Читать книгу Alle Macht der Liebe - Barbara Vödisch - Страница 8
Zum Geleit
ОглавлениеLiebe kennt keine Grenzen. Sie ist universell, unendlich und allumfassend. Sie schließt alle Menschen ein und kennt keine Bedingung. Sie liebt einfach. Die Liebe ist nicht zu fassen, nicht zu berechnen. Sie entzieht sich unserer Kontrolle, unserer Macht, sogar unseren Worten. Sie ist größer als alles und drückt sich doch praktisch in den kleinen Dingen unseres Lebens aus.
Gelebte Liebe ist der Schlüssel zu einem neuen Bewusstsein. Weder Wissen noch spirituelle Theorien können die Welt wandeln – einzig die Liebe. Sie umfasst alles und hat unendlich viele Facetten. Wir beschränken sie, dabei ist sie unendlich. Wie oft wird sie nur auf die romantische Liebe zwischen Mann und Frau oder auf Sex reduziert. Dabei ist Liebe überall und beschränkt sich nicht auf die Liebe zwischen dir und deinem Partner. Sie kann sich in der Liebe zu deinem Beruf, zum Göttlichen und im menschlichen Zusammensein ausdrücken.
Wir übersehen die Liebe oft, obwohl sie allgegenwärtig ist. Liebe entsteht nicht im Kopf, sondern will sich in deinen Taten und in deiner inneren Haltung ausdrücken. Liebe will gelebt sein, indem du anderen Menschen mit Mitgefühl begegnest und den Mut hast, für die Liebe einzutreten. Liebe zu leben bezieht sich nicht nur auf große Taten, sondern spiegelt sich in den alltäglichen Dingen deines Lebens wider. Sie betrifft uns alle. Egal, wie unterschiedlich wir sind, welche Sprache wir sprechen, welche Herkunft, welchen Beruf, welchen familiären und gesellschaftlichen Hintergrund und wie viel Geld wir haben. Liebe ist die Sprache, der Kern, der uns verbindet, Gegensätzliches überwindet und Unmögliches möglich macht. Sie ist universell, unabhängig von religiösen, weltanschaulichen oder philosophischen Sichtweisen und davon, welche Rolle wir in unserem Leben spielen.
Manche Menschen können mit religiösen oder spirituellen Sichtweisen der Liebe nichts anfangen und leben sie einfach. Viele kennen die Sehnsucht nach einer besseren Welt. Ich glaube, nur die Liebe wandelt. Sie ist eine sanfte Revolution von innen heraus, und nichts kann ihr standhalten. Ihre Kraft wird unterschätzt und belächelt. Und doch ist nichts so wichtig und zentral wie die Größe der Liebe. Man mag mich für naiv halten, wenn ich sage, dass die einzige Antwort auf alle, auch auf gesellschaftliche Probleme, die Liebe ist. Doch ist sie kein System, keine Philosophie. Wir selbst sind aufgerufen, der Menschlichkeit, der Liebe, Raum zu geben. Wir sind die Liebe, die Veränderung in dieser Welt. Menschen, die sich der Liebe bewusst sind, übervorteilen andere nicht. Sie spüren keinen Mangel und wissen, dass mehr Geld und Sicherheit ihnen nicht mehr Glück bringt und genug für uns alle da ist. Genauso wenig lassen sie sich ausnehmen, weil sie ein gesundes Gleichgewicht in sich tragen.
Die bessere Welt wird nicht durch das richtige System, die richtigen Regeln, Politiker oder die richtige Weltanschauung entstehen. Sie beginnt bei der Freiheit, bei der Liebe jedes Einzelnen. Sie beginnt in uns und unserem Bewusstsein.
Ich traf Menschen wie du und ich, die berühren und uns durch ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten und Erfahrungen die Vielfalt und Grenzenlosigkeit von Liebe aufzeigen und Mut machen, Liebe zu wagen. Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Schichten, und ich war neugierig auf das, was sie rund um ihr Leben und die Liebe zu erzählen hatten. Durch jeden von ihnen fühlte ich mich berührt und bereichert. Jeder zeigte mir einen neuen Aspekt gelebter Liebe auf. Ich liebe menschliche Geschichten, bin fasziniert vom Leben, das für mich spannender ist als jeder Roman oder Krimi. Es sind Geschichten, es ist Liebe, die das Leben schreibt.
Das Entstehen dieses Buches war kein rationaler Akt. Ich hatte kein detailliertes Konzept. Mein einziger Faden waren die Liebe und die Menschen, durch die sie sich offenbarte. Was und wer, zeigte sich. Witzigerweise stolperte ich immer erst, nachdem ich das jeweilige aktuelle Interview hatte, über die nächste Geschichte. Ich kannte zu Beginn niemanden von ihnen. Es war, als würde ich zu den einzelnen Menschen geführt.
Besonders berührte mich die Geschichte einer Frau, die bei einem Zugunglück ihren Mann und zwei Kinder verloren hatte, und deren Liebe keine Grenze zu kennen scheint. Das Leben führte mich auch zu einem amerikanischen Vietnamsoldaten, der Hunderte von Menschen tötete, durch die Hölle ging und heute als Zen Mönch ein Bote des Friedens ist. Ich begegnete einer Kurtisane, einer Liebesdienerin im Dienst reicher Männer, und später einer Ex-Nonne, die heute verheiratet ist und einen Sohn hat. Überraschend traf ich auf den Erben einer der reichsten deutschen Familienunternehmen, der, anstatt einem Luxusleben zu frönen, sein Leben in den Dienst der Menschen stellt.
Ich traf eine Frau, deren Währung nicht der Euro, sondern Liebe und Menschlichkeit ist und die völlig ohne Geld lebt. Ich begegnete einem Wanderer zwischen den Welten, der eine steile Karriere als Investmentbanker hinlegte, finanziell ausgesorgt hat und im Sommer als Senner eine Alm bewirtschaftet.
Berührt hat mich auch die Geschichte eines jungen italienischen Mannes, dessen Bruder in einer Berliner U-Bahn von gewaltbereiten Jugendlichen überfallen wurde und dabei ums Leben kam. Wie groß Liebe sein kann, zeigt er, indem er nicht im Hass auf die Täter steckengeblieben ist, sondern alles tut, damit so etwas nie wieder passiert.
Sie alle lassen uns die Welt mit anderen Augen betrachten – durch die Augen der Liebe.