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Fernsehgeschichte

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Kindheit in der Bundesrepublik Deutschland in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, das war bei dem Teil der Bevölkerung, der überhaupt schon ein Fernsehgerät im Wohnzimmer stehen hatte, Schwarzweißfernsehen, das waren Lassie, Flipper und Rin Tin Tin, also amerikanische TV-Serien, in denen Tiere im Mittelpunkt standen. Fernsehen in den 60er Jahren, das war etwa das Ritual, am 1. Januar das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu sehen, eine Tradition, die 1939 für Adolf Hitlers »Kriegswinterhilfswerk« begonnen und 1941 zugunsten der NS-Organisation »Kraft durch Freude« fortgeführt wurde und nicht zuletzt der Vereinnahmung des »Walzerkönigs« Johann Strauss durch die Nationalsozialisten sowie dem NS-Konzept einer gezielten Unterhaltungs-Propaganda dien­te. Seit 1959 wird das Neujahrskonzert vom ORF weltweit live im Fernsehen übertragen, und es gelang, dieses Konzert zu einem globalen Ereignis, einem Event zu modellieren, und so war das Neujahrskonzert selbst für nicht besonders musikaffine Menschen ein alljährlicher Pflichttermin (gefolgt von der Übertragung des Neujahrs-Skisprin­gens aus Garmisch-Partenkirchen).

Fernsehen in den sechziger Jahren, das waren Übertragungen aus den Apollo-Raumschiffen, die die Erde umkreisten (der ohne jede Hilfe aufrecht stehende Stift AG7 mit seiner versiegelten Patrone in einer Schalte aus dem Apollo-7-Raumschiff!), und später natürlich die Mondlandung.

Fernsehen in den sechziger Jahren, das war die Zuteilung von Fernsehminuten durch die Eltern, das war das Testbild, das in den vielen sendefreien Stunden ausgestrahlt wurde. Und der »Schnee« mitsamt Rauschen, wenn nicht einmal mehr das Testbild gesendet wurde: Noch Anfang der fünfziger Jahre strahlte das »Deutsche Fernsehen« (später ARD, heute »Das Erste«), das das einzige Programm war, nur drei Stunden täglich aus. Ende der Fünfziger waren es pro Tag fünf Stunden, und die Fernsehverantwortlichen verstanden ihr Medium hauptsächlich als eines der Bildung, das nur zu einem geringen Teil auch unterhalten sollte. Live-Übertra­gungen waren sehr selten und für die Zuschauer besonders spektakulär, wie etwa die Krönung Elisabeths II. 1953 oder die Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Bereits damals kamen die besonderen Fernseh-Events also aus den Bereichen »Adel« und »Sport«. Allerdings konnten diese »Spektakel« damals nur wenige Menschen verfolgen, denn kaum jemand hatte bereits einen privaten Fernsehanschluß. Die in den fünfziger Jahren gebräuchlichen Fernsehtruhen waren ein Statussymbol der Wohlhabenden und unerschwinglich für den Durchschnittsverdiener.

1960 mußte man für einen Schwarzweißfernseher in der Bundesrepublik im Schnitt über 351 Stunden arbeiten, im Jahr 2009 waren es für einen 81-cm-Full-HD-Flachbild­fernseher nur noch 35½ Stunden.12 Anfang der sechziger Jahre verfügten nur 34 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte über ein Fernsehgerät, und nur 13 Prozent aller Haushalte konnten sich sowohl einen Kühlschrank als auch einen Fernseher und eine Waschmaschine leisten, während 2013 diese drei Geräte in 90 Prozent aller deutschen Haushalte zur Standardausstattung gehören, und 95 Prozent aller Haus­halte verfügen heute über ein Fernsehgerät – das Fernsehen ist damit, gleich hinter dem Kühlschrank, das zweithäufigste Gebrauchsgut in deutschen Haus­halten (noch vor Waschmaschine und Telefon).13 Seit den sechziger Jahren bis Mitte der siebziger Jahre wuchs die Zahl der Haushalte mit einem Fernsehgerät jährlich um 1,1 bis 1,4 Millionen, und der Ausstattungsgrad der Haushalte mit Fernsehern wuchs von 34,4 Prozent 1962 über 72,7 Pro­zent 1969 und 87,2 Prozent 1973 auf 93,2 Prozent 1978, also ungefähr die Zahl, die auch heute noch besteht.14 Wobei heute nicht nur über 95 Pro­zent aller Haushalte einen Fern­seher haben, sondern auch 28 Prozent zwei Fernseher be­sitzen, und zusätzlich 11 Prozent gar mehr als zwei.

In den sechziger Jahren begann das Programm der ARD um 17 Uhr mit kurzen Kindersendungen, zwischen 18 und 20 Uhr folgten Regionalprogramme. Mit der Tagesschau um 20 Uhr begann das Abendprogramm – meistens zwei Beiträge, etwa eine Komödie gefolgt von einem Fernsehballett. Und wo es einen Sendebeginn gab (eingeleitet dadurch, daß das Testbild ein paar Minuten vor Programmbeginn durch eine Uhr ersetzt wurde, deren Sekundenzeiger die Kinder, die auf ihre Sendungen warteten, gebannt verfolgen konnten), gab es naturgemäß auch einen Sendeschluß, der meistens 23 Uhr war, selten später. Das ZDF zeigte ein ähnliches Programm: Es begann ein- bis zweimal (ab 1969) wöchentlich mit Mosaik, dem »Magazin für die ältere Generation«, mit Gymnastikübungen, Anleitungen zu Stick- und Knüpfarbeiten, Berichten über Seniorenausflüge und dergleichen mehr. Die Sendung wurde 1991 eingestellt, ein separates Seniorenmagazin wurde im ZDF, dem Sender mit dem Zuschauer-Altersdurchschnitt von über 60 Jahren, offensichtlich nicht mehr benötigt, denn sein Programm ist heute sozusagen komplett gerentokratisch.

Wer eine Fernsehsehsendung verpaßte, hatte Pech gehabt, es gab noch keine Rekorder, mit denen man Sendungen hätte aufzeichnen können, es galt, pünktlich vor dem Fernsehgerät zu sitzen und dabei zu sein. Die Hoheit über den Zeitplan der Zuschauer hatten die Programmacher. Hier findet sich der Grundgedanke, dem die Fernsehverantwortlichen auch heute noch nachhängen: Fernsehen als Teil des Räderwerks einer panoptischen Maschine, um es mit Foucault zu sagen, die wir als Beitragszahler wie als Zuschauer, »eingeschlossen in das Räderwerk, selbst in Gang halten – jeder ein Rädchen«.15

Mit dem wachsenden Ausstattungsgrad an Fernsehgeräten in den frühen siebziger Jahren wuchs auch das Fernsehprogramm. Die Dritten Programme wurden bereits in der zwei­ten Hälfte der Sechziger gestartet (der Bayerische Rundfunk begann 1964, das Jahr darauf folgten NDR, RB, SFB, WDR und 1969 dann SDR, SR, SWF), waren aber jahrelang hauptsächlich Bildungs- und Kultursender, es liefen Sen­dun­gen des Schulfunks, Sprachsendungen und einige Regionalprogramme. Noch 1973 startete das ARD-Programm werktags um 16.15 Uhr und endete zwischen 23 und 24 Uhr. Das ZDF strahlte von 16.30 oder 17.00 Uhr bis zur letzten Stunde des Tages aus. Vormittags unterbrachen höchstens gelegentliche Bundestagsdebatten (Heute im Par­lament) das Testbild. Ende der siebziger Jahre wurde das ARD-Programm aus aktuellem Anlaß auch schon mal bis nach Mitternacht ausgedehnt (zum Beispiel am 15. 2. 1979: Zum Tode von Jean Renoir: Die goldene Karosse, bis 0.35 Uhr), aber erst seit dem 2. Januar 1981 wurde von ARD und ZDF ein flächendeckendes Vormittagsprogramm ausgestrahlt. Gesendet wurden hauptsächlich Wiederholungen des Vorabends – ein »Schichtarbeiterprogramm«. Von 1989 an beendete das gemeinsam von ARD und ZDF im wöchentlichen Wechsel produzierte Mittagsmagazin das Vormittagsprogramm. Im Sommer 1992 kam das nach den gleichen Kriterien produzierte Morgenmagazin hinzu als Antwort auf das von den großen Privatsendern RTL und Sat.1 längst ausgestrahlte »Frühstücksfernsehen«. Man kann sich das heute kaum mehr vorstellen, aber erst in den neunziger Jahren erfolgte die Fernseh-Dauerberieselung rund um die Uhr, wie wir sie heute als selbstverständlich kennen und hinnehmen: RTL und Sat.1 erreichten 1992 als erste Sender eine 24-Stunden-Vollversorgung, das Erste und ZDF zogen später nach. Noch 1991 betrug die tägliche Sendeleistung des Ersten 11,2 Stunden und die des ZDF 13,7 Stunden.16

Die durchschnittliche Sehdauer lag in den siebziger Jahren zwischen 120 (1970) und 130 (1979) Minuten täglich. Und dennoch schrieben wir in der Schule Besinnungsaufsätze über das Problem, daß das Fernsehen aus dem Familienkreis einen Halbkreis mache.

Das Idyll bekam zwar in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre Risse, etwa durch die Rote Armee Fraktion und den »Krieg von 6 gegen 60 000 000« (Heinrich Böll) sowie durch die aufkommende Anti-AKW-Bewegung, aber der Übergang von der Proletarier- zu einer Angestelltengesellschaft mit ihren Eigenheimen an den Stadträndern oder mit neugebauten Reihenhäusern sorgte dafür, daß das System höchstens von den Bürgerkindern, nicht aber von denen, die es trugen, in Frage gestellt wurde. Und das Fernsehen war ein wesentlicher Teil dieses Systems, und zwar der Teil, mittels dessen die zunehmend vorhandene freie Zeit gefüllt wurde. Grundsätzlich bestand das Problem, daß zusätzliche »freie Zeit« die Bedürfnisse der Menschen in der Wohlstandsgesellschaft komplett verändern konnte. Die neu gewonnene freie Zeit mußte also »verboten«, »umgewidmet« werden, damit nicht etwa die bestehende Produktionsweise oder gar das herrschende System in Frage gestellt wurde. Das Fernsehen übernahm die Funktion, das Leben der Menschen in Watte zu packen. Fernsehen war systemstabilisierend, und als systemstabilisierend darf durchaus auch betrachtet werden, daß das Aufwerfen einiger neuer, »kritischer« Fragen zugelassen wurde, um deren Beantwortung in den bestehenden Zusammenhang zu integrieren zu können.

In den achtziger Jahren kam es zur großen Zeitenwende im deutschen Fernsehen: Das Privatfernsehen wurde zugelassen. Erhielten in den USA die kommerziellen Fernsehsender NBC und CBS bereits 1941 eine Sendelizenz und wurde in Großbritannien 1954 das kommerzielle Fernsehen als Alternative zur öffentlich-rechtlichen BBC erlaubt, so dauerte es in Deutschland bis 1981, daß durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts das duale Rundfunksystem mög­lich wurde. Das Privatfernsehen wird in der Regel mit der Kohl-Ära assoziiert, doch der Einsatz und die Entscheidung für das Privatfernsehen fiel bereits ins Ende der sozialdemokratischen Ära. Allerdings trieb die 1982 ins Amt gekommene Regierung Helmut Kohls den Ausbau des Privatfernsehens massiv voran, inhaltlich, weil die Konservativen das Privatfernsehen dank seiner kommerziellen und unkritischen, unjournalistischen Ausrichtung prinzipiell sehr schätzten, und technisch, indem der CDU-Postminister (so hieß der damals noch), Christian Schwarz-Schilling, den Ausbau der Breitbandverkabelung entschieden förderte. 1984 startete das kommerzielle Fernsehen in Deutschland mit dem »Kabelprojekt Ludwigshafen« – also sinnigerweise im Wahlkreis des Bundeskanzlers. Aus der ursprünglichen »Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk« (PKS) wurde 1985 Sat.1. Einen Tag später begann RTL plus (heute RTL Television) seinen Sendebetrieb, zunächst noch aus Luxemburg, seit 1988 aus Köln. 1988 schrieb der damalige Leiter der bayerischen Staatskanzlei und spätere Ministerpräsident Edmund Stoiber an seinen Chef Franz Josef Strauß: »Unsere Politik bezüglich RTL plus war immer darauf ausgerichtet, eine Anbindung von RTL an das konservative Lager zu sichern beziehungsweise ein Abgleiten nach links zu verhindern.«17

Wenn von den ersten Gehversuchen des Privatfernsehens geredet wird, kommt mit schöner Regelmäßigkeit als erstes die von Hugo Egon Balder moderierte Erotik-Spielshow Tutti Frutti zur Sprache. Doch Tutti Frutti lief erst ab 1990 bei RTL. Das Programm der Privatsender in den ersten Jahren war ähnlich bieder wie das der öffentlich-rechtlichen: Auf Sat.1 liefen Serien wie Lassie, Musicbox oder Es darf gelacht werden sowie Spielfilme und Krimis. Auf RTL gab es Menschen und Tiere, Da-da-damals (Oldies mit Axel) oder Spielfilme aus der NS-Zeit (Alles Schwindel, 1939). Das Portrait des Cellisten Mstislaw Rostropowitsch auf Sat.1 um 22.45 Uhr konkurrierte immerhin mit einem Gespräch mit Friedrich Dürrenmatt unter dem Titel Die Welt als Labyrinth um 22.30 Uhr auf dem neuen öffentlich-rechtlichen Kultursender 3sat. Und auf ZDF lief gleichzeitig Der Denver Clan.18

Es ging den kommerziellen Kanälen zunächst darum, mit möglichst geringem finanziellen Einsatz die Bekanntheit der Sender zu steigern, also gerne auch durch den Aufkauf alter Serien und billig zu erwerbender Spielfilme. Erst im Laufe der Jahre entwickelten die verschiedenen Privatsender im Kampf um Marktanteile den bekannten schlechten Geschmack und das sprichwörtlich niedrige Niveau. Es ging um Marktanteile, die hauptsächlich mit einfachsten Mitteln erkämpft wurden, mit »Soap Operas« und »Reality-TV« und nicht zuletzt mit Erotik-Shows – sex sells. Statt Nachrichtensendungen gab es »Infotainment«, die Newsshows nach amerikanischem Vorbild, dem sich im Lauf der Zeit auch die öffentlich-rechtlichen Sender unterwarfen. Und da sich die meisten der kommerziellen Fernsehsender über Werbung finanzierten (im Gegensatz zum Bezahlfernsehen, das seit den neunziger Jahren hinzu kam, oder Teleshopping-Kanälen), wurde die Quote zunehmend wichtig. Durch die gesetzliche Beschränkung der Werbeblöcke (im Privatfernsehen auf 20 Prozent pro Stunde) ist die Einschaltquote einer Fernsehsendung für das kommerzielle Fernsehen von größter Wichtigkeit, danach bemißt sich die Einnahme aus den entsprechenden Werbespots: Je höher die Zuschauerzahlen, je höher die Einschaltquote, desto größer die Einnahmen aus den Werbespots, die innerhalb der Sendung geschaltet werden.

Die Quote dient dazu, uns all den Mist, den wir mit unseren monatlichen Zwangsgebühren finanzieren müssen, als das unterzujubeln, was wir ja eigentlich sehen wollen. Erhoben wird die Quote vom börsennotierten Konsumforschungskonzern GfK (Gesellschaft für Konsumforschung), der bereits 1935 gegründet wurde und erforscht, »wie Menschen leben, denken und konsumieren«, und zwar »in über 100 Ländern, jeden Tag«19 – so etwa auch fürs Fernsehen der saudi-arabischen Scharia-Diktatur. Die Quote – erhoben bei sage und schreibe 5 640 Haushalten mit stolzen 10 500 Personen – kann natürlich nicht lügen. (Die mehreren Millionen in Deutschland lebenden Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger, die auch das monatliche Zwangsgeld an die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten abführen müssen, werden bei der Erhebung übrigens gar nicht erst mitgezählt. Immerhin werden seit 2001 auch Daten bei 140 EU-Aus­länder-Haushalten erhoben, die mit 2,48 Prozent in die GfK-Zahlen eingehen). Gemessen wird, wann, wie lange und bei welchen Sendungen bei den »GfK-Familien« der Fernsehapparat angeschaltet ist. Gemessen wird nicht, ob tatsächlich jemand vor dem Fernseher sitzt, und wenn er da sitzt, ob er wirklich die angeschaltete Sendung ansieht oder statt dessen parallel Zeitung liest, auf seinem Tablet oder Laptop im Internet surft. (Neuesten Untersuchungen zufolge nutzt jeder Zweite während des Fernsehens nebenbei oder hauptsächlich das Smartphone, Tablet oder den Laptop, während nur jeder Fünfte sich beim Fernsehen nicht ablenken läßt).20

Der Filmkritiker Claudius Seidl hat zurecht darauf hingewiesen, daß die Einschaltquote eben auch nur mißt, »wann, was und wie lange jene Leute sehen, die Zeit und Nerv genug haben, an der Quotenmessung teilzunehmen«21 – was eine sehr eingeschränkte Probandenauswahl garantieren dürfte und anspruchsvolle Zuschauer, die der Quote kritisch gegenüber stehen, ebenso ausschließt wie all die Zuschauer, die keine Zeit dafür haben, etwa Alleinerziehende oder Familien mit mehreren Kindern und mehreren Berufstätigkeiten. Und sowieso wird kein Mensch, der noch einigermaßen bei Trost und zu »Vernunft, Verstand und Kritik« (von Westphalen) fähig ist, je der umfassenden GfK-Aushor­che­rei zustimmen.

Die wachsende Zahl von Menschen, die Sendungen auf dem Tablet oder Laptop sehen, wird von der GfK nicht erfaßt, ebenso wenig wie der Bereich des Fernsehkonsums, der nicht in »Haushalten« stattfindet, sondern zum Beispiel in Hotels, in Kasernen, Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, in Büros und Studentenwohnheimen. Das Fundament, auf dem die deutsche Fernsehrealität steht, ist reine Augenwischerei und letztlich eine Quoten-Lüge. Zumal die Quote ja immer nur von den Zuschauern ausgeht, die bereits ihr Fernsehgerät angeschaltet haben – so, wie bei den Wahlen die Nichtwähler einfach unter den Tisch fallen, kommen all diejenigen, die sich dem Fernsehen generell verweigern, und diejenigen, die an dem jeweiligen Tag aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Gerät ausgeschaltet gelassen haben, bei der Berechnung der »Marktanteile« gar nicht vor – wenn man diesen Begriff, den Arthur Nielsen, der Begründer des gleichnamigen US-Marktforschungskonzerns, erfunden hat, überhaupt verwenden möchte.

Doch die Fernseh-Verantwortlichen ficht all dies nicht an, die täglichen GfK-Berichte sind schließlich etwas, an dem man sich festhalten kann. Das Quoten-Spiel wird also munter weiter betrieben. In Deutschland entfallen derzeit 21 Prozent aller Werbeumsätze auf Fernsehwerbung. Das Fernsehen ist das umsatzstärkste Medium in Deutschland. Die privaten Fernsehanbieter erzielten im Jahr 2013 hierzulande Werbeeinnahmen von rund 3,8 Milliarden Euro, die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender etwa 295 Millionen Euro.22 Einschaltquote und Marktanteile wurden zum entscheidenden Kriterium für die Beurteilung einer Sendung oder eines Films. Über Inhalte des Fernsehprogramms wird kaum mehr geredet, auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht, es geht allein um die Quote, um die Marktförmigkeit des Fernsehens. Das Fernsehprogramm ist zum Beiwerk der Reklame degradiert worden, dem laut Horkheimer und Adorno »Lebenselixier« der Kulturindustrie. Dabei werden die Werbespots mächtig aufgewertet, sie müssen so gut funktionieren, daß die Fernsehzuschauer möglichst nicht »abwandern«, wenn das Programm mit Werbung unterbrochen wird – diese Wanderbewegungen, der »Audience Flow«, ist eines der größten Probleme der Fernsehsender, nur 9 Prozent aller Zuschauer wechseln nicht das Fernsehprogramm, wenn Werbung gezeigt wird, während über die Hälfte der Zuschauer dann sogar abschalten. Damit der Audience Flow unterbunden wird, gehen die Sender zunehmend dazu über, die Werbung nicht mehr als »Scharnierwerbeblöcke« auszustrahlen (also zwischen einer endenden und der anderen beginnenden Sendung), sondern fast ausnahmslos als »Unterbrecherwerbung« (als Werbeblock während einer Sendung). Doch nur sehr attraktive Sendungen können die Abwanderung während der Werbung unterbinden – die wichtigere Rolle kommt also der Qualität der Werbespots zu. Wahrscheinlich sind Fernseh-Werbe­spots daher heute die aufwendigsten Fernsehproduktionen überhaupt, es werden Unmengen an Geld in die Qualität (also die Manipulationskraft) der Spots investiert. Durch die Schnitttechnik und die perfekte Optik der Werbespots wird natürlich das darauffolgende Programm mitgeprägt und letztlich meistens entwertet. Die Zuschauer, die den Appeal eines Werbespots gewohnt sind, wenden sich von einem langsameren, »schlechter« produzierten Inhalt im eigentlichen Programm ab.

Gleichzeitig geht es den Produktionsgesellschaften heute vermehrt um die »Zuschauernähe« ihrer Produktionen – nur, wenn Filme oder Serien von den Zuschauern angenommen werden, geben sie ein interessantes Umfeld für die teuren Werbespots ab. »Die Bavaria Film versteht sich als Produzent kulturell hochwertiger Programme. Entscheidend sind dabei die Zuschauernähe ihrer Produktionen und deren hoher Production Value. Mit Programmanalysen, Markt- und Trendforschung hat Bavaria Film die Finger am Puls der Zeit«, flötet etwa die »Bavaria Film Gruppe« und wirbt für sich als Herstellerin werbegerechter Filme23 – ausgerechnet ein Medienunternehmen, das sich im Mehrheitsbesitz der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten befindet (33,35 Pro­zent der Unternehmensanteile hält die WDR mediagroup, 16,67 Prozent die SWR Media Services, Aufsichtsratsvorsitzende war bis November 2014 WDR-Intendantin Monika Piel).

Natürlich gab es auch schon in den Anfängen des bundesdeutschen Fernsehens Untersuchungen, wie viele Zuschauer einzelne Sendungen hatten. Diese wurden aber oft erst Wochen später veröffentlicht, hatten also keine Relevanz für das Programm und seine Verantwortlichen. Wirklich wichtig, ja geradezu essentiell wurden die Quotenmessungen, also die Berechnungen der Marktanteile von Sendern und Sendungen, erst mit der Einführung des werbefinanzierten Privatfernsehens. Da die Einnahmen aus der Fernsehwerbung die wesentliche Finanzierungsquelle der Privatsender sind, kommt es nicht nur darauf an, die Einschaltquoten quasi jeder Sendeminute detailliert zu erfassen, sondern auch darauf, die jeweilige Zielgruppe zu erforschen. Als wichtigste »werberelevante« Zielgruppe gilt dabei die Gruppe der 14- bis 49-Jährigen, Menschen, denen eine optimale Konsumfreudigkeit und Reklame-Affinität zugesprochen wird. Daneben gibt es Zielgruppen mit »speziellen Interessen«, neben den Kindern wären da die sogenannten LOHAS, Menschen, denen Gesundheitsbewußtsein und Nach­haltigkeit wichtig sind (»Lifestyle Of Health And Sustainability«), oder die DINKs, Doppelverdiener ohne Kinder (»Double Income No Kids«), oder die wohlhabenden und einkunftsstarken Senioren.

Indem die Konsumindustrie ihre Zielgruppen sehr genau analysiert, kann sie ihre Werbemaßnahmen optimal ihren Konsumentenkreisen anpassen. Doch wer glaubt, damit erschöpfe sich die Einflußnahme der Werbeindustrie, täuscht sich gewaltig. Tatsächlich wird immer häufiger das Fernsehprogramm so gestaltet, daß das Programm zu der von der Konsumindustrie geschalteten Werbung paßt. Und was nicht paßt, wird passend gemacht. Das ist auch der Grund, warum es in der Diskussion um die verschiedenen Fernsehsender und ihre Sendungen fast nur noch um die Quote geht: Die Sender sehen sich gezwungen, ein Programm zu senden, das die Einschaltquoten anhebt, das »Quote macht«, das also für die Werbewirtschaft und die Konsumindustrie interessant ist.

Pervers ist, daß die öffentlich-rechtlichen Sender bei diesem Quotenwettkampf emsig mittun. Durch das Aufkommen des Privatfernsehens gerieten ARD und ZDF in Panik. Im Grunde ist die Quotendiskussion für die gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen kein wesentliches Kriterium, denn der Anteil der Fernsehwerbung an der gesamten Finanzierung der öffentlichen Sender ist vergleichsweise gering: Laut der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) liegen der Nettowerbeumsatz im Jahr 2013 beim ARD-Fernsehen bei 150,1 und die Werbeerträge beim ZDF bei 116,5 Millionen Euro (bei einer Gesamtaufwendung von einigen Milliarden Euro).24 Ein vollständiger Verzicht auf Werbung und Sponsoring bei ARD und ZDF bei gleichen Aufwendungen wie bisher würde nur eine sehr geringfügige Anhebung des Rundfunkbeitrags nötig machen.

Statt sich also der durchaus vorhandenen Stärken ihres Programms und letztlich ihres gesetzlichen Auftrags (Bildung, Information, Kultur) zu vergewissern, unterwarfen sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender freiwillig dem von den Privaten angestoßenen Quotenwettkampf und änderten ihren Kurs in Richtung eines restaurativen und konsumindustrie-freundlichen Programms. Erfand das Privatfernsehen neue hirnlose Spieleshows, zogen ARD und ZDF umgehend nach. Begannen die Privaten, nach südamerikanischem Vorbild »Telenovelas« auszustrahlen, importierten und erfanden ARD und ZDF ihre eigenen Telenovelas und gaben zum Beispiel das Nachmittags- und ihr durchaus immer wieder qualitätsbewußtes Vorabendprogramm preis (man denke etwa an Serien wie Helmut Dietls Monaco Franze).

Das Gros der Fernsehverantwortlichen und sicher auch nicht gerade geringe Teile der politischen Klasse freuten sich darüber, daß die Quote sie letztlich von einer inhaltlichen Diskussion über das Programm entlastete. Sendungen, die keine Quote bringen, werden auch bei ARD und ZDF sofort abgesetzt oder ins Mitternachtsprogramm verlegt. Das reale Programmziel von ARD und ZDF, hohe Quoten zu erzielen, wird erreicht durch das Senden von »kommerziellem Süßstoff«, wie der Filmregisseur Dominik Graf es nennt. Die Devise laute: »Bloß weg von allen Bildungsaufträgen, weit fort mit allen kulturellen Vorreiterfunktionen, so übertrieben, daß man eine Neurose vermuten würde« (Graf).25 Drehbuchautor Wolfgang Menge sagte bereits 1989 bei einer Grimme-Preis-Verleihung: »Würden Sie beispielsweise die Lebensfähigkeit unserer Demokratie da­ran messen, welche Fernsehprogramme die höchsten Ein­schaltquoten erreichen, wäre es höchste Zeit, unser Wahl­system zu ändern.«26

Günter Gaus ist heute vielen nur noch als Politiker bekannt,27 war aber durch seine Sendereihen Zur Person oder Zu Protokoll berühmt geworden, die das ZDF seit 1963 ausstrahlte – kluge Gespräche, die Gaus mit Politikern, Wissenschaftlern oder Künstlern führte. Wenn man sich diese Sendungen heute ansieht, etwa die legendären Gespräche mit Hannah Arendt oder mit Rudi Dutschke, dann fällt neben der Intelligenz auch die Zurückhaltung auf, Gaus ist kaum je im Bild zu sehen. Welch eine Wohltat im Vergleich zu den sich ständig in den Mittelpunkt rückenden »Talkmastern« unserer Tage. Günter Gaus konstatierte schon im letzten Jahrhundert, daß das Fernsehen »als Aufklärungsmedium gescheitert«28 sei.

Ich halte nichts von Verschwörungstheorien, ich glaube daher nicht, daß die verantwortlichen Politiker, Medienkaufleute und Fernsehmacher, als sie in den achtziger Jahren die Einführung des Privatfernsehens in der BRD beschlossen, gezielt den Niedergang des Qualitätsfernsehens herbeiführen wollten. Man wird aber wohl sagen können, sie nahmen eine Nivellierung der Qualität billigend in Kauf. Diese Nivellierung ging einher mit einer neue Provinzialität (es war gewissermaßen »Helmut Kohl« statt »Helmut Schmidt«), die ihren perfekten symbolischen Ausdruck in der Serie Die Schwarzwaldklinik fand, die ab 1985 vom ZDF ausgestrahlt wurde. Die Sehnsucht nach Verständlichkeit, nach Wohltemperiertheit sollte endlich das kritische, engagierte Fernsehen ablösen, das in den siebziger Jahren noch eine starke Rolle gespielt hat. Es ging um eine »geistig-moralische Wende« auch im Fernsehen. Den Verantwortlichen ging es wahrscheinlich wie dem Zauberlehrling, zunächst riefen sie jubelnd die Geister, die sie dann nicht mehr loswurden, und wenn man heute ausgerechnet Politiker wie die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hört, daß die öffentlich-rechtlichen Sender »sich angesichts ihres Auftrags nicht immer nur auf die Quote berufen«29 sollten, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln angesichts des längst vollzogenen Qualitätsentzugs und der Entpolitisierung und Verdummung des Fernsehens seit den achtziger Jahren. Man hat munter vor sich hin gezündelt, und als das öffentlich-rechtliche Haus dann in Flammen stand, hat man verschämt beiseite geguckt, und niemand wollte je mit den Streichhölzern gespielt haben.

Kurios ist: Dem Niedergang des »Qualitätsfernsehens« steht eine Zuschauerzahl gegenüber, die noch nie so hoch war wie heute. Fernsehen erreicht in der BRD täglich knapp drei Viertel der gesamten Bevölkerung, und die durchschnittliche TV-Sehdauer lag 2013 bei 3 Stunden und 41 Minuten pro Tag.30 Natürlich ist die Sehdauer nicht unbedingt auch eine Verweildauer, das Fernsehen ist, wie bereits angedeutet, zunehmend ein »Nebenbeimedium«. Aber die durchschnittliche TV-Sehdauer entspricht fast zwei Monaten pro Jahr, nämlich mehr als 56 Tagen, und stieg seit der Einführung des Privatfernsehens drastisch an: Waren es 1980 noch 125 Minuten, sahen die Bundesbürger 1992 durchschnittlich bereits 158 Minuten, 1997 schon 183 und 2005 210 Minuten fern, und im Jahr 2011 wurde der bisherige Höchstwert von 225 Minuten erreicht, der 2013 geringfügig auf 221 sank – diese Zahl enthält alle Fernsehzuschauer ab 3 Jahren. Die Erwachsenen ab 14 Jahren (das ist das offizielle Kriterium der im staatlichen Auftrag tätigen Konsumforscher)31 sehen über 230 Minuten täglich fern (2010: 237, 2013: 231), Kinder von 3 bis 13 Jahren um die 90 Minuten (2000: 97, 2010: 93, 2013: 88). In Ostdeutschland wird deutlich mehr ferngesehen: 2013 waren es bei den Erwachsenen 271 Minuten, im Vergleich zu 220 Minuten bei den Westdeutschen. Und die Ostdeutschen bevorzugen die Privaten, RTL hat dort einen mehr als zwei Prozent höheren Marktanteil als das Erste, im Westen ist es genau andersherum. Und: je älter die Menschen, desto mehr sehen sie fern. Während die 60-69jäh­rigen täglich weit über 5 Stunden, nämlich 317 Minuten fernsehen (mit +5,0% die höchste Steigerungsrate im Vergleich zu 2010), sind es bei den 30-39jährigen 195 (-10,1%) und bei den 20-29jährigen 148 (-8,6%) Minuten täglich; bei den unter 40jährigen nimmt also der Fernsehkonsum drastisch ab.32

Besonders aufschlußreich werden diese Zahlen, wenn man sie nach soziologischen Kriterien betrachtet: Die Oberschicht beispielsweise sieht mit etwa 2 Stunden täglich am wenigsten fern und bevorzugt die öffentlich-rechtlichen Ka­näle. Die Angehörigen der Unterschicht verbringen jeden Tag knapp 5 Stunden vor dem Fernsehgerät und sehen überproportional häufig Privatfernsehen.33 Wer das Abitur oder ein Studium abgeschlossen hat, sieht etwa 162 Minuten fern, wer einen Volksschulabschluß hat, 257 Minuten. Bei leitenden Angestellten, Freiberuflern und höheren Beamten sind es 168 Minuten, bei einfachen Arbeitern 250, und Arbeitslose sehen 319 Minuten täglich fern. Wer mehr als 4000 Euro netto verdient, sitzt im Schnitt 149 Minuten täglich vor der Glotze, wer es auf weniger als 1000 Euro netto bringt, 311 Minuten. Diese Zahlen korrespondieren im übrigen mit der sozialdemographischen Struktur der »Offliner«, also Personen ohne jegliche Online-Nutzung: Nur 6,1 Pro­zent aller Bundesbürger mit Abitur waren 2013 offline. Bei den Absolventen von Volks- oder Hauptschule waren es 40,4 Prozent. Und während nur 10,4 Prozent aller Berufstätigen offline waren, ist es die Hälfte aller »nicht Berufstätigen«, nämlich 49,8 Prozent.34

Ohne Fernbedienung ist der gezielte Fernsehkonsum von zig Sendern mit Vollprogramm nicht mehr vorstellbar. War die Fernbedienung, dieses »direkt mit Faustkeil oder Zauberstab verwandte Zepter der Neuzeit« (József Tillmann), mit dem sich jeder Mensch in seinem Fernsehsessel auf dem Gipfel seiner Macht fühlen kann, bei ihrer Einführung vor sechzig Jahren noch purer Luxus, ist sie heute existentielles, nicht mehr wegzudenkendes Utensil. Die Fernsehzuschauer setzen sich nicht mehr gezielt vor das Fernsehgerät, um eine bestimmte Sendung zu sehen, sondern um ein bißchen herumzuzappen. Und je dröger das Programm, desto mehr wird gezappt, und wenn man auf seinen vierzig oder fünfzig Sendern nichts Brauchbares gefunden hat – »57 Channels (And Nothin’ On)« singt Bruce Springsteen –, beginnt man eben wieder von vorn. Die Fernbedienung ermöglicht dem Zuschauer, wenn man es positiv formulieren will, als »Flaneur« durch das Bilder-Universum des Fernsehens zu wandeln.

In aller Regel wird der Zuschauer jedoch eher die Häppchen des Fast-Food-TVs zu sich nehmen, die ihn ähnlich unbefriedigt zurücklassen wie das Fast Food der einschlägigen Frikadellenbratketten. Die »Müdigkeitsgesellschaft«, von der Byun-Chul Han spricht, setzt sich beim Fernsehkonsum fort. Die Couch-Potatoes fühlen sich mit der Fernbedienung in ihrer Hand als mächtige Akteure ihrer eigenen Schaltzentrale, sind aber doch nur konsumierende Objekte der bereitstehenden privaten oder öffentlich-recht­lichen Verblödungsmaschinerie.

Die genannten Zahlen des geradezu walfischgroßen Fernsehkonsums belegen, daß das Fernsehen eine zentrale Rolle als Medium der Bewußtseinsindustrie spielt. Herbert Marcuse sprach 1964 von der Notwendigkeit, der »massiven Vergesellschaftung«, die zu Hause beginnt und die »Entwicklung des Bewußtseins und Gewissens« hemmt, die For­derung nach »Autonomie« entgegenzusetzen, nach einer »Neubestimmung der Bedürfnisse«. Und er wählte ein anschauliches Beispiel, das er gleich als »leider phantastisch« charakterisierte: die Abwesenheit aller Reklame. »Die bloße Abwesenheit aller Reklame und aller schulenden Informations- und Unterhaltungsmedien würde das Individuum in eine traumatische Leere stürzen.«35 Wie viel mehr gilt dies heutzutage: Würde das Fernsehen plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen, würde man das Fernsehen ein paar Tage lang komplett ausschalten, dann würde dies die Menschen in unserer Gesellschaft wohl nicht mehr nur in eine »traumatische Leere« stürzen, sondern es wäre eher wie ein kalter Entzug von Drogen. Möglicherweise würde das System zerfallen, wie es Marcuse voraussah, auf jeden Fall würde es zu Rebellion, möglicherweise zu Bürgerkrieg kommen. Das Fernsehen ist nicht nur eine Verblödungsmaschine, es ist auch eine Propagandamaschine zur Aufrechterhaltung der Verhältnisse, zur Festigung von Herrschaft, sei es die der Konsumindustrie, sei es die der Profiteure der Propagandamaschine selbst.

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