Читать книгу Rendezvous mit dem Schweinehund - Ben Baak - Страница 8

Guter Wille, Gewohnheit, Ritual

Оглавление

Veränderungen sind für uns Menschen anstrengend. Wir wollen in aller Regel in unserer gewohnten Umgebung und den gleichen Routinen bleiben. Das hängt damit zusammen, dass Veränderungen von unserem System als Relikt der Evolution als Gefahr wahrgenommen werden. Das Gehirn versieht Veränderungen also beinahe mit einem „Schmerzzustand“, um uns vor einem Risiko zu schützen. Früher konnte dieser Mechanismus dein Überleben retten. Heute verhaftet er dich allzu oft in deinen Gewohnheiten und steht somit einer Entwicklung im Wege, obwohl das Risiko einer Veränderung heute absolut überschaubar ist oder gar den gegenteiligen und damit schützenden Effekt mit sich bringen würde. Das Wissen darüber, dass es jedem Menschen erst einmal schwer fällt Veränderungen zuzulassen und dass du trainieren kannst mit den aufkommenden Gefühlen von Unsicherheit umzugehen, ist wesentlicher Bestandteil in diesen Momenten standhaft zu bleiben. Denn dein Gehirn versucht dich mit einigen Tricks und Kniffen im ursprünglichen Zustand, deinem Status Quo zu behalten. Schnell entstehen Gedanken im Kopf, die dir nahelegen, dass es doch auch vorher gut war und dass es im Grunde doch gar keinen Grund für eine Veränderung gibt, weil es dir doch vorher eigentlich schon ganz gut ging. Willkommen zu deinem ganz persönlichen Rendezvous mit deinem Schweinehund, der sich genau diesen Moment des Zweifels und der Anstrengung zunutze macht. Jetzt entscheidest du, wer das Herrchen oder Frauchen ist …

Vielleicht hilft dir darüber hinaus Kenntnis davon zu haben, dass dein Gehirn „Programme“ für die Abläufe deines Alltags schreibt, die du regelmäßig und oft sogar routinemäßig durchführst. Ein immer wiederkehrender Gedanke, eine ständig durchgeführte Handlung lässt in deinem Gehirn bestimmte Netzwerke entstehen, die sich mit jeder Wiederholung deines Denkens oder Handelns weiter verfestigen. Stell dir bildlich vor, dass in deinem Gehirn Datenautobahnen gebaut wurden, für diese immer wiederkehrenden Gedanken. So entsteht deine subjektive Wahrheit, die dir sogar im Wege stehen kann. Manche Wissenschaftler und Experten aus diesem Forschungsgebiet gehen sogar soweit dies als eine Art Computerprogramm zu bezeichnen, das du im Laufe deiner Jahre schreibst und bis zum etwa 35. Lebensjahr programmierst. Danach läuft beinahe jeden Tag der gleiche Film ab. Die identischen Abläufe, das gleiche Essen, die immer gleichen Wege, Gespräche, Begegnungen, Bestellungen, Filme und vieles mehr. Freier Wille? Wohl eher vordefinierter Inhalt mit exakten Sendezeiten. Glaubst du nicht? Dann beobachte doch mal exemplarisch einen Tag. Geh diesen einmal in Gedanken durch, Schritt für Schritt. Wecker, Smartphone, Nachrichten, aufstehen, Morgentoilette, Kaffee, Hygieneprogramm, Mails oder Zeitung, Morgenmagazine oder Nachrichten, Termine und Verpflichtungen, Arbeit, Kantine, Arbeit, Fernsehprogramm, Schlafen … repeat!? Ok, mal Kino, mal Sport, mal Bar, mal Freunde treffen, mal ein Konzert … Vielleicht sieht dein Alltag auch ein bisschen anders aus, vielleicht sogar komplett.

Routinen entlasten. Sie sind also durchaus wichtig, können jedoch vielen positiven Veränderungen im Wege stehen und dich blockieren. Das Leben ist keine Aneinanderreihung von Happenings, es ist aber auch nicht der tagesgleiche Ablauf, der wenig mit Freiheit und Entwicklung gemein hat.

Reflexion und Veränderungen stellen einen Jungbrunnen für unser Gehirn dar. Es werden neue Muster programmiert, es entstehen neue Verbindungen und das Gehirn entwickelt sich, wenn du Neues machst. Du wächst und damit auch deine Gesundheit und deine Möglichkeiten. Die neuen Gedanken und Entscheidungen, die für dein Gehirn zunächst als fremd empfunden werden, kannst du dir jetzt bildlich vorstellen, als würdest du die Datenautobahn verlassen und auf den holprigen Feldweg abbiegen. Du wirst ihn erst einmal einige Male benutzen dürfen, bevor aus ihm ein besserer Trampelpfad und irgendwann die neue Datenautobahn geworden ist. Es ist jedoch in jedem Fall möglich …


Schreibe dir bitte einmal stichwortartig deine zentralen Tagesroutinen auf und reflektiere dich selbst, welche Bausteine immer gleich sind.

Meine Tagesroutinen



Jetzt schreibst du dir bitte auf, welche Bausteine du in Zukunft verändern möchtest und wo es gerne etwas bunter werden darf. Welche Routine möchtest du ablösen? Dies wird dir auch später bei der Zielsetzung helfen.

Bausteine, die ich ändern möchte


Klasse. Du wirst sehen, dass der erste Schritt immer in der Feststellung eines Missstandes oder im Bewusstsein eines Entwicklungspotentials liegt, um den Weg zu den Veränderungen einzuschlagen. Für den Fall, dass du noch nicht so recht zu einer Erkenntnis aus diesem Baustein gekommen bist, so möchte ich dich bitten diese Übung mit etwas zeitlichem Abstand zu wiederholen und dich dafür immer wieder Mal im Alltag zu beobachten. Auch hilft es, sich von Familienmitgliedern oder Freunden einschätzen zu lassen, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen.

Nun zu dem Prozess, der deine Ziele nach und nach tief in dir verwurzelt. Wie beschrieben, brauchst du einen Anlass für eine Veränderung, denn sonst würdest du ja alles beibehalten. Hast du diesen Anlass gefunden, wohnt dir meist ein guter Wille inne, diesen auch in die Tat umzusetzen. Vielleicht hast du dich sogar durch einen Auftritt oder einen Impuls von mir packen lassen, was mir sehr viel bedeutet. Du bist also grundsätzlich frohen Mutes und willst es angehen. Angenommen du kannst jetzt diesen guten Willen auch mit deiner Handlung in die Tat umsetzten und wirst regelmäßig sowie kontinuierlich an deinem Ziel arbeiten, dann stellt sich mit der Zeit ein Gefühl der Gewohnheit ein. Gewohnheiten, das kannst du sicher aus eigener Erfahrung sagen, können positiv oder negativ sein. Sie alle sind antrainiert und damit bis zu einem guten Grad verinnerlicht. Egal, ob es der allabendliche Griff zum Wein oder Bier ist, die geliebte TV-Show oder Serie, die Zigarette oder der Sport, Urlaubsorte, Freunde und vieles mehr sind. Gewohnheiten entstehen, wie der Name schon sagt, aus einem andauernden Erleben, das zunehmend verinnerlicht wird. Die Literatur schwankt dort zwischen 6 bis etwa 13 Wochen und hat sicher auch etwas mit den gesammelten Erfahrungen und dem damit verbundenen Gefühlen zu tun, die du dabei erlebst. Du siehst also schon, dass es wichtig ist am Ball zu bleiben.

Die höchste Stufe der Verinnerlichung bezeichne ich als Ritual. Als fester Baustein deines Alltags fühlst du dich unvollständig, wenn du das Ritual ausfallen lässt. Es gibt dir Sicherheit und Kraft. Es dient dir als Partner und wichtiger Baustein für ein gutes Gefühl. Rituale können also so stark werden, dass ihr Grad an Automatismus zum Autopiloten wird. Ist das Ritual gesundheitsförderlich, wird dir schnell bewusst werden, dass es genau dieser Zustand ist, den du erreichen möchtest. Viele Menschen haben beispielsweise das morgendliche und abendliche Zähneputzen ritualisiert. Würden sie ohne geputzte Zähne das Haus verlassen, hätten sie ein schlechtes Gefühl.

Hast du bereits Rituale in deinem Leben? Das Tragen eines Talismans? Ein ganz bestimmter Ablauf vor einem bestimmten Ereignis, wie man es von Sportlern kennt?


Wie sieht dein Ritual aus oder was würdest du gerne ritualisieren?

Rituale



Rendezvous mit dem Schweinehund

Подняться наверх