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Keine Leiche in Sicht

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Der Professor, so nannten ihn seine Kollegen, wenn sie unter sich waren, war auf den Autohof gerufen worden. Oberkommissar Rasmussen Leu war ein bedächtiger Mann Mitte fünfzig, der seinen Ruhestand tagtäglich herbeisehnte. Den Spitznahmen Professor hatte er bekommen, da er gern als Gastdozent an der Polizeischule auftrat und jungen Kollegen die ersten Schritte in die ungewisse Zukunft eines Polizisten beibrachte. Wenn er zu sehr die Intelligenzbestie raushängen ließ und das geschah sehr oft, wurde er auch gern despektierlich „Oberleu“ gerufen.

Oberleu war also auf den Abstellplatz für abgeschleppte und sichergestellte Autos gerufen worden. Der schwarze Mercedes war sichergestellt worden, nachdem das Parkticket bereits geraume Zeit abgelaufen war und einige Knöllchen einfach ignoriert wurden. Die Halterabfrage hatte ergeben, dass dieser einige Jahre gesessen hatte und vor einigen Wochen erst aus dem Gefängnis entlassen worden war.

Woher hatte er das Geld für einen solchen Wagen? Der Sozialneid und ein begründeter Verdacht führten dazu, dass der Kofferraum geöffnet wurde. Eine Tasche voll mit Tütchen weißen Pulvers führte dann dazu, dass Oberleu antraben musste. Sichtlich genervt, ob des verpassten Feierabends, warf er nur einen Blick darauf und schnauzte: „Hätte auch bis Morgen Zeit gehabt. Steht schließlich schon länger. Ab mit dem Wagen in die KTU und schafft das Zeug ins Labor oder meint ihr wir sind hier im Kino und ich leck dran?“ Oberleu machte auf dem Absatz kehrt und verschwand nach Hause.

„Na, was hat die Analyse des Pulvers schönes ergeben?“ Oberleu stand noch halb in der Tür des Kommissariats, als er Kommissar Reich, der dienstbeflissen eine halbe Stunde vor dem Professor durch Anwesenheit glänzte, diese Frage zuwarf. „Die haben gestern Abend noch zurückgerufen und herzlich gelacht. War keine große Analyse notwendig. War alles Salz“, erklärte Reich. „Salz?“ Oberleu sah reichlich dumm aus, wie er da mit offenem Mund stand wie ein satter Säugling. „Ja, Salz.

Der Mann war bei einer Im- und Exportfirma angestellt, die unter Anderem solche Salzentspannungshöhlen mit verschiedenartigen Salzen beliefert. Inzwischen wurde ihm gekündigt, da er seit Wochen nicht mehr aufgetaucht ist.“ „Salz? Salzentspannungshöhlen? Verstehe kein Wort“, sagte Oberleu und setzte sich erst mal. „Kaffee fertig? Bitte mit Zucker, nicht mit Salz. Aber ernsthaft Reich, da stimmt was nicht. Ein so toll rehabilitierter Ganove und der verlässt Auto und Job? Stell mal fest, wo er wohnt und erwirke einen Hausdurchsuchungsbeschluss.“

Bei der Hausdurchsuchung kam nichts Außergewöhnliches zu Tage, außer einem unbenutzten Wegwerfhandy und einem Laptop, welcher umgehend sichergestellt wurde. Aus der reichen Konversation mit einem Knastbruder, einem ehemaligen Zellengenossen, ging hervor, dass der Betroffene, Herbert Mann, der Exmann einer gewissen Paula Lammers war. Er wäre dieser gern ans Leder gegangen, hätte er nur ihren Aufenthaltsort erfahren. Nachdem der freundliche Zellengenosse den Aufenthaltsort durch Zufall in Erfahrung gebracht hatte und umgehend dem Mann eine Mail selbigen Inhaltes zukommen ließ, brach dann jegliche Kommunikation ab. Der Laptop wurde nicht weiter benutzt.

So geschah es, dass eine Welle der Erschütterung moralischen Inhaltes durch den friedlichen Wohnort von Bruno und Paula Lammers rollte, als eine Welle Kriminaler und Erkennungsdienstler anrollte und einen potenziellen Tatort mit Beschlag belegte. Von alledem ahnten die beiden Lammerschen nicht das Geringste. Sie brieten in der Sonne und Bruno verdrängte und vergaß den ärgerlichen Vorfall.

Oberleu wühlte verdrossen im Kleiderschrank der Paula Lammers. Das ganze Haus sah zwischenzeitlich aus, als wenn nicht nur eine Bombe eingeschlagen hätte. „Sieht so aus, als müssten wir uns bei den Lammers entschuldigen“, sagte Reich. „Ach, hier muss doch was sein. Das ist doch kein Zufall, dass der „Mann“ ihr in der Mail gedroht hat und nun nicht mehr aufzufinden ist“, meinte Leu ärgerlich. „Richtig, aber im Kleiderschrank ist der „Mann“ offensichtlich auch nicht. Hoffentlich sind bald die vierbeinigen Schnüffler da, damit wir weiterkommen. Ist bald wieder Feierabend und die Kollegen, die die Nachbarn befragen, scharren auch schon mit den Hufen.“ Dann erschien einer dieser Kollegen mit der guten Nachricht, dass ein Nachbar in der fraglichen Zeit eine schwarze Mercedes Limo vor dem Haus der Lammers gesichtet hatte.

Auch hatte die Spurensicherung im Gartenhäuschen einen teuer scheinenden, leeren Alukoffer gefunden, der dort hinpasste, wie ein „Schwein aufs Sofa“. Wie sich später herausstellte, passten die Fingerabdrücke darauf zu Mann und Bruno Lammers. Die Verbindung war hergestellt. „Jetzt ist er dran“, meinte Oberleu hämisch. „Feierabend“!!!

Der viereinhalbte Mann

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