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Kapitel 1: Mythos Pilgerschaft - Wallfahrten der Weltreligionen

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Schon seit Urzeiten pilgern die Menschen zu ihren Märtyrern und Heiligtümern. Seit tausenden von Jahren gibt es den Mythos der heiligen Wallfahrt (Pilgerschaft), die zu den Pilgerstätten ihrer Heiligen führen. Im Christentum, Judentum und im Islam huldigen und verehren Pilger an den Gräbern und Schreinen die Gebeine und Reliquien der Heiligen.

Mythos Pilgerschaft

Bis in unsere heutige Zeit hinein gibt es dieses Phänomen der Pilgerschaften, bei den Christen sind es die drei großen heiligen Stätten Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela, Orte der Verehrung besonderer Heiligen. Die Tradition der Pilgerschaft gibt es schon seit Tausenden von Jahren. Auf der ganzen Welt gibt es Heiligenverehrungen, die Millionen von Pilger bewegen, ihre Heiligen zu besuchen und zu verehren. Dabei besuchten Pilger nicht nur wie heute in Europa Kathedralen, Kirchen und Kapellen, sondern auch Tempelanlagen, Moscheen, Höhlen (Grotten) und Heilige Berge. Schon früh gab es in den alten Kulturen unserer Erdgeschichte Kult- und Opferstätten, Bergheiligtümer, Kultfelsen und Kulthöhlen, die von ihren Anhängern verehrt wurden. Die Zeiten der Kelten, Altsachsen und anderer Germanenstämme hatten ihre Heiligtümer meistens auf einem Hügel. Wie beispielsweise das Sachsenheiligtum, die Irminsul, ein Weltenbaum und Baumheiligtum. Auch in biblischer Zeit gab es heilige Orte und Kultstätten wie z.B. die Pyramiden, die bis heute ihre Faszination nicht verloren haben. Ob es die Orte der alten Propheten waren oder die Orte Jesus Christus, alle verbinden, dass der Glaube bis heute lebendig ist.

Einmal im Leben nach Mekka. So heißt es für jeden gläubigen Moslem, dass es im Islam für jeden eine religiöse Pflicht ist, einmal an der Pilgerfahrt, der Haddsch, teilzunehmen. Bei der alljährlichen Wallfahrt und Pilgerzeremonie drängen sich dicht an dicht die Gläubigen, beten und umrunden die Kaaba, das zentrale Heiligtum, eines der fünf Säulen des Islams, siebenmal gegen den Uhrzeigersinn. Das altehrwürdige Mekka, die Geburtsstadt des Propheten Mohammed, liegt in Saudi-Arabien, mit Medina und Jerusalem die wichtigsten religiösen Wallfahrtsorte des Islams.

Abraham, der Stammvater vieler Völker, die des Judentums, Christentums und des Islams, hatte auf seiner langen Reise von der Stadt Ur in Chaldäa (Mesopotamien) über die heutige Türkei bis nach Kanaan, das Gelobte Land, auch nach Mekka den monotheistischen Glauben gebracht, dass es nur einen einzigen Gott gibt, den Gott aller Völker. In der Höhle Machpela in Hebron (Westjordanland) liegen die Gebeine Abrahams, Saras, Isaaks, Rebekkas, Jakobs und Leas. Das Grab der Patriarchen, wie es genannt wird, ist für Juden, Muslime und Christen ein Heiligtum.

In den biblischen Überlieferungen findet man viele Berichte über heilige Wander- und Pilgerschaften, sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament. In biblischen Zeiten waren die Menschen noch nicht so sesshaft wie wir heute, sie waren Nomaden und zogen als Hirten mit ihren großen Schaf- und Ziegenherden übers weite Land. Im zweiten Buch Mose (Exodus) liest man vom Auszug aus Ägypten, als Moses die Israeliten 40 Tage lang durch die Wüste führte und von dem jahrhundertelangen Joch der Pharaonen befreite. Es ist die ursprüngliche Form einer Pilgerreise zum Heil und wie das Unterwegssein den wahren Glauben stärkt und bindet.

In der Pilgerschaft geht es sicherlich nicht nur darum, dass man die Heiligen Stätten besucht und verehrt, sondern vielmehr darum, dass man durch sein Unterwegssein seinen Glauben stärken und festigen kann. Über das Gottvertrauen haben oder zu bekommen, liest man im Buch der Psalmen. Schöner Bibeltext, aus dem Psalm Davids „Der gute Hirte“ (Psalm 23.4)

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir

dein Stecken und Stab trösten mich.

Auch im Neuen Testament lassen sich genügend Hinweise finden, die auf die Pilgerschaften der Juden und Christen verweisen. So die des Jesus Christus, den Erlöser und Gottes Sohn, der mit seinen Jüngern am jährlichen Passahfest in Jerusalem mit Palmenzweigen und auf einem Esel einzog und empfangen wurde, hier begann für ihn sein Martyrium. Das Passahfest, ein großer jüdischer Feiertag (Familien- und Wallfahrtsfest), erinnert zu Zeiten Jesu an die Befreiung der Israeliten durch den Auszug aus Ägypten. Nach Jesus Tod und Auferstehung ist Jerusalem die geistige und religiöse Festung christlicher Pilgerschaft. In Zeiten der christlichen Kreuzzüge versuchten Christen mehrmals Jerusalem für sich zu gewinnen. Heute ist Jerusalem die Stadt der drei Weltreligionen.

Eine Pilgerschaft im Namen „Peregrinatio religiosa“ bedeutet soviel wie: Ein religiöses Unterwegssein, ein Leben in der Fremde mit Gott. Jerusalempilger erkannte man am mitgebrachten Palmenzweig. Rompilger hatten als ein Pilgerzeichen den Petrusschlüssel oder das Kreuz. Der Jakobspilger wird im spanischen „Peregrino“ genannt, ein Fremder der nach Santiago de Compostela pilgert und über Acker und Felde kommt. Als Pilgerzeichen dient bis heute die Jakobsmuschel. Alle Symbole wie Pilgertasche, Hut und Stab sind besondere Zeichen der Ehrerbietung der Wallfahrt und des Weges zu den Heiligen.

Mittelalterlicher Pilgersegen für die Pilgerschaft nach Santiago de Compostela

„Im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Nimm diese Tasche als Zeichen deiner Pilgerschaft, damit du geläutert und befreit zum Grab des heiligen Jakobus gelangen mögest, zu dem du aufbrechen willst, und kehre nach Vollendung deines Weges unversehrt mit Freude zu uns durch die Hilfe Gottes zurück, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."

"Nimm diesen Stab zur Unterstützung deiner Reise und deiner Mühe für deinen Pilgerweg, damit du alle Feindesscharen besiegen kannst, sicher zum Grab des heiligen Jakobus gelangest und nach Vollendung deiner Fahrt zu uns mit Freude zurückkehrest. Dies gewähre Gott selbst, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wer kennt nicht den Jakobsweg, einer von den drei großen christlichen Pilgerwegen, der zu einem der großen Wallfahrtsorte der Christenheit führen. Der größte Pilgerweg führt nach Jerusalem, die Stadt in der Jesus Christus wirkte und gekreuzigt wurde. Rom am Ufer des Flusses Tiber ist die zweitgrößte Pilgerstätte, hier befindet sich der Vatikan, Sitz des Papstes. Im Petersdom liegen die Gebeine der Apostel Petrus und Paulus. Zu allen drei gibt es jährliche Wallfahrten, Menschen aus allen Regionen der Erde besuchen die Heiligen Orte.

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