Читать книгу Ich, Mosra... - Bernd Michael Grosch - Страница 7
Titel
ОглавлениеDer Gestalter
„Wir haben zu keinem Zeitpunkt das Schiff verlassen, waren immer hier.“
Der Navigator Pelo nickte bestätigend und sah sich erneut in der Runde der erstaunten Versammlung um. Die beiden anderen Navigatoren Gjera und Monla, welche zusammen mit Pelo für ein Jahr ‚verschwunden‘ waren, nickten bekräftigend zu des Kameraden Worten.
Es stellte sich heraus, dass die drei ‚Vermissten‘ sich ihrerseits alleine an Bord wähnten, doch während des gesamten Zeitraums von einem Jahr durch Eingabe von Gedanken ‚belehrt‘ und ‚geschult‘ wurden.
„Wir vermuten nun, dass unsere Welt, wie wir sie kennen, programmiert wurde und dass der Programmierer, den wir ‚Gestalter‘ nennen wollen, sie mit einer Art von Tunnels beziehungsweise Zugangsmöglichkeiten zu bestimmten Wiederherstellungspunkten versehen hat, so dass wir uns in andere ‚Dimensionen‘ und vermutlich auch unterschiedliche ‚Zeitumgebungen‘ begeben können. Wie das im Einzelnen funktioniert, wissen wir noch nicht, hoffen aber, im Laufe der Zeit auch darüber belehrt zu werden.“
Pelo pausierte und blickte sich im Raum um. Erwartungsgemäß blieb es still und weder erhoben sich Stimmen, noch wurden Kommunikations-Gedanken vernehmbar. Dies als stille Aufforderung betrachtend, fuhr Pelo fort:
„Wir halten es für wahrscheinlich, dass der Gestalter uns mit voller Absicht an gewissen Gedanken und Bildern teilhaben lässt, doch können wir nicht sagen, warum dies so ist und wieso gerade wir ausgesucht wurden, noch wissen wir, was im Einzelnen von uns erwartet wird.“
Trotz nunmehr weiterer ungelöster Fragen waren Alle froh, hier und jetzt die vermissten Kameraden wieder in ihrer Mitte zu wissen. Man würde alles daransetzen, mit der Zeit hinter das Rätsel zu kommen, da ja offensichtlich gewollt war, dass die Besatzung des Schiffes Neues erfahren und lernen sollte.
Die Reise ging weiter und Pelo, Gjera und Monla, die sich weiterhin ‚unterrichtet‘ sahen, wurden zum ‚Dreier-Rat‘ ernannt, welcher dem eigens gegründeten ‚Rat der Sieben‘ vorsitzen sollte. Außer den drei bereits Genannten gehörten dem Rat der Sieben die Techniker Balad, Faram und Alub, sowie ein Besatzungsmitglied namens Ferah an, das zurzeit den weiblichen Status innehatte und einen Fötus in sich trug.
Das Jahr 747: Seit sieben Jahren hatte das ‚Ereignis‘ nicht mehr stattgefunden und so zur Überzeugung, dass die Mannschaft der Prithvi für eine Mission des Gestalters auserwählt sei, noch mehr beigetragen. Alle trugen durch Träume, Gedankeneingaben und Diskussionen darüber dazu bei, dass die Welt, in welcher sie mit großer Sicherheit lebten, mehr und mehr verstanden wurde. Leider war es nicht möglich, dem Gestalter Fragen zu stellen, so dass der Wissensfluss nur in einer Richtung oftmals durch Versuch und Irrtum oder Erfolg zustande kommen konnte.
Man war im 10. Monat 747, als die Navigatoren eine Abweichung im bisherigen geradlinigen Kurs des Schiffes feststellten. Nach kurzer Besprechung wurde ein halbherziger Versuch unternommen, die Prithvi wieder auf den vorigen Kurs zu bringen, doch fast augenblicklich war wieder die schon von früher her bekannte unsichtbare ‚Hand‘ des Gestalters zu verspüren, welche das Schiff auf seinem jetzigen, neuen Kurs hielt. Man entschloss sich also, die Dinge laufen zu lassen und zu beobachten und in sich zu hören, um den Willen des Gestalters deuten zu können.
12. Monat des Jahres 747: Das Besatzungsmitglied Ferah, welches nun bald ihren Fötus der Gemeinschaft übergeben würde, erzählte von einem irritierenden Traum:
„Es waren Menschen, welche aussahen, wie unsere Vorfahren zu Zeiten vor dem großen Krieg auf der Erde ausgesehen hatten. Sie bewohnen einen Planeten, der über Wasser und Sauerstoff verfügt. Die Menschen bestellten Felder und verhielten sich freundlich. Auch ihre Sprache konnte ich gut verstehen.“
Dies passte zu den Eingebungen, welche andere Besatzungsmitglieder wie Techniker und Navigatoren seit geraumer Zeit erhielten. Es spielte ein Planet mit Menschen und zuträglicher Atmosphäre eine Rolle und auch Gebrauchsanweisungen für ein fremdartiges Raumschiff, welches, so fremdartig es real auch schien, doch eine Art von Erinnerung oder Ahnung in Allen weckte, die mit den ‚Träumen‘ dazu konfrontiert wurden.
„Mit ziemlicher Sicherheit werden wir zu einem bewohnten Planeten geführt und sollen lernen, mit einem fremden Raumschiff zu navigieren und eventuell auch, ein solches zu bauen.“
Ferah verabschiedete sich mit diesen Worten und zog sich in ihre Unterkunft zurück, um mit ihrem bald der Gemeinschaft zugehörenden Fötus alleine zu sein.
Jahr 752, 2. Monat: Ferahs Nachkomme war bereits vier Jahre alt und hörte auf den Namen Semli. Drei weitere gleichaltrige junge Wesen gab es an Bord, die gemeinsam mit Semli unterrichtet wurden und auch zu Freizeitbeschäftigungen wie Malen und Geschichten-erzählen zusammen kamen. Sei es, weil die jungen Wesen Unterhaltungen der Älteren aufschnappten oder weil sie selbst auch ähnliche Träume und Eingebungen hatten, so malten die vier jungen Schiffsbewohner vermehrt Bilder von grün bewachsenen Planeten und Bewohnern, welche so gar nicht ihnen selbst, sondern den Menschen der Vorzeit, welche sie doch noch nie zu Gesicht bekommen hatten, glichen. Schon bald waren die vier jüngsten der Bordbewohner Semli, Mingru, Komlu und Hamli unzertrennliche Freunde und suchte man nach einem von ihnen, so war es geraten, nach den anderen Dreien Ausschau zu halten.
Es war um die 9. Stunde des 16. Tages, als Komlu begann, laut und deutlich in einer fremden Sprache zu sprechen, welche jedoch bei genauerem Zuhören in Teilen vom Rest der Besatzung verstanden werden konnte. Die drei kleinen Kameraden schlossen sich Komlu an und zeigten sich mehr als gewillt, diese neue Sprache von ihrem Freund zu erlernen. Auf Befragen erklärte Komlu nur, dass er nicht wisse, woher die ‚Stimmen‘ kämen, die ihm dies beigebracht hätten.
Jahr 760, Monat 4: Die vier mittlerweile 12-jährigen Freunde beherrschten die von der ‚Stimme‘ gelernte Sprache nun schon perfekt und hatten ihre Freude daran, sie so oft als möglich untereinander zu sprechen und darüber hinaus auch anderen Mitgliedern der Prithvi in einem Unterrichtsraum das neue Idiom nahezubringen.
Die fortwährenden ‚Träume‘ und sonstigen Eingebungen des ‚Gestalters‘ hatten die Besatzung der Prithvi nun zur Gänze überzeugt, dass ihnen die Entdeckung eines Planeten und die Bekanntschaft mit dort lebenden Menschen bevorstand. Ebenso waren sie davon überzeugt, dass sie sich zukünftig mit der Technik eines neuartigen Raumschiffs vertraut zu machen hatten und dieses Schiff eventuell noch zu konstruieren hatten. Wann und wo dies alles geschehen sollte, wusste allerdings keiner der Anwesenden an Bord zu sagen, doch verdichteten sich die Hinweise, dass dies nicht mehr in allzu weiter zeitlicher Ferne liegen könne.
Am letzten Tag des vierten Monats wurden die Bewohner der Prithvi vom gerade diensthabenden Navigator darüber informiert, dass ihm der Zugang zum Kommando-Deck verwehrt sei und er deshalb die Steuerung des Schiffs nicht mehr überwachen könne. Niemandem schien dies als ein allzu großes Manko zu erscheinen, da doch ohnehin schon seit geraumer Zeit der Gestalter die Navigation übernommen hatte. Der einzige Unterschied schien darin zu bestehen, dass die Prithvianer, wie sie sich nun selbst nannten, nicht mehr nachvollziehen konnten, wo sie sich gerade befanden.