Читать книгу Wandergenuss Allgäu - Bernhard Irlinger - Страница 8
ОглавлениеPraktische Informationen
Ich habe die Genusstouren in diesem Buch vier unterschiedlichen Kategorien zugeordnet. Unter »Aussicht«, »Ruhe und Natur«, »Einkehr« und »Kultur am Wegrand« findet sicher jeder seine bevorzugten Ziele. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, denn die meisten Wanderungen erfüllen natürlich mehrere dieser Kriterien. So kann man auf so mancher Tour zum Beispiel auf einer schönen Alpe eine schmackhafte Brotzeit, herrliche Aussicht und die Ruhe der beschaulichen Natur genießen. Entscheidend für die Einordnung der Wanderung ist meiner Meinung nach der prägende Eindruck der Tour.
Aussicht | |
Ruhe und Natur | |
Kultur am Wegrand | |
Einkehr |
Einkehr und Verpflegung
Auf den meisten Touren bieten Gasthöfe oder Almen die Möglichkeit, sich während der Tour zu verpflegen. Allerdings sollte man sich vor Beginn einer Wanderung über mögliche Ruhetage informieren. Gerade, wenn man im Frühjahr oder Frühsommer unterwegs ist, sind viele Alpen noch gänzlich geschlossen. Um vor plötzlichem Leistungsabfall geschützt zu sein, sollte man immer eine ausreichende Menge an Getränken im Rucksack dabei haben. Wenn man dann auch noch einen Notproviant eingepackt hat, ist man für alle Eventualitäten gerüstet.
Kondition, Fitness und Auswahl der Touren
Natürlich sind die Unterschiede zwischen einzelnen Wanderern, was die Fitness in den Bergen betrifft, sehr groß und so wird auch eine breite Palette an Touren vorgestellt. Was für den einen ganz leicht ist, das überfordert den anderen. Aber die ausgewählten Genusstouren weisen allesamt keine extremen Schwierigkeiten, keine Gefahrenstellen und nur moderate Höhenunterschiede auf. Dennoch sind sie sehr unterschiedlich und erschließen von den Hügeln im Vorland bis zu den Hochgipfeln der Allgäuer Alpen die verschiedenen Höhenlagen und geologischen Zonen des Allgäus und des zu Österreich gehörenden Tannheimer Tales und Kleinwalsertales. Je nach Wetterlage, Jahreszeit und Fähigkeit kann so jeder die unterschiedlichen Facetten dieses herrlichen Landstrichs erleben. Kurze und flache Familienwanderungen im Alpenvorland stehen ebenso auf dem Programm wie längere, etwas anstrengendere Hochtouren mit steileren Wegpassagen. Auf jeden Fall wird ein bunter Strauß unterschiedlichster Touren vorgestellt. Eines aber haben alle Touren gemeinsam: Je nach Lust, Laune, Kondition und Können bieten sie alle genussvolle Erlebnisse.
Schwierigkeitseinteilung
Die vorgestellten Touren sind allesamt von einem durchschnittlich trainierten Bergwanderer gefahrlos zu begehen. Die Schwierigkeitsbewertung erfolgt nicht nach der Länge einer Tour, sondern ausschließlich anhand der gehtechnischen Schwierigkeiten. Leichte Wanderungen verlaufen auf Wegen, die auch von ungeübten Wanderern gefahrlos zu begehen sind. Auch mittelschwere Touren stellen keine großen Anforderungen, verlaufen aber teils auf schmalen und steinigen Wegen. Anspruchsvolle Touren wie jene am Großen Daumen (Tour 24) verlangen aufgrund der Wegbeschaffenheit Trittsicherheit und ein gewisses Maß an Orientierungssinn. Durch die Einteilung sollte es aber für jeden Wanderer kein Problem sein, die seinen Bedürfnissen angepasste Tour auszuwählen.
Gehzeiten
Die angegebenen Zeiten verstehen sich als reine Gehzeiten ohne Pause. Die Zeiten sind nach einem festen Schema berechnet und sollen lediglich eine Richtschnur geben, an der sich jeder entsprechend seiner eigenen Geschwindigkeit orientieren kann. Ist jemand auf einer Tour schneller unterwegs, als die Zeiten im Buch angeben, kann er davon ausgehen, dass dies auch auf den anderen Touren so sein wird. Da entlang der Wege zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel Bergseen, Wasserfälle oder Burgen liegen, können auch kürzere Touren zu Tagesunternehmungen ausgedehnt werden. Gerade Familien sollten bei der Zeit- und Tourenplanung bedenken, dass Kinder zahlreiche und oft lange Pausen einlegen wollen.
Geeignete Wanderausrüstung
Abgesehen von einigen leichten Wanderungen im Alpenvorland sind auf allen Touren in diesem Band feste Wander- oder Bergschuhe unerlässlich. Am wohlsten fühlt sich der Körper in spezieller Bergbekleidung, die den Schweiß nicht aufsaugt, sondern nach außen abführt. Moderne, wind- und wasserdichte Oberbekleidung sollte bei jeder Tour dabei sein, um für einen Wetterumschwung gerüstet zu sein. Ausreichende Verpflegung und ein großzügig bemessener Getränkevorrat versüßen nicht nur die Pausen, sondern können im Notfall überlebenswichtig sein. Eine kleine Apotheke, Sonnenschutzmittel und eine Taschenlampe für Notfälle finden in jedem Rucksack Platz. Wanderstöcke entlasten nicht nur die Knie, sondern geben auf Geröll oder im Frühjahr auf Altschnee zusätzliche Sicherheit. Mit einem Mobiltelefon kann man auch im Notfall unter der Nummer 112 (die auch ohne Netzkarte zu erreichen ist) meist eine schnelle Hilfe organisieren. Auf keinen Fall aber sollte man durch die vermeintlich größere Sicherheit, die ein Mobiltelefon verspricht, zusätzliche Risiken auf sich nehmen! Bei Touren, die zu Seen, Flüssen und Wasserfällen führen, kann ein kleines Handtuch oftmals gute Dienste leisten. An einem sprudelnden Bach oder stillen See wird man schnell dazu verleitet, die Füße ins kühle Nass zu tauchen. Anschließend heißt es, gut abtrocknen, um Blasen zu vermeiden. Eine komplette Badeausrüstung ist natürlich auf all jenen Wanderungen angesagt, deren Routen zu Badestellen führen.
Kuhweide mit Aussicht nahe der Kappeler Alpe (Tour 11)
Wanderungen für alle Jahreszeiten
Die Tourenauswahl dieses Bandes bietet Wanderungen für nahezu jede Jahreszeit. Selbst im Winter lassen sich bei wenig Schnee einige der Voralpentouren unternehmen. Besonders gemütlich wird dann eine Einkehr in der Abenddämmerung, um mit heißen Getränken die Lebensgeister wieder zu wecken. Selbst im Gebirge sind im Winter einige talnahe Wege geräumt und Bergdörfer wie Gerstruben (Tour 26) verströmen mit ihren alten, von dicken Schneemützen bedeckten Bauernhöfen einen besonderen Reiz. Ein ganz besonderes Erlebnis bieten im Winter die zugänglichen Schluchten und Wasserfälle wie zum Beispiel die Breitachklamm (Tour 29), die der Frost zu einer bizarren Welt aus Eis erstarren lässt. Allerdings ist jetzt auch erhöhte Vorsicht geboten, denn auf den vereisten Wegen kann ein Ausrutscher fatale Folgen nach sich ziehen. Grödeln, also Spikes, die man über die Schuhe ziehen kann, bieten dann den nötigen Halt.
Die niedrigeren und nach Süden exponierten Touren sind die richtigen Ziele für das Frühjahr und den Spätherbst. Während die Berge noch oder schon wieder unter einer dicken Schneeschicht begraben sind, kann man hier die wärmenden Strahlen der Sonne genießen. Gerade an den langen Tagen im Frühjahr lassen sich schon ausgedehnte Wanderungen unternehmen und die Natur verwöhnt uns jetzt mit der schönsten Blumenpracht. Ausgesprochen eindrucksvoll gebärden sich im Frühjahr viele Klammen und Wasserfälle. Während nach langen Schönwetterperioden im Sommer oder Herbst oftmals nur magere Wasserstreifen über die Felswände herabrieseln und schmale Bäche durch die Klammen sprudeln, kann man während der Schneeschmelze im Frühjahr an tosenden Wasserfällen und tobenden Schluchtbächen die unbändige Kraft der Natur eindrucksvoll erleben.
Ab Juni kann man sich an die Touren im höheren Bergland wagen. Dabei gilt es zu bedenken, dass an nordseitigen Wegstrecken Altschneereste bis weit in den Juni hinein Probleme bereiten können. Im Hochsommer können wir das Hochgebirge dann problemlos durchqueren. Die nun vermehrt auftretenden Gewitter erfordern jedoch eine genaue Wetterbeobachtung. An sehr heißen Tagen locken in dieser Zeit wieder die Touren am Alpenrand mit einem erfrischenden Bad in einem der zahlreichen Seen und Teiche. Gerade bei größerer Hitze sollte man seinen Ehrgeiz ein wenig ruhen lassen und trotz oder gerade wegen des schönen Wetters auf Touren setzen, die Zeit zum Baden und Erholen bieten.
Schönste Jahreszeit für ausgedehnte Bergtouren ist zweifellos der Herbst. Die Temperaturen sind wieder angenehm und die klare Luft ermöglicht grenzenlose Fernblicke. Auf den Bergseen spiegelt sich nun oft ein makellos blauer Himmel und die Murmeltiere sind bei ihrer hektischen Futtersuche vor dem langen Winterschlaf oftmals gut zu beobachten.
Flora und Fauna
Ein Puzzle aus Wäldern und Weiden bestimmt das Landschaftsbild im Allgäu und gibt einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Neben den von Fichten dominierten Wirtschaftswäldern findet man auch noch artenreiche Bergmischwälder. In höheren Lagen bestimmen vor allem Lärchen, über der Baumgrenze auf kalkreichen Böden die widerstandsfähigen Latschen und auf mergligem Untergrund die Grünerlen das Bild.
Während der gesamten Bergsaison bringt eine Vielzahl von Blütenpflanzen Farbe in die karge Hochgebirgswelt. Im Frühjahr überziehen Krokusteppiche die Wiesen, die gelben Blüten der Aurikel leuchten an sonnigen Felshängen und die filigranen Soldanellen durchbrechen die Schneedecke. Im Frühsommer entdeckt man die blauen Kelche des stängellosen Enzians, die weit verbreitete Akelei und den seltenen Türkenbund. In höheren Lagen blühen bald der äußerst giftige Eisenhut, die verschiedenen Formen der Alpenrose und der gelbe Enzian. Viel Glück braucht man, um einen Frauenschuh oder ein Edelweiß zu entdecken. Im Herbst sorgen auf den ausgetrockneten Bergmatten die Silberdisteln für Abwechslung.
Neben der Pflanzenwelt lädt auch die Fauna zu schönen Entdeckungen ein. Für jeden Wanderer ist es ein besonderes Erlebnis, an Herbstabenden dem Röhren der Hirsche zu lauschen. In höheren Lagen begeistern die Kletterkünste der Gämsen. Die verspielten Murmeltiere, die auf hoch gelegenen Almböden in größeren Kolonien zusammenleben, sind nicht nur die Lieblinge der Kinder. Ständige Besucher bei einer Gipfelrast sind die Dohlen, die um ihren Anteil an der Brotzeit betteln. Greifvögel wie Bussard, Falke und die riesigen Steinadler ziehen auf der Suche nach Beute am Himmel ihre Kreise.
Im Herbst beeindruckt der Große Alpsee mit besonders intensiven Farben (Tour 35).