Ihre Träume – lassen Sie Ihrem Kind das Anrecht auf eigene Träume. Es braucht keine 2.0 Version von Ihnen oder gar Copy/Paste-Kinder, sondern einen einzigartigen und einmaligen Menschen mit seinen eigenen Vorstellungen, Charaktereigenschaften, Werten und Träumen.
Diverse Eigenschaften sind angeboren, wie zum Beispiel introvertiert oder extrovertiert. Genauso wie Links- oder Rechtshänder weder richtig noch falsch ist, ist introvertiert nicht besser oder schlechter als extrovertiert. Es gibt viele introvertierte Menschen, die ein sehr erfolgreiches öffentliches Leben führen. Sie haben einfach gelernt, innerhalb ihrer Persönlichkeitsstruktur die Grenzen auszudehnen, und können für Dritte sogar extrovertiert wirken, obwohl ihr Kern introvertiert ist. Eine natürliche Entwicklung dahingehend, wo auch die Talente Ihres Kindes liegen, ist der beste Weg für ein erfülltes und glückliches Leben.
Sollte Sie das näher interessieren, so empfehle ich Ihnen, die Persönlichkeitsanalyse nach Lars Lorber zu machen. Das geht schnell und Sie können sich gratis und ohne eine E-Mail-Adresse dafür zu hinterlassen, auf www.selbsthypnose.net selber besser kennenlernen und somit auch verstehen. Zudem macht es auch noch Spaß und plötzlich sind vermeintliche »Schwächen« nicht mehr als solche zu sehen. Das kann sehr befreiend wirken.
Ist das Problem überhaupt ein Problem?
Es darf immer die Frage gestellt werden, ob das vermeintliche Problem, weswegen die Eltern ein Kind in die Hypnosetherapie (Therapie allgemein) bringen, überhaupt auch ein Problem für das Kind ist. Falls das Kind nicht einsieht, dass es ein Problem hat, dann sollte ein Kind nicht genötigt werden. Das würde nur zu Widerstand und somit Ablehnung führen und als Konsequenz Misserfolg resultieren.
Erkennt der erfahrene Therapeut als erwachsener Mensch, dass das Problem tatsächlich ein Problem ist und nicht einfach hausgemacht durch die Eltern, so muss jetzt dem Kind geschickt auf Augenhöhe begegnet werden (der Therapeut ist hier als neutrale Person anzusehen). Dem Kind muss anhand diverser Beispiele und Vergleiche gezeigt und verständlich gemacht werden, dass das problembehaftete Verhalten/Empfinden eben doch ein Problem ist und es von Vorteil wäre, dieses auch zu lösen. Das benötigt viel Einfühlungsvermögen, Geschicklichkeit und normalen, gesunden Menschenverstand, kindgerecht verpackt und vermittelt.
Instrumentalisierung von Kindern durch einen Elternteil
Manipulation ist alltäglich und allgegenwärtig, im Positiven wie im Negativen. Kinder aufzuwiegeln gegen ein Elternteil ist verwerflich und schadet dem Kind mehr als dem betroffenen Elternteil, denn es wird genötigt, sich für oder gegen jemanden zu entscheiden. Auch wenn die Eltern sich nicht mehr verstehen, egal wer, was, wie oder warum, das Kind möchte doch nichts anderes, als von beiden Eltern gleich geliebt zu werden und beide Elternteile gleich lieben zu dürfen.
Ein geschulter und erfahrener Therapeut erkennt relativ rasch, ob ein Kind manipuliert wurde, Dinge zu sagen über einen Elternteil, die nicht der Wahrheit entsprechen, nur um Vorteile in einem Rosenkrieg zu erzielen. Zudem machen wir unsere Hypnosetherapeuten in der Ausbildung auch auf solche zwar seltenen, aber möglichen Strategien aufmerksam, und dass sie eine spezielle Vorsicht walten lassen sollen, wenn Kinder Anklage oder Vorwürfe gegen ein Elternteil erheben. Speziell, wenn die Eltern in Trennung leben oder geschieden sind, kann es Momente geben, wo ein Elternteil über das Kind versucht, sich Vorteile zu verschaffen, indem dem Kind vermittelt wird, dass es dies oder jenes über Papa oder Mama sagen soll, was nicht der Wahrheit entspricht.
Wenn jedoch berechtige Vermutungen aufkommen, dass ein Kind Missbrauch erfährt, so haben unsere HypnoKids® Experten auch immer eine kompetente Anlaufstelle in Form von Hunderten Spezialisten aus Bildung, Politik, Polizei, Kinderschutz und vielen weiteren Gebieten sowie jahrelangen, erfahrenen Therapeuten. Unsere HypnoKids® Experten sind nie allein, sondern können auf sehr viel Unterstützung aus der Community zählen. Der Erfahrungsaustausch ist sehr wertvoll und das Netzwerk ebenso, worauf wir uns alle beziehen können.
Kindheit ist keine Krankheit, sondern ein Entwicklungsprozess
Ich bin kein Spezialist für Kinderpsychologie, will auch keiner sein, denn das ist nicht meine Aufgabe. Trotzdem gehe ich mit offenen Augen durch die Welt. Dass Sie dieses Buch überhaupt in Händen halten, zeugt davon, dass Sie keine Eltern sind, denen die Entwicklung ihrer Kinder einfach egal ist. Nein, Sie wollen nur das Beste für Ihr Kind und suchen Rat oder Unterstützung, um Ihrem Kind den Weg durchs Leben zu erleichtern, es so vorzubereiten, dass es das Leben irgendwann als gesunder Erwachsener selbst meistern kann. Jede menschliche Regung des Kindes zu pathologisieren oder als außerhalb der Norm (Norm – was ist das schon!) zu deklarieren und deshalb als therapiewürdig, kann man auch als Geschäftsmodell betrachten. Manchmal wird ein Kind als verhaltensauffällig abgestempelt, damit es therapiert oder gar medikamentiert wird, anstatt sich tatsächlich mit dem etwas aufwendigeren Kind zu befassen, es besser zu verstehen, auf sein Wesen einzugehen. Am liebsten hätten viele Erziehungsberechtigte schön genormte, brave Kinder, die möglichst in den Einheitsbrei passen, der weder auf- noch abfällt. Kaum eine Kante, die nicht geschliffen und poliert werden müsste. Kinder werden so lange genormt, bis sie passend gemacht sind … stromlinienförmig. Aus der Dose sozusagen.
»Ich bin ein Pillenfresser«
So deprimiert stellte sich ein Junge in unserer Handballmannschaft vor, als ich so etwa 14 Jahre alt war. Das ist mir aus irgendeinem Grund bis heute in Erinnerung geblieben. Der Satz beeindruckte mich, aber irgendwie tat mir der Junge dazumal schon leid. Mir wurde allerdings erst sehr viel später klar, was das mit ihm gemacht hatte – das Etikett, das man ihm auf seine Stirn geklebt hatte, »kaputt/defekt«, »ungenügend« oder was auch immer, hatte seinen Selbstwert in den Keller sinken lassen. Und mit jeder Pille wurde sein Rucksack noch schwerer, denn jede Pille suggerierte wieder, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
Diese Etiketten, die man Kindern auf die Stirn klebt, sind die Aufgabe des Hypnosetherapeuten, sie wieder zu entfernen und neu positiv zu beschriften für ein gesundes Selbstbild und Selbstwertgefühl.
Je nachdem, und ohne irgendjemanden zu nahe treten zu wollen, können Langzeittherapien und Medikamente das Problem sogar noch intensivieren. Oft sind solche Therapien symptomorientierter Natur (obwohl vermeintlich lösungsorientiert gearbeitet wird). Meist wird teils krankhaft nach einer Diagnose gesucht, nur damit man dem Kind eine vermeintlich passende Therapie oder ein verfügbares Medikament verpassen kann. Das Kind bekommt jedes Mal bestätigt, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt. »Krank« scheint mir da das System, nicht zwingend das Kind. Und wer weiß schon, was solche Medikamente auf ein heranwachsendes Hirn für Langzeitauswirkungen haben. Zudem kann es auch das falsche Signal sein, denn die wirklichen Lösungen kommen meist von innen und nicht in Form einer Pille von außen. Kinder, die erlernen, dass sie ihr Empfinden steuern und beeinflussen können, werden viel unabhängiger als solche, die für alles immer gleich ein Medikament verordnet bekommen.
Es darf zudem im einen oder anderen Fall auch hinterfragt werden, für wen denn nun diese Medikamente schlussendlich wirklich gemeint sind: für die Kinder oder für die Eltern?
Ihr Kind auf dem Weg in eine gesunde Selbstwahrnehmung und Haltung zu begleiten, ist Ihre Aufgabe als Eltern. Den Weg dahin wollen Sie aktiv mitgestalten – nun ist dieses Buch kein klassischer Elternratgeber und gibt auch nicht vor, einer zu sein – dafür gibt es zahlreiche andere Bücher. Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen zu verstehen, wie anhand der HypnoKids® Techniken und Methoden Ihr Kind besser auf die Umwelt vorzubereiten ist, oder aber, wenn die Umwelt bereits unerwünschte Auswirkungen auf Ihr Kind hatte, diese Auswirkungen in einer Kurzzeitintervention von ein bis drei Sitzungen entweder minimiert oder gänzlich eliminiert werden können. Der Hypnosetherapeut ersetzt nicht Ihre Aufgaben und Verantwortung als Eltern, genauso wenig wie ein Lehrer dies tun soll. Erziehen ist Ihre Aufgabe!
Genauso wenig trifft das übrigens auf Medikamente zu. Medikamente können im Extremfall, wenn alles andere nichts gebracht hat, mal in Erwägung gezogen werden, ich bin nicht per se gegen Medikamente. Ich bin jedoch dagegen, dass viel zu rasch normale oder auch mal außergewöhnliche menschliche Regungen bei Kindern (und Erwachsenen) gleich mit Medikamenten niedergewalzt oder unterdrückt werden. Kinder mit Medikamenten gefügig machen, ist kein Weg, den man einschlagen möchte. Bevor Sie als Eltern diesen eventuell durch Dritte vorgeschlagenen Weg beschreiten, hinterfragen Sie so ein Vorgehen, schlafen Sie darüber, lassen Sie sich Zeit, holen Sie sich Rat bei einem oder mehreren Hypnosetherapeuten Ihres Vertrauens, hören Sie einfach mal deren Einschätzung der Sachlage und welche Möglichkeiten die modernen HypnoKids® Techniken bieten.
Echte von falschen Defiziten zu erkennen und zu unterscheiden ist wahrlich kein leichtes Unterfangen, aber vielleicht hilft Ihnen dieser Ansatz, den ich mal aufgeschnappt habe: Schwächen schwächen, Stärken stärken.
Manchmal kann einfach »Zeit« und somit auch Geduld der richtige Weg sein. Ich weiß, dass mir Zeit gegeben wurde von meinen Eltern. Sie gaben mir das Vertrauen und vertrauten aber auch darauf, dass ich die entsprechenden Entwicklungsschritte schon noch machen würde, denn ich war eher ein Spätzünder und sicher nicht der Einfachste – aber genau der Faktor Zeit war für mich wichtig und richtig. Vielleicht hätte die eine oder andere Hypnose mehr mich dabei unterstützt, aber dazumal wusste man das alles noch nicht so richtig.
Jeder Mensch hat unterschiedliche Talente, Charaktereigenschaften. Warum Schwächen beüben, wenn es doch viel mehr Spaß macht, die Stärken zu leben. Es wird nicht aus jedem Kind ein Überflieger in Mathematik, aber dafür vielleicht ein guter Musiker oder ein einfühlsamer Therapeut oder einfach generell ein guter Mensch, der, in was auch immer für ihn stimmt, sein Glück finden kann. Ab und zu kann es sehr lange dauern, bis die wahren Talente zum Vorschein kommen. Das ist auch okay – das war dann einfach sein Weg. Und jeder muss seinen Weg am Ende vom Tag selbst finden und gehen – die Wegbegleiter können den Unterschied ausmachen, wie leicht oder steinig dieser Weg wird.
Die Vergangenheit als Baustein der Zukunft
Wir können auch mit der besten Hypnosesitzung die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Was wir jedoch mit der Hypnosetherapie innerhalb kürzester Zeit bewerkstelligen können, ist, dass das Geschehene neu interpretiert wird im Unterbewusstsein. Es verliert die negative emotionale Energie, die das Ereignis begleitet hat. Diese wird sozusagen neutralisiert und verliert dadurch ihren Einfluss im Hier und Jetzt sowie in der Zukunft. Das hat zudem den Effekt, dass das Kind merkt, dass es zwar mit der Unterstützung des Hypnosetherapeuten, aber ganz ohne Medikamente oder sonstige Einwirkung von außen, die eigene, innere Welt neu geformt hat. Empowerment pur! Ein guter Therapeut weist seine kleinen Klienten darauf hin, dass nicht er, der Therapeut, es war, sondern das Kind selbst, das dafür gesorgt hat, die Welt anders wahrzunehmen.
Das Kind zieht somit Stärke aus der Vergangenheit für eine gesunde Gegenwart und Zukunft. Eine wahrlich wichtige und prägende Erkenntnis in einem Heranwachsenden. »Ich habe die Kraft in mir selbst, die Dinge positiv zu beeinflussen und zu bewerten.« Das schafft eine starke Persönlichkeit für eine starke, selbstbestimmte Zukunft.
Hansruedi Wipf
Kinderhypnosetherapie
In den Medien ist Hypnose in letzter Zeit sehr ins Scheinwerferlicht gerückt. Mitglieder von Königshäusern gebären Kinder mittels Hypnose, Spitäler nutzen Hypnose, sei es um den Einsatz von Narkosemittel zu verringern oder gar ganz wegzulassen, um Verbrennungsopfern den Schmerz beim Verbandswechsel zu ersparen oder generell, um Schmerzen zu lindern oder während gewisser Zeitperioden auszuschalten. Das sind unheimlich spannende Berichte und erfreuen sich großer medialer Aufmerksamkeit.
Genau diese Aufmerksamkeit wünschen wir uns für die Kinderhypnose, denn was für die Großen funktioniert, ist auch für die Jüngsten wirksam,
»Hypnose gehört allen – und vor allem den Kindern!«
Unsere Motivation, dieses Buch zu schreiben, ist es, der breiten Öffentlichkeit sowie interessierten Fachleuten die Kinderhypnose zu erläutern, damit diese sanfte, hocheffiziente Therapieform unzähligen Kindern zugutekommen kann. Die Medien sind nämlich nicht primär von freudigen königlichen Geburten geprägt, sondern vielmehr von besorgniserregenden Themen wie: »Immer mehr Kinder brauchen einen Psychiater, weil sie mit dem Druck in Schule und Alltag nicht mehr zurechtkommen«, »Keine freien Therapieplätze für psychisch kranke Kinder«, »Kindern werden immer häufiger Psychopharmaka und Neuroleptika verschrieben«, »Kinder werden zu überangepassten Wesen.« Renommierte Fachleute thematisieren diese ungesunde Entwicklung seit Längerem.
Nun gilt es, Lösungen bereitzustellen. Kinderhypnose als medikamentenfreien, alternativen Lösungsansatz ins Scheinwerferlicht zu rücken, um rasch, sanft und nachhaltig zu helfen, das strebt das Buch an. Wir wissen, dass das Thema der modernen Kinderhypnose Aufklärungsarbeit bedarf, um Ängste und Vorurteile abzubauen. Dieser Aufklärung kommen wir hier nach.
Eltern, Großeltern, Verwandte und Interessierte laden wir ein, einen detaillierten Blick auf das spannende Thema Kinderhypnose zu werfen. Das Buch soll neugierigen und offenen Menschen zeigen, wie einzigartig, effizient und nachhaltig Kinderhypnose sein kann, um sich dann selbst die Antwort auf die Frage zu geben: »Wieso soll nicht auch mein Kind, mein Enkel, mein Schüler oder mein Patenkind von der Kinderhypnosetherapie profitieren?«
Unsere Erläuterungen basieren auf dem Fachwissen aus über 40 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der Hypnose/Kinderhypnose. Zuerst widmen wir uns dem generellen Basisthema der Hypnose, um zu zeigen, wie unser Hirn/Verstand/Geist funktioniert. Wie Probleme und Symptome entstehen und wie sie mit Hypnosetherapie innerhalb weniger Sitzungen aufgelöst werden können.
Haben Sie schon einmal beobachtet, wie Ihr kleiner Sohn die Straße hinunterläuft, und Sie denken sich »der läuft ja wie ich«? Das ist der Fall, da Eltern »die Hypnotiseure« und Referenzmodelle ihrer Kinder sind. Sie sind die Referenzmodelle Ihres Nachwuchses. Wir erklären, wie dieser Prozess abläuft und wie bereits im Mutterleib die Prägung des Kindes beginnt.
Lesen Sie, wie eine klassische Hypnosesitzung nach der HypnoKids® Methode abläuft, damit Sie ein weiteres Puzzleteil besitzen, um abzuschätzen, ob nicht auch Ihr Kind in der Zukunft von der Hypnose profitieren könnte.
Im Folgenden finden Sie über 40 interessante Erfahrungsberichte aus dem Praxisalltag, unter anderem zu Themen wie:
Ängste und Phobien diverser Art
Allergien
Bettnässen
Schlafthemen
Heimweh
Soziale Scheu
Aggressives Verhalten
Mobbing
Stottern
ADHS und ADS
Blockaden in Schule und Sport
Depressionen
Essstörungen
Panikattacken
Zwangsstörungen
Selbstverletzungen
Da Sie, wie gesagt, »die Hypnotiseure« Ihrer Kinder sind, geben wir Ihnen im Kapitel »HypnoKids® für Eltern« 20 + konkrete Tipps, wie Sie von nun an mittels Wachhypnose am Tag, hypnotischen Ritualen am Abend und sogar mit HypnoSleep® kurz nachdem Ihr Kind eingeschlafen ist, positive und stärkende Glaubenssätze ganz bewusst in Ihrem Kind verankern können.
Da die HypnoKids® Methode aufdeckend und ursachenorientiert ausgerichtet ist, schildern wir in unseren Fallstudien konkret, was der jeweilige ursprüngliche »Dorn« war, der einem bestimmten Symptom bzw. Problem zugrunde lag. Wir versprechen, dass dieses Kapitel einige spektakuläre Geschichten beinhalten wird. Lesen Sie dort, was der Ursprung einer hartnäckigen Misophonie bei einem 8-jährigen Jungen war (verminderte Toleranz für Geräusche, speziell Kaugeräusche beim Essen), welcher Ursprung die Angst, an einer tödlichen Krankheit zu sterben, einen ebenfalls 8-jährigen Jungen über fast zwei Jahre nur schwer einschlafen ließ und wie ein Heftpflaster im Kindergarten Ursprung einer Zwangsstörung eines Primarschulmädchens war.
Wir plädieren dafür, dass Kinderhypnose den Bekanntheitsgrad bekommt, den sie verdient hat, um Frederick Douglass (1817–1895) Worten nachzukommen:
»Es ist einfacher und sinnvoller, starke Kinder aufzubauen, als kaputte Erwachsene zu reparieren.«
Barbara Scholl