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1. Schiller, bedeutender deutscher Dramatiker und Lyriker

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Heute sind Schillers Werke der Inbegriff des deutschen Literaturkanons und fester Teil der Schulbildung. Sie formten die deutsche literarische Klassik-Epoche und erfreuten sich schon zu Schillers Lebzeiten einer Bekanntheit, die nicht einmal dem Freund Johann Wolfgang von Goethe zuteilwurde. Direkt nach seinem frühen Ableben im Jahr 1805 begann eine Euphorie um die Persönlichkeit Schiller und seine Werke, die in den Folgejahren eine gewisse Verzerrung mit sich brachte.

So wurde die Weimarer Klassik um Goethe und ihn vor allem während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gezielt hochstilisiert und abgegrenzt, um Kaiser Wilhelm II. eine kulturelle Grundlage für seine Reichsvereinigung zu liefern. Gleichzeitig wurde Schiller gewissermaßen Opfer seiner eingängigen, klaren und direkten Sprache, denn viele seiner Dramen, Balladen und Gedichte beinhalten Ein- und Zweizeiler, die auch außerhalb des Kontexts Sinn machen und schlichtweg gut klingen. So wurden Zitate aus seinen Werken bereits kurz nach seinem Tod vielfach für allerlei Belange zweckentfremdet. Nicht ganz ein Jahr nach seinem Tod zum Beispiel wurde anonym die Sammlung „Schiller’s Aphorismen, Sentenzen und Maximen, über Natur, Kunst, Welt und Menschen“ veröffentlicht, die sich großer Beliebtheit und mehrerer Auflagen erfreute.

Schiller wurde vor allem durch das Bürgertum im 19. Jahrhundert stark in Anspruch genommen, denn die Zeiten waren unsicher und die Werke Schillers lieferten eine nachvollziehbare Ethik, orientiert an gewissermaßen unantastbaren Vorbildern. Dabei waren vor allem die späteren Werke – unter den Dramen „Wallenstein“, „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Die Braut von Messina“ und „Wilhelm Tell“, in der Lyrik „Die Kraniche des Ibyskus“, „Die Bürgschaft“ und „Das Lied von der Glocke“ – Zeugnis der meisterhaften Beherrschung seines Handwerks, die eben jene noch eingängiger machten.

Diese Werke waren auch repräsentativ für die Produktivität der einzigartigen Freundschaft zwischen Goethe und ihm, die ungeachtet aller politischen Instrumentalisierung wirklich sehr besonders war und während dem Sturm und Drang und der Romantik sozusagen im Alleingang eine Rückverortung der deutschen Literaturszene in die Klassik mit sich brachte.

Schon zu Beginn der Freundschaft 1794 hatten sich beide ausdrücklich zum Ziel gemacht, jene Stürmer und Dränger und Romantiker, die in den Augen beider nicht mehr als Unterhaltungsliteratur fabrizierten, zu Gunsten ihrer Weimarer Klassik zurückzudrängen. Zwischen beiden bestand der Konsens, dass Literatur dem antiken Bildungsideal der „schönen Seele“ dienen sollte, anstatt bloß zu belustigen. Wie ernst sie es damit meinten, bewiesen sie 1796 mit ihren berühmt-berüchtigten „Xenien“ – zweizeilige Schmähgedichte, die nicht weniger als ein Rundumschlag gegen die zeitgenössische Literaturszene waren.

Natürlich war auch Schiller Kind seiner Zeit und in jungen Jahren Stürmer und Dränger durch und durch. Ganz dieser Phase verschrieben war sein Debüt 1781, „Die Räuber“, welches im Endeffekt einen spektakulären und für die Zeit ganz und gar unkonventionellen Lebenslauf anstieß, der bedauerlicherweise ebenso kurz und von chronischer Geldsorge und gesundheitlicher Fragilität geprägt war wie eben von seiner Genialität.

Blickt man also heute auf Schiller, war sein später, aber anhaltender Ruhm sicherlich zurückzuführen auf seine Fähigkeit, den Zeitgeist zu lesen und Stücke für die Menschen zu schreiben, die sich aber nicht einfach der Sensationslust unterwarfen, sondern kritisch tiefgreifende Bedürfnisse der Zeit aufarbeiteten, ohne dabei kryptisch zu werden. Gleichzeitig gilt es zu beachten, dass Schiller zu einer historisch immens bewegten Zeit gelebt und gearbeitet hat, die nach seinem Tod nur noch weiter an Fahrt aufnehmen sollte. In dem Sinne reichen die Versuche, Schiller als „kulturelles Kapital“ zu verwenden, von der jüngsten Geschichte Deutschlands bis zum Anfang der 1840er, keine 35 Jahre nach seinem Dahinscheiden.

Friedrich Schiller – Basiswissen #02

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